Durch die Nacht mit … Folge 110: Bootsy Collins und Jamie Lidell
Folge 110
Bootsy Collins und Jamie Lidell
Folge 110 (55 Min.)
„Ich bin der Student, Bootsy der Lehrer“, sagt der englische Elektro-Soul Sänger Jamie Lidell am Anfang ein wenig aufgeregt, denn vor Bootsy Collins kann man nur Respekt haben. Seine Karriere als Musiker sowie seine Zusammenarbeit mit James Brown, Funkadelic und Parliament, mit Snoop Dogg, Sly, LL Cool J, Bobby Womack und Keith Richards verunsichern die meisten Musiker. Doch die Unsicherheit hält bei Jamie Lidell nicht lange an, denn Bootsy hat sich mit Lidells Musik beschäftigt und zeigt sich beeindruckt von der souligen Stimme seines nächtlichen Begleiters. Auf seinem Anwesen außerhalb seiner Heimatstadt Cincinnati in Ohio hat Bootsy ein kleines Funk-Paradies geschaffen, und Lidell fühlt sich zwischen den zahlreichen Gitarren und glitzernden Anzügen wie ein Kind im Spielzeugladen. Im großen Studio spielt Bootsys Band: „Go ahead Lidell, go ahead“ und Lidell zeigt der Funk-Legende eindrucksvoll, was er kann, als er spontan einige von Bootsys größten Hits singt. Im Soul-Food-Restaurant „Ollie’s Trolley“ werden die besten Hähnchen der Stadt aus einem traditionellen Kugelgrill serviert. Die beiden bedienen sich reichlich und reden Tacheles über den häufig zu beobachtenden Drogenkonsum im Musikgeschäft. Danach
besuchen sie das mittlerweile leerstehende Gebäude des legendären Plattenlabels King Records, mit dem James Brown seinen Durchbruch schaffte. Bootsy gerät ins Schwärmen, als er von der Zusammenarbeit mit dem „Godfather of Soul“ erzählt – auch wenn er nicht bezahlt wurde. In der „New Jerusalem Baptist“-Kirche traut Bootsy seine Ohren kaum, als Jamie spontan mit einem Gospel-Chor sein Lied „Another Day“ singt. „There’s something in you“, stellt die Funk-Legende begeistert fest und fordert Lidell auf, den Soul aus sich herauszulassen. Bei einem Essen im Steakhouse, in dem die Steaks am Fließband an den Tisch serviert werden, erklärt Bootsy, dass sein B-Funk-Planet von seiner Frau regiert werde und er damit sehr zufrieden sei. Lidell ist vor allem glücklich, dass er mit Bootsy zusammen sein darf. „Jede Begegnung ist eine Möglichkeit“, antwortet die Funk-Legende, und Lidell nickt sichtlich bewegt. Der Abend endet in einem ehemaligen Packhaus, in dem sich Cincinnatis überschaubare elektronische Musikszene trifft. Als Lidell dann die Computer übernimmt, lässt sich auch der Großmaster des E-Bass nicht lange bitten und setzt sich ans Schlagzeug. Eine ernsthafte musikalische Zusammenarbeit ist zu diesem Zeitpunkt schon längst beschlossene Sache. (Text: arte)