Durch die Nacht mit … Folge 111: Ulrich Seidl und Josef Bierbichler
Folge 111
Ulrich Seidl und Josef Bierbichler
Folge 111 (55 Min.)
Der österreichische Regisseur Ulrich Seidl ist ein großer Fan des bayerischen Schauspielers Josef Bierbichler – und umgekehrt. Doch zusammengearbeitet haben die beiden Filmschaffenden bisher noch nie. Höchste Zeit, sich etwas näher kennen zu lernen, dachte sich Ulrich Seidl – und wünschte sich einen gemeinsamen Abend mit dem ewigen Grantler Bierbichler in Kiew. Seit seinem Film „Import/Export“ hat Ulrich Seidl eine Schwäche für die Hauptstadt der Ukraine. Dabei interessieren ihn nicht so sehr Kunst und Architektur, sondern vor allem die Lebensbedingungen der dort lebenden Menschen. Kiew bildet den perfekten Rahmen für eine Begegnung zweier Einzelgänger, bei denen es um die ganz großen und die ganz kleinen Fragen geht: um Kunst und Demokratie, den Unterschied zwischen Film und Theater, um Ängste und Eitelkeiten – und natürlich darum,
den besten Wodka zu bekommen. In einem schäbigen Wagen der Marke Wolga erkunden sie die gigantische Plattenbausiedlung „Massiv“, einen typischen Markt, auf dem beide eine Badehose erstehen und den Hidropark, in dem die Jugendlichen der Stadt an selbst zusammengeschweißten Trainingsgeräten im Freien ihre Muskeln stählen. Immer wieder versucht Seidl, Bierbichler zu einem gemeinsamen Filmprojekt zu überreden, doch der Umworbene bleibt kühl und gesteht sogar, in Zukunft gar nicht mehr vor die Kamera zu wollen: „Dieser Zugriff des ganzen Apparates auf meinen Körper, das mag ich nimmer.“ In einer Strandbar essen sie zu Abend – unbeeindruckt von dem herrlichen Sonnenuntergang. Der passionierte Fluss-Schwimmer Seidl steigt in seiner neuen Tiger-Badehose schließlich allein in die Fluten, dem See-Schwimmer Bierbichler ist die Strömung nicht geheuer. (Text: arte)