unvollständige Episodenliste

  • So tickt Europas Jugend – Eine verlorene Generation?

    Viele junge Europäer sehen für sich keine Perspektive, finden kaum Jobs und können von einer eigenen Familie nur träumen. Die Folge: Europa droht in vielen Ländern eine ganze Generation zu verlieren. Während die Kluft zwischen Arm und Reich in Europa immer größer wird, wächst der Druck auf die jungen Menschen. Sie müssen leistungsfähiger und flexibler sein als je zuvor. Von der Politik dagegen sehen sich viele im Stich gelassen. Was bedeutet es, wenn sich immer mehr junge Menschen abgehängt fühlen? Wohin führt sie ihr Frust an der Politik? „So tickt Europas Jugend“ reist deshalb dorthin, wo die Probleme der Jugend am stärksten zu Tage treten.
    Die Reise beginnt in Spanien: Dort sind 53,2 Prozent der Jugendlichen ohne Job – europaweit spitze. „Ich gewinne eher im Lotto, als dass ich einen Job bekomme“, sagt frustriert die 24-jährige Elena. Die studierte Pädagogin ist bestens ausgebildet und bringt Auslandsaufenthalte mit. Dennoch hat sie derzeit keine Chance auf dem miserablen spanischen Arbeitsmarkt, weil unzählige Stellen der öffentlichen Hand gestrichen wurden während der Krise.
    Elena lebt in Cadiz, Andalusien, also dort, wo die Jugendarbeitslosigkeit innerhalb Spaniens am höchsten ist (61,5 Prozent; 2014). Hier sind die angekündigte EU-„Jobgarantie“ und die Fördergelder der EU nur ein Tropfen auf den heißen Stein. In ihrem Frust setzen viele Jung-Arbeitslose auf Podemos, eine linke Protestpartei. Maria Romay, 24, ist seit wenigen Monaten jüngste Stadträtin von Cádiz.
    Sie kam über die Studentenproteste zu Podemos und war dabei, als die Partei völlig überraschend das Rathaus der Hafenstadt eroberte. „Wir kennen den verschuldeten Etat der Stadt Cádiz, aber wir sind eigentlich nicht angetreten, um lediglich die Misere zu verwalten“, sagt sie. Dennoch weiß auch sie inzwischen: Es gibt kein Geld für die vielen Vorhaben der Linksalternativen. Die Umfragewerte von Podemos fallen. Dennoch kann bei der Parlamentswahl in Spanien am 20. Dezember Podemos zum Zünglein an der Waage werden.
    Offen, mit welchen Folgen für die gerade wieder anspringende spanische Wirtschaft. Viele junge Spanier aber haben das Vertrauen in ihr Land völlig verloren. Sie wandern aus, vielleicht für immer. Die größte Anzahl junger Auswanderer in Europa hat Rumänien – mit dramatischen Folgen für die ländlichen Regionen. Rumänische Krankenhäuser müssen dichtmachen, weil tausende Ärzte fehlen. Junge Ärzte, oft die besten ihres Jahrgangs, wandern aus für ein Vielfaches des rumänischen Lohns.
    „Ich gehe wegen des Lohns, aber auch wegen der Korruption auf allen Ebenen in Rumänien“, sagt der plastische Chirurg Andrei Marin. Am krassesten aber spürt man den Verlust der Arbeitskräfte in Orten wie dem Dorf Faraoani. Allein von dort sind 300 Menschen ins europäische Ausland zum Arbeiten ausgewandert. Zurück bleiben Kinder, die von den Großeltern aufgezogen werden und ihre Eltern nur vom Telefon kennen. Dorfbibliothekarin Felicitas Farcas ist dort eine Art Ersatzmutter, wenn sie mit den EU-Waisen Hausaufgaben macht und näht.
    „Ich selbst war auch im Ausland“, sagt sie, „ich kenne die Zerrissenheit dieser Eltern. Damals hat mein Sohn sehr gelitten.“ Doch es gibt auch Hoffnung: Die IT-Branche boomt in Bukarest. IT-Ingenieure
    verdienen das Dreifache eines Arztes und können sich, wenn sie Talent haben, den Arbeitgeber aussuchen. Robert Knapp, Software-Unternehmer aus Deutschland, spricht sogar von einem „Krieg um die Köpfe“ in Rumänien, den der IT-Boom der letzten Jahren entfacht hat.
    Ein Hauch von Silicon Valley in Rumänien. Von luxuriösen Arbeitsverträgen können viele junge Briten nur träumen. Sie erhalten Verträge, in denen ihnen null Arbeitsstunden garantiert werden. Knapp 700.000 Briten sind derzeit in diesen sogenannten „Zero Hour-Contracts“ beschäftigt: Vertraglich verpflichtet, immer auf Abruf, aber ohne jegliche Sicherheit. Denn ein Grundgehalt gibt es nicht. Bezahlt wird nur, wenn Arbeit ansteht. Ausbeutung, auch auf der anderen Seite: in der City of London mit ihren vielen Versicherungen und Banken – beinahe eine Parallelwelt.
    Hier ist es ganz normal, 60 Stunden pro Woche zu arbeiten. Ein hoher Druck, dem viele junge Briten nicht mehr gewachsen sind. Auf alle jungen Europäer rollt ein weiteres gewaltiges Problem zu: ein riesiger staatlicher Schuldenberg. Junge Griechen haben dabei die größte Hypothek. 180 Prozent des Bruttoinlandsproduktes – so hoch ist die Staatsverschuldung derzeit. Wie geht die junge Generation damit um? Noch im letzten Jahr feierte sie Alexis Tsipras mit seiner linksorientierten Partei Syriza als Hoffnungsträger.
    Dann aber musste er viele seiner Wahlversprechen zurücknehmen. Zwar wurde Tsipras im September dennoch im Amt bestätigt. Aber viele junge Griechen fragen sich jetzt ratlos, wie es für sie wohl weitergehen wird, wenn die Sparauflagen der europäischen Institutionen umgesetzt werden. Welche Folgen ein konsequent durchgesetztes Sparprogramm haben kann, erleben die jungen Litauer.
    Das kleine baltische Land hat europaweit die größte Kluft zwischen Arm und Reich. Mittlerweile zählt Litauens Volkswirtschaft zwar zu den am stärksten wachsenden in der EU, aber für normale Angestellte oder Arbeiter reichen die Löhne nur gerade so zum Überleben. So wie bei Ana Pavilovic-Jancis, einer Gymnasiallehrerin, die am Ende des Monats auf gerade mal 350 Euro kommt, obwohl sie Vollzeit arbeitet. Während des Sparprogramms wurde ihr Lohn stark gekürzt – bis heute. „Die Litauer ertragen viel und sind es nicht gewohnt, sich für das gemeinsame Wohlergehen einzusetzen“, mutmaßt Ana über die Gründe dafür, dass ein Teil der Gesellschaft deutlich schlechter verdient als der Rest.
    Ganz anders geht es Ignas Staškevièius – einem Unternehmer, der in den 90ern anfing, Geschäfte zu machen. Damals war das Land im Umbruch und Ignas schaffte es, mit Freunden das mittlerweile größte Unternehmen in Litauen zu gründen – ein Handelsunternehmen. Dass sie damals mit allen Tricks und Kniffen gearbeitet haben, gibt er gerne zu.
    Und auch, dass die Schere zwischen Arm und Reich damals begann auseinander zu gehen – bis heute. Die Reporter, Joana Jäschke und Matthias Ebert, starten und beenden ihre Reise quer durch Europa gemeinsam in Berlin – der Stadt, in die die meisten jungen Europäer immigrieren. Vor allem viele Spanier, Italiener und Griechen suchen hier nach neuen Perspektiven. Doch die Konkurrenz ist groß. Und die Arbeitsverträge, die sie ergattern, sind oft prekär, kurzfristig, ausbeuterisch. Der Traum von einem besseren Leben erfüllt sich längst nicht für alle jungen Zuwanderer. Viele kehren enttäuscht zurück in ihre Heimat. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.12.2015Das Erste

Cast & Crew

Sendetermine

So 11.09.2016
01:15–02:00
01:15–
Sa 10.09.2016
20:15–21:00
20:15–
Sa 10.09.2016
12:15–13:00
12:15–
So 03.01.2016
12:15–13:00
12:15–
Sa 19.12.2015
09:15–10:00
09:15–
Sa 12.12.2015
14:15–15:00
14:15–
Do 10.12.2015
20:15–21:00
20:15–
Di 08.12.2015
04:45–05:30
04:45–
Mo 07.12.2015
23:40–00:25
23:40–
NEU
Füge Die Story im Ersten kostenlos zu deinem Feed hinzu, um keine Neuigkeit zur Serie zu verpassen.
Alle Neuigkeiten zu Die Story im Ersten und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.

Reviews & Kommentare

    Erinnerungs-Service per E-Mail

    TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Die Story im Ersten online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

    Folge zurückFolge weiter

    Auch interessant…