Die Story im Ersten Staffel 11, Folge 62: Sterbehilfe: Harald Mayer kämpft um seinen Tod
Staffel 11, Folge 62
480. Sterbehilfe: Harald Mayer kämpft um seinen Tod
Staffel 11, Folge 62
Für jeden Handgriff braucht er einen Pfleger, nachts, wenn er sich umdrehen will, zum Naseputzen, Zudecken, Tränentrocknen. Harald Mayer lebt in totaler Abhängigkeit. Multiple Sklerose hat ihn bewegungsunfähig gemacht. Der ehemalige Feuerwehrmann hat Angst, dass er bald weder schlucken noch atmen kann. Und trotzdem weiterleben muss. Bei vollem Bewusstsein. „Das Leben, das ich habe, das ist kein Leben mehr!“ Harald Mayer will Sterbehilfe. Die hat er nie bekommen. Denn 2015 hatte der Bundestag aktive Sterbehilfe weitgehend verboten. Doch das Bundesverfassungsgericht erklärte dieses Gesetz später für grundrechtswidrig, der Bundestag muss die Sterbehilfe nun neu regeln. Darauf hofft Harald Mayer. Der Schwerstkranke kämpft seit Jahren vor Gericht um die Herausgabe eines Medikaments, das ihn sanft im Kreis seiner Familie entschlafen ließe. Einer Sterbehilfe-Organisation möchte er sich nicht anvertrauen. Karl-Heinz Pantke wollte nie sterben, obwohl er nicht einmal mehr den kleinen Finger bewegen konnte: Locked-in-Syndrom lautete die Diagnose vor fast 30 Jahren. Doch der Physiker kämpfte sich
zurück ins Leben, schafft es mittlerweile allein bis in den vierten Stock seiner Wohnung. „Ich hatte heftige Suizidgedanken. Und bin froh, dass mir niemand geholfen hat.“ Pantke ist gegen eine Liberalisierung der Sterbehilfe: „Sie sollte per Gesetz stark eingeschränkt sein.“ Käthe Nebel glaubt nicht, dass der Bundestag Sterbehilfe frei zugänglich machen wird. Die ziemlich fitte 91-Jährige will aber nicht eines Tages in die Schweiz fahren müssen, um selbstbestimmt sterben zu dürfen. Deshalb übt sie, so makaber das klingen mag, den Freitod ohne Hilfe: in ihrem Schlafzimmer, mit einem Glas in der Hand und einer Plastiktüte über dem Kopf. „Der Suizid ist mein letzter Ausweg, wenn es unerträglich wird. Und den soll man mir überlassen. Und mir nicht erschweren. Ich bin empört!“ Die vielfach preisgekrönte Autorin Tina Soliman hat den unheilbar kranken Harald Mayer vier Jahre lang mit der Kamera bei seinem Kampf um einen selbstbestimmten Tod begleitet. Entstanden ist ein eindringlicher, oft sehr berührender Film, der die Sterbehilfe aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. (Text: ARD)
Deutsche TV-PremiereMo. 21.11.2022Das ErsteDeutsche Streaming-PremiereSa. 19.11.2022ARD Mediathek