Folge 372

  • Geheimnis, Macht und Zukunft – Entdeckungen in Rossendorf

    Folge 372 (45 Min.)
    Das Helmholtz Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) ist möglicherweise nicht der erste Ort, der einem in den Sinn kommt, wenn man an Dresden denkt. Obwohl es eine der wichtigsten Großforschungseinrichtungen Deutschlands ist, die wegweisend für die Bekämpfung von Tumorerkrankungen, die Endlagerung radioaktiver Stoffe und vieler anderer Anwendungen ist, schafft es das HZDR nur selten auf den Radar der allgemeinen Aufmerksamkeit. Dabei wird hier mit 130 Millionen Euro aus öffentlichen Mitteln, den 1.200 vorwiegend jungen Mitarbeitern aus 60 Ländern Forschung auf höchstem Niveau ermöglicht.
    Vielleicht liegt die vergleichsweise geringe Popularität aber auch darin begründet, dass innovative Forschungseinrichtungen stets ein gewisses Maß an Geheimhaltung wahren. „Denn Neuentwicklungen stehen nicht nur im Fokus der Konkurrenz, sondern vor allem im Visier von Nachrichtendiensten“, warnt explizit auch der Deutsche Verfassungsschutz vor den Gefahren von Wissenschaftsspionage. Während heute Transparenz auch in Forschungseinrichtungen wie dem HZDR zu den Grundfesten der Demokratie gehören, galt zu DDR Zeiten für das 186 Hektar große Areal genau das Gegenteil.
    Ein streng abgeriegelter und geheimer Ort, der ab 1956 das Zentralinstitut für Kernforschung beherbergte – mit dem ersten Kernreaktor der DDR. Und so spannend die Geschichten derer sind, die heute in Dresden-Rossendorf arbeiten, erzählen die Biografien jener, die zu DDR Zeiten, mit der Forschung an diesem Ort begannen, vom Nachbeben der NS Diktatur, den Verwerfungen des Kalten Krieges und der Entwicklung und dem Ende der DDR.
    Vieles davon liegt bis heute im Verborgenen. Eine dieser Geschichte beginnt mit der Gründung des Zentralinstituts für Kernforschung Dresden-Rossendorf, der des Direktors Heinz Barwich. Er leitet das damals streng bewachte und abgelegene Institut, das seit 1957 den ersten Kernreaktor der DDR beherbergt. Anders als sein Professor Gustav Hertz und die deutschen Wissenschaftler Manfred von Ardenne und Max Steenbeck geht Heinz Barwich 1945 freiwillig in die Sowjetunion, um dort im
    sowjetischen Atomforschungszentrum Suchumi am Schwarzen Meer an der russischen Atombombe zu forschen.
    Barwichs Arbeitsgruppe gelingt dabei die Lösung eines wichtigen Teilproblems, wofür er mit dem Stalinpreis ausgezeichnet wird. Er ist 44 Jahre alt als er 1955 aus der Sowjetunion in die DDR zurückkehrt und kurze Zeit später die Leitung des Zentralinstituts für Kernphysik übernimmt. Neun Jahre später nutzt er eine Konferenz in Genf, um aus dem Osten zu fliehen. Stellvertretender Direktor ist damals Klaus Fuchs, besser bekannt als „der Atomspion“.
    Mit ihm verquickt sich an diesem Ort eine andere Geschichte des Kalten Krieges. Klaus Fuchs kommt erst 1959 in die DDR. Nach einer 8-jährigen Haftstrafe in Großbritannien kehrt er zu seinem Vater nach Leipzig zurück. Als KPD-Mitglied war er nach dem Reichstagsbrand aus Deutschland geflohen. In Großbritannien forscht er mit Max Born an den Grundlagen der Kernphysik. Er wird britischer Staatsbürger und geht 1943 in die USA, um am streng geheimen „Manhattan-Projekt“ zu forschen, dem Atombombenprogramm der Amerikaner.
    Was damals niemand ahnt, Klaus Fuchs ist längst Spion der Sowjets und verrät ihnen wichtige Details für den Bau einer eigenen Atombombe. 1950 wird er enttarnt. Es ist sein Geständnis, das das FBI letztlich zum Ehepaar Julius und Ethel Rosenberg führt. Ethel Rosenbergs Bruder war Kollege von Klaus Fuchs für das „Manhattan Projekt“. Bis 1970 bleibt er Stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts und gehört bis zu seinem Tod 1988 zu den gefeierten Wissenschaftlern in der DDR.
    Doch wie ging es weiter mit der Grundlagenforschung in Dresden-Rossendorf, nachdem der erste Kernreaktor der DDR in Betrieb gegangen war? Ende der 1980er-Jahre wird er generalüberholt – aber dann macht ihn die Geschichte der deutschen Wiedervereinigung überflüssig. Nach dem Rückbau der Reaktoranlage wächst darüber im wahrsten Sinne des Wortes Gras. Eine grüne Wiese, gesäumt von prächtigen Bäumen. Ein friedlicher Ort inmitten der Natur, voller Geheimnisse, bahnbrechender Theorien und einer spannenden Wirklichkeit. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.11.2020MDRDeutsche Online-PremiereDi 10.11.2020ARD Mediathek

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Mo 21.02.2022
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So 20.02.2022
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