2023, Folge 452–469

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  • Folge 452 (45 Min.)
    v.re.: Dr. Roland Heilmann (Thomas Rühmann) und Dr. Kathrin Globisch (Andrea Kathrin Loewig) – Bild: MDR/​Saxonia Media/​Sebastian Kiss
    v.re.: Dr. Roland Heilmann (Thomas Rühmann) und Dr. Kathrin Globisch (Andrea Kathrin Loewig)
    1.000 Folgen „In aller Freundschaft“, mehr als fünf Millionen Zuschauer jede Woche – eine Erfolgsgeschichte aus Leipzig. 25 Jahre nach dem Start ist ein Ende nicht in Sicht, für die erfolgreichste Arztserie im deutschen Fernsehen. Zweimal hat das Team die Goldene Henne gewonnen und dazu noch einen Publikumsbambi. Warum ausgerechnet „In aller Freundschaft“? Was macht die Serie aus Sicht der Macher und Stars so erfolgreich? Und was ist das Erfolgsrezept der Sachsenklinik?
    Hinter den Kulissen gibt es die Antworten. Die Serie punktet mit ostdeutschen Publikumslieblingen in vielen wichtigen Rollen. Außerdem übernehmen in jeder Folge prominente Schauspieler aus ganz Deutschland Gastrollen. Erstaunlich auch, dass das Ende einer Geschichte bis zur Ausstrahlung wirklich geheim bleibt. Wer überwacht das? Wie entstehen die Geschichten, die so erfolgreich sind?
    Eines liegt dem Team der Sachsenklinik auf jeden Fall am Herzen. Fachlich möchte sie sich nichts ankreiden lassen. Im Hintergrund lernen wir echte Krankenschwestern und Ärzte kennen. Sie beraten die Schauspieler, damit alle Dialoge und Handgriffe der Realität entsprechen. Inzwischen laufen einzelne Szenen der Serie sogar als Lehrfilm in den Hörsälen der Mediziner. Auch haben Experten herausgefunden, dass die Arztserie den realen Klinikalltag positiv beeinflusst.
    Eine, die jeden Dienstag einschaltet, ist Inge Hochstein aus Limbach-Oberfrohna. Wir begleiten sie an einem ganz besonderen Tag. Sie selbst darf die Sachsenklinik besuchen und die Stars hautnah erleben. Gleich an der Eingangspforte wird sie von Dr. Heilmann persönlich begrüßt. Auch der Gymnasiallehrer David Groh verpasst keine Folge von „In aller Freundschaft“. Inzwischen hat er sogar schon zweimal als Komparse in der Serie mitgewirkt. Das Publikum ist jünger geworden, die 21-jährige Janina Benz gehört zu den Followern auf Instagram. Auch für sie bietet der Besuch in der Sachsenklinik ein unvergessliches Erlebnis, wenn sie ihr Idol Tan Caglar trifft. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.01.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 27.12.2022ARD Mediathek
  • Folge 453 (45 Min.)
    Die Wartburg in Eisenach
    Wittenberg, die Wartburg, Leipzig, Erfurt, Eisleben – es sind die bekanntesten aber nur einige wenige der Orte in Mitteldeutschland, die mit Martin Luther aufs Engste verbunden sind. Im heutigen Sachsen-Anhalt, in Thüringen und Sachsen hat er vor 500 Jahren gelebt, gewirkt und die Welt verändert. Von den damaligen politischen und kulturellen Verhältnissen wurden Luther und sein Werk dabei ebenso geprägt wie von den mitteldeutschen Orten und Landschaften. Sie waren seine Heimat so wie sie die der Menschen ist, die heute in Mitteldeutschland leben. Doch nicht nur die gemeinsame Heimat verbindet über die Jahrhunderte hinweg.
    Auch Luthers Ideen prägen das Leben der Menschen hier bis heute auf besondere Weise. Wie das alles Mitteldeutschland zum „Lutherland“ macht, erzählt der Film in faszinierenden Bildern und mit sehr persönlichen Geschichten. Mit atemberaubenden Einstellungen von hoch oben aus der Luft zeigt der Film die Schönheit und Vielfalt, die Mitteldeutschland damals wie heute besonders machten und machen. Er begegnet zahlreichen Menschen und erzählt, dass vor allem sie es sind, die diese Region bis heute zu Luthers Land machen und seine Ideen in unsere Zeit tragen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.01.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 24.01.2023ARD Mediathek
  • Folge 454 (45 Min.)
    Lutherhaus, Lutherstadt Wittenberg
    Wittenberg, die Wartburg, Leipzig, Erfurt, Eisleben sind die bekanntesten Orte in Mitteldeutschland, die mit Martin Luther aufs Engste verbunden sind. Aber es sind nur einige der Orte, an denen der Reformator wirkte. Im heutigen Sachsen-Anhalt, in Thüringen und Sachsen hat er vor 500 Jahren gelebt, gewirkt und die Welt verändert. Von den damaligen politischen und kulturellen Verhältnissen wurden Luther und sein Werk dabei ebenso geprägt wie von den mitteldeutschen Orten und Landschaften. Sie waren seine Heimat so wie sie die der Menschen ist, die heute in Mitteldeutschland leben. Doch nicht nur die gemeinsame Heimat verbindet über die Jahrhunderte hinweg.
    Auch Luthers Ideen prägen das Leben der Menschen hier bis heute auf besondere Weise. Wie das alles Mitteldeutschland zum „Lutherland“ macht, erzählt der Film in faszinierenden Bildern und mit sehr persönlichen Geschichten. Mit atemberaubenden Einstellungen von hoch oben, aus der Luft, zeigt der Film die Schönheit und Vielfalt, die Mitteldeutschland damals wie heute besonders machten und machen. Er begegnet zahlreichen Menschen und erzählt, dass vor allem sie es sind, die diese Region bis heute zu Luthers Land machen und seine Ideen in unsere Zeit tragen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.02.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 24.01.2023ARD Mediathek
  • Folge 455 (45 Min.)
    Ein Besonders sein ist in Neinstedt normal. Das findet auch Sabine Kubiak. Die 54-jährige Anästhesieschwester ist in dem kleinen Ort bei Thale im Harz aufgewachsen: „Ich bin mit 82 Brüdern groß geworden, zwei leibliche und 80 Heimbewohner. Wir waren wie eine Großfamilie.“ Der Grund: Ihre Mutter Rosamunde Walter arbeitete in den sogenannten Neinstedter Anstalten. Diese waren in der DDR landesweit dafür bekannt, Menschen mit Behinderung zu betreuen. Zusammen mit ihrem Mann hat sie ein Heim in den Anstalten geleitet. Als sogenannte „Hauseltern“ waren die Walters zusammen mit ihren Mitarbeitern für 80 Menschen mit Behinderung zuständig.
    Selbstbestimmung, Inklusion und Barrierefreiheit waren damals noch Fremdwörter. Heute sieht das ganz anders aus. Die Evangelische Stiftung Neinstedt bietet Menschen mit Behinderung viele Angebote. Einige davon nutzt auch die 20-jährige Sophia. Sie lebt in einer Wohngruppe der Stiftung. Schwierige Lebensumstände haben sie hierhergebracht. Halt und Motivation bekommt sie in ihrer Gruppe, durch die Betreuer und auch durch den Sport. So nimmt sie mit ca. 150 anderen Athletinnen und Athleten beim „Hölle Special“ teil.
    Ein Highlight für die ganze Stiftung, denn dieser Triathlon für Menschen mit geistigen Behinderungen ist etwas Besonderes in Deutschland. Die Geschichte der Stiftung prägt das Dorf und seine Bewohner seit über 170 Jahren. Und eines der dunkelsten Kapitel hat Ilka Knüppel aus den USA hierhergeführt. Denn in der Zeit des Nationalsozialismus lebte ihre Großtante Ruth in Neinstedt und wurde schließlich in Bernburg ein Opfer der „Euthanasie“-Maßnahmen. „Dieser Besuch ist schwer für mich. Aber es ist wichtig zu wissen, was passiert ist“, so Ilka Knüppel. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.02.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 07.02.2023ARD Mediathek
  • Folge 456 (45 Min.)
    „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ über den Zauber von Moritzburg: [ …] „Wahnsinn!“ entfährt es der Schlossleiterin Dominique Fliegler, wenn sie auf den Vorhof sieht: Schloss Moritzburg wird regelrecht gestürmt. Der „Aschenbrödel“-Mythos zieht. Nicht nur deutsche Touristen, sondern ganze Busse mit Reisegruppen aus Tschechien parken in Moritzburg. Ob jung, ob alt, alle ziehen so freudig erregt wie ehrfürchtig durch das einstige Lust- und Jagdschloss von Kurfürst August dem Starken. Sie schwelgen im winterlichen Drehort von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“. Und für die Schloss-Chefin steht fest: Eine „Aschenbrödel“-Ausstellung wird es auch in den kommenden Jahren geben.
    2023 feiern sie hier den Beginn der Dreharbeiten zum deutsch-tschechischen Kult-Klassiker vor 50 Jahren. Und wenn bei den Leuten der erste Hunger nach Aschenbrödel, Prinz und böser Stiefmutter und Kindheits-Erinnerungen gestillt ist, dann glänzt der Prachtbau mit Tischkultur aus feinstem Meißener Porzellan, mit Jagdtrophäen und einem Lust-Bett aus Millionen schillernden Federn. Jenseits der idyllischen Schlossinsel geht es weiter: Rund um das filigrane Fasanenschlösschen – ein rosa Rokoko-Domizil en miniature – gibt es viel zu entdecken.
    Ein geheimnisvoller Leuchtturm steht hier im sächsischen Binnenland nahe beim Marcolini-Haus. Der beeindruckende Sommerhof gehörte einst dem obersten sächsischen Kunst- und Porzellan-Aufseher Graf Camillo Marcolini. Der heutige Eigentümer Sylvio Stelzer erzählt bei Kaffee und Eierschecke, wie aus dem verfallenen Adelssitzes ein herrliches Café wurde. Vom benachbarten „Wildgehege Moritzburg“ klingen Vogelschreie herüber: Uhus, Bussarde, aber auch drei Hirscharten, Mufflons, Wildpferde, Rot- und Silberfüchse können beobachtet werden. Das Wildgehege verkörpert bis heute die jahrhundertealte Tradition Moritzburgs als Tiergehege und Jagdrevier der Wettiner. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.02.2023MDRDeutsche Online-PremiereMo 14.02.2022ARD Mediathek
  • Folge 457 (45 Min.)
    Bei William und Kates Hochzeit sah man 45 Damenhüte mit sächsischem Blütenschmuck. Auch Camilla, die zweite Frau von King Charles III., bewahrt fast so viele Seidenblumen in ihren Hutschachteln auf, wie einst ihre Majestät Queen Elisabeth II. Und Stars wie Sarah Jessica Parker, Lady Gaga, Madonna oder Claudia Schiffer schmücken sich mit sächsischen Kreationen. Denn die Accessoires für Modehäuser wie Gucci, Valentino, Dior oder Escada entstehen in der Kunstblumenmanufaktur von Heide und Gerald Steyer.
    Aus dem 400-Seelen-Dorf Wallroda bei Dresden gehen Kunstblumen in die Welt. Die Manufakturchefin erzählt, dass das englische Königshaus immer sehr großzügig ordert und das Paket dann direkt aus der Werkstatt an den Buckingham Palace geht. Gerade hat der Londoner Designer Sean Barrett wieder Blüten in Wallroda geordert: Für die neusten Folgen von „Downton Abbey“ und „Sex and the City“. Ob Blumen aus Mikroholz, karierte Gänseblümchen oder eisblaue Rosen – bei Steyers bleiben keine Wünsche offen.
    Der Natur zum Verwechseln ähnlich scheinen dagegen die Seidenblumen aus der 30 Kilometer entfernten Deutschen Kunstblume Sebnitz. In Sonderkollektionen gestalten die Blümlerinnen Pflanzen aus Naturschutzgebieten. In monatelanger Feinarbeit optimieren sie die Gewächse aus Samt und Seide, so dass sie ihren natürlichen Vorbildern in nichts nachstehen. Nur verwelken können sie nicht. Auch als Tischschmuck und zur Dekoration sind Sebnitzer Kunstblumen gefragter denn je. Die Unternehmenschefin Lisa Schmidt kennt die begeisterten Fans: „Zu uns kommen Touristen aus aller Welt.
    Manche kaufen hier für 500 Euro Blumen ein.“ Auch sehr spezielle Kundenwünsche werden in Sebnitz erfüllt. Wer möchte, kann zum Beispiel seinen Hochzeitsstrauß nach einem Foto originalgetreu nachmachen lassen. Denn Seidenblumen verblühen nie. Und dass die filigranen Stoffblüten nicht nur die Damen begeistern, beweist ein Berliner Herrenausstatter. Andreas Thenhaus verkauft als „Herr von Welt“ sächsische Knopflochblumen, sogenannte Boutonnières, an seine elegante Kundschaft.
    Wallroda und Sebnitz – beide Manufakturen zählen zu den letzten ihrer Art in Europa. Was sie verbindet, ist die Handarbeit. Alles wird so wie vor 200 Jahren aus besten Stoffen gefertigt. Mit dieser erlesenen Qualität heben sie sich von Produkten aus Fernost deutlich ab. Die jahrhundertealte Tradition des Blumenmachens, die einst im Mittelalter in Klöstern ihren Anfang nahm, soll erhalten bleiben. Und die sächsischen Manufakturen haben Ideen, wie das gelingen kann. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.03.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 14.03.2023ARD Mediathek
  • Folge 458 (45 Min.)
    Eine Wiese in Pretzsch am Rand der Dübener Heide. Während gerade ein Hubschrauber zur Landung ansetzt, streichelt die junge Polizistin Jaqueline Schüler immer wieder beruhigend über den Kopf ihrer Schäferhündin. Die acht Monate alte Juliane wird heute zum ersten Mal in einen Helikopter steigen und mitfliegen. Das gehört zur Grundausbildung an Deutschlands ältester Polizeihundeschule denn Juliane soll einmal als Spürhündin arbeiten. Seit 1950 werden in der Nähe von Bad Schmiedeberg mutige Vierbeiner auf den Einsatz bei der Polizei vorbereitet.
    An der Diensthundführerschule der Polizei Sachsen-Anhalt, wie die Ausbildungsstätte nahe der Landesgrenze zu Sachsen korrekt heißt, trainieren sie das Ausfindigmachen von Menschen, Drogen, Sprengstoff, Graffiti oder Handys. In Pretzsch ausgebildet wurden und werden nicht nur Supernasen für Deutschland, sondern auch für Mexiko, die Dominikanische Republik oder Tunesien. Absolventen haben Präsidenten und Päpste bewacht, Verbrecher überführt und Menschenleben gerettet.
    Auch Jaqueline Schüler ist neu an dieser Schule der Super-Spürnasen. Die 34-Jährige war Zeitsoldatin bei der Bundeswehr. Als ihre Dienstzeit zu Ende ging wollte sie zurück in die Heimat, denn in der Nähe von Wittenberg ist sie aufgewachsen. Sie bewarb sich an der Diensthundführerschule und weil dort gerade einige Ausbilder in den Ruhestand gehen, war sie willkommen. Gemeinsam mit zwei anderen jungen Polizistinnen gestaltet sie nun den Generationenwechsel mit und muss in den kommenden Wochen einige Prüfungen bestehen.
    „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ begleitet die junge Diensthundführerin und ihre vierbeinige Partnerin Juliane durch die Ausbildung. Im Mittelpunkt stehen die Herausforderungen für Mensch und Tier und das Zusammenwachsen als Team. Im Einsatz müssen sich beide jederzeit aufeinander verlassen können. Zudem schaut die Reportage aus der Gegenwart zurück in die Geschichte der traditionsreichen Schule, die weit über Mitteldeutschland hinaus einen hervorragenden Ruf hat. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.04.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 04.04.2023ARD Mediathek
  • Folge 459 (45 Min.)
    Regina Simon arbeitete und lebte im Heckert ab 1978 und war u.a. Restaurantleiterin
    Das „Heckert“ ist ein Wahrzeichen der jungen DDR. 1952 wird auf dem Kuhkopf von Gernrode im Harz der Grundstein gelegt für eines der ersten neuerbauten Ferienheime des Landes. In einer Zeit des Mangels, als es noch Lebensmittelkarten gibt, Trümmer des Zweiten Weltkrieges überall zu sehen sind und die Menschen massenhaft die DDR verlassen, entsteht das stolze Ferienheim „Fritz Heckert“ für über zwei Millionen Mark. Der Bau der klassischen Moderne hat alles, was man sich damals an Luxus vorstellen kann: Zentralheizung, fließend Warmwasser, Wahlessen, Schachzimmer, Bibliothek, Fernsehraum, Wannenbäder.
    Und das für 30 Mark pro Kind, unter 100 Mark für einen Erwachsenen für einen 13-tägigen Aufenthalt. Das Heckert-Heim war ein Hotel für die einfachen Leute mit einem Gewerkschaftsausweis. Und: Es war ein großes Glück, einen Ferienplatz dort zu ergattern. Doch mit den 1970er-Jahren bleiben die Sommermonate internationalen Gästen vorbehalten, von jenseits der östlichen Grenze ebenso wie der westlichen Grenze. „Die Franzosen waren eine Kategorie für sich – die ließen sich nicht so leicht organisieren. Die Jugoslawen waren ziemlich arrogant uns gegenüber, die Dänen waren am trinkfreudigsten“, erinnert sich die ehemalige Restaurantleiterin Regina Simon.
    Es gab für die Sondergäste extra Tischdecken, anderes Geschirr und besondere Verpflegung. Die eigene Bevölkerung wurde dann des Hauses verwiesen, manchmal sogar mit Geleitschutz. Viele lustige und traurige Geschichten ranken sich um den riesigen Betonbau, der heute eine Ruine ist. Seien es Geschichten über den Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953, den Katastrophen-Winter 1978/​79, über die elegante Nachtbar oder die verschwundene Fritz-Heckert-Büste. Heute ist keine Glasscheibe mehr drin, kein Schalter, nicht mal mehr ein Kabel.
    Nachts kommen wilde Partygäste, es gibt Schießspiele, Müll liegt überall herum. Doch nach dreißig Jahren Leerstand gibt es plötzlich einen Investor, der das einstige Urlaubsdomizil wiederbeleben will: „Die Substanz des Hauses ist unheimlich gut. Wir bauen hier die Praline der Region,“ so ein Verantwortlicher der IBG-Gruppe aus Berlin. Vor Ort überwiegt indes die Skepsis. Bisher haben sich nur Betrüger und Spekulanten für die Immobilie mit Geschichte interessiert. So verwundert es nicht, dass manche sagen: „Ich glaube das erst, wenn ich es sehe!“ (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.04.2023MDRDeutsche Online-PremiereFr 21.04.2023ARD Mediathek
  • Folge 460 (45 Min.)
    Weißwasser feiert 2023 die 150-jährige Glasindustrie. Am 10. Februar 1873 wurde zum ersten Mal das Feuer in einer Glashütte entzündet. Dies war das Startsignal, denn aus einem kleinen Heidedorf begann sich eine Industriestadt zu entwickeln. Innerhalb der nächsten 25 Jahre entstanden elf Betriebe, in denen unterschiedliches Glas produziert wurde. Quarzsand als Grundrohstoff und Holz, später auch Braunkohle für die Schmelzöfen, waren in der Region reichlich vorhanden. Bis Mitte der 1920er Jahre wuchs Weißwasser zum größten Glasproduzenten Europas heran. Und die Stadt schmückt sich bis heute zu Recht mit großen Namen.
    Bauhausschüler und Produktdesigner Wilhelm Wagenfeld übernahm in den 1930er Jahren die künstlerische Leitung der Vereinigten Lausitzer Glaswerke. So wie viele Bauhäusler legte auch Wagenfeld großen Wert darauf, dass seine Entwürfe für die Massenproduktion taugen – getreu dem Leitsatz „Die Form folgt der Funktion“. Seine stapelbaren Glasschalen werden heute unter Sammlerinnen und Sammlern für mehrere tausend Euro gehandelt. Bis heute gibt es in Weißwasser Betriebe, die den Ruf der Glasmacherstadt in die Welt hinaustragen. So ist mit der Firma Stölzle Lausitz GmbH der größte Kelchglasmacher hier zu Hause.
    Wasser, Rotwein, Champagner oder Whisky – hier haben sie für jedes Getränk die passenden Gläser. Der Film „Feuer und Sand“ verbindet die Historie mit dem Heute. Es kommen Glasdesigner, Glasmacher und Glasschleifer zu Wort, die erzählen, wie sie in der DDR gearbeitet haben, wie sie die schwierigen Jahre nach der Wende erlebten und wie sie ihre Industriegeschichte im Glasmuseum lebendig halten. Nicht zuletzt zeigt der Autor Sven Rohrbach, wie junge Leute die nicht mehr genutzten Industriegebäude sanieren und zu Arbeits- und Kulturstätten machen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.05.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 02.05.2023ARD Mediathek
  • Folge 461 (45 Min.)
    Aus dem Thüringer Holzland in Ostthüringen kommen seit Jahrhunderten handgefertigte Leitern. Sie sind begehrt vor allem bei Obstbauern und Handwerkern. Aber handgefertigte Holzleitern sind rar geworden. Der Rohstoff wächst vor der Haustür. Doch Dürre und Schädlinge zerstören den heimischen Wald. Den Leitermachern geht das Holz aus. Eine Handwerkertradition steht auf der Kippe. „Jetzt müssen wir kämpfen“, sagt Leitermacher-Meister Torsten Jäger. Er führt im Leitermacherdorf Weißenborn eine Firma in dritter Generation. Ein alter Handwerksbetrieb, wie man ihn heute kaum noch findet.
    Gemeinsam mit seinem Vater Stephan baut er große Obstleitern, die reißenden Absatz finden. In den 1980ern gab es im Leitermacherdorf Weißenborn sechzig Firmen, heute sind es nur noch vier. Und die könnten unterschiedlicher nicht sein. Während in einem Betrieb an einer hochmodernen Produktionsstraße 30.000 Leitern im Akkord hergestellt werden, leimt der traditionelle Handwerksmeister jede Sprosse noch einzeln mit der Hand in die Holme. „Was lange hält, bringt kein Geld, doch ich will, das meine Leitern ewig halten“, sagt Leitermacher Karl-Friedrich Triemer stolz.
    Die Leitermacher sind eine Zunft, die ihre auch alten Traditionen weiterleben lassen. Immer zu Pfingsten zelebrieren sie das Maibaumsetzen. Alle Jahre wieder holen die Weißenborner Männer eine über dreißig Meter hohe Fichte aus ihrem Wald und stellen sie mitten im Dorf auf. Ein Spektakel, das von Jung und Alt gemeinsam gefeiert wird. Nur einmal, vor 50 Jahren, ist es ordentlich schiefgegangen. Der Baum fiel beim Setzen um. Das damals niemand erschlagen wurde, grenzt an ein Wunder. Ein Film über die traditionsreiche Handwerks-Kunst der Leitermacher aus dem thüringischen Weißenborn. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.05.2023MDRDeutsche Online-PremiereMi 10.05.2023ARD Mediathek
  • Folge 462 (45 Min.)
    Bunte Fassaden, farbenfrohe Anstriche an jedem Haus. Blau, grün, gelb, rot – und manchmal alles zusammen. Wer in Magdeburg das erste Mal durch die OttoRichter-Straße geht, staunt nicht schlecht. „Sie ist einer meiner Lieblingsorte in Magdeburg, die blaue Blitzfassade hier in der Otto-Richter-Straße – spektakulär“, sagt Architekturführerin Carmen Niebergall. Die Wahl-Magdeburgerin lebt seit 18 Jahren in der Elbestadt und führt auf ihren Touren zu den Highlights der Magdeburger Moderne. Denn die bunten Fassaden sind keineswegs neueren Datums, sondern rund 100 Jahre alt.
    Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt ist in den 1920er Jahren auch als die Stadt des „Neuen Bauens“ bekannt. Zu verdanken ist das Bruno Taut. Farbige Architektur für kleine Leute will der Stadtplaner schaffen, ganz im Sinne der neuen Sachlichkeit. Er holt sich den Architekten und Visionär Carl Krayl mit ins Boot. Gemeinsam gestalten sie Magdeburg mit ihren kühnen Entwürfen bunt. Eine Perle dieser Zeit ist auch das OLi-Kino in Magdeburg Stadtfeld. Eine bewegte Geschichte hat es hinter sich.
    Ines Möhring und ihr Lebensgefährte haben es vor einigen Jahren mit viel Herzblut von Grund auf saniert – nach Original-Plänen von Carl Krayl. Das Kiez-Kino ist mittlerweile für viele aus der Nachbarschaft Kult und nicht mehr wegzudenken. Zu den Highlights in der Elbestadt gehören auch Siedlungen wie die HermannBeims-Siedlung und Gartenstadt-Kolonie Reform, entstanden Mitte der 1920er Jahre. „Gesunder“ und günstiger Wohnraum für Familien, mit Licht, Luft und Sonne für alle. „Farbe ist Lebensfreude“ ist damals das Motto von Bruno Taut und so soll es außen und innen bunt zugehen.
    Nach und nach werden BeimsSiedlung und Gartenstadt denkmalgerecht saniert, sind bei Mietern auch heute noch begehrt. Einblicke, wie es sich dort wohnen lässt, gibt Andreas Baumeister mit seiner Familie. Marie-Luise Ruddat lebt seit 12 Jahren in einem Farbklecks aus neuerer Zeit: „Die Grüne Zitadelle“ mitten in Magdeburgs Zentrum steht etwas eigenwillig im Ensemble aus gotischem Dom, romanischem Kloster und klassizistischem Landtag.
    Es ist der letzte Entwurf des im Jahr 2000 verstorbenen Künstlers Friedensreich Hundertwasser. Kein Fenster, keine Tür, kein Grundriss gleichen sich. Bunt und schief, innen und außen. Marie-Luise Ruddat liebt das ungewöhnliche Wohnen. Um den üppigen Dachgarten auf dem Hundertwasserhaus kümmert sich Frank Hintze: Bäume, Blumen, Kräuter – hier oben ist ein richtiges Biotop entstanden. „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ blickt auf die bunte Stadt Magdeburg damals und heute, schaut in die Zukunft und trifft Menschen, die in der Elbestadt und mit ihrer farbigen Geschichte leben. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.05.2023MDRDeutsche Online-PremiereMi 17.05.2023ARD Mediathek
  • Folge 463 (45 Min.)
    Starwitzer Flügelsteller, Lahore Tauben, ungarische Tümmler – insgesamt 330 anerkannte Taubenrassen gibt es allein in Deutschland. Auf dem Taubenmarkt in Naumburg in Sachsen-Anhalt kann man viele davon bewundern – dabei Züchter und Taubenliebhaber aus dem In- und Ausland treffen. Es ist eine einzigartige Atmosphäre, die geprägt ist von Freundschaft, Respekt und Begeisterung für diese vielfältigen Vögel. Der Naumburger Taubenmarkt hat eine mehr als 160-jährige Tradition. Jedes Jahr im Januar und Februar beginnt hier in aller Frühe das größte und älteste Marktgeschehen dieser Art in Mitteleuropa.
    Hier werden Rasse- und Flugtauben getauscht, verkauft oder einfach nur bestaunt. Jedoch ist die historische Tradition in Gefahr. Nach der Corona-Zwangspause bedroht nun die Geflügelpest den traditionsreichen Markt. Die Welt der Taubenzüchter steht Kopf, auch weil verschärfte Tierwohl- und Seuchenvorgaben ihre Leidenschaft für die Tiere komplizierter machen. Und die Leidenschaft ist groß. Die Liebe zur Taubenzucht entsteht oft schon in der Kindheit. So wie bei Jürgen Wutzler aus Kirchberg in Sachsen. Er ist mit seinen Rassetauben 29-facher Deutscher Meister und begeistert Brautleute und Hochzeitsgesellschaften oft mit seinen weißen Brieftauben.
    Zum Naumburger Taubenmarkt kommt er, um seine Taubenschönheiten mit befreundeten Züchtern auszutauschen. „Das ist wie im Sport, wenn man einen besonderen Fußballer in seine Mannschaft integriert. Man kann nie wissen, ob es funktioniert. Sie hier ist der Tümmler-Champion von Deutschland und was Besseres kann man nicht kriegen. Das ist wie einen Fußballnationalspieler zu kaufen.“ Das Herz von Matthias Beutel aus Landsberg in Sachsen-Anhalt schlägt für eine ganz besondere Rasse.
    Etwa 100 Starwitzer Flügelsteller Kröpfer in den verschiedensten Farbschlägen tummeln sich in seiner Voliere. Seit 1964 ist er im Verein für Kropftauben engagiert und arbeitet als Preisrichter. Etwa bei großen internationalen Taubenschauen, wie der Lipsia, deren technischer Leiter Matthias Beutel ist. Die Lipsia – das ist sozusagen die Oscarverleihung der Taubenzüchter – hier geht es um Preise und gute Bewertungen, während die Taubenfans nach Naumburg eher wegen der Stimmung und zum Austausch kommen.
    Das Treffen mit anderen ist nicht erst seit heute wichtig für die eingeschworene Gemeinde der Taubenfreunde. Bereits zu DDR-Zeiten hat das Organisationstalent Matthias Beutel internationale Kontakte geknüpft, auch in den Westen. Mit der richtigen Formulierung, beispielsweise, wie sehr die Taubenzucht die Ziele der Partei unterstütze, ließ sich damals einiges in Bewegung setzen. Der Film erzählt neben dem spektakulären Ereignis des Naumburger Taubenmarkts von den Menschen und ihren Geschichten hinter dieser faszinierenden und für viele auch unbekannten Welt der farbenprächtigen Tauben. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.05.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 23.05.2023ARD Mediathek
  • Folge 464 (45 Min.)
    Chemnitz ist die Europäische Kulturhauptstadt 2025. Die viertgrößte ostdeutsche Stadt bietet Kreativen in Wirtschaft, Wissenschaft, Sport, Kunst und Kultur ungeahnte Möglichkeiten. Mitte des 19. Jahrhunderts etablierte der Unternehmer Louis Ferdinand Schönherr hier die industrielle Serienproduktion von Webstühlen zur Herstellung von Tuchen und Möbelbezugsstoffen. Heute wird im einstigen Webstuhlbau textiler Schnee gewebt. Die Schönherrfabrik ist eines der erfolgreichsten revitalisierten Chemnitzer Industrieareale mit einem breiten Branchenmix und mehr als 1.000 Arbeitsplätzen. Die frühere Reparaturhalle des VEB Kraftverkehr Karl-Marx-Stadt hat sich dank privaten unternehmerischen Engagements in eine angesagte Event Location verwandelt.
    Der ehemalige Wirkstuhlbau mausert sich zum multifunktionalen Industriedenkmal. Im Bauch der historischen Markthalle lockt das Chemnitzer Kabarett zum Lachen in den Keller. Ein junger Chemnitzer Musiker produziert in seinem eigenen Studio ein neues Album und hat dafür einen renommierten kanadischen Jazzmusiker an seine Seite geholt und für die Stadt begeistert. Die Deutschen Rekord-Paarlaufweltmeister Aljona Savchenko und Robin Szolkowy sind, nun als Trainerduo, wieder auf dem Eis vereint und wollen das sportliche Erbe von Erfolgstrainerin Jutta Müller antreten, während sich im Schlossbergmuseum um den privaten Nachlass der hochbetagten Chemnitzer Ehrenbürgerin gekümmert wird.
    Der bildende Künstler Jan Kummer, der mit dem Klub Atomino schon zum siebenten Mal umzieht, sagt über sein Chemnitz: „Ich habe in ganz verschiedenen Städten gelebt, ohne die Stadt zu verlassen. Chemnitz hat wirklich radikalen Wandel hinter sich. Selbst in einer Generation wie bei mir, konnte man die Stadt in den verschiedensten Phasen beobachten und darin leben und das war eigentlich immer ziemlich spannend.“ (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.06.2023MDRDeutsche Online-PremiereMi 31.05.2023ARD Mediathek
  • Folge 465 (45 Min.)
    Blick in die Altensteiner Höhle im Schlosspark
    Romantischer geht es nicht. Der Schlosspark Altenstein ist wohl eine der schönsten Parklandschaften Deutschlands und trotzdem ein Geheimtipp. Es brauchte hundert Jahre und drei Herzöge, um aus einem Barockschlösschen mit Garten am Rande des Thüringer Waldes dieses Gesamtkunstwerk zu erschaffen. Auch Fürst von Pückler-Muskau war daran beteiligt. Die ehemalige Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Meiningen ist eine Entdeckungsreise wert. Der 160 Hektar große Landschaftspark und sein Schloss im englischen Neorenaissancestil sind einfach spektakulär. Wenn der Morgennebel noch schwer in den Bäumen hängt, kann der Blick vom Altenstein schon weit in die Landschaft schweifen.
    Zu dieser frühen Stunde machen sich Parkverwalter Toni Kepper und seine Gärtnertruppe Tag für Tag auf den Weg, um diese bemerkenswerte Anlage zu pflegen für die vielen tausend Besucher. Eine Mammutaufgabe. Der Weg von Schlossverwalterin Susanne Rakowski führt noch nicht durch prachtvolle Räume. Doch das ändert sich Stück für Stück. Das Schloss Altenstein wird restauriert. Der Film erzählt von Menschen die hier arbeiten, diesen besonderen Ort prägen und bewahren. Und er erzählt von der Entstehungsgeschichte der Parkanlage, die eng verbunden ist mit den Meininger Herzögen und ihrem Sinn für große Kunst. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.06.2023MDR
  • Folge 466 (45 Min.)
    Schnurgerade strebt sie aus dem Leipziger Stadtzentrum nach Süden in Richtung Connewitzer Kreuz: die Karl-Liebknecht-Straße. Für die Leipziger ist sie die Karli. Für Touristen die Südmeile. Eine Perlenkette von Kneipen und Bars. Und für Matthias Dietrich der Ort, an dem er eine herrliche Kindheit verbracht hat. „Eigentlich bin ich über Hinterhöfe und Mauern und über Garagendächer geklettert. Von einem Hinterhof zum anderen kannte man sich, und überall hatte man Freunde.“ Heute hat er hier einen Handwerksbetrieb. Er entwirft mit Holz und Metall Innendekorationen und restauriert Möbel. Die Werkstatt liegt direkt unter der Leuchtreklame „Die Löffelfamilie“.
    Die berühmte Lichtinstallation erinnert an die Gemüseproduktion auf der KarlLiebknecht-Straße. Hier wurden im VEB Feinkost zu DDR-Zeiten Möhren, Gurken und Bohnen konserviert. Heute nur schwer vorstellbare Arbeitsbedingungen, teils in mächtigen Gewölbekellern unterhalb der Straße. Um dieses Gelände in exponierter Lage tobte ein langer Kampf. Schließlich bekam eine Genossenschaft den Zuschlag und entwickelt nun ganz langsam die alten Werkhallen. Hier arbeiten Restauratoren, Töpfer und ein Schuhmacher, gibt es Flohmärkte und Sommerkino. Die „Feinkost“ ist inzwischen ein Magnet für Touristen und Einheimische gleichermaßen.
    Die 2,5 km lange Karl-Liebknecht-Straße ist heute vor allem eins: Leipzigs längster Tresen. Als einer der ersten Gastronomen eröffnet in den 1990er Jahren der gelernte Konditor Eckhard Grundmann das „Maître“. Der Eckladen bringt französisches Flair auf die Straße. Guter Kaffee und Croissants – inzwischen legendär. Auch für Adelina Horn ist die Karli Kult. Die Kulturbloggerin ist fasziniert von der Wandlungsfähigkeit der Straße. Sie ist für ihre Follower ständig auf der Suche nach Trends und Entwicklungen in Leipzig. Auf der Karli wird sie immer fündig. Aktuell interessiert sie die Arbeit einer Malerin, die über alte Zigaretten-Automaten Daumenkinos anbietet. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.07.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 04.07.2023ARD Mediathek
  • Folge 467 (45 Min.)
    Antje und Dieter Nagel halten sich bei der Restaurierung an das originale Form- und Farbkonzept von Alfred Arndt, der in den 1920er-Jahren am Bauhaus Dessau studierte. Sie lassen auch die Lampen nachbauen und weihen den einstigen Blauen Saal 2005 wieder als Hotel-Restaurant ein.
    Im Juni 2003 ist das Ehepaar Nagel aus dem thüringischen Probstzella in der Hauptstadt Berlin, um einen Jahrhundertpalast zu ersteigern. Einen Palast, der völlig in Vergessenheit geraten ist. Über Jahrzehnte liegt er in der Sperrzone der innerdeutschen Grenze – im Heimatort der Nagels – zwischen Bayern und Thüringen: Ein ungewöhnlicher, wenn nicht in Deutschland sogar einmaliger Bau, der über Probstzella thront – früher ein „Klotz mit Sowjetstern“, wie der Historiker Roman Grafe im Film sagt. Dieter Nagel lacht: „Manche denken immer noch, das sei eine Art Palast der Republik“.
    „Wir wollten das Haus retten. Die Gemeinde wollte es schon abreißen, die Pläne waren gemacht.“ Vor 20 Jahren aber ersteigern die Nagels aus Probstzella das „Haus des Volkes“, im Prospekt beschrieben als Kulturdenkmal mit einem Theatersaal für 1.000 Menschen, mit Gaststätte und Kegelbahn. Der Auktionator sagt: „Wie es steht und liegt.“ Dieter Nagel: „Wir kauften die Katze im Sack. Wir wussten nicht, was wir damit machen.“ Das muss man erst einmal wollen.
    Nagels ahnen damals nicht, welche Geschichte sich ihnen erschliessen wird: Sie gehen auf eine Reise in ein Jahrhundert, das uns bis heute prägt und beschäftigt: Sie tauchen ein in die Geschichte des „Hauses des Volkes“ als Symbol für Gerechtigkeit und Frieden, als Zeugnis der revolutionären Bauhaus-Bewegung der 1920er Jahre, als das Werk eines sozialen Unternehmers, den Nazis und Sowjetkommunisten gleichermaßen verfolgten, ein Haus, das in der DDR Grenz-Zollstelle und Parteizentrale wird, aber auch Event-Location; KARAT und die PUHDYS spielten hier – und die Leute schwärmen noch immer vom Karneval, als sie die Büttenreden vom SED-Parteisekretär absegnen lassen müssen.
    „Brot und Spiele für die Abgeschnittenen“, sagt Dieter Nagel. 20 Jahre nach dem Termin bei den Treuhand-Versteigerern in Berlin, im Mai 2023, erhalten Antje und Dieter Nagel aus den Händen von Ministerpräsident Bodo Ramelow den „Thüringer Verdienstorden“ für besondere Verdienste um das Gemeinwohl.
    Im „Haus des Volkes“ in Probstzella geben sich heute Bauhaus-Experten aus der ganzen Welt die Klinke in die Hand. Oder Wanderer, die das „Grüne Band“, den ehemaligen Todesstreifen der innerdeutschen Grenze erkunden. Oder die „Druidensteiner“, eine Theatertruppe aus dem Nachbardorf Oberloquitz … Oder Nagels Enkelin, die im Theatersaal fast jeden Tag das Klavierspielen übt. Der Film „Die Palastretter von Probstzella“ erzählt von einer außergewöhnlichen Geschichte – einer Entdeckungsreise voller Wagemut, Unternehmergeist, aber auch Frustration und Risiko. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 18.07.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 11.07.2023ARD Mediathek
  • Folge 468 (45 Min.)
    Der Harz – früher Inbegriff von schattigem Wald, heute stellenweise trockene Wüstenei. Die Wanderwege sind befestigten Forstwegen gewichen, betonhart, um schwere Holztransporter tragen zu können. „Als ich vor drei Jahren mit der Familie hier war, war das alles Fichtenwald,“ erinnert sich Marco Matthes. Nun ist fast alles weg. 80 Prozent des Fichtenwaldes sind abgestorben, überall. Experten rechnen: Noch zwei Jahre, dann sind es 100 Prozent. „Das hat doch niemand für möglich gehalten,“ so Matthes. Er muss es wissen. Er ist Biologe, genauer: Hydrobiologe. Ein Mann des Wassers. Matthes arbeitet an einem geheimnisvollen Ort: blauschimmernd, kalt und dunkel, kritische Infrastruktur.
    Er ist Chef des Wasserwerks Wienrode. Ein beeindruckendes Mosaik im Stile des sozialistischen Realismus ziert die Eingangshalle und erinnert an die Anfangszeiten. Wienrode, ein paar Kilometer unterhalb der abgestorbenen Wälder gelegen, macht das Trinkwasser für Millionen Menschen in Mitteldeutschland. Es ist sehr gutes Wasser. Manche sagen: das beste in Deutschland. Doch Matthes hat ein Problem: Im Ostharz, dem größten Trinkwassereinzugsgebiet Deutschlands, sterben die Wälder, erodieren die Böden. 2008, nach Sturm Kyrill, wurden Huminstoffe, Rest organischen Materials, ins Wasserwerk gespült. Im Sommer 2017 war es noch schlimmer, erinnert sich Mikrobiologin Dr. Kathleen Seipel: Nach einer Sommerflut wurde eine regelrechte Schlammwelle an der Vorsperre Königshütte in die Rappbode-Talsperre gespült.
    Die Aufbereitung im Wasserwerk Wienrode wird immer komplizierter – jetzt, wo der Wald weg ist, das Ökosystem, das einst wie ein biologischer Schwamm wirkte. Der Kampf ums Wasser, unser wertvollstes Lebensmittel, wird härter. Und das in Zeiten, in denen unten, im Flachland, das Trinkwasser in Gefahr ist wie nie, wo ganze Flüsse austrocknen und Grundwasserspiegel sinken. „Toter Wald. Blaues Gold“ erzählt vom Kampf der Wasserwerker um unser Trinkwasser, aus einer der wertvollsten Quellen Deutschlands. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.07.2023MDRDeutsche Online-PremiereDi 18.07.2023ARD Mediathek
  • Folge 469 (45 Min.)
    Wer am Wochenende im nordsächsischen Löbnitz unterwegs ist, der kann mit etwas Glück am Himmel eine Legende bestaunen. Zuerst hört man das Motorengeräusch, es klingt fast wie eine Nähmaschine. Und dann taucht der kleine Doppeldecker auf. Die deutschen Landser im Zweiten Weltkrieg nannten sie auch Nähmaschine. Es handelt sich um eine Polikarov U-2, ein 1927 in Russland konstruierter Holzdoppeldecker für zwei Personen. Während in der Sowjetunion jedes Schulkind die sagenhafte Legende dieses über 30.000 mal gebauten Exemplars kennt, wurde sie in Deutschland erst nach der Perestroika bekannt, als ehemalige Pilotinnen auch im Westen darüber offen sprachen.
    Doch fast unbekannt ist die Vergangenheit jener Podwa aus Löbnitz, die in der DDR ihren Dienst im Armeesportklub und der Gesellschaft für Sport und Technik absolvierte. Die Dokumentation beleuchtet diese einzigartige Geschichte. Es ist die Rettung des historischen Flugzeugs vor der Staatssicherheit. Denn die Podwa aus Löbnitz hätte 1976 nach Außerdienststellung auf Befehl eines Generals verbrannt werden müssen.
    DDRBürger durften keine Flugzeuge besitzen. Wie war es möglich, dass ein kleiner Verein aus Sachsen dieses historische Flugzeug nicht nur gerettet, sondern auch in liebevoller Arbeit sechzehn Jahre lang restauriert hat? Bis zur Flugfähigkeit? Der Film erzählt auch, warum die Polikarov U-2 für die Gleichberechtigung der Frauen in der internationalen Luftfahrt steht. Von 1942 bis 1945 flog mit ihr das weltweit erste Frauengeschwader der „Nachthexen“ im Zweiten Weltkrieg.
    „Wir sind Frauen von einem anderen Planeten, aus einer anderen Welt. Verstehen Sie das?“ sagt die spätere Physikerin und ehemalige Kommandeurin Irina Rakobolskaja in ihrem letzten Interview. Heute ist die Podwa aus Löbnitz ein wichtiger Bestandteil des Luftsportverbandes Sachsen. Auf dem Flugfeld Roitzschjora-Löbnitz dreht sie ihre Runden. Und sie zieht mit über 90 Jahren immer noch alte Segelflugzeuge an. „Traumhaft. In einem Flugzeug zu sitzen, woran man selber mitgearbeitet hat“ sagt Maria Schreiber, selbst ehemalige Fliegerin. (Text: MDR)
    Deutsche Online-PremiereMi 26.07.2023ZDFmediathek
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 04.07.2023

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