2022, Folge 434–451

  • Folge 434 (45 Min.)
    Mario Greif sucht Dohlen. Der Ornithologe ist zuständig für die Dohlen-Population auf der Burg Kriebstein. Und unterm großflächigen Gebälk der Burg aus dem 14. Jahrhundert ist er emsig dabei, Nistkästen und grobe Dielen-Böden nach dem Dohlen-Nachwuchs zu durchforsten. Die Tiere sollen beringt werden. Auf dem Burghof 30 Meter tiefer liefern sich derweil vier schwarze Ritter aus Böhmen eine handfeste Schlacht. Die vollgerüsteten 140-Kilo-schweren Kämpfer schwingen beim Kriebsteiner Ritterspektakel ihre Schwerter, dass der Stahl auf dem Burgpflaster nur so scheppert. Scheppern lassen es fünf Rock’n’Roller auf der 1,5 km nahen Seebühne Kriebstein auch: „The Firebirds“ spielen die Hits von Chuck Berry und Elvis, Fats Domino und Johnny Cash.
    Petticoats schwingen, die ganze Seebühne gerät am späten Abend außer Rand und Band. Die Fahrgastschiffe der Kriebsteiner Talsperre wippen an Ankern im Takt. Und tragen am nächsten Morgen Ausflügler und Wandernde zu den Häfen ringsum. Hoch über allem thront die Burg Kriebstein auf der höchsten Felsenklippe über dem Fluss Zschopau. Jahrzehntelang verbarg sich im Kamin des Wohnturmes ein Schatz. Wem er gehörte, wer ihn fand und was damit wurde, erzählt die Reportage. Genauso wie die Geschichte der Papierfabrik zu Füßen der Burg, wo bereits vor über 160 Jahren Holzschliff zu Papier verarbeitet wurde. Heute ist hier vor allem Altpapier der Rohstoff für neue Etiketten. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.08.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 09.08.2022ARD Mediathek
  • Folge 435 (45 Min.)
    Der Arendsee, im nördlichesten Zipfel Sachsen-Anhalts, war einst ein Urlaubsparadies mitten im militärischen Sperrgebiet: Während am Nordufer die Grenzsoldaten patrouillierten, genossen gegenüber die Urlauber ihre Ferien – an weißen Stränden und im Kiefernwald. Gerade diese Abgeschiedenheit ist es, die den Arendsee schon immer einzigartig macht. Ob als Ostsee-Ersatz für die Urlauber im FDGB-Ferienheim, als Paradiesgarten für den berühmten Ur-Hippe Gustaf Nagel oder einfach als traumhaften Ort zum Leben für die Menschen hier oben „in the Middle of nüscht“.
    „Hier am Nordufer war Schluss. Anlegen verboten hieß es über 30 Jahre lang.“ Daran erinnert sich Heiko Seifert als wäre es heute. Seit 1980 segelt er auf dem Arendsee, fährt damals Regatten, heute Touristen. Die skurrile See-Tempelanlage am Südufer, von der nur Überreste geblieben sind, lockte vor hundert Jahren scharenweise Besucher in gleichnamigen Ort Arendsee. Der Wanderprediger Gustaf Nagel hatte hier seinen Paradiesgarten erreichtet und propagierte hier ein naturnahes Leben, Vegetarismus und freie Liebe.
    Das 1928 eröffnete Kurhotel Waldheim wird später FDGB Ferienheim – wo Sonja Nowak an der Rezeption arbeitete. 80 Mitarbeiter waren hier ganzjährig beschäftigt. „Pro Durchgang hatten wir bis zu 600 Urlauber. Es gab Kinderbetreuung, Schwimmbecken, Räder zum Ausleihen, einen Kiosk, sogar eine Sauna. Im Arendseer Waldheim einen Ferienplatz zu bekommen, war wie ein 6er im Lotto.“ Nach der Wende wurde es ruhiger im Urlauber-Paradies. Das ehemalige FDGB Heim: längst verfallen und abgerissen.
    Jetzt soll ein luxuriöses „Waldheim-Resort“ entstehen. In exklusiver Lage direkt am See sind ein Hotelkomplex und exquisite Wohnungen geplant. Tom und Ricarda Kral mit ihren Töchtern Mia und Dunja können sich keinen besseren Ort zum Leben vorstellen: „Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen!“ sagt Ricarda Kral. „Wer aus Arendsee stammt, kehrt immer zurück!“. Der Osten- Entdecke wo du lebst“ begleitet Menschen, die mit Arendsee in besonderer Weise verbunden sind und die erstaunliche Wandlung dieses Erholungs- und Sehnsuchtsorts miterlebt haben. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.08.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 16.08.2022ARD Mediathek
  • Folge 436 (45 Min.)
    Die Welterbestadt Quedlinburg beeindruckt jedes Jahr Hunderttausende Touristinnen und Touristen – so viel Geschichte, so viel historisches Flair auf so engem Raum. Auch Gästeführer Hans-Jürgen Meie ist immer wieder aufs Neue begeistert. Für den gebürtigen Quedlinburger ist es noch immer kaum zu glauben, welchen Wandel die Stadt in den letzten drei Jahrzehnten genommen hat. Zu DDR-Zeiten waren viele Häuser noch einsturzgefährdet, heute sind Dreiviertel der Altstadt saniert. „In den 80er Jahren wollten viele gar nicht mehr im Altbau oder in Fachwerkhäusern wohnen, weil die Wohnsituation dort immer schlechter wurde und es auch kein Baumaterial für die Sanierung gab.
    Die Menschen zogen reihenweise in die neu gebauten Wohnungen“, sagt HansJürgen Meie. Heute versammeln sich in Quedlinburg auf nur 84 Hektar mehr als 1.000 Fachwerkhäuser – das ist einmalig in Deutschland. Die meisten Häuser sind aufwändig saniert, ganze Straßenzüge sind erhalten. Um so ein Ensemble aus alten Fachwerkhäusern restaurieren und dann auch erhalten zu können sind Geld, viele Institutionen und mutige Menschen nötig.
    Menschen wie Antje und René Walliser. Das Paar hat sich eines der ältesten Fachwerkhäuser der Stadt angenommen, will daraus eine Pension und einen Ort für Veranstaltungen machen. Sie stecken mitten in der Sanierung mit all ihren Problemen aber auch Mut machenden Momenten. Über zwei Jahre lang hat sie ein MDRKamerateam begleitet. „Warum wir das machen, kann ich gar nicht genau sagen.
    Aber es ist schön, zu sehen, wenn hier einfach etwas entsteht und aus dem, was man so plant, auch tatsächlich etwas wird“, so Bauherrin Antje Walliser. Viele ihrer Baustoffe bekommen Antje und René Walliser aus dem Depot für die historischen Baustoffe. Das gibt es in Quedlinburg seit den 90er Jahren. Angefangen hat alles mit ein paar Hundert Türen. Nun stapeln sich in einem Lager am Ortsrand Tausende Türen, Fenster, Ziegel, Steine, Säulen und vieles mehr. Die meisten Baustoffe kommen aus Abrisshäusern in Quedlinburg, gerettet und dann hier untergestellt.
    Mit dem Depot hat die Stadt Quedlinburg früh den Grundstein für eine denkmalgerechte Sanierung der Altstadt gelegt – an historischen Baustoffen wird es den Bauherren hier nie mangeln. Sophia Dombrowski führt heute „Abholer“ durch das Lager. Die junge Frau ist studierte Architektin und seit dem Sommer 2020 die Stadtentwicklungsplanerin von Quedlinburg. Auch das Depot gehört zu ihren Aufgabenbereichen. „Es ist natürlich eine schöne Aufgabe den Menschen, die hier ein altes Haus umbauen wollen, helfen zu können.
    Auch wenn es anfangs schon gar nicht so einfach war, hier überhaupt den Überblick zu bewahren,“ so Sophia Dombrowski. In der Reportage, die in der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ als erste Folge einer vierteiligen „Wunderbar verwandelt“-Staffel ausgestrahlt wird, werden viele Fachwerkgeschichten aus der einzigartigen Welterbestadt Quedlinburg erzählt. In den folgenden Wochen widmet sich die Reihe noch Bad Sulza, Plauen und dem Leipziger Hauptbahnhof. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.09.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 30.08.2022ARD Mediathek
  • Folge 437 (45 Min.)
    Durch aufwendige Sanierungen konnte die Vogtlandstadt in den letzten Jahrzehnten vor dem Verfall gerettet werden. Die Altstadt ist wieder erblüht und nahezu alle baulichen Schmuckstücke aus der Gründerzeit haben ihren Glanz zurück. Die fünftgrößte Stadt in Sachsen ist stolz auf ihre Geschichte und hat viel zu bieten. Die bekannte Entertainerin und Sängerin Katrin Weber schwärmt von ihrer Heimatstadt. „Plauen ist meine Kindheit. Ich liebe die Geräusche der Straßenbahn. Der Menschenschlag hier ist herrlich. Der Plauener sagt sofort, was ihm nicht passt. Daran muss man sich auch erst einmal gewöhnen.“ In diesem Jahr feiern die Plauener das 900-jährige Bestehen ihrer Spitzenstadt.
    Feine Textilerzeugnisse oder Druckmaschinen machten den Ort einst weltbekannt. Anfang des 20. Jahrhunderts war Plauen eine reiche Großstadt mit 128.000 Einwohnern. Die Dichte an Millionären war enorm. Großstadtflair versprühte damals besonders das legendäre Kaffeehaus Trömel mit bis zu 7.000 Gästen pro Tag. Doch so steil wie der Aufstieg von Plauen damals in ein paar Jahrzehnten war, war auch der Fall. Im Krieg zerstört und von der DDR gebeutelt konnte Plauen nie wieder an diese schillernde Zeit anknüpfen.
    Nur ein paar Kilometer entfernt von der innerdeutschen Grenze wehte in Plauen der Wind der Freiheit aber schon immer etwas stärker. Es war der 40. Jahrestag der DDR, der 7. Oktober 1989. Zu Tausenden machten die Plauener ihrem Unmut lautstark Luft und demonstrierten friedlich und völlig überraschend vor der kapitulierenden Staatsmacht gegen das bröckelnde Regime. Es war der Anfang vom Ende bereits zwei Tage vor der legendären Montagsdemo in Leipzig und der Beginn der Friedlichen Revolution.
    Die Plauener mussten für die errungene Deutsche Einheit einen schmerzhaft hohen Preis zahlen. Ein in der Stadtgeschichte beispielloses Sterben der traditionellen Großbetriebe begann und raubte den Menschen ihre Identität. Von den einstigen 24 prägenden Industrieriesen sind heute nicht mal mehr eine Handvoll kleingeschrumpfter Nachfolgerbetriebe übrig. Die Wirtschaft entwickelte sich seither kleinteilig und mittelständig. Auch das ist Wandel: In einem alten Manufakturgebäude entsteht gerade das neue Plauener Spitzenzentrum. Es soll der neue Touristen-Magnet werden und Tradition und Moderne verbinden. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 13.09.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 06.09.2022ARD Mediathek
  • Folge 438 (45 Min.)
    Bad Sulza hat zwei seiner Schätze bereits im Namen: Das Bad für die Kurstadt und das Sulza für Salz, jener Bodenschatz der dem Ort früher Wohlstand brachte. Der dritte Schatz wächst auf den Hängen von Bad Sulza, der Wein. Der wird hier seit Jahrhunderten angebaut. Viele der kleinen, privaten Weingärten werden nach und nach von einer jungen Generation an Winzern wieder aufgerebt. Der Ort hat sich seit der Wende verwandelt. Das Gradierwerk für Atemwegskuren konnte jetzt nach jahrzehntelanger Schließung aufwendig saniert wiedereröffnet werden. Die alte Kurklinik war schon in den 90ern auf Vordermann gebracht worden und zieht mit dem innovativen Liquid-Sound-Tempel nicht nur Kurgäste aus nah und fern an.
    Aber es gibt noch viel Luft nach oben bei der Stadtsanierung, sagt Architekt Hellmar Schulz. Er saniert mit einem Verein historische Häuser, plant die Wiederherstellung des verwilderten Schlossgartens und will einen Aussichtsturm errichten. Von Salz, Kur und Wein erzählt der Film, der die große Geschichte von Bad Sulza mit dem heutigen Engagement der Sulzaer Bürger verknüpft. Neben Hellmar, dem umtriebigen Architekten, erzählt die junge Kurklinikmitarbeiterin Antonia, was sie an Bad Sulza schätzt. Auch Salzsiedemeister Detlev und Hobbywinzerin Elke engagieren sich neben vielen anderen für ihre Stadt Bad Sulza, die sie gemeinsam wunderbar verwandeln. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 20.09.2022MDRDeutsche Online-PremiereDo 08.09.2022ARD Mediathek
  • Folge 439 (45 Min.)
    Osthalle
    Ein Vor 25 Jahren wird in Leipzig ein „Meilenstein im Aufbau der Neuen Bundesländer“ gefeiert. Bundeskanzler Helmut Kohl persönlich eröffnet im November 1997 den umgebauten und restaurierten Leipziger Hauptbahnhof. In nur wenigen Jahren Bauzeit hatte sich diese sächsische Kathedrale des Eisenbahnzeitalters in eine Shopping-Mall mit Gleisanschluss verwandelt. Seit mehr als 100 Jahren ist der Leipziger Hauptbahnhof nicht nur einer der schönsten, sondern auch der größte Kopfbahnhof Europas, durch den heute täglich mehr als 120.000 Menschen strömen.
    Einige von ihnen haben eine besondere Verbindung zu diesem Ort, stellen Weichen, garantieren die Sicherheit und bieten abseits des Reiseverkehrs in den 140 Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants nahezu alles an, was Leib und Seele zusammenhält. Einer von ihnen ist Blumen-Hanisch. Ein Familienbetrieb. Bereits der Blumenschmuck anlässlich der Einweihung des Leipziger Hauptbahnhofs stammte von den Hanischs. 1912 eröffneten sie erst in der Westhalle, 1916 in der Osthalle je einen Blumenkiosk.
    Wie es ihnen gelang ihr Blumengeschäft auf dem Hauptbahnhof durch vier Generationen zu manövrieren und was es bedeutet, täglich von früh bis abends Blumen an die Kunden zu bringen, auch davon erzählt dieser Film. Als die Schauspielerin Alexa Maria Surholt 1998 zum ersten Mal in den Leipziger Bahnhof einfährt, hofft sie auf die Rolle der Ärztin in einer neuen Serie. Sie wird sie nicht bekommen, und dennoch ist es der Anfang ihrer erfolgreichen Karriere in der ARD Serie „In aller Freundschaft“.
    Der Leipziger Hauptbahnhof ist für sie ein poetischer Ort, der auf die harte Realität trifft. Ob Centermanager, Mitarbeiter der Deutschen Bahn, der Bundespolizei oder die Helfer der Bahnhofsmission – aus unterschiedlichen Perspektiven entdeckt der Film einen Ort, der ebenso geschichtsträchtig wie lebendig unser Leben spiegelt. Denn ob Abschied oder erster Kuss, mit Rosen oder Liebeskummer, Koffer oder letztem Hemd – der Leipziger Hauptbahnhof ist ein Ort, zwischen Licht und Schatten, der jeden Willkommen heißt. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.09.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 20.09.2022ARD Mediathek
  • Folge 440 (45 Min.)
    Deutsche TV-PremiereDi 04.10.2022MDR
  • Folge 441 (45 Min.)
    Die Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt ist eine der modernsten Ausbildungseinrichtungen für junge Polizistinnen und Polizisten in Deutschland. 21 Millionen Euro sind seit 2009 in den Ascherslebener Campus geflossen. Damit wurden unter anderem ein neues Hörsaalgebäude mit Mensa und eine Sporthalle gebaut. Auszubildende und Studierende aus sieben Bundesländern bereiten sich hier auf den mittleren und gehobenen Polizeidienst vor. Seit 1997 gibt es die Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt, doch die Geschichte des Standortes ist viel älter.
    1951 wurde in Aschersleben die Zentralschule der Deutschen Volkspolizei eröffnet. Hier wurden Schutz-polizistinnen und -polizisten ausgebildet, später auch der Nachwuchs für die DDR-Kriminalpolizei. Offiziersschülerinnen und -schüler lernten das 1 x 1 des Aufklärens von Straftaten. 1976 wurde die Schule zu Ehren des ersten Ministerpräsidenten der DDR in Offiziersschule des Ministeriums des Innern „Wilhelm Pieck“ umbenannt. Die Ausbildung war straff militärisch organisiert. „Das militärische hätten wir kürzer machen können, aber die fachliche Ausbildung die war top.
    Wir haben nicht nur reine Kriminalistik gehabt, Strafrecht, Prozessrecht, wir hatten Schreibmaschine, Steno, Fahrerlaubnis, Judo, ein bisschen Boxen auch“, erinnert sich Paul Bertrams, Erster Kriminalhauptkommissar a.D. und ab 1970 Fachlehrer für Kriminalistik. Die Ausbildung an der Offiziersschule war modern und praxisnah. Es gab Fachkabinette, Labore und eine speziell eingerichtete Wohnung mit „Geheimverstecken“. Hier übten die angehenden Kriminalisten unter anderem die Spurensicherung am Tatort.
    Das schuleigene Fernsehen übertrug Vorlesungen und Übungen in die Klassenzimmer. Auch spektakuläre Kriminalfälle wie der Kreuzworträtselmord gehörten zum Lehrstoff. Doch nach außen dringen durfte von all dem nichts! Der Schein von der heilen sozialistischen Gesellschaft sollte nicht beschädigt werden. Die Wirklichkeit jedoch war eine andere. Auch in der DDR wurden gut ausgebildete Kriminalisten gebraucht. „Jedes vielleicht auch für die Bevölkerung interessante kriminalpolizeiliche Ereignis hat man nicht veröffentlicht, schon gar nicht, um den Menschen vor Augen zu führen, was alles aus niederen Beweggründen heraus so passiert, also Mord und Totschlag.
    Man wollte die Bevölkerung durch das Vorhandensein von Kriminalität nicht zusätzlich beunruhigen“, so der ehemalige Rektor der Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt, Frank Knöppler, der selbst die Kriminalistik-Ausbildung in Aschersleben durchlaufen hat. 1984 wurde er vom Transportpolizeiamt Magdeburg hierher delegiert. Einer seiner Lehrer war Major Paul Bertrams, ein Experte für Spurenkunde.
    Für den Film haben beide noch einmal die ehemalige Offiziersschule und heutige Fachhochschule Polizei besucht. Sie erinnern sich an die Ausbildung, die ihr Berufsleben geprägt hat. Die Reportage spannt den Bogen von der Vergangenheit der traditionsreichen Polizeischule in die Gegenwart. Nach der Wende wurde Frank Knöppler erst Kripo-Chef in Stendal, dann Ermittler am Landeskriminalamt in Magdeburg. 2013 wurde er als erster Ostdeutscher zum Rektor der Fachhochschule Polizei Sachsen-Anhalt in Aschersleben ernannt. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 11.10.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 04.10.2022ARD Mediathek
  • Folge 442 (45 Min.)
    Sascha Schwarze hätte früher nie gedacht, dass er einmal ein Hotel führen wird in einer Gegend, die ein Geheimtipp ist, aber wiederbelebt werden muss: Das Schwarzatal. Heute ist Sascha 38 und seit über zehn Jahren Geschäftsführer vom „Waldfrieden“. Das Haus ist eines der wenigen im Schwarzatal, dass wieder über die Region hinaus bekannt ist und gut läuft. Viele andere Hotels und Pensionen hoffen auf neue Besitzer. Vor über 100 Jahren wurde das Schwarzatal berühmt. Es war große Mode, hier Urlaub zu machen in der Sommerfrische. Wer es sich leisten konnte, fuhr mit der Eisenbahn und blieb gleich mehrere Wochen. Das Schwarzatal ist als Sommerfrische wie gemacht, ländlich, etwas abgelegen, mit der Eisenbahn gut erreichbar.
    Bis heute ist diese Anbindung intakt und ein großes Plus, denn Gäste können ihr Auto stehen lassen und kommen trotzdem überall hin. Zur Oberweißbacher Bergbahn, zu einem der vielen Freibäder oder auf das Schloss der Schwarzburger in Schwarzburg. In diesem Ort wird gerade in einer der verfallenen Pensionen geschliffen und gewerkelt. Die „Pension Bräutigam“ stand kurz vorm Abriss und gehört jetzt als Projekt der Internationalen Bauausstellung IBA zur alten, neuen Sommerfrische Schwarzatal. Vereinsmitglieder sind etliche Architekten und Architektinnen, die durchs Selbermachen einen anderen Blick auf das Bauen und Projektieren bekommen, wie Michaela Blei.
    Sie ist in Schwarzburg geboren und möchte etwas bewegen in ihrer Region. So viele Touristen wie zu DDR Zeiten müssen es nicht wieder werden. Damals verbrachten tausende ihre FDGB-Ferien in den historischen Sommerfrischehäusern. Heute geht es im Schwarzatal um neue Wohnkonzepte für die alten Häuser und neue Hotels für Familien. Wird ein naturnaher Tourismus gelingen? Beim Blick in die Zukunft sind sich Sascha Schwarze und Michaela Blei einig. Es soll sich etwas bewegen: Endlich wieder Sommerfrische im Schwarzatal! (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 25.10.2022MDRDeutsche Online-PremiereMi 19.10.2022ARD Mediathek
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 30.08.2022
  • Folge 443 (45 Min.)
    Otto Hildebrand & Adrian Hartstock (von links) kommen von der Müritz nach Königswartha zur Fischereilehre
    „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ über „KraftwerksFische“ und ein nahezu unbekanntes Kapitel sächsischer Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte: Die Lausitz ist Fischland. Hier gibt es zwar kein Meer, aber die größte zusammenhängende Teichlandschaft in Deutschland. Nordöstlich von Dresden, auf über 2.200 Hektar werden seit 750 Jahren Karpfen gezüchtet. Mit der Gründung der DDR 1949 beginnt hier eine der erfolgreichsten Geschichten der Binnenfischerei Europas. Neben einem Forschungsinstitut entsteht in Königswartha eine zentrale Schule für den gesamten Nachwuchs an Binnenfischern in der DDR.
    Diese platzt schon bald aus allen Nähten. Die Erträge in den Lausitzer Teichen steigen von 200 kg auf über 1.000 kg Karpfen pro Hektar. Und hier in der Lausitz wachsen die Fische sogar schneller als anderswo. „Das waren unsere sogenannten Kraftwerks-Fische. Normalerweise brauchen Karpfen drei Sommer lang, um auszuwachsen. Das konnten wir in der DDR um ein Jahr verkürzen. Dazu haben wir das warme Wasser aus den Kühltürmen der Braunkohlekraftwerke genutzt.
    Bei konstanten 25 Grad und ohne Fressfeinde wie Kormorane konnten wir die Karpfen eher ernten“, erzählt der Fischereiwissenschaftler Prof. Werner Steffens. Jährlich etwa 8.000 Tonnen Karpfen werden zu DDR-Zeiten in der Lausitz produziert, heute sind es nur noch etwa 2.000. Denn nach der Wende 1989 will im Osten kaum noch jemand den Karpfen haben. Zu grätenreich und schlammig ist er den meisten und auch Seefisch aus dem Atlantik gibt es wieder genügend.
    Trotzdem gelingt es den Lausitzer Fischern mit neuen Ideen die stürmischen Wendejahre zu überleben und derzeit sogar eine neue KarpfenRenaissance einzuläuten. Der Dresdner Spitzenkoch Gerd Kastenmeier mag den Fisch: „Ich habe Gäste, die kommen nur zum Karpfenessen. Es ist ein wunderbares Kaltwetter-Gericht ohne viel Schnickschnack, mit klassischem Kartoffelsalat, Senf und etwas schwarzen Trüffel drauf.“ Doch nicht nur der Karpfen, auch die Fischereischule in Königswartha stehen in den letzten Jahren wieder hoch im Kurs.
    Es ist nach wie vor der einzige Ort in ganz Ostdeutschland, wo man das Handwerk des Binnenfischers erlernen kann. Über Umwege hat Otto Hildebrand die Fischereischule in Königswartha entdeckt und der Lehrling sagt, es sei die beste Entscheidung, die er bisher getroffen habe. Die Reportage beleuchtet ein nahezu unbekanntes Kapitel sächsischer Wirtschafts- und Wissenschaftsgeschichte und taucht ein in die wunderbare Welt der Lausitzer Teiche rund um Königswartha. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.11.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 25.10.2022ARD Mediathek
  • Folge 444 (45 Min.)
    Ein Der Hotspot für Pflanzenforschung in Europa liegt nicht etwa in Rom, Paris oder Berlin, sondern in Gatersleben. Einem kleinen Dorf am Rande des Harzes. Hier in Sachsen-Anhalt forschen die Wissenschaftler des Genetik-Instituts IPK an den Nutzpflanzen von morgen. „Die Sorten, die wir die letzten einhundert Jahre angebaut haben, werden nicht die sein, die uns in Zukunft ernähren“, so IPK-Forscher Nils Stein. Der Klimawandel ist für die 550 Mitarbeiter aus vierzig Ländern kein Schreckensszenario, sondern ein klarer Forschungsauftrag. Es geht um Weizen, Roggen, Gerste und Co., die große Hitze und lange Trockenheit aushalten, weniger Stickstoff brauchen, widerstandsfähig gegen Krankheiten sind und zudem noch ertragreich sein sollen.
    Eigentlich eine „eierlegende Wollmilchsau“. Schließlich werden um 2030 bereits neun Milliarden Menschen die Erde bevölkern. Und die Ansprüche an den ökologischen Fußabdruck unserer Lebensmittel werden auch immer größer. „Wenn man hier arbeitet, hat man schon im Hinterkopf, dass wir beitragen wollen, die Welternährung zu sichern und die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen,“ so Robert Hoffie, Junior-Forscher am IPK.
    Das Institut in Gatersleben kann dabei auf einen wertvollen Schatz zugreifen – eine der größten Genbanken der Welt. Hier lagern rund 150.000 Pflanzenmuster von knapp dreitausend Arten aus mehreren Jahrhunderten. Eine immense biologische Vielfalt. Vor allem mit den unscheinbaren und struppigen Wildtypen von Gerste und Weizen verbinden die Forscher derzeit große Hoffnungen, ihrem Ziel näher zu kommen. Eine Methode ist dabei die Gentechnik. Seit Jahrzehnten hoch umstritten und von zahlreichen Ängsten begleitet. „Es ist extrem fahrlässig, auf eine solche Technologie a priori zu verzichten.
    Gentechnik ist längst keine Risikotechnologie mehr“, argumentiert Institutsdirektor Andreas Graner und öffnet dem MDR-Kamera-Team weit die Türen der Labore, Pflanzhallen und zu den Versuchsfeldern. Ein Blick hinter die Kulissen eines weltweit agierenden Wissenschaftsunternehmens, das seine Wurzeln im Dritten Reich hat. Vor gut 80 Jahren in Wien gegründet, folgte es dem erschreckenden Ungeist jener Zeit, die Welt durch Züchtung bei Mensch, Tier und Pflanzen zu perfektionieren, die ihren negativen Höhepunkt in den menschlichen Rassentheorien fand.
    Das gehört zur Institutsgeschichte dazu, genauso wie der langjährige Kampf gegen die unwissenschaftlichen Theorien von Lyssenko in den 1950er Jahren, bis hin zu den Feldzerstörungen von Gentechnik-Gegnern im Jahr 2008. Letztlich hat das Institut drei Systeme überdauert, weil es jenseits aller Ideologien fundamentalen Fortschritt gebracht hat. Und es gilt darüber hinaus im Ort Gatersleben als wichtiger Arbeitgeber, aber auch als großartiger Stimmungsmacher bei gemeinsamen Festen. Junior-Forscher Stefan Heckmann: „Wir sind eine große Familie. Für mich ist es sicher – Gatersleben forever.“ (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.11.2022MDRDeutsche Online-PremiereMi 09.11.2022ARD Mediathek
  • Folge 445 (45 Min.)
    Magdeburg im Aufschwung – mit INTEL hat sich wirtschaftlich ein Global Player angesagt, im Sport eilt Sachsen-Anhalts Landeshauptstadt in diesem Jahr von Erfolg zu Erfolg. Woran liegt das und wie beeinflussen sich Stadt und Sport gegenseitig? Die Fußballer des 1. FC Magdeburg sind in die 2. Bundesliga aufgestiegen, die Handballer des SC Magdeburg nach 21 Jahren wieder Deutscher Meister! Die Schwimmgruppe des Vereins um Superstar Florian Wellbrock hat bei Welt- und Europameisterschaften herausragende Erfolge erzielt und die Stadt international in den Fokus gerückt. Warum spielt der Sport in der 240.000 Einwohner zählenden Stadt eine so überragende Rolle? Die Sportbegeisterung der Magdeburgerinnen und Magdeburger gehört sicher dazu, bei Fans wie den Fiebigs.
    Ihre Herzen schlagen blau-weiß und grün-rot, sie gehören zum ältesten Fanklub der Stadt und verpassen kaum ein Heimspiel ihrer Lieblinge im Fußund Handball. In ihrem Keller lagern haufenweise Schätze und Sammelstücke aus Jahrzehnten intensiven Fanlebens, mit den dazugehörigen Geschichten: „Mein Mann und ich, wir haben uns beim Handball kennengelernt und sind dann auch zusammen zum Fußball gegangen, auch zu Auswärtsspielen gefahren, unsere Jungs haben wir auch von Anfang an mitgenommen, sie mussten gleich mit uns trommeln beim Handball“, sagt Astrid Fiebig, die sportbegeisterte Magdeburgerin.
    Die zahlreichen Erfolge von FCM und SCM haben dafür gesorgt, dass aus Sportlern Idole wurden und dass der Sport in der Elbestadt bis heute so gut dasteht. Die Autoren des Films haben die Erfolge hautnah begleitet und fragen bei Akteuren, Trainern, Entscheidungsträgern, welche Motive, Hintergründe und Ursachen gibt es dafür? Welche Rolle spielt die regionale Verwurzelung dabei und wieso haben die Sportler gerade hier ihre Heimat gefunden? „Für mich ist Magdeburg die erste Hauptstadt Deutschlands.
    Das erzähle ich, um den Leuten zu sagen, woher komme ich … dann erkläre ich die Geschichte Lieblingspfalz und Kaiser Otto, da kann man stolz drauf sein“, so Ulf Steinforth, Unternehmer und Boxmanager aus Magdeburg. Die MDR-Reporter sind unterwegs mit den Magdeburger Handballern Bennet Wiegert und Matthias Musche sowie den Schwimm-Stars Florian Wellbrock und Isabel Gose. Magdeburgs Ex-Oberbürgermeister Lutz Trümper erzählt über seine langjährige Verbindung zum Fußballklub, den Handballern, aber auch darüber, wie die Stadt Voraussetzungen für Spitzen-und Breitensport schafft.
    „Das Grube-Stadion mit seinen 40.000 Fans und den großen Mannschaften, die hier gespielt haben, Bayern München oder Schalke 04, spiegelt eine enorme Tradition! Das hat der Stadt ein Image als Sportstadt gegeben, Selbstbewusstsein geschaffen … wir waren Europapokalsieger …Fußball ist ein Symbolsport, wo sich viele Fans dahinter versammeln und deshalb ist und bleibt Fußball der Sport mit der größten Zugkraft in der Stadt und der Region!“, sagt Lutz Trümper, der früher auch Präsident des 1. FC Magdeburg war. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.11.2022MDRDeutsche Online-PremiereDo 17.11.2022ARD Mediathek
  • Folge 446 (45 Min.)
    Die erste urkundliche Erwähnung des Weinbaus im sächsischen Elbtal stammt aus dem Jahr 1161 – die Übertragung eines Weinberges an die Egidienkapelle zu Meißen durch Markgraf Otto der Reiche. Andere behaupten, der Heilige Bischof Benno hätte schon sehr viel früher den Wein nach Sachsen gebracht, nämlich um 1066. Wie auch immer, unstrittig ist: Die ersten Weinhänge entstanden rund um Meißen. Und sie waren in der Hand der Mönche und Nonnen. Auch im nahegelegenen Kloster Altzella war der Bedarf an Rebensaft hoch. Mehr als 180 Personen wurden hier Anfang des 16. Jahrhunderts täglich beköstigt.
    Klosterbrüder und ihre Gäste liebten den Wein von den Klosterbergen. Georg Prinz zur Lippe hat sich, als er 1990 das Familienanwesen Schloss Proschwitz und einen Teil der Flächen zurückkaufte, genau für diese katholischen und ältesten Weingärten interessiert. „Die Meißner Bischöfe haben einst Wein von diesen Hängen getrunken. Das hier sind alles Weinberge mit Geschichte,“ sagt der Prinz. Die ersten Jahre nach der Wende seien hart gewesen. Niemand habe auf den Adelsspross gewartet, dessen Familie 1945 enteignet worden sei.
    „Die Leute hier hatten Angst, dass wir ihnen etwas wegnehmen. Für sie waren wir die Ausbeuter.“ Heute ist Schloss Proschwitz das älteste privat bewirtschaftete Weingut in Sachsen. Längst gehört es mit seinen 75 Hektar auch unter Weinliebhabern zur Spitzenadresse. Spitze sind auch die Weine von Karl Friedrich Aust in Radebeul. 400 Jahre ist sein Weingut alt. Gerade ist die große Kellerei fertiggeworden. Der Winzer ist froh: „Der Wein hat jetzt mehr Platz zum Reifen.“ Aust kümmert sich seit seiner frühen Jugend um den historischen Weinberg. 1994 hielt er seinen ersten selbstgekelterten Müller-Thurgau in der Hand.
    Seitdem hatte er Spaß an der Arbeit als Winzer und Erfolg. Doch das musste er sich „Rebe für Rebe erkämpfen“, denn eigentlich ist er gelernter Steinmetz und nahm den Umweg über die Kölner Dombauhütte. Zwei von 1.882 Winzerinnen und Winzern, die im Elbtal zwischen DiesbarSeußlitz und Pirna um Qualität ringen. Zwei, die wissen, dass sie ihre Weinberge den Mönchen verdanken und deren Liebe zum Messwein. Sie sind stolz auf die sächsischen Weine und lieben die Reben, die die Hänge prägen. Ohne die würde es diese besondere Kulturlandschaft nicht geben. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 29.11.2022MDRDeutsche Online-PremiereMi 23.11.2022ARD Mediathek
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 22.11.2022
  • Folge 447 (45 Min.)
    Spuren der Vergangenheit, aus dem kalten Krieg zwischen Ost und West. Stahlhelm der Sowjetarmee im Naturschutzgebiet Wustrows.
    Wustrow ist eine Halbinsel in der Ostsee zwischen Rostock und Wismar. Es ist ein geheimnisumwitterter Ort. Seit 90 Jahren ist sie schon gesperrt, seit dreißig Jahren unbewohnt. Schon für drei Menschengeneration heißt es am Tor: Betreten verboten! Im Volksmund wird sie deshalb auch „Die verbotene Halbinsel“ genannt. Nur ganz wenige Menschen dürfen am Wachposten vorbei die Halbinsel betreten, Edelgard und Klaus Feiler gehören dazu. In den vergangenen drei Jahrzehnten haben die beiden auf Wustrow und in Rerik jeden Stein umgedreht und die bewegte Geschichte der beiden Orte, die 1938 von den Nationalsozialisten vereinigt wurden, recherchiert.
    Auf dem ehemaligen Rittergut Wustrow errichten die Nationalsozialisten 1933 die größte Flak-Artillerieschule des Deutschen Reiches. Dafür müssen die letzten Privatbesitzer die Insel an die Wehrmacht verkaufen. Innerhalb von vier Jahren entsteht auf 1.000 Hektar eine Militärstadt für 3.000 Menschen. Im Mai 1945 an die Rote Armee kampflos übergeben, wird Wustrow 1949 sowjetische Garnison und mit 1.000 Hektar der größte Standort der sowjetischen Armee an der Ostseeküste. Wieder kommen Flakartillerie-Einheiten, Raketenverbände und Panzer.
    Zu DDR-Zeiten buchen Urlauber ihre Ferien im nahen Seebad Rerik inklusive Kanonendonner. Als 1993 der letzte Russe abzieht, legt der neue Eigentümer, der Bund, eine Kette um das Eingangstor. 60 Jahre wurde hier geschossen, überall liegen Munitionsreste und verlassene Militäranlagen sind eine Gefahr für die Öffentlichkeit. Deshalb ist Marius Hein heute der Einzige, der auf der Halbinsel Wustrow einen Job hat. 2021, gleich nach seinem Studium, wird er hier Forst-, Jagd- und Ökoflächenmanager. Begrenzt von Ostsee und Salzhaff und dem bewachten Eingangstor an der schmalen Zufahrt hat hier unfreiwillig ein Natur-Experiment begonnen.
    Die Natur holt sich zurück, was die Militärs ihr einst nahmen. Sie kann hier machen was sie will – nahezu ohne Eingriff des Menschen. Seither haben sich viele bedrohte Pflanzen und Tiere angesiedelt, seltene Libellenarten, Amphibien und Reptilien. Knapp 100 Vogelarten brüten oder rasten im Naturschutzgebiet Die erste Aufgabe für Marius Hein, er muss zählen, wieviel Wild es in seinem Revier wirklich gibt und wo überall die Sperrmüllhaufen der Geschichte liegen. 1998 hat der Bund die gesamte Halbinsel an den Immobilienunternehmer Anno August Jagdfeld verkauft.
    Sehr zum Ärger vieler Reriker, die auch gern ein Stück von Wustrow abbekommen hätten, aber nicht zum Zuge kamen. Seitdem steht die Welt still auf Wustrow. Die Halbinsel ist ein Teil der Gemeinde Rerik und seit dem Verkauf versagen die Stadtvertreter Jagdfeld die Baugenehmigungen und sperren 2003 sogar den Wustrower Hals, die einzige Zufahrt zur Halbinsel. Der Film erzählt aus verschiedenen Blickwinkeln Wustrows bewegte Geschichte – eine spannende Zeitreise durch die deutsche Historie der vergangenen knapp 100 Jahre. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.11.2022MDR
  • Folge 448 (45 Min.)
    Die Augustusburg – Das einzigartige Schloss in Sachsen
    Es thront weithin sichtbar über den dichten Wäldern des Erzgebirges und wird in diesem Jahr 450 Jahre alt: Schloss Augustusburg. Damals lebten hier noch Bären und Wölfe! Deshalb beschloss Kurfürst August, der Ur-Ur-Ur-Opa von August dem Starken, ein Jagdschloss bauen zu lassen. Doch fast wäre der opulente Bau nie bewohnbar gewesen: Es gab kein Wasser dort oben. Erst durch die Raffinesse der Erzgebirger gelang es dann doch noch, einen Brunnen über 100 Meter tief in den Fels zu treiben. Kaum jemand weiß mehr über die Geschichte der Anlage als Gottfried Muhl. Der 74-Jährige ist im Schatten des Schlosses aufgewachsen und seit Kindesbeinen in den alten Gemäuern unterwegs.
    Er kennt jede Legende und jede Ecke – wie die Geheimgänge, die die Türme miteinander verbinden. Für das 450. Schlossjubiläum haben sich die Bewohner des Augustusburger Ortsteils Grünberg etwas Besonderes ausgedacht: Wie einst ihre Vorfahren, wollen sie mit einer Pferdekutsche hoch zum Schloss ziehen, um Brot und Gemüse zu bringen. Heute machen sie es freiwillig mit viel Spaß – damals mussten sie! Die einzige Frage: Schaffen es die Pferde den steilen Berg hinauf? Kerstin und Enrico wollen sich ihren Traum erfüllen und hier heiraten. Ganz romantisch! Für Kerstin ist das Schloss ein wichtiges Stück Heimat: „Wenn man aus dem Urlaub kommt oder auch nur jeden Tag von der Arbeit, dann geht es mir so: Wenn ich das Schloss sehe weiß ich, in bin zuhause.“ Wie wird der schönste Tag im Leben? Claudia Glashauser ist hier oben die Herrin der Museen und Bewahrerin der Vergangenheit: Das dunkle Kapitel, als ein Konzentrationslager auf der Augustusburg war, wird ebenso beleuchtet wie das Erbe der 10 Kilometer entfernten Motorradwerke Zschopau mit dem ersten Motorrad der Welt sowie der Geschichte eines Engländers, der mitten im Kalten Krieg in einem Miniaturauto mit Rasenmähermotor auf Schloss Augustusburg Station machte. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 06.12.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 29.11.2022ARD Mediathek
  • Folge 449 (45 Min.)
    Versteckt in einem Tal südlich von Dresden – hier befindet sich eine deutschlandweit einmalige Spezialschule. Die Dresdner Sprengschule. Gegründet 1961, als Zweigbetrieb des „VEB Autobahnkombinat“ war die Schule zentrale Ausbildungsstätte für zivile Sprengmeister. Und diese wurden reichlich gebraucht, denn im Arbeiter- und Bauernstaat ist ständig gesprengt worden – in Steinbrüchen, Untertage bei der Kalisalzgewinnung, über Tage in den Braunkohlegruben. Bei maroder Bausubstanz galt: Sprengung vor Abbruch. Stets wurde lieber mit Sprengstoff, statt mit dem Bagger abgerissen! Das war billiger.
    Noch heute bildet die Dresdner Sprengschule Jahr für Jahr circa 1.000 Absolventen aus: in Sprengtechnik, Pyrotechnik und im Umgang mit Fundmunition. Die Ausbildungsstätte steht für Sicherheit – überall dort, wo Explosivstoffe eingesetzt werden. Sprengingenieurin Ulrike Matthes hat jeden ihrer wohlüberlegten Handgriffe an der Dresdner Sprengschule gelernt. Heute ist sie Chefin einer renommierten Sprengfirma in Thüringen, als einzige Frau Mitteldeutschlands auf so einem Posten.
    Ob Schornsteine, Brücken oder gigantische Industriebauten – sie kriegt alles klein, wie etwa den „Weißen Riesen“ in Duisburg im September 2021. Wir begleiten sie bei ihrer neuesten Herausforderung: ein 170 Meter hoher Schornstein mitten in Leipzig soll weg. Einige Nachbarn machen sich Sorgen und versuchen die Sprengung zu verhindern. Wird der Schornstein trotzdem fallen? Wir sind außerdem in der Königsbrücker Heide unterwegs. Noch immer sind große Teile des Areals gesperrt. Betreten verboten! Nur für Maik Exner nicht.
    Er ist Kampfmittelräumer. Der ehemalige Unteroffizier der NVA hat nach der Wende umgelernt, an der Sprengschule in Dresden. Seit dreißig Jahren beräumt er die ehemaligen Truppenübungsplätze der Sowjetarmee. Und es vergeht kaum ein Einsatz, an dem er nicht gefährliche Munition entdeckt. Die große Knallerei kann aber auch schön sein. Thomas Kürbs verdient sein Geld als Pyrotechniker. Seit fast zwei Jahrzehnten inszeniert er Höhenfeuerwerke, Bühnenfeuerwerke, individuelle Feuershows und ist gefragt in der ganzen Republik. 3, 2, 1 – Zündung! (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.12.2022MDR
  • Folge 450 (45 Min.)
    Mondänes Weltdorf, gefragtes Urlaubsziel, Heimat erfolgreicher Wintersportler – Oberhof hat in seiner wechselvollen Geschichte auch solche Glanzzeiten erlebt. Thüringer Spitzensportler, wie Vanessa Voigt und Max Langenhan, Sportfunktionäre, Hoteliers, Gewerbetreibende und Prominente, wie Kati Wilhelm, sehen Oberhof künftig wieder so leuchten. Kann die kleine Stadt am Rennsteig ein neues Kapitel ihrer Erfolgsgeschichte schreiben? Zu Beginn des Jahres 2023 weht ein Hauch Olympia durch das beschauliche Oberhof. Wenn zuerst die Elite der Rennrodler und kurz darauf die der Biathleten auf modernen und nachhaltigen Sportanlagen ihre Weltmeister ermitteln, schaut die Wintersportwelt für drei Wochen auf die verwandelte Kleinstadt am Rennsteig.
    Denn genauso wie vor Olympischen Spielen der unvermeidliche Bauboom aufkommt, bleibt auch in Oberhof vor der Doppel-WM kaum ein Stein auf dem anderen. Der Unterschied: Die Weltmeisterstadt setzt auf Umbauten anstatt Neubauten und auf eine dauerhafte Nutzung für Nachwuchs-, Leistungs- und Breitensportler über den Winter hinaus. Dabei sind die Weltmeisterschaften erst der Anfang auf dem Weg, Oberhof wieder sportlichen, touristischen und wirtschaftlichen Aufwind zu verschaffen. Denn die Kleinstadt am Rennsteig kann viel mehr als Wintersport, sie ist längst ein ganzjähriges Ausflugs- und Urlaubsziel. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.12.2022MDRDeutsche Online-PremiereDo 22.12.2022ARD Mediathek
  • Folge 451 (45 Min.)
    Einst war es das größte Kohlekraftwerk der DDR mit mehr als 4.000 Beschäftigten. Heute sind es noch 540. Teilweise stillgelegt, modernisiert und neu gebaut, ist das Kraftwerk Boxberg in der Lausitz seit mehr als einem halben Jahrhundert in Betrieb. Obwohl das Ende der Braunkohle besiegelt ist, kommt das Stromnetz im Winter 2022/​2023 kaum ohne den Energieträger mit seiner schlechten Klimabilanz aus. „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ berichtet über den Alltag der Menschen in einem Koloss, der in diesen Tagen unter Volllast läuft.
    Einer dieser Menschen ist Benjamin Hermannek. Im Jahr 2004 hat er seine Lehre im Kraftwerk Boxberg abgeschlossen. Schon sein Großvater und sein Onkel waren im Braunkohletagebau, ein Job im Kraftwerk war damals nicht nur lukrativ, sondern auch eine sichere Bank. Als der Ausstieg aus der Braunkohle beschlossen wird, muss er akzeptieren, dass die Braunkohle ihn und seine Familie irgendwann nicht mehr ernähren wird. Ramona Fabian hat ihr ganzes berufliches Leben mit und in der Braunkohle verbracht.
    Als Rettungssanitäterin bei der Werkfeuerwehr des Kraftwerk Boxberg ist die 61-Jährige noch immer im Einsatz und eine der wenigen Frauen. Sie ist sieben Jahre als 1968 der Grundstein für den Bau eines Kraftwerks der Superlative gelegt wird. 1971 geht Block 1 ans Netz, kurze Zeit später Block 2. Als 1979 das Werk 3 ans Netz geht, ist Boxberg mit 3.250 MW installierter Leistung das größte Braunkohlekraftwerk Europas, ein Viertel des Stroms der DDR wird hier erzeugt. Nach 1990 werden die alten Kraftwerksblöcke stillgelegt.
    Tausende verlieren ihre Arbeit. Mit den wenigen, die bleiben und den Jungen wird das Kraftwerk Boxberg modernisiert und neugebaut. Die Braunkohleverstromung wird effizienter, die Schadstoffemissionen verringert. Trotzdem bleibt Braunkohle einer der Energieträger mit den höchsten CO2-Emissionen. Seltene Einblicke in das einst größte Braunkohlekraftwerks Europas und Lebensgeschichten, die mit diesem einzigartigen Ort deutscher Industriegeschichte verbunden sind, gibt es in dieser Folge von „Der Osten – Entdecke wo du lebst“. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.12.2022MDR

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