2022, Folge 416–433

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  • Folge 416 (45 Min.)
    Direkt am Leipziger Innenstadtring liegt ein riesiges Gebäude mit dunkler Vergangenheit im Dornröschenschlaf. Während sich Leipzig komplett verändert hat, wurde es weder saniert noch umgebaut. Im Inneren der ehemaligen Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit kann man heute Bizarres entdecken: Überreste einer Stasi-Kegelbahn, eine eigene Sauna nebst Poliklinik für die Bediensteten. „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ geht mit den Architekturstudenten Julia Fiedler, Quentin Pagés und Robert Zweigle auf eine außergewöhnliche Expedition in die Vergangenheit des für Leipzig so bedeutenden Areals.
    Denn dort liegt der Schlüssel für die geplante Neugestaltung. Bis heute schweigen hauptamtliche Stasimitarbeiter über ihre Arbeit auf dem Gelände. Michael Kühn gibt dagegen Einblicke, die er Ende der 70er Jahre aus dem Alltag der Horch & Guck-Behörde für den Leipziger Bezirk gewinnen konnte. Der damalige Wehrpflichtige landete per Zufall als Elektriker vor Ort. Die 79-jährige Monika Gerbeth verbindet mit dem Gelände noch die Erinnerung an eine Zeit, in der hier die berühmte Matthäikirche stand.
    Ihre Familie lebte in den Wohnhäusern am Matthäikirchhof, bevor er und große Teile der Umgebung beim Bombenangriff am 4. Dezember 1943 zerstört wurden. Kaum ein Ort steht so sehr für die wechselvolle Leipziger Stadtgeschichte wie der ehemalige Matthäikirchhof. Ganz nahe an der Kreuzung von Via Regia und Via Imperii, den wichtigsten Handelswegen des Mittelalters, wurde an dieser Stelle“urbs lipzi“ gegründet. Heute gleicht das Areal einem „Lost Place“ und zieht wegen des perfekten DDR-Looks Filmcrews an.
    Auch die neue ARD-Krimiserie „ZERV“ hat den Ort als ihr Hauptquartier auserwählt, an dem eine Spezialeinheit der Berliner Kriminalpolizei in den frühen 90er Jahren zu Regierungs- und Vereinigungskriminalität ermittelt. „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ blickt auf die bewegte Geschichte des Areals, spürt im Gebäude so manch bizarres Überbleibsel auf und begleitet drei angehende Architekten bei der Entwicklung ihrer Entwürfe für die künftige Gestaltung des „DDR-Relikts in bester Citylage“. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.02.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 08.02.2022ARD Mediathek
  • Folge 417 (45 Min.)
    Während der Nacht erstrahlt unsere Welt in ganz unterschiedlichen Lichtern – von den hell erleuchteten Leuna-Werken über das Elbufer Dresdens bis hin zum Leipziger Lichtfest. Der Film zeigt aus der Vogelperspektive, wie das Leben in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt nach Einbruch der Dunkelheit aussieht. Spektakuläre Bilder zeigen unser nächtliches Leben von oben. Magdeburg, Halle, Leipzig, Dresden, Erfurt und Jena – wie sehen die großen und kleinen Städte Mitteldeutschlands bei Nacht aus? Wie erstrahlen das Völkerschlachtdenkmal, die Semperoper oder der Magdeburger Dom in der Dunkelheit? Drohnen- und Hubschrauberaufnahmen mit besonders lichtempfindlichen Kameras erlauben einen vollkommen anderen Blick auf das nächtliche Mitteldeutschland.
    Doch nicht nur aus der Luft, auch am Boden gibt es Faszinierendes zu entdecken. Und so erzählt der Film auch die Geschichten von Menschen, die die Nacht mit Leben füllen. Im Erzgebirge ziehen die Bergleute zum Großen Bergmännischen Zapfenstreich aus. Am neuen Eisenbahn-Knotenpunkt Halle schuften Bauarbeiter auf einer Nachtbaustelle für eines der größten Bauprojekte der Deutschen Bahn. Währenddessen arbeitet Ralf Mende auf einer ganz anderen Nachtbaustelle: Als Eismeister hat er schon bei den Olympischen Spielen in Lillehammer, Nagano und Turin gearbeitet, aber jetzt präpariert er mit seinem 14-köpfigen Team die Bobbahn in Altenberg für den Saisonstart.
    Über mehrere Nächte eisen sie Schicht für Schicht den Eiskanal ein, der als einer der schnellsten und gefährlichsten der Welt gilt. Früher war die Nacht dunkel und zum Schlafen da. Heute ist sie erfüllt vom Leben und Licht der Menschen. „Mitteldeutschland bei Nacht“ zeigt atemberaubende Luftaufnahmen unserer nächtlichen Heimat und erzählt Geschichten, die sich nur im Schutz der Dunkelheit abspielen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 01.03.2022MDR
  • Folge 418 (45 Min.)
    Er ist die größte Operationsbasis der Luftwaffe – der Fliegerhorst Holzdorf-Schönewalde in der Annaburger Heide, gelegen im Dreiländereck zwischen Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Alle Deutschen, die in den Urlaub fliegen, sind indirekt mit ihm verbunden. Denn von hier aus wird der gesamte Luftraum über Deutschland überwacht. „Normalerweise nimmt man uns nicht wahr. Wir sind ruhig und still und arbeiten sehr professionell, 365 Tage im Jahr, 24 Stunden täglich. Hier ist immer jemand da und wir treten eigentlich nur dann in Erscheinung, wenn irgendetwas im Luftraum über Deutschland nicht planmäßig verläuft,“ so Oberst Andreas Springer, Kommandeur Einsatzführungsbereich 3. Nicht nur auf der Straße, sondern auch am Himmel ist Deutschland ein hoch frequentiertes Transitland.
    Etwa 10.000 Flugzeuge durchqueren jeden Tag den deutschen Luftraum und jedes einzelne wird in der Annaburger Heide gesehen. In einem unterirdischen Bunker am Rande des etwa 11.000 Hektar großen Waldgebietes liegen die „Augen“ des Einsatzführungsbereiches 3 der Luftwaffe der Bundeswehr.
    „Unsere Aufgabe ist es, die Düsenjäger, die deutschen Kampfjets bei Übungen und scharfen Einsätzen zu führen. Zum Beispiel wenn ein ziviles Flugzeug keinen Funkkontakt zur Flugsicherung hat oder bei Luftraumverletzungen. Dann werden wir aktiv und schicken unsere Eurofighter los“, Hauptmann Saskia Kowol, die als Jägerleitoffizierin arbeitet. Heute zählt der Bunkerkomplex mit seiner Luftraumüberwachung zu den modernsten Anlagen der Welt.
    Entstanden ist er dabei eher zufällig und das Ergebnis des schwersten Unglücks mit einem Militärflugzeug der DDR. 1975 stürzt in Cottbus eine MIG-21 in ein Wohngebiet. Sechs Anwohner und der Pilot kommen ums Leben. Daraufhin beschließt die DDR-Armeeführung, die in Cottbus stationierten Jagdflieger abzuziehen und ihnen in der Annaburger Heide einen neuen Standort zu bauen. In den Wald hineingeschlagen entsteht so der modernste Militärflugplatz der DDR inklusive einer Bunkeranlage zur Luftraumüberwachung.
    „Man hat uns oft als das Show-Geschwader der Nationalen Volksarmee bezeichnet,“ erinnert sich Flugzeug-Techniker Volker Rauch. „Hier war 1985 Erich Honecker mit einer großen Regierungsdelegation, es gab große Waffenschauen und viele internationale Gäste haben uns besucht. Wir hatten dafür sogar zwei Uniformen, eine zum Arbeiten und eine für die Vorführungen.“ Mit der deutschen Wiedervereinigung übernimmt die Bundeswehr das Gelände. Aus dem Flugplatz für MIG-21 Kampfflugzeuge wird ein Stützpunkt für schwere Transporthubschrauber.
    Heute ist die Annaburger Heide die Heimat für die Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64 der Bundeswehr. Doch trotz des jahrzehntelangen Übungsbetriebes – über und unter Tage – hat die Annaburger Heide in weiten Teilen auch ihr ursprüngliches, wildes Gesicht behalten. Ob Seeadler, Wölfe oder kapitale Hirsche – sie alle sind hier zuhause und vertragen sich offenbar mit den militärischen Nachbarn. Die Reportage begibt sich auf eine fesselnde Zeitreise und beleuchtet nahezu unbekannte Regionalgeschichte im Dreiländereck. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 15.03.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 08.03.2022ARD Mediathek
  • Folge 419 (45 Min.)
    Wolfgang Stephan hat in der JVA Bautzen seine dunkelsten Stunden erlebt. In der DDR wird er wegen Schwarzhandel und Veruntreuung sozialistischen Eigentums verurteilt – zu sieben Jahren Haft. Im Januar 1989 muss er diese antreten. Nur wenige Monate später ist das ganze Land im Umbruch – auch hinter den Gefängnismauern in Bautzen fordern die Menschen Veränderungen. Im Herbst ’89 kommt es zu Häftlingsaufständen. Wolfgang Stephan begegnet in dieser Zeit Pfarrer Burkhard Schulze. Um Gewalt zu verhindern, ist der Kirchenmann fast täglich im Gefängnis und vermittelt zwischen Häftlingen und Anstaltsleitung.
    Am Runden Tisch wird monatelang verhandelt. Es gelingt den Vertretern der Kirche, der Anstaltsleitung und des Häftlingsbeirats, ein Blutvergießen zu verhindern. Einen großen Anteil an dieser Entwicklung hat Frank Hiekel, damals stellvertretender Anstaltsleiter, heute Chef der JVA Bautzen. Nach über 30 Jahren treffen Wolfgang Stephan, Burkhardt Schulze und Frank Hiekel noch einmal aufeinander und erinnern sich an die dramatische Zeit von damals.
    Die Strafvollzugsanstalt Bautzen wurde um 1900 als reformorientierte Strafanstalt für Männer gebaut. Jahrzehnte später wird die Einrichtung zu einem Ort von Unterdrückung, Willkür und menschenunwürdigen Haftbedingungen – von 1933 bis 1945 unter den Nazis, anschließend bis 1950 als Speziallager für Kriegsverbrecher und politische Gegner unter sowjetischer Militäradministration, danach als Gefängnis für den allgemeinen Vollzug in der DDR. Der Spruch „Ab nach Bautzen“ klang nicht verheißungsvoll. Das „Gelbe Elend“ – wie der Knast im Volksmund genannt wurde – löste bei den Häftlingen Angst und Schrecken aus.
    Im Schatten der großen Haftanstalt steht Bautzen II – der sogenannte Stasiknast, das Gefängnis für politische Sondergefangene. Bis zur Wende sitzen mehr als 2.400 Häftlinge ein. Spione, Doppelagenten, vor allem aber politische Gefangene der DDR, unter ihnen auch etliche Prominente. Weggesperrt auf fünf Etagen in Einzel-, Zweier- und in Isolationszellen. Diesem Haus und den leidvollen Geschichten der Inhaftierten verdankt Bautzen bis heute seinen zweifelhaften Ruf.
    Seit 1993 Gedenkstätte, wird hier an die Opfer in beiden Strafvollzugseinrichtungen erinnert. Auch die Schicksale von Jochen Stern und Alexander Latotzky sind dokumentiert. Jochen Stern wird als 19jähriger 1948 verhaftet und von der sowjetischen Militäradministration wegen angeblicher Spionage zu 25 Jahren verurteilt. Insgesamt verbringt er sechseinhalb Jahre im Speziallager Bautzen I und erlebt 1950 die Häftlingsunruhen mit, die vom Wachpersonal brutal niedergeknüppelt werden.
    Jochen Latotzky erblickt das Licht der Welt in einer Zelle des Gelben Elends. Seine Mutter wird inhaftiert, weil sie es gewagt hatte, die Vergewaltigung und Ermordung ihrer Mutter durch sowjetische Soldaten anzuzeigen. Drei Jahre verbringen Mutter und Sohn gemeinsam in verschiedenen Lagern, danach werden sie getrennt. Nach etlichen Heimaufenthalten wird Alexander Latotzky seine Mutter erst in Westberlin wiedersehen, da ist er bereits neun Jahre alt. Bis heute engagieren sich Jochen Stern und Alexander Latotzky gegen das Vergessen im Bautzen-Komitee und sind gefragte Zeitzeugen im jährlich stattfindenden Bautzen-Forum.
    Der Film erzählt von den Anfängen der JVA Bautzen als Reformbau, über die dunklen Kapitel seiner Geschichte bis zu der modernen humanen Strafvollzugseinrichtung von heute. Wir begegnen Menschen, die aus sehr unterschiedlichen Perspektiven die Strafanstalt erlebt haben und für die das „Gelbe Elend“ ein Schicksalsort geworden ist. Zugleich sind die Ereignisse im Wendejahr 1989/​90 auch ein Beispiel dafür, dass Menschen trotz unterschiedlicher Biografien und Sichtweisen immer die Chance haben, sich menschlich zu verhalten und somit Gewalt und Blutvergießen verhindern. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 22.03.2022MDRDeutsche Online-PremiereMi 16.03.2022ARD Mediathek
  • Folge 420 (45 Min.)
    Es ist nicht lange her, da wurden auf dem Leipziger MDR-Gelände keine Nachrichtensendungen, Unterhaltungsshows, Arzt- oder Zoo-Serien produziert, sondern tonnenweise Fleisch und Wurst. Mehr als hundert Jahre lang befand sich hier der städtische Vieh- und Schlachthof. Was wurde aus den Menschen, die hier einst gearbeitet haben und wo finden sich heute noch Spuren aus dieser Zeit? Zum dreißigsten Geburtstag des Mitteldeutschen Rundfunks gewährt „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ exklusive Einblicke in die Arbeit der Leipziger MDR-Zentrale und schaut auf die bewegte Vergangenheit des Areals. Das erste Mal seit fast 30 Jahren kehren Gisela Übermuth und Peter Maciej auf das Gelände zurück, auf dem sie einen großen Teil ihres Berufslebens verbracht haben.
    Zur DDR-Zeit ist das VEB Fleischkombinat „Delicata“ einer der größten Arbeitgeber Leipzigs. Täglich werden hier 300 Rinder, 1.800 Schweine und 400 Kleinvieh geschlachtet. Maciej zerlegt Schweine im Akkord. Gisela Übermuth ist als Laborantin für die Qualitätskontrolle zuständig. Nach der Wiedervereinigung kommt das Aus. Dem riesigen Schlachthof mit seinen alten Backsteingebäuden droht der Abriss. Bis sich 1991 ein Interessent findet: der neu gegründete Mitteldeutsche Rundfunk. Viel Phantasie ist damals nötig, um sich hier eine moderne Rundfunkanstalt vorzustellen.
    Kaum jemand hat die Veränderung des Geländes so hautnah miterlebt wie Antje Perduß. In ihrer Familienbäckerei sorgt der MDR wie einst der Schlachthof für Kundschaft. Während damals die Schlachter nach der Schicht mit ihren langen Messern für Aufsehen im Verkaufsraum sorgten, sind es heute prominente Gesichter, die nach dem Studiobesuch eine Stärkung brauchen. „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ erzählt die bewegte Geschichte des Leipziger MDR-Standorts, spürt ehemalige Schlachthof-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf und blickt hinter die Kulissen am größten Medienstandort in Mitteldeutschland. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.04.2022MDR
  • Folge 421 (45 Min.)
    „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ gibt Einblicke in die weltweit größte Sammlung an Kochbüchern, Rezepten, Menü-, Speise- und Weinkarten und erzählt von Menschen mit besonderer kulinarischer Leidenschaft:
    Fleischermeister Ingolf Fischer weiß, was den Menschen schon im Zeitalter der Renaissance geschmeckt hat und heute immer noch mundet: der Urknacker. Den produziert er in seiner Wurstmanufaktur im erzgebirgischen Leubsdorf nach einem Rezept von 1550. Niedergeschrieben im ersten sächsischen Kochbuch „New /​ Kunstreich und Nützliches Kochbuch“. Das Werk befindet sich neben einer zugehörigen Handschrift aus dem 16. Jahrhundert im Bestand der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Und nicht nur das. Hier kommen Sterneköche und Küchenexperten ins Schwärmen, wenn sie in der weltweit größten Sammlung an Kochbüchern, Rezepten, Menü-, Speise- und Weinkarten auf kulinarische Entdeckungsreise gehen.
    Hier liegen Speisefolgen von August dem Starken, Queen Elisabeth II., Ludwig XIV. oder dem russischen Zaren. Und diese Kulinariksammlung beherbergt unter anderem den kompletten Nachlass des 2016 verstorbenen Publizisten und Gastronomiekritikers Wolfram Siebeck. Auch wer Einblicke in die Kunst prominenter französischer Köche wie Paul Bocuse oder Alain Ducasse sucht, wird in der Dresdner Bibliothek fündig. Der vom Gault-Millau als „Jahrhundertkoch“ ausgezeichnete Eckart Witzigmann spricht davon, „dass hier das Herz für die Kochkunst und Tafelkultur Europas sei“. Der 80-Jährige erzählt von der Leidenschaft, die es braucht, um einen Stern zu erkochen.
    Immer öfter fragen Sterneköche bei der Bibliothek an, ob sie ihren Nachlass nach Dresden bringen dürfen. Sehr zur Freude von Historiker Prof. Josef Matzerath. Er kennt sich aus in der europäischen Kochszene und in der Geschichte der Kulinarik. Und er kocht historische Rezepte nach. Deshalb wird auch der große alte Herd der königlichen Schlossküche in Pillnitz geheizt. Es gibt ein Gericht aus dem 19. Jahrhundert: Boullion mit Ochsenschwanz und Schinken-Pastete an Sahnekohlrabigemüse. „Knacker trifft Wildhase“ – dieser Film fasst zusammen, was die Kulinariksammlung Dresden zu bieten hat und ist ein Hoch auf die gute Küche. Er erzählt vom Genießen und Schlemmen und von Menschen, die für ihre kulinarische Leidenschaft alles geben. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.04.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 05.04.2022ARD Mediathek
  • Folge 422 (45 Min.)
    Das Amtshaus neben der Klosterruine Paulinzella ist eines der ältesten und schönsten Forstämter in Deutschland. Schon vor 500 Jahren kümmerten sich hier Waldläufer und Förster um die Wälder ringsum. Die Restaurierung des alten Amtshauses in den letzten Jahren hielt viele Überraschungen bereit und hat das Leben der Menschen verändert. Im Film begegnen wir ihnen, gehen auf Entdeckungsreise in das alte, neue Gemäuer und erleben, wie neue Lebendigkeit rings um das Denkmalensemble erwacht. Wer die Klosterruine Paulinzella zum ersten Mal sieht, verstummt. So imposant und zugleich romantisch verloren steht das Bauwerk mitten im Wald.
    Goethe, Schiller und Wilhelm von Humboldt bewunderten einst die Ruine. Verstreut um die mächtige Ruine aus dem frühen 12. Jahrhundert stehen alte Gemäuer, Relikte des einstigen Klosters. Das Amtshaus ist eines davon. Jahrzehntelang grenzte es wenig beachtet an die Ruine. Auffällig war damals nur das besonders schöne Fachwerk. Ansonsten wirkte der Bau heruntergekommen. Das Amtshaus wurde einst als Ersatz-Refektorium der Mönche gebaut, nachdem das Kloster Ende des 15. Jahrhunderts abgebrannt war. Als das Kloster nach der Reformation aufgelöst wurde, diente das Haus als Verwaltungssitz für Forst und Jagd.
    Dabei blieb es über die Jahrhunderte. Nach 1945 wurde es zur Revierförsterei. In die oberen Etagen baute man Wohnungen ein. Durch die Einbauten war das Haus entstellt und allmählich vom Verfall bedroht. Nach der Wende zog das Forstamt Saalfeld-Rudolstadt ein und es wurde unter Denkmalschutz gestellt. Nach Jahren des Planens und Bauens ist das Haus heute eines der interessanten mittelalterlichen Gebäude Deutschlands, Motor der Wiederbelebung des Klostergeländes und Sitz des Forstamtes inmitten ausgedehnter Wälder. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.04.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 19.04.2022ARD Mediathek
  • Folge 423 (45 Min.)
    „agra Markkleeberg – Universität im Grünen“ – diesen Slogan kannte zu DDR-Zeiten jeder. Die kleine Stadt war dank der Landwirtschaftsschau zwischen Kap Arkona und Fichtelberg ein Begriff. Alljährlich im Sommer kamen bis zu 750.000 Besucherinnen und Besucher. Es war eine Messe der Superlative, die agra war wie eine Stadt in der Stadt und das Aushängeschild der DDR-Landwirtschaft. Angefangen hatte alles 1946 auf dem Rathausplatz von Markkleeberg mit einer Gartenbauausstellung. Nach dem Krieg sollten die hungrigen Leipzigerinnen und Leipziger gezeigt bekommen, wie sie sich selbst ernähren können. Die Ausstellung wuchs sprunghaft, zog um in den benachbarten Landschaftspark, den der Verleger Paul Herfurth um 1900 anlegen ließ.
    Schnell war die agra das Schaufenster der DDR-Landwirtschaft, erklärt Brigitte Wiebelitz, die letzte Direktorin vor der Wende und die erste danach. „Die LPG-Bauern sollten lernen, mehr, besser und billiger zu produzieren.“ Legendär waren die großen Tierschauen und die Landtechnikparaden mit faszinierenden Choreografien von Mähdreschern und Traktoren. Wie auf allen Messen, wurden natürlich Neuheiten, Exotisches und Superlative präsentiert. Markkleebergs Oberbürgermeister Karsten Schütze war schon als Kind regelmäßiger agra-Besucher: „Da konnte man viele Dinge sehen, die es in der DDR sonst nicht gab, wie echte Thüringer Rostbratwürste oder Milch in Tetra-Packs.“ Mit dem Ende der DDR schien auch das Ende der agra besiegelt.
    Doch Brigitte Wiebelitz und andere Enthusiasten retteten die Agrarausstellung in die neue Zeit. Das hieß aber auch, Abschied zu nehmen von Markkleeberg, denn die neue agra wird seit 2005 auf der Neuen Messe in Leipzig veranstaltet. Der ursprüngliche Veranstaltungsort ist heute ein Erholungsgebiet. Und die in Markleeberger haben für ihren Herfurthschen Park ganz neue Pläne. „Technik, Tiere, Sensationen“ – ein Film übers Staunen, Lernen und Feiern, über den Wandel der Landwirtschaft und der agra in den vergangenen Jahrzehnten. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.05.2022MDR
  • Folge 424 (45 Min.)
    Wie organisiert man den Umzug von 3.000 Fischen und anderen Wassertieren – von A wie Anemonenfisch bis Z wie Zackenbarsch? Über drei Jahre begleitet der Film den Umbau des Leipziger Aquariums: Vom Abriss der alten Gebäude, über die Aus- und Einzüge der Fische bis zur Neueröffnung im Frühjahr 2022. Es musste etwas passieren im Leipziger Zoo-Aquarium, dem zweitältesten öffentlichen Aquarium Deutschlands. Das Salzwasser hatte sich ins Gemäuer gefressen. Die Technik war veraltet. Das Dach undicht und überall Rost. Doch, mal eben ein Aquarium umbauen – kein ganz einfaches Unterfangen: Allein der Umzug der Tiere – eine logistische Meisterleistung.
    Einige verbringen die Bauzeit in eigens aufgebauten Zwischenbecken auf dem Zoogelände. Andere werden an Aquarien und Zoos in ganz Deutschland abgegeben. Und schließlich suchen die Zoo-Kuratoren europaweit nach neuen Fischen und Wassertieren, die die Leipziger Unterwasserwelt künftig bevölkern sollen. Was es bedeutet, ein teilweise unter Denkmalschutz stehendes, marodes Aquarium fit für die Zukunft zu machen, davon erzählt dieser Film aus der Sendereihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.05.2022MDRDeutsche Online-PremiereMi 04.05.2022ARD Mediathek
  • Folge 425 (45 Min.)
    Ein Nahe Saalburg in Südthüringen verschwinden ab Mitte der 1920er Jahre zahlreiche Dörfer, Fabriken, Mühlen und Bauernhöfe. Menschen verlieren ihre angestammte Heimat und werden umgesiedelt. Diese riesige – nun freie – Fläche wandelt sich zu einem „Thüringer Meer“. Auf 28 Kilometern Länge entstehen Badestrände, Zeltplätze, Feriendörfer und Hotels, Schifffahrt siedelt sich an. Kernstück des gesamten Projekts bildete eine 65 Meter hohe und 210 Meter breite Betonmauer – die Bleilochtalsperre. Ein technisches Meisterwerk, aus einem Guss, wie es nie zuvor errichtet wurde und eine ökologische Vision der Energiegewinnung und des Landschaftsschutzes, die damals seiner Zeit weit voraus war.
    Der Film erzählt die Entstehungsgeschichte des gigantischen Vorhabens und berichtet von Menschen, die an der Bleilochtalsperre leben oder die es einfach immer wieder herzieht, wie Martina und Hans-Jürgen Wegerich aus Mühlhausen. Beide lernen sich als Kinder beim Zelturlaub kennen, verlieben sich ineinander und verlieren sich dann jedoch aus den Augen.
    Jahrzehnte später treffen sie sich zufällig an der Talsperre wieder, heiraten und feiern hier sogar ihre Hochzeit. Der Bleilochsee ist ein Eldorado für Wassersportler, Segler und Ausflugsschiffe. Annette und Klaus-Peter Pretsch leben seit ihrer Kindheit an den Ufern des Bleilochsees und sind begeisterte Wassersportler. Heute betreiben sie Europas kleinstes Kreuzfahrtschiff – 5 Kabinen für 10 Urlauber – auf dem „Thüringer Meer“. Annette und Klaus-Peter Pretsch sind dabei Schiffseigner, Kapitän, Besatzung und Entertainer zugleich – und sie konnten ihre Liebe zum Wasser und zur Schifffahrt auch an ihre Kinder weitergeben.
    Beide Töchter besitzen ein Kapitänspatent und fahren heute große Binnenschiffe. Sohn Marcel wird in wenigen Wochen seine Prüfung als Kapitän ablegen und der jüngste Sohn hat gerade den Beruf des Binnenschiffers erlernt. Die großen Geheimnisse des Sees finden sich unter dem Wasserspiegel. Die Taucher Thomas Quensel und Michael Wegscheider haben zahlreiche Spuren erkundet und dokumentiert, wie etwa die einstigen Steinbrüche der bekannten Saalburger Marmorwerke.
    Sie liegen am Grund der Bleilochtalsperre. Zu DDR-Zeiten waren über vierhundert Menschen im Betrieb beschäftigt. Marmorplatten aus Saalburg schmücken heute noch überall auf der Welt Fußböden und Wände von Palästen, Theatern, Kirchen, Opernhäusern oder Schlössern. Die Getreidemühle in Ebersdorf ist inzwischen seit vier Generationen in Familienbesitz. Die ursprüngliche Wassermühle ist bei der Flutung des Tals ebenfalls im See versunken.
    Aber die Familie hat ihren Betrieb am höher gelegenen Ufer wieder neu errichtet. Und Müller Frank Rosenkranz produziert das Mehl auch heute immer noch auf traditionelle Art. Wie damals zu ihrer Entstehungszeit dient die Talsperre heute dem Schutz gegen Hochwasser, liefert Energie, reguliert den Abfluss der Saale und ist zusammen mit den später entstandenen Talsperren der Saalekaskade ein einzigartiger Dreh – und Angelpunkt dieser Seenlandschaft. Ein visionärer Bau. 2016 wurde die Bleilochtalsperre zum „Wahrzeichen der Ingenieurskunst“ ernannt – das erste in Thüringen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.05.2022MDR
  • Folge 426 (45 Min.)
    Annett König und Heiko Sandig sind glücklich, haben sie doch im Feburar diesen Jahres ein Holzhaus erworben, ihr Traumhaus. Das Besondere: die beiden haben sich damit ein Stück Weltgeschichte gekauft – in der Oberlausitz in einer der kleinsten Städte Sachsens mit 10.000 Einwohnern – Niesky. Rühmen konnte sich die Stadt einst der größten und bedeutendsten Holzbauindustrie Europas. Doch wer weiß das heute noch? Vorbeifahrende würden hier nicht unbedingt halten, um Niesky zu besichtigen. Zu Unrecht, denn die Stadt hat einen einmaligen Schatz – 100 Holzhäuser.
    Vor einhundert Jahren als Fertigteilhäuser gebaut, sind sie heute Zeugen des unglaublichen wirtschaftlichen Aufschwungs Nieskys in die Moderne des 20.Jahrhunderts. 1882 gründet sich hier die Firma Christoph & Unmack AG, die mit der Herstellung von zerlegbaren, transportablen Baracken den internationalen Markt erobert – damals eine Weltsensation, die den Hausbau revolutioniert. Ihr Angebot erstreckte sich von industriell vorgefertigten Schulpavillions, Turnhallen, Kirchen, Fabriken, Industriebauten bis zu individuellen Wohnhäusern. Geliefert wurde in alle Welt bis nach Indien, Südamerika und Südafrika.
    Noch stehen viele original erhaltene Fertigungshallen der Christoph & Unmack AG mit ihren beeindruckenden Dachkonstrucktionen aus Holz und Lichtfängen, die sie einst entwickelt und weltweit patentiert haben. In diesen Hallen wurden damals ganze Fertigteilhäuser in Originalgröße probeweise aufgebaut, bevor sie ausgeliefert wurden. Ein Probeaufbau käme für Annett König und Heiko Sandig heute nicht in Frage. Sie wollen ihr historisches Holzhaus sanieren, denkmalgerecht natürlich! Im Bauamt haben die beiden sogar die alte Bauakte ihres Hauses von 1928 gefunden.
    Rat und Hilfe holen sie sich bei Jan Bergmann-Ahlswege, dem Chef des Konrad-Wachsmann-Museums. Das Haus ist eine Perle in Niesky, wurde es doch im Stile des Bauhauses 1927, ganz aus Holz, vom Pionier des industriellen Holzbauens, Konrad Wachsmann, entworfen und gebaut, wie auch das weltbekannte Einsteinhaus in Caputh, das ebenfalls aus den berühmten Werkshallen von Christoph & Unmack stammt. Die besondere Geschichte dieser Firma, die Bedeutung für die Stadt und Region, wird gerade von vielen Nieskyern wiederentdeckt, auch von Annett König und Heiko Sandig, die ihre Kindheit hier verbrachten.
    Vor drei Jahren haben sie sich in ihrer Heimatstadt beim Klassentreffen wiedergetroffen – und sich ineinander verliebt. Schnell war klar, wir gehen nach Niesky zurück, um hier gemeinsam alt zu werden. Das sie auch noch ein Holzhaus der Firma Christoph & Unmack gefunden haben, ist für sie ein Zeichen, es sollte wohl so sein! Ein spannender Ort, dieses Niesky, eine echte Entdeckung, für die Menschen, die hier wohnen und hoffendlich auch für viele Besucher aus aller Welt. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.05.2022MDRDeutsche Online-PremiereMi 18.05.2022ARD Mediathek
  • Folge 427 (45 Min.)
    Ein Im Mai 2022 treffen sich Wasserexperten aus der ganzen Welt in Leipzig zur „World Canal Conference“: Menschen, die professionell mit Kanälen, Flüssen, Schleusen und Schiffshebewerken zu tun haben. Eines der Konferenz-Highlights ist ein Lost Place in der Nähe von Merseburg – die Schleusenruine Wüsteneutzsch. Dahinter verbirgt sich die einhundert Jahre alte Vision vom „Südflügel des Mittellandkanals“ – eine Vision, die heute wieder Menschen in ganz Mitteldeutschland elektrisiert. Der Film erzählt von dieser Geschichte, und sie beginnt mit einem Mann, der an einem Frühlingstag 2007 auf der Suche nach einem geheimnisvollen Ort im Nirgendwo ist.
    Dirk Becker weiß noch genau, wie es war: „Ein Freund hatte mir von einer gigantischen Betonruine bei Merseburg erzählt. Aus der Nazi-Zeit … Ich fragte mich durch, bei den Leuten vor Ort. Und was soll ich sagen: Diese Dimension, diese Größe, diese Mauern … ! Ich war total beeindruckt.“ … Alles, was Becker weiß, ist: Der Koloss muss mit einem Kanalbau zu tun haben. Er recherchiert in den Archiven der Wasser- und Schifffahrtsämter in Merseburg und Magdeburg.
    Becker entdeckt, dass es sich bei dem geheimnisvollen Betonbau um die Reste einer gigantischen Schleusentreppe handelt, die Schleuse Wüsteneutzsch mit zwei Kammern von je fast 100 Metern Länge und 12 Metern Breite – gedacht um den Höhenunterschied zwischen Saale und Saale-Leipzig-Kanal für 1.000-Tonnen-Frachtschlepper zu überwinden. Die Schleuse war Teil eines ambitionierten Masterplans; 1926 in einem Staatsvertrag festgeschrieben – der heute längst vergessene Südflügel des Mittellandkanals – ein Jahrhundertprojekt für die Verbindung der Industrieregion Halle-Leipzig an die Nordsee.
    Für die Menschen ist das damals eine echte Chance, wie für die Familie von Karina Becker aus Mukrena. „Meine Vorfahren waren allesamt Schiffer, bis in fünf Generationen zurück. Die haben Hamburg versorgt, von Mitteldeutschland aus über Saale und Elbe …“ Doch der Südflügel hat es schwer, die Krisen der 1920er machen eine Realisierung unmöglich. Erst die Nazis machen den Plan 1933 zum großen Arbeitsbeschaffungsprogramm: Neue Schleusen, Saale-Umgehungs-Kanäle, große Teile des Saale-Leipzig-Kanals, der modernste Binnenhafen Deutschlands, der Lindenauer Hafen in Leipzig – das alles entsteht, doch der Südflügel bleibt unvollendet.
    Der Weltkrieg der Nazis stoppt 1943 das Projekt. Bis – die neue Freiheit 1989 alte Träume weckt. Karina Fischers Vater übernimmt eine Werft, – es ist der Traum, von und mit der Binnenschiffahrt zu leben. In Halle wird für viele Millionen der Hafen ertüchtigt, die Schleusen werden modernisiert. Die Welt aber ist ein andere.
    Bahn und Lkw laufen dem Wassertransport den Rang ab. Die Fischers haben es nicht leicht, sind heute die letzte Werft an der Saale. Der Südflügel des Mittellandkanals scheint endgültig vergessen. Doch – es kommt anders: Dirk Becker veröffentlicht 2008 sein erstes, vielbeachtetes Buch über den „Südflügel“. Er sucht gemeinsam mit Mitstreitern weltweit nach Projekten, alte Wasserwege wiederzubeleben. Und: Sie werden fündig – in Schottland. Sie werden eingeladen von British Waterways, 2009, um sich das „Falkirk Wheel“ anzuschauen – ein weltweit einmaliges, touristisches Schiffshebewerk, das kaum Strom oder Wasser verbraucht.
    2002 von der Queen eröffnet, ist das Hebewerk heute ein Touristenmagnet. Becker ist fasziniert, kauft sich Bücher über Schiffshebewerke, macht einen Entwurf für Wüsteneutzsch. Derweil gibt es in Leipzig große Pläne: Die Stadt, 150 Jahre im Zangengriff von Industrie und Braunkohle, wandelt sich mit vielen Steuer-Milliarden zu einer Wasserstadt aus neuen Tagebauseen, revitalisierten Flüssen und schließt den einst unvollendeten Lindenauer Hafen an das städtische Gewässernetz an.
    Was wäre, denkt man sich dort, würde man den Südflügel wiederbeleben für den Wassertourismus? Aber das Ganze ist unfassbar teuer, 100 Millionen Euro, geschätzt. Lohnt sich das? Für wen? Boris Funda aus Bernburg an der Saale, begeisterter Wassersportler und Bootsverleiher, unterschreibt 2020 die ersten Verträge für Hausboote, die man ohne Bootsführerschein mieten kann. Der gebürtige Mecklenburger Funda ist überzeugt: „Hausbootfahren auf der Saale ist besser als auf der Mecklenburger Seenplatte.
    Die Burgen, die Schlösser, und dann noch Leipzig … !“ Parallel passiert 2021 im politischen Berlin Wundersames: Im Bundesverkehrsministerium entwickelt die Beamtin Gesa Schwoon einen Masterplan für die Freizeitschiffahrt auf Flüssen und Kanälen – so etwas hat es in Deutschland noch nie gegeben. Und mehr noch: Der Bund, ohnehin Eigentümer der Reste des Südflügels und der Schleuse Wüsteneutzsch, macht den Saale-Leipzig-Kanal 2021 zur Bundeswasserstraße. Wird also der Südflügel des Mittellandkanals wieder wichtiger? Ist das alles Spinnerei – in diesen Zeiten, oder eine echte Chance für eine der spannendsten Regionen Deutschlands? (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.05.2022MDRDeutsche Online-PremiereMi 25.05.2022ARD Mediathek
  • Folge 428 (45 Min.)
    Eigentlich ist Annaberg-Buchholz als Weihnachtsstadt bekannt. Doch nicht nur im Advent halten sich hier im Erzgebirge die Traditionen über Jahrhunderte. Es ist ein wahres Wunder, wie ein Volksfest ein halbes Jahrtausend lang bestehen kann und wie es bis heute gelingt, mehr als nur ein Rummel zu sein. Die Rede ist von der KÄT. Vor mehr als 500 Jahren wurde sie sozusagen als Gipfel einer klugen PR-Maßnahme ins Leben gerufen. Seither ist sie – mit der einen und anderen ungewollten Unterbrechung – mit dem Erzgebirge ebenso verbunden, wie Pyramiden, Schwibbogen und Räuchermännlein.
    Was es mit diesem merkwürdigen Namen KÄT auf sich hat, wie es den Annabergern gelang, vor mehr als 500 Jahren zum Wallfahrtsort zu werden, welche Verbindungen es nach Rom gab und was das alles mit einem Volksfest zu tun hat: davon erzählt dieser Film. Für die Erzgebirger hat das Volksfest heute fast so eine Bedeutung hat wie ihre Weihnachtszeit. Die Begeisterung dafür zieht sich durch alle Generationen und alle gesellschaftlichen Schichten: De KÄT zaubert jedem ein Lächeln ins Gesicht. Helmut Brückner hat die KÄT mit der Muttermilch eingesogen.
    Bis heute erinnert sich der Historiker an die skurilen Höhepunkte noch in den 1960er-Jahren, als die Dame ohne Unterleib ihn verzauberte oder sich die Annaberger einer Massenhypnose stellten. Solche Attraktionen gibt es heute nicht mehr. Doch das Fest fasziniert ihn bis heute. Jahrelang hat er akribisch recherchiert. Das Ergebnis: ein dickes Buch zur Geschichte der KÄT. Er weiß alles darüber – auch über die Schaustellerfamilie Katzschmann. Generationen von Kindern erlebten auf ihren Karussells ihre ersten Rummeleindrücke. Seit den 1960er-Jahren kommen sie zur KÄT nach Annaberg.
    Hier ist es anders als in anderen Städten. Hier ist das Volksfest ein Volksfest im besten Sinne: ein Treffpunkt für jedermann. Heute sind Anett Katzschmann und ihre Tochter Rebecca die beiden Chefinnen. Sie bauen auf, kassieren ab, sorgen für die Sicherheit der Technik und auch wenn die Zeiten sich geändert haben – der Enthusiasmus ist geblieben. Zwei Jahre lang mussten alle auf ihre KÄT verzichten. Ein harter Schlag, denn das Jubiläum 500 Jahre KÄT sollte 2020 groß gefeiert werden: Mit einem Brief an den Papst, einer Jubiläumsbriefmarke, einem Theaterstück, einem langen Festumzug, riesigem Feuerwerk und noch mehr Fahrgeschäften sollte 2020 unvergesslich werden.
    Das wurde es – jedoch auf andere Weise: ein kleiner Virus verhinderte jegliche Art von Volksfesten. Auch im vergangenen Jahr gab es keine Chance, das lustige Treiben von tausenden Einheimischen und Besuchern zu gestatten. Doch jetzt – 2022 – ist es endlich wieder soweit: Es darf gefeiert werden. De KÄT wird die Menschen wieder zusammenbringen und neue Generationen von Kindern können erleben, wovon ihre Eltern und Großeltern immer noch so schwärmen. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.06.2022MDR
  • Folge 429 (45 Min.)
    Im „Grünen Klassenzimmer“ auf dem Campingplatz Gröningen lernen Schüler mitten in der Natur über die Natur: Reimo Heilein (re.) von der „IG Bode-Lachs“ und Campingplatzwart Hans-Peter Lemgau bereiten das Zimmer für eine neue Unterrichtsstunde vor.
    Die Bode fließt 169 Kilometer durch Sachsen-Anhalt. Dabei durchquert sie Gebirgstäler, rauscht durch Flusskessel und bewässert die Auen der Börde. Während der deutschen Teilung war sie Grenzfluss. Seit Jahrhunderten leben Menschen am und vom Fluss, haben sich seinem Schutz verschrieben oder sind von seiner Schönheit angetan. In einem grünen Klassenzimmer lernen Schüler in Gröningen mitten in der Natur. Nicht nur die Landschaften der Bode sind für Bootstouristen und Wanderer beeindruckend. Auch die Tierwelt: Eisvögel, Bachstelzen, Fledermäuse – viele sind mit etwas Glück hier und da zu beobachten.
    „Die Bode ist ein ganz besonderer Fluss, der seinen Charakter immer wieder ändert“, sagt Volker Lüderitz von der Fachhochschule Magdeburg/​Stendal. Der Umweltforscher hat die Bode zu seinem Lieblingsprojekt gemacht: Der Fluss soll für Fische wieder besser passierbar werden. Auch andere Tiere sollen sich rund um die Bode wieder heimisch fühlen: Im Nationalpark Harz werden gerade seltene Wasseramseln angesiedelt.
    Hier beobachtet Ranger Dirk Gronowski, wie Veränderungen in Fluss und Wald sich auf die Tierwelt auswirken. Weiter flussabwärts ist Heimo Reilein mit der Bode eng verbunden: Er ist Gewässerwart aus Dedeleben. Und als Angler setzt er sich auch für Fischartenschutz ein, gemeinsam mit der Interessengemeinschaft Bode-Lachs. Sie will im Fluss gern den Lachs ansiedeln: Die Bode habe die Voraussetzungen, damit ein deutschlandweites Vorzeigeprojekt zu werden, schwärmt Reilein. Doch auch Umweltprobleme plagen den Fluss: In Staßfurt gab es in den letzten Jahren mehrmals Fischsterben, Naturschützer vermuten die Industrie als Verursacher.
    Wo die Bode ihren Lauf beendet und in die Saale mündet, liegt Nienburg. Die alte Schifferstadt hatte einst drei Zementwerke. Auch der Baustoff für den Berliner Fernsehturm kam von dort. Nur noch ein Werk ist übrig. Dennoch hat die Kleinstadt kaum Wohnungsleerstand, zieht im Gegenteil junge Leute an. „Die Bode“ ist ein „River-Movie“, das mit Menschen links und rechts des Flusses diesen Teil des Ostens entdeckt. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.06.2022MDRDeutsche Online-PremiereMi 22.06.2022ARD Mediathek
  • Folge 430 (45 Min.)
    Der Anhydritbruch von Ellrich-Katzhütte. Der Bruch ist in Betrieb und liegt am westlichen Ende des Mühlberges, dem Schwesterberg vom Kohnstein.
    Der Kohnstein ist ein schneeweißer über 300 Meter hoher Berg aus Anhydrit, dem Grundstoff für Gips. Er zieht sich etliche Kilometer von Nordhausen über Ellrich fast bis in den Weltkulturerbe-Ort Walkenried im Südharz. Von den Einheimischen der „Königstuhl bei Nordhausen“ genannt, ist er ein markanter Fixpunkt. Die Gipsberge bieten verwunschene Höhlen mit azurblauen Seenaugen, Spalten und Quellen. Atemberaubend fallen die Blicke der Wanderer in den Nordharz aus. Geheimnisvolle Einsturztrichter prägen die Landschaft, als hätte sich Gott einen Golfplatz erschaffen.
    Und mit dem Salzaspring speist der Kohnstein, der auch ein gigantischer Wasserspeicher ist, die größte Quelle in Thüringen. Doch es wird auch erbittert um den Kohnstein und die anderen Gipsberge im Südharz gestritten. Bergleute sehen im Gips-Abbau noch auf Jahrzehnte eine Job-Perspektive. Naturschützer dagegen fordern einen Ausstieg aus der Naturgips-Förderung. Und nicht nur durch den Anhydrit-Bruch an seiner Nordseite wurde der Kohnstein geschändet: Auch die Nazis besudelten ihn, als sie eine unterirdische Raketenfabrik für ihre „Wunderwaffen“ in den weißen Berg trieben.
    KZ-Häftlinge mussten V2-Raketen bauen: 20.000 starben im Schatten des Berges auf dem Gelände des KZ Dora. Aber der Berg wurde damit auch zu einer Wiege der Raumfahrt. Und Touristen erkunden auf dem Karstwanderweg die Naturphänomene im wasserlöslichen Gips. Eine tausendjährige Eiche hat tief im Karst Wurzeln geschlagen, Laug-Höhlen voller schlafender Fledermäuse locken. Ein weithin unbekanntes Naturparadies. Die Doku reiht Geheimtipp an Geheimtipp und führt zu Menschen, die vom und für den Kohnstein leben. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 05.07.2022MDRDeutsche Online-PremiereMi 29.06.2022ARD Mediathek
  • Folge 431 (45 Min.)
    Erfurt erfindet sich neu. In alten Industriebrachen entstehen neue Orte der Arbeit und Begegnung mit überregionaler Anziehungskraft. Orte, die sich verwandeln und damit der alten Handelsmetropole modernes Leben einhauchen. „Das Kontor“, „Die Zentralheize“ und bald auch „Die Defensionskaserne“ sind solche alten, neuen Orte in Erfurt. Ein leerstehendes Industriegebäude kaufen und daraus ein modernes Haus gestalten, wo Arbeit neu definiert wird – das war während des Architekturstudiums der Traum von Frank Sonnabend und Thomas Schmidt. Später haben diese mutigen Macher die Herausforderung tatsächlich angenommen.
    Dank ihres unternehmerischen Mutes und ihrer kreativen Vorstellungskraft wurde aus einem großen Industrielager im Erfurter Norden „Das Kontor“. Seine Geschichte ist sichtbar, renoviert wurde behutsam, gerade weil der alte Industrie-Charme erhalten bleiben sollte. Im neuen-alten Flair haben heute überregional bekannte Künstler wie Marc Jung ihr Atelier, nebenan ist unter anderem eine international tätige Robotik-Firma eingezogen und vor dem Haus arbeitet ein Imker. Auch bei der Sanierung des historischen Erfurter Heizkraftwerkes in Dom-Nähe sollte das architektonisch auffallende Gebäude gerettet und so umgestaltet werden, dass sich neue Nutzungsmöglichkeiten ergeben.
    In der DDR gehörte das architektonische Kleinod zum Betriebsgelände des Schreibmaschinenherstellers „Optima“. Tausende Erfurterinnen und Erfurter arbeiteten hier. Mit der „Zentralheize“ konnte Mit-Investor Andreas Tröger nun einen Teil dieser Industriegeschichte neu beleben: mit Büros, Studios und einem Hotelanbau, der sich stilvoll einfügt. Offen für alle, als kultureller Ort mit Konzerten im ehemaligen Kesselsaal über eine Banksy-Schau bis hin zum Tanz-Café für die älteren Semester.
    Die jahrelang ungenutzte Defensionskaserne der Festung auf dem Erfurter Petersberg ist das nächste große Projekt, mit dem Erfurt weiter über sich hinauswachsen will. Hier geht es gerade erst los mit den Bauarbeiten. Doch für jeden Raum gibt es eine Vision, die die Architekten Sonnabend und Schmidt zusammen mit dem Kulturmanager Christoph Drescher entwickeln. Teilweise sind es mutige Ideen, aber genau die braucht es, um groß zu denken – und am Ende etwas zu erschaffen, was das neue alte Erfurt weiter bereichert. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.07.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 19.07.2022ARD Mediathek
  • Folge 432 (45 Min.)
    Dampfer in Laubegaster Werft im Winter
    Majestätisch liegen die historischen Raddampfer der Weißen Flotte Sachsen an den Elbanlegern. Majestäten gab es auch noch, als die ersten Schiffe auf der Elbe 1837 in den Dienst traten. Die neun heute noch erhaltenen Raddampfer sind vor der Altstadt-Kulisse in Dresden nicht wegzudenken. „Leinen los“ heißt es für den Personendampfer „Meissen“ von Königstein bis nach Litoměřice. Nach 44 Jahren zum ersten Mal wieder eine Fahrt durch eine der schönsten Flusslandschaften Europas! Vorbei an Schlössern und Weinbergen, durch das Elbsandsteingebirge über die Grenze nach Tschechien.
    Günter Leinweber ist Elbschiffer in 3. Generation. Er hat die Fahrt schon 1967 mitgemacht – an der Seite seines Vaters, der damals Kapitän war. Und sein Großvater hatte 1916 als Schiffsjunge auf dem Dampfer „Hohenzollern“ angeheuert. In Lovosice erleben er und die fast 140 Gäste an Bord eine aufregende Schleusenfahrt mit, die nicht ganz wie geplant abläuft. 1836 gegründet, erlebt die „Sächsische Dampfschifffahrt“ ein Auf und Ab. 1936 bedient die Gesellschaft fast 330 Kilometer Wasserstraße, eine Strecke von Dessau bis Leitmeritz.
    Dabei brauchen die Raddampfer nur etwa 60 Zentimeter „unterm Schaufelrad“. Diese Technik ist bis heute revolutionär. Nach 1990 liegen die Dampfer vergessen auf der Laubegaster Werft. Ein Investor aus dem Westen verliebt sich in die Rostkähne, trommelt Geld zusammen und rettet die Schiffe. Dass diese heute so top gepflegt aussehen, hat einen wesentlichen Grund: Im Winter tauscht die Bootsmannschaft ihr Bord-Outfit gegen Blaumänner und arbeitet Schiffsrumpf, Holzplanken und Sitzmöbel detailgetreu wieder auf.
    Falk Naumann ist seit 40 Jahren auf der Werft und ein Meister, wenn es darum geht, die tonnenschweren Kolosse für notwendige Reparaturen aus dem Wasser zu ziehen. Diesmal ist es der Dampfer „Leipzig“, der einen neuen Kessel braucht. Klassikdinner oder Party-Schiff – mit unterschiedlichen Ideen wollen es die neuen Schweizer Eigentümer nach Corona wissen. 2020 hatten sie die Weiße Flotte aus einer Insolvenz heraus erworben. Dabei haben sie eins hoch und heilig versprochen: Die ehrwürdigen Raddampfer dort, wo sie hingehören, zu belassen – am Terrassenufer in Dresden. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 02.08.2022MDRDeutsche Online-PremiereMi 27.07.2022ARD Mediathek
  • Folge 433 (45 Min.)
    Gelandet im Nüscht. So fühlt sich die Journalistin und Autorin Sibylle Sperling. 2009 zieht sie mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern von Berlin nach Stendal. Aus der Millionenmetropole in die 40.000-Seelen-Hauptstadt der Altmark – es ist ein Kulturschock. Doch Sibylle lässt sich ein auf das Nüscht und entdeckt Stück für Stück das „Mehr“ der kleinen Stadt. Auf den ersten Blick ist Stendal ein liebevoll saniertes Kleinod. Die Altstadt glänzt mit gleich vier großen Kirchen, historischem Backstein, verwinkelten Gassen und verträumten Fachwerkhäusern.
    Auf den zweiten Blick regt sich in der Stadt überraschend viel junges und innovatives Leben. Sibylle Sperling trifft andere engagierte Neu-Stendaler, zugezogen oder zurückgekehrt, die den Freiraum der Provinz nutzen und für die Region etwas bewegen. Seit Kurzem gibt es die erste Fahrrad-Rikscha, mit der ehrenamtliche Fahrer ältere Stendaler auf Anfrage und kostenlos durch ihre Stadt chauffieren. Sibylle selbst schreibt den ersten alternativen Reiseführer über die Region. „In the Middle of Nüscht“ avanciert zum lokalen Bestseller und lockt neugierige Großstädter in die Altmark und nach Stendal.
    Und manch einer hat bewusst oder unbewusst bereits auf Stendal gesessen, besser gesagt auf einem Stahlrohrmöbel made in Stendal. Denn hier werden seit über 130 Jahren Stühle, Tische, Sessel und Regale produziert, darunter Klassiker wie der DDR-Kantinenstuhl. Darüber hinaus gibt es in der Eisenbahnerstadt Stendal auch Deutschlands größte Sammlung von Eisenbahnläutwerken. In der Reihe „Der Osten – Entdecke wo du lebst“ zeigt sich die Stadt von ihrer modernen Seite. (Text: MDR)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.08.2022MDRDeutsche Online-PremiereDi 02.08.2022ARD Mediathek

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