Damit hatte offenbar niemand gerechnet. Eine Pandemie kommt und legt das Leben auf der ganzen Welt nahezu lahm. Noch nie hat sich eine Infektionskrankheit so schnell in der Welt verbreitet und für so weitgehenden Stillstand gesorgt. Und dennoch wiederhole sich mit COVID-19 vieles, was schon mal da war, sagt Prof. Philipp Osten, Leiter des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Der Blick in die Vergangenheit helfe, die aktuelle Pandemie zu verstehen. Schon zu Beginn der Corona-Pandemie wurden Vergleiche gezogen zur Spanischen Grippe, der letzten
großen Seuche. An ihr orientierten sich die Krisenpläne von RKI und WHO: Hygieneregeln, Masken, häusliche Isolation, Lockdown. Alles Lektionen aus der Vergangenheit, erklärt der Medizinhistoriker. Dass Schulschließungen effektiv seien, wisse man seit 100 Jahren, sagt Osten. Ob man sie umsetzt, sei eine politische Frage. Wie also schaut der Medizinhistoriker auf die erste Pandemie, die er selbst miterlebt hat? Sind die Erfahrungen sinnvoll genutzt worden? Was hätte man voraussehen können? Und was lernen alle gerade für den Umgang mit der nächsten Seuche? (Text: NDR)