Baukunst Staffel 2, Folge 9: Die Windkiste – Das Rektorat der Antillen
Staffel 2, Folge 9
18. Die Windkiste – Das Rektorat der Antillen
Staffel 2, Folge 9 (30 Min.)
Die traditionelle Architektur auf Martinique bedient sich bereits des Passatwindes als natürliches Kühlsystem: Spezielle Jalousien regeln den Ein- und Austritt des Windes. Aber noch nie hatte man versucht, dieses Prinzip allgemeiner Durchlässigkeit auf ein dreistöckiges Gebäude, das 200 Personen aufnehmen soll, anzuwenden. Der Architekt Christian Hauvette ließ sich auf diese Weise auf ein Experiment mit unsicherem Ausgang ein. Unter Verwendung der in Martinique üblichen Jalousien entwarf er ein völlig winddurchlässiges Gebäude. Die Türen des Gebäudes bestehen aus riesigen Metallflügeln, die geschlossen eine Wand bilden, aber jeden Morgen zurückweichen, um Menschen und Wind die freie Zirkulation zu gestatten. Die normalen Zugangswege des Gebäudes stellen also zugleich die natürlichen Belüftungswege dar. Gleich hinter dem Portal streicht der Wind durch trennwandartige Jalousien aus Holz und tritt auf der gegenüberliegenden
Gebäudefassade aus, die aus Tausenden von beweglichen Glaslamellen besteht. Jeder kann in seinem Büro die Öffnung zwischen den Glasplättchen individuell verstellen und so den Luftzug selbst regulieren. Im Innern des Gebäudes hat der Architekt fünf große Innenhöfe eingerichtet, die die Büroräume direkt mit Tageslicht versorgen und zugleich als kleine tropische Gärten angelegt sind. Die Architektur des Rektorats beruht auf der Überlagerung verschiedener Raster aus festen und beweglichen Jalousien einerseits und Vegetationsrastern andererseits. Diese Überlagerung bringt ständig neue Effekte und neue optische Eindrücke hervor, die dem Raum etwas außergewöhnlich Fließendes verleihen. Die Tatsache, dass Feinregulierungen von den Nutzern vorgenommen werden müssen, wird nicht immer positiv bewertet. So wird der Passatwind nach und nach durch Ventilatoren oder elektrische Klimaanlagen ersetzt und damit das Prinzip natürlicher Belüftung unterlaufen. (Text: arte)