Folge 12

  • 12. Recep Tayyip Erdogan

    Folge 12 (30 Min.)
    Er ist weit gekommen, aus den Niederungen eines Arbeiterviertels in Istanbul auf den Chefsessel der türkischen Regierung, doch Recep Tayyip Erdogan will noch einen Schritt weiter. Sein Traum ist es, Staatspräsident der Türkei zu werden. Und in diesem Amt solange zu bleiben, bis die moderne Türkei ihr 100jähriges Bestehen feiert, 1923. Es wäre nicht nur der Triumph eines überaus ambitionierten Politikers, sondern auch des Teils der türkischen Gesellschaft, die der Gründer der Republik, Mustafa Kemal, genannt Atatürk, und nach ihm das Gros der Staatseliten, stets mit einer Mischung aus Mitleid und Herablassung behandelten, ungeeignet für höhere, politische Aufgaben.
    Der Triumph der konservativen, fromm-islamischen Türken. Erdogan verkörpert einen Großteil ihrer Sehnsucht nach Stolz, Anerkennung, Macht und Wohlstand. Aufgewachsen als Sohn eines strenggläubigen und autoritären Seemanns von der Schwarzmeerküste, der aus wirtschaftlicher Not sein Glück in Istanbul suchte, kennt Erdogan aus eigener Erfahrung die Demütigungen, die die kemalistische Elite den Bürgern seines Schlages entgegenbrachte. Aber Erdogan ist ein Kämpfertyp. Er schlägt sich durch, bis zum Studium, bis ihn der islamische Hardliner Erbakan entdeckt und
    fördert.
    1994 wird Erdogan so Bürgermeister der Metropole Istanbul. Ein Schock für das republikanische Establishment: Ein islamisch-konservativer an der Spitze der größten Stadt des Landes. Sein Aufstieg ist danach nicht mehr aufzuhalten. Mit einer Mischung aus wirtschaftlicher Öffnung und Reformen, Eindämmung der Machtfülle des Militärs und breiten Sozialprogrammen für die Sozialschwachen schafft er es, drei mal als Regierungschef gewählt zu werden. Doch mit jedem Jahr mehr im Amt treten die dunklen Seiten des Aufsteigers klarer hervor. Kritik an seiner Person wird als Verrat an der Türkei gebrandmarkt, fähige Berater durch Ja-Sager ersetzt, die Presse mundtot gemacht, Gegner seiner Megabauprojekte mit massiver Polizeigewalt bekämpft und mit einer Prozessflut überzogen, die Aufdeckung schwerer Korruption im Regierungsapparat durch rechtsstaatlich inakzeptable Eingriffe in Justiz und Polizei unter den Teppich gekehrt.
    Wo der jetzige Staatspräsident, Abdullah Gül, ein Parteifreund Erdogans, die Bürger eint und einen Ausgleich der divergierenden Gesellschaftsgruppen sucht, spaltet Erdogan. Dass der Mann sich, im Falle eines Wahlsiegs, im höchsten Staatsamt ändern würde, bezweifeln selbst seine Anhänger. Dem Land stehen unruhige Zeiten bevor. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.07.2014ZDF

Cast & Crew

Sendetermine

Do 31.07.2014
01:20–01:50
01:20–
NEU

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