2018, Folge 25–48

  • Folge 25
    (1): Türkei: Das Bündnis gegen Erdogan
    Die Parteien der Opposition haben zur Wahl am 24. Juni ein Bündnis geschmiedet, um die Macht des Präsidenten Erdogan zu brechen.So ein politisches Bündnis unterschiedlichster Parteien gab es bislang noch nicht in der Türkei – vielleicht folgerichtig in einem Klima voller Spannungen im zum siebten Mal verlängerten Ausnahmezustand seit dem missglückten Militärputsch vom Juli 2016. Die Opposition wird von der Regierung beobachtet, kontrolliert und je nach Gutdünken unterdrückt, die Medien sind zum großen Teil gleich geschaltet, die Angst vor einer Fälschung der künftigen Wahlergebnisse wächst bei vielen Türken.
    Seit 2003 kennt die regierende AKP unter Präsident Erdogan nur Wahlsiege – bei diesen vorgezogenen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen allerdings hofft die Opposition auf einen Sieg. Vor allem ein Gegen-Kandidat und eine neue Partei fordern Erdogan und seine Regierung heraus: Muharrem Ince von der Republikanischen Volkspartei CHP und die ganz neue nationalkonservative Iyi Partei von Meral Aksener.
    (2): Türkei: Kein Wirtschaftswunder mehr
    Nach vielen Jahren des Aufschwungs kommen heute viele Türken finanziell nicht mehr so gut über die Runden …Eine zweistellige Inflationsrate treibt heute die Preise im Land immer weiter in die Höhe, und die türkische Lira verliert weiter an Wert gegenüber dem Euro und dem Dollar. Die Türkei rutscht immer tiefer in eine schwere Finanzkrise. Und neuerdings trauen sich immer mehr Türken, ihren Ärger über das schlechte Management ihrer Regierung in aller Öffentlichkeit zu thematisieren. Viele Jahre war es der herrschenden konservativ-islamischen AKP unter Recep Tayyip Erdogan gelungen, das Wirtschaftswunder immer weiter anzufeuern – und damit auch die Popularität der Regierung. Wie wird sich diese neue Krise auswirken, am Wahlabend des 24. Juni?
    (3): Deutschland: Die Wahl der Exil-Türken
    Gut 1,4 Millionen Exil-Türken in Deutschland stehen auf den Wahllisten ihrer Heimat – wen werden sie wählen?Bereits vom 7. bis zum 19. Juni durften die Türken in Deutschland ihre Stimmen abgeben für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Türkei – mit 1,4 Millionen Wählern ist dies die größte türkische Gemeinde im Ausland. Natürlich zählen die Parteien in der Türkei auf jede dieser Stimmen. Die politischen Ansichten der Exil-Türken unterscheiden sich häufig vor allem wegen der Gründe, die sie dazu brachten, ihre Heimat zu verlassen: Die nach dem gescheiterten Militärputsch flohen, sie sehen Erdogan und seine Regierung viel kritischer als viele Landsleute, die schon vor Jahrzehnten vor allem wegen der Arbeit ausgewandert sind. Die Anti-Erdogan Parteigänger glauben, dass sie gewinnen können – die Erdogan-Fans in Deutschland sind nicht mehr 100prozentig sicher, ob ihr Mann es noch einmal schafft. Eine Reportage über die türkische Diaspora in Berlin. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.06.2018arte
  • Folge 26
    (1): Libanon: Der Schatz aus Syrien
    Wie Wissenschaftler aus Syrien über 140.000 Saatgut-Varianten vor dem Krieg retteten und an den Nordpol brachten …Ali Shehadeh floh vor dem Krieg aus seiner Heimatstadt Aleppo, als die Armee begann, sein Lebenswerk zu zerstören – die Genbank mit über 140.000 Saatgut-Varianten des ICARDA, des Internationalen Forschungszentrums für die Landwirtschaft in Trockenzonen: Dieses Saatgut zählt nicht nur zum Erbe der Menschheit, die vielen Varianten bieten auch die Möglichkeit, dem Klimawandel künftig zu trotzen. Als die Armee anrückte, retteten die Wissenschaftler um Ali Shehadeh trotz Beschuss und Bomben den größten Teil ihres Schatzes und schickten ihn an den Nordpol in den „Weltweiten Saatgut-Tresor“ auf Svalbard.
    Dort liegt die genetische Vielfalt der landwirtschaftlichen Saaten der Erde seit Jahren sicher unterm Eis – als Reserve für künftige Notzeiten. Inzwischen haben die Wissenschaftler aus Syrien einen Teil dieser Reserve im Libanon und in Marokko angepflanzt, um die Sammlung im Exil wieder neu zu vermehren, auch für kommende Friedenszeiten in Syrien.
    (2): Nordkorea: Wandel durch Fortschritt
    Viele Monate warteten ARTE-Reporter, ehe Nordkorea ihnen erlaubte, dort eine Woche lang unter strengster Aufsicht zu drehen. Pjöngjang ist das Schaufenster Nordkoreas, die blühende Stadt der Diktatur – sie zeigen sie gerne vor, fürchten aber, dass der Vergleich zwischen der Hauptstadt und dem Rest des Landes ungünstig ausfallen könnte: Schließlich gehört Nordkorea nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt; die Krisenzeiten mit Hungersnöten sind noch nicht so lange her. Während des Koreakriegs von 1950 bis 1953 wurde Pjöngjang durch die Bomber der amerikanischen Streitkräfte in Trümmer gelegt; und nach dem Krieg mit Hilfe der Sowjetunion wieder aufgebaut, im Geiste des Kommunismus und als Vorzeigestadt der Kim-Dynastie: Gründer Kim Il-sung, sein Sohn Kim Jong-il und Kim Jong-un, der Enkel und Erbe seit 2011. Der Enkel scheint, von außen betrachtet, das Land modernisieren und öffnen zu wollen, für einen Frieden mit dem verfeindeten Süden.
    Der Wissenschaftler hat im Nordkorea von heute die klassischen Helden, Bauer, Arbeiter und Intellektueller, beiseite gedrängt. In einigen Modellfabriken kommunizieren die Leiter direkt mit den Wissenschaftlern, um den Produktionsprozess stets und ständig zu verbessern – denn Fortschritt ist das Opium fürs Volk von heute in Nordkorea: Auf dass die Dynastie der Kims noch lange an der Macht bleiben kann … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.06.2018arte
  • Folge 27
    (1): Afghanistan: Ein Kind im Exil
    Ghorban floh mit 12 Jahren aus Afghanistan nach Frankreich und setzte sich gegen alle Widerstände in der neuen Heimat durch …Über acht Jahre lang begleiteten ARTE-Reporter den Jungen aus Afghanistan in Frankreich. Geflohen vor der Armut in seiner Heimat und seinem brutalen Stiefvater, wollte er vor allem eines: zur Schule gehen und lernen, um später auf eigenen Füßen zu stehen. Seine Betreuer von der „Aide Sociale à l’Enfance“ halfen ihm dabei, auch mit einem Psychologen: Ihm öffnete er sein Herz – er erzählte ihm von der Sehnsucht nach seiner Mutter, den Alpträumen, die ihn quälten, seiner Angst, in der neuen Heimat zu versagen, nicht anerkannt zu werden, aber auch von den Sorgen eines jungen Mannes in der Pubertät. Nach langen Jahren der Ungewissheit erhielt Ghorban die französische Staatsbürgerschaft – und besuchte zum ersten Mal seine Mutter in Afghanistan (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.07.2018arte
  • Folge 28
    (1): USA: Detroit is back!
    Wie ein Phoenix aus der Asche soll Detroit nach der Pleite von 2013 wieder auferstanden sein, das verkünden zumindest die Dealmaker …Wegen der Kreditkrise 2008 war Detroit bereits schwer ins Schlingern geraten, und als die alte Hauptstadt der Automobilindustrie der USA schließlich 2013 Konkurs anmelden musste, wurde sie zum Symbol für den brutalen Niedergang der Wirtschaft in Amerika. Und heute, fünf Jahre danach, soll alles wieder gut sein? Das Stadtzentrum sieht jedenfalls aus wie neu: überall neue Geschäfte und Unternehmen, viele Baustellen, ein neues Stadion und sogar eine Straßenbahn – sehr anziehend für die neuen Bewohner der City.
    Die ARTE-Reporter Pascal Carcanade und Laurent Cibien waren vor 20 Jahren zum ersten Mal in Detroit, damals filmten sie den Beginn des Niedergangs der Automobilproduktion und die Proteste der Arbeiter. Später zeigten sie, wie engagierte Bürger sich bemühten, Brachland mitten in der ruinierten Stadt in Äcker für den Gemüse- und Obstanbau zu verwandeln. Im Frühling 2018 haben sie viele dieser engagierten Bürger von damals wieder getroffen. Nicht alle haben bis heute gewonnen – „Detroit is back“, das ist vor allem der Slogan der Dealmaker und Spekulanten, sagen viele von ihnen.
    (2): USA: To vote or not to vote
    Immerhin 42% der wahlberechtigten Amerikaner gingen 2016 nicht zu den Urnen – im November sind die Wahlen zum Repräsentantenhaus …Wird die politische „Geschäftigkeit“ des 2016 gewählten Präsidenten Donald Trump die Amerikaner bei den Wahlen zum Repräsentantenhaus eher animieren oder abstoßen? Das ist die große Frage. Denn noch haben die Republikaner dort die Mehrheit – und die „Halbzeit-Wahlen“ sind seit jeher ein Gradmesser für die Zufriedenheit oder Unzufriedenheit der Amerikaner mit den politischen Maßnahmen ihres Präsidenten. ARTE-Reporter haben Trump-Anhänger, Trump-Gegner und gewöhnliche Wahlabstinenzler getroffen, um schon einmal die Temperatur im Land zu fühlen, vor den Wahlen zum Repräsentantenhaus. Eines ist sicher: Viele Amerikaner sagen sich inzwischen: „Wenn Trump Politik machen kann, dann kann ich das schon lange.“ (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.07.2018arte
  • Folge 29
    (1): Sibirien: Die Helden der Urzeit
    Zwei Männer wollen die Welt vor dem Klimawandel retten, indem sie die sibirische Tundra in die Urzeit versetzen.Sergeij Zimow ist ein russischer Geophysiker, international anerkannt und mit guten Kontakten bis nach Harvard in Cambridge, USA. Gemeinsam mit seinem Sohn Nikita will er verhindern, dass der Permafrostboden in Sibirien durch den Klimawandel weiter auftaut. Denn das sibirische Eis im Boden birgt nicht nur Mammutknochen, sondern auch Mikroben, die, einmal aufgetaut nach zehntausenden Jahren Gefrierschlaf, mit ihren CO2- und Methangas-Ausdünstungen das Welt-Klima unrettbar kippen könnten. Diese eiszeitliche Bombe wollen die beiden Männer mit ihrem „Pleistozän-Park“ entschärfen. Im Großen und Ganzen geht es darum, die Tundra wie vor 20.000 Jahren mit der Hilfe von Rentieren, Bisons und Moschusochsen in eine kalte Steppe zu verwandeln – und wenn die Genetiker im Harvard endlich vorankommen, wohl auch mit einer Riesenherde Mammuts.
    (2): USA: Sucht und Tod auf Rezept
    In den USA sind Schmerzmittel auf Opium-Basis heute Todesursache Nummer 1 bei Erwachsenen unter 50 Jahren. Jeden Tag sterben in den USA Menschen am Missbrauch von Opioiden, die ihnen eigentlich als Schmerzmittel helfen sollten, schwere Krankheiten oder Unfälle zu überstehen. Doch in den letzten Jahren ist die Verschreibung solcher schwerer Schmerzmittel von Seiten der Ärzte wohl allzu leichtfertig gehandhabt worden, und die Pharmafirmen redeten das Risiko klein, davon abhängig zu werden. Dabei steigt dieses Risiko schon nach wenigen Tagen der Einnahme. Inzwischen sollen mindestens 2 Millionen Amerikaner süchtig sein, über 30.000 starben in den letzten 15 Jahren an einer Überdosis. Der Tod von Prominenten wie Prince oder Michael Jackson warf ein erstes und grelles Schlaglicht auf den Missbrauch der Painkiller – dahinter aber scharen sich die Opioid-Süchtigen aus allen sozialen Schichten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.07.2018arte
  • Folge 30
    (1): Afrika: Nicht alle wollen nach Europa
    Acht von zehn Migranten aus Afrika träumen gar nicht von Europa – sie versuchen ihr Glück in den großen Städten des Kontinents.Die meisten Afrikaner auf der Suche nach einer besseren Zukunft wollen ihr Leben lieber nicht auf einem brüchigen Schlauchboot auf dem Mittelmeer riskieren. In ein wohlhabenderes Land auf dem eigenen Kontinent zu ziehen, das ist darüber hinaus auch wesentlich billiger, und irgendein Verwandter oder Bekannter hat immer einen Tipp parat, wo man in Afrika eine gut bezahlte Arbeit finden könnte.Aida, eine junge Verkäuferin aus dem Senegal, träumt davon, sich als Putzfrau in Marokko in wenigen Monaten so viel Geld zu verdienen, dass sie in ihrer Heimat einen Friseursalon aufbauen kann.
    Sie reist 4.000 Kilometer per Bus bis nach Casablanca in Marokko, ihrem Traumziel. Dort versucht auch Faycal aus Kamerun sein Studium zu finanzieren – er ist in einem Callcenter gelandet. Kleine Jobs und große Träume: eine Reportage über die in Europa unbekannte Seite der Migration in Afrika.
    (2): Russland: Das Tor nach Europa
    Der neue Gazprom Tower in St. Petersburg soll die Stärke der russischen Wirtschaft betonen, trotz aller Sanktionen … Vor vier Jahren erließ die EU die ersten Sanktionen gegen Russland, nach der Annektierung der Krim durch Putins Regierung; die Krim gehörte davor zur Ukraine. St. Petersburg am Finnischen Meerbusen ist Russlands Tor nach Europa – der Umzug des Energieriesen Gazprom in den neuen futuristischen Tower, mit 462 Metern der höchste in Europa, soll die Rolle der Stadt als Wirtschaftszentrum Russlands unterstreichen. Der Bau des Prestigeobjekts war von den Sanktionen niemals betroffen.Kleinere Unternehmer in Sankt Petersburg hingegen treffen die Auswirkungen sehr viel härter. Produkte aus der EU zum Beispiel gab es plötzlich gar nicht mehr zu kaufen oder sie wurden deutlich teurer. Gastronomen und Einzelhändler haben es schwer – und die jungen und weltweit vernetzten Start-Up-Unternehmer spielen auch immer wieder mit dem Gedanken, die Stadt zu verlassen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.07.2018arte
  • Folge 31
    (1): Irak: Für Mossul sterben
    In Mossul retten ehemalige Elite-Soldaten unter Lebensgefahr Zivilisten aus den Fängen des IS. David Eubank ist ein ehemaliger Offizier der Special Forces in den USA. Nach seiner Zeit bei der Armee gründete er eine ganz besondere Hilfsorganisation, auch inspiriert von seinem festen Glauben an Jesus Christus: Er und seine Männer arbeiten überall auf der Welt in Kriegsgebieten, um dort die Zivilbevölkerung zu retten. Sie nennen sich die Free Burma Rangers – es sind vor allem Soldaten aus Burma, dort wegen ihres christlichen Glaubens verfolgt, die David Eubank um sich schart. In diesen Wochen operiert ihre Einheit in Mossul, dicht an der Front gegen den IS. ARTE-Reporter filmten, wie die Rangers dort unter feindlichem Beschuss Menschen retten, Frauen, Männer und Kinder, sie alle Geiseln des IS …
    (2): Amazonas: Wissenschaftler unter Waffen
    Biologen, Ingenieure und Botaniker ziehen als bewaffnete Schutztruppe in Brasiliens Dschungel. Das IBAMA – Institut für Umweltschutz Brasiliens – hat eine in der Welt wohl einmalige Truppe aus Wissenschaftlern mit Schnellfeuerwaffen ins Leben gerufen: Angesichts der im Jahr 2016 um traurig-rekordverdächtige 30 Prozent gestiegenen Rodung des Regenwaldes am Amazonas, wollen sie den illegalen Holzhändlern und Minenbetreibern das Handwerk legen. Die Idee ist, dass Wissenschaftler an den Tatorten im Dschungel Beweise sichern und sie dann vor Gericht fundiert gegen die Täter verwenden können.
    In der Praxis allerdings ist dieser Job ein Himmelfahrtskommando: Die kriminellen Wald-Ausbeuter sind in der Regel schwer bewaffnet und verteidigen sich ohne jeden Skrupel gegen alle „Störenfriede“. Irgendetwas aber muss Brasilien tun gegen die illegale Zerstörung des größten Waldes der Erde. Denn beim UN-Klimaabkommen 2015 in Paris verpflichteten sich die Brasilianer, die „Entwaldung“ am Amazonas bis 2030 zu stoppen. ARTE-Reporter waren bei der Ausbildung der neuen Schutztruppe dabei und durften sie bei ihren ersten Einsätzen im Dschungel begleiten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 04.08.2018arte
  • Folge 32
    (1): Mexiko: Den Weg verloren
    Ruben Figueroa sucht nach den Spuren derer, die verschwanden auf dem Weg in eine bessere Zukunft in den USA … Der Mann kennt die Schicksale und die Wege der Verlorenen, denn Ruben war selber einmal ein Illegaler aus Mexiko, der sein Glück versuchen wollte in den USA. Er entschloss sich, die Suche nach verschwundenen Migranten zu seiner Lebensaufgabe zu machen – im Auftrag ihrer Familien, finanziert durch Spenden. Jedes Jahr verschwinden zehntausende Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder auf der Flucht vor Armut und Kriminalität in ihren Heimatländern Honduras, El Salvador und Guatemala, irgendwo auf dem Weg.
    Viele Familien hören jahrelang nichts von ihnen, wissen weder, ob sie es ins Traumland USA geschafft haben, noch ob sie scheiterten oder vielleicht sogar tot sind. Ruben findet ihre Spuren: Manchmal ihre Gräber, manchmal Überlebende – Frauen, die von den Kartellen in die Prostitution gezwungen wurden, irgendwo in einem geschlossenen Haus im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, Männer die sich nicht mehr nachhause trauen, weil sie auf dem Weg ins gelobte Land gescheitert sind. ARTE-Reporter haben Ruben über ein Jahr begleiten dürfen.
    (2): Kamerun: Der grüne Terror
    Das uralte Volk der Baka, der Pygmäen, hat keinen Platz mehr in den Regenwäldern. Sie gelten dort als Wilderer. Der Regenwald in Kamerun ist wie im ganzen Kongobecken inzwischen zu einem Wirtschaftsfaktor geworden – auf der einen Seite als Rohstofflieferant für die holzverarbeitende Industrie und auf der anderen Seite als Schutzgebiet für die wilden Tiere. Internationale Hilfsorganisationen wie der WWF schützen inzwischen lieber die Tiere als die Menschen im Wald. Die Baka oder Pygmäen durchstreiften die Wälder seit Jahrhunderten auf der Suche nach Nahrung – ihr ökologischer Fußabdruck ist winzig im Vergleich zu den professionellen Wilderer-Banden. Aber die vom WWF ausgebildeten und bewaffneten Öko-Wächter verfolgen die Pygmäen unnachsichtig und drängen sie aus dem Wald an die großen Straßen, dorthin, wo sie kein Wild mehr finden. Ein Volk stirbt im Namen des Naturschutzes. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.08.2018arte
  • Folge 33
    (1): Ecuador: Die „Klinik“ des rechten Weges
    In Ecuador bieten 200 private „Kliniken“ an, Homosexuelle zu kurieren – mit der Bibel und mit Gewalt … Homosexualität ist in Ecuador seit 20 Jahren kein krimineller Akt mehr, und eigentlich gibt es in der Verfassung des Landes ein Antidiskriminierungs-Gesetz zum Schutz von Anders-Denkenden und Anders-Fühlenden. Aber offensichtlich empfinden viele tief religiöse Ecuadorianer Homosexuelle in ihrer eigenen Familie als eine „Schande“. Deshalb machen 200 private „Kliniken“ illegal ein gutes Geschäft mit ihrer „Umerziehung“.
    Sie verlangen zwischen 500 und 2.000 Dollar, um die Töchter und Söhne auf den rechten Weg zu bringen: Sie sperren die „Patienten“ ein, fordern sie in Bibelstunden zur lauten Lektüre auf und indoktrinieren sie durch grausame „Therapien“, etwa durch „korrektive Vergewaltigung“. Die Leiter dieser Anstalten, in der Regel Pastoren, erhalten offensichtlich auch erhebliche Summen Geldes von evangelikalen Kirchen aus England und den USA. Regionale Hilfsorganisationen weisen seit Jahren auf diese Misshandlungen Homosexueller hin, bislang ohne sichtbaren Erfolg.
    (2): China: Im Tal der 100-Jährigen
    Das Geheimnis der Langlebigkeit zieht immer mehr Chinesen in die Region Bama – dort wird man angeblich besonders alt. Die Region Bama in der Provinz Guangxi galt früher als zwar sehr idyllische, aber leider auch bitterarme Gegend Chinas, für die sich niemand so richtig interessieren wollte. Bis sich eben herumsprach, dass dort angeblich überdurchschnittlich viele Menschen leben sollten, die zum Teil weit über 100 Jahre alt seien – fast 100 über 100-Jährige auf 300.000 Einwohner, fünfmal so viele wie im Durchschnitt Chinas. Da brach ein Sturm los … Heute ziehen jährlich angeblich Millionen Chinesen für ein paar Tage oder auch für immer nach Bama, um dort das lebende Geheimnis des Uraltwerdens zu bestaunen und eventuell auch davon zu profitieren.
    Die Einheimischen freuen sich natürlich sehr über das Interesse ihrer Landsleute an ihren alten Leuten und stellen diese gerne zur Besichtigung für die Touristen aus. Daraus entwickelte sich im Lauf der letzten Jahre ein Riesengeschäft mit den Alten und den Produkten, die man um sie herum verkaufen kann – von Fußpuder der 100-Jährigen bis zum Heilwasser, das ein langes Leben garantieren soll. Mit der Armut ist es also vorbei, dank der guten Geschäfte mit den Uralten, aber der Tourismus führt auch dazu, dass es in Bama allmählich nicht mehr so idyllisch aussieht wie früher. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.08.2018arte
  • Folge 34
    (1): Indien: Gift für Mensch und Natur
    Im Winter wird New Delhis Luft atemberaubend dick: 1000 mg Smogpartikel pro m3, das entspricht 50 inhalierten Zigaretten täglich. Die rasch aufstrebende Wirtschaftsmacht Indien vergiftet Natur und Menschen in diesen Tagen beinahe systematisch: 2015 starben dort 2,51 Millionen Menschen durch verseuchte Luft oder Trinkwasser – damit liegt die bevölkerungsreichste Demokratie sogar noch vor dem Weltmarkt-Konkurrenten China. In den großen Städten wie New Delhi ist die Luft durch Industrie- und Autoabgase zu dick zum Atmen, viele heilige Flüsse und Seen im ganzen Land liegen im Sterben, dank der ungeklärten Abwässer aus Haushalten und Fabriken. Die Regierung schaut dem Ganzen zurzeit hilflos zu, eine Umweltpartei gibt es in Indien noch nicht, aber immerhin einige Aktivisten, die versuchen, die schweigende Mehrheit darüber aufzuklären, dass die Menschen die Natur schützen müssen, wenn sie überleben wollen.
    (2): Guyana: Die himmlischen Gärtner
    Im Herzen des Dschungels von Französisch-Guyana fand das Volk der Hmong nach dem Krieg in Vietnam eine neue Heimat.Das Dorf Cacao im wilden guyanischen Wald erscheint den Menschen von heute wie ein Erbe aus einer längst vergangenen Zeit. Hier siedelte das Volk der Hmong, Flüchtlinge aus Laos und Vertriebene nach dem Endes des Vietnamkriegs: 500 kamen hierher im Jahr 1977. Eigentlich hatten sie gedacht, sie könnten Zuflucht in Frankreich finden, als alte Verbündete der Kolonialmacht in Vietnam – doch nun standen sie hier mitten in einer grünen Hölle. Also verwandelten sie Teile des Waldes in, für das Auge des Betrachters, himmlische Gärten und liefern heute jede Woche 60 Tonnen Obst und Gemüse auf die Märkte von Cayenne. Die Hmong, ein Volk ursprünglich aus China, haben es geschafft, ihre Kultur zu bewahren – obwohl sie zu den Ethnien gehören, die in die ganze Welt verstreut wurden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.08.2018arte
  • Folge 35 (52 Min.)
    (1): Tschad: Leben nach Boko Haram
    Sie töteten im Namen ihrer islamistischen Sekte – nun sind sie zurück und wollen weiter leben, als wäre nichts geschehen.Seit 2015 litten die Menschen im Tschad immer wieder unter den bewaffneten Angriffen und Selbstmordattentaten der islamistischen Terrorsekte Boko Haram. Erst als der Tschad vereint mit seinen Nachbarstaaten ohne Gnade zurückschlug, gelang es dieser Koalition, die Sekte entscheidend zu schwächen. In der letzten Zeit legten deshalb immer mehr Islamisten ihre Waffen nieder. Über 2.000 von ihnen sollen inzwischen in die Region um den Tschad-See zurückgekommen sein, um ihr altes Leben wieder aufzunehmen. Und natürlich sind diese Rückkehrer nun wieder ein Problem für die Menschen und den Staat im Tschad: Amina, Ex-Kämpferin und einst auserwählt als Selbstmordattentäterin, Jambe, Ex-Boko-Haram-Soldat ohne Gnade – kann es Menschen wie ihnen jemals gelingen, sich wieder in ein normales Leben zu integrieren?
    (2) Indien: Im Namen der heiligen Kuh
    Kühe schlachten ist Mord für Hindus. Schon ein Gerücht von angeblicher Gewalt gegen Kühe bringt die Seelen der Gläubigen in Aufruhr. In nur 7 von 29 Bundesstaaten Indiens ist das Schlachten von Rindern erlaubt – und trotzdem ist Indien gerade zum weltgrößten Exporteur von Rindfleisch aufgestiegen – dabei handelt es sich offiziell vor allem um das Fleisch von Wasserbüffeln. Aber die Hindus im Land stellen mit 80 Prozent der Bevölkerung Indiens die Mehrheit und vor allem auf dem Land würden viele Gläubige gerne alle Rinder vor dem Schlachthof bewahren. Das verleitete 2017 die regierende hinduistisch-nationalistische BJP dazu, das Schlachten von Rindern ganz zu verbieten – nach massiven Protesten der Fleischindustrie musste sie dieses Verbot aber wieder zurücknehmen.
    Die Mehrheit der Schlachthöfe im Land ist in den Händen der muslimischen Minderheit – diese 15 Prozent der Bevölkerung zu verprellen wäre nicht klug im Blick auf die 2019 anstehenden Wahlen. Inzwischen starben 28 Inder bei insgesamt 61 Angriffen von radikalen Hindus wegen des Verdachts Rindfleisch zu verzehren. Die Hindus wiederum haben aus den heiligen Produkten der Kuh ein Business gemacht, zum Beispiel aus dem Urin: Der enthalte Gold, heißt es in gläubigen Hindu-Kreisen und sei ein Wundermittel gegen viele Beschwerden der Menschheit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.09.2018arte
  • Folge 36 (52 Min.)
    Tansania: Keine Kindheit für Albinos
    Damals wurden diese Kinder mit der hellen Haut ohne Pigmente häufig angegriffen, verstümmelt oder sogar getötet: Ihre Gliedmaßen und Organe gelten als Zaubermittel für die Rituale der Medizinmänner. In den Zentren sollten sie vor dem Wahn der Organhändler geschützt werden – doch sind diese Zentren in der Regel eher Verwahranstalten, in denen die Kinder keinen richtigen Schulunterricht erhalten. Sie leben dort eingesperrt bis zu ihrem 18. Lebensjahr, sich selbst überlassen, fern von ihren Familien – Unterkunft und Verpflegung sind unter alle Würde.
    Josephat Turner kämpft für die Freiheit der Kinder mit Albinismus und dafür, dass der Aberglaube in den Köpfen der „Normalen“ endlich ausgerottet wird. Er selber hat diesen Gendefekt, der zu extremer Lichtempfindlichkeit von Haus und Augen führt und zu einer starken Sehschwäche. In den letzten Jahren nahm in Tansania die Gewalt gegen Menschen mit Albinismus durch die Aufklärung der Gesellschaft allmählich ab – es gibt also immer weniger Gründe, diese Kinder von der Gesellschaft abzusondern.
    Israel: Koscher kiffen
    „Cannabis aus Israel“ könnte in ein paar Jahren auf dem Weltmarkt so erfolgreich sein wie „Orangen aus Jaffa“ – schon wegen des Knowhow: Seit 10 Jahren ist die medizinische Anwendung von Produkten aus Cannabis in Israel erlaubt. Der Startschuss zu einem neuen „Green Rush“ war die Liberalisierung des Konsums in den USA: Seit dem 1. Januar dieses Jahres dürfen die Menschen in sechs Bundesstaaten der USA legal Produkte aus Cannabis erwerben. Über 200 Farmen haben eine Lizenz beantragt, Cannabis anzubauen, vor allem für den Export.
    In Israel sind die Produktionsbedingungen ideal: Mildes Klima, eine seit Jahrzehnten hoch entwickelte Landwirtschaft und eine stete Bereitschaft zur Innovation. Alles begann im Jahr 1964, als Professor Raphael Mechoulam an der Universität von Jerusalem die Cannabis-Pflanze wissenschaftlich untersuchte und das THC daraus extrahierte – die Substanz, die das Bewusstsein berauscht. Mit inzwischen 90 Jahren forscht der Urvater der medizinischen Anwendung des Cannabis noch immer täglich in seinem Labor.
    In Israel wird Cannabis bei Epilepsie verschrieben, bei Parkinson, zur Milderung der Symptome bei Krebserkrankungen und auch autistischen Kindern. Sogar die Armee hat ein Versuchs-Programm aufgestellt, um die Wirkung von Cannabis bei post-traumatischen Belastungsstörungen ihrer Soldaten zu testen. Und auch ultra-orthodoxe Rabbiner segnen das alles ab. Einmal im Jahr treffen sich Produzenten, Wissenschaftler, Investoren und Patienten in Tel Aviv zur Cannatech, der großen internationalen Messe für alles Heilende aus Cannabis. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.09.2018arte
  • Folge 37
    (1): Uganda: Das Paradies für Flüchtlinge
    Sie flohen aus dem Südsudan, der Demokratischen Republik Kongo, aus Burundi und Ruanda. Das Erstaunliche an Ugandas Aufnahmepolitik: Flüchtlinge werden hier nicht in Lagern aufgenommen, sondern sie erhalten kleine Grundstücke, auf denen sie Häuser bauen und Getreide sähen können. Sie dürfen im Land arbeiten und sich frei bewegen. Ist Uganda also wirklich ein „Paradies für Flüchtlinge“? ARTE Reporter berichten aus dem Westen des Landes, an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo – dort kommen viele Verzweifelte an, die vor den Kämpfern der Milizen im Dschungel in die Flucht getrieben wurden.
    2): Argentinien: Neue Gegner des Glyphosat
    Kann man Landwirtschaft ohne Glyphosat betreiben? Im November 2017 entschied die EU, das Unkrautgift noch einmal für fünf Jahre auf Europas Äckern zuzulassen, Frankreich will seine Anwendung schon in drei Jahren verbieten. Argentinien war in den letzten Jahrzehnten einer der größten Verbraucher davon, dort wächst auf der Mehrheit der Äcker genmanipuliertes Saatgut mit der Hilfe von Glyphosat. Doch seit einigen Jahren warnen auch dort Ärzte und Wissenschaftler vor den möglichen Folgen der Anwendung von Herbiziden, Pestiziden und Fungiziden. Sie verzeichneten auf dem Land einen Anstieg der Krebserkrankungen, der Schilddrüsenerkrankungen und der Missbildungen von Neugeborenen. Seitdem verzichten einige Bauern auf die Chemie und bauen auf die nachhaltige Landwirtschaft. Dabei hilft ihnen der Agraringenieur Eduardo Cerda, der als erster einen Hof mit über 650 Hektar auf ökologischen Landbau umgestellt hatte. Seitdem sind ihm gut 100 Landwirte in einen Dutzend Dörfer auf diesem Weg gefolgt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.09.2018arte
  • Folge 38
    (1): Philippinen: Kirche im Widerstand
    Als Rodrigo Duterte vor zwei Jahren sein Amt antrat, erklärte er den Drogen den Krieg: Polizei und Killerkommandos erhielten Freibriefe, Dealer und Süchtige auf offener Straße hinzurichten. 4.500 Menschen erschossen seine Schergen offiziell bis heute, Menschenrechtler und Kirche aber vermuten, dass es eher über 20.000 sind, die Dutertes War on Drugs bis jetzt zum Opfer fielen. Dabei sind auch ehemalige Informanten der Polizei aus dem Drogenmilieu, vermutlich wurden sie als „Beifang“ abgeschlachtet, infolge von Intrigen oder Racheakten der Drogen-Mafia. Nun wehrt sich die katholische Kirche auf den Philippinen: Sie vermutet, dass der War on Drugs nur ein Vorwand sein könnte, ihr Land wieder in eine Diktatur zu verwandeln – wie damals unter Ferdinand Marcos von 1976 bis 1986. Bei Marcos Sturz spielte die Kirche seinerzeit auch eine entscheidende Rolle.
    (2): Aéropostale: Die Luftpost wird 100
    Mit einer kleine Gruppe von Pionieren der Luftfahrt verwirklichte Pierre-Georges Latécoère seinen Traum: Frankreich mit Afrika und Südamerika mit der Hilfe von Flugzeugen miteinander zu verbinden – das war vor 100 Jahren die Geburtsstunde der Aéropostale, der Luftpost in Frankreich. Bis heute legendäre Piloten, Guillaumet, Saint-Exupéry, Mermoz, flogen zehn Länder an auf drei Kontinenten – ihnen eifern passionierte Piloten heute nach auf der sogenannten Rallye Latécoère, der längsten Rallye der Welt.
    Franzosen, Schweizer, Portugiesen, Brasilianer und Argentinier ehren mit ihrer Teilnahme an der Rallye das Erbe der Pioniere in ihren fliegenden Kisten und sie erinnern daran, wie das wohl früher einmal war: sich mit einem mit Leinen bespannten Doppeldecker im offenen Cockpit hoch in die Luft zu schwingen, als die ersten fliegenden Briefträger. Es war ein Abenteuer und vor allem lebensgefährlich. Die Teilnehmer von heute träumen davon, dass die UNESCO die legendäre Fluglinie von einst anerkennt als Erbe der Menschheit. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.09.2018arte
  • Folge 39
    (1): Italien: Palermo ist anders
    Die einstige Hauptstadt der Mafia versteht sich im rechts-populistisch regierten Italien als ein Refugium für Flüchtlinge.Palermos Gastfreundlichkeit liegt vor allem auch an seinem Bürgermeister Leoluca Orlando: Im Juni gehörte Palermo mit zu den ersten Städten, die sich bereit erklärten, die Passagiere der Aquarius aufzunehmen, ganz im Gegensatz zur offiziellen Politik der neuen rechts-populistischen Regierung Italiens. Orlanda zählt zu den schärfsten Gegnern von Innenminister Mateo Salvini. Seit Jahren kämpft Orlando für die Abschaffung der Beschränkungen durch die Aufenthaltsgenehmigung und für die Bewegungsfreiheit von Migranten.
    In den letzten drei Jahren empfing die Hauptstadt Siziliens zehntausende Migranten. Viele von ihnen blieben bis heute in Palermo, darunter auch viele minderjährige Flüchtlinge, die sich ohne Begleitung auf die Reise übers Mittelmeer gewagt hatten. Für sie engagieren sich Vereine, die ihnen Hand in Hand mit dem Bürgermeisteramt helfen wollen, ihre Zukunft in Italien zu gestalten.
    (2): Kolumbien: Den Frieden finden
    Auch nach dem Friedensschluss zwischen Regierung und linken FARC-Rebellen geht das Morden in Kolumbien weiter.Jede Woche neue Morde und Anschläge: Seit der Entwaffnung der Guerilla versuchen nun andere bewaffnete Gruppen, das Machtvakuum zu füllen. Rechte Paramilitärs, die den Drogenhandel dominieren wollen und linke Splittergruppen mit dem gleichen Ziel. Dazu kommen kriminelle Banden – die massive Präsenz von Militär und Polizei macht die Lage nicht sicherer für die Bürger des Landes. Der Anbau von Coca und Marihuana floriert, und trotz internationaler Hilfen scheint in Kolumbien kaum einer mit dem Verlauf des Friedensprozesses zufrieden zu sein. Die Politik des neugewählten Präsidenten Ivan Duque droht jetzt, den ohnehin fragilen Prozess ganz in Frage zu stellen. ARTE-Reporter berichten aus der Region Cauca, einer einstigen Hochburg der FARC-Guerilla. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.10.2018arte
  • Folge 40 (51 Min.)
    (1): Syrien: Bomben auf Krankenhäuser
    In Idlib, der letzten von Rebellen besetzten Region, bombardieren Assads Armee und seine Verbündeten die Krankenhäuser. Die Truppen des Diktators Baschar al-Assad und seiner Alliierten belagern und bombardieren die Region Idlib mit ihrer gleichnamigen Hauptstadt im Nordwesten Syriens. Ihnen ist jedes Mittel recht, den Widerstand der letzten Hochburg der Freien Armee Syriens zu brechen: Sie zielen mit Bomben und Artillerie auch auf Krankenhäuser. Und bewaffnete Gruppen machen systematisch Jagd auf medizinisches Personal: Doktor Hussam, Chirurg und Leiter eines kleinen Krankenhauses in Idlib, wurden entführt, gefoltert und mehr tot als lebendig von seinen Leuten auf der Straße gefunden. Seine Frau hatte schon lange davon geträumt, mit ihren Kindern endlich in die friedliche Türkei auszureisen. Aber seine Pflicht als Arzt den Patienten gegenüber, sie war Doktor Hussam wichtiger als die Gefahr, in der er schwebte.
    (2):. Brasilien: An der Grenze
    Venezolaner flüchten in Scharen nach Brasilien über die Kleinstadt Pacaraima – so viele, dass die Armee die Stadt sichern muss … Pacaraima ist für die Migranten aus Venezuela der erste Zufluchtsort in Brasilien. Die einst ruhige Kleinstadt mit 12 000 Einwohnern gleicht inzwischen einer Festung, denn die Armee sichert die Stadt gegen den nicht enden wollenden Ansturm der verzweifelten Auswanderer aus Venezuela. Denn der führte in den letzten Monaten zu einer immer aggressiveren Stimmung in Pacaraima. Die venezolanischen Einwanderer hausen unter prekären Umständen, viele von ihnen sind so arm, dass sie sich die Weiterreise nicht leisten können. Die Einwohner machen sie verantwortlich für den Anstieg der Kriminalität in ihrer einst friedlichen Stadt. Während der Präsidentschaftswahlen sind die Einwanderer generell ein Thema. Das kommt dem rechtsextremen Kandidaten Jair Bolsonaro gerade recht. Er lässt keine Gelegenheit aus, mit seiner Haltung gegen die „Fremden“ zu punkten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.10.2018arte
  • Folge 41
    (1): Nicaragua: Aufstand der Jungen
    Bis Mitte April galten die jungen Leute in Nicaragua als apathisch und politisch desinteressiert – dann brach die Revolte aus … Der Zorn der jungen Leute begann sich zu entzünden, als die Regierung des ehemaligen Volkshelden, Revolutionsführers und heutigen Präsidenten Daniel Ortega mit leichter Hand das Angebot des Nachbarlands Costa Ricas ausschlug, den Brand im Regenwald Indio Maíz gemeinsam zu löschen. Dann folgte die von Ortega angeordnete Reform der Renten. Und seitdem protestiert die Jugend gegen das Ortega-Regime, dem sie diktatorische Züge vorwirft und eine kleptomanische Selbstverständlichkeit, sich auf Kosten des Landes und seiner Bürger schamlos zu bereichern.
    Die jungen Leute treten gegen eine wohl organisierte Übermacht an: die bewaffneten Anti-Terror-Kommandos des Staates und die Kollektive der Sandinisten, das sind die Erben der Revolution von 1979. Damals stürzten die Kämpfer der FSLN um Daniel Ortega den verhassten Diktator Somoza. Heute haben sich Ortega und sein Clan in die Sorte Mensch verwandelt, die sie damals bekämpften, dagegen richtet sich der Zorn der Jugend. Und das Regime schlägt immer härter zurück …
    (2): Kanada: Filme gegen Selbstmord
    Bei den Ureinwohnern Kanadas liegt die Selbstmordrate 5 bis 6-mal höher als bei den Weißen – ein Filmstudio auf Rädern will das ändern … Die jungen Leute von den First Nations zwischen 15 und 35 Jahren leiden unter den schwierigen Lebensbedingungen in den Reservaten sowie der noch immer tiefen Kluft zwischen traditioneller und moderner Lebensweise. Wer bin ich und was gelte ich in dieser Gesellschaft? An dieser Frage und an den möglichen Antworten zerbrechen viele junge Seelen – und eben fünf bis sechsmal mehr indianische als weiße. Dazu kommt noch das schwere Erbe der Familientraumata, eine „Spirale der Depression“, vererbt schon seit mehreren Generationen.
    „Wapikoni“ will helfen, diese Traurigkeit zu überwinden: So nennt sich eine Hilfsorganisation mit einem Filmstudio auf Rädern. Sie reist durch das Land und bietet den jungen Ureinwohnern an, Filme über sich zu drehen. Darin erzählen sie aus ihrem Leben, beichten ihre Zweifel und reden über Hoffnung – es sind Filme zur Selbstorientierung und zur Selbstvergewisserung in einer komplizierten Welt. Vielleicht heilen sie nicht, aber sie helfen vielen, sich selbst und einen Weg aus ihrer tiefen Traurigkeit zu finden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.10.2018arte
  • Folge 42
    (1): USA: Eine Mauer oder keine
    Bei Douglas in Arizona steht der Anfang von Donald Trumps Traum, einer Mauer in der Wüste, als neue Grenze zu Mexiko: ein Zaun aus Stahl, fünf Meter hoch und von Grenzschützern scharf bewacht – so soll die Grenze nach seinen Plänen bald auf 3.200 Kilometern aussehen. Der Bürgermeister von Douglas, Robert Uribe, und sein Frau Jenea aber sind gegen eine zu starre Abgrenzung in Richtung Mexiko. Denn sie fürchten um die Wirtschaft in der Stadt, denn die profitiert vom kleinen Grenzverkehr mit Mexiko. Ganz anderer Meinung ist der Rancher John Ladd: Er beklagt die Schmuggelgeschäfte von Mexiko in die USA und mit welcher Unbekümmertheit Demokraten und auch Republikaner dies zulassen – auch die Tatsache, dass sie überall im Land auf die billigen illegalen Arbeiter aus Mexico setzen. Die Mid-Term-Wahlen sind auch in Douglas ein erster Lackmustest für den Präsidenten Donald Trump.
    (2): USA: Nur noch beste Feinde
    Arizona wählt traditionell die Republikaner – doch dieses Mal könnten die Demokraten zulegen, auch wegen Donald Trump … In Phoenix, der Hauptstadt von Arizona, scheuen die Extremisten aller Couleur nicht mehr das Licht der Öffentlichkeit – am weitesten treiben es die Extrem-Rechten, sie demonstrieren ganz offen mit der Waffe im Holster, auch dank früherer Sympathie-Bekundungen des amtierenden Präsidenten Trump für ihre politisch-nationalen Positionen. Auf der anderen Seite fordern die Feministinnen Trump und seine Wähler heraus und auch die Extrem-Linke, die sogenannten „Anti-Faschisten“. Die Links-Extremen zeigen sich ebenfalls mit bislang nie gekannter Offenheit. Da klafft ein tiefer Riss in God’s Own Country, wenn schon die Republikaner und die Demokraten sich gegenseitig beschuldigen, sie arbeiteten am Untergang ihres Landes. Die amerikanische Demokratie scheint zu wanken – sie ist mindestens schwer angeschlagen durch den sogenannten Trump-Effekt.
    (3): Neukaledonien: Bald weg von Frankreich?
    Am 4. November 2018 sollen sich die Neukaledonier entscheiden, ob sie unabhängig werden wollen von Frankreich. Neukaledonien ist ein Teil von Frankreich, ein kleines Inselparadies zwischen Australien und den Fidschi-Inseln: 1853 von der Kolonialmacht Frankreich annektiert, zunächst als Strafkolonie, allmähliche Enteignung der melanesischen Ureinwohner – erst 1953 wurden die ihres Landes beraubten und in Reservate gesperrten Melanesier, auch Kanaken genannt, zu Bürgern Frankreichs. Zwischen 1984 und 1988 kämpfte die Befreiungsfront FLNKS gegen die französische Vorherrschaft, 80 Menschen starben, diese „Ereignisse“ blieben bis heute ein Trauma für beide Völker. Nun, nach einem vor 30 Jahren zwischen Melanesiern und Franzosen beschlossenen Plan, stimmen sie in einem Referendum ab, ob sie unabhängig werden wollen oder doch weiter Übersee-Gebiet Frankreichs bleiben. Es wird wohl eine knappe Entscheidung werden. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 03.11.2018arte
  • Folge 43 (52 Min.)
    (1): Mexiko: „La Bestia“
    400.000 Frauen, Männer und Kinder fliehen jedes Jahr vor Gewaltkriminalität und Armut aus Honduras, Guatemala und El Salvador in Richtung USA. Allein durch Mexiko müssen sie 2.500 Kilometer reisen – das schnellste, illegale, aber auch das gefährlichste Verkehrsmittel ist ein Güterzug. Zehntausende klettern jährlich heimlich auf die Dächer der Waggons und riskieren dabei ihr Leben auf „La Bestia“, der Bestie: Tagsüber brennt die Sonne auf die Wagendächer, nachts ist es bitterkalt; wer einschläft, der riskiert den Sturz vom Waggon unter die Räder; am Rand der Bahnstrecke lauern kriminelle Banden auf Beute: Sie rauben die Migranten aus, zwingen die Jugendlichen in ihre Banden und die Frauen in die Prostitution.Die ARTE-Reporter begleiteten sechs Freunde aus Honduras, Chele, Zompopo, Conejo, Profeta, Monkey und Picho, auf ihrer illegalen Reise quer durch Mexiko auf den Dächern der Bestie.
    Sie sprangen auf in Palenque im Süden Mexicos und reisten über mehrere Wochen bis nach Chihuahua, die Wüste an der Grenze der USA. Nicht alle kamen durch.
    (2): Syrien: Rojava stellt Frauen gleich
    Diese Region, bekannt unter dem Namen Rojava, auf Deutsch auch Westkurdistan, zeichnet sich vor allem auch aus durch ihren sogenannten „Gesellschaftsvertrag“: Darin vereinbart sind die Gleichberechtigung der Frauen, die Religionsfreiheit und das Verbot der Todesstrafe. Das ist eine erstaunliche Entwicklung in einer feindlichen Umgebung, zwischen der politisch in der Kurdenfrage aggressiven Türkei, der wiederauferstehenden Diktatur in Syrien und den anderen Gesellschaften des Nahen Ostens, die sich eher durch eine Ablehnung dieser Prinzipien auszeichnen. Allerdings spielt Rojava mit seinem Gesellschaftsvertrag keine Rolle bei den Verhandlungen über die mögliche Zukunft Syriens. Und die internationale Gemeinschaft, die die Kurden bei ihrem Kampf gegen den IS unterstützte, sie hat die de facto Autonomie der Demokratischen Föderation Nordsyrien bis heute nicht offiziell anerkannt. Rojava erstreckt sich immerhin über ein gutes Drittel des syrischen Territoriums. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.11.2018arte
  • Folge 44
    (1): Bangladesch: Die Kinder der Schande
    In den improvisierten Lagern mit inzwischen einer Million Flüchtlingen der muslimischen Minderheit der Rohingyas leben vermutlich tausende junge Mütter „in Schande“ – denn die Väter ihrer neun Monate nach der Vertreibung geborenen Kinder sind Soldaten und Milizionäre aus Myanmar, die sie in ihren Dörfern vergewaltigten und nach Bangladesch vertrieben. Keiner weiß genau, wie viele Frauen so leben müssen, denn Vergewaltigung ist ein Tabu in ihrer Gemeinschaft. Vermutlich gelang es manchen Frauen, ihr Kind abzutreiben; andere gaben ihr Kind nach der Geburt weg in andere Familien, um der Schande zu entgehen; einige Mütter wurden samt Kind von ihren Männern verstoßen, weil die Familienehre befleckt war von der „fremden Frucht“.
    Eine Handvoll junger Frauen aber wehrt sich auf eine bemerkenswerte Weise gegen die Fatalität der Familienehre: Sie bestehen darauf, ihr Kind zu behalten, denn es kann ja nichts dafür, und sie hoffen auf eine neue Zukunft – mitten in der Ungewissheit eines ethnischen Konflikts, dessen friedliche Beilegung noch in den Sternen steht.
    (2): Ägypten: Die Frauen von Kairo
    Nouran Salah hat eine Gruppe von jungen Frauen auf Fahrrädern gegründet, mit einem doppelten Ziel: Sie wollte gleichzeitig den Armen und den Frauen helfen. Erstens durch einen emanzipativen Akt in der traditionellen ägyptischen Gesellschaft: Frauen auf Fahrrädern sind selten in Kairo, denn konservative Muslime halten Radfahren für unschicklich und schädlich für Frauen. Zweitens bringen die jungen Frauen per Rad warme Mahlzeiten in die Armenviertel. Das Essen ist dort hochwillkommen und die jungen Frauen auf dem Rad ermutigen die Mädchen dort, sich mehr zuzutrauen, als ihnen die Gesellschaft traditionell zugesteht. Die „Cairo Cycling Geckos“ kämpfen auf ihre Weise gegen die Diskriminierung der Frauen in einem konservativen Land. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.11.2018arte
  • Folge 45
    (1): USA: Justiz, Lügen und Videos:
    Immer mehr amerikanische Angeklagte investieren zwischen 3.000 und 25.000 Dollar in möglichst professionell gedrehte „sentencing videos“, eine Art dokumentarische Interviews über die Menschen hinter der Tat. Die Anwälte empfehlen dies ihren Mandanten als ein wirksames Mittel, den Richter milde zu stimmen, ihm den guten Kern des Straftäters und seine Absichten zur Besserung zu schildern. In Florida bietet die ehemalige Fernsehjournalistin Katrina Daniel ihre Dienste an, vor allem in Fällen von Betrug, Geldwäsche, Unterschlagung und Korruption.
    In Kalifornien wiederum nutzen vor allem junge Straftäter ethnischer Minderheiten die Dienste von DeBug, einem weiteren Anbieter. Mit 2,2 Millionen Bürgern hinter Gittern schlagen die USA weltweit alle Rekorde – Schwarze und Latinos allein stellen 75 Prozent. In 90 Prozent der Fälle kommt es noch vor Prozesseröffnung zu einer Einigung, bei geschickter Argumentation von Anwalt und Angeklagtem. Die „sentencing videos“ sind ein neues probates Mittel, einen „Deal“ zu verhandeln.
    (2): Korea: Ein letztes Wiedersehen:
    Auf der Flucht vor den Kämpfen im Koreakrieg ab 1951 musste Lee Geumsum kurz anhalten, um ihre kleine Tochter zu stillen – und da verlor sie ihren Mann und ihren kleinen Sohn von damals vier Jahren in der Masse der Flüchtlinge aus dem Augen. Notgedrungen baute sie sich dann ein neues Leben in Südkorea auf und verlor allmählich die Hoffnung, die beiden jemals in ihrem Leben wieder zu sehen. Dann erhielt sie 2018 einen Brief vom Roten Kreuz: Ihr Sohn suche sie. Er lebe in Nordkorea und in diesen Zeiten der neuen Verständigung zwischen den verfeindeten Bruderstaaten dürften sich lange voneinander getrennte Familienmitglieder endlich wiedertreffen. Mit 91 Jahren macht sich Lee Geumsum also auf den Weg, begleitet von ihrer Tochter. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.11.2018arte
  • Folge 46
    (1): Argentinien: Wieder mal Krise
    Galoppierende Inflation und Massenentlassungen – die Argentinier kommen nicht raus aus dem ewigen Krisen-Kreislauf alle 10 bis 15 Jahre.Die Inflation könnte noch auf 47 bis 48 % steigen in diesem Jahr, die Währung verlor 50 % an Wert gegenüber dem Dollar – wegen der Ausmaße dieser Krise musste die Regierung einen Kredit über 57 Milliarden Dollar vom Internationalen Währungsfond aufnehmen. Viele erinnern sich noch an die argentinische Finanzkrise von 2001, als viele ihre Arbeit verloren und ihre Ersparnisse, als die Armut bis dahin ungekannte Ausmaße in der Bevölkerung erreichte. Das ist ein Trauma geblieben, bis heute. ARTE-Reporter fuhren zu den entlassenen Arbeitern von 2018: Sie demonstrieren auf den Straßen und besetzen die Fabriken, um ihre Arbeitsplätze zu erhalten. Auch die Arbeiter-Kooperativen, die sich in der Krise von 2001 bildeten, sie sind in Gefahr, denn die steigenden Energiepreise verteuern die Produktion und fressen ihre Gewinne auf.
    (2): Sudan: Die Show mit den Startups
    Ausgerechnet eine Fernsehshow hilft den vom Bürgerkrieg gebeutelten Menschen im Sudan, wieder auf die Beine zu kommen. Der Sudan hat in den vergangenen Jahren vor allem für schlechte Schlagzeilen gesorgt: Bürgerkrieg, Korruption und ein vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchter Präsident. Doch aus dem Land im Osten Afrikas gibt es auch Positives, das als Vorbild für andere Länder Afrikas dienen könnte: Mashrouy – eine Fernsehshow für Existenzgründer und ihre Geschäftsideen. Eine Jury aus Wirtschaftsexperten wählt die aussichtsreichsten Gründer und unterstützt sie über einen Zeitraum von mehreren Monaten beim Aufbau ihrer Startups.Solche Shows gibt es auch in Europa und den USA.
    Mashrouy will aber seriöser sein und dazu beitragen, die vielen Probleme des Landes zu lösen. Als die Sudanesische „Young Businessmen’s Association“ mit Unterstützung des British Council ihre Fernsehshow im Jahr 2014 ins Leben rief, wussten sie nicht, ob sich überhaupt jemand dafür interessieren würde. Unternehmer werden, das hatte im Sudan keine Tradition, kaum jemand hielt es für erstrebenswert, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Doch die Show wurde ein Erfolg. Über 5.000 Existenzgründer haben sich inzwischen beworben, und Mashrouy ist eine der meist gesehenen Fernsehsendungen im Sudan. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.12.2018arte
  • Folge 47
    (1): Frankreich: Vertreibung der Flüchtlinge
    Alle drei Wochen rückt die Polizei aus in einen Wald bei Grand Synthe, nahe Calais, um dort Flüchtlinge aus illegalen Camps zu vertreiben. Im Wald von Puythouck, bei einem Einkaufszentrum an der Küste des Ärmelkanals im Norden Frankreichs, nicht weit von Calais, versammeln sich immer noch Flüchtlinge in der Hoffnung auf eine Zukunft in England. Sie campen illegal im Wald, Männer, Frauen und Kinder, in der Mehrheit kurdische Familien, Kriegs-Flüchtlinge. Jetzt, in der kalten Jahreszeit, müssen auch die Kinder auf der bloßen Erde schlafen. Der französische Staat reagiert darauf nur mit Polizeigewalt.
    Alle drei Wochen vertreiben Polizeieinheiten die Menschen aus den Camps im Wald: Offiziell heißt es, sie hätten bereits 2.000 Flüchtlinge „untergebracht“. In Wirklichkeit aber werden die meisten nur aus dem Wald vertrieben, das soll sie anscheinend abschrecken, dort je wieder Zuflucht zu suchen. Seit vielen Jahren schon gelingt es dem französischen Staat anscheinend nicht, eine angemessene humane Lösung zu finden, um die Flüchtlingen in der Nähe Calais auf ihren Weg nach England menschenwürdig unterzubringen.
    (2): China: Dorfladen als E-Commerce
    In den letzten zehn Jahren legten tausende Bauern in China ihren Pflug beiseite und engagierten sich im E-Commerce – mit großem Erfolg. Der E-Commerce hat diese Bauern reich gemacht, und so wurden sie zu Vorbildern für eine ganze neue Generation in China, die der harten Arbeit in der Landwirtschaft gerne ade sagen würde, um richtig Geld zu verdienen. Das ist auch der neue Trend in der Provinz Yunnan: Dort hat der junge Bauernsohn und Unternehmer Su Junping schon ein Vermögen gemacht mit dem Verkauf von silbernen Teekannen über das Internet – für ihn arbeiten 300 Leute aus seinem Dorf, die alle durch ihn wohlhabend wurden.
    Vor zehn Jahren und 2.000 Kilometer weit entfernt von Yunnan, in der Provinz Zhejiang, gründete Lu Zhenhong wohl als einer der ersten einen Internet-Shop: Er verkaufte und kaufte Camping-Ausrüstung und war damit so erfolgreich, dass er tausende Angestellte sehr gut bezahlen konnte. Die Chinesen bestellten allein im Jahr 2017 Waren für 800 Millionen Euro übers Internet. Ihre Regierung unterstützt diesen Wandel, und sie ermutigt die Dörfler dazu, ihr hartes Leben auf der Scholle gegen eines vor dem Bildschirm einzutauschen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.12.2018arte
  • Folge 48 (52 Min.)
    (1): Luftpost: Auf nach Afrika
    Schon 1918, bei der Gründung der Gesellschaft, der späteren Aéropostale, wollte Pierre-Georges Latécoère Frankreich und Spanien mit dem afrikanischen Kontinent verbinden. In noch nicht einmal fünf Jahren hatte er es geschafft. Ab Mai 1923 fliegen Latécoères Flugzeuge entlang der Atlantikküste von Marokko über Mauretanien bis nach Dakar im Senegal. Auf dieser Strecke verdienten sich die bis heute mindestens in Frankreich legendären Piloten Saint-Exupéry, Reine oder Guillaumet ihre Sporen. Ein Jahrhundert später fliegen die Besatzungen der Rallye Latécoère-Aéropostale die Flugroute alljährlich nach, bis nach Dakar, dem Tor zum Südatlantik. „ARTE Reportage“ war dabei.
    (2): Afghanistan: Akrobaten der Versöhnung
    Ein Zirkus hilft Kindern in Kabul, den Krieg, die Taliban und die Selbstmordattentate wenigstens für kurze Zeit zu vergessen. Der Mini Circus for Children wurde 2002 von einer Journalistin und einem Choreografen aus Dänemark in der afghanischen Hauptstadt Kabul gegründet. Dort lernen die Kinder jonglieren, Einrad fahren, Akrobatik an der Stange, wie man als Clown auftritt und vieles andere, um ein Publikum zu begeistern. Sie unterrichten die Kinder aus allen afghanischen Stämmen, Paschtunen, Hazaras, Tadschiken, Usbeken – mit dem Ziel, sie einander bekannt zu machen, Vorurteile abzubauen und die Stämme wieder miteinander zu versöhnen, sozusagen von Kindesbeinen an. Das passt vielen Afghanen nicht, in diesem von Terror, religiösem Wahn und Krieg versehrten Land. Gelegentlich werden die Leute vom Mini Circus for Children bedroht, aber viele afghanische Bürger schätzen ihre Arbeit. Unter dem Regime der Taliban wäre damals auch dieser Zirkus verboten gewesen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.12.2018arte

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