2019, Folge 1–24

  • Folge 1
    (1): Russland: WM 2018 in Mordowien
    Wie die WM 2018 das Leben in der Hauptstadt in einer unbekannten russischen Republik nachhaltig veränderte. Unter den elf von der russischen Regierung für die Spiele der WM ausgewählten Städten war auch Saransk, 650 Kilometer östlich von Moskau. Selbst die Russen kennen sie kaum, weder die Republik Mordowien, geschweige denn deren Hauptstadt Saransk mit ihren 300.000 Einwohnern. Der russische Präsident Wladimir Putin hat sie wohl ausgewählt, um vor allem den Gästen aus aller Welt die ganze Vielfalt seines Landes zu präsentieren. Also bauten sie auch in Saransk ein nagelneues Stadion zur Austragung der Spiele. ARTE-Reporter waren dreimal dort, vor, während und nach der WM – sie erlebten die euphorische Vorfreude, das beglückende „Wir haben jetzt die ganze Welt zu Gast“ und schließlich die Ruhe nach dem Sturm.
    (2): Nordkorea: Wandel durch Fortschritt
    Viele Monate warteten ARTE-Reporter, ehe die Nordkoreaner ihnen erlaubten, dort eine Woche lang unter strengster Aufsicht zu drehen. Pjöngjang ist das Schaufenster Nordkoreas, die blühende Stadt der Diktatur – sie zeigen sie gerne vor, fürchten aber, dass der Vergleich zwischen der Hauptstadt und dem Rest des Landes ungünstig ausfallen könnte: Schließlich gehört Nordkorea nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt; die Krisenzeiten mit Hungersnöten sind noch nicht so lange her. Während des Koreakriegs von 1950 bis 1953 wurde Pjöngjang durch die Bomber der amerikanischen Streitkräfte in Trümmer gelegt und nach dem Krieg mit Hilfe der Sowjetunion wieder aufgebaut, im Geiste des Kommunismus und als Vorzeigestadt der Kim-Dynastie: Gründer Kim Il-sung, sein Sohn Kim Jong-il und Kim Jong-un, Enkel und Erbe seit 2011. Der Enkel scheint, von außen betrachtet, das Land modernisieren und öffnen zu wollen, für einen Frieden mit dem verfeindeten Süden.
    Im Nordkorea von heute hat der Wissenschaftler die klassischen Helden, Bauer, Arbeiter und Intellektueller, beiseite gedrängt. In einigen Modellfabriken kommunizieren die Leiter direkt mit den Wissenschaftlern, um den Produktionsprozess stets und ständig zu verbessern – denn Fortschritt ist das Opium fürs Volk von heute in Nordkorea: Damit die Dynastie der Kims noch lange an der Macht bleiben kann … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.01.2019arte
  • Folge 2 (52 Min.)
    (1): Südsudan: Der Arzt der Überlebenden
    Doktor Evan Atar Adaha erhielt im Oktober 2018 den Nansen-Preis des UNHCR für seine humanitäre Arbeit im Südsudan. Seit 2011 leitet der Chirurg das Krankenhaus von Bunj in der Provinz Maba. Es ist das einzige weit und breit für 200.000 Menschen – in einer Region ohne jede Infrastruktur. Ausgerechnet dort landen die meisten Flüchtlinge vor der Gewalt im Sudan und Südsudan. Dr. Atar und seine Mitarbeiter haben schon vielen tausend Frauen, Männern und Kindern das Leben gerettet. Er lebt dort mitten unter den Flüchtlingen, teilt ihren Alltag und ihre Sorgen – im Südsudan ist er berühmt, beinah wie eine Person der Zeitgeschichte. In den sieben Jahren seit der Gründung hat der Südsudan bis heute keinen dauerhaften Frieden gefunden – dabei war genau dies das Ziel, damals, bei der Trennung vom Sudan.
    (2): USA: Die kleinen Soldaten
    500.000 Jungs und Mädchen zwischen 14 und 18 Jahren trainieren als Kadetten im „Junior Reserve Officers’ Corps“ der US-Streitkräfte. Die US-Armee sucht ihren Nachwuchs beizeiten: Jedes Jahr brauchen die Streitkräfte 80.000 Rekruten, um den Dienst an der Waffe fürs Vaterland in inzwischen 146 Ländern gewährleisten zu können. In den USA gibt es keine Wehrpflicht, aber im „Junior Reserve Officers’ Training Corps – JROTC“ können 14- bis 17-jährige Schülerinnen und Schüler das militärische Einmaleins schon in der Schule pauken – und sich währenddessen überlegen, ob es nicht eine gute Idee wäre, nach dem Schulabschluss zur Armee zu gehen.
    In über 3.000 Schulen sind landesweit 500.000 Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren als Kadetten eingeschrieben. Sie tragen Uniform, nehmen am normalen Sportunterricht nicht teil; stattdessen bilden richtige Soldaten im Ruhestand die kleinen Rekruten aus, in militärischer Disziplin, Sport, Verhalten und an manchen Schulen auch im Schießen. Das JROTC richtet sich vor allem an Oberstufenschüler in Problemvierteln mit ethnischen Minderheiten – die Armee bietet ihnen später die Möglichkeit einer kostenlosen Ausbildung. Das Pentagon finanziert das Kadetten-Programm mit hunderten Millionen Dollar, offiziell für eine bessere Entwicklung der Jugend, so heißt es. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.01.2019arte
  • Folge 3
    (1): Armenien: Hoffnung nach der Revolte
    Die Armenier hoffen auf ein besseres Leben unter dem neuen, demokratisch gewählten Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan. Armenien ist ein tief traumatisiertes Land, noch immer schwer gezeichnet auch von dem Erdbeben im Dezember 1988, bei dem 25.000 Menschen starben und 500.000 obdachlos wurden. 30 Jahre danach, leben noch immer 2.500 Familien in provisorischen Unterkünften. Denn nach dem Ende der Sowjetunion kam Armenien wirtschaftlich nie richtig auf die Beine. Die neue Regierung, nach der samtenen Revolution gegen das alte Regime mit seiner Korruption und Vetternwirtschaft, sie soll es nun endlich richten. Ministerpräsident Nikol Paschinjan, 43 Jahre alt, ehemaliger Journalist, ist der Hoffnungsträger des ganzen Volkes. Im Grunde hat er freie Hand für Reformen, aber nach den Jahrzehnten der Misswirtschaft ist seine Aufgabe unendlich schwer zu meistern.
    (2): Kolumbien: Petro Guerilla und Co.
    Die FARC hat ihre Waffen abgegeben, aber nun will offenbar eine andere Guerillatruppe ihren Platz einnehmen, die sogenannte ELN … ELN heißt auf Deutsch „Nationale Befreiungsarmee“, sie ist so alt wie die FARC, auch ursprünglich marxistisch orientiert – und in Kolumbien machte sie Anfang Januar dieses Jahres Schlagzeilen, weil sie unter dem Verdacht stand, wieder einmal einen Anschlag auf eine Ölpipeline verübt zu haben: Man nennt die ELN deswegen auch „Petro Guerilla“. Die ELN gehört wie andere paramilitärische Gruppen zu denen, die vom Rückzug der FARC profitieren wollen.
    Sie drangen während des Friedensprozesses in den letzten Monaten ein in die von der FARC aufgegebenen Gebiete. Dort bedrohen, vertreiben und töten sie alle die, die sich ihnen wiedersetzen: Es geht ihnen um Landraub zum Abbau der Bodenschätze. Die ELN hat sich seit vielen Jahren pikanterweise auch zur sogenannten Theologie der Befreiung in der katholischen Kirche bekannt. 50 Jahre Bürgerkrieg in Kolumbien – der Frieden schien zum Greifen nah … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.01.2019arte
  • Folge 4 (52 Min.)
    (1): Kenia: Nie mehr Mädchen beschneiden
    Offiziell ist die Genitalverstümmelung in Kenia seit 2011 verboten. Doch weiterhin werden Mädchen und Frauen beschnitten. Offen oder heimlich – wie bei den Massai.Lucy war 12 Jahre alt, als sie diesen Albtraum erlebte. Es war zu Beginn der großen Ferien, gleich als sie in ihr Dorf zurückkam. Die Bewohner hatten ein Fest für die Mädchen organisiert. Dann haben Frauen sie festgehalten, und eine holte die Rasierklinge.Heute ist Mama Lucy eine Kämpferin. Eine, die mit all ihrer Kraft und Überzeugung Krieg führt gegen die Genitalverstümmelung. Zusammen mit der humanitären Organisation „Amref Health Africa“ unterrichtet sie junge Mädchen – in Anatomie, Frauenrechten und im Widerstand gegen diesen grausamen und sinnlosen Akt. Für die Massai werden die Mädchen durch die Beschneidung zu Frauen, doch Lucy will diese brutale Tradition ihres Volkes überwinden. Sie feiert stattdessen ein Fest, damit die Mädchen die Schwelle zum Erwachsenwerden anders überwinden, ohne Verstümmelung.
    (2): Brasilien: Die Gewalt in den Favelas
    Fast 63.000 Menschen wurden 2017 in Brasilien gewaltsam getötet. Jede neunte Minute einer. Alle Morde ab 2001 zusammengezählt, starben in Brasilien mehr Menschen durch Gewalt als während der Kriege im Irak und Syrien.Das ist eine traurige Statistik für das fünftgrößte Land der Erde, noch vor 20 Jahren wirtschaftlicher und demokratischer Hoffnungsträger. Vor allem Rio de Janeiro leidet seit zwei Jahren unter einer Welle der Gewalt, weil sich hier die Drogenmafia-Fraktionen bekämpfen und in immer mehr illegalen Siedlungen, den Favelas, die Kontrolle übernehmen. Rio ist seit den Großevents Fußball-Weltmeisterschaft und den Olympischen Spielen bankrott und musste die Ausgaben für die öffentliche Sicherheit drastisch reduzieren.
    Die Friedenspolizei UPP, mit der die Gewalt seit 2008 gesenkt werden konnte, schrumpfte von 9.000 auf 7.100 Mann. Die Regierung des Bundesstaates Rio rief wegen der überforderten Polizei im Juni 2017 sogar das Militär zu Hilfe. Der neue rechtsradikale Präsident Bolsonaro will das Verbrechen mit massiver Gewalt zurückdrängen. Als eine seiner ersten Entscheidungen lockerte er die ehemals strengen Waffengesetze: Bürger ohne Vorstrafen dürfen jetzt bis zu vier Waffen besitzen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.02.2019arte
  • Folge 5 (52 Min.)
    (1): Honduras: Kein Land zum Bleiben
    Gewaltkriminalität und Armut treiben tausende Honduraner in die Flucht sowie die Trockenheit seit 2014. Wer aus seiner Heimat flieht und sich mit tausenden anderen aus Honduras, Guatemala und El Salvador auf den Weg macht in Richtung USA, ausgerechnet in ein Land, dessen Präsident ihnen schon per Tweet die Einreise verwehrt, der muss wirklich tief verzweifelt sein. Im gelobten Land USA erwartet sie nur ein prekäres Leben in der Illegalität – denn wer von ihnen dort Asyl beantragt, wird zu 80 % wieder abgeschoben. Also warum fliehen sie trotzdem? Natürlich wegen der Armut und der Bandenkriminalität, aber eben auch wegen der Trockenheit im Land, die den Bauern ihre Ernte am Halm verdorren lässt.
    Ursache dafür ist der Klimawandel, aber auch der Raubbau an der Natur durch den Bergbau und die ökologischen Veränderungen durch neue Wasserkraftwerke in 177 Flüssen von Honduras. In Reitoca etwa kämpfen die Leute, um ihren Fluss vor dem Bau-Wahn der Regierung zu retten. Gut 100 Dorfbewohner aber haben schon aufgegeben, sie leben heute in Durham in North Carolina. Von dort aus unterstützen sie den Kampf ihrer Leute ums saubere Wasser in Honduras.
    (2): Senegal: Jagd auf die Plünderer der Meere
    Illegal fischende Trawler aus aller Welt plündern das Meer vor Westafrika – nun wehren sich Regierungen und Fischer. Seit einigen Jahren haben die einheimischen Fischer des Senegal immer mehr Mühe, ihre Netze zu füllen und ihre Familien mit ihrer Hände Arbeit zu ernähren – denn große Fischtrawler mit Schleppnetzen aus Asien und auch aus Europa gehen auf Raubzug in die Hoheitsgewässer des Senegal. In ihrer Gier nach Fisch, angeheizt durch die immer größere Nachfrage der Konsumenten in der ganzen Welt, gefährden die Industriefischer den Bestand der Arten im Meer vor Westafrika. Im Senegal haben die Fischer Greenpeace gebeten, ihnen beim Aufspüren den Räuber zu helfen. In Liberia arbeitet die Küstenwache mit der NGO Sea Shepard zusammen. Sie zeigen die Raubfischer bei den Behörden an und die beschlagnahmen das Boot und die illegale Beute. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.02.2019arte
  • Folge 6 (52 Min.)
    (1): Haiti: Zu früh geboren
    Acht Jahre nach dem Erdbeben ist die medizinische Versorgung noch immer prekär – und lebensgefährlich für zu früh geborene Kinder … Der Ort auf der Welt, an dem man geboren wird, entscheidet über Leben und Tod: Zu früh geborene Kinder haben natürlich viel bessere Überlebenschancen in einem reichen Land mit effizienter medizinischer Versorgung als in einem armen Land ohne diesen Vorteil. Haiti leidet noch immer unter den Folgen des Erdbebens vom 12. Januar 2010. Damals starben über 200.000 Menschen. Das öffentliche Krankenhaus in der Hauptstadt Port au Prince etwa residiert noch immer in Behelfsräumen ohne fließendes Wasser, häufig fällt der Strom aus. Auf der Neugeborenenstation fehlt qualifiziertes Personal ebenso wie eine ausreichende Zahl von Brutkästen.
    Zu früh geborene Kinder haben dort nur wenige Chancen, ihre ersten Lebenswochen zu überleben. Doch auch auf Haiti gibt es einen besseren Ort für Frühchen: Ein paar Kilometer weiter, im medizinisch viel besser ausgestatteten Saint Damien Krankenhaus, leiten Krankenschwestern die jungen Mütter an, ihre zu früh geborenen Kinder nach den ersten Wochen im Brutkasten eng am Leib zu tragen. Das nennt man die „Känguru-Methode“. Eine italienische NGO finanziert das Saint Damien, und doch müssen die Eltern der kleinen Patienten für die hoch qualifizierte Behandlung Geld bezahlen. Das staatliche Krankenhaus dagegen ist kostenlos. Geld oder Leben – auf Haiti ist das wirklich eine Entscheidung über Leben und Tod.
    (2): Südafrika: Radikale Land-Besetzer
    25 Jahre nach dem Ende der Apartheid und dem Aufbruch unter Nelson Mandela ist in Südafrika die Kluft zwischen arm und reich größer als jemals zuvor. Deshalb lässt sich vor den Wahlen im Mai mit kaum einem Thema leichter um Wählerstimmen werben, als mit der radikalen Forderung nach Enteignungen. Laut einer Umfrage sind 85 Prozent aller Schwarzen der Meinung, dass das „Land in Südafrika an die Schwarzen zurückgegeben werden muss – egal, welche Konsequenzen das für die gegenwärtigen Besitzer oder für die politische Stabilität im Land haben wird“. Mit dieser Forderung wurde eine neue linksradikale Partei, die „Economic Freedom Fighters“, kurz EFF, bereits zur drittstärksten politischen Kraft im Land. Und sie handelt: Hunderte Aktivisten der EFF organisieren Landbesetzungen in der Peripherie der großen Städte, unter anderem bei Johannesburg und Kapstadt. Hunderttausende Menschen folgten bereits ihrem Aufruf. Das setzt die regierende Partei Nelson Mandelas, die ANC, mächtig unter Druck. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.02.2019arte
  • Folge 7
    (1): Venezuela: Tagebuch der Krise
    Venezuela geht es schlecht: Auf der einen Seite beharrt Präsident Nicolas Maduro, der Erbe von Hugo Chavez, auf seinem Machtanspruch, diplomatisch gestützt vom Iran, von Kuba, Russland und der Türkei. Auf der anderen Seite steht der selbst ernannte junge Präsident Juan Guaido, unterstützt von Donald Trump und einer Mehrheit der EU-Länder. Guaido prangert die Korruption und die Misswirtschaft des alten Regimes an. Millionen Venezolaner, die vor Maduros Regime ins Exil geflohen sind und die Demonstranten in den Straßen scheinen ihm recht zu geben.
    Wirtschaftlich ist Venezuela am Boden, wie ausgeblutet. Jede Woche Demonstrationen und Polizeigewalt, 200 Menschen starben bereits. Vier Jahre geht es nun schon steil abwärts im Land. Die Regierung stabilisierte lange mit eiserner Hand, auch mit willkürlichen Verhaftungen. ARTE-Reporter Gonzalo Arijon hat bereits Hugo Chaves Revolution in Venezuela von Anfang an beobachtet. Die Reportage ist ein aktuelles Tagebuch der Krise, die Venezuela zu zerreißen droht.
    (2): Russland: Die Arktis erobern
    Die wohl letzten bislang unberührten Öl- und Gasfelder der Welt unter dem ewigen Eis der Arktis werden aufgrund des Klimawandels jedes Jahr zugänglicher: Die großen Ölgesellschaften lauern schon und auch die Anrainerstaaten der Arktis, Grönland, die USA und Norwegen. Wer hat die beste politische Strategie, die neue Grenze unterm schmelzenden Eis noch ein gutes Stück raus zu schieben? Die Russen jedenfalls schreiten mit Hilfe der Armee unverfroren stramm voran, um die Bodenschätze für sich zu erobern. Sie bauen schon einmal Tiefwasser-Häfen und entwickeln komplexe Strukturen für den künftigen Transport von Öl und Gas per Pipeline. Die indigene Urbevölkerung in der Arktis aber sieht sich mit harter Hand beiseitegeschoben von den Vertretern „höherwertiger“ geopolitischer und nationaler Interessen. Ihre Lebensbedingungen verändern sich rapide zum Schlechten in den Zeiten des Aufmarschs in der Arktis. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.02.2019arte
  • Folge 8
    (1): USA: Kalifornien – Paradise ist abgebrannt
    Das tödlichste Feuer in Kaliforniens Geschichte verbrannte in der Stadt Paradise 85 Menschen, 18.000 Häuser und 62.000 Hektar Erde: Auf umgerechnet 14 Milliarden Euro schätzen die Versicherungen den Schaden nach dem sogenannten „Camp Fire“ im November vergangenen Jahres. Schuld am Desaster ist unter anderem auch der Klimawandel, den der Präsident der USA, Donald Trump, noch immer hartnäckig leugnet.Die feuergefährliche Trockenzeit ist heute fast drei Monate länger als noch 1990 – Büsche und Bäume brennen am Ende so leicht wie Zunder – ein Funke genügt.
    Beim „Camp Fire“ war es wohl ein Defekt an einer Stromleitung. Eines aber können Trump und seine Republikaner nicht von der Hand weisen: Alle Feuer zusammen genommen, war 2018 ein Rekordjahr in punkto verbrannter Fläche und zerstörter Menschenleben in Kalifornien. Dort regieren die Demokraten. Für sie sind das Feuer und der Klimawandel mit Sicherheit ein Thema, wenn es darum geht, am 3. November 2020 den neuen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu wählen.
    (2): Simbabwe: Lieber lachen als weinen
    Junge Leute nehmen die scheinbar unausrottbare Willkür und Korruption ihrer neuen Regierung satirisch aufs Korn: Gut ein Jahr nach dem Sturz des fast vier Jahrzehnte regierenden Diktator Robert Mugabe hat sein Nachfolger Emmerson Mnangagwa, einst Mugabes rechte Hand, bereits sämtliche Hoffnungen seines Volks auf eine Wende in Politik und Wirtschaft enttäuscht. Simbabwe sinkt immer tiefer in die Wirtschaftskrise: Arbeitslosigkeit, Korruption, Inflation und Mangelwirtschaft – das Land steht kurz vor dem Konkurs. Als die Regierung Anfang Januar auch noch den Preis fürs Benzin verdoppelte, strömten die Leute aus Protest auf die Straße und riefen den Generalstreik aus.
    Doch das Regime Mnangagwas schlug brutal zurück: Sie stellten das Internet ab, verhafteten hunderte Demonstranten und ließen sogar auf die Menge schießen.Doch der Widerstand formierte sich schnell: Eine Handvoll junger Leute in der Hauptstadt machen aus Humor und Satire eine Waffe, um die Willkür und die Korruption ihrer Regierung anzuprangern. Es gelingt ihnen, die Simbabwer mit ihren Witzen zu erreichen und zu erheitern – als Teil einer neuen Generation des Widerstands gegen die Diktatur in ihrem Land. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.03.2019arte
  • Folge 9
    (1): Syrien: Wer nimmt IS-Kämpfer auf?
    Die Terror-Herrschaft des IS im Osten Syriens geht zu Ende. In den Lagern der Kurdenregion sammeln sich nun auch die IS-Kämpfer aus Europa. Fünf Jahre regierten die Terroristen vom sogenannten Islamischen Staat – dieser Schrecken aber hat bald ein Ende. Im Osten Syriens haben die Kurden die Kontrolle übernommen, allerdings ist ihre Regierung international nicht anerkannt. Mahmud Kehro ist einer der Angestellten der Kurdenregion, mit einer im Grunde unlösbaren Aufgabe: Er soll die Lager verwalten, in denen seit Wochen immer mehr besiegte Kämpfer des IS eintreffen, Männer und Frauen, aber auch verletzte Zivilisten, Familien und Kinder am Ende ihrer Kräfte.
    Im Lager von Roj warten 500 Familien darauf, ob ihre europäischen Heimatländer sich dazu entschließen können, sie wieder aufzunehmen: Etwa Samira und Hafida, die eine stammt aus Belgien, die andere aus den Niederlanden, beide schlossen sich dem Kalifat als Heilige Kriegerinnen an und bereuen nun ihre Tat. Die Kurden sind nicht bereit, sie noch viel länger zu beherbergen oder ihnen den Prozess zu machen. Insgesamt sollen 800 IS-Kämpfer mit europäischen Pässen in den Lagern auf eine Entscheidung aus ihrer Heimat warten.
    (2): Äthiopien: Gelobtes Land der Rastafari
    200 Kilometer südlich von der Hauptstadt Addis Abbeba liegt nahe der Stadt Shashemene das gelobte Land der Rastafari.Heute leben noch ein paar hundert Rastafari in der „Vorstadt“ Shashemenes, die meisten sind Nachkommen der Gründer dieser Gemeinde aus Jamaica, den USA und einigen europäischen Ländern. Es ist eine Welt für sich, ein heiliger Ort, den Nicht-Rastas, ob schwarz oder weiß, nur nach Zahlung einer Gebühr betreten dürfen – wie eine symbolische Opfergabe zur Begleichung der Schuld von 300 Jahren Kolonialgeschichte.In den Jahrhunderten nach der Entdeckung der Karibik und von Amerika durch Christoph Columbus entführten die Kolonialmächte 15 Millionen Afrikaner als Sklaven vor allem in die Neue Welt.
    Als 1930 Ras Tafari Makonnen als, der Legende nach, 225. Nachfolger von König Salomon und der Königin von Saba, zum Kaiser von Äthiopien gekrönt wurde, nannte er sich Haile Selassi – König der Könige. Für die Befreiungsbewegung der Schwarzen auf Jamaica war er der künftige Erlöser von den Ketten Babylons, der verhassten Welt der Weißen. Als der Kaiser 1935 von der Armee des faschistischen Italien ins Exil getrieben wurde, half ihm auch die Gemeinde der Rastafari, seinen Thron zurück zu erobern. Dafür schenkte er den Rastas zum Dank 500 Hektar Land bei Shashamene. Bis heute ist Äthiopien das Paradies der Rastafari und Haile Selassi ihr Messias. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.03.2019arte
  • Folge 10
    (1): Gaza: Sterne gegen Krieg
    Der Himmel über Gaza macht vor allem Kindern Angst, wegen der Kampfflugzeuge – dass dort nachts die Sterne leuchten, das haben viele vergessen …Der Astrophysiker Suleiman Baraka ist aus den USA zurückgekehrt, um den Menschen im Gazastreifen die Sterne zu erklären. Das klingt verrückt, aber wie so manche andere verrückt klingende Idee ist sie genial und hilft vielen Menschen, vor allem Kindern und Jugendlichen. Baraka hat in vielen Vorträgen über die Mysterien am Himmel gesprochen, über die Milchstraße, die Sternzeichen und die Sonnenflecken. Er schmuggelte im Diplomatenkoffer Teleskope ein, davon gibt es jetzt immerhin drei in ganz Gaza – und er animierte Kinder und Jugendlichen, sich zu treffen, Clubs zu gründen, um das Weltall zu erforschen. In den Himmel schauen und zu wissen, dass dort nicht nur Kampfflugzeuge mit Bomben im Bauch lauern, sondern die Geheimnisse des Universums – das bringt Baraka den Menschen in Gaza bei.
    (2): Myanmar: Genozid an den Rohingya
    „Ethnische Säuberungen“ nennen die UN die systematischen Angriffe der Armee auf die Rohingya …Seit Monaten wird die Lage der muslimischen ethnischen Minderheit der Rohingya in Myanmar immer unerträglicher: Bombenangriffe der nationalen Armee auf ihre Dörfer, darauf folgen Plünderungen, Vergewaltigungen und Morde an Frauen, Männern und Kindern. Eine halbe Million Rohingyas soll bereits geflohen sein, die meisten über die Grenze ins Nachbarland Bangladesch. Seit Jahrzehnten leiden sie als Staatenlose in Myanmar unter Repressionen, so schlimm wie in diesen Tagen war es wohl noch nie. Offizieller Anlass für die Angriffe der Armee Myanmars waren mehrere Überfälle junger Rohingya-Rebellen auf Polizeistationen. Daraufhin schlug die Armee zurück, nicht nur gegen die Rebellen sondern auch gegen die Zivilbevölkerung. Ein ARTE-Reporter begleitete die Flucht der Familie von Noor-Mohamed über die Grenze in Richtung Bangladesch. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.03.2019arte
  • Folge 11
    (1): Mali: Sahel – Die Front der Dschihadisten
    Im Norden von Mali kämpft die Armee gemeinsam mit Soldaten aus Frankreich, Niger und Burkina Faso gegen Dschihadisten. Seit 2012 kontrollieren islamistische Extremisten, als sogenannte „Ableger von al-Kaida“, den Norden Malis – sie nutzten einen Aufstand der Tuareg-Separatisten und die Schwäche der Regierung in Bamako aus, um an Einfluss in der ohnehin fragilen Sahelzone zu gewinnen. Aber trotz der französischen Intervention und des gemeinsamen Einsatzes der Streitkräfte der G5-Länder kontrollieren die Terroristen immer noch einen großen Teil dieser Region. Von dort aus weiten sie ihren Einfluss in Richtung Burkina Faso und Niger aus. Die ARTE-Reporter berichtet über den Kampf der Franzosen und Afrikaner gegen den Terror in einem riesigen Gebiet, das nur schwer unter Kontrolle zu bekommen ist.
    (2): Brasilien: Bolsonaros kleine Soldaten
    Brasiliens neuer Präsident Jair Bolsonaro erinnert gerne an die Zeit der Militärdiktatur – zur Freude seiner Fans in den Kadettenanstalten. Viele junge Brasilianer finden es gut, wenn ihr Präsident von der Sauberkeit und der Ordnung unter der Militärdiktatur von 1964 bis 1985 schwärmt. Vor allem in den Kadettenanstalten begrüßen Eltern, Lehrer und Schüler Bolsonaros Erklärung, alte Werte wie Patriotismus und Nationalismus seien die Grundpfeiler einer ordentlichen Erziehung. Als ehemaliger Offizier versprach er ihnen den Bau neuer Militärschulen, um die Jugend Brasiliens ganz nach seinem Vorbild erziehen zu lassen.Zu seinen Vorkämpfern gehört auch eine junge Lobby-Gruppe, die sogenannte „Schule ohne Partei“. Ihre Mitglieder jagen ihrer Ansicht nach „marxistisch-geprägte“ Lehrer und Professoren an Schulen und Universitäten. Sie wollen sie „auslöschen“ und schrecken vor keiner Methode zurück, deren Ansehen und Leben zu zerstören. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.03.2019arte
  • Folge 12 (53 Min.)
    (1): Frankreich: Im Schlauchboot nach Dover
    In ihrer Verzweiflung flohen seit Dezember hunderte Migranten von Calais aus mit Schlauchbooten über den Kanal nach England. Die Küstenwache bei Calais kümmert sich seit Ende vergangenen Jahres um ein neues Phänomen: Immer mehr Migranten versuchen nicht mehr, heimlich auf Lastwagen zu steigen, um den Kanal nach England zu überqueren. Sie legen die 34 Kilometer jetzt in Gruppen zurück, per Schlauchboot, zumeist bei Nacht – angesichts des lebhaften Verkehrs mit sehr großen Schiffen ein lebensgefährliches „Abenteuer“. Denn ein Containerschiff mit hochhaushohen Aufbauten ist nicht in der Lage, ein illegal operierendes Schlauchboot zu sehen, das seinen Weg kreuzt, geschweige denn, ihm auszuweichen. ARTE-Reporter haben über mehrere Monate hinweg gefilmt, wie eine Gruppe Migranten ihre gefährliche letzte Reise-Etappe per Schlauchboot von Calais zu den weißen Klippen von Dover organisiert.
    (2): Indien: Die Stimme der Kinder
    Ein Dutzend Reporter zwischen 10 und 17 Jahren schreibt in „Die Stimme der Kinder“ über das harte Leben der Straßenkinder. Mit Hilfe einer NGO produziert die Kinderredaktion von „Balaknama – Die Stimme der Kinder“ in jeder Ausgabe 8.000 Zeitungen, auf Hindi und Englisch. Seit der Gründung 2003 haben schon 400 Kinder und Jugendliche dort mitgearbeitet, für sie alle hat sich durch „Balaknama“ ihr Leben verändert. Jyoti, die aktuelle Chefredakteurin, lebt mit ihrer Familie bis heute auf der Straße, sie war als Kind bereits drogensüchtig.
    Heute aber ist sie clean und will sich nach der Arbeit bei der Zeitung weiter um andere Kinder im Elend zu kümmern.Alleine in New Delhi leben gut 100.000 Kinder auf der Straße, sie müssen schon früh in ihrem Leben arbeiten, viele von ihnen sind von klein auf drogensüchtig. Darüber schreibt die Zeitung, und manchmal ändern sich die Dinge durch sie: Nach einem Artikel über das Los der Kinder, die an den Bahngleisen die Körperteile von Unfalltoten und Selbstmördern aufsammeln mussten, verbot die Stadt diese Arbeit für Kinder. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.03.2019arte
  • Folge 13 (52 Min.)
    (1): Israel: Die armen AltenZehntausende israelische Rentner müssen weiter arbeiten, weil ihre Rente nicht reicht.Einer von fünf Israelis im Ruhestand lebt unterhalb der Armutsgrenze. Viele müssen Zeitungen austragen, Taxi fahren oder als Wächter arbeiten, um ihre knappe Rente aufzustocken. Denn obwohl die Wirtschaft in Israel boomt, ist durch die Liberalisierung der Sozialpolitik seit Anfang der 2000er Jahre der Graben zwischen Arm und Reich tiefer geworden. Bei der Gründung Israels war die Idee der sozialen Gerechtigkeit ein Grundpfeiler des neuen Staates, vor allem in den Kibbuz hat sich dieses Ideal bis heute gehalten.
    Obwohl viele dieser landwirtschaftlichen Produktionsgemeinschaften heute privatisiert sind, leben die Rentner dort, von der Gemeinschaft behütet, noch immer in abgesicherten finanziellen Verhältnissen. Viele junge Leute haben die neue Misere in den Städten erkannt: Sie kämpfen mit verschiedenen Strategien für die armen Alten und beleben auf diese Weise das soziale Erbe der Gründer Israels.(2): Cabo Verde: Sand stehlen zum ÜberlebenSie schaufeln den Sand vom Strand, um ihre Familien zu ernähren.
    Mit Spaten und Eimer tragen Frauen an sechs Tagen in der Woche zweimal täglich bei Ebbe den schwarzen Vulkansand ab, den die Flut gerade wieder neu hereingespült hat. Dieser Sand ist die einzige Einnahmequelle für viele alleinerziehende Frauen. Sie verkaufen ihn für einen Hungerlohn an die Bauunternehmer des Inselstaats. Er liegt mit einer Länge von 700 Kilometern vor der Küste Senegals, ein Viertel seiner Einwohner muss von weniger als umgerechnet zwei Euro am Tag leben.Der Raubbau hat viele Strände auf Cabo Verde zerstört, mit bitteren Folgen für Natur und Landwirtschaft: In den Uferzonen, in denen nur noch große Kiesel liegen, siedeln weniger Mikroorganismen, das beeinträchtigt die Kinderstube der Fische; das Meerwasser dringt ohne den dämmenden Sand tief ein ins Landesinnere und versalzt das Grundwasser für die Landwirtschaft.
    Deshalb haben die Behörden den Raubbau am Strand seit 2010 eigentlich streng verboten. Aber die Frauen finden in ihrer großen Not immer einen Weg, den Kontrollen durch Polizei und Armee zu entkommen, unterstützt von skrupellosen Bauunternehmern, die ihnen den Sand für niedrigste Preise sehr gerne abkaufen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.04.2019arte
  • Folge 14 (52 Min.)
    (1): Algerien: Die Jugend will die Wende
    Die Demonstrationen gegen Präsident Bouteflika belegen, wie sehr die Jugend Algeriens auf eine Wende hofft. Der Rückzug des Präsidenten Bouteflika, nach den Protesten gegen ihn und seine Regierung, erscheint wie ein Signal zu einer möglichen Erneuerung des Landes. ARTE Reporter durften mit jungen Leuten im Land drehen: Jamal schlägt sich mit kleinen Jobs durchs Leben, so wie viele andere auch. Er war bei allen Demonstrationen dabei und wünscht sich vor allem einen richtigen Arbeitsplatz und eine anständige Wohnung. Houda studiert Medizin, sie arbeitet bereits in der Kinderchirurgie eines Krankenhauses. Sie hofft auf mehr Freiheiten für die Frauen. Mohamed ist ein franco-algerischer Unternehmer, der gerade erst sein eigenes Startup lanciert hat. Er will in Algerien investieren, eben weil er an die Jugend dort glaubt: Auch dank der sozialen Medien sind sie dort der Welt außerhalb Algeriens zugewandt – und sie hoffen, dass die Regierung ihr Versprechen von einer Wende hält.
    (2): Liberia: Im fünften Jahr nach Ebola
    Learning by dying, sagen die Liberianer – was haben die Menschen gelernt aus der Ebola Epidemie vor fünf Jahren?Vor fünf Jahren begann sich das Ebola Virus rapide in Westafrika auszubreiten, mehr als 11.000 Menschen starben, knapp die Hälfte davon in Liberia. Die Epidemie zerstörte das Gesundheitssystem des Landes und konnte erst unter Kontrolle gebracht werden, als die internationale Gemeinschaft darin eine Gefahr für die ganze Welt erkannte und mehr als 3,5 Milliarden Euro zur Bekämpfung des Virus zur Verfügung stellte.
    Heute allerdings fühlt sich das Land von der internationalen Gemeinschaft vernachlässigt. Liberia steckt in einer Wirtschaftskrise. In den Krankenhäusern fehlen Medikamente und Strom. Nach wie vor konsumieren Liberianer so genanntes Buschfleisch, wie Affen, Nager oder Fledermäuse, die das Ebola Virus und auch neuartige Erreger in sich tragen können. Doch die Erfahrungen, die Ärzte, Pfleger und Gesundheitsbeamten während der Epidemie sammelten, sie bilden ein einzigartiges, wertvolles Kapital: Learning by dying, sagte man damals in Liberia, lernen durch sterben.
    Was also hat die Welt gelernt vom großen Ebola Ausbruch vor fünf Jahren? Haben Überlebende gegen Stigmatisierung zu kämpfen, und wären Ärzte und Pfleger heute besser gegen einen neuen Ausbruch vorbereitet? Was ist übrig geblieben von den Milliarden, die damals in das Land flossen? ARTE-Reporter waren 2014 mehr als zwei Monate in Liberia. Nun kehrten sie dorthin zurück – während das Ebola Virus im Osten der Demokratischen Republik Kongo wieder neue Opfer forderte. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.04.2019arte
  • Folge 15 (52 Min.)
    (1): Indien: Der Zorn von Kaschmir
    Immer mehr junge Menschen aus dem indischen Teil Kaschmirs scheinen sich den Rebellen anschließen zu wollen.Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist dies die längste Krise um eine Grenze: Indien und Pakistan streiten sich seit 1947 um die Bergregion im Herzen des Himalaja. Sie ist aufgeteilt zwischen beiden Ländern, und jedes Land möchte sich den Teil des anderen gerne einverleiben. Mitten drin in diesem Konflikt leben die Menschen von Kaschmir, die Mehrzahl ist muslimischen Glaubens. Seit 1989 kämpft eine Guerillabewegung gegen die indische Zentralregierung für die Unabhängigkeit Kaschmirs – ein „Krieg im Krieg“, der jedes Jahr an Intensität zuzulegen scheint.
    Am 14. Februar 2019 lenkte ein junger Mann aus Kaschmir sein mit Sprengstoff voll beladenes Auto gegen einen Bus der indischen Armee, 44 paramilitärische Einsatzkräfte verloren ihr Leben. Dieser Anschlag einer radikalen islamistischen Separatistengruppe lenkte den Blick der schockierten Öffentlichkeit auf ein neues Phänomen: Es scheint, dass immer mehr junge Menschen aus dem indischen Teil Kaschmirs sich radikalisieren und den Rebellen anschließen wollen. Ihr Widerstand schließt jeden Dialog mit den indischen Behörden aus.
    (2): Irak: Die Milizen kämpfen weiter
    Ende 2017 war der IS im Irak besiegt – die Milizen der Nationalmobilmachung aber wollen immer noch weiter kämpfen. 150.000 Männer griffen im Juni 2014 zu den Waffen, nach der Fatwa des Ajatollah al-Sistani gegen den IS. Er ist die höchste religiöse Autorität des Irak. In der sogenannten Nationalmobilmachung, der al-Hadsch asch-Scha’bi, versammelten sich 50 Milizen, vorwiegend der schiitischen Glaubensrichtung. Sie trugen wesentlich bei zum Sieg gegen den IS, gemeinsam mit der irakischen Armee, unterstützt durch die internationale Koalition. Allerdings wirft man den schiitischen Milizen bis heute Gräueltaten in den sunnitischen Regionen des Irak vor.Seit 2016 sind die Milizen der al-Hadsch offiziell der irakischen Armee unterstellt, doch bis heute ist ihr Status in dem einigermaßen fragilen Staatsgebilde des Irak nicht eindeutig geklärt.
    Die al-Hadsch verfügt noch immer über ihre bewaffneten Truppen und sogar über einen politischen Arm: Sie sitzen mit 48 Abgeordneten als zweitstärkste Kraft im irakischen Parlament. Man sagt ihnen nach, sie würden vom Iran unterstützt und strebten auch die Ideale des Gottesstaates an. Sie wollen auf jeden Fall auch als soziale Bewegung im Irak von heute eine wichtige Rolle spielen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.04.2019arte
  • Folge 16 (52 Min.)
    (1): Spanien: Vox – Die Stimme von Rechtsaußen
    40 Jahre nach der Franco-Diktatur steigt eine neue extremrechte Partei in Spanien in der Gunst der Wähler.Zur Überraschung vieler, die Spanien nach 40 Jahren Franco-Diktatur für immun hielten gegen den Rechtsextremismus, gewann die neue kleine Partei mit Namen Vox im Dezember vergangenen Jahres zwölf Abgeordneten-Mandate im Regionalparlament von Andalusien. Sie wenden sich gegen den Feminismus, wollen Migranten abschrecken, sind gegen Abtreibung und die Homo-Ehe und wollen Spanien als eigenen Nationalstaat stärken. Vermutlich hat neben der Wirtschafts- und der Flüchtlingskrise auch die Debatte um die Unabhängigkeit Kataloniens mit zum Aufstieg von Vox beigetragen. Von zunächst 1% Zustimmung in der nationalen Wählergunst stiegen sie in diesen Tagen auf 10%. Eine ganze Menge für eine neue kleine Partei, die sich weit rechts von der christlichen konservativen Volkspartei Spaniens einordnet.
    (2): Kambodscha: Die Schule der Wiederverwertung
    In der Coconut School lernen die Kinder alles über die Aufbereitung von Müll – in Klassenzimmern aus Recycling-Wänden.In Kambodscha werfen die Leute ihren Müll in aller Regel noch die Flüsse oder in die Wälder, manchmal verbrennen sie ihn auch. Dass man alte Flaschen aus Plastik oder Glas, Blechdosen, Autoreifen, Plastiktüten oder Schraubdeckel auch wieder aufbereiten kann, das lehrt die Coconut School zurzeit 73 Schülern – mitten im Nationalpark von Kirirom, drei Stunden nahe der Hauptstadt Phnom Penh. Am Wochenende suchen die Städter hier die Ruhe in der Natur, allerdings hinterlassen sie auch hier nach dem Picknick im Wald Berge von Flaschen, Dosen und Verpackungen.
    Die Coconut School ist das Projekt eines engagierten Lehrers, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kinder der Armen vom Betteln auf der Straße abzuhalten. Mit sehr wenig Geld, aber einer Menge guter Ideen, hat er seine Schule gebaut, vor allem mit recycelten Materialien: Klassenwände aus Glasflaschen und Autoreifen als Spielgeräte auf dem Schulhof. Die Kinder lernen Mathematik, Englisch, Informatik sowie alles über die Wiederaufbereitung von Müll und jeden Freitag ziehen sie in den Wald: Dort sammeln sie den Abfall der Touristen wieder auf, denn der Erlös aus dem Recycling finanziert auch das Schulgeld der Kinder. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.04.2019arte
  • Folge 17 (52 Min.)
    (1): China: Die Uiguren – Ein Volk in Gefahr
    In der chinesischen Provinz Xinjiang sollen über 1 Million Uiguren in Umerziehungslagern eingesperrt sein.Die chinesischen Behörden reden offiziell von „Lagern zur Erziehung durch Arbeit“, aber die „Lager“ ähneln wohl eher großen Gefängnissen, in denen die Kommunistische Partei die ethnische Minderheit der Uiguren einsperrt und wohl auch foltern lässt. In Xinjiang, einer Provinz viereinhalb Mal größer als Deutschland, wirken viele Häuser, Straßen und sogar ganze Dörfer wie ausgestorben, weil die Regierung die Leute in diese „Arbeits-Lager“ geschickt hat.
    Die Jagd auf die chinesische Minderheit der Uiguren endet offensichtlich nicht an den Grenzen des Reichs der Mitte. China verfolgt sie wohl auch bis ins Exil – auch Uiguren mit inzwischen französischer Staatsbürgerschaft erzählen von Drohungen durch Vertreter der chinesischen Regierung. Von Europa über Kasachstan und die Türkei bis Kanada fordern die Familien der Uiguren im Exil Schutz und endlich Gerechtigkeit im Angesicht der Bedrohung aus China, der alten Heimat, die sie in die Flucht getrieben hat.
    (2): USA: Justitia, Lügen und Videos
    Angeklagte dürfen in den USA Videos drehen, um die Richter zu milderen Urteilen über ihre Vergehen zu bewegen. Immer mehr amerikanische Angeklagte investieren zwischen 3.000 und 25.000 Dollar in möglichst professionell gedrehte „sentencing videos“, einer Art dokumentarischer Interviews über die Menschen hinter der Tat. Die Anwälte empfehlen dies ihren Mandanten als ein wirksames Mittel, ihre Richter milde zu stimmen, ihnen den guten Kern der Straftäter und deren Absichten zur Besserung zu schildern. In Florida bietet die ehemalige Fernsehjournalistin Katrina Daniel ihre Dienste an, vor allem in Fällen von Betrug, Geldwäsche, Unterschlagung und Korruption.
    In Kalifornien wiederum nutzen eher junge Straftäter ethnischer Minderheiten die Dienste von DeBug, einem weiteren Anbieter. Mit 2,2 Millionen Bürgern hinter Gittern schlagen die USA weltweit alle Rekorde – Schwarze und Latinos allein stellen 75 Prozent der Häftlinge. In 90 Prozent der Fälle kommt es noch vor der Prozesseröffnung zu einer Einigung, wenn Anwalt und Angeklagte überzeugend argumentieren. Die „sentencing videos“ sind ein neues probates Mittel, um so einen „Deal“ zu verhandeln. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 11.05.2019arte
  • Folge 18
    (1): China: Das „gelbe Gift“
    Vor 20 Jahren erklärte Chinas Staatspräsident Jiang Zemin der spirituellen Bewegung Falun Gong den Krieg. 1992 präsentierte der kleine Beamte Li Honghzi der chinesischen Öffentlichkeit seine neue spirituelle Praktik, er nannte sie Falung Gong oder auch Falun Dafa – übersetzt Dharma-Rad-Praktik oder Gesetzesrad-Praktik. Inspiriert von den buddhistischen und taoistischen Meistern seiner Jugend, kombinierte er darin Meditation, Gymnastik, Spiritualität und Moral auf der geistigen Grundlage der drei Prinzipien Wahrheit, Mitgefühl und Toleranz.
    In den ersten Jahren unterstützte die kommunistische Staatspartei die neue spirituelle Bewegung: Arbeiter, Studenten, alte und junge Leute, Soldaten der Volksarmee und Mitglieder der KP trafen sich in trauter Gemeinsamkeit zu den Übungen in aller Öffentlichkeit. Als dann aber die Zahl der Anhänger von Falun Gong mit 70 Millionen erstmals die Zahl der Mitglieder der Kommunistischen Partei überschritt, begann der damalige Staatspräsident Jiang Zemin die spirituelle Bewegung als eine bedrohliche Konkurrenz der Partei zu sehen.
    Die Kampagne der KP gegen Falun Gong als „Sekte“ nahm ihren Lauf, ihrem Gründer Li Honghzi gelang noch die Flucht in die USA. Am 25. April 1999 schließlich umzingelten 10.000 Anhänger von Falun Gong in einer friedlichen Demonstration das Regierungsviertel Zhongnanhai in Peking, und da gerieten die politische Verantwortlichen wohl endgültig in Panik. Sie verkündeten öffentlich, die „teuflische Sekte“ Falung Gong „vernichten“ zu wollen. 20 Jahre schon dauert dieser Krieg gegen Millionen von Falun Gong Anhänger in China und inzwischen auch in aller Welt.
    (2): Indien : Die flammenden Flöze von Jharia
    Seit hundert Jahren schon, also seit in der Gegend Kohle abgebaut wird, brennt die Erde in der Region Jharia. Niemand hier scheint in der Lage, diese unterirdischen Feuer zu löschen, die das Leben einer halben Million Inder bedrohen.In dem Dorf Bokapahari gibt es niemanden, der nicht vom illegalen Kohleabbau lebt. Frauen, Kinder und Alte scharren im Boden nach einigen Kilo schwarzem Gold. Und hinter ihnen stürzen ihre Häuser in sich zusammen, zerfressen von Grubensenkungen, Hangrutschen und Tagebrüchen. „Überall gibt es nur das: Kohleminen und Brände, Rauch und Staub.“ Die regionalen Umweltbelastungen sind hoch.
    Ashok Agarwal ist verzweifelt, wenn er die zehntausende seiner Landsleute sieht, die rund um den Kohletagebau herumvegetieren. Ashok, ein besonnener Mann, kämpft seit Jahren für die Bewohner und gegen die nationale Bergwerkgesellschaft BCCL, die die Menschen aus den Dörfern verjagen und das Abbaugebiet vergrößern will. Die Reportage fokussiert sich auf die Region Jharia im Nordosten Indiens, westlich von Kalkutta. Auf einer Fläche von 700 Quadratkilometern liegt dort eines der bedeutendsten Kohlevorkommen weltweit.
    Der Steinkohlebergbau fördert einerseits die Kohlebrände, da er dem Luftsauerstoff verbesserten Zutritt zur Kohle verschafft, andererseits beeinträchtigen oder verhindern die Brände den Fortgang des Bergbaus. Es wird geschätzt, dass in Indien etwa 70 Prozent der Brände bergbaubedingt sind. Um zu überleben, klauben die Einwohner Kohlenbrocken von Hand auf – zu Fuß zwischen riesigen Fördermaschinen und Kippern. Ein oder zwei Euro am Tag können sie mit dieser gefährlichen Arbeit verdienen. Der Rauch der Brände verursacht bei den Bewohnern des dichtbesiedelten Gebietes Lungen- und Krebserkrankungen.
    Vor zehn Jahren hat die indische Regierung für eine Milliarde Euro ein großes Umsiedlungsprogramm für 80.000 Menschen aufgelegt. Nur 2000 Menschen sind dem Umzug in eine Schlafstadt zehn Kilometer weiter gefolgt. Die anderen sind ohne Alternative. Um zu überleben, pilgern sie Morgen für Morgen zu Fuß über die brennende Erde zum Kohlebecken von Jharia. Kinder von 5 bis 6 Jahren und Alte von über 60. Wie übriggebliebener Abraum eines Landes, dessen Entwicklung sich rapide vorwärts frisst. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 18.05.2019arte
  • Folge 19
    (1): Afghanistan: Die Taliban wittern ihre Chance
    Wenn Präsident Trump die US-Truppen aus dem Land zurückzöge, könnten Taliban und IS die Oberhand gewinnen. 14.000 US-Soldaten sind heute, 18 Jahre nach der Intervention gegen das Taliban-Regime, in Afghanistan stationiert – zur Unterstützung der afghanischen Armee im Rahmen einer NATO-Mission gegen die Taliban und andere islamistische Terrorgruppen. 2017 noch war Afghanistan das Land in der Welt, in dem der Terror die meisten Opfer forderte – die Zahl der zivilen Opfer war seit zehn Jahren nicht mehr so hoch. So instabil war die Lage noch nie, denn die Taliban kontrollieren heute wieder große Teile des Landes, und Gruppen des afghanischen Ablegers des IS verüben regelmäßig tödliche Anschläge, auch in der Hauptstadt Kabul.
    Nach Ansicht vieler Experten hat die afghanische Armee, geschwächt durch die Korruption und die in Massen desertierenden Soldaten, ohne die Schlagkraft der US-Truppen kaum eine Chance gegen den islamistischen Terror. Angesichts dieser Schwäche, greifen in vielen Dörfern Selbstverteidigungsmilizen zu den Waffen, zum Teil finanziell unterstützt durch den Staat. Allerdings wirft man ihnen häufig Machtmissbrauch, brutale Übergriffe, auch Folter und Kriegsverbrechen vor, als Folge der territorialen Konflikte zwischen den Clanchefs. Diese Konflikte könnten Taliban und IS nach einem Abzug der US-Truppen für sich nutzen.
    (2): Mexiko: Benzin klauen zum Überleben
    Viele Menschen in Mexiko zapfen die Pipelines der Ölgesellschaften an, aus purer Not … Die Wirtschaftskrise zwingt offensichtlich viele Menschen in Mexiko dazu, die Pipelines der großen Ölgesellschaften heimlich anzuzapfen, um das Benzin dann auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Als am 18. Januar eine solche Zapfstelle im Bundesstaat Hidalgo explodierte, starben 135 Menschen in den Flammen. Trotz dieser Gefahren haben sich dort richtige Familienunternehmen entwickelt: Die Bauen bohren die Leitungen unter ihren Feldern an und lagern das Benzin, um es später zu verkaufen.
    Kinder passen auf, dass das keiner entdeckt und pfeifen Alarm bei jeder verdächtigen Bewegung. Gesteuert wird das alles natürlich von den Kartellen, die mit Pipeline-Bohren und Benzin-Klau im großen Maßstab inzwischen noch mehr verdienen als mit dem Drogenhandel – und die örtliche Polizei schließt gerne die Augen, denn sie verdient daran mit. Jedes Jahr verliert Mexico 3 Milliarden Dollar durch das illegale Geschäft mit dem Benzin. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 25.05.2019arte
  • Folge 20
    (1): Japan: Die Freunde des Diktators Kim Jong-un
    Gut 30.000 Koreaner im japanischen Exil stehen bis heute in Treue fest zur Diktatur von Nordkorea. Gut eine halbe Million Koreaner leben heute in Japan, als Nachkommen der Arbeiter, die nach der Annektierung Koreas durch Japan im Jahr 1910 ins Land der Sieger geschickt wurden: Die „Zainichis – Die in Japan Gebliebenen“ blieben bis heute Bürger zweiter Klasse, sie sind keine japanischen Staatsbürger, dürfen nicht wählen, sind vom Staatsdienst ausgeschlossen, und ihre Kinder gehen auf koreanische Schulen in Japan. Sie alle fühlen sich also schon aus purer staatsbürgerlicher Notwehr nicht als Japaner und sehnen sich nach der alten Heimat: Für die Mehrheit ist das Südkorea, eine Minderheit von gut 30.000 Koreanern in Japan aber fühlt sich dem Volk und der Diktatur von Nordkorea sehr eng verbunden.
    Der „Ch’ongryŏn – Allgemeiner Verband der Koreaner in Japan“ unterhält enge Beziehungen zur Regierung von Nordkorea. Ihm wird vorgeworfen, mit unterschlagenen Devisen auch das Atomprogramm des Diktators Kim Jong-un unterstützt zu haben. Das bestreitet der Verband allerdings heftig.
    (2): USA: Im Schatten des Öl-Booms von Texas
    Öl und Schiefergas bescherten einer der ärmsten Regionen in Texas in den letzten Jahren einen beispiellosen Aufschwung.Bis 2010 lebten in Cotulla im Süden von Texas kaum 3.000 Einwohner im trägen Rhythmus der Rinder auf den Weiden – viele Rancher kämpften damals ums nackte Überleben, die Stadt war schwer gezeichnet von der Armut. Als sie dann die reichen Vorkommen von Öl und Schiefergas entdeckten, wurden arme Rancher durch das Rohöl auf ihrem Land über Nacht zu Millionären, die Stadt boomte, aus 3.000 wurden 9.000 Einwohner, fast alle verdienten sehr gut mit den neuen Jobs in der Ölindustrie.
    Die USA stiegen dank des Frackings vom dritten auf den ersten Platz der Erdölproduzenten der Welt, vor Saudi-Arabien und Russland. Wie lange die Vorräte im Boden noch reichen, das weiß zurzeit wohl niemand – doch die Folgen der Förderung machen sich allmählich bemerkbar: Die Erdbeben nehmen zu, das Grundwasser wird wohl durch austretendes Öl verseucht, wie schwer und wie lange, das weiß anscheinend auch keiner. Es geht ja vor allem erst einmal ums Geldverdienen, wie immer im Vaterland des Kapitalismus. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 01.06.2019arte
  • Folge 21
    (1): Sudan: Die Frauen fordern ihre Rechte ein
    Auch Frauen demonstrierten für den Sturz des Diktators Umar al-Baschir – und stehen heute mit vor dem Hauptquartier der Armee.Nach der islamistisch-fundamentalistischen Regierung unter al-Baschir von 1993 bis 2019 fordern heute neben den Männern auch Mütter, Frauenrechtlerinnen, Lehrerinnen, Studentinnen und Musikerinnen eine künftige demokratische Regierung des Sudan. Sie waren schon im Frühjahr mitmarschiert, als es darum ging, den Diktator zu stürzen und sie lassen sich durch nichts davon abhalten, nun auch noch friedlich gegen den zurzeit regierenden Militärrat zu demonstrieren: Hunderte Menschen starben bereits bei diesen Demonstrationen, tausende wurden verhaftet, Polizei und Soldaten prügeln mit Schlagstöcken auf die Menschen ein.Die Frauen fordern ihre Rechte ein: Bislang ist es ihnen verboten, sich in der Öffentlichkeit zu versammeln, sie müssen außerhalb des Hauses die strenge islamische Kleiderordnung einhalten – wenn sie dagegen verstoßen, drohten ihnen Peitschenhiebe.
    Die Zukunft des Sudan, eines der ärmsten Länder Afrikas, ist ungewiss: Armee und Zivilisten scheinen sich zurzeit über einen politischen Übergang nicht einigen zu können, und immer noch lauern die paramilitärischen Milizen, bekannt für ihre Grausamkeiten in der Darfur Region: Sie wollen gerne die Reste des alten Regimes bewahren.
    (2): Mosambik: Die Not nach dem Sturm
    Drei Monate nach den beiden Wirbelstürmen geht den Menschen in Mosambik allmählich die internationale Hilfe aus …“Noch nie zuvor hat es einen solchen Wind, einen solchen Regen gegeben“ – sagen die alten Menschen in der Hafenstadt Beira in Mosambik. Der Sturm zog eine Schneise durchs Land, über die Köpfe von 1,7 Millionen Menschen hinweg, mindestens 600 starben, die genaue Zahl der Todesopfer kennt zurzeit niemand. Nach Angaben der UNO sind mehr als 90.000 Häuser zerstört, und tausende Menschen in den unzugänglichen Gebieten des Landes haben noch keine einzige Hilfslieferung bekommen. Die Hälfte aller Notleidenden sind Kinder, schreibt die Nachrichtenagentur AP.
    Mehr als 1 Million Hektar fruchtbares Land sind zerstört, und da liegt die Gefahr für die Zukunft: Es muss den vom Sturm Vertriebenen und Hungerleidenden irgendwie gelingen, neu auszusähen, sonst droht ihnen eine Hungersnot am Ende des Jahres. Laut Angaben des World Food Programme aber sind von 140 Millionen Dollar notwendigen Hilfsleistungen erst die Hälfte genehmigt. Mosambik ist eines der ärmsten Länder der Welt – die Einwohner erhoffen sich insgesamt 3 Milliarden Dollar Hilfe für den Wiederaufbau, aber drei Monate nach dem Wirbelsturm scheint die Weltbevölkerung sie schon vergessen zu haben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.06.2019arte
  • Folge 22
    (1): Irak: Jagd auf die letzten IS-Terroristen
    Wie spüren die Iraker die letzten IS-Terroristen auf? Gelingt es dem IS nach seiner Niederlage, sich heimlich neu zu organisieren? Die ARTE-Reporter begleiteten die „Falken“, eine Spezialeinheit mit dem Auftrag, die letzten Anhänger und Kämpfer des IS in Mosul aufzuspüren. Sie infiltrieren mit geheimdienstlichen Methoden die verdächtigen Kreise der Islamisten, um zu verhindern, dass sie sich im Untergrund neu organisieren – mit dem Ziel, eines Tages Rache zu nehmen für die Niederlage und den Verlust ihres Territoriums Islamischer Staat. Ein Teil der Bevölkerung von Mosul profitierte vom IS. Wie geht man um mit den Mitläufern, ihren Familien, den Kindern? Wie weit geht man, um sie wieder neu in die Gesellschaft zu integrieren? Nichts wäre schädlicher, als durch Ausgrenzung und Verachtung eine neue Generation islamistischer Terroristen heranzuziehen.
    (2): Irak: Die Jesiden, die überlebt haben …
    Getötet, missbraucht und versklavt. Seit 2014 wurde die kurdische Minderheit der Jesiden von den Terroristen des IS systematisch gejagt. 3.000 Frauen und Kinder der Jesiden sind noch immer vermisst und 300.000 Frauen, Männer und Kinder dieser kurdischen Minderheit leben heute als Vertriebene in Lagern im Norden des Irak: Sie haben alles verloren, ihre Aussichten auf ein neues Leben irgendwo sind zurzeit gleich Null. In ihrem monotheistischen Glauben finden sich Elemente vieler nahöstlicher Religionen. Der IS schmähte sie als „Teufelsanbeter“ und wollte sie zum Islam zwingen – wer sich weigerte, den töteten sie, zumindest die Männer. Frauen und Kinder versklavten sie. Fünf Jahre nach dem Beginn der Verfolgung stehen die Jesiden heute am Ende eines langen Leidensweges. Aber wohin können sie nun gehen? (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.06.2019arte
  • Folge 23 (52 Min.)
    (1): Türkei: Ein Kommunist als Bürgermeister
    Bürgermeister Maçoglu kämpft für seine Utopie einer sozialistischen Gesellschaft – und gegen Erdogans Autokratie.Fatih Mehmet Maçoglu ist Kommunist. Und er ist der einzige kommunistische Bürgermeister in der Türkei. Vor fünf Jahren begann er, gleich nach der Wahl, sein Dorf Ovacik mit 3.000 Einwohnern in den kurdischen Bergen Anatoliens zu revolutionieren: Kostenloser öffentlicher Transport; kostenloses Wasser; Anbau von Bohnen, Kichererbsen auf zu Volkseigentum erklärten staatlichen Äckern – der Erlös aus dem Verkauf dieser Früchte des Feldes geht an die ärmsten der Familien und als Stipendium an die Studenten; totale Transparenz des öffentlichen Haushalts; Gründung einer Volksversammlung der Dorfbewohner.
    Das rote Dorf und sein Bürgermeister sind heute in der ganzen Türkei bekannt und populär. Das ermutigte Maçoglu, sich in den letzten Wochen mit der türkischen KP bei der Kommunalwahl in der Nachbarstadt Tunceli zu bewerben – mit 30.000 Einwohnern immerhin die größte Stadt in der Region. Und er gewann diese Wahl, weit vor der Regierungsparte Erdogans, der AKP. Der „antatolische Peppone“ scheint einen Nerv der Zeit in der Türkei zu treffen …
    (2): Türkei: Istanbul Underground
    Wie lebt man in der Türkei, wenn man die Werte des Präsidenten Erdogan nicht teilt? Zwei junge und politisch engagierte DJs erzählen …Seit den Wahlen von 2018 hat Präsident Erdogan das politische Klima in seinem Land noch einmal verschärft: Verbote von Demonstrationen gegen die Regierung, Oppositionspolitiker werden ins Abseits gedrängt oder ins Gefängnis geworfen und in zweifelhaften Prozessen verurteilt. Eine ganze Generation junger Leute ist aufgewachsen, in den inzwischen 15 Jahren unter Erdogan und der AKP. Was bleibt da noch an Freiheiten übrig für die, die mit der „Neuen Türkei“ und ihren strengen islamischen Wertvorstellungen nichts anfangen können?Zwei DJs aus der musikalischen Untergrund-Szene Istanbuls, Burka und Bora, haben darauf zwei unterschiedliche Antworten gefunden: Bora lebte heute in Berlin, im Exil – 2018 stieg die Zahl der Ausreisen aus der Türkei um 50 Prozent im Verhältnis zu den Jahren davor.
    Burka aber ist in Istanbul geblieben. Er hofft, in seiner Rolle als Outsider im eigenen Land, die Verhältnisse vielleicht doch irgendwann wieder verändern zu können. ARTE-Reporter haben die beiden DJs über mehrere Monate hinweg begleitet. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.06.2019arte
  • Folge 24
    (1): Julian Assange: Ein sehr gesuchter Mann
    Am 11. April 2019 verhafteten britische Polizisten den Gründer von Wikileaks in der Londoner Botschaft von Ecuador. Fast 7 Jahre lang hatte die Botschaft Ecuadors Julian Assange diplomatisches Asyl gewährt und damit seine Auslieferung erst nach Schweden und von dort aus möglicherweise in die USA verhindert. In Schweden erwartet ihn ein Verfahren wegen des Vorwurfs von sexuellem Missbrauch, und in den USA wollen sie ihn wegen der Veröffentlichung streng geheimer Dokumente auf der von ihm gegründeten Internetplattform Wikileaks anklagen. Nach der Verhaftung im April aber sitzt er in einem Hochsicherheitsgefängnis am Rand von London – dort haben die Engländer ihre gefährlichsten Terroristen untergebracht.
    Sollte Assange von England aus in die USA ausgeliefert werden, dann drohen ihm dort bis zu 175 Jahre Haft. Die ARTE-Reporter hatten Julian Assange vor drei Jahren in der Botschaft Ecuadors interviewen dürfen. Sie fassen heute den aktuellen Stand der Ermittlungen gegen ihn in dieser Reportage noch einmal zusammen – die einen sehen in ihm einen Verräter, die anderen einen Kämpfer für das Recht auf Information.
    (2): USA: Sucht und Tod auf Rezept
    In den USA sind Schmerzmittel auf Opium-Basis heute Todesursache Nummer 1 bei Erwachsenen unter 50 Jahren. Jeden Tag sterben in den USA Menschen am Missbrauch von Opioiden, die ihnen eigentlich als Schmerzmittel helfen sollten, schwere Krankheiten oder Unfälle zu überstehen. Doch in den letzten Jahren ist die Verschreibung solcher schwerer Schmerzmittel von Seiten der Ärzte wohl allzu leichtfertig gehandhabt worden,, und die Pharmafirmen redeten das Risiko klein, davon abhängig zu werden. Dabei steigt dieses Risiko schon nach wenigen Tagen der Einnahme. Inzwischen sollen mindestens 2 Millionen Amerikaner süchtig sein, über 30.000 starben in den letzten 15 Jahren an einer Überdosis. Der Tod von Prominenten wie Prince oder Michael Jackson warf ein erstes und grelles Schlaglicht auf den Missbrauch der Painkiller – dahinter aber scharen sich die Opioid-Süchtigen aus allen sozialen Schichten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 29.06.2019arte

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