2019, Folge 25–48

  • Folge 25 (52 Min.)
    Ruben Figueroa sucht nach den Spuren derer, die verschwanden auf dem Weg in eine bessere Zukunft in den USA … Der Mann kennt die Schicksale und die Wege der Verlorenen, denn Ruben war selber einmal ein Illegaler aus Mexiko, der sein Glück versuchen wollte in den USA. Er entschloss sich, die Suche nach verschwundenen Migranten zu seiner Lebensaufgabe zu machen – im Auftrag ihrer Familien, finanziert durch Spenden. Jedes Jahr verschwinden zehntausende Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder auf der Flucht vor Armut und Kriminalität in ihren Heimatländern Honduras, El Salvador und Guatemala, irgendwo auf dem Weg. Viele Familien hören jahrelang nichts von ihnen, wissen weder, ob sie es ins Traumland USA geschafft haben, noch ob sie scheiterten oder vielleicht sogar tot sind.
    Ruben findet ihre Spuren: Manchmal ihre Gräber, manchmal Überlebende – Frauen, die von kriminellen Kartellen in die Prostitution gezwungen wurden, irgendwo in einem geschlossenen Haus im mexikanischen Bundesstaat Chiapas; Männer die sich nicht mehr nachhause trauen, weil sie auf dem Weg ins gelobte Land gescheitert sind. ARTE-Reporter haben Ruben über ein Jahr begleiten dürfen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.07.2019arte
  • Folge 26 (52 Min.)
    (1): Brasilien: BR 163 – Die Amazonas-Autobahn:
    Schlagader des Fortschritts oder Schnellstraße zur Zerstörung des Tropenwaldes: Die BR 163 führt immer tiefer in den Regenwald. Die Geschichte der Nationalstraße BR 163 veranschaulicht auch die Beziehung Brasiliens zum Regenwald im Amazonasbecken. Als 1972 mit ihrem Bau begonnen wurde, regierte noch die Militärdiktatur. Sie wollte mit der BR 163 eine Achse quer durch den Urwald schlagen, vom Süden in den Norden – wirtschaftliche Expansion war damals das Wort der Stunde. Heute will Jair Bolsonaro, seit Januar 2019 neuer rechtspopulistischer Präsident Brasiliens, seinen umweltpolitischen Diskurs von vor der Wahl in die Realität umsetzen und die Wirtschaft seines Landes ultraliberal fördern.
    Die BR 163 ist damit zu einem Symbol geworden, denn sie verkörpert alle widersprüchlichen Ambitionen Brasiliens: Einerseits will es raus aus der Verschuldung und in den erlesenen Kreis der führenden Wirtschaftsnationen der Welt aufsteigen. Andererseits kämpfen in Brasilien viele Aktivisten darum, nach den Jahrzehnten des Raubbaus die noch intakten Teile des gigantischen Ökosystems zu bewahren.
    (2): Südsudan: Der Arzt der Überlebenden:
    Doktor Evan Atar Adaha erhielt im Oktober 2018 den Nansen-Preis des UNHCR für seine humanitäre Arbeit im Südsudan. Seit 2011 leitet der Chirurg das Krankenhaus von Bunj in der Provinz Maba. Es ist das einzige weit und breit für 200,000 Menschen – in einer Region ohne jede Infrastruktur. Ausgerechnet dort landen die meisten Flüchtlinge vor der Gewalt im Sudan und Südsudan. Dr. Atar und seine Mitarbeiter haben schon vielen tausend Frauen, Männern und Kindern das Leben gerettet. Er lebt dort mitten unter den Flüchtlingen, teilt ihren Alltag und ihre Sorgen – im Südsudan ist er berühmt, beinah wie eine Person der Zeitgeschichte. In den sieben Jahren seit der Gründung hat der Südsudan bis heute keinen dauerhaften Frieden gefunden – dabei war genau dies das Ziel, damals, bei der Trennung vom Sudan. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 13.07.2019arte
  • Folge 27 (52 Min.)
    (1): Russland: Die neue Brücke zur Krim
    Seit 2018 verbindet eine Brücke die ehemals ukrainische Halbinsel Krim mit Russland – Vier Jahre nach der Annektierung der Krim durch Russland. Über 20 Kilometer streckt sich die neue Brücke über die Straße von Kertsch, das ist die Meerenge an der Krim, die das Schwarze und das Asowsche Meer miteinander verbindet. 2018 vom russischen Präsidenten Putin höchstpersönlich eingeweiht, besiegelt sie als Monument in Stahl und Beton die Annektierung der Halbinsel Krim durch Russland im Jahr 2014. 230 Milliarden Rubel ließ Putin investieren, und bis Ende 2018 wird die Brücke noch durch eine Eisenbahnverbindung über die Krim ergänzt. Für Russland, noch immer wegen der Annektierung der Krim mit Sanktionen der EU belegt, ist die Brücke ein Beweis für die unbändige Kraft des russischen Bären und die Brillanz seiner Ingenieure. Für die Ukraine ist diese Brücke ein bitterer Anblick – scheint er doch noch einmal die Schwäche des Landes im Angesicht des ehemaligen großen Bruders zu bezeugen.
    (2): Senegal: Jagd auf die Plünderer der Meere
    Illegal fischende Trawler aus aller Welt plündern das Meer vor Westafrika – nun wehren sich Regierungen und Fischer. Seit einigen Jahren haben die einheimischen Fischer des Senegal immer mehr Mühe, ihre Netze zu füllen und ihre Familien mit ihrer Hände Arbeit zu ernähren – denn große Fischtrawler mit Schleppnetzen aus Asien und auch aus Europa gehen auf Raubzug in die Hoheitsgewässer des Senegal. In ihrer Gier nach Fisch, angeheizt durch die immer größere Nachfrage der Konsumenten in der ganzen Welt, gefährden die Industriefischer den Bestand der Arten im Meer vor Westafrika. Im Senegal haben die Fischer Greenpeace gebeten, ihnen beim Aufspüren den Räuber zu helfen, in Liberia arbeitet die Küstenwache mit der NGO Sea Shepard zusammen. Sie zeigen die Raubfischer bei den Behörden an und die beschlagnahmen das Boot und die illegale Beute. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 20.07.2019arte
  • Folge 28 (52 Min.)
    (1): Indien: Die lebenden Brücken von Meghalaya
    Vor 500 Jahren schon flochten die Menschen in Meghalaya die Wurzeln der Bäume zu Brücken über ihre Flüsse. Man nennt sie „Die lebenden Brücken“ oder auch „Die Wurzel-Brücken“ von Meghalaya – Frucht menschlicher Erfindungsgabe in einer dem Menschen nicht wohlgesonnenen Natur: Schon vor 500 Jahren ließ der Monsun die Bäche im bergigen Dschungel zu reißenden Strömen anschwellen und schnitt die Dörfer von der Außenwelt ab. Also begannen die Leute vom indigenen Volk der Khasi die Wurzeln an den Ufern der Bäche so miteinander zu verflechten, dass im Laufe von Jahrzehnten stabile und breite Brücken heranwuchsen, die sie trockenen Fußes überqueren konnten.
    Im feuchtheißen tropischen Klima rostet Metall sehr schnell durch und Holz verfault – das Wurzelgeflecht aber lebt, es widersteht Hitze und Feuchtigkeit.Heute sind die lebenden Brücken eine Attraktion für die Touristen und eine willkommene Einnahmequelle für die Khasi im Norden Indiens. Das indigene Volk, heute sind es 1,4 Millionen, zeichnet noch eine Tradition aus: die Matrilinearität. Ihre Frauen erben die Güter der Familien, sie vererben sie an die Nachkommen, die auch den Namen der Mutter tragen.
    (2): Cabo Verde: Sand stehlen zum Überleben
    Sie schaufeln den Sand vom Strand, um ihre Familien zu ernähren. Mit Spaten und Eimer tragen Frauen an sechs Tagen in der Woche zweimal täglich bei Ebbe den schwarzen Vulkansand ab, den die Flut gerade wieder neu hereingespült hat. Dieser Sand ist die einzige Einnahmequelle für viele alleinerziehende Frauen. Sie verkaufen ihn für einen Hungerlohn an die Bauunternehmer des Inselstaats. Er liegt mit einer Länge von 700 Kilometern vor der Küste Senegals, ein Viertel seiner Einwohner muss von weniger als umgerechnet 2 Euro am Tag leben.Der Raubbau hat viele Strände auf Cabo Verde zerstört, mit bitteren Folgen für Natur und Landwirtschaft: In den Uferzonen, in denen nur noch große Kiesel liegen, siedeln weniger Mikroorganismen, das beeinträchtigt die Kinderstube der Fische; das Meerwasser dringt ohne den dämmenden Sand tief ein ins Landesinnere und versalzt das Grundwasser für die Landwirtschaft.
    Deshalb haben die Behörden den Raubbau am Strand seit 2010 eigentlich streng verboten. Aber die Frauen finden in ihrer großen Not immer einen Weg, den Kontrollen durch Polizei und Armee zu entkommen, unterstützt von skrupellosen Bauunternehmern, die ihnen den Sand für niedrigste Preise sehr gerne abkaufen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 27.07.2019arte
  • Folge 29 (52 Min.)
    (1): Die roten Linien
    Vor 70 Jahren, am 12. August 1949, signierten die ersten 18 Staaten der Welt die Erweiterung der Genfer Konvention. Im Laufe der folgenden Jahre unterzeichneten schließlich beinahe alle Staaten der Welt die Erweiterung der Konvention „über den Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegszeiten“ – verfasst unter dem Eindruck der Gräuel gegen die Zivilbevölkerung im Zweiten Weltkrieg. Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit wurde damit festgelegt, dass am Krieg unbeteiligte Zivilisten nicht Ziele von militärischen Angriffen werden dürfen.Wie ist die Lage heute, 70 Jahre später? Sind die Zivilisten aller Länder im Krieg heute wirklich besser geschützt? ARTE-Reporter fragten Soldaten, Zivilisten und Kriegsbeobachter in der Ukraine, im Irak und in der Türkei, ob die Genfer Konvention in der Wirklichkeit von heute wirklich noch Gültigkeit hat. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 10.08.2019arte
  • Folge 30 (52 Min.)
    (1): Bangladesch: Die Kinder der Schande
    Neun Monate nach der Vertreibung der Rohingyas wurden tausende Babys geboren – auch die Kinder der Vergewaltiger aus Myanmar …In den improvisierten Lagern mit inzwischen 1 Million Flüchtlingen der muslimischen Minderheit der Rohingyas leben vermutlich tausende junge Mütter „in Schande“ – denn die Väter ihrer neun Monate nach der Vertreibung geborenen Kinder sind Soldaten und Milizionäre aus Myanmar, die sie in ihren Dörfern vergewaltigten und nach Bangladesch vertrieben. Keiner weiß genau, wie viele Frauen so leben müssen, denn Vergewaltigung ist ein Tabu in ihrer Gemeinschaft.
    Vermutlich gelang es manchen Frauen, ihr Kind abzutreiben; andere gaben ihr Kind nach der Geburt weg in andere Familien, um der Schande zu entgehen; einige Mütter wurden samt Kind von ihren Männern verstoßen, weil die Familienehre befleckt war von der „fremden Frucht“. Eine Handvoll junger Frauen aber wehrt sich auf eine bemerkenswerte Weise gegen die Fatalität der Familienehre: Sie bestehen darauf, ihr Kind zu behalten, denn es kann ja nichts dafür, und sie hoffen auf eine neue Zukunft – mitten in der Ungewissheit eines ethnischen Konflikts, dessen friedliche Beilegung noch in den Sternen steht.
    (2): Äthiopien: Gelobtes Land der Rastafari
    200 Kilometer südlich von der Hauptstadt Addis Abbeba liegt nahe der Stadt Shashemene das gelobte Land der Rastafari.Heute leben noch ein paar hundert Rastafari in der „Vorstadt“ Shashemenes, die meisten sind Nachkommen der Gründer dieser Gemeinde aus Jamaica, den USA und einigen europäischen Ländern. Es ist eine Welt für sich, ein heiliger Ort, den Nicht-Rastas, ob schwarz oder weiß, nur nach Zahlung einer Gebühr betreten dürfen – wie eine symbolische Opfergabe zur Begleichung der Schuld von 300 Jahren Kolonialgeschichte.In den Jahrhunderten nach der Entdeckung der Karibik und von Amerika durch Christoph Columbus entführten die Kolonialmächte 15 Millionen Afrikaner als Sklaven vor allem in die Neue Welt.
    Als 1930 Ras Tafari Makonnen als, der Legende nach, 225. Nachfolger von König Salomon und der Königin von Saba, zum Kaiser von Äthiopien gekrönt wurde, nannte er sich Haile Selassi – König der Könige. Für die Befreiungsbewegung der Schwarzen auf Jamaica war er der künftige Erlöser von den Ketten Babylons, der verhassten Welt der Weißen. Als der Kaiser 1935 von der Armee des faschistischen Italien ins Exil getrieben wurde, half ihm auch die Gemeinde der Rastafari, seinen Thron zurück zu erobern. Dafür schenkte er den Rastas zum Dank 500 Hektar Land bei Shashamene. Bis heute ist Äthiopien das Paradies der Rastafari und Haile Selassi ihr Messias. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 17.08.2019arte
  • Folge 31 (52 Min.)
    (1): Haiti: Zu früh geboren
    Acht Jahre nach dem Erdbeben ist die medizinische Versorgung noch immer prekär – und lebensgefährlich für zu früh geborene Kinder …Der Ort auf der Welt, an dem man geboren wird, er entscheidet über Leben und Tod: Zu früh geborene Kinder haben natürlich viel bessere Überlebenschancen in einem reichen Land mit effizienter medizinischer Versorgung als in einem armen Land ohne diesen Vorteil. Haiti leidet noch immer unter den Folgen des Erdbebens vom 12. Januar 2010, damals starben über 200.000 Menschen. Das öffentliche Krankenhaus in der Hauptstadt Port au Prince etwa residiert noch immer in Behelfsräumen ohne fließendes Wasser, häufig fällt der Strom aus. Auf der Neugeborenen-Station fehlt qualifiziertes Personal ebenso wie eine ausreichende Zahl von Brutkästen.
    Zu früh geborene Kinder haben dort nur wenige Chancen, ihre ersten Lebenswochen zu überleben. Doch auch auf Haiti gibt es einen besseren Ort für Frühchen: Ein paar Kilometer weiter, im medizinisch viel besser ausgestatteten Saint Damien Krankenhaus, leiten Krankenschwestern die jungen Mütter an, ihre zu früh geborenen Kinder nach den ersten Wochen im Brutkasten eng am Leib zu tragen – das nennt man die „Känguru-Methode“. Eine italienische NGO finanziert das Saint Damien, und doch müssen die Eltern der kleinen Patienten für die hoch qualifizierte Behandlung Geld bezahlen. Das staatliche Krankenhaus dagegen ist kostenlos. „Geld oder Leben“ – auf Haiti ist das wirklich eine Entscheidung auf Leben und Tod.
    (2): Russland: Die Arktis erobern
    Der Eispanzer schmilzt, die Schiffe kommen, und auch die Russen hoffen auf neue Öl- und Gasfelder in der Arktis. Die wohl letzten bislang unberührten Öl- und Gasfelder der Welt unter dem ewigen Eis der Arktis werden aufgrund des Klimawandels jedes Jahr zugänglicher: Die großen Ölgesellschaften lauern schon, und auch die Anrainerstaaten der Arktis Grönland, die USA und Norwegen. Wer hat die beste politische Strategie, die neue Grenze unterm schmelzenden Eis noch ein gutes Stück hinaus zu schieben? Die Russen jedenfalls schreiten mit Hilfe der Armee unverfroren stramm voran, um die Bodenschätze für sich zu erobern.
    Sie bauen schon einmal Tiefwasser-Häfen und entwickeln komplexe Strukturen für den künftigen Transport von Öl und Gas per Pipeline. Die indigene Urbevölkerung in der Arktis aber sieht sich mit harter Hand beiseitegeschoben von den Vertretern „höherwertiger“ geopolitischer und nationaler Interessen. Ihre Lebensbedingungen verändern sich rapide zum Schlechten in den Zeiten des Aufmarschs in der Arktis. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 24.08.2019arte
  • Folge 32 (52 Min.)
    (1): Kenia: Nie mehr Mädchen beschneiden
    Offiziell ist die Genitalverstümmelung in Kenia seit 2011 verboten. Doch weiterhin werden Mädchen und Frauen beschnitten. Offen oder heimlich – wie bei den Massai.Lucy war 12 Jahre alt, als sie diesen Albtraum erlebte. Es war zu Beginn der großen Ferien, gleich als sie in ihr Dorf zurückkam. Die Bewohner hatten ein Fest für die Mädchen organisiert. Dann haben Frauen sie festgehalten und eine holte die Rasierklinge.Heute ist Mama Lucy eine Kämpferin. Eine, die mit all ihrer Kraft und Überzeugung Krieg führt gegen die Genitalverstümmelung. Zusammen mit der humanitären Organisation „Amref Health Africa“ unterrichtet sie junge Mädchen – in Anatomie, Frauenrechte und Widerstand gegen diesen grausamen und sinnlosen Akt. Für die Massai werden die Mädchen durch die Beschneidung zu Frauen, doch Lucy will diese brutale Tradition ihres Volkes überwinden. Sie feiert stattdessen ein Fest, damit die Mädchen die Schwelle zum Erwachsenwerden anders überwinden, ohne Verstümmelung.
    (2): Philippinen: Kirche im Widerstand
    Mindestens 4.500 Dealer und Süchtige ließ Präsident Duterte in zwei Jahren Amtszeit töten – dafür klagt ihn der Klerus auf den Philippinen an.Als Rodrigo Duterte vor zwei Jahren sein Amt antrat, erklärte er den Drogen den Krieg: Polizei und Killerkommandos erhielten Freibriefe, Dealer und Süchtige auf offener Straße hinzurichten. 4.500 Menschen erschossen seine Schergen offiziell bis heute, Menschenrechtler und Kirche aber vermuten, dass es eher über 20.000 sind, die Dutertes War on Drugs bis jetzt zum Opfer fielen.
    Dabei sind auch ehemalige Informanten der Polizei aus dem Drogenmilieu, vermutlich wurden sie als „Beifang“ abgeschlachtet, infolge von Intrigen oder Racheakten der Drogen-Mafia. Nun wehrt sich die katholische Kirche auf den Philippinen: Sie vermutet, dass der War on Drugs nur ein Vorwand sein könnte, ihr Land wieder in eine Diktatur zu verwandeln – wie damals unter Ferdinand Marcos, von 1976 bis 1986. Übrigens spielte die Kirche damals bei Marcos Sturz eine entscheidende Rolle. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 31.08.2019arte
  • Folge 33 (52 Min.)
    (1): Togo: Tramadol, Schmerzmittel und Droge
    Das Opioid Tramadol wurde zu einer Alltagsdroge in Togo und anderen afrikanischen Ländern. Viele Menschen in Togo wollen mit Tramadol ihren harten Alltag besser bewältigen, ihre Müdigkeit überwinden und sich leistungsstärker fühlen. Das ist natürlich ein Irrtum, denn bei längerem Gebrauch werden sie abhängig davon, die Dosen immer höher und die Auswirkungen auf ihre Gesundheit lebensgefährlich. Ein für die Händler sehr lukrativer Schwarzmarkt bedient die Bedürfnisse der Süchtigen – seit ein paar Jahren breitet sich der Tramadol-Missbrauch immer mehr aus, in ganz Afrika.
    (2): Mexiko: Benzin klauen zum Überleben
    Viele Menschen in Mexiko zapfen die Pipelines der Ölgesellschaften an, aus purer Not … Die Wirtschaftskrise zwingt offensichtlich viele Menschen in Mexiko dazu, die Pipelines der großen Ölgesellschaften heimlich anzuzapfen, um das Benzin dann auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. Als am 18. Januar eine solche Zapfstelle im Bundesstaat Hidalgo explodierte, starben 135 Menschen in den Flammen. Trotz dieser Gefahren haben sich dort richtige Familienunternehmen entwickelt: Die Bauen bohren die Leitungen unter ihren Feldern an und lagern das Benzin, um es später zu verkaufen.
    Kinder passen auf, dass das keiner entdeckt und pfeifen Alarm bei jeder verdächtigen Bewegung. Gesteuert wird das alles natürlich von den Kartellen, die mit Pipeline-Bohren und Benzin-Klau im großen Maßstab inzwischen noch mehr verdienen als mit dem Drogenhandel – und die örtliche Polizei schließt gerne die Augen, denn sie verdient daran mit. Jedes Jahr verliert Mexico 3 Milliarden Dollar durch das illegale Geschäft mit dem Benzin. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.09.2019arte
  • Folge 34 (52 Min.)
    (1): Russland: Feuer und Fluten in Sibirien
    In Sibirien brannten die Wälder, und Flüsse traten über die Ufer – der Klimawandel beunruhigt nun auch die Russen. Einen Monat lang lagen die Temperaturen in manchen Regionen Sibiriens ungewöhnlich hoch, um die 35 Grad, es regnete kaum und der Wind blies stetig in die „richtige“ Richtung. So kam es, dass die ersten kleinen Brände in diesem Jahr zu gewaltigen Feuerstürmen anschwollen. Der Rauch wehte bis weit in die Dörfer und Städte, doch die Behörden reagierten langsam, sprachen zunächst nur von üblichen saisonalen Feuern, ehe sie – viel zu spät – die Brände zu bekämpfen begannen.
    Insgesamt brannten dieses Jahr 10 Millionen Hektar in Russland, davon allein 3 Millionen vor allem am Rande der Arktis. Tausende Kilometer weiter in Sibirien führte unter anderem die Abholzung der Wälder an Flussufern zu gewaltigen Überschwemmungen mit über 30 Toten und Vermissten sowie Tausenden zerstörten Häusern. Nun beginnen sich auch die Menschen in Russland, Fragen zu stellen, über den Klimawandel und die Ausbeutung der scheinbar unermesslichen Wälder Sibiriens.
    (2): USA: L.A. – Die andere Hauptstadt der Iraner
    500.000 Exil-Iraner leben in Los Angeles, in Beverly Hills und Westwood; deshalb nennen sie L.A. gerne „Teherangeles“. „Teherangeles“ in Kalifornien ist die größte Gemeinde von Exil-Iranern in der Welt. Einige kamen schon vor der Revolution von 1979; sie waren vor dem Schah und seiner Diktatur geflohen. Die meisten aber trieb der neue Gottesstaat unter Ajatollah Chomeini ins Exil. Nun lebt in Los Angeles bereits die zweite Generation, die Kinder der Exilanten, die noch nie die Heimat ihrer Eltern mit eigenen Augen sahen.
    Sie alle aber beobachten sehr genau, wie die Spannungen zwischen den USA und dem Iran wachsen, durch die Politik des neuen Präsidenten Donald Trump – manche Exil-Iraner lieben, andere hassen Trump dafür. Einig sind sich die meisten nur in ihrer Wut auf das Regime der Mullahs und in ihrer Hoffnung, dass es irgendwann gestürzt werden wird: Sie fühlen sich nach den vielen Jahren in Kalifornien zwar alle als Amerikaner, aber sie träumen auch noch immer von einer Rückkehr in die alte Heimat. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.09.2019arte
  • Folge 35 (52 Min.)
    (1): Ägypten: Tugendwächter gegen Bauchtänzerinnen
    Die religiösen Puritaner des Regimes unter General Sisi beschneiden die Freizügigkeit der Bauchtänzerinnen in Kairo. Beinahe wie die Pyramiden sind die Bauchtänzerinnen ein integraler Teil der Kultur Ägyptens: Manche vermuten, dass sie bereits am Hof der Pharaonen auftraten – im 19. Jahrhundert belebten die Orientalisten diese alte Tradition wieder und um 1940 war der Bauchtanz in Kairo hoch populär: Damals war die Hauptstadt Ägyptens ein Ort der Freidenker, der Künste und des Vergnügens. Allerdings weht heute unter dem Regime von Generals Sisi ein neuer eisiger Wind gegen die Tänzerinnen mit dem nackten Bauch: Sie müssen ihre Kurven züchtig verhüllen, um den neuen religiösen Anstand zu wahren.
    Ihr Image in der Öffentlichkeit wird von den neuen Puritanern in den Schmutz gezogen. Waren sie früher als Künstlerinnen hoch angesehen, gelten Bauchtänzerinnen den Machthabern von heute als nicht tugendhaft, arm und ungebildet. So trauen sich immer weniger Frauen, diesen Beruf zu ergreifen, denn selbst die einst größten Stars ihres Gewerbes leiden unter der Zensur. Auch deshalb schließen in Kairo immer mehr Nachtlokale. Allerdings erlauben die Tugendwächter wenigstens den Armen in ihren Vierteln, traditionelle Bauchtänze bei Hochzeiten aufzuführen – einfach, um den sozialen Frieden zu wahren.
    (2): China: Wohin verschwinden die Milliardäre?
    In China verschwanden auf mysteriöse Weise dutzende reiche Unternehmer – es sieht nach einer Säuberungswelle aus. In China ist das Thema tabu, allerdings berichtet die westliche Presse seit gut zwei Jahren über das Verschwinden von Millionären und Milliardären, den Ikonen des Wachstums in der Volksrepublik – mindestens Dutzende sollen es sein, nach Einschätzung einiger NGOs, möglicherweise sogar bis zu 400. Unsere Reporter trafen den chinesischen Unternehmer Hu Kexin. Er hatten sein Vermögen mit Produkten für Haushalt und Landwirtschaft gemacht und wollte nun Baguette und Croissant nach China importieren.
    Tausende Hektar Land kaufte er in Frankreich, um Getreide für Mehl anzubauen, er stellte französische Bäcker ein, die ihren chinesischen Kollegen das Backen à la française beibringen sollten. Doch dann war Herr Hu von einem auf den anderen Tag nicht mehr zu sprechen: Spurlos verschwunden von der Bildfläche, in Frankreich und in China … In New York lebt ein anderer chinesischer Milliardär, Guo Wangui, der sich uns als ein „Überlebender“ präsentiert.
    Offiziell wird er in China wegen Korruption gesucht. In seinem 40-Millionen-Dollar-Appartement mit Blick über den Central Park erzählte er unseren Reportern, dass nahe Familienangehörige von ihm in China getötet wurden und er bis heute verfolgt wird, von den Häschern der Regierung. Er sagt, Chinas KP habe die Unternehmer jahrelang gewähren lassen, um die Wirtschaft aufzubauen, und nun wolle sie ebendiese Unternehmer wieder loswerden, weil sie Angst vor ihrem Einfluss hätte. Über die sozialen Medien versucht er, seine reichen Kolleginnen und Kollegen in China zu warnen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.09.2019arte
  • Folge 36 (52 Min.)
    (1): Philippinen: Die Reue der ehemaligen IS-Kämpfer
    Zwei Jahre nach der Niederlage des IS auf Mindanao sind 1.600 Dschihadisten reumütig zurück nach Hause gekommen. Gerade als der IS im Irak und in Syrien 2017 massiv an Terrain verlor, eroberten muslimische Separatisten im Mai 2017 die Stadt Marawi auf der Insel Mindanao – die größte muslimische Stadt im mehrheitlich christlich geprägten Inselstaat Philippinen. Der Armee gelang es nur mit äußerster Kraftanstrengung, die Terroristen in fünf Monaten brutaler und blutiger Kämpfe Haus für Haus wieder zu vertreiben.
    Ganze Viertel liegen bis heute in Trümmern. Zwei Jahre später haben 1.600 ehemalige philippinische IS-Kämpfe ihre Waffen gestreckt und sind reumütig wieder nach Hause gekommen. Der philippinische Staat empfängt sie wieder, aber sie müssen auch erklären, warum sie eigentlich für den IS kämpfen wollten. Jugendliche, halbe Kinder, Frauen, Männer, sogar ganze Familien waren vor zwei Jahren übergelaufen, viele aus purer Armut oder Ahnungslosigkeit. Nun träumen sie von einem neuen Leben und hoffen auf Verzeihung durch ihre Mitbürger.
    (2): Peru: Der Preis des Goldes
    Im peruanischen Amazonas kämpfen Soldaten und Naturschützer gemeinsam gegen die Invasion durch illegale Goldgräber. Der peruanische Amazonas ist seit mehr als zehn Jahren von einem Goldfieber erfasst, dessen Auswirkungen auf die Natur nur mehr von Satellitenbildern beobachtet werden können: Riesige Flächen unberührter Regenwald von einst einzigartiger Biodiversität wurden abgeholzt und in Sandwüsten verwandelt. In einem La Pampa genannten Gebiet schürften 40.000 illegale Goldgräber, ohne dass Polizei oder Militär ihnen Einhalt gebieten konnten. La Pampa wurde von kriminellen Banden kontrolliert, die mit ihren eigenen Sicherheitsleuten und Auftragskillern einen Parallelstaat errichteten, wo Prostitution, Menschenhandel und Mord zum Alltag gehörten.
    Doch trotz der extremen Gewalt zog es immer mehr Menschen aus den bitterarmen Regionen der peruanischen Anden in das Amazonastiefland. Dort konnten die Schürfer ohne weiteres 50 Dollar pro Tag verdienen; das illegale Gold wurde an Mittelsmänner verkauft und mit dem legalen Gold vermengt, das Peru als siebtgrößter Produzent weltweit in Minen in den Anden schürft. So gelangte das Gold aus dem Amazonas in Tresore, Schmuck und Halbleiter von Konsumenten in aller Welt. Anfang dieses Jahres griff der peruanische Staat schließlich durch und schickte die Armee nach La Pampa, um die Camps zu räumen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 28.09.2019arte
  • Folge 37 (52 Min.)
    (1): Komoren: Sie wollen in die EU im Indischen Ozean
    Nur 60 Kilometer übers Meer liegen zwischen den Komoren, einem der ärmsten Länder der Welt, und der EU im Indischen Ozean.Frankreichs Überseegebiet Mayotte im Indischen Ozean ist der Traum vieler Menschen auf den Komoren: Deshalb wagen sie die lebensgefährliche Fahrt übers Meer in ihren einfachen Booten, den „Kwassa-Kwassas“. ARTE-Reporter wagten die Überfahrt mit ihnen, weil sie zeigen wollen, zu welcher Verzweiflungstat Menschen in der Lage sind. Mit im Boot saßen auch schwangere Frauen, die darauf hoffen, dass ihr Kind auf Mayotte, also in der EU, geboren wird. Mit 9941 Geburten im letzten Jahr ist das Überseedepartement zurzeit die geburtenstärkste Region Europas. Beinahe drei Viertel der Neugeborenen haben eine komorische Mutter. Die 60 Kilometer übers Meer sind inzwischen auch eine neue Route für Kriegsflüchtlinge aus den Ländern Zentralafrikas.
    (2): Kongo: Frauen im Bergbau emanzipieren sich
    In der Demokratischen Republik Kongo verteidigen die Frauen im Bergbau gemeinsam ihre Rechte. Es ist eine feministische Rebellion gegen die Dominanz der Männer in der Demokratischen Republik Kongo, die ja immer wieder in den Schlagzeilen steht, wegen der Blutdiamanten und der sexuellen Gewalt gegen Frauen. Seit 2006 schlossen sich Frauen im Bergbau zu einer Organisation zusammen, unter einem Dach, der RENAFEM (Réseau National des Femmes dans les Mines), um ihre Rechte als Arbeiterinnen zu verteidigen. In der Regel verrichten sie die härtesten und am schlechtesten bezahlten Arbeiten unter und über Tage. Frauen wie die Erzhändlerin Angélique Nyirasafari haben auch dank dieser Vereinigung einen ökonomischen und sozialen Status erreicht, der sie auf eine Stufe mit den Männern stellt.
    Angélique Nyirasafari kommt aus gebildetem Haus, aber sie bemüht sich sehr, allen Frauen im Bergbau zu helfen, aus der Misere zu entkommen. Aktivistinnen wie Emilienne Intongwa, sie kommt wie viele Frauen aus ärmsten Verhältnissen, prangert die ungerechte Behandlung von Frauen regelmäßig und öffentlich an. Damit hilft sie den Minenarbeiterinnen wie Tullia Christine, die täglich zenterweise Gestein zerschlägt, um daraus Coltan zu extrahieren – für einen Hungerlohn, der Verachtung und sexuellen Übergriffen der Vorarbeiter ausgesetzt. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.10.2019arte
  • Folge 38 (52 Min.)
    (1): Bayeux, Treffpunkt der Kriegsreporter
    Fotos, Filme und Bücher über den Krieg – jeden Oktober kommen Kriegsreporter aus der ganzen Welt nach Bayeux.Die Stadt Bayeux eröffnet immer im Oktober einem großen Publikum, Erwachsenen und Schülern, die Möglichkeit, aus erster Hand mehr über die Krisen und Kriege von heute zu erfahren. Die Kriegsberichterstatter der ganzen Welt kommen in die Stadt, um die beste Reportage mit dem „Prix Bayeux Calvados-Normandie des Correspondents de Guerre“ zu küren und um den Menschen in Bayeux über ihre Arbeit zu berichten.
    (2): Irak: Die Waisen von Mosul
    Der Irak ächtet die Kinder des IS – 45.000 Waisen leben heute in Lagern, ohne Papiere und ohne Zukunft.Die Kinder der IS-Kämpfer sind im Irak von heute geächtet. Seit dem Fall von Mosul sammelten sich gut 45.000 Kinder von IS-Terroristen in den Flüchtlingslagern, alleine, oder mit ihren Müttern. Wie viele noch irgendwo obdachlos in Dörfern und Städten leben, das ist unbekannt. Die Behörden des Irak verweigern ihnen die Ausstellung von Papieren, deshalb dürfen sie keine Schulen besuchen und werden wohl später auch keine Arbeit finden.
    In den Lagern haben sie kein Recht auf Lebensmittelhilfe, verlassen dürfen sie die Camps aber auch nicht. Sie leben in ständiger Angst und werden angefeindet von Irakern, die sich rächen wollen für die Taten der Väter dieser Kinder. Zwei Jahre nach dem Sieg der Koalition gegen den IS-Terror scheinen weder der Staat noch die Bevölkerung verstehen zu wollen, dass die Kinder keine Schuld haben an den Taten ihrer Eltern – und dass auch diese Kinder sich eines Tages für diese Behandlung rächen könnten …
    (3): „Alep Machine“
    In der Ausstellung „Alep-Machine“ erzählen die Menschen von Aleppo in Syrien von der Grausamkeit des Krieges.
    Aleppo war einmal eine große, reiche und weltoffene Stadt. Heute liegt Aleppo in Trümmern, vernichtet im Bürgerkrieg der Freien Syrischen Armee gegen den Diktator Assad. Jedes Jahr treffen sich in Bayeux, in der Normandie, Reporter aus der ganzen Welt, die über Kriege berichten und sie küren die besten Reportagen des vergangenen Jahres. Die Ausstellung „Alep Machine“ zeigt den Besuchern, Bürgern und Reportern in Bayeux in vielen unterschiedlich inszenierten Augenzeugenberichten, was es für die Menschen in Aleppo heißt, in dieser Stadt die letzten acht Jahre verbracht zu haben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.10.2019arte
  • Folge 39 (52 Min.)
    (1): Bolivien: Morales will zum 4. Mal antreten:
    Evo Morales, erster indigener Präsident Boliviens, stellt sich zum 4. Mal zur Wahl, gegen Volksentscheid und Verfassung. Im Oktober 2019 will sich Evo Morales zum vierten Mal zum Präsidenten der Bolivianer wählen lassen, obwohl die von ihm erlassene Verfassung nur 2 Amtszeiten als Präsident erlaubt und 51,5 Prozent seines Volkes bereits 2016 in einem Referendum gegen eine vierte Amtszeit stimmten. Fidel Castro und Hugo Chavez sind tot, Lula da Silva sitzt im Gefängnis, die Ära Kirchner in Argentinien und die Ära Correa in Ecuador sind Vergangenheit – Evo Morales ist nun der letzte Vertreter der lateinamerikanischen Linken an der Macht.
    „Evo“ ist für die einen der Heilsbringer, er holte die indigene Mehrheit aus der Armut und brachte das Land wirtschaftlich voran – für andere aber ist er nur eine Art linker Autokrat, der sich mit allen Mitteln an die Macht klammert. Einige Indigene wundern sich, wie der Staat unter Morales die Ausbeutung der Natur vorantreibt, ohne einen Gedanken an ihren Schutz zu verschwenden. Aber seine Popularität könnte ihm noch einmal helfen, eine Mehrheit der Bolivianer von sich zu überzeugen – allen Bedenken zum Trotz.
    (2): Indien: Der Zorn von Kaschmir:
    Immer mehr junge Menschen aus dem indischen Teil Kaschmirs scheinen sich den Rebellen anschließen zu wollen. Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist dies die längste Krise um eine Grenze: Indien und Pakistan streiten sich seit 1947 um die Bergregion im Herzen des Himalaya. Sie ist aufgeteilt zwischen beiden Ländern und jedes Land möchte sich den Teil des anderen gerne einverleiben. Mitten drin in diesem Konflikt leben die Menschen von Kaschmir, die Mehrzahl ist muslimischen Glaubens. Seit 1989 kämpft eine Guerillabewegung gegen die indische Zentralregierung für die Unabhängigkeit Kaschmirs – ein „Krieg im Krieg“, der jedes Jahr an Intensität zuzulegen scheint.
    Am 14. Februar 2019 lenkte ein junger Mann aus Kaschmir sein mit Sprengstoff voll beladenes Auto gegen einen Bus der indischen Armee, 44 paramilitärische Einsatzkräfte verloren ihr Leben. Dieser Anschlag einer radikalen islamistischen Separatistengruppe lenkte den Blick der schockierten Öffentlichkeit auf ein neues Phänomen: Es scheint, dass immer mehr junge Menschen aus dem indischen Teil Kaschmirs sich radikalisieren und den Rebellen anschließen wollen. Ihr Widerstand schließt jeden Dialog mit den indischen Behörden aus. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.10.2019arte
  • Folge 40 (52 Min.)
    (1): Argentinien: Frauen gegen Männer-Gewalt
    Alle 32 Stunden wird in Argentinien eine Frau ermordet – die argentinische Frauenbewegung demonstriert gegen die Gewalt im Land. Aus den ersten Protesten gegen häusliche Gewalt und Frauenmorde vor 4 Jahren ist eine Bewegung geworden, die sich für Frauenrechte einsetzt – darunter auch das Recht auf legale Abtreibung. Sie sehen in machistischen Strukturen den Nährboden für die Gewalt. Klar ist: Wenn Argentinien am 27. Oktober einen neuen Präsident wählt, wird dieser die Frauen und ihre Forderungen nicht länger ignorieren können. ARTE Reporter begleiteten die Eltern von Mónica Garnica zum Prozess gegen ihren Ehemann.
    Vor zwei Jahren hatte er sie angezündet und damit ermordet. Die Staatsanwältin Mónica Cuñarro. kämpft für harte Urteile – und für eine bessere Begleitung der Opfer: „Wenn Frauen Anzeige erstatten, leben sie besonders gefährlich. Dann steigt die Gewalt an – um zu verhindern, dass die Frau vor Gericht aussagt.“ In Argentinien ist ein neues Selbstbewusstsein zu spüren, das die Frauen in alle Lebensbereiche tragen. Die „Ni una mentos“-Bewegung ist jedoch längst kein argentinisches Phänomen mehr. Auch in anderen Ländern, etwa Peru, Mexiko oder Kolumbien, protestieren die Frauen unter diesem Motto.
    (2): Tunesien: Die Toten am Strand der Touristen
    Wo die Touristen aus Europa sich sonnen wollen, stranden die Leichen ertrunkener Migranten auf dem Weg in die EU. Im Südosten von Tunesien schwemmt das Meer die Toten auf den feinen Sand der Strände von Zarzis und Djerba. Es sind die Leichen der Menschen, die von Libyen aus vergeblich versuchten, Europa zu erreichen. Allein im Juli 2019 waren es über 90 tote Emigranten. Die Einheimischen bestatten sie auf einem Friedhof vor der Stadt Zarzis. Aber sie sind auch überfordert, fühlen sich von der internationalen Gemeinschaft allein gelassen in ihrer Not, die Toten in aller Eile zu bergen, in Würde zu bestatten, in der Hoffnung, die Touristen nicht zu vergraulen. Und die EU ringt noch immer um eine gemeinsame Flüchtlingspolitik. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 26.10.2019arte
  • Folge 41 (52 Min.)
    (1): USA: Die Ruinen des amerikanischen Traums
    In seinem Foto-Buch „Abandoned America“ zeigt Matthew Christopher die Ruinen des amerikanischen Traums. In Pennsylvania stehen die Zeugen eines anderen, eines vergangenen Amerikas: Verlassene Fabriken, Schulen, Krankenhäuser, Kirchen und Kultstätten – Zeugen des Niedergangs der amerikanischen Wirtschaft und auch Auslöser der Wut der abgehängten Mittelschicht in den USA, die deshalb den „Dealmaker“ Donald Trump zu ihrem Präsidenten wählte, in der Hoffnung auf einen neuen Aufschwung. Ein Jahr vor den Wahlen am 3. November 2020 fuhren unsere Reporter zusammen mit dem Fotografen Matthew Christopher nach Pennsylvania – einen der „Swing States“ zwischen Demokraten und Republikanern – auf der Suche nach den Ruinen des amerikanischen Traums und danach, ob Trumps Slogan „America first“ noch immer Gehör findet bei seinen Wählern.
    (2): Mexiko-Stadt: Die Retterin vor dem Untergang
    Die erste Frau als Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt will den Moloch umwelt- und lebensfreundlicher gestalten. Claudia Sheinbaum will, als neue Bürgermeisterin und als erste Frau in diesem Amt in Mexiko-Stadt, das Leben der 22 Millionen Einwohner nachhaltig verbessern. Zwar ist die Luft in Mexiko-Stadt inzwischen weniger von Smog belastet, aber noch immer fehlt sauberes Trinkwasser und die wenigen Wasserläufe in der Stadt sind Kloaken fürs Abwasser. Die Polizei leidet unter ihrem schlechten Ruf, dank ihrer korrupten Kollegen, die gemeinsame Sachen machen mit den kleinen und großen Kriminellen, den Dieben, Erpressern und Drogenkartellen.
    Claudia Sheinbaum kämpft an allen diesen Fronten. Sie ist eigentlich Wissenschaftlerin, spezialisiert auf Stadtökologie – gemeinsam mit Al Gore und dem IPCC erhielt sie 2007 den Friedensnobelpreis für ihre Arbeiten zum Klimawandel. Sicherheitsfragen sind also nicht ihre Spezialität, aber sie arbeitet daran, denn sie ist ja noch für fünf Jahre gewählt. Und einiges hat sie tatsächlich schon in Gang setzen können. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.11.2019arte
  • Folge 42 (52 Min.)
    (1): Jemen: Der Gewaltmarsch der Oromo
    Hunderttausende aus der Volksgruppe der Oromo fliehen vor der Armut in Äthiopien zu Fuß durch den Jemen bis nach Saudi-Arabien. Die Volksgruppe der Oromo stellt ein gutes Drittel der Bevölkerung in Äthiopien, aber viele von ihnen leben in so bitterer Armut, dass sie bereits zu zehntausenden zu Gewaltmärschen von gut 2.000 Kilometern aufgebrochen sind, um am Ende im reichen Saudi Arabien hoffentlich Arbeit und eine Zukunft zu finden. Dieser Weg ist eigentlich unpassierbar, wegen seiner Länge, der vielen Gefahren durch Plünderer und Menschenhändler, der Steinwüste in den Galafi-Bergen und der sengenden Sonne an der Grenze zu Dschibuti. Sie brechen auf mit kaum mehr als dem, was sie am Leib tragen können, sie hungern tagelang, der Durst zwingt sie immer wieder in die Knie.
    Vom Hafen in Obock aus überqueren sie nachts und in völlig überfüllten Booten das Rote Meer, um schließlich am Strand des gefährlichsten Teils ihrer Reise zu landen, dem Jemen, einem Land mitten im Bürgerkrieg. Dort herrschen kriminelle Banden über die Routen der Migranten: Sie kidnappen viele Oromo und foltern sie so lange, bis die Angehörigen von zuhause ein Lösegeld überwiesen haben. Damit ruinieren sie auch noch das Leben der Familien in Äthiopien. Die ARTE-Reporter Charles Emptaz und Olivier Jobard liefen mit, auf diesem Gewaltmarsch der Migranten aus Äthiopien.
    (2): Nigeria: Endlich den Frieden sähen
    In Nigeria versucht eine Kooperative, die kleinen Bauern aus der Misere zu holen und damit das ganze Land zu befrieden. Durch den Öl- Boom seit den 50er Jahren und die horrenden Gewinne daraus für die Eliten des Landes haben die nigerianischen Politiker die Landwirtschaft aus dem Blick verloren. Nigeria hat 80 Millionen Hektar fruchtbares Ackerland, eigentlich genug, um die 190 Millionen Einwohner zu ernähren; die Landwirtschaft böte auch genug Potential, um jährlich 2 Millionen junge Leute zu beschäftigen, die ihren ersten Arbeitsplatz suchen.
    Ein amerikanisch-nigerianischer Unternehmer ist nach seinem Studium in Harvard zurückgekehrt und hat eine Kooperative gegründet: „Babban Gona“ heißt sie, sie bietet den Bauern Kredite an, wenn sie sich zusammenzuschließen, sich fortbilden und dieses Wissen sowie das Saatgut teilen. Damit verbessern sie die Erträge, und sie bringen die jungen Menschen in den Dörfern in Lohn und Brot – denn häufig sind es Unbildung und Arbeitslosigkeit, die junge Leute in die Fänge der radikalen Milizen wie Boko Haram treiben. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.11.2019arte
  • Folge 43 (52 Min.)
    (1): Irak: Das Freiluftkino für den Frieden
    Einmal wöchentlich strahlen die Kinderaugen in den Flüchtlingslagern des Irak: Das mobile Kino ist wieder da. Was ein Kino ist, das wussten viele der Kinder noch nicht, die in den Flüchtlingslagern in den Kurdengebieten des Irak leben: Acht- bis 14-Jährige entdecken eine ganz neue Welt mit den alten Filmklassikern von Charlie Chaplin und Konsorten. Voller Freude staunen und lachen sie und vergessen wenigstens für die Dauer eines Films ihren Alltag im Lager. Das mobile Kino der NGO „Leinwand für den Frieden“ tourt an fünf Tagen in der Woche durch die Lager. Unterhalten und heilen durch Filme – Auch andere versuchen im Irak, auf diese Weise zu helfen: Der kurdische Regisseur Mano Khalil zeigt den Kindern in den Camps, wie sie selber Filme drehen können, die von ihrem Alltag erzählen. Ob im Freiluftkino oder mit der Kamera in der Hand: Mit einem Mal erscheinen und handeln die Kinder aus dem Krieg wie ihre Altersgenossen im Frieden überall auf der Welt.
    (2): Israel: Als Flüchtling bei den Olympischen Jugendspielen
    Nazret, ein Mädchen aus Eritrea, hat die Wüste nach Israel durchquert und sich später als 3.000-Meter-Läuferin qualifiziert. Mit 13 Jahren wurde Nazret dritte Siegerin in der nationalen Meisterschaft in den 3.000-Meter-Läufen. Ihr Trainer Rotem hatte sie entdeckt und gefördert, mit seinem Verein Hasimta, der jungen Migranten aus Eritrea und dem Sudan helfen will, sich in Israel zu integrieren. Gemeinsam mit ihrer Mutter war sie aus Eritrea geflohen und durch die Wüste gelaufen, in der Hoffnung, in Tel Aviv Asyl zu erhalten. Heute, mit 15 Jahren, hat sie dort immer noch keine dauerhafte Aufenthaltsberechtigung – Obwohl sie eine ausgezeichnete Schülerin und eine herausragende Sportlerin ist.
    Im Juli dieses Jahres reiste sie mit nun 15 Jahren gemeinsam mit der israelischen Mannschaft zu den Europäischen Sommer-Jugendspielen in Baku in Aserbaidschan. Allerdings startete sie nicht unter der Flagge Israels, sondern als erster Flüchtling unter der Flagge des Europäischen Olympischen Komitees. ARTE begleitete Nazret, ihre Familie, ihren Trainer und ihre Sportkameradinnen und Kameraden über drei Monate lang. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.11.2019arte
  • Folge 44 (52 Min.)
    (1): Libanon: Das Volk will endlich abrechnen
    Im Libanon demonstrieren erstmals die Menschen aus allen sozialen Klassen und Religionen gegen die Regierung. Die größte Krise des Libanon seit dem Ende des Bürgerkriegs begann mit der Ankündigung der Regierung am 17. Oktober, künftig eine neue Steuer zu erheben, und zwar ausgerechnet auf die Nutzung des kostenlosen Instant-Messaging-Dienstes WhatsApp. Die Meldung schlug ein wie der Blitz, jahrzehntelang angestauter Frust und Wut auf die Regierung brachen mit Urgewalt hervor – in diesem Land, in dem ein Drittel der Bevölkerung in Armut lebt, in dem es praktisch keine funktionierenden staatlichen Dienstleistungen gibt, in dem die Korruption den Alltag regiert und das Geld des öffentlichen Haushalts vor allem in dunklen Kanälen versickert.
    ARTE Reporter trafen Perla Joe, die Anführerin der Bewegung in Beirut und Tochter eines Mannes aus den christlichen Milizen; sie träumt von einem einigen Libanon, in dem die Menschen die alten Mentalitäten aus dem Bürgerkrieg endlich überwinden. In Tripolis, der großen sunnitischen Stadt im Norden, lebt Marwan Mourad, er ist 27, von Beruf Ingenieur – er hat es satt, sich von einem kleinen und nur schlecht bezahlten Job zum nächsten zu hangeln. Im Süden des Landes lebt Fawzi Halawi, 70 Jahre alt und Unternehmer in einer Region, die immer wieder bedroht wird von den beiden schiitischen Bewegungen, der Amal und der Hisbollah.
    (2): Kongo: Ebola ist zurück
    3.000 Menschen hat das Ebola-Virus in der Demokratischen Republik Kongo in gut einem Jahr infiziert. Seitdem das Ebola-Virus vor einem Jahr wieder zurückkam in die Demokratische Republik Kongo, starben 2.000 Menschen von insgesamt 3.000 Infizierten – trotz der massiven Bemühungen der Regierung und der Weltgesundheitsorganisation, die Seuche einzudämmen. Der anhaltende Bürgerkrieg im Osten des Kongos und das hohe Misstrauen der Einheimischen gegenüber den Behörden und den internationalen Helfern lässt die Mission des Gesundheitspersonals zu einer schwierigen und sogar lebensgefährlichen Aufgabe werden.
    Immer wieder kommt es zu Angriffen auf Helfer, die mitunter sogar tödlich enden. Auch die nun verfügbaren und vielversprechenden Impfungen und Medikamente haben bisher zu keinem blitzartigen Erfolg führen können. Immer noch gilt: Nur wer früh behandelt wird, hat bessere Überlebenschancen. Die Behörden und Hilfsorganisationen schlagen nun einen neuen Kurs ein, um dieser extrem komplexen Epidemie die Stirn zu bieten. Sie versuchen, das Vertrauen der Bevölkerung wieder zu gewinnen, um die Verbreitung des Virus endlich einzudämmen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.11.2019arte
  • Folge 45 (52 Min.)
    (1): Iran: Das letzte Netzwerk
    Instagram ist das letzte erlaubte Netzwerk im Iran. Wenn es nicht gesperrt ist, wie in den letzten Wochen. Was weltweit zum Lifestyle der Generationen gehört, das ist im Iran verboten. Das Internet wird vom Staat scharf überwacht: Facebook, WhatsApp und Telegram sind generell gesperrt, als letztes soziales Netzwerk bleibt nur noch Instagram, und auch das war in den letzten Wochen abgestellt auf Anordnung des Gottesstaats, um die neuen Unruhen im Land in den Griff zu bekommen. 24 Millionen Nutzer soll Instagram im Land haben. Zum größten Teil wird dort ähnlich Belangloses gepostet wie überall. Wer islamische Werte oder Gesetze auf Instagram missachtet, der riskiert, festgenommen zu werden oder zumindest die Abschaltung seines Accounts. „ARTE Reportage“ beleuchtet das schmale Spannungsfeld zwischen Legalität und Illegalität, in dem sich iranische Internet-Nutzer bewegen müssen.
    (2): Indien: Die Giftwolke von Bhopal – 35 Jahre danach
    Die schwerste Chemie-Katastrophe aller Zeiten fordert immer noch ihre Opfer, auch 35 Jahre danach … Am 3. Dezember 1984 strömten durch einen menschlichen Fehler über 40 Tonnen Giftgas aus dem Union Carbide Werk in die Atmosphäre über der Stadt Bhopal: 574.000 Menschen waren dem Gift ausgesetzt; laut offiziellen Zahlen starben 5.000 bis 25.000 Menschen durch den direkten Kontakt mit der Giftwolke; 150.000 leiden zum Teil bis heute unter chronischen Krankheiten. 35 Jahr später steht das nach der Katastrophe geschlossene Union Carbide Werk noch immer in der dicht besiedelten Region in Bhopal: Eine verrostete Ruine, das Fabrikgelände wurde niemals kontaminiert.
    Die toxischen Abfälle kippten sie damals einfach in die Verdunstungsbecken: Als Isolierung zum Untergrund musste eine Folie reichen, die nach über drei Jahrzehnten mit Sicherheit nicht mehr dichthält. Das Gift sickert bis heute ins Grundwasser und vergiftet die Einwohner Bhopals. Immer mehr Kinder werden mit einer Behinderung geboren. Die regionalen Behörden kümmern sich nicht – nur zwei Hilfsorganisationen bemühen sich bis heute, den Opfern der Chemiekatastrophe vor 35 Jahren zu helfen. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.11.2019arte
  • Folge 46 (52 Min.)
    (1): Chile: Aufstand für Würde und Gerechtigkeit
    Präsident Piñera versprach den Demonstranten eine neue Verfassung – aber sie gehen weiter auf die Straßen. Es ist die schlimmste Krise, die Chile seit der Rückkehr zur Demokratie im Jahr 1980 erlebt hat: Mindestens 23 Tote, tausende Verletzte und Schäden in Milliardenhöhe. Über einen Monat schon demonstrieren die Chilenen in Massen gegen die Regierung des konservativen Präsidenten Piñera. Doch als er dann vor zwei Wochen nachgab und versprach, den Chilenen endlich eine neue Verfassung zu geben, da ebbte die Empörung gegen die Regierung kaum ab. Kurz danach waren immer noch 84% der Chilenen gegen Piñera. Die Menschen sind wütend über die Folgen der Ungleichheit im Land, die verstärkt wird durch die Verfassung, sie stammt noch aus den Zeiten des Diktators Pinochet.
    Die Privatisierung staatlicher Leistungen, etwa für Trinkwasser, sorgt dafür, dass in vielen Haushalten, vor allem in den trockenen Regionen, kein oder kaum noch Wasser aus den Leitungen kommt. Bergbau und Agrarunternehmer zapfen Grundwasser und Flüsse im Land leer, den kleinen Bauern auf dem Land verdorren die Weiden, das Vieh verdurstet oder verhungert. Als dann vor gut einem Monat die Preise der, im Verhältnis zu den niedrigen Einkommen, sehr teuren U-Bahn Tickets noch einmal erhöht wurden, war das der Funke, der die Wut der Bürger entflammte.
    Die Brutalität der Polizei gegen die Demonstranten in den letzten Wochen hat die Menschen nachhaltig empört. Ausgeschossene Augen der Demonstranten wurden zum Symbol der Proteste: Anscheinend zielt die Polizei mit Gummigeschossen und Tränengasgranaten in Augenhöhe auf Demonstranten, auch zufällig dabeistehende Bürger wurden verletzt. Die Proteste gehen auch deshalb weiter, weil viele Chilenen ein doppeltes Spiel der Regierung befürchten, im Sinne von: Erst einmal durch Zugeständnisse die Leute beruhigen, und hinter den Kulissen genau so weitermachen wie zuvor.
    (2): Norwegen: Auf Spitzbergen wird es wärmer
    Die zu Norwegen gehörende Inselgruppe Spitzbergen im Arktischen Ozean wurde zu einem Gradmesser für den Klimawandel. Svalbard – auf Deutsch „Kühle Küste“ – ist der norwegische Name für die Inselgruppe Spitzbergen. Sie liegt weit oben im Norden, auf halbem Weg in Richtung Nordpol, Longyearbyen ist ihr Hauptort, sie ist die nördlichste Stadt unseres Planeten. Seit 1971 stiegen dort die Temperaturen um fünf Grad im Jahresdurchschnitt, das ist fünfmal so schnell wie im Rest der Welt. Ab 1900 förderten sie hier reichlich Kohle, heute ist Spitzbergen eines der Labore für Arktisforscher aus aller Welt: Hier treffen sich die Wissenschaftler, um den Klimawandel zu erforschen. Denn ausgerechnet an so einem kalten und lebensfeindlichen Ort lässt sich gut beobachten, wie sich Natur und Mensch den wandelnden klimatischen Bedingungen anpassen. Erfahrungen und Gewohnheiten aus vielen Jahrzehnten sind mit einem Mal, um im Bild zu bleiben: Schnee von gestern … (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 07.12.2019arte
  • Folge 47 (52 Min.)
    (1): Irak: Jugend für Demokratie und Gerechtigkeit
    „Oktober Revolution“ nennen die jungen Leute ihren Aufstand in Bagdad und in anderen Städten des Irak. Seit mehreren Wochen gehen sie in der Hauptstadt Bagdad und in anderen Städten des Irak zu tausenden auf die Straße: Hunderte wurden dabei getötet und tausende verletzt im Kampf gegen die Polizei, die ihre Barrikaden räumen will. Huda, Ali und Salman gehören zu der jungen Generation von Aktivisten im Irak, mit dem Smartphone in der einen und der Fahne in der anderen Hand. Viele haben ihre Diplome in der Tasche und sind doch arbeitslos; Männer und Frauen, alle Konfessionen sind dabei: Ihr Protest richtet sich gegen eine Regierung, die ihnen von außen aufgedrückt wurde, und die ihre Macht unter den Gruppen der Elite aufgeteilt hat.Ihr Schlachtruf lautet: „Ein anderer Irak ist möglich!“ Denn sie haben genug von der Korruption der Mächtigen und ihren Spielchen um lukrative Posten, seit sie 2003 an die Macht gekommen sind.
    Trotz des brutalen Vorgehens der Polizei, die auf die Demonstranten schießt, lassen sie nicht nach in ihrer Forderung, dass endlich alles anders werden muss. Es handelt sich um eine richtige neue soziale Bewegung, die Straßen, Plätze und Häuser im ganzen Land besetzt. Werden sie es schaffen, ihre Ziele durchzusetzen?
    (2): Hongkong: Sie fordern China heraus
    Seit sechs Monaten fordern junge Leute in Hongkong die Zentralmacht China heraus – Sie kämpfen für ihre Freiheit. Hongkong durchlebt gerade die wohl größte politische Krise seiner Zeitgeschichte. Die Proteste der Studenten, zunächst gegen das Auslieferungsgesetz nach China, haben zu einer handfesten Krise zwischen der Stadt und ihrer Zentralmacht China geführt. Der „Nackte Felsen“, so nannten die Briten ihre einstige Kronkolonie, wurde innerhalb dieser sechs Monate zu einer gefährlichen Herausforderung für den chinesischen Präsidenten Xi Jinping.In Hongkong kämpfen sie für ihre Freiheiten, die sie als chinesische Stadt möglicherweise bald verlieren könnten, wenn die 50 Jahre nach der Übergabe durch die Briten an China vergangen sind: etwa die Freiheit der Presse und die Unabhängigkeit der Justiz.
    Sie protestieren, die Polizei schlägt hart zurück, sie debattieren und streiten sich in ihren Familien über den richtigen Weg in die Zukunft Hongkongs. Doch zur gleichen Zeit loten die Mächtigen in der Parteizentrale in China mit Sicherheit aus, mit welchen Mitteln sie den Widerstand ersticken könnten. (Text: arte)
    Deutsche TV-PremiereSa 14.12.2019arte
  • Folge 48 (52 Min.)
    Deutsche TV-PremiereSa 21.12.2019arte

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