2018, Folge 1–24
Tunesien: Das Recht der Frauen / Mexiko: Der Opium-Krieg
Folge 1(1): Tunesien: Das Recht der Frauen
Die Tunesierinnen sind seit 2014 gleichberechtigt mit den Männern – doch das ist noch nicht in allen Köpfen angekommen … Nach dem Sturz des Diktators in der Jasmin-Revolution verabschiedeten die Tunesier 2014 eine neue Verfassung, die Frauen und Männer gleich stellt. Das aber muss jetzt durch neue Gesetze im Detail geregelt werden. Drei Beispiele: Seit vergangenem Sommer dürfen tunesische Frauen auch Männer heiraten, die nicht Muslime sind. Und im Juli stimmte das Parlament für eine Reform, die Gewalt gegen Frauen unter Strafe stellt – ein Vorbild für die arabischen Länder.
Eine weitere Reform wird zurzeit noch sehr kontrovers diskutiert: Hat eine Tochter das Recht auf einen gleich großen Erbteil wie ihre Brüder? Bislang erben Mädchen in Tunesien nur die Hälfte des Anteils der Jungen. Diese Frage sollte eigentlich schon 1956 geklärt werden, mit der Verabschiedung eines ersten Gesetzes in Richtung der Gleichberechtigung von Mann und Frau in Tunesien: Es verbot damals die Polygamie, die Zwangsheirat und die Verstoßung der Ehefrau. Das Erbrecht stand 1956 auch schon zur Debatte, aber die Regierung konnte sich nicht durchsetzen – 60 Jahre später geht es nun wieder darum.
(2): Mexiko: Der Opium-Krieg
Mexiko ist heute ein Großproduzent von Opium – mit dramatischen Folgen auch für die Menschen in den USA. Trotz der inzwischen 46 Jahre alten Kampagne „War on Drugs“ ist die Zahl der Heroin-Abhängigen in den USA in den letzten Jahren geradezu explodiert. Die Nachfrage steigt immer noch, und die Lieferanten auf der anderen Seite der Grenze, in Mexiko, passen sich ihr marktgerecht an. Über 90 Prozent des in den USA konsumierten Heroins stammt inzwischen aus Mexiko. Lange Jahre war das Land vor allem ein Transitland für die Drogen-Schmuggler aus Südamerika, aber heute steht Mexiko in punkto Schlafmohn-Anbau an dritter Stelle der Welt-Rangordnung, hinter Afghanistan und Myanmar – die Drogen-Clans planen, bald die Nummer 1 zu werden.
Der Anbau und Schmuggel der Droge hat einen Krieg entfesselt, zwischen den Drogenkartellen, dem Staat und seinen Bürgern: Zehntausende starben oder verschwanden bis heute spurlos; Entführung, Folter und Tod sind Alltag geworden für die Menschen in Mexiko – 36.000 Tote allein im Jahr 2016, dreimal mehr als in Afghanistan. Die ARTE-Reporter drehten bei den kleinen Bauern, die Schlafmohn anbauen, um ihre Armut zu überwinden, bei den Opfern des Kriegs der Kartelle und bei denen, die das alles kontrollieren. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 06.01.2018 arte Madagaskar: Die Pest im Land / Tunesien: Geschäfte mit Kleidern
Folge 2(1): Madagaskar: Die Pest im Land
Der schwarze Tod bedroht Madagaskar seit dem Ende der 90er Jahre diesmal aber wütet die Pest wie noch nie …2.400 Menschen hat der Pest-Erreger infiziert, es ist weltweit die schlimmste Epidemie in diesem Jahrhundert und zum ersten Mal trifft es in Madagaskar nicht mehr nur die Menschen auf dem Land, sondern auch die Städter. In der Hauptstadt Antananarivo grassiert die Lungenpest, die gefährlichste Variante der Infektion: tödlich, wenn sie nicht innerhalb von 24 Stunden erkannt und mit Antibiotika behandelt wird. Die Mediziner der WHO unter der Leitung von Dr. Banza bemühen sich sehr, die Epidemie zu stoppen, doch Madagaskar ist ein armes Land, und viele Menschen misstrauen der modernen Medizin. Deshalb werben die Ärzte um Vertrauen es muss ihnen gelingen, die Familien der Kranken über die Notwendigkeit der Behandlung und die damit verbundenen Einschränkungen aufzuklären, damit die Pest sich nicht noch weiter ausbreiten kann.
(2): Tunesien: Geschäfte mit Kleidern
Wir konsumieren viermal mehr Kleider als noch vor 30 Jahren und spenden vieles davon für die Armen ein gutes Werk? Im Frühjahr gekauft, viermal getragen, und dann in den Container geworfen, als Spende für die Armen. Auf diese Weise konsumieren wir heute unsere Klamotten mit einem guten Gewissen. Allerdings wissen die Wenigsten, dass nur 2 Prozent der Kleiderspenden auch wirklich bei den Armen in der Nachbarschaft ankommen. 98 Prozent geht in die weite Welt. Das hat auch seine Richtigkeit, erklären die Verantwortlichen von Emmaüs, einer in Frankreich sehr bekannten und sehr seriösen Hilfsorganisation: Wir spenden nämlich heute viel mehr Kleidung, als die Armen in unserem Ländern überhaupt tragen könnten.
Deshalb machen viele daraus ein internationales Geschäft, dass auch noch Geld in die Kassen der Hilfsorganisationen spült ein Weltmarkt von 5 Milliarden Euro im Jahr!Die Kleider werden aus dem Container geholt, noch im Land grob sortiert und dann zum Beispiel nach Tunesien geschickt. Dort sortieren 1.000 Arbeiterinnen in einer „Fabrik“ alles noch einmal nach fein ausgeklügelten Kriterien: Unverkäufliches kommt als Stoff ins Recycling, gut Tragbares geht auf die Basare in Afrika, Designer-Ware schicken sie wieder zurück nach Europa: Nicht nur in Paris haben sich einige Boutiquen auf Second-Hand-Chic spezialisiert Vintage-Mode, vom Altkleider- Container in den Szene-Laden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 13.01.2018 arte Themen: USA: Back to Trump Country / Guyana: Die himmlischen Gärtner
Folge 3(1): USA: Back to Trump Country
Ein Jahr nach der Amtseinführung des wohl umstrittensten Präsidenten der US-Geschichte was denken seine Wähler heute? Die ARTE-Reporter kehrten ein Jahr nach ihrer ersten Reportage zurück nach Upper Cumberland im Norden von Tennessee, in das ländliche, weiße und arme Amerika hier stand die Mehrheit wild entschlossen hinter der Kandidatur von Donald Trump. „Make America great again“ fiel hier schon deshalb auf fruchtbaren Boden, weil die Wirtschaftskrise des letzten Jahrzehnts hier besonders gewütet hatte – Unternehmen schlossen reihenweise. Sie trafen ein Jahr danach Joe wieder, den Unternehmer, der damals hoffte, dass Trump bald die ausgelagerten Arbeitsplätze aus Mexiko zurückholt; den Priester Steve, der sich vor der Ausbreitung des Islam in Gods Own Country fürchtete und deshalb für Trump betete. Hat Donald Trump ein Jahr nach seiner Wahl ihre Hoffnungen in ihn bestätigt?
(2): Guyana: Die himmlischen Gärtner
Im Herzen des Dschungels von Französisch-Guyana fand das Volk der Hmong nach dem Krieg in Vietnam eine neue Heimat.Das Dorf Cacao im wilden guyanischen Wald erscheint den Menschen von heute wie ein Erbe aus einer längst vergangenen Zeit. Hier siedelte das Volk der Hmong, Flüchtlinge aus Laos und Vertriebene nach dem Endes des Vietnamkriegs: 500 kamen hierher im Jahr 1977. Eigentlich hatten sie gedacht, sie könnten Zuflucht in Frankreich finden, als alte Verbündete der Kolonialmacht in Vietnam doch nun standen sie hier mitten in einer grünen Hölle. Also verwandelten sie Teile des Waldes in, für das Auge des Betrachters, himmlische Gärten und liefern heute jede Woche 60 Tonnen Obst und Gemüse auf die Märkte von Cayenne. Die Hmong, ein Volk ursprünglich aus China, haben es geschafft, ihre Kultur zu bewahren obwohl sie zu den Ethnien gehören, die in die ganze Welt verstreut wurden. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 20.01.2018 arte Australien: Der neue Mut der Aborigines / Myanmar: Genozid an den Rohingya
Folge 4(1): Australien: Der neue Mut der Aborigines
Die Nachfahren der Ureinwohner versuchen Fuß zu fassen in der Gesellschaft, indem sie ihr Kulturerbe verteidigen.Auch 50 Jahre nach dem Beginn des Kampfes für die Rechte der Ureinwohner in Australien leben die sogenannten Aborigines noch immer eher am Rande der Gesellschaft. Es sind nur noch 500.000 von heute 24 Millionen Australiern mit der Kolonisierung durch die Weißen vor 200 Jahren begann ihr Niedergang: Arbeitslosigkeit, Schulversager, Alkohol, Drogen, Gewalt in der Familie; in den Statistiken der Sozialbehörden stehen sie immer vorne an.Vier junge Leute kämpfen dagegen: Eleanor Dixon verteidigt im roten Herzen Australiens den See ihrer Ahnen, den spirituellen Ort ihres Volkes, heute bedroht durch den Plan, dort mittels Fracking Öl und Gas zu fördern.
In Melbourne klärt die Krankenschwester Banok Rind das medizinische Personal über die Besonderheiten der Aborigines Patienten auf, vor allem über die seelischen Verletzungen durch die Folgen der Kolonialisierung. Jimmy Kyle erzählt vor großem Publikum von der Kultur seiner Ahnen sie kommt etwa in den Schulbüchern noch immer zu kurz. Clinton Pryor ist quer durch Australien 5.500 Kilometer zu Fuß gelaufen, um für die Rechte seines Volkes zu demonstrieren. Vier junge Leute wagen einen Neuanfang.
(2): Myanmar: Genozid an den Rohingya
„Ethnische Säuberungen“ nennen die United Nations die systematischen Angriffe der Armee auf die Rohingya …Seit Monaten wird die Lage der muslimischen ethnischen Minderheit der Rohingya in Myanmar immer unerträglicher: Bombenangriffe der nationalen Armee auf ihre Dörfer, darauf folgen Plünderungen, Vergewaltigungen und Morde an Frauen, Männern und Kindern. Eine halbe Million Rohingyas soll bereits geflohen sein, die meisten über die Grenze ins Nachbarland Bangladesch. Seit Jahrzehnten leiden sie als Staatenlose in Myanmar unter Repressionen, so schlimm wie in diesen Tagen war es wohl noch nie. Offizieller Anlass für die Angriffe der Armee Myanmars waren mehrere Überfälle junger Rohingya-Rebellen auf Polizeistationen. Daraufhin schlug die Armee zurück, nicht nur gegen die Rebellen, sondern auch gegen die Zivilbevölkerung. Ein ARTE-Reporter begleitete die Flucht der Familie von Noor-Mohamed über die Grenze in Richtung Bangladesch. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 27.01.2018 arte Bangladesch: Die Kinder der Rohingyas / USA: Sucht und Tod auf Rezept
Folge 5(1): Bangladesch: Die Kinder der Rohingyas:
Als ihr Dorf in Myanmar im Sommer in Flammen stand, flüchtete Nour-Mohamed mit seiner Familie nach Bangladesch. Sie gehören zu den 650.000 Rohingyas, der muslimischen Minderheit in Myanmar, die das heute weltgrößte Flüchtlingslager am Ufer des Flusses Naff in Bangladesch bevölkern. Eltern und Großeltern fanden sich nach den Wirren der Flucht im Herbst wieder, eine Tochter vermissten sie lange – bis heute leben sie in steter Sorge, wie es ihren in Myanmar gebliebenen Verwandten geht. Im Camp Kutupalong leben inzwischen auch 8.000 Waisenkinder – viele Eltern wurden von der Armee Myanmars oder von radikalen Buddhisten getötet, andere Familien haben sich auf der Flucht aus den Augen verloren.
Um hunderte dieser elternlosen Kinder kümmert sich jetzt „Hefazat e Islam“, die einflussreichste islamistische Organisation in Bangladesch. Sie lassen die Kinder in einer der rasch aufgebauten 1.500 Koranschulen unterrichten – allerdings legen sie dort mehr Wert auf das Auswendiglernen des Korans, als etwa auf Mathematik-Lektionen. Nour-Mohamed und seine Familie hoffen auf die Vereinbarung zwischen Bangladesch und Myanmar über die Rückführung der Rohingyas in ihre alte Heimat. Allerdings haben sie und viele andere Flüchtlinge Bedenken: Ihre Dörfer sind zerstört, ihr Besitz gestohlen, und der Hass der radikalen Buddhisten auf die Muslime, der hat sich in Myanmar bis heute nicht gelegt.
(2): USA: Sucht und Tod auf Rezept:
In den USA sind Schmerzmittel auf Opium-Basis heute Todesursache Nummer Eins bei Erwachsenen unter 50 Jahren. Jeden Tag sterben in den USA Menschen am Missbrauch von Opioiden, die ihnen eigentlich als Schmerzmittel helfen sollten, schwere Krankheiten oder Unfälle zu überstehen. Doch in den letzten Jahren ist die Verschreibung solcher schwerer Schmerzmittel von Seiten der Ärzte wohl allzu leichtfertig gehandhabt worden, und die Pharmafirmen redeten das Risiko klein, davon abhängig zu werden. Dabei steigt dieses Risiko schon nach wenigen Tagen der Einnahme. Inzwischen sollen mindestens zwei Millionen Amerikaner süchtig sein, über 30.000 starben in den letzten 15 Jahren an einer Überdosis. Der Tod von Prominenten wie Prince oder Michael Jackson warf ein erstes und grelles Schlaglicht auf den Missbrauch der Painkiller – dahinter aber scharen sich die Opioid-Süchtigen aus allen sozialen Schichten. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 03.02.2018 arte Südafrika: Am Ende des Regenbogens / Australien: Land ohne Arbeiter
Folge 6(1): Südafrika: Am Ende des Regenbogens
Vor 24 Jahren wählten die Südafrikaner Nelson Mandela zu ihrem Präsidenten – wie steht es heute um die „Regenbogen-Nation“?Die ARTE-Reporter trafen Augenzeugen wieder, junge Frauen, die 1985 über die Gewalt gegen schwarze Kinder in den Gefängnissen des weißen Regimes vor der Kamera berichteten. Sie und die Kinder von damals, heute erwachsen, erzählen über ihr Leben in den Zeiten der Apartheid – und darüber, wie sie Südafrika heute sehen, nach den Jahren voller Hoffnung unter Nelson Mandela. Es gibt Wunden von damals, die noch immer schmerzen im Südafrika von heute: Der Graben zwischen den reichen Weißen und den noch immer armen Schwarzen scheint sich nur weiter zu vertiefen – hinzu kommen die steigende Arbeitslosigkeit und die Korruptions-Vorwürfe an die heutige Regierung unter Jacob Zuma. Die Wahl von Cyril Ramaphosa, ehemaliger Gewerkschafter und Geschäftsmann, an die Spitze des ANC, der Partei von Nelson Mandela, ist immerhin ein erster Hoffnungsschimmer seit Langem …
(2): Australien: Land ohne Arbeiter
Im Oktober 2017 schloss die Autofabrik Holden in Adelaide ihre Tore – eine australische Industrie-Ikone …Fast 70 Jahre lang liefen hier die Autos der Marke Holden vom Band, 1948 war das Gründungsjahr, gefördert vom australischen Staat unter der Obhut von General Motors. Kurz vor Holdens Schließung hatte bereits Toyota seine Fabrik in Australien geschlossen – allmählich stellen sich die Australier die Frage, ob sie bereits das postindustrielle Zeitalter eingeläutet haben: Vor zehn Jahren erwirtschaftete die Industrie-Produktion noch zwölf Prozent des Bruttosozialprodukts des Landes, heute sind es nur noch sechs Prozent.
Die Australier nehmen das augenscheinlich gelassen hin. Als Holden seine Tore schloss, protestierten keine Arbeiter in Massen – noch liegt die Arbeitslosenquote in Down Under bei fünf Prozent. Die Holden-Arbeiter werden umgeschult und hoffen auf neue Jobs im Dienstleistungsgewerbe. Alles gut also? Australien scheint derzeit ein Vorreiter zu sein für das, was den Gesellschaften in der Europäischen Union noch bevorsteht. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 10.02.2018 arte Mexiko: Den Weg verloren / Simbabwe: Viel versprochen
Folge 7(1): Mexiko: Den Weg verloren
Ruben Figueroa sucht nach den Spuren derer, die verschwanden auf dem Weg in eine bessere Zukunft in den USA … Der Mann kennt die Schicksale und die Wege der Verlorenen, denn Ruben war selber einmal ein Illegaler aus Mexiko, der sein Glück versuchen wollte in den USA. Er entschloss sich, die Suche nach verschwundenen Migranten zu seiner Lebensaufgabe zu machen – im Auftrag ihrer Familien, finanziert durch Spenden. Jedes Jahr verschwinden zehntausende Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder auf der Flucht vor Armut und Kriminalität in ihren Heimatländern Honduras, El Salvador und Guatemala, irgendwo auf dem Weg.
Viele Familien hören jahrelang nichts von ihnen, wissen weder, ob sie es ins Traumland USA geschafft haben, noch ob sie scheiterten oder vielleicht sogar tot sind.Ruben findet ihre Spuren: Manchmal ihre Gräber, manchmal Überlebende – Frauen, die von den Kartellen in die Prostitution gezwungen wurden, irgendwo in einem geschlossenen Haus im mexikanischen Bundesstaat Chiapas, Männer die sich nicht mehr nach Hause trauen, weil sie auf dem Weg ins gelobte Land gescheitert sind. ARTE-Reporter haben Ruben über ein Jahr begleiten dürfen.
(2): Simbabwe: Viel versprochen
Der Diktator gestürzt, das Land in Ruinen: Wie leben die Simbabwer heute, nach 37 Jahren stets enttäuschter Hoffnungen auf eine bessere Zukunft?Ende November 2017 musste der greise und hinfällige Robert Mugabe nach 37 Jahren endlich weichen, der Militärputsch eines seiner Getreuen, Emerson Mnangagwa, zwang ihn aus dem Amt. In sechs Monaten sollen die Bürger von Simbabwe eine neue Regierung wählen. Aber die Zukunft des ausgeplünderten Landes steht in den Sternen. Die große Landreform Robert Mugabes zu Beginn dieses Jahrhunderts, die Neuverteilung der Erde zwischen weißen und schwarzen Farmern, sie wurde in einer Weise „durchgezogen“, die die Landwirtschaft ruinierte und die Bevölkerung in neue Armut stürzte. Heute sind 90% der Simbabwer arbeitslos, und es gibt kein Geld mehr im Land. Eine ARTE-Reporterin berichtet über den Alltag der Menschen auf dem Land. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 17.02.2018 arte Themen: Syrien: Zuletzt stirbt die Hoffnung
Folge 8(1): Syrien: Zuletzt stirbt die Hoffnung
Noch immer halten die Rebellen die syrische Provinz Idlib gegen Assads Armee – dort helfen sich die Menschen gegenseitig, den Krieg zu überleben.Einer der wenigen Menschen, die das Überleben der Rebellen gegen den Diktator in Idlib dokumentieren, ist der Fotoreporter Zein Al-Rifai: Immer wieder reist er aus seinem türkischen Exil in die alte Heimat. Dort trifft er Aïda, eine Mutter, die sich um hunderte Waisenkinder kümmert und Alaa, einen Rettungssanitäter. Er versorgt die Wunden der Soldaten der Freien Armee und kümmert sich nebenbei auch noch um die Katzen in den von Menschen verlassenen Ruinen. Der Künstler Aziz bemalt die Trümmer mit Fresken und mit Parolen – und organisiert einen Mal-Workshop für die Waisenkinder, damit die wenigsten für ein paar Stunden den Krieg und die Zerstörung vergessen können.
(2): Indien: Smog und totes Wasser
Im Winter wird New Delhis Luft atemberaubend dick: 1.000 mg Smogpartikel pro m3, das entspricht 50 inhalierten Zigaretten täglich.Die rasch aufstrebende Wirtschaftsmacht Indien vergiftet Natur und Menschen in diesen Tagen beinahe systematisch: 2015 starben dort 2,51 Millionen Menschen durch verseuchte Luft oder Trinkwasser – damit liegt die bevölkerungsreichste Demokratie sogar noch vor dem Weltmarkt-Konkurrenten China. In den großen Städten wie New Delhi ist die Luft durch Industrie- und Autoabgase zu dick zum Atmen, viele heilige Flüsse und Seen im ganzen Land liegen im Sterben, dank der ungeklärten Abwässer aus Haushalten und Fabriken. Die Regierung schaut dem Ganzen zurzeit hilflos zu; eine Umweltpartei gibt es in Indien noch nicht, aber immerhin einige Aktivisten, die versuchen, die schweigende Mehrheit darüber aufzuklären, dass die Menschen die Natur schützen müssen, wenn sie überleben wollen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 24.02.2018 arte Gaza: Überleben am Abgrund / Peking: Jagd auf die Armen
Folge 9(1): Gaza: Überleben am Abgrund:
Noch immer leiden die Menschen in Gaza unter dem palästinensischen Bruderstreit zwischen Hamas und Fatah. Der bittere Machtkampf hört nicht auf, trotz der Einigung Ende vergangenen Jahres, zwischen der extremistischen Hamas, die in Gaza herrscht und der von der Fatah dominierten palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland. Finanziell hat die Hamas keine Alliierten mehr. Sie steht mit dem Rücken zur Wand, sodass sie sich schon im Oktober 2017 auf eine Übergabe der Macht verständigt hat. Doch die Umsetzung des Aussöhnungsabkommens steckt in der Sackgasse. Beide Palästinenserorganisationen machen sich gegenseitig das Leben schwer. Die Leidtragenden sind die zwei Millionen Menschen in Gaza: Sie sind ohnehin schon jahrelang abgeschlossen von der Welt, denn seit die radikalen Hamas-Kämpfer ihre Raketen auf Israel schossen, blockiert die israelische Armee die Zugänge zum Gazastreifen.
(2): Peking: Jagd auf die Armen:
Peking will bis 2020 insgesamt 15 Prozent weniger Einwohner zählen. Deshalb drängen sie zurzeit die Wanderarbeiter raus aus der Stadt. Staatspräsidenten Xi Jinping verfolgt ein großes Ziel: Peking soll bis 2049 die blühende Hauptstadt der Welt werden. Dazu müssen aber als erste Maßnahme die Elendsviertel weichen und die Armen, die darin wohnen. Es sind vor allem Wanderarbeiter, sie haben ohnehin kein permanentes Aufenthaltsrecht in Peking: Im November walzten die Bagger eine Siedlung bei Xinjiang platt, nachdem die Behörden die 200.000 dort lebenden Menschen aufgefordert hatten, ihre Häuser, Wohnungen, Läden und Werkstätten sofort zu räumen.
Die Behörden bezeichnen die Wanderarbeiter gerne als „Abschaum der Gesellschaft“ – doch sie unterschlagen dabei, dass gerade diese Arbeiter vom Land wesentlich mit dazu beitrugen, China zur Fabrik der Welt umzuformen: mit viel Fleiß und Überstunden, zum Teil ohne jede soziale Absicherung und in der Regel zu kleinen Löhnen. Gegen die Räumungen zu protestieren, das traut sich niemand in der sogenannten Volksrepublik, die ihren elitären Kapitalismus mehr schlecht als recht unter der sozialistischen Fahne verhüllt. Die ARTE-Reporter dokumentieren das Schicksal der Wanderarbeiter in Peking in diesem Winter. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 03.03.2018 arte Gambia: Back Home / Senegal: Die Serie für Frauen-Rechte
Folge 10(1): Gambia: Back Home
Auf dem Weg in die EU landeten Mustafa und Karamo in einem libyschen Gefängnis – davon erzählen sie den jungen Leuten in Gambia. Mustafa und Karamo scheiterten auf dem sogenannten „Backway“. Der führt die Migranten laut Auskunft der Schlepper „ohne große Probleme“ nach Europa – und das ist eine Lüge: Hunderte Gambier starben in den letzten Jahren irgendwo auf dem Weg in ihr Traumland. Mustafa und Karamo trafen sich nach vielen Entbehrungen in einer Gefängniszelle in Libyen, hungrig, durstig, und täglich verprügelt von den Wärtern. Dort schworen sie sich: „Wenn wir hier jemals lebend herauskommen, dann gehen wir zurück nach Gambia und halten die jungen Leute davon ab, auf die Lügen der Menschenhändler hereinzufallen.“Heute fahren sie mit einem guten Dutzend Rückkehrer auf die Dörfer im Norden Gambias.
Dort sind die Menschen arm, viele haben keine Arbeit, die ihnen das tägliche Leben sichert, und die Kinder wachsen auf mit dem Traum, eines Tages ihr Land zu verlassen, um ihr Glück woanders zu finden. Die kleine Karawane der Rückkehrer geht in die Schulen, redet mit den Oberhäuptern der Dörfer und zeigt auf einer improvisierten Leinwand auf dem Dorfplatz die Schreckensbilder der Reise über den „Backway“. Sie wollen, dass die jungen Leute bleiben, um ein „Neues Gambia“ aufzubauen, nach den vielen Jahren der Diktatur.
(2): Senegal: Die Serie für Frauen-Rechte
In der Serie „C’est la vie“ reden sie ganz offen über die Rechte der Frauen – eigentlich ein Tabu in Afrika.Seit 2014 erzählt „C’est la vie“, unterstützt von den Vereinten Nationen, Geschichten aus dem Alltag eines fiktiven Gesundheitszentrums in Dakar. Inzwischen sitzen jeden Abend zehntausende Zuschauer vor ihren Fernsehern, um die neueste Folge nur ja nicht zu verpassen. Da geht es um Themen, die in Afrika eigentlich tabu sind: Verhütung, Beschneidung, Vergewaltigung – und das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung.
Den Produzenten geht es dabei um Aufklärung, darum, gesellschaftliche Verhältnisse zu diskutieren, um die Gesellschaft zu reformieren – und irgendwann auch die Gesetze. Aufklärung durch die Eltern oder sogar Sexualkundeunterricht in der Schule, das gibt es im Senegal noch nicht. An diese Stelle tritt nun „C’est la vie“, inzwischen schon in der zweiten Staffel, die dritte soll bald folgen. Die Schauspielerinnen sind auch im wirklichen Leben zu Botschafterinnen für die Rechte der Frauen in Afrika geworden und zu Vorbildern nicht nur für die jungen Leute. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 10.03.2018 arte Themen: Russland: Unsere Jahre mit Putin / Japan: Tod durch zu viel Arbeit
Folge 11(1): Russland: Unsere Jahre mit Putin
Was halten die Russen von ihrem Präsidenten Putin? ARTE-Reporter fuhren nach Woronesch, um es zu erfahren … 500 Kilometer südlich von Moskau leben eine Million Menschen in Woronesch, einer Stadt wie so viele andere im Russland von heute: Im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen unter Hitler zerstört, unter Stalin nach seiner Art und Weise wieder aufgebaut, über Jahrzehnte wirtschaftlich gut entwickelt, als Standort der Luftfahrtindustrie in der Sowjetunion – bis heute findet man dort Arbeit, der Wohnungsbau floriert, die Einkaufszentren sind die neuen Treffpunkte der Bevölkerung, vor allem im eisigen russischen Winter.Die ARTE-Reporter trafen dort vier Menschen, die von ihren Jahren unter Putin erzählen: Iwan, 25 Jahre alt, sieht für sich eine gute Zukunft in einem sich gut entwickelnden Russland; Natalia, 44 Jahre alt, fühlt sich gut aufgehoben in Putins stabilen und sicheren Verhältnissen; Sergei, 51 Jahre alt, ist Priester, er ist sehr zufrieden damit, wie sich die orthodoxe Kirche zu einem stabilen Pfeiler der Regierung entwickelt hat; Alexander, 49 Jahre alt, ist Journalist, er saß zwei Jahre im Gefängnis, nachdem er die Machenschaften eines regionalen Staatsanwalts enthüllte.
Er wird als einziger unter den Vieren Wladimir Putin nicht wieder wählen.
(2): Japan: Tod durch zu viel Arbeit
Nach 159 Überstunden in einem Monat starb eine junge Angestellte an Herzversagen: Karoshi – Tod durch Überarbeitung. Karoshi – das Szenario ist in Japan seit den 70er Jahren benannt und bekannt, aber bis heute tun sich Gesellschaft und Politik dort schwer, das Phänomen durch eine menschlichere Auffassung von Arbeits-Moral und -Gesetzen wirksam zu bekämpfen: Herzversagen, Schlaganfall, Selbstmord – 191 Tote durch totale Überarbeitung am Arbeitsplatz alleine 2017, das steht in einem ganz offiziellen Report der Regierung. Eines von fünf Unternehmen übt viel zu viel Druck aus auf die Arbeitsmoral seiner Untergebenen. Und die Mentalität der Arbeitnehmer spielt ihnen in die Hände: Unermüdliche Ausdauer und kein Wort der Klage trotz viel zu vieler Überstunden – das ist nach wie vor das Ideal in Japan. Da ändert sich nur langsam etwas … (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 17.03.2018 arte Kamerun: Der grüne Terror / China: Im Tal der 100jährigen
Folge 12(1): Kamerun: Der grüne Terror
Das uralte Volk der Baka, der Pygmäen, hat keinen Platz mehr in den Regenwäldern. Sie gelten dort als Wilderer.Der Regenwald in Kamerun ist wie im ganzen Kongobecken inzwischen zu einem Wirtschaftsfaktor geworden – auf der einen Seite als Rohstofflieferant für die holzverarbeitende Industrie und auf der anderen Seite als Schutzgebiet für die wilden Tiere. Internationale Hilfsorganisationen wie der WWF schützen inzwischen lieber die Tiere als die Menschen im Wald. Die Baka oder Pygmäen durchstreiften die Wälder seit Jahrhunderten auf der Suche nach Nahrung – ihr ökologischer Fußabdruck ist winzig im Vergleich zu den professionellen Wilderer-Banden. Aber die vom WWF ausgebildeten und bewaffneten Öko-Wächter verfolgen die Pygmäen unnachsichtig und drängen sie aus dem Wald an die großen Straßen, dorthin, wo sie kein Wild mehr finden. Ein Volk stirbt im Namen des Naturschutzes.
(2): China: Im Tal der 100-Jährigen
Das Geheimnis der Langlebigkeit zieht immer mehr Chinesen in die Region Bama – dort wird man angeblich besonders alt.Die Region Bama in der Provinz Guangxi galt früher als zwar sehr idyllische, aber leider auch bitterarme Gegend Chinas, für die sich niemand so richtig interessieren wollte. Bis sich eben herumsprach, dass dort angeblich überdurchschnittlich viele Menschen leben sollten, die zum Teil weit über 100 Jahre alt seien – fast 100 über Hundertjährige auf 300.000 Einwohner, fünfmal so viele wie im Durchschnitt Chinas. Da brach ein Sturm los …Heute ziehen jährlich angeblich Millionen Chinesen für ein paar Tage oder auch für immer nach Bama, um dort das lebende Geheimnis des Uraltwerdens zu bestaunen und eventuell auch davon zu profitieren.
Die Einheimischen freuen sich natürlich sehr über das Interesse ihrer Landsleute an ihren alten Leuten und stellen diese gerne zur Besichtigung für die Touristen aus. Daraus entwickelte sich im Lauf der letzten Jahre ein Riesengeschäft mit den Alten und den Produkten, die man um sie herum verkaufen kann – von Fußpuder der 100-Jähigen bis zum Heilwasser, das ein langes Leben garantieren soll. Mit der Armut ist es also vorbei, dank der guten Geschäfte mit den Uralten, aber der Tourismus führt auch dazu, dass es in Bama allmählich nicht mehr so idyllisch aussieht wie früher. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 24.03.2018 arte Philippinen: Die Attacken des IS / Guatemala: Schrott made in USA
Folge 13(1): Phlippinen: Die Attacken des IS
Im Mai 2017 besetzte der IS die Stadt Marawi mit ihren 200.000 Einwohnern – die Rückeroberung war äußerst brutal.Marawi war die erste Stadt, die der IS in Südasien eroberte; das war ein schwerer Schock für die Philippinen, ein Land mit christlicher Mehrheit. Fünf Monate lang kämpfte die Armee des Landes darum, Marawi den Händen der IS-Terroristen wieder zu entreißen – sie kämpften Haus um Haus, es war die wohl blutigste Schlacht seit dem Zweiten Weltkrieg. 600.000 Zivilisten flohen aus dem Umland und aus der Stadt – Marawi ist heute gesichert, aber die Stadt liegt nach der Befreiung in Trümmern.
Die meisten Flüchtlinge leben noch immer in improvisierten Unterkünften; ob und wann sie in ihre Heimat zurückkehren können, das ist weiterhin offen. Der IS hat sich zurückgezogen in andere Regionen – noch ist unklar, wie dieser Kampf weitergehen wird. Immerhin haben sich Christen und Muslime auf den Philippinen nicht auseinander treiben lassen, sondern in neuer Solidarität gegen den Terror zusammengefunden.
(2): Guatemala: Schrott made in USA
Julio ist Augenarzt, aber er muss sich mit dem Import von Schrottautos aus den USA ein paar Dollar dazu verdienen.Mehrmals im Jahr schließt er seine Klinik für ein paar Tage und fliegt in die USA. Dort kauft er in der Regel zwei Autos, die von US-Versicherern als „unreparierbar“ eingestuft wurden, dengelt sie fahrbereit zurecht, hängt sie hintereinander und fährt sie auf eigener Achse gute 5.000 Kilometer durch Mexiko in seine Heimat Guatemala. Das ist, vor allem in Mexiko, ein hochgefährliches Unternehmen: Denn auf der Strecke lauern die Kartelle und viele Klein-Gangster darauf, Geld, Autos oder Leben zu rauben. Hunderte machen diese Trips wie Julio – denn ein Schrottwagen aus den USA erwacht in Guatemala für gutes Geld zu einem zweiten Leben als Gebrauchtwagen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 31.03.2018 arte Syrien: Adra – die Überlebenden / Brasilien: Justitia kommt per Schiff
Folge 14(1): Syrien: Adra – die Überlebenden
Mariam, Hind, Ayat, und Roweida vereint eine schreckliche Erfahrung: Sie waren als Regimekritikerinnen der Assad-Diktatur im Gefängnis, wurden dort von den Offizieren unter Folter verhört und vergewaltigt. Keiner weiß, wie viele Frauen und Männer in den Gefängnissen des Assad-Regimes in den letzten Jahrzehnten gestorben sind. Diese vier Frauen aber überlebten die Haft, ihnen gelang die Flucht nach Europa. Der französisch-syrische Regisseur Ramzi Choukair kennt die grausamen Geschichten aus seiner Heimat, und er wollte darüber in einem Theaterstück berichten. Er überzeugte Mariam, Hind, Ayat und Roweida davon, ihre Geschichten auf der Bühne zu erzählen. Sie legten auch deshalb Zeugnis davon ab, um denen, die aus Scham über das Erlebte schweigen, zu sagen: „Ihr seid nicht allein.“
(2): Brasilien: Justitia kommt per Schiff
Viermal im Jahr geht der Richter Luciano Assis mit Staatsanwälten, Rechtsanwälten, Justizangestellten und Sozialarbeitern an Bord eines Schiffes, um Gericht zu halten in den fernsten Dörfern am Ufer des Amazonas. Auf jeder Reise verhandeln sie gut 100 Klagen: Mal geht es um den Streit zwischen einer Gemeinde und einem Grundbesitzer und ein anderes Mal um einen Mann, der droht, ein Kind zu vergewaltigen. Unsere Reporter begleiteten Justitia auf dem Amazonas. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 07.04.2018 arte Kolumbien: Petro Guerilla und Co. / Niederlande: Teflon unter Verdacht
Folge 15(1): Kolumbien: Petro Guerilla und Co.
Die FARC hat ihre Waffen abgegeben, aber nun will offenbar eine andere Guerillatruppe ihren Platz einnehmen, die sogenannte ELN …ELN heißt auf Deutsch „Nationale Befreiungsarmee“, sie ist so alt wie die FARC, auch ursprünglich marxistisch orientiert – und in Kolumbien machte sie Anfang Januar dieses Jahres Schlagzeilen, weil sie unter dem Verdacht stand, wieder einmal einen Anschlag auf eine Ölpipeline verübt zu haben: Man nennt die ELN deswegen auch „Petro Guerilla“. Die ELN gehört, wie andere paramilitärische Gruppen, zu denen, die vom Rückzug der FARC profitieren wollen.
Sie drangen während des Friedensprozesses in den letzten Monaten ein in die von der FARC aufgegebenen Gebiete. Dort bedrohen, vertreiben und töten sie alle die, die sich ihnen widersetzen: Es geht ihnen um Landraub zum Abbau der Bodenschätze. Die ELN hat sich seit vielen Jahren pikanterweise auch zur sogenannten Theologie der Befreiung in der katholischen Kirche bekannt. 50 Jahre Bürgerkrieg in Kolumbien – der Frieden nur scheinbar zum Greifen nahe …
(2): Niederlande: Teflon unter Verdacht
Seit zwei Jahren vermuten sie in Dordrecht, dass die Teflon-Fabrik von DuPont dort Land und Wasser verseucht haben könnte … Der amerikanische Multi DuPont ist seit 50 Jahren einer der wichtigsten Arbeitgeber in der Stadt Dordrecht, 20 Kilometer von Rotterdam entfernt. Dort produzieren sie Teflon mit der Hilfe von Perfluoroctansäure, kurz PFOA oder C8. Teflon ist in den letzten 50 Jahren zu einem Bestandteil vieler Produkte unseres täglichen Lebens geworden – aber PFOA steht beinahe so lange unter dem dringenden Verdacht, Krebs zu erzeugen.DuPont soll in Dordrecht seit Jahrzehnten zu sorglos mit den Rückständen von PFOA umgegangen sein: Über die Abluftkamine soll es sich in der Umgebung der Fabrik verbreitet haben, auf dem Land und im Wasser.
Tausende Dordrechter haben ihr Blut auf PFOA-Rückstände testen lassen, die meisten mit positivem Ergebnis. Ehemalige Fabrikarbeiter und unmittelbare Nachbarn werfen DuPont nun vor, dass der nachlässige Umgang mit dem giftigen Sondermüll bei ihnen zu Krebserkrankungen geführt habe.
DuPont kennt diese Gefahren seit 40 Jahren, der Öffentlichkeit in den USA sind sie durch interne Dokumente DuPonts ebenfalls seit langem bekannt. Nach einer Welle von zehntausenden ziviler Klagen erklärte sich DuPont gerade im Februar 2017 bereit, 671 Millionen Dollar Entschädigung an die Opfer in den USA zu zahlen. In Dordrecht stehen sie mit der Untersuchung der Folgen der möglichen PFOA-Kontamination noch ganz am Anfang. Die Bürger dort sind gerade dabei, sich gegen den Multi aus Amerika zu organisieren. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 14.04.2018 arte Syrien: Die letzten Tage von Afrin / USA: An der Grenze
Folge 16(1): Syrien: Die letzten Tage von Afrin
Am 20. Januar startete der türkische Präsident Erdogan mit seinen Verbündeten die „Operation Olivenzweig“, den Angriff auf die Kurden in der Region um die Stadt Afrin, seit 2012 unter deren Kontrolle. Für Ankara sind die Kurden wegen ihrer angeblichen Nähe zur kurdischen Arbeiterpartei PKK nach wie vor Terroristen – obwohl die syrische Kurdenmiliz YPG zum wichtigsten Verbündeten der USA im Kampf gegen den IS geworden war. ARTE-Reporter Yuri Maldavsky war bei einer der internationalen Brigaden, die auf Seiten der kurdischen YPG eigentlich gegen den islamistischen Terror gekämpft hatten: darunter ein Italiener, ein Engländer und ein Amerikaner. Nach den Angriffen mit schwerer Artillerie, Bomben und Raketen fiel Afrin am 18. März. Damit endete wieder einmal der Traum der Kurden von einer eigenen autonomen Region an der Grenze zur Türkei. Die internationale Gemeinschaft, allen voran die USA, rührten sich nicht, als Erdogans Soldaten die Region Afrin eroberten.
(2): USA : An der Grenze
Donald Trump will noch immer unbedingt seine Mauer gegen die illegalen Einwanderer aus Mexiko bauen …Noch haben sie nicht damit angefangen, den Beton für die Mauer-Segmente anzurühren, aber US-Präsident Trump hat schon einmal die Nationalgarde geschickt, um die Grenze ab sofort schärfer zu bewachen. Seine Pläne spalten die amerikanische Nation, die ja schon immer ein Einwandererland war, stolz auf ihren „Melting Pot“, die vielen zu einem Volk miteinander verschmolzenen Nationen und Kulturen. In Süden von Texas ließen sich die ARTE-Reporter die Verhältnisse an der Grenze zu Mexiko von den Einheimischen dort ganz genau erklären. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 21.04.2018 arte Syrien: Frau Bürgermeister von Ar-Raqqa / Angola: Die Schamlose Elite
Folge 17(1) Syrien: Frau Bürgermeister von Ar-Raqqa
Nach drei Jahren IS-Terror liegt Ar-Raqqa in Trümmern – die neue Bürgermeisterin will ihre Heimatstadt wieder aufbauen.Fünf Monate dauerte der Kampf der internationalen Koalition, Ar-Raqqa aus den Händen des IS zu befreien. Die Luftschläge der alliierten Bomber gegen die Besatzer zerstörten die historische Altstadt zu 95 Prozent. Heute regieren dort wieder die nordsyrischen Kurdenverbände. Kurz nach der Befreiung ernannte der Rat der Stadt Leila Mustafa zur neuen Bürgermeisterin. Die junge Frau steht mit ihren 30 Jahren vor einer ungeheuren Herausforderung: Die ehemaligen Bewohner Ar-Raqqas wollen gerne zurückkommen, aber ihre Häuser sind vom IS geplündert, viele liegen in Trümmern, tausende Tonnen Schutt blockieren die Straßen, überall lauern noch „vergessene“ Sprengkörper aller Art.
Tausende Flüchtlinge warten deshalb in einem Lager 60 Kilometer vor der Stadt – unter ihnen auch viele ehemalige Anhänger des IS.Leila Mustafa zur Seite steht ein ehemaliger Rechtsanwalt als zweiter Bürgermeister. Sein Vorgänger, der politischer Ziehvater Leilas, wurde gerade von einem Todeskommando hingerichtet. Leila Mustafa als erste Bürgermeisterin in der ehemaligen Hochburg des IS – das ist ein starkes Symbol. Aber auch eine schwere Last für die junge Frau: Seit dem Attentat auf ihren zweiten Bürgermeister wagt sie sich nur noch mit einer Leibwache aus dem Haus.
(2) Angola: Die schamlose Elite
Seit 1975 beuten die ehemaligen Marxisten der Regierungspartei MPLA schamlos ihr Volk aus – und das hofft sehnlichst auf eine Wende …Angola ist heute der zweitgrößte Erdöl-Exporteur Afrikas – sein Aufstieg begann nach dem Ende von 27 Jahren Bürgerkrieg im Jahr 2002. Einige Jahre später wurde Luanda die teuerste Hauptstadt der Welt. Doch die Milliarden aus dem Öl Boom flossen vor allem in die Taschen der Familie des 38 Jahre lang allein regierenden Präsidenten Eduardo dos Santos. Während in Luanda immer mehr Wolkenkratzer und glitzernde Fassaden vom neuen Reichtum einer kleinen schamlosen Elite künden, leben 55 Prozent der Angolaner bis heute von weniger als einem Dollar am Tag.Im August vergangenen Jahres trat Präsident Eduardo dos Santos aus Gesundheitsgründen nicht mehrzu Wiederwahl an.
Sein Nachfolger Joao Laurenco versprach aufzuräumen, die allgegenwärtige Korruption zu bekämpfen und der Mehrheit der Armen endlich zu helfen. Ganz im Sinne der Partei, der er angehört, wie sein Vorgänger: Sie nennt sich „Volksbewegung für die Befreiung Angolas MPLA“. ARTE-Reporter Edgar Wolf allerdings hat nach seiner Recherche große Zweifel an der Wahrhaftigkeit seiner Versprechen. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 28.04.2018 arte Indonesien: Heavy Metal und Kopftuch / Ecuador: Die „Klinik“ des rechten Weges
Folge 18(1): Indonesien: Heavy Metal und Kopftuch:
In der Heavy Metal Gemeinde Indonesiens spielen auch Frauen Speed-Gitarre – gläubig und immer mit Kopftuch … Unter der Herrschaft des Diktators Suharto war Heavy Metal natürlich verboten. Aber schon damals entwickelte sich eine Untergrundszene von Fans und Bands, angeregt durch den Erfolg von Black Sabbath und ihre noch härteren Nachfolger. Heute spielen in Indonesien 1.500 Bands Heavy Metal, und seit der neue Präsident sich als Metal-Fan outete, fühlen sie sich alle endlich richtig akzeptiert – vor allem auch die Frauen mit ihren E-Gitarren im größten muslimischen Land der Welt.
Nur in der Region Banda Aceh ist Metal bis heute verboten – dort herrscht das islamische Recht, die Scharia. Den tief doktrinären Fundamentalisten dort erscheint beinahe jede weltliche Musik als pure Gotteslästerung. Aber trotz alledem: „Metal goes East“ seit vielen Jahren, auch und gerade in muslimischen Ländern. Die neuen Bands vereinen die westliche Musik mit ihren musikalischen Traditionen. Und in den Konzertpausen beten sie in Indonesien alle zusammen, wie es eben vorgeschrieben im Islam ist. Eine ARTE-Reporterin stellt drei dieser Speed-Gitarristinnen in Indonesien vor.
(2): Ecuador: Die „Klinik“ des rechten Weges:
In Ecuador bieten 200 „Privat-Kliniken“ an, Homosexuelle zu kurieren – mit der Bibel und mit Gewalt … Homosexualität ist in Ecuador seit 20 Jahren kein krimineller Akt mehr, und eigentlich gibt es in der Verfassung des Landes ein Antidiskriminierungs-Gesetz zum Schutz von Anders-Denkenden und Anders-Fühlenden. Aber offensichtlich empfinden viele tief religiöse Ecuadorianer Homosexuelle in ihrer eigenen Familie als eine „Schande“. Deshalb machen 200 „Privat-Kliniken“ illegal ein gutes Geschäft mit ihrer „Umerziehung“.
Sie verlangen zwischen 500 und 2.000 Dollar, um die Töchter und Söhne „auf den rechten Weg“ zu bringen: Sie sperren die „Patienten“ ein, fordern sie in Bibelstunden zur lauten Lektüre auf und indoktrinieren sie durch grausame „Therapien“, etwa durch „korrektive Vergewaltigung“. Die Leiter dieser Anstalten, in der Regel Pastoren, erhalten offensichtlich auch erhebliche Summen Geldes von evangelikalen Kirchen aus England und den USA. Regionale Hilfsorganisationen weisen seit Jahren auf diese Misshandlungen Homosexueller hin, bislang ohne sichtbaren Erfolg. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 05.05.2018 arte Israel: Zusammen leben / Israel: Koscher kiffen
Folge 19(1): Israel: Zusammen leben 70 Jahre Israel – in Jaffa leben Israelis und Palästinenser friedlich zusammen, in einem gelegentlich fragilen Gleichgewicht … Israel feiert in diesem Jahr den 70. Jahrestag seiner Staatsgründung. Diese 70 Jahre waren immer vom Konflikt mit den Palästinensern geprägt, so sehr, dass man die real existierenden Beispiele einer friedlichen Koexistenz bis heute kaum noch wahrnahm. In Jaffa, dem heutigen Vorort von Tel Aviv, leben Israelis und Palästinenser nebeneinander in denselben Häusern, kaufen in denselben Geschäften ein und arbeiten in denselben Unternehmen.
Allerdings haben der Tourismus und die zunehmende Gentrifizierung dieses Zusammenleben am Ufer des Meeres in den letzten Jahren erschwert: Grundstücksspekulationen erregen in manchen Palästinensern den Argwohn, sie könnten beiseite gedrängt oder gar ausgegrenzt werden. Jaffa war vor der Gründung des Staates Israel eine rein palästinensische Hafenstadt – heute ist Jaffa eine Stadt in Israel, in der in der Mehrheit Menschen jüdischen Glaubens leben.
(2): Israel: Koscher kiffen
Sogar die Rabbiner reden von der heilenden Kraft des Cannabis – Israel gehört international zur Haschisch-Avantgarde … „Cannabis aus Israel“ könnte in ein paar Jahren auf dem Weltmarkt so erfolgreich sein wie „Orangen aus Jaffa“ – schon wegen des „Know How“: Seit zehn Jahren ist die medizinische Anwendung von Produkten aus Cannabis in Israel erlaubt. Der Startschuss zu einem neuen „Green Rush“ war die Liberalisierung des Konsums in den USA. Seit dem 1. Januar dieses Jahres dürfen die Menschen in sechs Bundesstaaten der USA legal Produkte aus Cannabis erwerben.
Über 200 Farmen haben inzwischen eine Lizenz beantragt, Cannabis anzubauen, vor allem für den Export. In Israel sind die Produktionsbedingungen ideal: mildes Klima, eine seit Jahrzehnten hoch entwickelte Landwirtschaft und eine stete Bereitschaft zur Innovation.Alles begann im Jahr 1964, als Professor Raphael Mechoulam an der Universität von Jerusalem die Cannabis-Pflanze wissenschaftlich untersuchte und das THC daraus extrahierte – die Substanz, die das Bewusstsein berauscht. Mit inzwischen 90 Jahren forscht der Urvater der medizinischen Anwendung des Cannabis noch immer täglich in seinem Labor.
In Israel wird Cannabis bei Epilepsie verschrieben, bei Parkinson, zur Milderung der Symptome bei Krebserkrankungen und auch autistischen Kindern. Sogar die Armee hat ein Versuchs-Programm aufgestellt, um die Wirkung von Cannabis bei post-traumatischen Belastungsstörungen ihrer Soldaten zu testen. Und auch ultra-orthodoxe Rabbiner segnen das alles ab. Einmal im Jahr treffen sich Produzenten, Wissenschaftler, Investoren und Patienten in Tel Aviv zur „Cannatech“, der großen internationalen Messe für alles Heilende aus Cannabis. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 12.05.2018 arte Venezuela: Hauptsache überleben / USA: Sie waren die Hippies
Folge 20(1): Venezuela: Hauptsache überleben
Sie waren einmal die Wohlhabenden in Südamerika – nun ringen die Venezolaner täglich um das Nötigste …Nach dem Tod des Präsidenten Hugo Chavez 2013 begann der Absturz Venezuelas. Seit fünf Jahren geht es immer tiefer bergab mit der Wirtschaft – die Menschen verstehen einfach nicht warum, denn ihr Land hat größere Ölreserven als Saudi-Arabien. Doch das Volk hungert. Nach einer Studie der Zentralen Universität haben die Venezolaner 2017 im Schnitt elf Kilogramm pro Person abgenommen. Hyperinflation und Korruption regieren unter Chavez’ Nachfolger Nicolas Maduro. Im vergangenen Jahr protestierten Bürger in Massen gegen die Misere und gegen die neue Regierung – über 120 Menschen starben bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Die ARTE Reporter waren bei einer Familie aus der Mittelklasse und durften ihren Alltag filmen: Zwei Mahlzeiten am Tag müssen reichen, die Kinder kriegen mehr als die Erwachsenen. Überall stehen die Leute Schlange vor den Läden, das meiste läuft über den Schwarzmarkt, die Apotheken haben keine Medikamente mehr, die Gesundheitsversorgung ist so gut wie zusammengebrochen. Am 20. Mai sind die Venezolaner zu vorgezogenen Präsidentschaftswahlen aufgerufen …
(2): USA: Sie waren die Hippies
50 Jahre nach dem Mai 1968 gingen ARTE-Reporter auf Spurensuche nach Colorado, zu den Leuten vom Summer of Love …Boulder in Colorado mit seinen 100.000 Einwohnern und 35.000 Studenten war vor allem während des Krieges in Vietnam eine Hochburg der Protestbewegung gegen die Regierung. Heute versteht sich die Universitätsstadt als eine Art Refugium der aufgeklärten Bürger in der Tradition von 68 – und natürlich ist Boulder eine Hochburg der Gegner von Donald Trump. Die Hippies von damals sind die Bürger von heute, ihr Lebensstil prägt die großen Unternehmen der digitalen Revolution; der Genuss von Cannabis ist in Colorado erlaubt und außerdem ein großes Geschäft. Heute kämpfen sie vor allem auch für den Schutz von Natur und Umwelt – 50 Jahre nach ihrem Aufbruch aus den Zwängen der bürgerlichen Gesellschaft von 1968. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 19.05.2018 arte Nordkorea: Kims Männer
Folge 21(1): Nordkorea: Kims Männer Nordkorea verfügt über Nuklearwaffen – wie ist es dem Land gelungen, sich diese in aller Heimlichkeit zu beschaffen? Donald Trump wiegt sich in dem Glauben, er könnte als erster amerikanischer Präsident den Nordkoreaner Kim Jong-un in einem persönlichen Gespräch davon überzeugen, seine Nuklearwaffen abzurüsten und mit Südkorea Frieden zu schließen. Aber wie ist es überhaupt möglich gewesen, dass sich Nordkorea, eines der ärmsten Länder der Welt, noch dazu international unter Embargo, das Wissen zur Produktion von Raketen mit Atomsprengköpfen hat beschaffen können? Nur die Männer wissen es, die der Regierung dabei über viele Jahre halfen. ARTE-Reporter haben jahrelang recherchiert, um diesen Männern und ihren Geheimnissen auf die Spur zu kommen: Vom Bankier über den Botschafter bis hin zu den Arbeitern und Spezialisten, die im Ausland schufteten und deren Lohn in die Kassen des Regimes floss – Kims Männer legen Zeugnis ab. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 26.05.2018 arte Irak: „Heilige Krieger“ aus Europa / Argentinien: Neue Gegner des Glyphosat
Folge 22(1): Irak: „Heilige Krieger“ aus Europa
Hunderte IS-Terroristen aus Frankreich, Belgien und Deutschland warten im Irak auf ihre Gerichtsverhandlung … Den islamistischen Terroristen aus Europa droht die Todesstrafe durch den Strang, so wie tausenden anderen Kämpfern des IS aus aller Welt in den Gefängnissen des Irak. Allerdings fragen sich Menschenrechts-Organisationen und Anwälte, ob die irakische Justiz wirklich in der Lage sei, für faire Gerichtsverfahren zu sorgen. Das wiederum ärgert die Verantwortlichen im Irak: Sie insistieren auf ihr vermeintliches Recht, in ihren Gerichten über die Terroristen aus Europa zu verhandeln, schließlich hätten diese unendliches Leid über die Iraker gebracht. In den Gefängnissen von Bagdad sitzen zurzeit vermutlich vier Frauen aus Deutschland, eine von ihnen wurde Anfang des Jahres zum Tode verurteilt. Unter 85 französischsprachigen Häftlingen in Bagdad sind 18 Franzosen: sechs Männer und zwölf Frauen, einige unter ihnen haben ihre Kinder dabei.
(2): Argentinien: Neue Gegner des Glyphosat
Nach Jahrzehnten mit Glyphosat und Gen-Saatgut ackern die ersten argentinischen Bauern wieder ohne Gift. Kann man Landwirtschaft ohne Glyphosat betreiben? Im November entschied die EU, das Unkrautgift noch einmal für fünf Jahre auf Europas Äckern zuzulassen, Frankreich will seine Anwendung schon in drei Jahren verbieten. Argentinien war in den letzten Jahrzehnten einer der größten Glyphosat-Verbraucher: dort wächst auf der Mehrheit der Äcker genmanipuliertes Saatgut. Doch seit einigen Jahren warnen Ärzte und Wissenschaftler vor den möglichen Folgen der Anwendung von Herbiziden, Pestiziden und Fungiziden.
Sie verzeichneten auf dem Land einen Anstieg der Krebserkrankungen, der Schilddrüsenerkrankungen und der Missbildungen von Neugeborenen. Seitdem verzichten einige Bauern auf die Chemie und bauen auf nachhaltige Landwirtschaft. Dabei hilft ihnen der Agraringenieur Eduardo Cerda, der als erster seinen Hof mit über 650 Hektar auf ökologischen Landbau umstellte. Seitdem sind ihm gut 100 Landwirte in einem Dutzend Dörfer auf diesem Weg gefolgt. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 02.06.2018 arte Wieder Calais
Folge 23(1): Wieder Calais
In Calais finden sich Dünen, Unterholz, Lagerhallen und Sackgassen, die zu keinem Land mehr zu gehören scheinen; dies sind Zonen, in denen kein Recht mehr gilt, oder es seinen Sinn schon verloren hat.Diese Orte sind wie eine Allegorie des 21. Jahrhunderts – eines Jahrhunderts, in dem das Konzept der Grenze sich ins Böse verkehrt, sich vielleicht aufhebt, mit Sicherheit aber überholt ist. Nichts lässt sich ändern am Willen dieser Männer, dieser Kinder, die ihre Zukunft versuchen, um den Preis schwerer Misshandlungen, alptraumhafter Grenzüberschreitungen, wahnwitziger Risiken.
Sie entwickelten, häufig unbewusst, einen Mut, von dem sie sich wohl niemals hätten vorstellen können, ihn aufzubringen. Diesen Mut wollte Yann Moix filmen, er wollte sie erzählen lassen von ihren Erlebnissen, die Tränen in die Augen treiben und die tief erschütterten …Dieser Film versucht, in aller Demut, der einzigen Obsession des Regisseurs in diesem Fall zu genügen: zu verstehen. „Ich agierte in einer Art neugieriger Naivität, auch um den Zuschauern die Möglichkeit zu geben, sich mit mir zu identifizieren auf meiner Entdeckungsreise.
So verkörpere ich sozusagen die Frage und das Erschrecken; manchmal die Ergriffenheit und den Ärger. Seit Beginn der Dreharbeiten verstand ich, dass jeder der mir begegnete – außer die lauten professionellen Hass-Redner – recht hatte in seiner eigenen Logik; dass die vielen unterschiedlichen Standpunkte eine Komplexität der realen Verhältnisse entfalteten, die ich mir niemals hätte vorstellen können, bevor ich mich entschloss, diesen „Dokumentarfilm“ zu drehen …“, so Moix. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 09.06.2018 arte Syrien: Die Minensucher von ar-Raqqa / Afghanistan: Plädoyer für Frauenrechte
Folge 24(1): Syrien:: Die Minensucher von ar-Raqqa
Zehn Monate ist ar-Raqqa jetzt befreit vom IS-Terror – doch überall in der Stadt lauern noch die Minen und Sprengfallen der Besatzer.Die Stadt liegt in Trümmern, schwer in Mitleidenschaft gezogen durch die Bomben der internationalen Koalition, die den IS vertrieb – und nun müssen sie noch das explosive Erbe der Terroristen entsorgen, die Munitionslager und die Minen. Seit letztem Oktober wurden bereits über 1.000 Kinder und Erwachsene durch Sprengfallen verletzt oder sogar getötet. Die ARTE-Reporter zeigen den Alltag der Bürger und die gefährliche Arbeit der Minensucher.
(2): Afghanistan: Plädoyer für Frauenrechte
Anfang Mai trafen sich in Kabul Jura-Studentinnen zu einem Rede-Wettbewerb – es ging um das Recht im Alltag der Frauen.Die Jura-Studentinnen kamen aus allen Gegenden Afghanistans und vertraten in gemischten Gruppen alle Stämme des Landes – schon das ist mehr als ungewöhnlich. Aber vor allem ging es darum, in den Plädoyers des Wettbewerbs die alltägliche Gewalt an Frauen in Afghanistan zu thematisieren: Ehrenmorde, Seitensprünge, Intersexualität. Organisiert hat den Jura-Wettbewerb ein Mann, Abdul Wadood Pedram, Vorsitzender der NGO „Human Rights and Eradication Violence Organization (HREVO)“. Er will die jungen künftigen Anwältinnen, Staatsanwältinnen und Richterinnen dazu ermutigen, in der sehr konservativen Gesellschaft Afghanistans die Rechte der Frauen vor Gericht und im Alltag zu stärken. (Text: arte)Deutsche TV-Premiere Sa. 16.06.2018 arte
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