Folge 416

  • 1962 – Großer Sankt Bernhard

    Folge 416
    Otto Guggenbichler zeigt in diesem Filmbeitrag den Strukturwandel auf, der sich im Wallis durch den Bau des Straßentunnels mitten durch den Großen Sankt Bernhard ergab. Bis dahin konnte man diesen Berg nur an vier Monaten im Jahr auf der Passstraße überqueren, die restliche Zeit war er für den Auto-, Bus- und LKW-Verkehr gesperrt. Die einzige Alternative war dann der Eisenbahntunnel durch das Simplongebiet – ein über 300 Kilometer langer Umweg und bei einer KFZ-Mitnahme auch noch relativ teuer. Der Tunnelbau wurde sowohl von der Schweizer wie auch von der italienischen Seite aus betreiben: Den Durchstich durch diesen ersten Straßentunnel durch die Alpen im April 1962 zeigte das Schweizer Fernsehen damals in einer Eurovisionssendung.
    Minuten nach der letzten Sprengung begann eine turbulente Verbrüderung der Tunnelarbeiter, die von beiden Seiten aus gearbeitet hatten. Als erste Ware passierte Wein den neuen Tunnel. Aber da lagen sich laut Otto Guggenbichler nicht eigentlich Schweizer und Italiener in den Armen sondern Sizilianer und Kalabrier, Piemontesen und Trientiner, Veroneser und Brescianer, denn die Tunnelarbeiten waren zum Großteil von Italienern ausgeführt worden.
    Da die Einfahrt in den Tunnel auf knapp 2000 Metern Höhe liegt, war es notwendig eine überdachte Galeriestraße bis zum Tunneleingang zu bauen, um den Weg dorthin schneesicher zu machen. Und seitdem im Wallis Autostraßen in die abseits gelegenen Täler nicht nur angelegt sondern im Winter auch geräumt wurden, hat dort auch der Tourismus Einzug gehalten: Pensionen und Tankstellen wachsen wie Pilze aus dem
    Boden.
    Und dann ist dort im Wallis auch noch die Seilbahn „Super ST-Bernard“ entstanden, ein für den europäischen Fremdenverkehr einmaliges Projekt. Guggenbichler sagt dazu: „Während nämlich Mutti oder der Opa den Wagen durch das dunkle Loch steuert,“ – gemeint war der Straßentunnel – „gondelt Papa mit dem Rest der Familie auf den Col de Menouve, um von hier in einer acht Kilometer langen Schussfahrt nach Italien hinunterzurutschen, genauer gesagt nach Étroubles, wo man zur Weiterfahrt wieder ins Auto einsteigt … Morgens am Sankt Bernhard Ski fahren und abends an der Riviera schwimmen, heißt die Devise im neuen ‚Super Sankt Bernhard‘-Prospekt.“ Bevor es aber so weit sein wird, zeigt Guggenbichler, welche Schwierigkeiten es beim Bau dieses Tunnels und der Galeriestraße zu überwinden galt.
    Die Mischtürme für die Betonherstellung benötigten eine eigene Heizung, die zwingend notwendige Belüftung des mehr als fünf Kilometer langen Tunnels verschlang viele Millionen Schweizer Franken usw. Aber gebaut haben das letztlich all die Betonierer, Mineure, Verschaler, Fahrer der LKW und Bulldozer, „die fast vier Jahre wie in der Hölle gearbeitet haben.“ Die meisten dieser Arbeiter aus Süditalien haben dabei zum ersten Mal in ihrem Leben die Alpen und deren schneereiche Winter erlebt.
    Aus all diesen Gründen mutete Guggenbichler die Fahrt auf dieser Straßenverbindung zwischen Nordsee und Mittelmeer an wie eine Reise durch ein neues Europa und deswegen wünscht er „der Straße, seinen Erbauern und unserem gemeinsamen Kontinent ein kräftiges Glückauf. Und dazu den Segen des Heiligen Bernhard.“ (Text: ARD-alpha)
    Deutsche TV-PremiereSa 06.07.2019ARD-alpha

Sendetermine

So 07.07.2019
03:00–03:30
03:00–
Sa 06.07.2019
21:25–21:55
21:25–
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