Folge 835

  • Willkommen in Deutschland – Ein Dorf und seine Flüchtlinge

    Folge 835 (45 Min.)
    „Jetzt können wir beweisen, wie gastfreundlich wir wirklich sind“, sagt Herr Lingemann von der Verwaltung der Hörnerdörfer im Allgäu. Vor kurzem sind 30 Flüchtlinge, Männer aus Syrien und Afghanistan, in die alte Dorfwirtschaft in der Au eingezogen. Der Ortsteil hat rund 300 Einwohner, fast jeder hier vermietet Ferienzimmer, die Gegend lebt vom Tourismus. Entsprechend skeptisch sind einige Anwohner, die sich in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht fühlen oder einfach nur fragen, „warum man um die Flüchtlinge so ein Geschiss macht“.
    Keine leichte Aufgabe für Herrn Lingemann, er muss vermitteln zwischen Bürokratie, Bedenkenträgern und engagierten Helfern, die sich innerhalb kürzester Zeit zusammengefunden haben. Wie der 74-jährige Hans, ein waschechter Allgäuer, der Brauchtumsabende und Bergtouren organisiert, weil ihm wichtig ist, dass sich die Flüchtlinge angenommen und heimisch fühlen. Wenn Eva die Neuankömmlinge einkleidet, erinnert sie sich an ihre eigene Geschichte: „Ich wurde 1945 auf der Flucht aus Schlesien geboren.“ Seit dem zweiten Weltkrieg waren weltweit noch nie so viele Menschen auf der Flucht wie heute – insgesamt über 50 Millionen.
    In Deutschland werden 2015 bis zu 300 000 Asylbewerber erwartet. Selbst abgelegenste Dörfer haben nun plötzlich Menschen aus aller Welt mitten im Ort. Chance? Oder Last? Im Gegensatz zur Stadt kann man den Flüchtlingen hier nicht aus dem Weg gehen. Man begegnet ihnen jeden Tag. Menschen wie Yousef zum Beispiel, der mit 16 Jahren aus Syrien geflohen und nach einer jahrelangen Odyssee in der Au
    gelandet ist.
    „Alles gut“, nennen ihn die Leute hier, weil das die ersten Worten waren, die er in Deutsch sprach. Und obwohl er fast immer lacht, „gibt es wenig glückliche Momente“, wie er sagt. Zu seiner Familie hat Yousef keinen Kontakt mehr, für ihn werden die Leute im Dorf zu „Baba (Vater), Mutter, Bruder oder Schwester“. Welche Zukunft hat er hier? Alle Ankömmlinge sind dankbar für die Hilfsbereitschaft und Anteilnahme in dem kleinen Ort. Was ihnen aber keiner abnehmen kann, sind traumatische Erinnerungen, die Sorge, wie es den Familien in der Heimat geht, und das zermürbende Warten auf ein Zeichen der deutschen Behörden.
    Einer, der Student Mohamad, macht sich kurzerhand selbst auf den Weg und sucht einen Job. Es gibt Senioren, die es schön finden, gebraucht zu werden, und Pragmatiker wie den Förster Andreas, die gemeinnützige Jobs schaffen, „auch wenn es mit der Pünktlichkeit besser klappen könnte“. Es gibt junge Leute, die in den Flüchtlingen neue Freunde sehen. „Ich hätte nie gedacht, dass mir hier alle so ans Herz wachsen“, sagt Nachbarin Nicole, die fast jeden Tag vorbeikommt.
    Ein Dorf im Allgäu, ein Mikrokosmos. Was bedeuten die „Gäste“, wie sie hier genannt werden, für eine Dorfgemeinschaft? Wenn Kulturen zusammenprallen, Sprachbarrieren zum Problem und persönliches Leid zur großen Belastung werden, wie gehen die Menschen in der Au mit den Herausforderungen um? Die Dokumentation aus der Sendereihe „37°“ zeigt, dass es große politische Lösungen auch hier nicht gibt, dafür aber Menschen, die versuchen ein „Miteinander, nicht Nebeneinander“ zu leben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.03.2015ZDF

Cast & Crew

Sendetermine

Do 03.09.2015
00:55–01:25
00:55–
Di 14.04.2015
23:50–00:20
23:50–
Mi 11.03.2015
03:15–03:45
03:15–
Di 10.03.2015
22:15–22:45
22:15–
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