2021, Folge 1048–1065

  • Folge 1048 (30 Min.)
    Glücksspiel – für die einen ein befriedigender Rausch, für die anderen ein Fluchtort bei Problemen im privaten Umfeld. Was ist, wenn es in den finanziellen oder persönlichen Ruin führt? Die Anzahl der pathologischen Spieler*innen in Deutschland lässt sich mit 200 000 Personen beziffern. Dabei tritt das problematische oder pathologische Glücksspiel am häufigsten bei jungen Männern auf. In der Regel verfügen sie über ein geringes Einkommen. Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gab es 2019 in Deutschland über 400 000 Glücksspieler*innen, deren Spielverhalten in einem kritischen Bereich lag.
    Vier Protagonist*innen erzählen, wie sie mit dem Glücksspiel in Kontakt kamen. Amir verspielte eine halbe Million Euro, für Elenie wurde der Automat zum besten Freund, und für Volker war das Glücksspiel ein befriedigender Rausch der Hormone. Adrian erlebte das Schlimmste, was einem Vater passieren kann: Sein Sohn spielte und beging wegen der Spielsucht Selbstmord. Volker ist elf Jahre alt, als seine Eltern mit ihm auf einer Autobahnraststätte haltmachten. Eine verlockende, blinkende Maschine faszinierte ihn, und er warf heimlich sein Taschengeld in den Schlitz. Das war der Anfang eines 23-jährigen Doppellebens, in dem er nicht nur 300 000 Euro verspielte, sondern auch all seine Freunde verlor und seine Familie regelmäßig belog.
    Für Elenie war der Glücksspielautomat zunächst nur ein Ort, wo sie sich als Heranwachsende die Zeit vertrieb. Doch als die Probleme mit ihrer Familie immer stärker und die körperlichen Züchtigungen immer häufiger wurden, fand sie im Spielautomaten einen stillen Vertrauten. Nach 14 Jahren aktiver Spielsucht hat Elenie nun eine Therapie begonnen und muss lernen, dass ihr kein Automat der Welt bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse helfen kann.
    Amir war der König in der Spielhalle, verzockte in einer Nacht auch mal 10 000 Euro, erzählte seinen Freunden von spektakulären Weltreisen, von denen er aber keine einzige tatsächlich machte. Er konstruierte ein perfektes Lügengerüst, das keiner durchdringen sollte. Adrian dagegen sucht verzweifelt nach Antworten, warum er die Glücksspielsucht seines Sohnes Tjark nicht erkannt hatte. Er will verstehen, wie es sein kann, dass das Glücksspiel über den 23-Jährigen die komplette Kontrolle bekam und warum es für ihn keinen Ausweg mehr gab. Die „37°“-Reportage gewährt einen Einblick in die Welt der Spielsüchtigen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 27.07.2021ZDF
  • Folge 1049 (30 Min.)
    Unsere eigene Farm Selbstversorgen lernen Seit 2019 bauen sich Michael und Sara Niedrig mit Sohn Max ein Leben als Selbstversorger auf. SRF/​ZDF Studios
    Gemüse und Obst im eigenen Garten anzubauen, ist ein Trend in Deutschland. Die eigene Farm verspricht Unabhängigkeit und mehr Gesundheit. Doch der Weg zur Selbstversorgung ist steinig. Sich selbst mit dem versorgen, was der Boden oder vielleicht sogar der Stall hergibt, der Vorstellung haftet etwas Romantisches an. „37°“ begleitet ein Jahr lang zwei Familien, die ernsthaft selbst produzieren wollen, doch dabei auch ihre Grenzen kennenlernen. Sara und Michael Niedrig lebten bis vor einem Jahr mit ihren zwei Kindern in einer Dreizimmerwohnung in Köln.
    Das dritte Kind ist unterwegs und damit der Entschluss gereift, ihr Leben von Grund auf zu ändern. „Ich habe mir gewünscht, dass meine Kinder frei laufen und sehen, wie ein Radieschen wächst“, sagt die ehemalige Leistungssportlerin Sara. Ihr Abenteuer Selbstversorgung beginnt in Kall in der Eifel. Die beiden haben ein 250 Jahre altes Gut gekauft mit sechs Hektar Land und Wald und 2000 Quadratmetern Nutzfläche. Einen Permakultur-Garten anzulegen, das ist das Ziel der 36 Jahre alten Mutter.
    Obstbäume und Gemüse sollen hier wachsen. Sara ist sich bewusst, dass Selbstversorgung nicht einfach ist, zumal sie keinerlei Erfahrung mit säen und pflanzen hat. Wer den Großteil seiner Lebensmittel selbst produzieren will, braucht viel Zeit und Engagement und eine hohe Frustrationstoleranz. Das erlebt auch das Paar. Saaten gehen nicht an wie erhofft, Braunfäule vernichtet die komplette Tomaten-Ernte, an den Erdbeersträuchern hängt keine einzige Frucht.
    Ihr Wissen sammeln die beiden Selbstversorger in Tutorials aus dem Internet und von benachbarten Bauern, die dem jungen Paar gern Unterstützung geben, sie allerdings vor der Allmacht der Natur auch nicht beschützen können. Es ist ein Lehrjahr, das die „37°“-Dokumentation begleitet, in dem die Familie neben der Erfahrung von Niederlagen auch viele Erkenntnisse gewinnt. Der 40 Jahre alte Michael war Profifußballer und ist jetzt Manager beim Kölner FC. Er bilanziert nach den ersten Monaten, dass er noch „kein Naturbursche“ sei, und doch erkennen müsse, „dass die Natur bei allem eine gute Idee hat“.
    Auf die Idee, seinen zum Grundstück gehörenden Teich mithilfe einer Bakterienkultur vor der Verschlammung zu retten, wäre er ohne die Hilfe eines Biobauern nicht gekommen. Seinen Job will der Familienvater dennoch nicht aufgeben, dazu ist die Selbstversorgung noch nicht ertragreich genug. Hat das Projekt der Familie Niedrig Aussicht, in den nächsten Jahren erfolgreich zu werden? Wie viel Arbeit es ist, seine Lebensmittel selbst anzubauen, haben beide zwar geahnt, aber doch unterschätzt.
    Auch wenn Saras Eltern mit auf das Gut gezogen sind und das Modell Mehrgenerationenhaus leben, sehen doch alle mit Sorge, wie sehr Sara zwischen Garten, Haushalt und Kindern getrieben wird. „Meine Frau tendiert dazu, manchmal die Grenzen nicht zu finden“, resümiert Michael, und Karl-Heinz Goller, sein Schwiegervater, ergänzt: „Es ist einfach eine Schweinearbeit.“ Selbstversorger brauchen, wenn sie ihr Projekt auch mit Nachhaltigkeit anlegen wollen, einen langen Atem.
    Den haben Christiane und Martin Schreder auf ihrer kleinen Farm in Rickelrath am Niederrhein. Konsequent hat das Ehepaar seinen Anspruch, kaum noch etwas dazu zu kaufen, umgesetzt. „Wir müssen so die gängigen Sachen einkaufen, Schokolade und Klopapier, und wir kommen mit dem Wocheneinkauf so mit 15 Euro ungefähr zurecht“, erklärt Christiane. Seit 2007 haben sich die beiden immer neue Ziele gesetzt, um ein autarkeres Leben führen zu können.
    Auf 1400 Quadratmetern baut das Ehepaar nicht nur Gemüse an, sondern betreibt auch eine kleine Viehzucht aus Ziegen, Hühnern und Kaninchen, die zum Teil auch selbst geschlachtet werden. Für den gelernten Landschaftsgärtner Martin sind Schlachttage immer noch besondere Tage, die „mit Sicherheit keinen Spaß machen, aber eben dazugehören“. Martin wurde nicht ganz freiwillig zum Selbstversorger. Seit seiner Augenerkrankung ist der 55-Jährige nahezu blind: „Man fragt sich wirklich, ist das Leben noch lebenswert?“, erinnert er sich.
    Der Hof, das Leben mit den Jahreszeiten haben ihm neuen Sinn gegeben, auch wenn es immer wieder neue Herausforderungen und Niederlagen gibt. Die Kartoffelernte 2020 fällt mager aus, zu viel Sonne. Der Weißkohl im Herbst ist aufgeplatzt, zu viel Regen. Christiane arbeitet weiter als Assistentin der Geschäftsführung, weil sie nicht allein von den Erträgen des Hofes leben könnten. „Ich finde es sehr angenehm, dass es doch etwas wie ’ne Rente geben wird.“ Gerade sind neue Ziegen zur Welt gekommen.
    Milch-Lieferanten für den Käse, die Martin auf dem Wochenmarkt verkauft. Mal mehr, mal weniger, ein Saisongeschäft. Was beide bekümmert: Nicht alle Nachbarn sind glücklich darüber, Selbstversorger in ihrer Nähe zu haben. Immer wieder gibt es Streit und gerichtliche Auseinandersetzungen, wegen des Tierlärms und der Geruchsbelästigungen. Die Selbstversorger-Romantik hat auch ihre Schattenseiten. Doch Martin und Christiane wollen weitermachen und demnächst auch ihr eigenes Brot backen und verkaufen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 03.08.2021ZDF
  • Folge 1050 (30 Min.)
    Braunkohle – einst Energiemotor der DDR und bis heute wichtigster Arbeitgeber in der Lausitz. 2038 ist spätestens Schluss. Der Kampf der Menschen um Zukunft und Überleben hat begonnen. Nach der Wende kam die erste große Entlassungswelle. Jetzt müssen alle, die von der Kohle leben, mit dem endgültigen Ausstieg klarkommen. Gut für die Umwelt – eine Herausforderung für die Menschen. „37°“ hat sie durch ein Jahr im Umbruch begleitet. Die Industriearbeiterstadt Hoyerswerda steht für den Aufstieg und Untergang der Braunkohle-Ära.
    Die Einwohnerzahl der Stadt hatte sich zu DDR-Zeiten verzehnfacht, doch heute kämpft sie gegen Einwohnerverlust und Überalterung. Eine Platte nach der anderen wird abgerissen. Ramona, 55 Jahre alt, hat 15 Jahre als Maschinistin in der Kohle gearbeitet. „Haste Geld verdient, das hat sich rumgesprochen“, sagt sie. Dann kam die Wende. Über 70 000 Stellen wurden in den 1990er-Jahren in der Lausitzer Kohleindustrie gestrichen, auch Ramonas. Keiner brauchte mehr Maschinistinnen. Heute arbeitet sie bei einem sozialen Träger in Hoyerswerda, zu dem auch die Tafel gehört.
    Den Lohn bezahlt das Arbeitsamt durch ein Förderprogramm für Langzeitarbeitslose. Ramona geht es wie vielen in der Lausitz: Arbeitslosenhilfe, Umschulung, Hartz IV und die nächste Weiterbildung. Doch bis heute hat sie nicht aufgegeben. Der Film begleitet sie bei ihren unermüdlichen Versuchen, noch einmal eine reguläre Arbeitsstelle zu finden. Michael, 61 Jahre alt, ist Steiger im Tagebau Jänschwalde bei Cottbus. Wenn er bei Sonnenaufgang in den Tagebau fährt und die großen Bagger sieht, ist er glücklich.
    Die Vorstellung, dass er einmal als Bergmann nicht mehr gebraucht wird, schmerzt ihn. Eine Lausitz ohne Kohle ist unvorstellbar für Michael. Der Tagebau, die Braunkohle, die Kumpels, sie haben Michaels Leben geprägt. Seine Sorge ist, „dass insgesamt die Gegend unattraktiv wird. Entweder hohe Arbeitslosigkeit oder die Leute ziehen der Arbeit hinterher.“ Die meisten von Michaels Kollegen „können sich keine Veränderung mehr vorstellen“. Doch das Ende rückt jeden Tag näher. 2023 wird im Tagebau Jänschwalde bereits Schluss mit der Kohleförderung sein.
    Für Michael wird es ein schmerzhafter Tag werden. „Wenn der Bagger vor der Türe steht, dann bleibt keine andere Wahl“, sagt Marianne, 81 Jahre alt. Die Angst, dass sie ihr Haus wegen der Kohle räumen muss, begleitet sie ihr ganzes Leben. „Wenn ich das bei vollem Bewusstsein erleben müsste, das wäre sehr hart.“ Der Ort Proschim steht auf der Liste der Dörfer, die als Nächstes abgebaggert werden könnten. Bei Wind kann man die Bagger vom Tagebau Welzow-Süd hören, die unaufhörlich weiter graben.
    Zu DDR-Zeiten hat Marianne in der LPG die Rinderzucht geleitet. Sie ist in Proschim geboren und hat ihr Leben dort verbracht. Das Dorf ist tief gespalten in jene, die ihr Haus gewinnbringend an den Kohlebetreiber verkaufen, und jene, die den Ort retten wollen. „Man grüßt sich, man unterhält sich, aber man unterhält sich nicht über Kohle.“ Solange sie kann, will sie kämpfen, dass der Ort auch die nächsten 100 Jahre erhalten bleibt. „Ich bin eine stolze Lausitzerin“, sagt Abim. Und wenn es möglich ist, soll das auch so bleiben.
    2002 kam sie aus Kamerun, hat in Cottbus promoviert, drei Kinder zur Welt gebracht und eine Arbeitsstelle bei der LEAG gefunden, dem Kohlebetreiber in der Lausitz. Doch Kohleausstieg heißt auch Personalabbau. Abims Arbeitsvertrag bei der LEAG wurde nicht verlängert. Doch sie zweifelt, dass sie und ihre Kinder in der Lausitz noch eine Zukunft haben. Gerade die Coronapandemie hat die Situation auf dem Arbeitsmarkt zusätzlich erschwert. Abim ist 43 Jahre alt und alleinerziehende Mutter.
    Ihre drei Töchter wollen unbedingt bleiben. „Ich denke, dass für meine Kinder hier die Zukunft nicht so groß ist. Aber es wäre schön, wenn nicht alle umziehen oder wegziehen.“ Ob sie bleiben kann, ist offen. Hoa und Tschiu kamen zu DDR-Zeiten in den 1980er-Jahren aus Vietnam in die Lausitz als sogenannte Vertragsarbeiter. Tschiu arbeitete in der Kohle, Hoa im Textilkombinat. Doch mit der Wende endete auch ihre Arbeit. Es begann ein Überlebenskampf in einer immer strukturschwächer werdenden Lausitz. Auch das politische Klima machte es nicht leichter.
    Die Anschläge gegen Vietnamesen und Mosambikaner der „Lausitzer Braunkohle AG“ 1991 in Hoyerswerda gingen um die Welt. Heute betreibt das Ehepaar ein Teehaus in Lauchhammer. Es ist ein Existenzkampf, der keinen Ruhetag ermöglicht. „Die Alten sterben, die Jungen sind weg, die ein bisschen gut verdienen, machen jetzt Onlineshopping.“ Aufgeben ist keine Option für das Ehepaar, denn die Lausitz ist ihr Zuhause geworden: „Hier sind wir angekommen.“ Der Braunkohlebetreiber LEAG ist heute noch der größte Arbeitgeber der Region Lausitz.
    Er sichert knapp 8000 Menschen ihren Lebensunterhalt. Weitere 5000 sind als Dienstleiter oder Zulieferer indirekt von der Braunkohleindustrie abhängig. Doch ihre CO2-Bilanz ist katastrophal. Das Verbrennen fossiler Energie schadet massiv der Umwelt. Daher soll bis spätestens 2038 damit Schluss sein. Es ist das Ende einer Ära und einer der größten wirtschaftlichen und sozialen Umbruchsituationen in der Lausitz seit der Wende. Die Sorgen und Ängste vieler Menschen, wie es weitergehen soll, sind gewaltig. Die Lausitz gilt heute schon als strukturschwach. Was wird sein, wenn die letzten Tagebaue schließen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 10.08.2021ZDF
  • Folge 1051 (45 Min.)
    Der Hochzeitsmarsch ertönt, die Gäste warten gespannt, endlich kommen die Brautleute. „37°“ begleitet drei Paare auf ihrem Weg zum Jawort. Warum wollen sie heiraten, und wie tun sie es? Öffentliche Liebesbekundung, religiöses Eheversprechen oder ein unvergesslicher Event? Was bedeutet Heiraten für Paare heute? Warum ist es so angesagt? Ein Lebensmoment, der für viele in ihrer Biografie keinesfalls fehlen darf. Oft sehr teuer und über Monate geplant. Die Kurven der Hochzeitsstatistiken gingen in den vergangenen Jahren sichtlich nach oben.
    Immer mehr Paare entscheiden sich für den Bund fürs Leben, obwohl mittlerweile so ziemlich jede erdenkliche Lebensform möglich ist. Corona hat zwar für eine zwischenzeitliche Stagnation der Zahlen gesorgt, denn viele Paare konnten ihre Hochzeitspläne nur abgespeckt oder gar nicht umsetzen. Aber sobald die Pandemie vorbei ist, werden Hochzeiten wieder boomen; da sind sich Weddingplaner*innen sicher. Nadia und Thomas, beide Mitte 30, möchten ihre Beziehung mit dem Eheversprechen „auf eine andere Stufe heben“ – für sie der Anlass für ein Fest der Extraklasse: glamourös, luxuriös und wie aus dem Bilderbuch.
    Eine Weddingplanerin ist auch mit dabei: Svenja Fischer gestaltet Hochzeiten der Superlative, nicht selten für Vertreter der High Society. Mit dem Stuttgarter Paar geht sie durch den Vorbereitungs- und Organisationsdschungel, den so eine Luxus-Hochzeit mit sich bringt. Welche Deko? Welche Teller? Welche Blumen? Band oder DJ? Rund 60 000 Euro ist die Hochzeit am Ende wert.
    Von den Dienstleistern höchst professionell auf die Beine gestellt und durchgeplant bis zum Letzten – für Nadia und Thomas der schönste Tag ihres Lebens? Marian und Basti gehen ihre Hochzeit ganz anders an: „Do it yourself“ heißt hier die Devise. Das Paar heiratet standesamtlich und hat Spaß an der Organisation, die das Ganze mit sich bringt. Aus den Händen geben möchten die zwei Hannoveraner so wenig wie möglich. Dafür werden Familie und Freundeskreis umso mehr in die Vorbereitungen mit eingespannt.
    Sowohl für Basti, 40, als auch für Marian, 32, ist ihre Eheschließung zwar auch ein Ausdruck von Gerechtigkeit und Gleichstellung, doch in erster Linie ist sie für beide Liebesbekundung und Treueversprechen. Als drittes Paar wollen sich Franzi und Ante das Jawort geben. Die 32-jährigen Berliner sind seit über 14 Jahren zusammen. Schon lange ist klar: Sie werden heiraten, kirchlich. Und das, obwohl Franzi nicht einmal getauft ist. Ante hingegen kommt aus einer kroatischen, katholischen Familie.
    Wenn er „Ja“ sagt, dann auch vor Gott. Seine zukünftige Frau ist bereit, diesen Schritt mitzugehen. Die Trauung soll in Kroatien stattfinden – eine sogenannte Destination-Wedding also. Solche Auslandshochzeiten boomen. Die Insel Krk, auf der die Trauung stattfinden soll, hat für Ante eine besondere Bedeutung. Als Kind hat er dort immer seine Ferien verbracht. Corona und die damit verbundenen Einschränkungen machen diesen Hochzeitsplan allerdings zu einem nervenaufreibenden Vorhaben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 17.08.2021ZDF
  • Folge 1052 (30 Min.)
    In vielen Familien wohnen Jung und Alt Hunderte Kilometer voneinander entfernt. Einige Senioren wagen deshalb einen großen Schritt und ziehen ihren Kindern hinterher. So schön ein Neustart sein kann, der Umzug ist auch mit Risiken verbunden: Wenn die Generationen sich wieder näher sind, kann es auch mal zum Krach kommen. Die Senioren müssen in der neuen Heimat Fuß fassen, und manchmal steht für die Jüngeren sogar die Pflege an. Einen alten Baum verpflanzt man nicht, heißt es. Und dennoch steht für die 88-jährige Elisabeth noch einmal ein Umzug an.
    Aus dem Ruhrgebiet wird sie nach Friesland in die Wohnung ihrer Tochter Maria, 69, ziehen. Jahrzehnte hat Elisabeth bis dahin in ihrer großen Wohnung gelebt, war der Mittelpunkt der Familie, Ankerpunkt für Kinder und Enkelkinder. Marias Schwester und Marias Schwägerin haben sich hier auch zuletzt um sie gekümmert, als sie immer gebrechlicher wurde. Doch auf Dauer ging es so nicht weiter – ins Heim sollte Elisabeth aber nicht. So entschied sich Maria, ihre Mutter zu sich nach Hause zu holen. „Sie hat immer gearbeitet, immer alles ermöglicht.
    Jetzt ist es für mich selbstverständlich, sie zu begleiten“, sagt Maria. Wie ihre Mutter alles findet, kann Maria nur erahnen. Denn in einem längeren Gespräch richtig austauschen kann sie sich mit ihr nicht mehr. Das Kistenpacken und der Abschied vom alten Haus sind mit Tränen verbunden. Werden Elisabeth und Maria den gemeinsamen neuen Lebensabschnitt meistern? Eugen und Annette zogen 2019 mit 68 und 69 Jahren von Oberbayern nach Oberfranken. „Für uns hat sich die Frage gestellt, wie lange wir das mit dem Haus und dem großen Garten noch packen“, sagt Eugen.
    Und sie haben einfach keine Lust mehr auf die über 300 Kilometer lange Strecke zu Judith, der Tochter von Annette und Stieftochter von Eugen. Die beiden Senioren möchten ihre Enkel häufiger sehen – und Judith freut sich über Hilfe bei der Kinderbetreuung. Doch Eugen und Annette wollen auch Kontakte außerhalb der Familie knüpfen und neue Freunde finden. Bewusst sind sie deshalb nicht in die direkte Nachbarschaft von Judiths Familie gezogen. Aber klappt die Balance zwischen Nähe und Abstand? Margret zieht Anfang 2018 mit 81 Jahren von Sachsen an den Starnberger See zu ihrem Sohn Frank.
    Doch trotz wunderbarer Landschaft: So richtig wohl fühlt sie sich in Bayern auch heute noch immer nicht. „Die Mentalität der Leute ist einfach ganz anders“, findet Margret. Und die vielen Ausflugsfahrten, die sie vorhatte, um Land und Leuten vielleicht doch näherzukommen und Bekanntschaften zu schließen, sind wegen Corona weggefallen. In ihrer Wohnung in einer Anlage für betreutes Wohnen fühlt sie sich oft allein.
    Ihr Sohn Frank ist noch berufstätig und hat nicht immer Zeit. In der alten Heimat aber hat Margret noch jede Menge Freundinnen und Bekannte. War ihre Entscheidung umzuziehen falsch? Die „37°“-Reportage zeigt, welche Herausforderungen und auch schönen Momente das Zusammenrücken der Generationen mit sich bringt. In Zeiten des demografischen Wandels und weit voneinander entfernten Familienangehörigen beantwortet der Film eine Frage, die sich sicher viele stellen: „Im Alter in der vertrauten Heimat bleiben – oder doch den Kindern hinterherziehen?“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 24.08.2021ZDFDeutsche Online-PremiereDi 17.08.2021ZDFmediathek
  • Folge 1053 (30 Min.)
    Geschätzt zwei Millionen Menschen in Deutschland haben im Erwachsenenalter noch keine oder kaum sexuelle Erfahrungen gemacht, obwohl die meisten von ihnen sich das wünschen. „37°“ begleitet Menschen, die noch keine Liebesbeziehung hatten, und geht der Frage nach, warum es bisher nicht dazu gekommen ist. Christophe ist 49 Jahre alt und ungeküsst. Der Künstler aus Ostfriesland hofft, der Frau fürs Leben noch zu begegnen. „Was mir fehlt, ist die Liebe. Und ich glaube, sie ist ganz wichtig für jeden Menschen. Ich finde, Einsamkeit ist schrecklich“, erzählt er. Heute lebt Christophe gemeinsam mit seiner Mutter im Elternhaus.
    Wegen eines traumatischen Erlebnisses in seiner Kindheit ist er sehr schüchtern geworden, vor allem Frauen gegenüber. „Wenn ich einer Frau begegne, die mir gefällt, traue ich mich nicht, sie anzusprechen.“ Trotzdem blickt Christophe optimistisch in die Zukunft. „Es war bislang nicht alles schön, aber es kann noch vieles schön werden.“ Johanna, 48 Jahre alt, lebt allein. Die Erzieherin hat sich immer eine Familie gewünscht. Doch auch sie wartet noch auf ihre erste Liebe. Johanna ist in einem religiösen Umfeld aufgewachsen, in dem Sexualität tabuisiert wurde.
    „Diese Moralvorstellung hat mich einfach in meiner Entwicklung gebremst“, erzählt Johanna. Jetzt will sie das ändern und besucht seit einiger Zeit ein Coaching bei Sexualtherapeutin Monika Büchner. Die Buchautorin hat sich auf die sogenannten Absolute Beginners spezialisiert. Ihre Klient*innen sind zwischen Anfang 20 und Ende 50. Bei allen sei der Leidensdruck groß, berichtet die Sexologin. Sie weiß, dass es den Betroffenen oft an Berührungen fehle. Viele sind das letzte Mal in ihrer Kindheit berührt worden. Mit gezielter Körperarbeit will sie die Sinne wieder aktivieren.
    Jana Crämer ist Buchautorin und als Botschafterin für die sogenannte Body-Positivity-Bewegung in den sozialen Netzwerken aktiv. Die 38-Jährige sagt ganz offen: „Ich habe noch nie jemanden geküsst oder Händchen gehalten. Bin ich jetzt ein Alien?“ Früher litt Jana an einer Essstörung, am sogenannten Binge Eating: hungern, Fress-Attacken und Erbrechen im Wechsel. In ihrer schlimmsten Phase wog sie 180 Kilogramm. Inzwischen hat sie fast 100 Kilogramm abgenommen und zeigt sogar Aktfotos von sich im Netz. Zu den Themen Sexualität und Partnerschaft hat sie ihren ganz eigenen Weg gefunden – unterstützt von ihrem besten Freund, dem Sänger Batomae. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 31.08.2021ZDF
  • Folge 1054 (30 Min.)
    Loreen und Lydia erlebten auf unterschiedliche Weise Schicksalsschläge, die kaum zu ertragen sind. Wie verkraften es Eltern, wenn ihr Kind tot zur Welt kommt? Wie gehen sie damit um? Leben und Tod, Geburt und gleichzeitiger Verlust des Neugeborenen sind eine schmerzliche Erfahrung, die Außenstehende kaum nachvollziehen können. Diese Kinder, die nie das Licht der Welt erblickt haben, bleiben als Sternenkinder für immer in den Herzen ihrer Eltern. Loreen (32) ist überrascht, als sie von ihrer Schwangerschaft erfährt.
    Ihr Fokus liegt auf Karriere – ein Kind war nie Teil ihrer Lebensplanung. Aber sie gewöhnt sich rasch an den Gedanken und durchlebt eine schöne Schwangerschaft. Bis kurz vor der Geburt etwas passiert. Zwei Wochen vor der Entbindung plagt Loreen ein extremer Juckreiz, den sie nicht einordnen kann. Mehrfach konsultiert sie ihre Gynäkologin, bis Loreen selbst im Internet eine seltene Verdachtsdiagnose findet: Cholestase. Diese seltene Erkrankung in der Schwangerschaft erfordert eigentlich eine engmaschige Betreuung von Mutter und Kind, die Loreen aber nicht bekommt.
    Ihre Ärztin spielt ihren Zustand herunter, nimmt die werdende Mutter nicht ernst. Wenige Tage vor dem errechneten Geburtstermin spürt Loreen ihre ungeborene Tochter Kira ein letztes Mal im Bauch. Auf dem Weg zum wöchentlichen Kontrolltermin durchfährt sie plötzlich ein Schauer. Das CTG bestätigt ihr Gefühl der Angst. Die Ärztin findet keine Herztöne mehr, auch auf dem Ultraschall kein Lebenszeichen. „Danach habe ich nichts mehr richtig mitbekommen.“ Loreen kann sich an die Zeit nur wie im Nebel erinnern.
    Nach weiteren Untersuchungen steht fest, dass ihre Tochter Kira, die bis dahin völlig gesund war, nicht mehr lebt. Die nächsten 48 Stunden sind extrem. Bei der Entbindung spürt sie dieselben Glücksgefühle wie Mütter lebender Kinder: „Ich fand sie wunderschön“, erzählt sie stolz von ihrer Tochter Kira. Gleichzeitig ist sie unendlich traurig. Auch ihr Mann ringt um Fassung. Noch heute überfallen Loreen Schuldgefühle; sie wirft sich vor, keine zweite Meinung eingeholt zu haben, als sie den Verdacht Cholestase hatte.
    Kurz nach Kiras Tod wird Loreen erneut schwanger. Die neun Monate mit ihrem zweiten Kind im Bauch sind emotional und angsterfüllt, aber Merle kommt gesund zur Welt. Ihr Sternenkind Kira ist nach wie vor Teil von Loreens Alltag. Der tägliche Gang zum Friedhof ist ihr wichtig, wirkt fast therapeutisch. Lydia (33) und Dietmar (40) sind eine glückliche, kleine Familie.
    Sie haben bereits ihre Tochter Greta (2), als Lydia mit ihrem zweiten Wunschkind schwanger wird. Die Freude ist riesig. Doch in der 13. Woche erfahren die werdenden Eltern, dass ihr ungeborenes Kind eine genetische Erkrankung hat, das sogenannte Edwards-Syndrom. Die Erkrankung stört die Entwicklung, führt zu Organfehlbildungen und mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit zum Tod des Kindes – noch bevor es zur Welt kommt. Lydia und Dietmar setzen sich lange mit der Diagnose auseinander. Übersteht das Baby die risikoreiche Schwangerschaft, könnte es später ein relativ normales Leben führen.
    Lydia und Dietmar sind sich der nur sehr geringen Lebenschance ihrer zweiten Tochter bewusst, entscheiden sich dennoch gegen einen möglichen Schwangerschaftsabbruch. Bei jedem Arztbesuch rechnen die werdenden Eltern damit, keinen Herzschlag mehr zu hören. Aber das kleine Mädchen ist eine Kämpferin: Fast ist die Mitte der Schwangerschaft erreicht, und das Baby lebt. Die Zeit ist geprägt von zwiespältigen Gefühlen: Momente der Angst, sobald Lydia etwas Ungewöhnliches im Bauch spürt, und Momente der Freude, wenn die kleine Tochter sich bemerkbar macht.
    Sie scheint so stark zu sein, dass Lydia und Dietmar Hoffnung schöpfen. Doch in der 25 Woche der Schwangerschaft spürt die werdende Mutter, dass etwas nicht stimmt. Die Untersuchung bestätigt, das Herz der Kleinen hat aufgehört zu schlagen. Lydia und Dietmars kleine Tochter Lenna wird tot auf die Welt kommen. Mit einer Trauerbegleiterin suchen die verzweifelten Eltern nach einer Form des Abschieds. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 07.09.2021ZDF
  • Folge 1055 (30 Min.)
    Frei leben abseits der Zivilisation: Marc und Günther haben ihren Traum verwirklicht. Ihr radikaler Lebensentwurf hat auch Schattenseiten. Dennoch halten sie an ihrem Zuhause im Wald fest. Marc hat nach einem Burn-out der Zivilisation den Rücken gekehrt. Günther lebt seit 60 Jahren allein im Wald. Die harte Arbeit ist Therapie für ihn. „37°“ begleitet ein Jahr lang zwei Männer, die sich für ein Leben im Einklang mit der Natur entschieden haben. Seit 2014 ist der Wald bei Grasellenbach das Zuhause von Marc Freukes (46). Hierhin verschlug es den ehemaligen Golflehrer nach einer schweren Lebenskrise.
    Durch das Leben in der Natur fand Marc zurück zu sich selbst und schöpfte neuen Mut. „Ich hatte vorher Existenzängste. Die Frage, wie ich wohnen will, wie ich leben will – die war vorher komplett unbeantwortet. Und die hat sich hier draußen sehr stark herauskristallisiert.“ Statt durch Golfstunden für Bundesligisten und Besserverdienende verdient er sein Geld heute durch Wildnis-Kurse für Naturbegeisterte. Viel braucht Marc nicht zum Glücklichsein. Doch auch sein neues Refugium ist bedroht.
    In Deutschland ist es grundsätzlich nicht erlaubt, ohne Sondergenehmigung im Wald zu bauen. Seine 19 Quadratmeter große Jurte im Odenwald hatte Marc aber illegal errichtet. Deshalb liegt er schon seit Jahren mit den örtlichen Behörden im Clinch. Im Sommer 2020 kommt es zum Showdown: Marcs Hütte soll nach jahrelangen Auseinandersetzungen zwangsgeräumt und abgerissen werden. Im letzten Moment können Marc und die Behörden eine vorläufige Einigung aushandeln. Doch Marc muss erkennen, dass sein Traum vom Leben im Einklang mit der Natur und deutsche Gesetze nur schwer miteinander vereinbar sind.
    Deshalb muss er erneut umdenken. Der Kontakt zu seiner Familie ist nie abgerissen, obwohl Marcs Mutter Ulrike seinem Lebensentwurf, der für sie „ein Extrem“ ist, nichts abgewinnen kann. Eine Rückkehr in sein altes Leben kommt jedoch für ihren Sohn nicht infrage. Schweren Herzens verlässt Marc seine selbst gebaute Wohnstätte und zieht in einen Bauwagen, den er sich mit einfachen Mitteln herrichtet. Von 19 Quadratmetern bleiben nun etwas mehr als zehn. Wie werden die Behörden dem eigensinnigen Waldbewohner zukünftig begegnen? Günther Hamker (80) lebt seit er Anfang 20 ist abseits der Zivilisation in Niedersachsen.
    Er stammt aus einer großbürgerlichen Familie. Sein Großvater, ein Margarine-Fabrikant, schenkte ihm ein 80 Hektar großes Waldstück nahe der Bodensteiner Klippen in Sehlde. Der Wald wird Günthers Lebenselixier. Er zieht in eine bescheidene Jagdhütte, teilt sein Zuhause mit Siebenschläfern und Mäusen: „Geliebt habe ich den Wald schon immer, schon als ich das erste Mal mit meinem Großvater hier oben war, es war für mich ein Traum.“ Eigentlich wollte Günther Arzt werden, verdient sich das Geld fürs Studium als freier Forstwirt.
    Der Leistungsdruck ist immens. In seiner Familie gehörte Alkohol mit zum guten Ton – Günther trinkt immer mehr. Als es schon fast zu spät ist, wendet er sich an die Anonymen Alkoholiker und schafft den Entzug. Jetzt kommt ihm die Abgeschiedenheit zugute. Die festen Abläufe und die körperliche Arbeit im Wald geben ihm Halt und sind Therapie für ihn: „Der Wald hat mich gerettet. Ich habe schnell gemerkt, dass es nicht mehr die vielen Wenns und Abers gibt, die ich sonst in meinem Leben hatte.“ Seine entbehrungsreiche Art zu wohnen wirkte auf Frauen abschreckend: Nur eine hielt es fünf Jahre in Günthers spartanischen Zuhause mit ihm aus.
    Vor allem im Winter bedeutet Leben dort oben Überleben. Inzwischen schafft der 80-Jährige die viele Arbeit nicht mehr ganz allein. Manchmal hilft ihm ein guter Freund beim Holzfällen. Doch wenn es stürmt oder schneit, ist Günther von der Außenwelt abgeschnitten, die Telefonleitung oft lahmgelegt.
    Sollte ihm etwas zustoßen, käme jede Hilfe zu spät. Auch die Zerstörung seines Lebensraums beobachtet Günther mit Sorge: Drei Jahre Dürre und der Borkenkäfer haben dem Wald extrem zugesetzt, über die Hälfte der Bäume um seine Hütte herum mussten abgeholzt werden. „Wir müssen lernen, im Einklang mit der Natur zu leben anstatt sie auszubeuten“, sagt Günther, der jahrelang gegen das Waldsterben gekämpft hat. Wie lange wird er sein autarkes, selbstbestimmtes Leben noch führen können? Ein „37°“-Film über zwei Männer, die wenig Kompromisse eingehen – werden sie ihrer radikalen Lebensweise treu bleiben können? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.09.2021ZDF
  • Folge 1056 (30 Min.)
    Etwa 500 000 Witwen und Witwer im Alter zwischen 20 und 50 gibt es in Deutschland. Oft haben sie noch kleinere Kinder und müssen ihr so nie gewolltes Leben plötzlich allein meistern. Sie wollten zusammen alt werden, ihre Kinder großziehen. Damit ist es vorbei. „37°“ begleitet zwei Frauen und einen Mann bei dem Versuch, als Witwen und Witwer in die emotionale Normalität und in so etwas wie einen Alltag zurückzufinden. Wie gelingt das? Am Morgen des 14. November 2019 ist die Welt für Anja (39) noch in Ordnung. Die diplomierte Gesundheitsökonomin, die wie ihr Ehemann bei einer Krankenkasse beschäftigt ist, legt an diesem Tag die Prüfung als Yogalehrerin ab, den Sport, den sie in ihrer Freizeit so gern betreibt.
    Auch Ehemann Sebastian ist sportlich unterwegs und gilt als kerngesund. Als am späten Abend dieses Tages das Handy klingelt, ist nichts mehr wie zuvor. Anja wird in die Sporthalle gerufen, wo der Ehemann völlig unerwartet an einem Herzinfarkt stirbt. Mit 41 Jahren. Anjas Kinder, die Tochter 14, der Sohn 17, versuchen, den Verlust des Vaters mit sich selbst auszumachen. Anja wird von Freunden und Verwandten unterstützt.
    Deren Nähe ist unentbehrlich, wenn Erinnerungsdaten wie Geburtstage, Hochzeitstage und so weiter anstehen. Die Arbeit, die Kinder, der Sport helfen ihr bei den extremen Gefühlsschwankungen. Ob das Leben je wieder schön sein wird? Julia ist mit gerade mal 30 Jahren schon Witwe. Ihr Ehemann stirbt mit 45, auch nach einem Herzinfarkt. Seitdem lebt Julia allein mit ihrem – beim Tod des Ehemannes – noch nicht zweijährigen Sohn in einem niedersächsischen Dorf. Nicht nur die Trauer fordert die letzte Energie.
    Neben der emotionalen Krise gilt es, auch die finanzielle durchzustehen, denn die Kredite für ihr Haus laufen weiter. Die Witwenrente ist gering. Bis zu seinem Tod hatte ihr Ehemann Joachim, gelernter Schreiner, später Erziehungshelfer, den Sohn in Elternzeit betreut und auch beim Aus- und Umbau des Hauses fast alles selbst gemacht. Julia verdiente das Geld. Allein mit dem kleinen Kind kann sie nicht mehr so viel arbeiten. Wie soll sie all die Rechnungen bezahlen? Wo bringt sie ihren Sohn unter, wenn sie zur Arbeit fährt? Diese Unsicherheiten und das Gefühl, mit allem allein zu sein, bringen sie in eine so starke seelische Notlage, dass sie krankgeschrieben wird.
    Als sie wieder arbeiten gehen kann, kommt Corona, und ihr Sohn muss zu Hause betreut werden. Ihr Streben, über die Arbeit wieder in einen ausgeglichenen Tagesrhythmus zu kommen, mündet in einen lähmenden Stillstand. Wird das je wieder anders werden? Nach zwei Jahren Hoffen und Bangen im Kampf gegen einen Tumor verliert der 47-jährige Stephan aus dem Allgäu seine Ehefrau Heike (38). Für seine beiden Kinder, heute drei und neun, muss er lernen, „Familienmanager“ zu sein.
    Das hat zuvor seine Ehefrau übernommen. Verwandte, die ihm im Alltag helfen könnten, hat er nicht. So wird sein Tagesablauf durch Hausarbeit und die Beschäftigung mit den Kindern bestimmt. Er selbst ist – nach mehreren Operationen am Arm – krankgeschrieben. Eigentlich bräuchte er wegen der Kinder psychologische Hilfe. Nur sind die Termine dafür Monate im Voraus ausgebucht. Die bürokratischen Kämpfe mit den Behörden wegen einer Haushaltshilfe und die ärztlichen Gutachten sind zermürbend. Dazu kommt die Ungewissheit, ob er nach über anderthalbjähriger Krankschreibung seine Arbeit im Außendienst bei den Stadtwerken jemals wieder aufnehmen kann.
    Rat sucht er sich – wie viele Betroffene – im Netz; im Austausch mit anderen jung verwitweten Frauen und Männern. Von Beantragung der Witwenrente bis hin zu Fragen, wie er das Weihnachtsfest allein mit den Kindern gestalten soll. Über dieses Forum kommt er mit einer 39-jährigen Witwe in Kontakt, die wie er zwei Kinder hat. Was zunächst nur ein Informationsaustausch war, wird nach einiger Zeit persönlicher. Nach Monaten entsteht der Wunsch zu einem Treffen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 21.09.2021ZDF
  • Folge 1057 (30 Min.)
    Mit der Machtübernahme der Taliban verlieren vor allem die Frauen und Mädchen in Afghanistan ihre Freiheit. Wie kämpfen sie – von Deutschland aus – um ihre Selbstbestimmung? Wer kann, verlässt Afghanistan. Gerade Frauen müssen dort um ihr Recht auf Bildung, körperliche Unversehrtheit und ein Leben in Freiheit fürchten. „37°“ begleitet eine Politikerin, eine Anwältin und eine deutsche Aktivistin bei ihrem Kampf um „ihr“ Afghanistan. Welchen Preis hat die Freiheit für Zarifa Ghafari? Ende August 2021 ist die 29-Jährige nach Deutschland gekommen.
    Die Taliban haben sie und ihre Familie bedroht, sie waren in Lebensgefahr. Unter der Herrschaft der Taliban hat sie ihre Kindheit verbracht, erst mit zwölf Jahren konnte sie die Schule besuchen. Als junge Bürgermeisterin in Afghanistan musste sie sich ihren Amtseintritt unter Einsatz ihres Lebens erkämpfen. Im vergangenen Jahr wurde ihr Vater ermordet. Das US-Außenministerium ehrte sie im März 2020 mit dem „International Women of Courage Award“. Als emanzipierte Frau ist Zarifa das personifizierte Feindbild der Taliban.
    Nun hat sie alles hinter sich gelassen. Und gerade erst sicheren Boden bei ihrer Tante in Hilden gefunden. „Ich habe einen Schmerz in meinem Herzen, für den es keine Worte gibt“, so beschreibt sie das Gefühl nach ihrer Flucht. Woher bezieht sie die Kraft, selbst unter solchen Bedingungen für die Rechte der Frauen zu kämpfen, und wie sieht ihre Zukunft aus? Die afghanische Erde, die sie nach Deutschland mitgenommen hat, will sie in ihr Land zurückbringen – so schnell wie möglich.
    Mehria Lührig (33) kam mit sieben Jahren mit ihrem Vater Aman, einem Flugzeugingenieur, und ihrer Mutter Bahria, einer Literaturwissenschaftlerin, nach Hamburg. Die Mutter schlug sich als Schneiderin durch, der Vater fährt heute noch Taxi, arbeitet auch als Gerichtsdolmetscher. Wie hat das Erbe der Eltern Mehria geprägt? Mit ihren 33 Jahren ist sie nicht nur erfolgreiche Strafrechtsanwältin und Dozentin an der Hamburger Uni, sie hat auch die Refugee Law Clinic mitgegründet, die Flüchtlinge unterstützt.
    Wo würde sie heute stehen, wenn ihre Eltern den mutigen Schritt damals nicht gegangen wären? Seit der Machtübernahme der Taliban setzt sich Mehria unermüdlich und unerschrocken für Menschen ein, die in Todesangst das Land verlassen wollen. Die Verantwortung ist riesig. Ihren Freund Asib Malekzada und seine Verlobte Rohena konnte sie unterstützen. Der afghanischen Juristin und dem Kasseler haben am Kabuler Flughafen nicht nur Mehria, sondern auch Asibs’ SPD-Parteibuch zur Ausreise verholfen. Wie geht es der jungen Afghanin mit der Aussicht, ihre Heimat voraussichtlich nie wieder zu sehen? Wie sehr und wie schnell hat sich die Situation der afghanischen Frauen in den wenigen Tagen schon verändert? Und Mehria? „Seit ich denken kann, lebe ich mit der Angst vor schlechten Nachrichten aus der alten Heimat.
    Einem Bombenanschlag, einem Selbstmordattentat.“ Was treibt die junge Frau an, sich so zu engagieren? Gerade hat Marga Flader dem Auswärtigen Amt die Liste mit den 35 Menschen zugeschickt, die dringend aus Afghanistan ausreisen wollen.
    Sie arbeiten für ihre Organisation „Afghanistan-Schulen“ und hoffen jetzt auf ein Visum. Kontakt zu den Betroffenen hat sie nur noch über einen Mittelsmann. Ihr Leben hat Marga der Bildung afghanischer Kinder verschrieben, seit sie sich in das Land am Hindukusch verliebte. 75 000 Kinder werden in staatlichen Schulen unterrichtet, die ihr Verein in Zusammenarbeit mit verschiedenen Bundesministerien gebaut hat. „Viele Menschen in Deutschland denken, es sind nur die Frauen in den Städten, die ein modernes Leben geführt haben.
    Aber unsere Projekte in den kleineren Städten, die abgelegen in der Steppe liegen, umgeben von Dörfern, zeigen, dass auch dort junge Frauen studieren und Geld verdienen wollen. Sie wollen teilhaben an der Welt. Sie wollen nicht abgeschottet leben wie einst im Mittelalter.“ Mit solchen Sätzen versucht sie sich auch selbst ein wenig Mut zu machen. Denn gerade steht ihr Lebenswerk vor der Zerstörung – und die Zukunft ihrer Schützlinge in Afghanistan auf dem Spiel. Lassen die Taliban über ein Fortbestehen der Schulen mit sich verhandeln? Aus ihrem kleinen Reihenhaus in Oststeinbek in Schleswig-Holstein versucht sie, die Geschicke zu steuern.
    Dabei setzt sie auch auf die Unterstützung durch einen ehemaligen Schüler, Mardan Rahmani, aus Koblenz. 35 Menschen und ihre Familien, die in Afghanistan um ihr Leben fürchten müssen, haben ihn, ihren früheren Lehrer-Kollegen, als Kontaktperson angegeben. Was können er und Marga Flader für sie tun? Die Tage seit der Machtergreifung der Taliban sind voller Trauer, Aufregung und Selbstzweifel – aber Marga ist fest entschlossen, die Menschen nicht hängen zu lassen, die in Afghanistan auf sie zählen.
    Sie will sie retten. „37°“ ist in dieser angespannten und hoch emotionalen Situation mittendrin. Die Zuschauer bekommen einen Einblick in die aktuelle Situation Afghanistans und die Gemütslage einiger engagierter Frauen, die für ein Recht auf Freiheit und persönliche Entfaltung kämpfen. Die Zuschauer erleben, wie wenig selbstverständlich die bei uns garantierten Grundrechte in anderen Teilen der Welt sind und wie hoch der Preis der Freiheit sein kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 28.09.2021ZDF
  • Folge 1058 (30 Min.)
    Janis McDavid ist ohne Arme und Beine zur Welt gekommen. Das hindert ihn nicht daran, auf den Kilimandscharo zu steigen. Grenzen entstehen im Kopf, sagt der Motivationsredner und Buchautor. Er versucht immer wieder, seine eigenen zu verschieben. Seine Behinderung soll ihn nie davon abhalten, etwas zu tun, was er sich vorgenommen hat, so seine Haltung. Janis ist 28 und hat im Leben einiges erreicht: Wirtschaftswissenschaften studiert, zwei Bücher geschrieben und sich als Motivationsredner etabliert. Er wächst auf in einer großen Familie in Bochum. Sie hilft ihm „so viel wie nötig und so wenig wie möglich“, sagt Janis.
    Im Haus der Familie bringt er sich bei, die Treppen hochzusteigen, in der Schule schreibt er mit dem Mund. So macht er bereits früh die Erfahrung, dass Grenzen mit Wille und Kreativität überwunden werden können. Im Alter von acht Jahren trifft ihn dennoch bei einem Blick in den Spiegel das plötzliche Bewusstsein für seine Lage: „Ich bin ja nur ein Rumpf mit Kopf! So hatte ich mich bisher nie wahrgenommen! Auf einmal schämte ich mich für das, was ich bin.“ Janis zieht sich zurück.
    Fast zehn Jahre führt er den inneren Kampf mit sich selbst. Er meidet Schulfeste, um sich nicht den Blicken oder Kommentaren anderer auszusetzen. Er versucht, mit Prothesen zu gehen, um die Behinderung zu verstecken. Doch kurz vor dem Abitur beschließt er, sich und seinen Körper anzunehmen, wie er ist. Diese Entscheidung ändert sein Leben. „Dass ich keine Arme und Beine habe, darf niemals in meinem Leben der Grund dafür sein, etwas nicht zu tun.“ Nach diesem Credo lebt der 28-Jährige seither. Den Touchscreen seines Handys bewegt er mit den Lippen, sein Auto navigiert er mit Sprachsteuerung, und für kurze Strecken „zu Fuß“ hüpft er mit seinem Gesäß voran.
    Egal ob mit Auto, Bahn, Flugzeug oder Rolli, Janis ist ständig unterwegs. Als Motivationsredner hält er weltweit Vorträge in Unternehmen und Hilfsorganisationen. Er möchte andere Menschen dazu inspirieren, die eigenen Grenzen immer wieder zu hinterfragen, und sich zu trauen, Neues zu wagen. Er selbst tut das immer wieder. Sein nächstes Ziel: die Besteigung des Kilimandscharo. „Wenn mir Arme und Beine fehlen, leihe ich mir welche“, sagt Janis.
    Und oft sind es die seiner Freunde Sven und Torsten. Um gemeinsam auf Reisen gehen zu können, tüftelten die beiden Mittvierziger mit Janis an einer Lösung. Das Resultat: Wo der Rolli nicht hinkommt, trägt Lehrer Torsten den rund 30 Kilogramm schweren Janis in einem Rucksack. Der Gipfel des Kilimandscharo wird eine besondere Herausforderung für die Freunde, denn während des Aufstiegs auf etwa 5895 Meter Höhe wird der Sauerstoff knapper, und die Belastung für alle nimmt täglich zu. Immer wieder kommen die Freunde an den Punkt, wo sie ihre Grenzen erreichen und überlegen, umzukehren.
    Wie führt man ein selbstbestimmtes Leben, wenn man auf die Hilfe anderer angewiesen ist? Was bedeutet es, sich dabei in Extremsituationen zu begeben, in der Scheitern durchaus möglich ist? Die „37°“-Reportage begleitet Janis in seinem Alltag, wenn er zwischen seinen Speakerjobs und den Reisevorbereitungen pendelt. Die Zuschauer erleben, wie in der Freundschaft von Janis, Sven und Torsten körperliche Unterschiede keine Rolle spielen. Und sie sind dabei, wenn die Freunde ihr bisher größtes Abenteuer erleben: den Aufstieg auf das höchste Bergmassiv Afrikas. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 12.10.2021ZDF
  • Folge 1059 (30 Min.)
    Unbeachtet arbeiten sie jahrelang in Werkstätten vor sich hin oder kämpfen auf dem ersten Arbeitsmarkt vergeblich um einen Job. Menschen mit Behinderung werden beruflich häufig unterschätzt. Oftmals schlummern ungeahnte Talente in ihnen, wie der Tastsinn der Blinden, eine Inselbegabung bei Autisten oder das feine Gespür von Gehörlosen. Nur wenn Unternehmen und Arbeitgeber einen Perspektivwechsel wagen, kann eine gute Zusammenarbeit gelingen. Claudia (39) aus Falkensee in Brandenburg weiß, was es bedeutet, ein Leben lang als leistungsschwach abgestempelt zu werden.
    Aufgrund einer Erbkrankheit erblindete sie im Laufe ihrer Jugend fast vollständig und fühlte sich zunehmend wertlos. Ihren Berufswunsch als Masseurin finanzierte ihr niemand, und die Ausbildung zur „Bürokraft mit Behindertenstatus“ führte nur zu jahrelanger Arbeitslosigkeit und beklemmender Abhängigkeit vom Jobcenter. Doch dann hörte die alleinerziehende Mutter zweier Kinder von einer genialen Idee: Weil blinde Frauen mit ihrem ausgeprägten Tastsinn kleinste Veränderungen im Brustgewebe identifizieren können, werden sie in der Krebsvorsorge gebraucht.
    Dank dieser Ausbildung und ihrem ersten festen Job als Medizinisch-Taktile Untersucherin hat Claudia endlich ein Stück Unabhängigkeit erlangt. Doch es gibt auch dort immer wieder Rückschläge. Andreas (27) aus Alfter bei Bonn hat endlich eine berufliche Vision für sich entdeckt. Als Asperger-Autist übervorsichtig und auf absolute Sicherheit bedacht, blieb er vom allgemeinen Arbeitsmarkt jahrelang ausgeschlossen. Doch vor Kurzem hat sich für ihn am nahen Flughafen Köln-Bonn eine einmalige Chance ergeben: Jede Nacht müssen allein in der Sortierhalle von DHL Airways Tausende Pakete manuell auf Gefahrgut durchleuchtet werden.
    Für solche sicherheitsrelevanten Aufgaben haben Autisten wie Andreas ein besonderes Faible: Viele können Muster präzise erkennen und verfallen dabei nie in Routine. Deshalb hat DHL Airways – bislang einmalig in der Branche – damit begonnen, junge Menschen mit Autismus-Diagnose speziell für diese Tätigkeit auszubilden.
    Andreas ist begeistert und trainiert monatelang für die notwendige Zertifizierung durch das Luftfahrtbundesamt. Doch dann scheitert er am zweiten Prüfungsteil und muss noch einmal antreten. Unterdessen kann er bei DHL wenigstens schon mal einen Hilfsjob bekommen. Andreas weiß: Die Prüfung zur „Kontrollkraft für Fracht und Post“ ist knallhart. Und er hat nur noch eine Chance. Die gehörlose Camelia (52) hingegen hat nach langen, beschwerlichen Jahren als Putzkraft in einer kleinen Düsseldorfer Teemanufaktur endlich ihre berufliche Erfüllung gefunden.
    In der Manufaktur arbeiten Hörende und Gehörlose auf Augenhöhe zusammen. Camelia ist inzwischen zur Teamleiterin aufgestiegen. Ein Erfolg, den sie niemals erwartet hätte. Anders als im privaten Alltag, wo Gehörlose wie Camelia regelmäßig auf unüberwindliche Kommunikationsbarrieren stoßen, hat sie im achtsamen Arbeitsumfeld immer wieder kleine Erfolgserlebnisse. Das motiviert sie, auch im privaten Bereich neue Schritte zu wagen. „37°“ begleitet drei Menschen mit Behinderung durch ihren Höhen und Tiefen auf dem ersten Arbeitsmarkt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 19.10.2021ZDF
  • Folge 1060 (30 Min.)
    Sie sind immer erreichbar, lindern Schmerzen, Ängste, Atemnot: Die Palliativärzt*innen stehen ihren sterbenskranken Patient*innen zur Seite – bis zum Schluss. Keine leichte Aufgabe.
    Unheilbar Kranken Hoffnung zu machen, bringt nichts, wenn es keine Heilung gibt. Aber Lebensqualität zurückgeben, das können Palliativärzt*innen und bringen damit wieder etwas Zuversicht und Freude in das Leben ihrer Patient*innen. Ein herausfordernder Beruf.
    „Für mich kann man nichts mehr tun“: Diesen Satz hört die Haus- und Palliativärztin Sabine Drengenberg (61) oft. Dann erklärt sie, dass sie noch sehr viel tun könne, um das Leben zu erleichtern – auch wenn eine Heilung nicht möglich ist. Sabine Drengenberg hat ihre Praxis in Hanerau-Hademarschen, Schleswig-Holstein, und fährt vier Mal in der Woche in die verschiedenen Dörfer und Orte zu Hausbesuchen. Und sie kommt, wann immer es die Situation erfordert.
    Zusätzlich zu ihren Besuchen übernehmen Palliativ-Pflegeteams einen Teil der Versorgung. Die Kosten dieser „spezialisierten ambulanten Palliativversorgung“ (kurz: SAPV) werden seit 2007 von den Krankenkassen übernommen. Theoretisch hat jeder Mensch ein Recht darauf, aber es fehlt auf dem Land an Palliativärzt*innen. Deshalb fährt Sabine Drengenberg oft weite Strecken und kümmert sich um so viele Kranke, dass sie kaum noch Zeit für andere Dinge hat. Sie lebt für ihren Beruf und dafür, ihren Patient*innen in deren Zuhause bis zum Tod ein menschenwürdiges und möglichst gutes Leben zu ermöglichen.
    Doch nicht immer können unheilbar Kranke zu Hause versorgt werden. Manchmal erfordert ihr Gesundheitszustand oder die häusliche Situation einen kürzeren oder längeren Aufenthalt im Krankenhaus. Dafür haben einige Kliniken Palliativstationen eingerichtet. Dr. Philipp von Trott (40) ist Oberarzt für interdisziplinäre Onkologie und Palliativmedizin am Berliner Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe. Hier versucht man, den schwerstkranken Patient*innen Lebensqualität und Lebensfreude zu ermöglichen, ihnen neben der klassischen medizinischen Versorgung auch Hilfe bei persönlichen, sozialen, spirituellen Fragen zu geben.
    Dafür arbeitet Philipp von Trott mit einem interdisziplinären Team zusammen, zu dem auch eine Psychologin gehören sowie Ehrenamtliche, die zum Beispiel frische Blumen in die Krankenzimmer stellen. Der Arzt sieht sich häufig mit dem Vorurteil konfrontiert, dass man auf einer Palliativstation bald sterben müsse. Seine Antwort darauf: „Im Gegenteil. Palliativversorgte Menschen leben häufig sogar länger.“ Länger, als wenn sie keine palliative Pflege bekämen.
    Einige Patient*innen können nach dem Stationsaufenthalt noch einmal nach Hause entlassen werden, bei anderen helfen er und sein Team bei der Überweisung in ein Hospiz und einige sterben auch im Krankenhaus. Dann haben die Angehörigen in Havelhöhe die Möglichkeit, sie über mehrere Tage in einem Aufbahrungsraum zu besuchen und in Ruhe Abschied zu nehmen.
    „37°“ begleitet die Ärztin und den Arzt bei ihrer Arbeit. Wie viel Kraft braucht es für diesen Job? Was fühlen sie, wenn Patienten sterben, mit denen sie besonders eng verbunden waren? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 26.10.2021ZDF
  • Folge 1061 (30 Min.)
    Zutritt verboten: Fleisch für Deutschland wird in aller Stille produziert. Was sonst absolut tabu ist, durfte ein „37°“-Team filmen. Zäune riegeln Betriebe ab, die jede Woche viele Millionen Geflügel verarbeiten. Es ist die schiere Dimension der Tierproduktion und -verarbeitung, die surreal anmutet. Neugierige Blicke sind unerwünscht. Für „37°“-Autor Manfred Karremann wurde eine Ausnahme gemacht. Willentliche Tierquälerei ist in den Fabriken nicht zu finden. Schon deshalb, weil Hähnchen zum Beispiel von Geburt an gar nicht mit Menschen in Kontakt kommen.
    Alles läuft über Fließbänder und modernste Technik. Millionen Küken werden jede Woche in einem einzigen Betrieb „produziert“, Millionen Hähnchen werden nach einer kurzen Mast von nur vier bis fünf Wochen geschlachtet. Die Zucht und spezielles Futter machen das möglich. Mehr – schneller – billiger ist noch immer die Devise. Denn der Geflügelfleisch-Konsum in Deutschland hat sich seit den 90er-Jahren fast verdoppelt. Trotz des neuen Trends zu vegetarischem und veganem Essen. „37°“ zeigt einen exklusiven Einblick in die verborgene Welt der Tiere, die so selbstverständlich jeden Tag auf deutschen Tellern liegen.
    Weil auch die Fleischkonzerne wissen, dass das System an seine Grenzen stößt, forschen alle nach Alternativen. Ersatz für Fleisch und Fisch, aber auch Fleisch ohne den Umweg über ein Tier. Denn schon jetzt trägt die globale Tierhaltung mehr zu Klimagasen bei als der weltweite Autoverkehr. Das ist neben der eigenen Gesundheit und dem Wohl der Tiere für immer mehr Menschen ein Grund, sich alternativ zu ernähren. In einem Trendlokal wird für alle etwas angeboten: ob für Vegetarier, Veganer oder Fleischesser. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 09.11.2021ZDF
    • Alternativtitel: Cybermobbing bis in den Tod
    Folge 1062 (30 Min.)
    Unter Cybermobbing versteht man das absichtliche beleidigen, bedrohen oder belästigen im Internet. Die Zahlen erschrecken: Zwei Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland sind Opfer.
    Auch zwölf Prozent der erwachsenen Internet-Nutzer wurden schon belästigt. Die Folgen sind fatal: Jedes vierte Opfer denkt an Suizid und jeder fünfte hat schon aus Verzweiflung Alkohol getrunken oder Tabletten eingenommen.
    Erfolgten die Beleidigungen früher auf dem Pausenhof, hat sich jetzt das Mobbing in die Chats und digitale Welt verlagert und verfolgt die Opfer bis in die Kinderzimmer, ins Privatleben. Die meisten Angriffe sind anonym. Die Folgen sind Selbstzweifel, Scham über neue Posts und die verzweifelte Suche nach einem Grund. Gerade Jugendliche in der Pubertät sind besonders unsicher und verletzbar, die Angriffe hinterlassen tiefe Wunden, die oftmals schwere Folgen haben bis hin zum Suizidversuch.
    Lijana Kaggwa (25) hat Schlimmes erlebt, wehrt sich, aber bleibt bis heute Betroffene von Cybermobbing. 2020 ist Lijana Finalistin von Heidi Klumps TV-Show „Germany’s Next Topmodel“. Doch live, vor laufenden Kameras steigt Lijana aus der Show aus. Denn auf ihren SoMe-Kanälen wird Lijana massiv gemobbt. Sie erhält sogar Morddrohungen: „Man denkt erst mal – man ist einfach nichts wert und man denkt einfach, man soll hier nicht sein auf dieser Welt.“
    Lijana schildert in der „37°“-Reportage, wie aus Hassmails persönliche Angriffe wurden. Sogar ihren Hund wollte man vergiften. Die Polizei konnte ihr nicht helfen, Anzeigen verliefen im Sand – der Datenschutz war den Strafverfolgern wichtiger. Ohne ihre Mutter wäre Lijana verzweifelt. Doch jetzt will sie kein Opfer mehr sein, sie spricht von sich als Betroffene. Und berät Cybermobbing-Opfer. Zusammen mit der evangelischen Jugendkulturkirche Kassel zeigt Lijana Jugendlichen, wie sie sich vor Angriffen schützen. Viele von ihnen hatten schon erste negative Erlebnisse in Chats und Social-Media-Kanälen.
    Die Hass-Attacken aus der Social-Media-Welt bleiben wie eine dunkle Wolke auch über Lijana. Sie arbeitet als Model, doch immer wieder muss sie von ihrer Agentur hören, dass Kunden sie auf Grund ihrer Vergangenheit nicht buchen möchte.
    In der Reportage wird deutlich, dass noch immer die Gesetzeslage mangelhaft ist, denn ein Großteil der Strafanzeigen verläuft im Sand. Aufklärung, Forschung und Präventionsmaßnahmen finden kaum statt.
    Carsten Stahl, 49, ist vielen Jugendlichen bekannt. Er war 300 Folgen lang Ermittler in der TV-Serie „Privatdetektive im Einsatz“. Carsten wird akzeptiert, weil er einer von ihnen ist: Carsten war selbst als Kind Mobbingopfer – niemand half ihm. Als auch sein Sohn mit sechs Jahren gemobbt wurde, bietet Carsten Berliner Schulen an, als „TV-Ermittler“ über Cybermobbing und Diskriminierung zu sprechen. Mittlerweile gibt er Mobbing-Präventionskurse in ganz Deutschland. „37°“ beobachtet Carsten, wie er an einer Schule mit Jugendlichen arbeitet. Aber Carsten weiß, dass es nur der Tropfen auf dem heißen Stein sein kann: „Mobbing ist ein Problem der Gesellschaft, und jede Schule hat das Problem. Das ist Fakt, und da kann sich keiner rausreden. Wenn man anfängt, das Problem totzuschweigen oder zu verharmlosen oder sogar zu leugnen, dann gerät es außer Kontrolle und wird gefährlich.“
    „37°“ begleiten Carsten auch, wie er besonders schwere Fälle von Cybermobbing ganz persönlich betreut. Carstens größte Sorge: Gerade bei Jugendlichen in der Pubertät sei die Gefahr eines Suizids besonders groß. Er zeigt Eltern, wie sie helfen können. Und versucht, das Schlimmste zu verhindern: „Im Netz verbreitet sich das Mobbing in einer solch rasenden Geschwindigkeit. Mit einem Knopfdruck kann man die Seele eines jungen Menschen innerhalb von fünf Minuten für immer zerstören.“
    Die „37°“-Reportage beschreibt das System und die Folgen von Cybermobbing, und wie hilflos die Opfer den Attacken aus dem Netz ausgesetzt sind. Gezeigt wird zudem, wie sich Jugendliche und Erwachsene wehren, an wen sie sich wenden können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 16.11.2021ZDF
    • Alternativtitel: Für mich ist das ein Kreis
    Folge 1063 (30 Min.)
    Ellen Matzdorf arbeitet als Hebamme und als Bestatterin. Am Vormittag hört sie bei einer schwangeren Frau den Bauch ab, und nachmittags sucht sie mit Hinterbliebenen einen Sarg aus. Ein Leben zwischen Wiege und Bahre. Zu Ellen Matzdorf kommen Menschen, die es individuell haben wollen. Dann wird der Sarg bemalt, von innen mit Fotos und Erinnerungen ausgestattet, es wird manchmal auch gesungen und gelacht. Im Jahr 2019 starben in Deutschland laut Statistischem Bundesamt 939 520 Menschen. Die Bestattungskultur hat sich stark verändert.
    Die Rituale ebenfalls. Private Trauerredner lösen Pastoren ab. Statt Todesanzeigen gibt es immer häufiger Beileidsportale im Internet. Ellen Matzdorf lebt in Oldenburg. Früher arbeitete sie als Beleg-Hebamme im Krankenhaus und betrieb ein eigenes Geburtshaus. Sie war bei mehr als 1000 Geburten dabei. Eines Tages starb ein Baby kurz nach der Geburt – für die Hebamme ein Wendepunkt in ihrem Leben. Sie erlebte, wie sehr die jungen Eltern kämpfen mussten, um die Bestattung ihres Babys so zu gestalten, wie es sich für sie gut anfühlte.
    Das wollte Ellen in Zukunft anders haben und machte eine Fortbildung zur Bestatterin. Laetitia Lübke aus Wiefelstede erwartet ihr zweites Kind. Sie ist alleinerziehend und froh, dass sie mit Ellen Matzdorf eine so erfahrene Geburtshelferin an ihrer Seite hat. Nach dem ersten Besuch der Hebamme bekommt sie einen besorgten Anruf ihrer Nachbarin. Die hatte den Bestattungswagen vor dem Haus gesehen. Diese Situationen kennt Ellen Matzdorf. Manche Mütter legen auch erschrocken auf, wenn sie sich mit „Stern Bestattungen“ am Telefon meldet.
    „Wenn ich es dann aber erkläre, ist es in Ordnung“, sagt die Hebamme. Für sie sei es kein großer Unterschied, ob sie als Hebamme oder Bestatterin im Einsatz sei. „Es ist die gleiche Energie“, sagt die 58-jährige Oldenburgerin. „In der Zeit zwischen Tod und Bestattung können die Angehörigen selbst dafür sorgen, sich besondere Erinnerungen zu verschaffen, die den Rest ihres Lebens halten müssen“, sagt die Bestatterin. Viel zu oft sei es so, dass der Verstorbene vom Krankenhaus aus direkt ins Bestattungsinstitut komme und dann begraben werde.
    Ellen Matzdorf sorgt dafür, dass sich das ändert. „Wenn die jungen Eltern möchten, dass ihr verstorbenes Kind noch nach Hause kommt und in die Wiege gelegt werden soll, dann mache ich das möglich“, versichert sie. Die Individualisierung der Gesellschaft hat den Tod erreicht, es gibt weniger Tabus. Der neue Trend kommt mit dem Thema Aids aus der Schwulenbewegung. Sie sagen: Wir wollen uns so verabschieden, wie wir gelebt haben, vielleicht etwas bunter als der Rest.
    Die Bestattungskultur müsse dringend reformiert werden, die angestaubten Rituale seien nicht mehr zeitgemäß, meint Ellen Matzdorf. „Die Menschen möchten unverkrampfter mit dem Tod umgehen“, sagt sie. Dass sie die Menschen jetzt sowohl zu Beginn als Hebamme als auch zum Ende ihres Lebens als Bestatterin begleiten darf, betrachtet sie als „große Ehre“. Nah bei den Gefühlen der Menschen in diesen besonderen Situationen des Lebens zu sein, darum geht es ihr. „Das ist der Lauf der Zeit. Für mich schließt sich damit ein Kreis.“ „37°“ begleitet Ellen Matzdorf in ihrem Alltag. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 23.11.2021ZDF
    • Alternativtitel: Gewalt in den Familien
    Folge 1064 (30 Min.)
    Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums wird etwa jede vierte Frau mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner.
    Betroffen sind Frauen aller sozialen Schichten. An jedem dritten Tag wird eine Frau in Deutschland von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. „37°“ hat Betroffene von häuslicher Gewalt begleitet, einen Täter befragt und ein Frauenhaus besucht.
    Die alleinerziehende Jenny Schmetzer (45) war auf der Suche nach Liebe und Glück, als sie ihren vermeintlichen Traummann kennenlernte. Alles schien perfekt, bis er eines Tages zuschlug. „Ich war wie in einer Schockstarre, ich habe noch nie in so hasserfüllte Augen geschaut“, so Jenny heute. Am nächsten Morgen flieht sie mit ihrer Tochter zu einer Freundin, doch nach unzähligen Reueschwüren verzeiht sie ihm und kehrt zurück. Ein Fehler, denn Demütigungen und Gewalt werden zum Alltag, bis sie fürchten muss, zu sterben. Jenny sagt: „Es kann jede treffen.“
    Wenn die Gewalt eskaliert, können Frauen in ein Frauenhaus flüchten. Daniela Albring leitet ein autonomes Frauenhaus in Nordrhein-Westfalen. Sie weiß: „Es ist nicht immer nur das typische blaue Auge, was wir so denken, oh, das ist Gewalt, sondern es fängt viel, viel eher an. Und schraubt sich wie eine Spirale immer weiter über Jahre.“ Eine Betroffene, die in dieses Frauenhaus floh, berichtet von ihren Gewalterfahrungen.
    Jahrelang wurde sie von ihrem Mann eingesperrt und schwer misshandelt. Ihr gelang mit ihren Kindern die Flucht ins Frauenhaus, doch seitdem muss sie um ihr Leben fürchten, denn ihr Ex-Partner droht ihr, sie umzubringen. „Man muss sich schon bewusst machen, dass die Frauen, die hierhin kommen, dass es wirklich oft lebensbedrohlich ist und der letzte Schritt ist“, betont die Frauenhausleiterin Daniela Albring.
    Auch wenn 81 Prozent aller Menschen, die häusliche Gewalt erleben, weiblich sind, gibt es auch Männer, die Gewalt in der Partnerschaft erleben. „Wer glaubt schon einem Mann, der sagt: Ich werde von meiner Partnerin misshandelt“, dachte sich der heute 39-jährige Tami Weissenberg (Name geändert). Jahrelang hat er eine Beziehung ausgehalten, die von psychischer und physischer Gewalt gegen ihn geprägt war.
    „Die letzten Jahre war nur noch der Wunsch, o. k., wenn du das und das jetzt machst, dann hast Du vielleicht für ein paar Stunden, für ein paar Tage, vielleicht eine Woche, Deine Ruhe vor dem nächsten Übergriff. Es gab diese Momente, wo ich mir dessen bewusst war, was mir passiert und ich mir auch dessen bewusst war, das kannst du auch gar nicht mehr länger ertragen.“ Wie so viele, sah auch er jahrelang keine Möglichkeit, sich von seiner Partnerin zu lösen, auch weil es keine Hilfsangebote für Männer gab. Dass sich das ändert, dafür setzt er sich heute ein.
    Der 37-jährige Martin (Name geändert) konnte nie verstehen, wie Männer ihren Frauen gegenüber gewalttätig werden können, bis auch er zuschlug. Hilfe hat er beim Projekt ORANGE in Thüringen gesucht und gefunden. ORANGE ist ein Unterstützungs- und Beratungsangebot zur Verhaltensänderung für Männer, die in Partnerschaften gewalttätig geworden sind. Primäres Ziel eines sozialen Trainingsprogramms ist die Vermeidung erneuter Gewalt. Christoph Kuchinke ist für ORANGE als Sozialarbeiter tätig. „Es geht hier nicht um Schuld, das entscheidet das Gericht, hier geht es um Verantwortung. Also wir sagen: Alles, was du tust, ist deine Verantwortung.“
    2019 wurden insgesamt 141 792 Menschen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Knapp 115 000 Betroffene waren weiblich.
    Experten gehen davon aus, dass sich durch die Coronapandemie die Situation in den Haushalten deutlich verschärft hat. Aktuelle Zahlen gibt es nicht, aber die Sorgen- und Hilfstelefone melden einen Anstieg von Anrufen.
    „37°“ begleitet Menschen, die sich selbst fragen, wie sie in eine solche Beziehung geraten konnten. Was haben sie hinter zumeist verschlossenen Türen erlebt? Wie gehen sie damit um? Wie reagiert das Umfeld? Und wie kann effektive Hilfe aussehen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 30.11.2021ZDF
  • Folge 1065 (30 Min.)
    „37°“ taucht ein in Deutschlands Einkaufswelt und begleitet Menschen, die dort im Niedriglohnsektor arbeiten. Viele haben fast täglich mit ihnen zu tun. Die Dokumentation stellt sie vor. Menschen, die oft bis zur Erschöpfung arbeiten und ihren Job mit großem Engagement ausüben. Bäckerei, Supermarkt und Modehaus – keiner der drei Protagonisten hat mehr als 1300 Euro netto im Monat zur Verfügung. Knochenjob oder Traumberuf? Der 20-jährige Miguel arbeitet in einem Supermarkt in Leipzig. Ein paar Tausend Artikel zieht er jeden Tag über den Scanner.
    Die Kunden machen ihm sein Leben als Kassierer nicht immer leicht. Viele hat er schon beim Klauen erwischt, für andere ist er der Blitzableiter, wenn sie schlecht gelaunt sind. Er studiert Beziehungsdramen, die sich an der Kasse abspielen, ärgert sich über Betrunkene, die ihm seinen Job erschweren, und weiß nicht, wie lange er das überhaupt noch durchhält. Sonja ist 46 und seit 30 Jahren Bäckereifachverkäuferin. Mittlerweile ist sie Filialleiterin in Wiesbaden. Der Wecker klingelt jeden Morgen um 3:45 Uhr, und um 6:00 Uhr öffnet sie den Laden.
    Auch Sonja hat täglich mit ungeduldigen und unfreundlichen Kunden zu tun. Aber es gibt auch die Stammkunden, die sie schätzen und über deren Kommen sie sich freut. Die Arbeit ist mit den Jahren anstrengender geworden. Vor einem Jahr ist sie zum ersten Mal zusammengebrochen. Die Belastung war für die alleinerziehende Mutter einfach zu groß. Katharina (22) arbeitet in einem Modehaus in Fulda. Sie verkauft Mode nur für Frauen und hat vor einem halben Jahr ihre Ausbildung abgeschlossen. Harte Arbeit und bescheidenes Gehalt.
    Um finanziell über die Runden zu kommen, lebt sie noch bei ihren Eltern. Sie fühlt sich unterbezahlt für die Menge an Arbeit, die sie leistet. Am schlimmsten sind die Tage, an denen die Tische zerwühlt und die Umkleidekabinen vollgestopft mit anprobierten Kleidungsstücken zurückgelassen werden und niemand Wert auf Katharinas Beratung legt. Trotzdem verkauft sie Mode aus Leidenschaft. Der Servicegedanke hat sie schon immer fasziniert und begeistert, auch wenn das Verhalten manch einer Kundin hin und wieder zu einer echten Herausforderung werden kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereDi 14.12.2021ZDF

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