Buchstabenfee Isabel Edvardsson und Moderator Jan HahnRTLplus/Frank W. HempelAus irgendeinem Grund wurde 2016 zum Jahr der Retro-Welle. Angefangen hat alles mit dem neu gegründeten Sender RTLplus, der sich gezielt an die älteren Zuschauer richtet und „Gutes von früher“ präsentieren will. In diesem Zusammenhang kam es zum Comeback der vier Gameshow-Klassiker „Jeopardy!“, „familien duell“, „Ruck Zuck“ und „Glücksrad“ – allesamt aufgepimpt mit knalligen Farben und neuen Moderatoren. Während sich Oliver Geissen als Glücksgriff für „Ruck Zuck“ erwies, entpuppte sich der nervöse, roboterartige Jan Hahn als komplette Fehlbesetzung fürs „Glücksrad“. Dennoch holten alle vier Gameshows erfreuliche Quoten für den kleinen Sender und werden 2017 fortgesetzt.
Sat.1 Gold zog im Oktober nach und brachte das „Herzblatt“ unter dem neuen Titel „Herz sucht Liebe“ zurück. Thomas Ohrner übernahm die Moderation der Neuauflage, während die erotische Off-Stimme von früher, Susi Müller, erneut mit an Bord war. Allzu gelungen war das Comeback jedoch weder inhaltlich noch aus Quotensicht. Einen Tag vor Silvester bringt RTL Nitro nun auch noch die Erotik-Gameshow „Tutti Frutti“ zurück, die Anfang der 1990er für Aufregung sorgte. Ob es diese Neuauflage mit Jörg Draeger, der in die Fußstapfen von Hugo Egon Balder tritt, wirklich braucht und ob die Show noch zeitgemäß ist, sei mal dahingestellt. 2017 geht es jedenfalls munter weiter mit dem Retro-Trend. Schon für Anfang Januar hat RTL Nitro das Comeback der 1980er-Jahre-Musikclipsendung „Ronny’s Pop Show“ angekündigt – diesmal allerdings nicht mit einem echten Schimpansen, sondern einer Puppe, die von Martin Reinl („Zimmer frei!“) gesprochen wird. Man darf gespannt sein, welche längst eingestellten Formate demnächst noch eine unverhoffte Wiedergeburt erleben werden.
Fake-Polizisten, wohin das Auge reicht „Sterne von Berlin – Die jungen Polizisten“ bei RTL IIRTL II/Claudius PflugAm Nachmittagsprogramm der Privatsender lassen sich oftmals nicht nachvollziehbare Trends beobachten. Waren es in den 1990er Jahren die Talkshows und in den 2000er die Gerichtsshows, sind es seit einigen Jahren Scripted-Reality-Formate mit hanebüchenen Storys und dilettantischen Laiendarstellern. Zunächst zeigten RTL und Co. in Sendungen wie „Familien im Brennpunkt“ bzw. „Pures Leben – Mitten in Deutschland“ die soziale Unterschicht. Diese frei erfundenen Alltagsgeschichten wichen inzwischen den ebenso frei erfundenen Einsätzen von Fake-Polizisten. Bei RTL ist es „Der Blaulicht Report“, bei Sat.1 „Auf Streife“ und bei RTL II gehen „Die Straßencops“ auf Verbrecherjagd. Mehrere Programmstunden pro Tag werden mit diesen Scripted-Realitys und ihren Ablegern bestückt. Im Vergleich dazu wirkt das Nachmittagsprogramm von ARD und ZDF mit „Sturm der Liebe“ und „Bares für Rares“ Oscar-würdig.