ZDFzoom Folge 105: Gurlitt und der Jahrhundertschatz – Von Opfern, Tätern und Millionen
Folge 105
Gurlitt und der Jahrhundertschatz – Von Opfern, Tätern und Millionen
Folge 105 (30 Min.)
Es ist eine Sensation, ein Skandal und ein Kriminalfall: Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich in einer Wohnung in München 1400 Meisterwerke auf. Bilder von namhaften Künstlern wie Picasso, Cézanne, Max Liebermann oder Gaugin. Experten schätzen den Fund auf mehrere Millionen Euro. Cornelius Gurlitt ist der Mann, der den Kunstschatz dort jahrzehntelang versteckt hielt. Er hatte die Bilder von seinem Vater geerbt. Wertvolle historische Bilder, die nach dem Krieg zum Teil als verschollen, verbrannt oder verloren galten. Nachkommen jüdischer Familien und Anwälte erfahren von dem Fund und fordern die Rückgabe der Bilder. Juristisch ein heikler Fall. Es geht zum einen um die Ansprüche der Nachkommen, zum anderen um Verjährungsfristen. Das Ausland kritisiert die unvollkommene Aufarbeitung jüdischer Geschichte in Deutschland. Die „ZDFzoom“-Autoren Sibylle Bassler, Peter Sydow und Sebastian Ehm gehen der Frage nach: Wer ist
Cornelius Gurlitt, und warum blieben die Bilder so viele Jahre unentdeckt? Die Spurensuche beginnt bei nahen Verwandten und Bekannten, die Gurlitt im Leben begleitet haben. Sie führt die Reporter zu jüdischen Hinterbliebenen im Ausland, die davon berichten, wie ihnen die Bilder damals entrissen und auf dem internationalen Kunstmarkt gehandelt wurden. Bei der Frage nach juristischen und politischen Zuständigkeiten stoßen die Autoren auf eine Mauer des Schweigens. Denn es geht um Geld, um undurchsichtige Machenschaften, Geheimhaltung, und um die Hinhaltetaktik der Behörden. Jahrelang wurden Bilder ohne Rücksicht auf deren Herkunft verkauft und ausgestellt, private Sammler offenbar nicht verpflichtet, Kunstwerke vor der Verjährung zurückzugeben. Der Fall Gurlitt zeigt, wie schwierig der richtige Umgang mit Raubkunst ist. Gerechtigkeit ist dabei nicht nur eine juristische, sondern auch eine moralische Frage. (Text: ZDF)