2014, Folge 100–117

  • Folge 100 (30 Min.)
    Sonderausgabe anlässlich der 100. Sendung „ZDFzoom“. Vor gut einem Jahr war die junge Inderin Kousalya am Ende. Ihre Herzklappe hatte sich entzündet, vermutlich durch eine verschleppte Fieberinfektion. Kousalya hatte fast vier Jahre lang in Südindien Zwangsarbeit in einer Spinnerei verrichtet. Sie wurde wie eine Sklavin gehalten, produzierte Baumwolle für die Kleidung, die in Deutschland tagtäglich zu Dumpingpreisen angeboten wird. Nachdem „ZDFzoom“ über ihr Schicksal berichtet hatte, meldeten sich viele Zuschauer, um der jungen Frau zu helfen, eine Operation zu ermöglichen.
    Doch das war nicht die einzige Hilfe: In der Sonderausgabe von „ZDFzoom“ erzählen wir unter anderem, wie auch ihre Familie unterstützt wurde und welche neuen Entwicklungen es für die jungen Textilarbeiterinnern insgesamt gibt. Beeindruckt war die „ZDFzoom“-Redaktion von der Wirkung eines anderen Films: In „Die Fukushima-Lüge“ von Asien-Korrespondent Johannes Hano wurden die skandalösen Vorgänge rund um das Atomkraftwerk von Fukushima detailreich belegt.
    Der Film machte deutlich, dass ein Geflecht aus Vertuschung, Herunterspielen von Risiken und der Verzicht auf nötige Sicherheitsmaßnahmen der Katastrophe von Fukushima vorausgegangen war. Die Dokumentation erfuhr in Japan große Beachtung. Ins Japanische übersetzt wird der Film auch heute noch häufig bei Diskussionsveranstaltungen gezeigt. Fast zwei Jahre nach der Katastrophe fragen wir: Was hat sich am Verständnis der Japaner in Bezug auf die Atomenergie geändert? „ZDFzoom“ hat auch über die Folgen des Palmöl-Exports berichtet.
    Ali Badri, ein Bauer in Indonesien, wurde durch einen Großplantagenbesitzer von seinem Land vertrieben. Nach langem zähem Kampf hat er mittlerweile eine Entschädigung bekommen. Die Autoren besuchen den Mann noch einmal und erfahren, wie er sich mit einer Öko-Palmöl-Plantage eine neue Existenz aufbauen will. Das sind nur drei der sehr unterschiedlichen Geschichten, die in der Doku-Reihe „ZDFzoom“ in den vergangenen zweieinhalb Jahren ausstrahlt wurden.
    In der 100. Sendung will die Redaktion zeigen, dass viele der Filme etwas bewirken konnten. Die Autoren reisen noch einmal an die Schauplätze der Geschichten und dokumentieren neue Entwicklungen. Nachhaltigkeit und Relevanz sind von Beginn an wichtige Faktoren für das Dokumentationsformat. An Themen dranbleiben, nachhaken und weitere Entwicklungen beobachten, das hat „ZDFzoom“ schon mehrfach gezeigt. Dank zahlreicher Zuschauerhinweise und Informationen konnten so Filme über Missstände und Ungerechtigkeiten produziert werden.
    Viele Zuschauer fragten aber auch: Was ist aus den Geschichten geworden? Deshalb schauen die Autoren von „ZDFzoom“ zum Jahresbeginn auf Themen, die die Redaktion besonders bewegt haben und die exemplarisch für die Sendereihe sind. „Nachgezoomt“: Was wurde aus unseren Geschichten? Was hat sich verändert? Was ist passiert? An ausgewählten Beispielen zeigen wir: Gibt es Veränderungen beim Palmöl-Export? Was hat sich bei den teuren Trinkwasserpreisen in einer hessischen Gemeinde getan? Ein Film über „Piloten am Limit“ und längeren Flugdienstzeiten hatte für Aufregung bei der EU-Kommission gesorgt.
    Mit welchen Auswirkungen? Die ZDFzoom-Autoren des Films „Mister Karstadt – Der rätselhafte Nicolas Berggruen“ wollten damals, so wie auch die Mitarbeiter der Kaufhauskette, wissen: welche Ziele verfolgt der Milliardär Nicolas Berggruen wirklich? Jetzt, eineinhalb Jahre nach Ausstrahlung des Beitrags, gibt es neue Antworten. Mehr unter www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 08.01.2014ZDF
  • Folge 101 (30 Min.)
    Rund 30 Milliarden Euro geben die gesetzlichen Krankenkassen bei uns jährlich für Medikamente aus, Tendenz steigend. Fast nirgendwo auf der Welt sind Arzneimittel so teuer wie bei uns. „ZDFzoom“ fragt: Warum eigentlich? Laut Arzneimittelgesetz können pharmazeutische Unternehmen – sobald ein Medikament zugelassen ist – den Preis völlig frei bestimmen. Sogar dann, wenn Medikamente gegenüber den bereits auf dem Markt befindlichen keinen neuen Nutzen enthalten. Mit dem „Arzneimittel-Neuordnungsgesetz“ von 2011 sollte ein Instrument zur Kostendämpfung geschaffen werden.
    Eine „frühe Nutzenbewertung“ neuer Medikamente innerhalb des ersten Jahres nach Zulassung sollte feststellen, ob tatsächlich ein Zusatznutzen gegenüber älteren Medikamenten besteht. Auf dieser Basis handeln Krankenkassen und pharmazeutische Hersteller dann einen verbindlichen Preis aus. Nur: Diese Verhandlungen sind geheim, Gründe für die Preisfestsetzung dürfen nicht offengelegt werden. Der GKV, der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen, ist von der Wirkung des Gesetzes enttäuscht. „Erhoffte Milliardeneinsparungen sind ausgeblieben“, sagt Florian Lanz, Sprecher des GKV.
    Auch deshalb, weil Pharmaunternehmen immer neue Wege finden, das Gesetz zu umgehen. So werden bewährte Medikamente vom Markt genommen, um exakt die gleiche Pille mit bis zum 40-Fachen des bisherigen Preises neu auf den Markt zu bringen – und der Gesetzgeber zeigt sich machtlos. Prof. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, kritisiert: „Maximal eins von sechs neuen Medikamenten hat einen tatsächlichen Zusatznutzen“, sagt Ludwig und verweist darauf, dass dennoch extrem hohe Preise für die Medikamente verlangt werden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 15.01.2014ZDF
  • Folge 102 (30 Min.)
    „Die Kinder werden ausgestellt wie im Zoo. Sie sind dazu da, Touristen anzulocken.“ Anja B. ist entsetzt. Die junge Frau aus Bayern hat mehrere Monate für eine gemeinnützige Organisation in Waisenhäusern in Kambodscha gearbeitet. Dabei konnte sie das Geschäft mit dem Mitleid bei anderen Organisationen sehen. Die Kinder dort hätten für die Touristen folkloristische Tänze aufführen müssen. Von dem Geld, das Touristen für die Waisen spendeten, komme nicht wirklich etwas bei den armen Kindern an, so Anja B. Noch schlimmer: Mehr als 70 Prozent der Kinder sind gar keine Waisen, bestätigen auch vor Ort tätige Hilfsorganisationen. In Wirklichkeit seien sie aus Armut und mit der Hoffnung auf Schuldbildung von den Eltern weggegeben worden.
    Es ist ein Trend, etwas Gutes im Ausland zu tun. Menschen zu helfen, an Projekten im Ausland mitzuarbeiten. Eine Praktikumsbestätigung nach ein paar Wochen Arbeit macht sich außerdem gut im Lebenslauf. Wohl auch ein Grund, warum seit Jahren vermehrt junge Leute nach der Schule im Ausland Betätigungsmöglichkeiten suchen.
    „ZDFzoom“ beschäftigt sich mit der dunklen Seite dieses Trends und fragt: Auf wessen Kosten machen Agenturen für Freiwilligendienste ein Geschäft mit dem Mitleid? Die Nachfrage nach Freiwilligenjobs übersteigt mittlerweile das Angebot. Neben den gemeinnützigen Organisationen tummeln sich auch rein kommerzielle Anbieter auf dem Markt. Sie verlangen Tausende Euro für Vermittlung, Unterbringung und Ansprechpartner vor Ort. Die Kosten für den Flug kommen noch obendrauf. Die Recherchen von „ZDFzoom“ in Kambodscha haben ergeben: Durch das steigende Interesse junger Menschen hat sich eine regelrechte „Charity-Industrie“ gebildet, in der einige schwarze Schafe versuchen, Kasse zu machen.
    Die kambodschanische Hilfsorganisation Sisha kritisiert, beinahe jeder könne ein Waisenhaus eröffnen. Eine angemessene Kontrolle durch die Behörden vor Ort fände nicht statt. Außerdem, so die Nichtregierungsorganisation, werde „nicht kontrolliert, wer die Menschen eigentlich sind, die als Freiwillige hier her kommen, um in den Einrichtungen zu arbeiten.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 22.01.2014ZDF
    Film von Nicolai Piechota, Sophie Bonnet und Nina Behlendorf
  • Folge 103 (30 Min.)
    Orangen gelten als wahre Vitaminbomben. In der kalten Jahreszeit sind sie besonders beliebt – und vor allem günstig. Ein Kilo Orangen gibt es in Supermärkten und Discountern mitunter schon für weniger als einen Euro. Die „ZDFzoom“-Autoren Stefan Hanf und Anja Utfeld gehen der Frage nach: Wie ist es möglich, Orangen und Zitrusfrüchte so günstig zu produzieren? Und welche Rolle spielen die großen deutschen Einzelhandelsketten? „ZDFzoom“ verfolgt die Spur von Orangen aus deutschen Supermärkten bis ins spanische Valencia. Von dort kommen im Winter die meisten Früchte, die auf dem deutschen Markt angeboten werden.
    Deutlich wird: Wegen des großen Preisdrucks, den deutsche und europäische Einzelhandelsketten ausüben, können die Bauern oft kaum noch kostendeckend produzieren. Italien ist das zweitwichtigste Herkunftsland von Zitrusfrüchten. Hier erfahren die Autoren: Die Billigpreise haben nicht nur Auswirkungen auf Produzenten und Lieferanten, sondern vor allem auf die afrikanischen Erntehelfer. Sie pflücken Orangen, Clementinen und Zitronen zu Dumpinglöhnen. Slums, Armut und Ausbeutung sind die Folgen des gnadenlosen Preisdrucks. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 29.01.2014ZDF
  • Folge 104 (30 Min.)
    Lena wurde nur sieben Monate alt. Getötet wurde das Kind vom eigenen Vater. Er sei wütend gewesen, gab er später zu Protokoll. Das Bundeskriminalamt zählt jährlich rund 4000 Opfer von schweren Misshandlungen. Experten gehen von einer weitaus höheren Dunkelziffer aus. Die Taten geschehen häufig dort, wo die Kleinsten sich am sichersten fühlen müssten, in der Familie. Die Täter sind meist die eigenen Eltern, Pflegeeltern oder neue Lebenspartner. Besonders erschreckend: Viele dieser Familien waren in Betreuung der Jugendämter. „ZDFzoom“-Reporter Detlef Schwarzer begibt sich auf Ursachenforschung. Jeden Tag werden in Deutschland Kinder gequält oder sogar zu Tode geprügelt. Werden solche Fälle dann bekannt, gibt es einen Aufschrei der Empörung.
    Politiker und Verantwortliche versprechen, alles zu tun, damit so etwas nicht wieder passiert. Anfang 2012 wurde ein neues Bundeskinderschutzgesetz erlassen. Das sollte dafür sorgen, dass Kinder besser vor Verwahrlosung, Gewalt und sexuellem Missbrauch geschützt werden. Doch inzwischen gibt es viel Kritik an dem Gesetz. Es habe nicht viel bewirkt, sagen Experten. Die Berliner Rechtsmediziner Dr. Saskia Guddat und Prof. Michael Tsokos haben zahlreiche Misshandlungsopfer begutachtet und obduziert. Sie mussten immer wieder feststellen, dass Sozialarbeiter und Ärzte auch bei erkennbaren Misshandlungsfällen oft nicht reagierten. Auch deshalb versage der Kinderschutz in Deutschland immer noch. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.02.2014ZDF
  • Folge 105 (30 Min.)
    Es ist eine Sensation, ein Skandal und ein Kriminalfall: Wie aus dem Nichts tauchen plötzlich in einer Wohnung in München 1400 Meisterwerke auf. Bilder von namhaften Künstlern wie Picasso, Cézanne, Max Liebermann oder Gaugin. Experten schätzen den Fund auf mehrere Millionen Euro. Cornelius Gurlitt ist der Mann, der den Kunstschatz dort jahrzehntelang versteckt hielt. Er hatte die Bilder von seinem Vater geerbt. Wertvolle historische Bilder, die nach dem Krieg zum Teil als verschollen, verbrannt oder verloren galten. Nachkommen jüdischer Familien und Anwälte erfahren von dem Fund und fordern die Rückgabe der Bilder.
    Juristisch ein heikler Fall. Es geht zum einen um die Ansprüche der Nachkommen, zum anderen um Verjährungsfristen. Das Ausland kritisiert die unvollkommene Aufarbeitung jüdischer Geschichte in Deutschland. Die „ZDFzoom“-Autoren Sibylle Bassler, Peter Sydow und Sebastian Ehm gehen der Frage nach: Wer ist Cornelius Gurlitt, und warum blieben die Bilder so viele Jahre unentdeckt? Die Spurensuche beginnt bei nahen Verwandten und Bekannten, die Gurlitt im Leben begleitet haben. Sie führt die Reporter zu jüdischen Hinterbliebenen im Ausland, die davon berichten, wie ihnen die Bilder damals entrissen und auf dem internationalen Kunstmarkt gehandelt wurden.
    Bei der Frage nach juristischen und politischen Zuständigkeiten stoßen die Autoren auf eine Mauer des Schweigens. Denn es geht um Geld, um undurchsichtige Machenschaften, Geheimhaltung, und um die Hinhaltetaktik der Behörden. Jahrelang wurden Bilder ohne Rücksicht auf deren Herkunft verkauft und ausgestellt, private Sammler offenbar nicht verpflichtet, Kunstwerke vor der Verjährung zurückzugeben. Der Fall Gurlitt zeigt, wie schwierig der richtige Umgang mit Raubkunst ist. Gerechtigkeit ist dabei nicht nur eine juristische, sondern auch eine moralische Frage. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 12.02.2014ZDF
  • Folge 106 (30 Min.)
    „Die japanische Regierung ist unmenschlich. Wir werden wie dummes Volk behandelt, ich verspüre starken Zorn.“ Katsutaka Idogawa ist der ehemalige Bürgermeister eines kleinen Ortes innerhalb der Sperrzone um das Atomkraftwerk. Er berichtet in „ZDFzoom“, wie er verseucht wurde und dass ihn bis heute niemand untersucht habe. Lassen die Behörden die Bürger der Region im Stich? Drei Jahre sind vergangen, seit in Fukushima vier Reaktorgebäude explodierten. Und immer wieder kommt es zu schweren Zwischenfällen. Anlass zur Sorge? Bei der Vergabezeremonie für die Olympischen Spiele 2020 versicherte der japanische Premierminister der Welt: „Die Lage in Fukushima ist unter Kontrolle.“ Was diese Aussage des japanischen Premierministers wert ist, wollte „ZDFzoom“-Autor Johannes Hano herausfinden.
    Wochenlang haben der ZDF-Ostasienkorrespondent und sein Tokioter Team recherchiert und fördern erschreckende Erkenntnisse zu Tage. Im Forschungsreaktor-Institut der Universität Kyoto erklärt Atomphysiker Horoaki Koide, warum die Lage in Fukushima – anders als behauptet – völlig außer Kontrolle ist: „Das Gelände rund um Fukushima ist zu einer Art radioaktivem Sumpf geworden.
    In den umliegenden Brunnen wird hochradioaktives Material entdeckt, und natürlich läuft ein Teil davon ins Meer.“ Jeden Tag fließen mehr als 200.000 Liter verseuchtes Wasser in den Pazifischen Ozean. Auch weit entfernt vom Ort der Katastrophe finden sich kontaminierte Bodenproben. Ein Wissenschaftler der Universität Kyoto richtet massive Kritik an die Adresse der Behörden „Die japanische Regierung hat einfach neue Grenzwerte festgelegt. Danach sind erst 8000 Becquerel gefährlich. Das kam überraschend, denn vor der Atomkatastrophe galt ein Grenzwert von 100 Becquerel pro Kilogramm.
    Und jetzt sehen Sie sich unsere Werte an: Alle unter 8000. Und so glauben die Leute, alles sei normal.“ Japans ehemaliger Premierminister Naoto Kan spricht in einem Exklusiv-Interview mit dem ZDF von einer Verschwörung der Atomlobby, die zuerst ihn abgesetzt habe und nun zur Atomenergie zurückkehren wolle. Und sein ehemaliger Minister Sumio Mabuchi berichtet, wie die Betreiberfirma TEPCO notwendige Maßnahmen zur Katastrophenbekämpfung verhindert hat – mit Blick auf die hohen Kosten. Das geht aus einem internen Papier der Betreiberfirma hervor. Für „ZDFzoom“ interviewt Autor Johannes Hano Wissenschaftler, die unter Druck gesetzt werden, und Mitglieder der japanischen Mafia, der Yakuza, die über dubiose Praktiken bei der Anwerbung neuer Arbeiter für das Atomkraftwerk berichten.
    Der Autor spricht mit Bauern, die sich um die Gesundheit ihrer Kühe massiv Sorgen machen und die als einzige Reaktion von Behördenseite den Tipp erhielten, die Tiere zu töten. Der Film ist eine Spurensuche, an deren Ende klar wird, dass die Katastrophe noch immer nicht unter Kontrolle ist. Die mächtige Atomlobby, das „Atomdorf“, wie es in Japan genannt wird, scheint aber bereit, alles zu tun, um das zu verschleiern.
    ZDFinfo sendet am 8. März um 18:00 Uhr eine 45-Minuten-Version der Dokumentation von Johannes Hano. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.02.2014ZDF
  • Folge 107 (30 Min.)
    Es ist das Lieblingsessen aus unserer Kindheit: Hähnchen – gebraten, knusprig und saftig. In Deutschland werden jedes Jahr über 627 Millionen Masthähnchen geschlachtet. Ein Billigprodukt, das sich dank moderner Produktionsmethoden und Turbomast jedermann jederzeit leisten kann. Doch kaum jemand brutzelt sich heute noch ein ganzes Brathähnchen. Stattdessen kaufen die Bundesbürger viel lieber Brust oder Keule. Nur jedes fünfte Huhn geht noch im Ganzen über die Theke. Bei rund 627 Millionen geschlachteten Masthähnchen im Jahr bedeutet das, dass die deutsche Geflügelindustrie gigantische Mengen Abfall produziert: Hälse, Karkassen, Innereien – Teile, für die es in Europa keine Abnehmer gibt und die die Hersteller eigentlich kostenpflichtig entsorgen müssten.
    Aber auch für diese Reste gibt es einen Markt – in Afrika. „ZDFzoom“-Autorin Katarina Schickling wirft einen Blick hinter die Kulissen der Geflügelindustrie und findet heraus: Deutsche Hähnchenschlachter verkaufen in Afrika all das, was Kunden hierzulande nicht essen mögen. Ein lohnendes Geschäft. Denn jeder Erlös ist besser, als die Entsorgung der Teile in der Tierkörperverwertung zu bezahlen. Doch weil unsere Fleischreste in Afrika zu Dumpingpreisen verkauft werden, können lokale Geflügelzüchter nicht damit konkurrieren. Die Folge: In einigen afrikanischen Ländern ist die heimische Geflügelproduktion komplett zusammengebrochen. „ZDFzoom“ über den wahren Preis des Billiggeflügels. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 05.03.2014ZDF
  • Folge 108 (30 Min.)
    Alle waren dagegen: SPD, CDU, FDP, Wirtschaftsverbände und die bisherigen Betreiber E.ON und Vattenfall sowieso. Doch die Hamburger Bürger blieben stur. Dank Volksentscheid soll die Stadt die im Jahr 2002 verkauften Stromnetze wieder zu 100 Prozent selbst betreiben. Rekommunalisierung nennt man das, die Rückführung von Infrastruktur in die öffentliche Hand. Hamburg ist kein Einzelfall. Bis 2015 laufen in Deutschland über 7800 der insgesamt 14 300 Stromnetzkonzessionsverträge aus, die nur alle 20 Jahre neu vergeben werden. Netzbetreiber besitzen ein Monopol mit eingebauter Gewinngarantie, rund ein Viertel des privaten Strompreises fließt an sie.
    Das haben inzwischen auch viele Kommunen verstanden und wollen das Milliardengeschäft zurückhaben. Doch bei Neuausschreibungen stehen häufig auf der einen Seite ehrenamtliche Mitarbeiter kleiner Kommunen und auf der anderen Seite Megakonzerne. Das unabhängige Wuppertal Institut befand in einer Studie von 2013: „Die Stromriesen hintertreiben Netzübergaben systematisch mit Klagen, Drohungen und überhöhten Kaufpreisen.“ „ZDFzoom“ geht diesem Vorwurf nach und befragt Kommunen in Deutschland nach ihren Erfahrungen: In Schleswig-Holstein klagen über 100 aufgebrachte Bürgermeister einer Interessengemeinschaft über vermeintliche Verschleppungs- und Einschüchterungstaktiken von E.ON.
    „Das Verhalten von E.ON ist schändlich. Sie missachten unsere demokratischen Entscheidungen. Wir haben uns gegen sie entschieden, und trotzdem weigern sie sich seit Jahren, die Netze herauszugeben“, schimpft der Bürgermeister der Gemeinde Labenz. Die Stadt Heiligenhafen musste in den juristischen Kampf gegen E.ON bereits 200 000 Euro investieren.
    „Ein klarer Fall von David gegen Goliath. Hier missbraucht ein Stromriese seine wirtschaftliche Überlegenheit“, findet ein Stadtvertreter. In Bocholt, Nordrhein-Westfalen, ist die Netzübergabe an die Stadt schon vor Jahren erfolgt, doch über den Kaufpreis streitet man sich bis heute mit RWE vor Gericht. Es geht um Beträge im zweistelligen Millionenbereich. Ein abschreckendes Beispiel für die umliegenden Kommunen. David gegen Goliath? „ZDFzoom“-Reporterin Utta Seidenspinner berichtet über den schwierigen Rückkauf der Stromnetze. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 26.03.2014ZDF
  • Folge 109 (45 Min.)
    Die Bosse der FIFA sind die wahren Herrscher des Balls. Denn während es auf dem Platz um Sieg oder Niederlage geht, steht die FIFA vor jedem Wettbewerb als Sieger bereits fest. Der Verein mit dem Machtbewusstsein eines milliardenschweren Unternehmens erwirtschaftet gigantische Gewinne. An der Spitze des Volkssports Nummer eins thront eine Riege von Funktionären, die den Fußball als Geschäft sieht und in ihrer eigenen Welt lebt, auf Trauminseln, in Luxushotels und VIP-Logen. Kritiker werfen den Oberen der FIFA vor, ein dekadentes Leben zu führen, auf Kosten von Millionen Fans, die bei Weltmeisterschaften vor verschlossenen Türen stehen.
    „Die FIFA lässt sich die WM in Brasilien mit Millionen von Steuergeldern finanzieren. Mit Geld, das in unserem Land an allen Ecken und Enden fehlt. Dieses Spektakel dürfen wir dann auch noch vor dem Fernseher verfolgen. Und dann wundern sich Blatter & Co., dass wir auf die Barrikaden gehen“, erzählt Diego Silva, Ex-Spieler vom Kult-Verein Flamengo Rio de Janeiro, als er „ZDFzoom“-Reporter Markus Harm durch eine Favela von Rio führt.
    Wie das Regieren bei der FIFA abläuft, zeigt der Kongress, der einmal im Jahr abgehalten wird. Dort kommen alle Abgeordneten aus den über 200 Mitgliedsländern zusammen und feiern ihre Art der Demokratie. Präsident Sepp Blatter leitet die Veranstaltung. Es kam noch nie vor, dass einer seiner Anträge oder Vorschläge abgelehnt wurde. Kein Wunder: Die Abgeordneten fahren Luxus-Limousinen, wohnen in 5-Sterne Hotels, bekommen stattliche Tagessätze für ihre Anwesenheit. Der letzte Kongress fand auf Mauritius statt.
    Präsident Sepp Blatter regiert die FIFA. Er weiß alles, er zieht die Fäden. Seit 30 Jahren sitzt er im Führungszirkel der FIFA, seit 1998 an der Spitze der Organisation. Umgeben wird Blatter vom Exekutivkomitee, 24 älteren Herren, von denen viele mehrere Millionen Euro gebunkert haben sollen. „ZDFzoom“-Reporter Markus Harm heftet sich an die Fersen der FIFA-Bosse, folgt ihnen nach Brasilien, Katar, Mauritius und Miami, um Korruptionsbeschuldigungen zu überprüfen und zu zeigen, was das Leben auf Kosten des Fußballs zu bieten hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 02.04.2014ZDF
  • Folge 110 (30 Min.)
    Rund 500 Millionen Reisende besuchen jedes Jahr die Raststätten an den deutschen Autobahnen. Viele freuen sich über saubere Toiletten und große Warenvielfalt. Unzählige Autofahrer ärgern sich aber auch über hohe Preise. „ZDFzoom“ will wissen: Warum sind Autobahnraststätten oft so teuer? Was viele Verbraucher nicht wissen: Die ehemals staatlich betriebenen Raststätten wurden 1998 privatisiert. Heute sind zirka 90 Prozent aller Raststätten in der Hand einer Firma: „Tank & Rast“. 2004 ist ein britischer Private Equity Investmentfonds eingestiegen. Seither berichten Insider von enormem Renditedruck und umstrittenen Vertragsklauseln – mit Folgen für Angestellte und Verbraucher. Die „Tank & Rast“ hingegen verweist auf deutliche Qualitätsverbesserung und faire Verträge. „ZDFzoom“ zeigt, wer vom Geschäft mit den Raststätten profitiert, welche Rolle die Politik spielt und was die Privatisierung für Pächter, Mitarbeiter und Verbraucher bedeutet. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 16.04.2014ZDF
  • Folge 111 (30 Min.)
    2004 fiel im Kabinett des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder die Entscheidung, bei mehr als der Hälfte aller Handwerksberufe die Meisterpflicht abzuschaffen. Seither darf jeder Parkett, Estrich oder Fliesen legen. Mehr als einen Eintrag bei der örtlichen Handwerkskammer braucht es dafür nicht, keine Ausbildung, keine Vorkenntnisse, keinen Nachweis einer Qualifikation. Ein einfacher Zugang zum Markt wurde so auch Handwerkern aus anderen EU-Ländern ermöglicht. Inzwischen zeigt sich aber, dass die Schäden für den Verbraucher zum Teil immens sind. Beim Bau eines Eigenheims müsse der Bauherr im Durchschnitt wegen unqualifizierter Arbeit mit einer Schadenssumme zwischen 25.000 und 50.000 Euro rechnen, so der Verband Privater Bauherren.
    Frank Ecker, Geschäftsführer der Handwerkskammer Frankfurt/​ Oder, sieht vor allem die Reform der Handwerksordnung als Ursache: „Mit Sicherheit ist im Zuge der Novellierung die Qualität in vielen Handwerksbereichen auf der Strecke geblieben. Das heißt, dass sich unqualifizierte Betriebsinhaber selbständig machen können. Auch der Verbraucherschutz ist auf der Strecke geblieben.“ Auch Schadensgutachter und die IG BAU machen die mangelnde Kontrolle von Qualifikation und Ausbildung – und den nicht regulierten Markt – verantwortlich.
    Jeder könne seine Dienste anbieten, zu Dumpingpreisen und nahezu ohne Nachweise. Und das ausgerechnet in dem Land, dessen Handwerker einst für Eigenschaften wie Qualität, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit geachtet wurden. 2014 jährt sich die Novellierung der Meisterpflicht im Handwerk zum zehnten Mal. „ZDFzoom“ zieht Bilanz und zeigt die Folgen der Entscheidung. Autor Florian Hartung konfrontiert die damals verantwortlichen Politiker, spricht mit Geschädigten, fragt nach bei Bausachverständigen sowie Handwerkskammern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 30.04.2014ZDF
  • Folge 112 (30 Min.)
    Angelina ist zehn Jahre alt und bekommt zum Frühstück eine Pille gegen ADHS, das sogenannte Zappelphilipp-Syndrom. Ohne Medikamente kämen sie nicht zurecht, erklärt ihre alleinerziehende Mutter. „Mir ist wichtiger, dass mein Kind einen guten Abschluss hat, einen guten Start ins Leben.“ Viele Eltern fühlen sich unter Druck gesetzt, fürchten um die Zukunftsperspektiven ihrer Kinder. Der Film zeigt, wie die Pharmaindustrie von diesen Ängsten profitiert. Sie hat ihre neue Zielgruppe, die Kinder und Jugendlichen, fest im Griff. Die sind heute angeblich schon krank, wenn sie zu zappelig, zu laut oder auch zu still sind.
    Gegen all das gibt es Pillen. Ein Milliardengeschäft auf Kosten der Kinder? Die „ZDFzoom“-Dokumentation geht der Frage nach, warum Ärzte immer häufiger Psychopharmaka an Kinder verschreiben und warum auch Schulen und Familien sich darauf einlassen, die Kinder mit Psychopillen ruhigzustellen. Nach dem jahrelangen ADHS-Boom gibt es in Deutschland einen neuen Trend: Kindern, die auffällig sind, Wutanfälle bekommen oder sich langsamer entwickeln, werden jetzt Neuroleptika verabreicht.
    Das seien extrem starke Psychopharmaka, ursprünglich gedacht für die Behandlung von Schizophrenie bei Erwachsenen und eine Gefahr für Kinder, warnt der renommierte Pharmakritiker Prof. Peter Schönhöfer. Der Film zeigt: Die gesundheitlichen Folgen für Kinder und Jugendliche, denen Neuroleptika verordnet wurden, können im Einzelfall gravierend sein. So kann es zu Störungen der Geschlechtsreife kommen. Inzwischen haben in Amerika Anwälte über tausend Fälle von Jungen gesammelt, die wegen der Nebenwirkungen klagen.
    Der Anwalt Stephen Sheller vertritt viele dieser Fälle. Die Klagen haben die Pharmaindustrie schon jetzt Milliarden gekostet, das Geschäft mit den Pillen lohnt sich für die Firmen dennoch. Sheller prophezeit: „Erst wenn einer von den Verantwortlichen ins Gefängnis muss – und zwar für eine ganze Weile – wird das aufhören.“ Mit dem neuen amerikanischen Diagnosekatalog DSM 5 werde dieser Trend fortgesetzt, so die Recherchen von „ZDFzoom“. Der amerikanische Psychiater Allen Frances spricht sogar von einer Inflation der Diagnosen.
    Er hat selbst jahrelang an dem offiziellen Diagnosekatalog mitgearbeitet, in dem psychische Störungen definiert werden. Sein Fazit: Die Pharmakonzerne erfänden immer neue Krankheiten, um ihre Pillen zu verkaufen. Die Leidtragenden seien die Kinder. Beate Frenkel und Astrid Randerath zeichnen nach, wie es zu dieser Entwicklung kommen konnte, die in den USA ihren Anfang nahm. Sie zeigen, wie die Pharmaindustrie mit neuen Krankheiten einen riesigen Markt erobert; zum ersten Mal werden die fatalen Folgen dieser Entwicklung im deutschen Fernsehen dokumentiert. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 07.05.2014ZDF
  • Folge 113 (30 Min.)
    Auf den Ruhestand und die frische Ostseebrise hatten sich Jürgen Brandt und seine Frau gefreut, als sie von Frankfurt am Main nach Warnemünde zogen, in die neu gekaufte Dreizimmerwohnung mit Blick aufs Wasser. Heute macht sich Jürgen Brandt ernste Sorgen um seine Gesundheit. Denn die Schiffe, die direkt vor seiner Wohnsiedlung vorbei fahren, hinterlassen nicht nur eine dicke Rußschicht auf seinen Fensterbänken, sondern auch feinste Staubpartikel, sogenannten „Ultrafeinstaub“. „Die Partikel sind so klein, die gehen in die Lunge, durch die Wand ins Blut und sogar ins Gehirn“, warnt Verkehrsexperte Axel Friedrich, der die Belastung durch Schiffsabgase für eine unterschätzte Gefahr hält.
    Studien belegen, dass weltweit mindestens 60 000 Menschen jährlich vorzeitig sterben, weil sie Schiffsemmissionen ausgesetzt sind. Trotzdem fahren fast alle der mehr als 90 000 Schiffe weltweit ohne Filter und Katalysatoren. Das gilt auch für Kreuzfahrtschiffe, die als schwimmende Hotels auch im Hafen den Motor laufen lassen, um Strom für die Versorgung an Bord zu haben. Doch bei AIDA und anderen Kreuzfahrtunternehmen hat man begonnen, umzudenken – und nachzurüsten. Denn zum Traumurlaub gehört auch saubere Luft, das erwarten die Passagiere. In der Frachtschifffahrt dagegen lautet die Devise weiter „Hauptsache billig“.
    Das Nachrüsten der Schiffe mit Umwelttechnologien wäre möglich, aber weil das Geld kostet, will keine Reederei anfangen. Warum schützt niemand unsere Gesundheit vor den schwimmenden Dreckschleudern? Dieser Frage gehen „ZDFzoom“-Reporter Hilde Buder-Monath und Halim Hosny nach. Sie sprechen mit Reedern, Wissenschaftlern und betroffenen Anwohnern. In Häfen, auf Schiffdecks, in einer Raffinerie, in den Fabrikhallen eines Schiffsmotorenherstellers und in London bei der Schifffahrtsorganisation der Vereinten Nationen versuchen sie herauszufinden, warum es so schwer ist, Schiffe endlich sauber zu machen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 14.05.2014ZDF
  • Folge 114 (30 Min.)
    Es soll „der größte Wirtschaftsdeal der Geschichte“ werden, schwärmen Top-Manager in Deutschland und EU-Beamte in Brüssel. Auch in Washington ist man sich sicher: Die geplante Freihandelszone zwischen der EU und den USA bringt für 800 Millionen Menschen mehr Jobs, Wachstum und Wohlstand. Doch je weiter die Verhandlungen voran schreiten, desto alarmierter und verunsicherter sind viele Beobachter. Nicht nur, dass das Handelsabkommen zwischen den Wirtschaftsgiganten USA und EU hinter verschlossenen Türen ausgehandelt werde. Auch der Einfluss der Wirtschaft und insbesondere der großen Konzerne wachse durch den Riesendeal immens.
    Tatsächlich geht es beim transatlantischen Freihandels-Abkommen – kurz TTIP genannt – nur am Rande um das, was klassischer Weise unter Freihandel verstanden wird: um die Abschaffung der ohnehin geringen Zölle. Ins Visier geraten vor allem auch Standards, die alle Verbraucher betreffen: wie künftig etwa Autos ausgestattet sein müssen, oder wie Lebensmittel hergestellt werden. Gerade im Agrarbereich liegen zwischen den USA und der EU bislang Welten. Jenseits des Atlantiks ist möglich, was in Deutschland als Alptraum der Verbraucherschützer gilt: z. B. der Einsatz von Wachstumshormonen und hoch giftigen Chemikalien bis hin zu gentechnisch veränderten Tieren.
    Noch sind die Hürden für den Export vieler dieser Produkte in die EU hoch. Doch die Beamten in Brüssel und Washington verhandeln intensiv über Wege, solche „Handelsbarrieren“ abzuschaffen, um den transatlantischen Markt so weit es geht zu vereinheitlichen. Ein besonders heikler Punkt ist der Investorenschutz, mit dem US-amerikanische Konzerne künftig europäische Staaten verklagen und ihre Gesetzgebung unter Druck setzen könnten, sobald sie sich im Wettbewerb durch neue nationale Gesetze benachteiligt sehen.
    Und trotzdem: Der zuständige EU-Handelskommissar wirbt für das Abkommen und sieht darin eine historische Chance für Europa. Doch für die Kritiker ist der Preis die bislang massivste Beschneidung von Demokratie und Verbraucherschutz. Was als harmloses Handelsabkommen daher komme, so eine prominente Stimme, sei nichts weniger als ein „Staatsstreich in Zeitlupe“. Die USA, so der Chef einer transatlantischen Denkfabrik in Washington, verhandelten in den laufenden Gesprächen aus einer Position der Stärke. Wenn Europa nicht bereit für ein solches Abkommen sei, werde man sich eben China zuwenden. Mehr unter www.zoom.zdf.de. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 21.05.2014ZDF
  • Folge 115 (45 Min.)
    Wir werden überwacht, ausspioniert und abgehört. Beinahe täglich gibt es Meldungen, dass unsere Daten nicht sicher sind. Sind wir zu nachlässig oder Opfer eines großen Plans? Hat eine geheime Verschwörung von Geheimdiensten, Militärs, Wirtschaftsführern und Politikern die gesamte Handy- und Internetkommunikation der Weltbevölkerung im Visier? Überzieht ein engmaschiges Netz der Überwachung den gesamten Planeten außerhalb von Recht und Gesetz? Was zu Zeiten von George Orwell noch eine düstere Zukunftsvision war, scheint heute von der Wirklichkeit eingeholt worden zu sein.
    Auch Deutschland ist längst großflächig betroffen – und nicht nur das Handy der Kanzlerin. Anfang Juni vergangenen Jahres erschien der erste Artikel über das geheime Internet-Spähprogramm „PRISM“. Die Informationen dazu lieferte der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden, der kurz vor der Veröffentlichung aus den USA nach Hong Kong und später nach Russland floh. In seinem Gepäck hatte er 1,7 Millionen hochgeheime Dokumente der US-Regierung über weltweite elektronische Spionageoperationen westlicher Geheimdienste.
    Snowdens Entscheidung, die Dokumente an Journalisten weiterzugeben und sie damit zu veröffentlichen, war der Beginn der wohl größten Geheimnispreisgabe in der Geschichte – nicht nur der amerikanischen. Die NSA-Affäre belegt eine dramatische Schieflage in der amerikanischen Demokratie. Unter Umgehung der parlamentarischen Kontrolle und mit der Schaffung neuer, eigener Rechtsräume hat die staatliche Exekutive in den USA das Ende der Privatsphäre für das Individuum eingeläutet.
    Sie sammelt Massendaten mit willentlicher oder erzwungener Hilfe der großen Internet- und Kommunikationsunternehmen und rechtfertigt dies mit ihrer Absicht, Stabilität, Sicherheit und wirtschaftlichen Fortschritt zu garantieren. Die technischen Fähigkeiten ermöglichen ein beinahe beliebiges Ausmaß von Kontrolle und Manipulation durch den Staat. Abermillionen Nutzer von Computern und Handys sind dem Netz der Überwachung ausgeliefert, auch und gerade in Deutschland.
    In Zusammenarbeit mit dem US Fernsehsender PBS zeigt der ZDF-Terrorismus- und Geheimdienstexperte Elmar Theveßen ein Jahr nach Snowdens Veröffentlichungen das ganze Ausmaß des Skandals. In der zweiteiligen Dokumentation „Verschwörung gegen die Freiheit“ forscht er nach Hintergründen und politischen Folgen der weltweiten Abhör- und Überwachungsprogramme. Wie weit geht das Eindringen der Geheimdienste in die Privatsphäre jedes einzelnen Bürgers wirklich? Welche Schutzmaßnahmen helfen gegen die digitale Schnüffelei? In welchem Umfang kooperieren die großen Anbieter der IT- und Handy-Branche hinter dem Rücken der Nutzer tatsächlich mit den Geheimdiensten? Welche Rolle spielen die deutschen Sicherheitsbehörden? Und warum übt die Bundesregierung zwar lautstarke Kritik an der maßlosen Überwachungspraxis – ergreift aber keine konkreten Maßnahmen dagegen? Barack Obama zog als umjubelter Hoffnungsträger ins Weiße Haus ein.
    Tatsächlich beendete er den Kampfeinsatz im Irak und leitete den Abzug der NATO aus Afghanistan ein.
    Doch bei der Inneren Sicherheit knüpfte er nahtlos an seinen Vorgänger an und verschärfte in einigen Bereichen sogar den Kurs der US-Regierung. Vor allem verzichtete Obama darauf, die Macht der Geheimdienste zu beschränken, denen nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 deutliche erweiterte Befugnisse eingeräumt worden waren. Ausgerüstet mit politischer Rückendeckung, milliardenschweren Etats und immer leistungsfähigerer Technik machten sich die US-Geheimdienste daran, die ganze Welt mit einem digitalen Überwachungsnetz zu überziehen.
    Der Datenhunger vor allem der NSA – und ihrer amerikanischen und britischen Partnerdienste – erreicht seitdem tatsächlich globale Dimensionen. Das Maximalziel lautet, jede E-Mail, jedes Handy-Gespräch, jede Bewegung im Internet überwachen zu können. Experten schätzen, dass die NSA diesem Ziel bereits sehr nahe gekommen ist. Das Aushorchen macht sogar vor Staats- und Regierungschefs befreundeter Staaten nicht halt, wie die Affäre um das Abhören des Mobiltelefons von Bundeskanzlerin Merkel zeigt.
    Obama, im Wahlkampf noch Gegner flächendeckender Spionage, hat sich längst zum Befürworter und Förderer entwickelt. Elmar Theveßen deckt den Weg der Vereinigten Staaten zum globalen Datenkraken auf und stellt die Frage nach den politischen Konsequenzen. Sind die USA in puncto Innerer Sicherheit überhaupt noch ein „Rechtsstaat“? Wie können Deutschland und die EU politisch gegen die digitale Schnüffelei des Verbündeten vorgehen? Und: Ist die Welt eigentlich sicherer geworden durch das umfassendste Abhörprogramm der Geschichte? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 28.05.2014ZDF
    Fortsezung von "Verschwörung gegen die Freiheit (1): Big Brother und seine Helfer" aus "ZDFzeit"
  • Folge 116 (30 Min.)
    15 000 Menschen sterben allein in Deutschland jedes Jahr an Infektionen. Schuld sind resistente Erreger, gegen die kein Antibiotikum mehr wirkt. Die sogenannten „Krankenhauskeime“ verursachen unter anderem Wunden, die nicht mehr verheilen. Der 65-jährige Werner S. hat eine schwere Infektion mit dem lebensgefährlichen Keim überlebt. Er hat sich in einem Krankenhaus angesteckt, in das er nach einem Sturz von der Leiter eingeliefert wurde. Die OP-Wunde an seinem Fuß heilte aber nicht, die Ärzte mussten immer mehr wegoperieren. Die lebensgefährlichen MRSA-Erreger kommen auch in Tierställen vor.
    Ursache sind die riesigen Mengen Antibiotika, die in der Fleischproduktion eingesetzt werden. 1700 Tonnen sind es jährlich in Deutschland, der Großteil landet im Schweinestall. Vor allem auch dieser intensive Einsatz in der Fleischindustrie führt dazu, dass immer mehr Keime gegen immer mehr Antibiotika resistent werden. Das Uniklinikum Münster bietet bereits extra Sprechstunden für Betroffene an. „Es ist ein Problem, das uns alle betrifft. Die Gefahr aus dem Stall besteht, weil sich die Erreger vom Tier auf den Menschen übertragen, zuerst über Angestellte in der Landwirtschaft, dann auch auf Menschen wie Sie und mich“, sagt Dr. Tobias Görge.
    15 000 Tote jährlich – der Politik ist das Problem seit langem bekannt. Mit einer Gesetzesnovelle sollen ab Juli 2014 Antibiotika in der Tiermast registriert und reduziert werden. „ZDFzoom“-Autorin Renate Werner geht auf Spurensuche und stellt fest: Es gibt Möglichkeiten, die neue Regelung zu umgehen. Eigentlich ist der hohe Einsatz von Antibiotika gar nicht nötig, denn es gibt Alternativen.
    Andere Länder wie Dänemark, einer der größten Fleischexporteure der EU, machen vor, wie man den Antibiotika-Einsatz reduzieren kann – ohne Bauern oder Tierärzte in die Pleite zu treiben. Hier liegt der Verbrauch inzwischen nur noch bei einem Fünftel der Menge, die in Deutschland verabreicht wird. Das dänische Modell erhöht den Druck auf Deutschland. „ZDFzoom“ fragt: Wieso landen bei uns Tonnen von Antibiotika in der Schweinemast? Kann das neue Gesetz tatsächlich die tödliche Gefahr aus dem Stall verringern? Mehr unter: www.zoom.zdf.de (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 04.06.2014ZDF
  • Folge 117 (30 Min.)
    Deutschland ist Fußballland. Trotzdem nimmt die Zahl der jungen Kicker in der Republik drastisch ab: In den letzten sechs Jahren stellten über 13.000 Jugendmannschaften den Spielbetrieb ein. In der „ZDFzoom“-Dokumentation „Unsere Amateure – echte Profis?“, die am Mittwoch, 11. Juni 2014, 22:45 Uhr, im ZDF zu sehen ist, will Reporter Frank Diederichs herausfinden, wie es Fußball-Deutschland wirklich geht. Warum müssen Tausende Amateurclubs aus finanziellen Gründen ihren Spielbetrieb einstellen, während ihr Dachverband, der Deutsche Fußballbund (DFB), mit einem jährlichen Umsatz von über 90 Millionen Euro zu den größten Sportverbänden der Welt zählt? Frank Diederichs recherchiert abseits der großen Arenen und Superstars und hakt nach bei den kleinen Amateurvereinen im Fußballland Deutschland.
    Während der Profifußball Jahr für Jahr neue Rekordzahlen schreibt, und der DFB im Glanz der Nationalmannschaft erstrahlt, kämpfen viele Amateurvereine ums Überleben. Den Clubs fehlt es an Nachwuchs. Die Gründe dafür liegen aber nicht nur an der demografischen Entwicklung, sondern auch am desaströsen Zustand vieler Sportanlagen. Finanzielle Hilfen vom DFB gibt es jedoch es so gut wie keine.
    Einen weiteren Grund sehen die Vereine darin, dass der Profi-Fußball inzwischen alle Wochentage belegt. Früher war der Sonntag als Spieltag für die Amateure reserviert. Heute schauen sich viele Fußball-Fans selbst an den Sonntagen Bundesligaspiele im Fernsehen an, statt den heimischen Amateur-Club am Platz zu unterstützen. Viele Vereine fühlen sich vom DFB im Stich gelassen. Und man fragt sich: Wo bleiben die Millionen, die der DFB durch TV-Rechte und Werbung einnimmt? Hat der DFB bei all dem Hype rund um Bundesliga und Nationalmannschaft seine aktiven Mitglieder, also seine Basis vergessen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereMi 11.06.2014ZDF

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