Der Name der französischen Festungsstadt Verdun wurde 1916 zum Menetekel für das Massensterben auf den Schlachtfeldern des 20. Jahrhunderts. Die hohen Militärs sprachen von einer „Blutpumpe“, die Frontsoldaten nannten es die „Hölle von Verdun“. Mehr als 700 000 Soldaten starben, wurden verwundet oder blieben vermisst, ohne dass sich der Frontverlauf wesentlich änderte. Ein junger französischer Offizier hatte Glück im Unglück. Zwei Wochen nach Beginn der Kämpfe um Verdun wurde seine Einheit aufgerieben, doch er selbst war nur verwundet und geriet in deutsche Gefangenschaft. Sein Name: Charles de Gaulle. Der Mann, der 1944 als Sieger über die deutschen Besatzer durch Paris schritt, war knapp drei Jahrzehnte zuvor als Kriegsgefangener nach Deutschland gebracht worden. Mehrmals versuchte er auszubrechen. Das Bild, das sich De Gaulle von den Deutschen machte, erfuhr im Ersten Weltkrieg seine erste Prägung. Aus einer anderen Perspektive erlebte 1916 ein deutscher Offizier die Schlacht um Verdun – als Pilot einer Aufklärungsmaschine kundschaftete er die Truppenstärke des Gegners aus. In den neu entstehenden Luftstreitkräften wuchs – fernab vom Elend der blutgetränkten Schlachtfelder – die Legende vom „ritterlichen Krieg“. Hochdekorierte Kampfflieger wie Hermann Göring ließen sich als Helden feiern. Seine Popularität machte den „Pour-le-Mérite“-Träger Göring später zu einem willkommenen Helfer Hitlers. Die Schlacht bei Verdun war nicht das einzige Schlüsselereignis des Jahres 1916. Am 1. Juli begann an der Somme der Sturm-Angriff auf die deutschen Linien. Allein in der ersten halben Stunde starben über 8000
britische Soldaten, einer der blutigsten Momente der Militärgeschichte. In dieser Schlacht wurde auch der Meldegänger Adolf Hitler verwundet. Er wurde ins Lazarett Beelitz bei Berlin geschickt. Seit 1914 war er nicht mehr in Deutschland gewesen. Der Besuch der Hauptstadt wurde für ihn zu einem eindrücklichen Erlebnis. Er stellte fest, dass die anfängliche Kriegsbegeisterung längst bitterer Ernüchterung gewichen war. Allenthalben herrschte Nahrungsmittelknappheit, die Arbeiter in den Munitions-fabriken begehrten auf. Hitler witterte überall Defätismus, Feigheit und Verrat – Stoff für die Legende vom Dolchstoß im Rücken der kämpfenden Front, die er später als NS-Agitator gegen all jene in Stellung brachte, die das sinnlose Sterben schließlich beendeten. Im Schatten der Großereignisse an der Westfront stand der Kriegsschauplatz im Osten. Im Juni 1916 brachte eine Angriffsoperation der russischen Zaren-Armee die deutschen Verbände in Bedrängnis. Die so genannte Brussilow-Offensive war mit den westlichen Bündnispartnern, die den Zweifrontenkrieg gegen Deutschland verschärfen wollten, abgestimmt. Nach anfänglichen Erfolgen führte jedoch die mangelnde Versorgung des russischen Heeres bald zu dessen Auflösung – und zur Erosion des feudalen Zaren-Regimes, das schon bald von einer Revolution hinweggefegt werden sollte. Die Dokumentation zeigt eindringlich, wie eine ganze Generation durch das „Fegefeuer“ des Krieges ging. Augenzeugenberichte legen Zeugnis ab vom Leid und den Entbehrungen; in aufwändigen Spielszenen wird deutlich, wie der Krieg die Anschauungen von Protagonisten wie Charles De Gaulle und Hermann Göring – mit ganz unterschiedlichen Konsequenzen – prägte. (Text: ZDF)