• Folge 326 (30 Min.)
    Bild: ZDF und Marco Porzig
    Rund drei Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund leben in Deutschland – egal, ob als Migranten der ersten Generation oder in späteren Generationen geboren. Die türkische Community ist die größte Gruppe unter den Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Aber: Wie viel Türkei, wie viel Deutschland steckt in den Enkeln und Kindern der früheren Migranten? Wie leben die Türken in Deutschland? „Wenn mich jemand fragt, ob ich Türke oder Berliner bin, sag ich immer: Ich bin Berliner!“ So sieht sich Melih (23), musikbegeisterter Bäcker aus der Hauptstadt.
    Sein Vater Ertan führt ein großes Familienunternehmen für türkische Süßspeisen. „In meiner Klasse waren nur Türken – gar keine anderen Ausländer“, erzählt er aus seiner Kindheit. Auch sein Bruder Seyit arbeitet im Unternehmen. Seine Heimat liegt „irgendwo dazwischen“ – irgendwo zwischen Deutschland und der Türkei. Auch Schwester Melike (17) ist Berlinerin – die Türkei ist für sie ein reines Urlaubsziel. „Die erkennen uns direkt – die hassen uns.“ Warum, kann sie sich auch nicht wirklich erklären.
    Auch beim Aussehen gibt es große Unterschiede. „Die Frisur unterscheidet uns auf jeden Fall von den Türken in der Türkei – lange Haare mit Zopf gibt es dort kaum.“ Melike hat einen großen Traum – sie möchte Sängerin werden. Dafür möchte sie ihren ersten eigenen Song aufnehmen – natürlich mit der Unterstützung ihres großen Bruders. Der Traum vom eigenen Supermarkt – den hat sich Selim Demirel mit seinem Schwager Harun vor drei Jahren erfüllt. Ein Leben in der Türkei können sich die beiden nicht vorstellen. „Würden die sagen, wir geben Ihnen so viel Geld, damit könnten Sie in die Türkei umziehen, würde ich nein sagen.
    Ich würde lieber hierbleiben.“ Selims Alltag beginnt morgens um sechs Uhr auf dem Kölner Großmarkt – hier möchte er durch geschicktes Handeln und seinen türkisch-kölschen Charme die besten Schnäppchen abräumen, bevor es dann direkt weiter in seinen kleinen Supermarkt in der Einkaufspassage des Bonner Hauptbahnhofs geht. Sieben Tage die Woche hat der Familienbetrieb geöffnet – und wenn es mal eng wird, springt Selims Schwester Hazret ein. Nebi Sagir (46) ist in Hannover geboren, erfolgreicher Geschäftsmann im Sabbatjahr und macht keinen Hehl daraus, wen er bei der letzten Türkeiwahl gewählt hätte: Erdogan.
    „Ich fand die Opposition einfach sehr schwach“, erklärt der 46-jährige Familienvater. Auch sein Leben als Deutscher mit türkischen Wurzeln war nicht immer einfach. „Eigentlich habe ich immer das Gefühl, das Doppelte leisten zu müssen wie Thomas, Andi oder Klaus. Hier bin ich immer der Türke gewesen und in der Türkei war ich der Deutschländer.“ Halt und Heimat findet er in der örtlichen Moschee – Religion ist für ihn wichtig.
    Wenn möglich, versucht er fünf Mal am Tag zu beten. Auch sein Freund Yacub ist sehr religiös: „Eine Verabredung mit Allah ist einfach wunderschön.“ „Ich wollte kein ewiger Gast sein“, sagt Abdullah Altun (58) über seinen Weg nach Deutschland. Er wächst in Duisburg auf, besucht die Hauptschule und beginnt 1983 eine Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn. Er schließt mit Bestnoten ab, doch die Beamtenlaufbahn bleibt ihm verwehrt – wegen seiner türkischen Staatsbürgerschaft. „Ich habe bestanden – aber ich war der Falsche mit dem falschen Pass.“ Eine Erfahrung, die ihn prägt, aber nicht aufhält.
    1996 gründet Altun die Altun Gleis- und Tiefbau GmbH. Abdullah Altun hat Deutschland nicht nur als Heimat angenommen – er fühlt sich auch verantwortlich: „Ich bin kein Gast. Ich bin Teil dieses Hauses. Und manchmal repariere ich auch das Fundament.“ Die „ZDF.reportage“ taucht ein in deutsch-türkische Welten auf der Baustelle, in der Moschee und in der Hauptstadt Berlin. Eines ist für alle klar: Sie sind in Deutschland zu Hause. Und doch bleibt die Frage: Wo ist die Heimat? In Deutschland, wo sie leben? Oder doch in der Türkei, dem Land ihrer Vorfahren? Oder vielleicht irgendwo dazwischen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 11.10.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 09.10.2025 ZDFmediathek
  • Folge 327 (30 Min.)
    Mit mehr als 60 Millionen Fluggästen im Jahr ist der Flughafen Frankfurt Main der größte Verkehrsflughafen in Deutschland und einer der größten Europas. Jeden Monat starten und landen dort rund 35.000 Flugzeuge. Aber nicht nur für Urlauber und Geschäftsreisende ist der Airport eine wichtige Anlaufstelle – für mehr als 80.0000 Menschen ist der Flughafen ihr täglicher Arbeitsplatz. Flugkapitänin Steffi Bub startet regelmäßig von Frankfurt in die Luft. „Ich wollte schon im Kindergarten Pilotin werden, es war mein Traum und es ist immer noch mein Traum“, erzählt sie über den Wolken.
    Auf manchen Flügen ist sie die einzige Frau in einer ansonsten kompletten Männer-Crew. Nico Schneider arbeitet beim Zoll und kontrolliert das Gepäck von Reisenden bevor sie einreisen. Regelmäßig findet er verbotene Waren in den Koffern der Reisenden. Gerade aus fernen Ländern wird gern ohne Erlaubnis frisches Obst und Gemüse mitgebracht. Nico Schneider meint: „Oft ist es aus dem eigenen Garten und schmeckt bestimmt gut, aber wir können trotzdem kein Auge zudrücken.“ Dunkle Gänge, niedrige Decken und ohrenbetäubender Lärm – das ist der Arbeitsplatz von Miriam Strecker und Giorgio Chianella.
    Die beiden sind Servicetechniker in der Gepäckförderanlage des Frankfurter Flughafen. Sie betreuen mehr als 80 Kilometer Gepäckbänder, auf denen täglich mehr als 100.000 Gepäckstücke befördert werden. Und wenn sich die Schlaufe eines Rucksacks verfängt, ein Koffer vom Band rutscht oder irgendwo ein Band blockiert, dann haben die beiden nicht mehr als zehn Minuten Zeit, um dieses Problem zu beheben. Kein Wunder also, dass die beiden sagen, die Sommerreisezeit sei für sie die stressigste Zeit. Und der Flughafen soll weiter wachsen. 2015 erfolgte der Spatenstich für ein neues, drittes Terminal, 2026 soll es in Betrieb gehen – zunächst mit einer Kapazität von 19 Millionen Reisenden, ausbaubar für bis zu 25 Millionen Reisende.
    Die Baustelle von Terminal 3 ist Europas größtes privat finanziertes Infrastrukturprojekt. Voraussichtliche Kosten 4 Milliarden Euro. Harald Rohr verantwortet dieses Megaprojekt. Er sagt: „Wir bauen nicht nur einen Flughafen, wir bauen eine neue Infrastruktur. Mit zehn Kilometern neuen Straßen und Brücken, einem neuen Anschluss an die Autobahn A5, Europas größtem Parkhaus und einem komplett neuen Personentransportsystem.“ Die „ZDF.reportage“ blickt hinter die Kulissen des Frankfurter Flughafens. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 18.10.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 16.10.2025 ZDFmediathek
  • Folge 328 (30 Min.)
    Die Reportage begleitet die deutsch-türkische Familie Kaya, die sich in zweiter Generation von einfachen Verhältnissen zu erfolgreichen Unternehmern in Berlin hochgearbeitet hat. Die Brüder Engin und Serkan Kaya betreiben als Kfz-Gutachter und TÜV-Prüfer eine Prüfwerkstatt in Rudow, einem Ortsteil von Berlin-Neukölln. „Unser Geschäft läuft so gut, weil wir viele Stammkunden haben und auch über Social Media wie Instagram kommen sehr, sehr viele Kunden auf uns zu“, erzählt Serkan. Über mangelnde Aufträge kann er nicht klagen – wohl aber über fehlende Fachkräfte.
    Als ihn eine schwere Grippe erwischt, liegt das Prüfgeschäft still, denn nur er hat in seinem Team die Qualifikation als TÜV-Prüfer. Die Brüder wohnen mit ihren Eltern direkt neben der Werkstatt. Die Kayas sind in der türkischen Community in Neukölln gut vernetzt. Vater Sait, einst Autohändler, kam 1980 nach Deutschland und legte den Grundstein für das heutige Familienunternehmen. „Ich habe es nicht geschafft, zu studieren, aber meine Jungs sind beide Ingenieure“, berichtet er stolz.
    Mutter Vasfiye prägte ihre Söhne mit Disziplin, Ehrgeiz und einem starken Familiensinn. „Beide haben dafür gesorgt, dass unsere Schulausbildung nicht zu kurz kommt, dass wir von der Straße weg sind und keine Dummheiten machen“, erinnert sich Engin. Serkan sucht dringend Verstärkung für seine Prüfhalle, doch qualifizierte Bewerber sind schwer zu finden. Azubi Can absolviert bei Serkan die Ausbildung zum Prüfingenieur – ein Beruf mit Zukunft, aber auch mit Nachwuchssorgen.
    Gleichzeitig planen die Brüder den nächsten Schritt: die Eröffnung einer zweiten Prüfstelle. „Wenn man Geld verdienen möchte, muss man auch investieren. Von nichts kommt nichts“, sagt Serkan. Doch ohne neues Personal bleibt der Traum vorerst nicht realisierbar. Die „ZDF.reportage“ erzählt von unternehmerischem Erfolg und familiärem Zusammenhalt – aber auch von den Herausforderungen einer Familie mit Migrationsgeschichte: vom Ankommen in Deutschland bis hin zum Streben nach Anerkennung und wirtschaftlichem Aufstieg. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 25.10.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 23.10.2025 ZDFmediathek
  • Folge 329 (30 Min.)
    Die Dortmunder Nordstadt: Brennpunkt mit hoher Arbeitslosenquote. Es gibt Probleme mit Müll und Kriminalität. Die einen lieben ihr Viertel, andere wollen nur noch weg. In der Nordstadt leben über 60.000 Einwohner. 80 Prozent Migranten prägen das Gründerzeitviertel. Die Arbeitslosenquote liegt bei 21 Prozent – im Rest der Stadt bei zwölf Prozent. Trotzdem bleiben viele „ihrer“ Nordstadt treu und schwören auf das Wir-Gefühl. „Einmal Nordstadt – immer Nordstadt!“: Die drei Freunde Devrim, Samo und Siyar grinsen verschwörerisch und klatschen sich ab.
    Die 18- bis 21-jährigen Männer sind Migranten der zweiten Generation und zusammen in der Nordstadt aufgewachsen. Ihr Quartier: eins der größten Hochhäuser im Viertel. Samo lebt mit seiner Familie im 13. Stock. „Die Nordstadt ist wie mein Wohnzimmer“, sagt der 19-Jährige, der auf einen BWL-Studienplatz wartet. „Ich treffe immer jemanden, den ich kenne.“ Der 18-jährige Devrim beginnt bald eine Lehre als Altenpfleger. Doch seine Leidenschaft ist eigentlich eine andere: Devrim rappt und träumt von einer Karriere als Musiker.
    Aber realistisch ist er auch: „Plan A ist die Musik und Plan B ist Geld verdienen.“ Die drei Freunde und noch weitere Jungs sind die „Hochhausclique“. Fast alle haben die Schule hinter sich und stehen jetzt vor der Entscheidung: Wie geht das Leben weiter? Fest steht: Alle würden erstmal gern in der Nordstadt wohnen bleiben. „Wir haben hier unsere Probleme, aber wir halten alle zusammen. Ich liebe die Nordstadt!“, betont Devrim. „Was soll das denn?!“ Wütend stapft Fleischermeister Wolfgang Zimmermann auf das Erdgeschossfenster neben seinem Laden zu, vor dem eben ein Haufen verbrannter Reis auf dem Asphalt gelandet ist.
    Der 1,90 große und gut über 100 Kilo schwere „Bulle vom Borsig“, wie Zimmermann genannt wird, besitzt die letzte deutsche Metzgerei der Nordstadt nahe dem Borsigplatz. Der gebürtige Nordstädter macht seinem Spitznamen alle Ehre: Er sieht rot. „Sagen Sie mal, haben Sie hier den Reis aus dem Fenster geschüttet?!“, fragt er eine Frau hinter dem Fenster. Zimmermann kämpft gegen Müll und Unrat in seinem Viertel wie Don Quichotte gegen Windmühlen: Er findet fast jeden Morgen gegen 5:00 Uhr zu Arbeitsbeginn haufenweise Müll vor seiner Ladentür.
    „Das sind die Probleme, mit denen wir hier zu kämpfen haben!“, knurrt er. Das Haus und der Laden gehören ihm. Dort haben fünf Generationen der Fleischereidynastie Zimmermann gearbeitet und gewohnt. Vor drei Jahren haben er und seine Familie die Reißleine gezogen und sind zum Wohnen weggezogen. „Wir haben es hier einfach nicht mehr ausgehalten“, sagt er wehmütig.
    „Lieber möchte ich tot über dem Zaun hängen, als in der Nordstadt zu wohnen!“: Fahrschulbesitzer Kai Clemens schüttelt energisch den Kopf. „Da gibt es Straßen, da würde ich nach Einbruch der Dunkelheit auf keinen Fall mehr langgehen!“ Der Dortmunder hat seine Fahrschule seit 34 Jahren nahe der Nordstadt. Fast 30 Prozent seiner Schüler kommen aus dem Viertel, viele über das Jobcenter, sie wollen Lkw- oder Busfahrer werden. Auf seine Schüler aus der Nordstadt lässt der 62-jährige Chef von 40 Mitarbeitern nichts kommen: „Die sind hoch motiviert und wollen was schaffen!“, sagt Kai Clemens.
    Sein Fahrschüler Aziz nickt. Der 28-jährige Syrer lebt seit zwei Jahren in der Nordstadt, will als Lkw-Fahrer durchstarten. Unbedingt raus aus dem Bürgergeld und raus mit der Familie aus der Nordstadt. „Zu viele Leute, zu laut – und ständig diese Müllberge aus alten Möbeln“, sagt er und schüttelt den Kopf. „Die Nordstadt ist eine Katastrophe“. Die „ZDF.reportage“ begleitet Menschen in der Dortmunder Nordstadt und zeigt sowohl die Probleme des Brennpunktviertels als auch die Bewohner, die versuchen, das Beste daraus zu machen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 08.11.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 06.11.2025 ZDFmediathek
  • Folge 330 (30 Min.)
    Kaiserslautern, Stadtteil Betzenberg – mehr als nur Fußball. Zwischen Fankultur und Existenzkampf: Hier treffen Leidenschaft und soziale Realität hart aufeinander. Industrieabbau, Kinderarmut, Wohnungsnot: Kaiserslautern kämpft gegen den Abstieg – und der Betzenberg wird zum Symbol für Hoffnung und Härte zugleich. Der „Betzenberg“ ist mehr als das Fritz-Walter-Stadion – er ist Identität und Heimat für viele Lauterer. Doch die Stadt Kaiserslautern steckt in der Krise: Einzelhandel und Industrie brechen weg, die Arbeitslosenquote liegt bei 9,7 Prozent, über 22 Prozent der Kinder leben von Bürgergeld.
    Christopher Fauss-Travessa, 28, kennt die Schattenseiten: „Zwangsräumungen, Messi-Wohnungen, einsame Verstorbene – das ist Alltag“, sagt der Entrümpler. Seine Aufträge kommen oft direkt vom Sozialamt. „Man ist froh über Arbeit, aber das Drama muss man auch aushalten.“ Stephanie L., alleinerziehend mit drei Kindern, lebt mit 50 Euro in der Monatsmitte: „Ich muss mir Geld leihen – dabei will ich meinen Kindern eine bessere Zukunft bieten.“ Anke Henkel und Tochter Michelle helfen mit „Herzenssache Kaiserslautern e.V.“ Menschen in Not.
    „Die Armut nimmt zu, auch am Betzenberg“, sagt Henkel. Einmal pro Woche verteilen sie Kleidung und Hygieneartikel – unterstützt von einem lokalen Supermarkt. Doch der Betzenberg hat auch eine andere Seite: Fußball. Der 1. FCK bringt Hoffnung, Gemeinschaft und Emotion. Am Kult-Kiosk „Betzebud“ trifft man sich vor dem Spiel, Familie Kraus lebt hier ihre Leidenschaft. Auch Manfred Blauth und seine Söhne sind FCK-Fans durch und durch – seit Kindertagen. Die „ZDF.reportage“ begleitet Fans, Helfer und Bewohner des Betzenbergs – und zeigt, wie sie zwischen Krise und Fußballfest ihren Alltag meistern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 15.11.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 13.11.2025 ZDFmediathek

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