2025 (Folge 310⁠–⁠326)

  • Folge 310 (30 Min.)
    Inflation, Stillstand, Krise – und trotzdem gibt es Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen. Sie starten neu, haben Ideen, schaffen Jobs. Was treibt sie an? Während die einen aufgeben, wagen andere mutige Schritte: eine Käsemanufaktur mitten in München, eine Autowerkstatt in Brandenburg, ein Satellitenspiegelhersteller in Jena. Sie zeigen: Mit Mut, Einsatz – und schmutzigen Händen – geht es auch anders. Norman Dittmann eröffnete vor zwei Jahren einen Kfz-Betrieb in Neuruppin – mitten in einer Zeit, in der die Zahl der Firmeninsolvenzen deutlich stieg.
    In seiner Werkstatt steht heute ein schwarzer Mercedes aufgebockt, es wird ein Getriebe gewechselt – keine günstige Reparatur. Doch die Besitzerin zahlt ohne Murren und ist sehr zufrieden. Dittmann beschäftigt vier Mitarbeiter. Seine Haltung ist klar: „Einfach anpacken! Wir sollten wieder da hinkommen, dass es nicht schlimm ist, mit schmutzigen Händen nach Hause zu kommen.“ Auch in München trauten sich drei Familienväter, ihre beruflichen Positionen aufzugeben und eine Käsemanufaktur zu gründen. Vor den großen Schaufenstern bleiben Schulkinder stehen und schauen zu, wie die Männer in weißen Kitteln frisch geronnene Milch in runde Formen füllen.
    „Klar ist es riskant, so etwas hochzuziehen, aber es läuft!“, sagt Molkereimeister Franz Stuffer. Auch am Wochenende müssen sie ran – der Käse im Keller braucht Pflege mit Salzlake. „Ist viel Arbeit, aber das stört mich nicht“, sagt Sebastian Kreuels. Und Johannes Klappacher ergänzt: „Man muss halt auch mal Unbequemes machen.“ Den Verkaufsstand am Viktualienmarkt zu bekommen, war nicht leicht – aber inzwischen stehen die Kunden dort Schlange.
    Die Schliess- und Sicherungs-GmbH in Mühlhausen, die Komponenten für Schienenfahrzeuge herstellt, bekam vor ein paar Wochen einen Großauftrag aus den USA. Trotz zusätzlicher Zollgebühren – die trägt der amerikanische Auftraggeber – ist das Unternehmen gut ausgelastet. Mareike Hilke, Geschäftsführerin, sagt: „In den USA und im Ausland wird deutlich mehr in Bahninfrastruktur investiert als in Deutschland.“ Die Auftragsbücher sind voll, die 200 Arbeitsplätze im strukturschwachen Thüringen absehbar gesichert. „Gerade in Zeiten wie jetzt müssen wir doch zeigen, dass in Deutschland einiges vorangeht“, sagt Matthias Beier, einer der Gründer von SPACEOPTIX in Jena.
    Das Unternehmen stellt Metallspiegel für Satelliten her und wurde vor fünf Jahren gegründet. Seitdem wächst es rasant – auch, weil Europa seit der Präsidentschaft Trumps entschlossener in den Aufbau eines eigenen Satellitensystems investiert. Frances Beier, zuständig fürs Marketing: „Hier haben 20 Leute einen Arbeitsplatz, und bald werden es mehr sein. Das motiviert mich, alles zu geben, oft länger als acht Stunden am Tag.“ Auch der Messtechnikhersteller Wenzel im Spessart zeigt, dass trotz Belastungen durch die Krise positive Entwicklungen möglich sind.
    „Immer innovativ bleiben, anpacken und umsetzen“, sagt Chefin Heike Wenzel. Sie führte vor drei Jahren die Vier-Tage-Woche ein – mit Erfolg: Die Monteure arbeiten nun neun Stunden täglich. „Die Produktivität ist genauso gut geblieben und die Stimmung im Betrieb noch besser – eine Win-win-Situation.“ Die „ZDF.reportage“ zeigt Menschen, die in schwierigen Zeiten nicht jammern – sondern handeln. Mit Leidenschaft, Pragmatismus und Durchhaltevermögen gelingt es ihnen, trotz Gegenwind neue Wege zu gehen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 01.06.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 30.05.2025 ZDFmediathek
  • Folge 311 (30 Min.)
    Aufheulende Motoren, quietschende Reifen und illegale Straßenrennen – vor allem junge Männer messen sich gerne mit anderen „Auto-Posern“ und sorgen mit ihrem Lärm für Ärger bei Anwohnern. Auch mit Ampel-Duellen in der Innenstadt und verbotenem Kräftemessen auf der Autobahn sorgen die Raser für Gefahr. Bei der lebensgefährlichen Raserei gibt es jedes Jahr zahlreiche Unfälle mit unbeteiligten Schwerverletzten und Toten. Die 21-jährige Maya ist im vergangenen Jahr bei einem illegalen Straßenrennen ums Leben gekommen. Sie hatte gerade ihre letzte Prüfung zur Bankkauffrau bestanden und war auf dem Weg nach Hause, um mit ihrer Mutter zu feiern.
    Zur gleichen Zeit lieferten sich zwei junge Männer einen riskanten Wettkampf auf der Schnellstraße, auf der auch Maya mit ihrem Motorrad unterwegs war. Bei einem Überholmanöver einer der Männer kam es zum Zusammenstoß. Maya hatte auf ihrem Motorrad keine Chance. Sie starb noch an der Unfallstelle. Ihre Mutter kämpft seither für Gerechtigkeit und strengere Gesetze gegen Autoraser. Jedes Jahr am Karfreitag vor Ostern trifft sich die Autotuner-Szene zum Saisonauftakt, dem sogenannten Car-Friday.
    In Düsseldorf führte die Polizei am gleichen Tag eine Großkontrolle durch und nahm über hundert Fahrzeuge unter die Lupe. Mehrere Autos wurden dabei stillgelegt und Bußgelder und einige Strafanzeigen wegen illegaler Tuningteile an den Autos verhängt. Die Polizei mahnt: Es geht längst nicht mehr nur um Lärm, sondern auch um gravierende Sicherheitsrisiken für alle Verkehrsteilnehmer. Im Kölner Stadtteil Poll kämpfen die Anwohner seit Jahren gegen den Verkehr vor ihrer Haustür.
    Direkt am Rheinufer hat sich eine Allee zum Treffpunkt für Raser und Poser entwickelt. Vor allem, wenn es dunkel wird, lassen die ungebetenen Besucher dort die Motoren aufheulen und veranstalten kleine Rennen. Nach einer Petition und der Berichterstattung durch die Lokalpresse hat die Stadt nun eine Schranke an der Straße angebracht, die immer vor dem Wochenende geschlossen wird, um die PS-Besucher davon abzuhalten, mit ihren getunten Karossen ins Viertel zu fahren. Eine „ZDF.reportage“ über Raser und Poser auf Deutschlands Straßen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 08.06.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 06.06.2025 ZDFmediathek
  • Folge 312 (30 Min.)
    Attraktiver Party-Hotspot oder Stadtlärm-Problem? Wo wildes Feiern auf Anwohnerbeschwerden trifft, eskaliert der Konflikt um Nachtruhe, Ruhestörung und Lärmbelästigung im öffentlichen Raum. Feierlärm an lauen Sommerabenden: Außengastronomie, volle Plätze und rücksichtslose Partygäste sorgen vielerorts für Stadtlärm, Müll, Urin und hitzige Debatten über die Grenzen der Feierkultur. Frankfurts Friedberger Platz zieht mit seiner lockeren Stimmung im Sommer oft Hunderte, manchmal auch Tausende an. Sogar der Bäcker an der Ecke verkauft hier Alkohol – bis 22 Uhr, dann ist Schluss, aus Rücksicht auf die Nachbarn, wie der Bäcker sagt.
    Doch auch nach Ladenschluss geht das wilde Feiern weiter: Musik, Müllberge, fehlende Toiletten – die Nachtruhe bleibt auf der Strecke. Viele Anwohner klagen über dauerhafte Ruhestörung und Verschmutzung ihres Wohnumfelds. Die Partyfans dagegen fühlen sich im Recht: „Man darf halt nicht mitten in Frankfurt leben“ sagt einer, der anderswo wohnt, aber hier gern feiert. Köln: Am Brüsseler Platz im Belgischen Viertel geht es ganz ähnlich zu.
    Auch hier versammeln sich an den Wochenend-Abenden viele Menschen, zu viele. Die Konsequenz: Die Gastronomen am Brüsseler Platz müssen ihre Außenflächen bereits um 22 Uhr schließen. Für Christian B., Mitbetreiber der Gaststätte „Tante Kurt“, bedeutet das 30 Prozent Umsatzeinbußen: „Mein Bruder und ich überlegen uns, wenn sich nichts ändern sollte, ob wir die Tante Kurt zum Ende des Jahres abgeben“. Unfair findet er, dass nach der Räumung des Platzes die Party in den Nebenstraßen weitergeht.
    Dort darf Außengastronomie auch nach 22 Uhr noch offen sein. Ein anderes Problem ist, dass Alkohol längst nicht mehr nur in Kneipen verfügbar ist: „Wir haben viele kleine Läden, die nicht mehr existieren: Bäckereien, Metzgereien“ stattdessen kommen immer mehr Kioske – so berichten die Mitglieder der Interessengemeinschaft Bergisches Viertel. Sie fühlen sich nicht gehört und verdrängt: „Ich bin hier geboren, ich bin hier groß geworden und wir machen das Viertel doch aus“ klagt eine ältere Dame.
    Auch in Frankfurt Alt-Sachsenhausen ist der Lärm ein Thema: Ballermann-Hits dröhnen bis zum Morgen, Beschwerden sind Alltag. Eine Anwohnerinitiative fordert endlich Maßnahmen gegen Stadtlärm, Kriminalität und Vandalismus – ohne die Feierkultur ganz zu verbannen. „Wir wissen auch, wir wohnen in einem Ausgehviertel, aber jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, der das Leben quasi unmöglich macht“ sagt uns ein Bürger. Tatsächlich haben Äppelwoikneipen hier eine lange Tradition, da ging es schon immer auch mal rauer zu.
    Langsam aber seien die Zustände nicht mehr tragbar: dauernd Schlägereien, Erbrochenes und Urin vor den Hauseingängen – die Bewohner sind am Ende ihrer Nerven. Auch einige Gastronomen fordern ein Umdenken: „Ich hätte es gern wieder ein bisschen menschlicher in diesem Viertel. Sprich, nicht irgendwelche Kneipen, die sich gegenseitig mit Musik beschallen“ sagt uns ein Kneipenwirt. Die ZDF.reportage begleitet Anwohner, Gastronomen und Feiernde durch den nächtlichen Sommer – der Film spiegelt eine Diskussion um öffentlichem Raum, Anwohnerrechte und der Suche nach fairen Lösungen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 15.06.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 13.06.2025 ZDFmediathek
  • Folge 313 (30 Min.)
    Jahrelang war die deutsche Industrie Garant für sichere Arbeitsplätze und boomende Regionen. Doch diese Gewissheit bröckelt. Werke schließen, Standorte werden verlagert, Jobs abgebaut. In vielen Familien bricht mit dem Arbeitsplatz auch ein Stück Identität weg. Wo früher Heimat und Arbeitsplatz untrennbar verbunden waren, entstehen jetzt Lücken, in Lebensläufen, in Stadtbildern, in sozialen Gefügen. Rene und Nina, Anfang 30, sind gerade Eltern geworden, haben ein Haus gekauft, beide arbeiten beim Autozulieferer „ZF Friedrichshafen AG“ in Eitorf. Doch beide werden 2027 ihren Job verlieren, weil das gesamte Werk dicht gemacht wird.
    690 Jobs fallen dann weg, eine Katastrophe für die strukturschwache Region, weil viele weitere Jobs im Ort an dem Werk hängen. Beim Bäcker, dem Supermarkt oder dem Restaurant. Auch Patricia Düncher aus Würzburg steht vor einer ungewissen Zukunft. Die 58-Jährige arbeitet seit 42 Jahren beim Autozulieferer Brose – einst Siemens – und kommt mit ihrer Familie zusammen auf über 280 Jahre Betriebszugehörigkeit. Düncher, die von Kollegen wegen ihrer langen Betriebszugehörigkeit liebevoll „Mutti“ genannt wird, hat schlaflose Nächte, weil sie befürchtet, in ihrem Alter nach der Schließung ihres Betriebes Brose in Würzburg überhaupt keine Anstellung mehr zu finden.
    Sofia Lange ist 25 Jahre alt und arbeitet im traditionsreichen Stahlwerk in Hennigsdorf, nördlich von Berlin. Schon ihre Großeltern und Eltern standen dort am Hochofen. Als sie die Ausbildung begann, war das ein stolzer Moment für die Familie. Heute steht die Produktion still, der Betrieb ist auf Kurzarbeit runtergefahren. Sofia kommt nur noch fünf Tage im Monat zum Betriebsgelände, um dort Rundgänge zu machen. „Ich kann meinen Job nicht ausüben, das macht mich fertig“, und „Ich will nicht wegziehen. Das hier ist meine Heimat“ sagt sie. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 22.06.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 20.06.2025 ZDFmediathek
  • Folge 314 (30 Min.)
    Vier Jahre nach der Flutkatastrophe an der Ahr kämpfen die Menschen noch immer mit den Folgen. Die Reportage zeigt, wie sie Häuser sanieren und den Glauben an ihre Heimat nicht verlieren. Über 170 Todesopfer, Milliarden-Schäden, zerstörte Infrastruktur: Die Flut hat das Ahrtal ins Mark getroffen. Doch der Wiederaufbau ist längst in vollem Gange – getragen von Ehrenamt, Solidarität und einer neuen Generation von Verantwortungsträgern. „Jetzt hab ich die Chance, auch als junger Bürgermeister, die Weichen zu stellen in die richtige Richtung.“: David Fuhrmann, Berufsfeuerwehrmann und ehrenamtlicher Bürgermeister in Dernau, hat immer noch viel zu tun.
    Der Ort war von der Flut am 14. und 15. Juli 2021 schlimm getroffen, 80 Prozent der Häuser waren betroffen, es gab mehrere Tote. Der Wiederaufbau läuft: Zusammen mit Ehefrau Miriam, die bald ihr erstes Kind erwartet, saniert er nicht nur sein eigenes Haus: „Mein Kind wird irgendwann auf dem Spielplatz spielen, den wir jetzt gerade fertiggestellt haben.“ Künstlerin Rebecca Arnoldy-Heimansfeld verliert ihr Elternhaus an der Ahr, findet jedoch kreative Wege, mit dem Trauma umzugehen.
    Die Nacht der Flut war ein einschneidendes Erlebnis, zwischen Panik und Hoffnung wurde sie am nächsten Tag mit dem Helikopter gerettet. „Man hat auch so viele Gefühle in dieser Zeit gehabt, und Dankbarkeit hab ich auch einfach gespürt, dass ich leben darf, dass uns nichts Krasses passiert ist, dass meine Eltern noch leben.“ Ihre Graffitis am Abbruchhaus werden zum Symbol der Hoffnung: „Was Farbe psychisch einfach macht!“ Udo und Frauke Kraatz trauern um ihre Tochter Katharina Maria, die bei einem Rettungseinsatz ums Leben kam. Eine Stele nahe der Kirche erinnert nun an die junge Feuerwehrfrau: „Ich hoffe, dass sie nie vergessen wird und dass, wenn nochmal sowas ist, die Leute anders reagieren.“ sagt Udo Kraatz.
    Monatelang haben er und seine Frau gegen Widerstände gekämpft und Spenden gesammelt – für die Stele in dem Ort, aus dem die Familie kommt. Die Dokumentation zeigt den Stand des Wiederaufbaus, neue Brücken, ein wiederbelebtes Dorfleben – aber auch offene Wunden. „Man bleibt ein Flutopfer – aber irgendwann will man aus dieser Opferrolle raus“, sagt Bürgermeister David Fuhrmann. Die ZDF.reportage begleitet Menschen, die nicht aufgeben – und ihr Ahrtal neu denken. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 29.06.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 27.06.2025 ZDFmediathek
  • Folge 315 (30 Min.)
    Junge Seeleute auf großer Fahrt: Auf dem Containerschiff „Chicago Express“ müssen junge Auszubildende zum ersten Mal zeigen, was in ihnen steckt. Ihr Traum: ein Job in der Seeschifffahrt. Die Reportage begleitet 14 Auszubildende auf einem 336 Meter langen Containerschiff der Hapag-Lloyd-Flotte. Elf Wochen lang lernen sie zwischen Europa und Amerika, was es heißt, zur See zu fahren – mit echten Herausforderungen und bewegenden Momenten. „Ich wollte raus aus dem Alltag – und rein ins Abenteuer“, sagt Selina Schwarz, als sie zum ersten Mal die Gangway der „Chicago Express“ betritt.
    Gemeinsam mit 13 weiteren Auszubildenden beginnt für sie eine Reise, die mehr ist als nur eine Ausbildung: Es ist ein Härtetest für Körper, Geist und Teamgeist. Die „ZDF.reportage: Seefahrt für Anfänger – erste Fahrt auf dem Containerschiff“ begleitet die jungen Kadetten auf ihrer ersten großen Fahrt. Von Wilhelmshaven aus geht es über das Mittelmeer, entlang der US-Ostküste und zurück – elf Wochen auf engem Raum, mit straffen Zeitplänen und echten Herausforderungen.
    An Bord der „Chicago Express“, einem 336 Meter langen Containerschiff mit Platz für über 8600 Container, erleben die Auszubildenden den Alltag auf See. Sie lernen, wie man ein Schiff navigiert, Maschinen wartet und im Team arbeitet. Dabei werden sie nicht nur fachlich gefordert, sondern auch emotional: Heimweh, Erschöpfung und die Enge an Bord bringen sie an ihre Grenzen. Besonders beindruckt ist Kadettin Selina, als sie unter Anleitung des Kapitäns das riesige Schiff aus dem Hafen von Genua steuern soll.
    „Ich hatte das Steuer in der Hand – und das Vertrauen der Crew“, erinnert sie sich. Solche Momente zeigen, wie schnell die Auszubildenden Verantwortung übernehmen müssen. Doch es gibt auch ruhigere Zeiten: In der französischen Hafenstadt Fos dürfen die Kadetten das Schiff nicht verlassen, nutzen aber die Gelegenheit, sich im Freizeitraum zu entspannen. In Barcelona hingegen haben sie ein paar Stunden Landgang und erkunden die Stadt – eine willkommene Abwechslung vom Bordalltag.
    Die Reportage zeigt nicht nur die Ausbildung auf einem Containerschiff, sondern auch die persönliche Entwicklung der jungen Menschen. Sie lernen, sich selbst zu organisieren, im Team zu arbeiten und mit Herausforderungen umzugehen. Am Ende der Reise sind sie nicht mehr dieselben wie zu Beginn – sie haben nicht nur das Meer, sondern auch sich selbst besser kennengelernt. „Seefahrt für Anfänger – erste Fahrt auf dem Containerschiff“ ist eine eindrucksvolle Reportage über das Leben und Arbeiten auf See – authentisch, emotional und nah dran an den Protagonisten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 06.07.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 04.07.2025 ZDFmediathek
  • Folge 316 (30 Min.)
    Welches Shoppingparadies hat schon einen eigenen Kreuzfahrt-Anleger? Nur das Überseequartier in Hamburg. Ein neuer Mikrokosmos in der Hafencity an der Elbe in Hamburg. Das größte Projekt seiner Art in Deutschland will neue Maßstäbe setzen: leben, shoppen, Spaß haben direkt am Wasser. Mehr als 170 Läden und Gastro-Betriebe, dazu Wohnungen, Büros und Eventflächen, gehören zum Überseequartier. Laura und Jana kommen aus Leipzig, müssen in Hamburg beruflich auf eine Messe und brauchen noch das passende Outfit. Ein Fall für Katrin Pic: Sie ist Shopping-Beraterin in einem großen Bekleidungsgeschäft im Überseequartier.
    Der Service ist für den Kunden kostenlos – die Ware allerdings eher hochpreisig. Rund 165.000 Besucher drängen Anfang April zur Eröffnung in die neue Mall. Die vierjährige Nessa und ihre Mutter Vanessa Overmann sind ganz vorn mit dabei. „Ich wohne hier seit 2012 in der Hafencity, das wird eine riesige Veränderung sein, wenn auf einmal ein Einkaufszentrum haben, Nahversorgung und eine Eventfläche, wir freuen uns“, erzählt die Lehrerin. Die Hafencity, das ist der Stadtteil mit der Elbphilharmonie im Westen und dem halbfertigen Elbtower im Osten.
    Dazwischen Wohnungen für rund 15.000 Menschen. Das neue Überseequartier mit Büros, Wohnungen und einem der größten Einkaufszentren Deutschlands markiert die Mitte. Vor 20 Jahren schon startete das Megaprojekt. Doch ein Investor ging pleite – die Hafencity-Mitte blieb jahrelang ein Loch. Als dann ein neuer Investor übernahm, gab es mehrfach Negativ-Schlagzeilen: Gasexplosion, Feuer, am schlimmsten aber ein Baustellenunfall, der fünf Menschen das Leben kostete.
    Die Eröffnung wurde mehrfach verschoben. Zweieinhalb Milliarden Euro teuer ist das Überseequartier am Ende geworden. Ein kunstvoll geschwungenes Glasdach in 16 Metern Höhe: Josef Katzer muss dafür sorgen, dass es sauber ist und glänzt. Dafür geht er mit zwei Kollegen hoch hinauf. Dachreinigung der Sonderklasse für den Mittelständler aus Hamburg. Katzers Firma ist für die Reinigung des Überseequartiers zuständig. Ein Millionenauftrag. Der Anspruch ist hoch, der Erfolgsdruck auch. Pro Schicht sind 38 Mitarbeitende unterwegs.
    Das Start-up-Unternehmen von Eisproduzent Markus Deibler betreibt in Hamburg mehrere Filialen. Nie aber war die Eröffnung eines Ladens so ungeheuer schwierig wie dort. Bauliche Fehler und Stress mit der Technik – doch der 34-jährige Gründer hat viel investiert in den neuen Standort. „Niemand kann sicher sagen: Haben die Hamburger und Touristen, die da erwartet werden, Bock drauf?“, sagt Deibler. Besonders in den ersten Wochen ist die Quartiersmanagerin sehr gefragt. Sie ist Schnittstelle jeglicher Kommunikation, soll die Leute ins Gespräch bringen, Probleme frühzeitig erkennen und lösen, Optimismus verbreiten, kurz: alle glücklich machen.
    Dass die Eröffnungsverschiebungen da nicht geholfen haben, kann man sich vorstellen. Wenn es irgendwo klemmt, muss sie Probleme lösen. „Manche Sachen gehen dann auch immer nicht so schnell, wie ich das das gerne hätte. Ich bin ein sehr ungeduldiger Mensch. Insofern quält mich das am allermeisten!“, berichtet Theda Mustroph. Die „ZDF.reportage“ blickt hinter die Kulissen des Überseequartiers und begleitet Angestellte, Unternehmer und Privatleute beim Start im neuen Quartier. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 13.07.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 11.07.2025 ZDFmediathek
  • Folge 317 (30 Min.)
    Direkt an der A7 bei Flensburg wird der nördlichste Autohof Deutschlands zum Treffpunkt für Urlauber, Fernfahrer und Familien auf dem Weg nach Skandinavien. Ob günstiger Sprit, skandinavische Süßigkeiten oder eine Pause vom Stau: Der XXL-Autohof nahe der dänischen Grenze ist mehr als nur ein Rastplatz. 350 Mitarbeitende sorgen dafür, dass dort alles läuft – auch wenn es voll wird. Wenn halb Deutschland in den Urlaub fährt, herrscht Hochbetrieb auf dem Autohof bei Flensburg. Nur sechs Kilometer vor der dänischen Grenze gelegen, ist er für viele der letzte Stopp vor dem teuren Skandinavien.
    Der XXL-Autohof an der A7 bietet nicht nur günstigen Kraftstoff, sondern auch einen riesigen Supermarkt mit Produkten aus Deutschland, Dänemark und der ganzen Welt. Besonders beliebt: skandinavische Süßigkeiten, die es sonst kaum in Deutschland zu kaufen gibt. Heiko Rasmussen (55) ist der Mann, der dort den Überblick behält – und das gleich über drei Betriebe: Tankstelle, Shop und Waschanlage. Seit 19 Jahren arbeitet er am Autohof, kennt jede Zapfsäule, jede Engstelle. In der Ferienzeit und an langen Wochenenden ist er vor allem dafür verantwortlich, dass der Sprit nicht ausgeht.
    „Wenn unerwartet viele Leute anreisen, kann es schon mal sein, dass man Montagnacht leerläuft“, sagt er. Denn der Preisunterschied zu Dänemark – rund 20 Cent pro Liter – bringt viele dazu, vor der Grenze noch einmal vollzutanken. Doch Rasmussen ist nicht nur Logistiker, sondern auch Krisenmanager. Wenn die Stimmung kippt, weil der Stau lang war oder die Schlange an der Zapfsäule nicht kürzer wird, greift er selbst ein. „Es gibt den, der schon lange im Stau gestanden ist.
    Der ist ein bisschen verbittert und auch ein bisschen aggressiver.“ Dann hilft nur Ruhe – und manchmal ein freundliches Wort von Chef oder Kollegin Carina, die ebenfalls regelmäßig auf dem Hof unterwegs ist. Im Supermarkt sorgt Marie Thimm für Ordnung. Die 24-Jährige ist Einzelhandelskauffrau aus Leidenschaft – und bereits Chefin im Lager. „Man ist gerade an solchen Großkampftagen überall. Wenn hier auf der Fläche Hilfe benötigt wird, dann springe ich auf der Fläche ein.“ Während andere in den Urlaub fahren, beginnt für sie die umsatzstärkste Zeit des Jahres.
    Auch Familie H. aus Bietigheim-Bissingen hat den Autohof als letzten Halt vor dem Ferienhaus in Dänemark gewählt. Um dem größten Reiseverkehr zu entgehen, sind sie nachts losgefahren. Jetzt gibt es Frühstück, eine Tankfüllung und ein paar Mitbringsel für die Kinder. Dänemark zählt bei Familien mit Kindern zu den beliebtesten Reisezielen – und der Autohof an der A7 ist für viele der Startpunkt in die schönste Zeit des Jahres. Die „ZDF.reportage“ zeigt, wie ein Rastplatz zum Drehkreuz der Sommerferien wird – mit Menschen, die dafür sorgen, dass der Reiseverkehr nicht ins Stocken gerät. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 20.07.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 18.07.2025 ZDFmediathek
  • Folge 318 (30 Min.)
    Türkisfarbenes Wasser und weiße Sandstände: Albanien lockt Touristen aus aller Welt.
    Atemberaubende Landschaften, spannende Kultur und Gastfreundschaft zu kleinen Preisen: Albanien lockt Besucher aus aller Welt mit kristallklarem Meer und idyllischen Stränden an der Adria. Die Zahl der Touristen in Albanien ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Doch abseits der touristischen Standardpfade warten im bergigen Hinterland noch immer Attraktionen auf ihre Entdeckung. Vom günstigen Hostel bis zum Luxusapartment ist alles zu haben. Adrian hat seinen Traum wahrgemacht. Der 27-jährige „kölsche Jung“ ist nach einem Albanienurlaub einfach dort geblieben.
    „Die Albaner haben nicht so viele Sorgen, die denken nicht drüber nach, was alles passieren kann. Die leben ihr Leben und sind sehr frei und total relaxed. Das habe ich vorher noch nie erlebt“, schwärmt er. Seit fünf Jahren lebt Adrian in dem kleinen Dorf Vuno, hier betreibt er mit seiner amerikanischen Frau Bri ein Hostel. Das hat er im typisch albanischen Stil wiederhergerichtet. Seine Gäste schätzen die Aussicht von der Sonnenterrasse aufs Meer und die ruhige Lage. Für Jessica und Manuel aus Thüringen der perfekte Ort, um das Land zu erkunden: „Die Leute sind supernett und die Strände teilweise noch unbebaut.
    Irgendwie haben wir da unser Herz daran verloren.“ Wer mehr auf Party steht, kann Meer und elektronische Musik beim UNUM Festival in Shëngjin verbinden. Fünf Tage lang am Strand vor drei Bühnen abtanzen oder einfach nur auf dem Festivalgelände chillen. Mario aus Hamburg ist begeistert: „So ein Festival habe ich noch nicht miterlebt. Alle sind offen, es ist internationales Publikum hier, also mega geil.“ Action in unberührter Natur bietet eine Rafting-Tour im Osumi-Canyon in Zentralalbanien.
    Die Schlucht von fast zehn Kilometern Länge, durch die sich der Osumi-Fluss schlängelt, ist noch immer ein echter Geheimtipp. Rafting-Guide Alma bietet dort Wassertouren unter haushohen Felswänden. Doch die zunehmende Zahl an Touristen bedroht die ursprüngliche Natur auch in Albanien. Die vielerorts wild wuchernden Hotel- und Ferienanlagen an der Küste verbrauchen immer mehr Ressourcen, vor allem Wasser. Das kommt zum Teil aus dem Hinterland, wie zum Beispiel aus der kleinen Kommune Tragjias.
    Dort sprudeln zahlreiche Quellen – noch. In einem großen Projekt soll dort ein riesiger Brunnen gebaut und große Mengen Wasser über eine Pipeline in die Tourismusprojekte an der Küste gepumpt werden. Ela betreibt in Tragjias an einem idyllischen Teich seit vielen Jahren ein Familienrestaurant. Das Wasser aus dem Hahn in der Küche kommt direkt aus der Quelle vor der Tür. „Ich habe Angst, dass wir irgendwann kein Wasser mehr haben“, sagt Ela. Die „ZDF.reportage“ begleitet Besucher und Bewohner in einem Land, das in den vergangenen Jahren zunehmend an Beliebtheit gewonnen hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 10.08.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 08.08.2025 ZDFmediathek
  • Folge 319 (30 Min.)
    Bergsteigen mit Aussicht – in Norwegen locken beeindruckende Landschaften.
    Norwegen statt Malle. Immer mehr Touristen reisen in den Norden, denn am Mittelmeer wird es im Sommer immer heißer. Droht dem Norden jetzt der Übertourismus? 2024 war mit fast 38,6 Millionen Übernachtungen für Norwegen ein Rekordjahr. Temperaturen von 18 bis 25 Grad, eine Vielzahl an Campingmöglichkeiten, Kulinarik, Kultur, Nightlife und einzigartige Wanderziele sind verlockend – aber der Ansturm birgt auch Konflikte. Bei Per Arne Haarr auf dem Campingplatz in Stavanger ist es in der Hauptsaison normal, dass er und sein Team ab dem frühen Nachmittag Touristen abweisen müssen.
    Reservieren kann man auf dem Platz mitten in der Stadt nicht. Auch deswegen sind Robert, Yvonne und Sohn Paul extra früh angereist. Die Familie aus dem Schwarzwald ist das zweite Mal in Norwegen. „Das erste Mal haben wir eine Tour mit dem Motorrad ans Nordkap gemacht“, so Yvonne. Dieses Mal möchten sie die Hotspots im Süden erleben. Doch schnell zeigt sich, dort ist es mittlerweile um einiges voller als vor sechs Jahren. Einsamkeit in der Natur Norwegens sucht man hier vergebens.
    Wer Trubel mag, kommt aber in den Kneipenmeilen, der so genannten Fargegatan und an der Hafenpromenade, voll auf seine Kosten. Dazu kommen die Kreuzfahrtschiffe. Bis zu drei davon können in Stavanger gleichzeitig liegen und schwemmen so täglich tausende Touristen in die Stadt. Sehr zum Leidwesen von Anwohnern wie Knut und Ingrid. Sie wohnen in der Altstadt, dem so genannten Gamle Stavanger. Jeden Tag von Mai bis Oktober liegen Schiffe vor ihrer Haustür.“Ich stehe morgens schon mit einem beklemmenden Gefühl auf“, erzählt Ingrid.
    Die Schiffe direkt vor ihrer Haustür seien nicht nur schlecht für ihre Aussicht, sondern auch für die historischen Gebäude und ihre Gesundheit. Wie voll es wirklich werden kann, zeigt sich nur 40 Minuten von Stavanger entfernt. Hier liegt der Preikestolen – Beichtstuhl zu Deutsch. Der berühmte Fels ist auch das Ziel von Yvonne und Robert. Sie machen eine Tour mit Melanie Uhl. Die Deutsche lebt seit einem Jahr in Norwegen und läuft bis zu dreimal die Woche mit Touristen hier hoch. Die meisten kommen für das Foto am Rand des Felsens, der 604 Meter steil in den Fjord abfällt.
    Bei gutem Wetter ist Schlangestehen hier garantiert. Um das zu vermeiden, bietet Åsmund Bakke auf dem Folgefonna-Gletscher in Jondal nur Touren in kleinen Gruppen an. Trotzdem ist die Nachfrage in den letzten Jahren stark gestiegen. Für das Team um Åsmund ein Balanceakt, denn zum einen leben sie von den Touristen – zum anderen gefährdet ein starker Anstieg von Flug- und Schiffsreisen das Klima und somit den Gletscher. Die richtige Balance finden, ist auch das Thema von Bernt Hårvard Øyen.
    Er ist Direktor der Stiftung Bryggen in Bergen. Das historische Hafenviertel ist UNESCO Weltkulturerbe und einer der beliebtesten Orte in der Küstenstadt. Auch die Stadtführung von Martin Piehler endet in dem berühmten Viertel. „Im Juli ist es hier manchmal so voll, dass man kaum laufen kann“, so Piehler. Und nicht alle benehmen sich respektvoll. Laut Øyen wird derzeit über Möglichkeiten der Besucherbegrenzung diskutiert. Über eine Besucherbegrenzung würde sich wohl mancher Anwohner in dem kleinen Städtchen Flåm am Aurlandsfjord freuen.
    Gerade an Tagen, an denen ein Kreuzfahrtschiff im Hafen liegt, wird aus dem 288-Seelen-Dorf das reinste Disneyland. Einer der Hauptgründe: die Natur und die Flåmbahn. Sie gilt als eine der schönsten Zugreisen der Welt und sorgt dafür, dass bis zu 450.000 Touristen nach Flåm kommen. Auch Yvonne, Robert und Sohn Paul sind deswegen hier. Doch ist das noch naturnahes, entspanntes Reisen? Die „ZDF.reportage“ begleitet deutsche Camper und Touristen auf ihrer Reise durch Südnorwegen und zeigt, wie die Einheimischen den Touristenansturm erleben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 17.08.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 15.08.2025 ZDFmediathek
  • Folge 320 (30 Min.)
    Die Grav-Insel: Der weitläufige Campingplatz am linken Niederrhein bietet über 2.000 Stellplätze für Dauercamper und zieht in der Hochsaison bis zu 15.000 Gäste an – ein grünes Paradies direkt am Rhein.
    Großstadtflucht statt Dauerstress: Immer mehr Menschen tauschen Lärm und Unsicherheit gegen ein Leben als Dauercamper auf dem Campingplatz. Auf der Grav-Insel am linken Niederrhein leben rund 300 Menschen dauerhaft. Sie suchen nicht Erholung, sondern eine Alternative zum urbanen Alltag – mit Gemeinschaft, klaren Regeln und einem Gefühl von Kontrolle. Trixie und Lothar haben ihr Reihenhaus in Herne verkauft und sich ein Mobilheim gekauft – ein kleines Häuschen, das sich theoretisch auf einem Tieflader transportieren ließe. „Auf Komfort verzichten wollten wir aber nicht“, sagt Trixie.
    Küche, Bad, Schlafzimmer – alles da, nur kompakter. Sie waren auf der Suche nach einem Gefühl von Geborgenheit, das sie in der Stadt verloren haben. „Im Dunkeln traue ich mich [zu Hause in Herne] als Frau allein nicht mehr aus dem Haus“, sagt Trixie. Die Angst vor Übergriffen, Diebstahl und Gewalt hat sie tief geprägt. Beim Einkaufen lässt sie Wertgegenstände lieber zu Hause, die Handtasche hält sie fest umklammert. „Ich muss jederzeit damit rechnen, beklaut zu werden.“ Für sie war der Umzug auf die Grav-Insel eine Entscheidung für ein Leben mit mehr Schutz und Kontrolle.
    „Hier kommt keiner drauf, der hier nicht hingehört“: Lothar sieht die Ursachen für die städtischen Probleme vor allem im starken Zuzug von Fremden. Auch Christina und Peter, früher Hausmeister in Bochum, berichten von einer raueren Atmosphäre in der Stadt. Christina fühlt sich zunehmend unwohl, Peter kritisiert die Politik: „Meine Partei, die SPD, hat uns Arbeiter im Stich gelassen.“ Er beklagt fehlende Mittel für Polizei und Stadtreinigung – und wundert sich nicht über den Zulauf rechter Parteien.
    Brigit und Reinhardt sagen: „Wir haben nichts gegen Ausländer. Aber es sind in den letzten Jahren zu viele geworden. Wir schaffen es einfach nicht, sie zu integrieren.“ Sie empfinden die Welt außerhalb des Platzes als bedrohlich und fordern eine härtere Justiz: „Es müsste schneller und härter bestraft werden.“ Auf der Grav-Insel gelten klare Regeln. „Wer sich hier danebenbenimmt, fliegt vom Platz“, sagt Betreiber Frank Seibt.
    Hundehaufen nicht wegräumen? Platzverweis. Zigarettenkippe auf den Boden? 50 Euro Strafe. Die Bewohner begrüßen diese Konsequenz – sie vermissen sie in der Stadt. Das neue Lebensmodell hat seinen Preis: Wer ein komfortables Mobilheim will, muss bis zu 150.000 Euro investieren. Mit klassischem Camping hat das wenig zu tun. Doch darum geht es nicht. Es geht um eine Gemeinschaft, die sich bewusst von den Problemen der Stadt abgrenzt. Die „ZDF.reportage“ über Menschen, die nicht nur wegen der Natur campen – sondern auch wegen des Gefühls von Kontrolle, Ruhe und Verlässlichkeit. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 24.08.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 22.08.2025 ZDFmediathek
  • Folge 321 (30 Min.)
    Kreidefelsen vom Wasser aus betrachtet.
    Deutschlands größte Insel bietet viel: einsame Buchten, weiße Klippen, schöne Strände. Trotz und steigender Preise ist Rügen das Top-Reiseziel im Nordosten. Dabei sind die Lebens- und Urlaubswelten so kontrastreich wie Rügen selbst: Hier die mondänen, teuren Seebäder mit ihrer weißen Kurbadarchitektur, daneben kleine Orte mit reetgedeckten Bauernhäusern. Dort die versteckt liegenden Campingplätze einfachster Ausstattung. „Das ist hier wie eine Zeitreise für mich“, schwärmt Angela Z. aus Thüringen, die mit ihrer Familie einen Bungalow in einem ehemaligen DDR-Betriebsferienlager gebucht hat.
    Ein Nachbar in einem Wohnwagen freut sich, dass es hier nicht mal Internet gibt. „Da kommen wir endlich wieder dazu, uns mal zu unterhalten.“ Nur ein paar Schritte sind es zum Naturstrand. An der schicken Strandpromenade von Binz lädt morgens ein Lkw eine Ladung Strandkörbe ab. Die jungen Hoteliers Julika und Jonay Franke wollen ins Vermietgeschäft einsteigen. Auch eine Strandbar ist geplant. „Das war jetzt leider alles viel teurer als geplant“, erzählt Julika. Doch die Investitionen sollten sich auszahlen. Eine Toplage wie der Strand von Binz dürfte eher zu den Goldgruben des Tourismus zählen.
    Anders das Reinigungsgewerbe. Zwar gibt es bei über sechs Millionen Übernachtungen pro Jahr viel zu putzen auf Rügen, doch die Gewinne sind schmal, erzählt Szymon H., der ein kleines Reinigungsunternehmen führt und zusätzlich noch ein Restaurant betreibt. Mehr als 14,25 Euro, den aktuellen Mindestlohnsatz, kann er seinen Angestellten nicht zahlen. „Da findest du nur polnische Mitarbeiter. Für die ist das ein guter Verdienst im Vergleich zu Polen.“ Deutsche für den Job zu begeistern, falle ihm unendlich schwerer. Arbeit und Urlaub geschickt kombinieren – auch das geht auf Rügen, seit Start-up-Gründer Hannes T. eine Hotelruine mit Boddenblick zu einem Co.-Workingspace ausgebaut hat.
    Für schmales Geld können sich hier ortsunabhängig Arbeitende einmieten, um an einem traumhaft schönen Ort ihre Projekte voranzubringen. Das lockt auch digitale Nomaden wie Webdesigner Sven B. hierher, der mittlerweile seit einem halben Jahr Dauergast in der Project Bay ist. Der Film erzählt von Menschen in einer aufregenden Landschaft, für die Rügen auf unterschiedliche Weise Sehnsuchtsort geworden ist, von Reisenden und Einheimischen, die dafür sorgen, dass der Rügenurlaub ein Klassiker an deutschen Küsten bleibt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 06.09.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 04.09.2025 ZDFmediathek
  • Folge 322 (30 Min.)
    Veronika ist Sennerin.
    Kristallklare Seen, schroffe Gipfel und urige Almen: Das Berchtesgadener Land zählt zu den beliebtesten Reisezielen Deutschlands. Die Region lockt mit spektakulärer Naturkulisse, tief verwurzelten Bräuchen und besonderen Menschen – ein Sehnsuchtsort für viele, für manche neue Heimat. Ob Klettersteig, Almleben oder Hüttenalltag: Die „ZDF.reportage: Urlaub im Berchtesgadener Land“ begleitet Menschen, die in dieser einzigartigen Landschaft leben, arbeiten oder ihre Grenzen austesten. So wie Niklas Thomas, der sich trotz fehlender Erfahrung an einen Klettersteig wagt: „Meine Klettererfahrung begrenzt sich auf Kindertage.“ Doch für den atemberaubenden Blick über den Königssee lohnt sich jede Anstrengung.
    Für Veronika Veichtmeier ist das Berchtesgadener Land mehr als ein Urlaubsziel. Die 26-Jährige lebt einen Sommer lang als Sennerin auf einer Alm – ohne Handyempfang, dafür mit Kühen, Käse und klarer Bergluft. „Es ist nicht nur Kühe streicheln und in der Sonne liegen“, sagt sie. „Die Magie ist wahnsinnig, das muss man alles aufsaugen.“ Auch Oliver Hoeft hat seinen Platz in den Bergen gefunden – als Hüttenkoch im Kärlingerhaus auf 1600 Metern Höhe.
    Er kocht für 140 Gäste, während draußen der Helikopter Lebensmittel anliefert. „Wenn da vorne die Bongmaschine rattert, ist das wie Sport“, sagt er und schwenkt die Käsespätzle. Die Kapitänsmütze liegt neben ihr am Steuerrad. Da liegt sie immer, „weil dann läuft alles gut“. Lena Barofke lenkt das Boot aus dem Hafen, die erste Fahrt des Tages. Als eine von wenigen Frauen fährt sie die berühmten Boote über den Königssee. Immer noch eine ziemliche Männerdomäne: „Skeptisch waren die sehr.“ Aber Lena hat sich gegenüber ihren Kollegen behauptet.
    Arbeiten mitten im Nationalpark, etwas Schöneres gibt es für sie nicht. Tief unter der Erde beginnt der Tag für Bergmann Oliver Schwab mit einem Gebet. Dann geht es 300 Meter hinab in den Berg, wo er Salz abbaut – das weiße Gold. „Manche sagen, der Berg weiß Geschichten, bevor sie passieren“, sagt er. Für ihn ist der Beruf Berufung und Tradition zugleich. Die „ZDF.reportage“zeigt eindrucksvoll, wie eng Mensch und Natur im Berchtesgadener Land verbunden sind – und wie vielfältig das Leben in dieser besonderen Region sein kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 13.09.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 11.09.2025 ZDFmediathek
  • Folge 323 (30 Min.)
    Die Eifel ist ein Mittelgebirge, Naturparadies und Naherholungsgebiet. Insgesamt umfasst die Region mehr als 5300 Quadratkilometern. Die Vulkaneifel ist für viele ein Sehnsuchtsort. Im Sommer locken die vielen Maare sowie hunderte Kilometer Rad- und Wanderwege zu Erholung im Grünen ein. Zu Festivals, wie Rock am Ring oder dem 24 Stunden Rennen auf dem Nürburgring pilgern hunderttausende Menschen und bringen Kaufkraft in die Region. Das 30.000 Jahre alte Gemündener Maar in Daun ist das nördlichste und kleinste der drei Dauner Maare und ein ganz besonderes Freibad.
    Viele Einheimische und Touristen zieht es dorthin. Aber das Freibad hat ein Problem: Es findet sich keine Badeaufsicht. „Wenn schönes Wetter ist und die Leute kommen, muss ich sie dann wieder nach Hause schicken, wenn kein Bademeister da ist“, sagt Kioskbesitzer Thomas Salker. Ein Jahr lang blieb das Maarbad teils geschlossen. Kein Bademeister, kein Badespaß. „Das hat wirklich Kopfschmerzen verursacht, ich habe dann Anrufe bekommen, warum ist das Maarbad nicht geöffnet“, sagt Bürgermeister Peter Hartogh.
    Jetzt ist Rettung in Sicht: Seit diesem Sommer sorgt ein neuer Bademeister für ungetrübten Spaß am Maar. Für zwei Wochenenden im Jahr verwandelt sich die Burg Satzvey bei Mechernich in eine Welt voller Magie und fantastischer Gestalten. Gäste spazieren über den Mittelaltermarkt, genießen das Lagerleben und staunen über Ritter und Drachen. Es ist ein XXL-Event in authentischer Kulisse. Jedes Jahr dabei Pierre, der als Söldner mit Rüstung und Schwert in der Arena auftritt.
    2000 Zuschauer werden erwartet und alles muss stimmen. Mit den Einnahmen aus den Ritterspielen kann die wunderschöne Wasserburg aus dem 14. Jahrhundert denkmalpflegerisch erhalten werden. Das legendäre 24-Stunden Rennen über die Nordschleife des Nürburgrings ist ein Megaevent. Im vergangenen Jahr strömten fast 250.000 Besucher an die Rennstrecke. Die Campingplätze für die Zuschauer öffnen schon drei Tage vor dem vor dem Rennen. Seit 10 Jahren reisen Kevin und seine Freunde aus dem Westerwald zum Campen an die grüne Hölle genannte Nordschleife.
    Angereist sind sie stilecht mit Traktoren, Feuerwehrautos, Pool, Kühlschränken und 700 Litern Bier. Für sie ist die Party die beste Zeit des Jahres. Das Rennen verspricht Festivalatmosphäre mitten in der Eifel. Oliver Röder ist Sternekoch im Restaurant „Eifelers Zeiten“ auf Burg Flamersheim, ein historisches Anwesen aus dem 18. Jahrhundert in Euskirchen. Röder hatte viele Jahre lang einen Michelin-Stern im Restaurant Bemberger Häuschen.
    Zu viel Stress, zu wenig Kunden: Deswegen haben er und sein Team beschlossen, mit einem neuen Konzept ins Jahr 2025 zu starten. Weniger Haute Cuisine, mehr Bodenständiges aus der Region. Der 42-Jährige kocht regionale, bodenständige Küche der Eifel und interpretiert sie neu und modern. Ochsenbrust, Eifeler Schweinerücken und rote Beete. Die neu interpretierte Eifelküche kommt bei den Gästen gut an. Die „ZDF.reportage“ über den Sehnsuchtsort Eifel. Zwischen Natur, Freizeit und Fachkräftemangel. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 20.09.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 18.09.2025 ZDFmediathek
  • Folge 324 (30 Min.)
    Helgoland ist Deutschlands einzige Hochseeinsel, mitten in der Nordsee, nur knapp zwei Quadratkilometer groß. Wer hier lebt, kennt Herausforderungen, die das Inselleben mit sich bringt. Im Sommer wächst die Zahl der Menschen auf der Insel täglich auf das Zwei- bis Dreifache. Mehr als 300.000 Besucher kommen jedes Jahr auf den „roten Felsen“. Autos sind hier tabu, der Alltag spielt sich zwischen Wind, Wellen und Warten auf die nächste Fähre ab. Eileen Makareinis düst als eine der wenigen mit dem Elektro-Transporter über die Insel. Sie liefert Koffer, Pakete und alles, was die Inselbewohner brauchen – bei Wind, Wetter und auf engsten Wegen.
    Gleichzeitig fährt sie Taxi und ist als Hafenmitarbeiterin für das Be- und Entladen der ankommenden Schiffe verantwortlich – ein echtes Multitalent. Familie Leu kommt im Sommer auf der Insel kaum zum Durchatmen. Neben ihrem Café-Betrieb haben sie auch noch zwölf Ferienwohnungen. Eine echte Herausforderung – denn Personal auf Helgoland zu finden ist schwer. Vater Reiner, Mutter Dagmar und Tochter Jessica meistern den Alltag zwischen Tresen, Reinigung und Familie. Auf der Nachbarinsel, der Düne, wachen Rettungsschwimmerin Caroline Zillinger und ihr Kollege Nils Hentschel über Strand und Gäste. Ihr Revier: türkisblaues Wasser, feiner Sand und Kegelrobben, die sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.
    Die Rettungsschwimmer haben aber nicht nur die Badegäste im Blick. Viele Touristen rücken beim Fotografieren zu nah an die Robben und Seehunde heran. Da müssen die Rettungsschwimmer einschreiten, denn mindestens 30 Meter Abstand sind Pflicht. Mit der „MS Helgoland“ bringt Kapitänsanwärter Thilo Krogmann täglich bis zu 1.040 Gäste auf die Insel. Eine Herausforderung zwischen Elbverkehr, wechselndem Wetter und wachsender Verantwortung. Die ZDF.reportage blickt hinter die Postkartenidylle und zeigt, wie es ist, auf Helgoland zu leben und zu arbeiten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 27.09.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 25.09.2025 ZDFmediathek
  • Folge 325 (30 Min.)
    Sie sind jung, mutig und haben mit ihren Geschäftsideen früh den Durchbruch geschafft. Leo, Moritz und Jerome sind erfolgreiche Unternehmer und genießen ein Leben im Luxus. Leo Eberlin entwirft Diamant-Schmuck, seit sie 24 ist. Moritz Schirdewahn ist als Internetstar „HeyMoritz“ berühmt geworden und vertreibt dazu eine eigene Kaugummimarke. Jerome Böker handelt mit Luxus-Sportwagen, die bis zu einer Million Euro kosten. Leo Eberlin (37) kommt mit 17 Jahren aus Köln nach Berlin. Sie schlägt sich mit Aushilfsarbeiten durch, holt ihr Abitur nach und jobbt bei einem Juwelier.
    Da beginnt ihr Traum: Sie macht sich selbstständig mit dem Schmuck-Label „Leo Mathild“. Mit 24 Jahren verkauft in einem kleinen Ladenlokal auf 60 Quadratmetern ihre ersten, selbst designten Stücke. Heute residiert sie mit Ihrem Ehemann, dem Diamantenhändler Steven Neuman, in bester Lage am Kurfürstendamm auf 400 Quadratmetern Bürofläche und verkauft Schmuck über zwei Onlineshops. „Was von außen aussieht wie ein Erfolg über Nacht, hat tatsächlich acht Jahre gedauert“ erzählt sie.
    Heute reist das Paar um die Welt, um die besten Diamanten zu ergattern und wohnt in einer eigenen, herrschaftlichen Beletage im Grunewald, die mehrere Millionen gekostet hat. „HeyMoritz“ (23) hat im Alter von zehn Jahren seine ersten Videos bei YouTube hochgeladen. „Die haben mal zehn, mal hundert Leute angeklickt“ erinnert er sich. Dann kommt ihm die Idee, sein Leben in täglichen Videos zu dokumentieren und schnell kommt auch der Erfolg. Heute folgen ihm allein bei YouTube zwei Millionen Fans und die Videos werden immer aufwändiger.
    Bis zu 60.000 Euro kosten seine Filme in der Produktion. Neben dem YouTube-Geschäft hat er eine eigene Kaugummimarke gegründet, 30 Mitarbeiter beschäftigt er in Berlin mit Design und Vertrieb. Trotzdem erscheint jeden Freitag ein neues Video von ihm. Am liebsten tritt er gerade in Challenges gegen seinen Freund und YouTuber „Lewinray“ an. „Lewin und ich, wir sind vor der Kamera wie zwölfjährige“, sagt Moritz, und da ist was dran. Moritz wohnt allein auf 100 Quadratmetern in bester Lage von Köln, und er lässt seine Familie an seinem Wohlstand teilhaben.
    Zum 80. Geburtstag schenkt er seiner Oma Moni ein Auto. Jerome Böker (32) hat schon immer ein Faible für Motoren. Als kleiner Junge fährt er Motocrossrennen und hilft seinem Vater in einer Lkw-Werkstatt. Mit 18 Jahren kauft er einen defekten Pick-up für 3000 Euro. Zusammen mit seinem Vater restauriert er das Fahrzeug und verkauft es nach ein paar Monaten für 6000 Euro weiter. „Ich habe das Geld mal eben verdoppelt und dann habe ich ein bisschen Blut geleckt und dann ging das weiter“, erinnert sich Jerome.
    Er lernt schnell, dass mit Autos gut Geld zu verdienen ist. Neben dem Studium restauriert er weiter amerikanische Oldtimer. Aber er begreift auch, dass er mit dieser zeitaufwändigen Arbeit nicht reich werden kann. Doch Jerome will reich und unabhängig sein und Autos sind seine Leidenschaft. Mit 100.000 Euro Eigenkapital beginnt er, mit gebrauchten Porsches zu handeln. In einer schmucklosen Halle gründet er mit 24 Jahren „JB-Motors“ und steckt die ersten Gewinne sofort in den Ankauf neuer Fahrzeuge.
    Der Laden läuft und jedes Jahr verdoppelt sich sein Umsatz. Seit beide 16 waren, ist seine Freundin und heutige Ehefrau Tamie an seiner Seite, die die Buchhaltung macht. Heute stehen Lamborghini, Ferrari, McLaren und Porsche in seinem neu gebauten zwei Millionen teuren Showroom und seine Kunden kommen aus ganz Europa, um bei ihm einzukaufen oder ihm ihre Autos zu verkaufen. Die ZDF.reportage begleitet die jungen Geschäftsleute in ihrem Alltag, erzählt ihren Werdegang und gibt Einblicke ins Privatleben der Vermögenden. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 04.10.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 02.10.2025 ZDFmediathek
  • Folge 326 (30 Min.)
    Rund drei Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund leben in Deutschland – egal, ob als Migranten der ersten Generation oder in späteren Generationen geboren. Die türkische Community ist die größte Gruppe unter den Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Aber: Wie viel Türkei, wie viel Deutschland steckt in den Enkeln und Kindern der früheren Migranten? Wie leben die Türken in Deutschland? „Wenn mich jemand fragt, ob ich Türke oder Berliner bin, sag ich immer: Ich bin Berliner!“ So sieht sich Melih (23), musikbegeisterter Bäcker aus der Hauptstadt.
    Sein Vater Ertan führt ein großes Familienunternehmen für türkische Süßspeisen. „In meiner Klasse waren nur Türken – gar keine anderen Ausländer“, erzählt er aus seiner Kindheit. Auch sein Bruder Seyit arbeitet im Unternehmen. Seine Heimat liegt „irgendwo dazwischen“ – irgendwo zwischen Deutschland und der Türkei. Auch Schwester Melike (17) ist Berlinerin – die Türkei ist für sie ein reines Urlaubsziel. „Die erkennen uns direkt – die hassen uns.“ Warum, kann sie sich auch nicht wirklich erklären.
    Auch beim Aussehen gibt es große Unterschiede. „Die Frisur unterscheidet uns auf jeden Fall von den Türken in der Türkei – lange Haare mit Zopf gibt es dort kaum.“ Melike hat einen großen Traum – sie möchte Sängerin werden. Dafür möchte sie ihren ersten eigenen Song aufnehmen – natürlich mit der Unterstützung ihres großen Bruders. Der Traum vom eigenen Supermarkt – den hat sich Selim Demirel mit seinem Schwager Harun vor drei Jahren erfüllt. Ein Leben in der Türkei können sich die beiden nicht vorstellen. „Würden die sagen, wir geben Ihnen so viel Geld, damit könnten Sie in die Türkei umziehen, würde ich nein sagen.
    Ich würde lieber hierbleiben.“ Selims Alltag beginnt morgens um sechs Uhr auf dem Kölner Großmarkt – hier möchte er durch geschicktes Handeln und seinen türkisch-kölschen Charme die besten Schnäppchen abräumen, bevor es dann direkt weiter in seinen kleinen Supermarkt in der Einkaufspassage des Bonner Hauptbahnhofs geht. Sieben Tage die Woche hat der Familienbetrieb geöffnet – und wenn es mal eng wird, springt Selims Schwester Hazret ein. Nebi Sagir (46) ist in Hannover geboren, erfolgreicher Geschäftsmann im Sabbatjahr und macht keinen Hehl daraus, wen er bei der letzten Türkeiwahl gewählt hätte: Erdogan.
    „Ich fand die Opposition einfach sehr schwach“, erklärt der 46-jährige Familienvater. Auch sein Leben als Deutscher mit türkischen Wurzeln war nicht immer einfach. „Eigentlich habe ich immer das Gefühl, das Doppelte leisten zu müssen wie Thomas, Andi oder Klaus. Hier bin ich immer der Türke gewesen und in der Türkei war ich der Deutschländer.“ Halt und Heimat findet er in der örtlichen Moschee – Religion ist für ihn wichtig.
    Wenn möglich, versucht er fünf Mal am Tag zu beten. Auch sein Freund Yacub ist sehr religiös: „Eine Verabredung mit Allah ist einfach wunderschön.“ „Ich wollte kein ewiger Gast sein“, sagt Abdullah Altun (58) über seinen Weg nach Deutschland. Er wächst in Duisburg auf, besucht die Hauptschule und beginnt 1983 eine Ausbildung bei der Deutschen Bundesbahn. Er schließt mit Bestnoten ab, doch die Beamtenlaufbahn bleibt ihm verwehrt – wegen seiner türkischen Staatsbürgerschaft. „Ich habe bestanden – aber ich war der Falsche mit dem falschen Pass.“ Eine Erfahrung, die ihn prägt, aber nicht aufhält.
    1996 gründet Altun die Altun Gleis- und Tiefbau GmbH. Abdullah Altun hat Deutschland nicht nur als Heimat angenommen – er fühlt sich auch verantwortlich: „Ich bin kein Gast. Ich bin Teil dieses Hauses. Und manchmal repariere ich auch das Fundament.“ Die „ZDF.reportage“ taucht ein in deutsch-türkische Welten auf der Baustelle, in der Moschee und in der Hauptstadt Berlin. Eines ist für alle klar: Sie sind in Deutschland zu Hause. Und doch bleibt die Frage: Wo ist die Heimat? In Deutschland, wo sie leben? Oder doch in der Türkei, dem Land ihrer Vorfahren? Oder vielleicht irgendwo dazwischen? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 11.10.2025 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Do. 09.10.2025 ZDFmediathek

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