2025
1984-2017 unvollständig
Winter in Borkum: Frische Brise, echtes Leben
Folge 292 (30 Min.)Abendstimmung am MeerBild: ZDF und Jochen TackBorkum – im Sommer ein Urlaubsmagnet. Doch was passiert im Winter? Wer dort geboren wurde, bleibt oft das ganze Jahr auf Deutschlands größter ostfriesischer Insel. Besonders die jungen Inselbewohner setzen sich dafür ein, dass Borkum ein lebenswerter Ort bleibt. Gemeinschaft und Zusammenhalt prägen das Leben hinter Deich und Dünen. Erik Nabrotzky backt seit 25 Jahren Brötchen für Borkum. Inzwischen hilft sein Sohn Peer in der Backstube mit. „Man will den eigenen Sohn nicht leichter, aber auch nicht härter anfassen als die anderen Kollegen“, sagt Erik.
Im Sommer verkaufen sie bis zu 15.000 Brötchen täglich, im Winter ist es nur ein Viertel. Ob Peer den Betrieb eines Tages übernimmt, ist noch offen: „Peer soll machen, was er möchte“, betont Erik. Der 20-Jährige schätzt die Arbeit, möchte aber zumindest mal eine Zeit lang woanders leben. Ganz anders Frieda: Sie zog erst 2019 vom Festland nach Borkum und betreibt ein Restaurant direkt am Strand. „Wer auf Borkum lebt, muss damit klarkommen, im Winter viel Zeit mit sich alleine zu verbringen“, erklärt sie. Während im Sommer die Strände voll und die Tage hektisch sind, wird es im Winter ruhiger: Die rund 5000 Bewohner genießen die Abgeschiedenheit, viele Betriebe schließen für mehrere Monate.
Frieda nutzt die Zeit, um zu reiten und anderen Hobbys nachzugehen. Doch die Wintermonate stellen auch eine finanzielle Belastung dar. „Es ist schwer, zu sehen, wie das Konto immer leerer wird. Aber man muss daran denken, dass man im Sommer dafür umso mehr arbeitet“, sagt die 33-Jährige. Sören Hüppe (36) entschied sich vor Jahren bewusst für das Inselleben. Gemeinsam mit seiner Schwester Neele Benken (42) möchte er Borkum auch in der Nebensaison attraktiver machen.
Ihr Hotel, das ganzjährig geöffnet ist, soll um einen großen Gastronomiebereich erweitert werden. Auf der Insel bringt das besondere Herausforderungen mit sich: „Bauen darf man nur im Winter, das bedeutet enormen Zeitdruck. Wenn man nicht fertig wird, muss alles bis zum nächsten Winter warten.“ Sören ist ein „Macher“, der notfalls selbst anpackt – genau wie Daniel Ohlsen, ein Heizungsfachmann, der auf Borkum aufgewachsen ist. Gemeinsam arbeiten sie an der Realisierung des neuen Gastro-Konzepts.
Zusammenhalt ist ein Schlüssel zum Inselleben. Die Freiwillige Feuerwehr spielt eine wichtige Rolle. Brandmeister Aike (39) betont: „Wir sind hier immer auf uns allein gestellt. Verstärkung wie auf dem Festland können wir nicht einfach anfordern.“ Neben Bränden sind es oft Schiffsbergungen, zu denen die Feuerwehrleute ausrücken. Aike lebt seit jeher auf der Insel und will nie weg: „Diese Lebensqualität findet man einfach sonst nirgendwo.“ Eine „ZDF.reportage“ über Borkum im Winter – mit starken Persönlichkeiten und ihrer besonderen Verbindung zur Insel. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 05.01.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 03.01.2025 ZDFmediathek Frauen in der Armutsfalle: Viel Arbeit, wenig Lohn
Folge 293 (30 Min.)Hilde Fromm kauft nur Sonderangebote. Die regulären Preise im Supermarkt kann sich die Rentnerin meistens nicht leisten.Bild: Marie Koytek / real&fiction / ZDFFrauen verdienen im Job immer noch weniger als Männer. Zusätzlich schmeißen sie noch den Haushalt, erziehen Kinder und pflegen Angehörige. Ihr Armutsrisiko im Alter wird völlig unterschätzt. Viele Frauen kümmern sich zu wenig um ihre Finanzen. Rund 70 Prozent der heute berufstätigen Frauen fürchten, sich im Alter drastisch einschränken zu müssen. Hilde Fromm ist wütend. Über die gesellschaftliche Ungerechtigkeit, dass sie ihr Leben lang für ihre Arbeit generell schlechter bezahlt wurde als Männer. Aber auch über sich selbst, weil die 68-Jährige sich immer zu wenig Gedanken über ihre finanzielle Situation gemacht hat.
„’Über Geld spricht man nicht’, sagte man früher. So wurde ich erzogen, und so habe ich es ein Leben lang gehalten.“ Diese Sprachlosigkeit hat jedoch krasse Folgen: Als Rentnerin kommt Hilde Fromm finanziell kaum über die Runden. Unterstützung findet sie beim Verein Lebenshilfe e. V. Hier bekommt sie regelmäßig Einkaufsgutscheine, eine warme Mahlzeit und trifft Frauen, denen es genauso geht wie ihr. Mandy Mewes und Jana Schütze befinden sich in der Mitte des Lebens. Das heißt vor allem eins: viel Arbeit. „Haushalt, Familie, Job – Sitzen tue ich eigentlich nur, wenn ich esse“, berichtet Jana.
Die 51-Jährige arbeitete früher als OP-Assistenz. Doch mit inzwischen vier Kindern, zwei Hunden und einem vollzeitarbeitendem Ehemann musste sie ihre Arbeitszeit einschränken. Der neue Teilzeitjob als Sterilisationsassistentin bringt rund 50 Prozent weniger Gehalt. Das hat drastische Auswirkungen auf Janas Rentenniveau. „Das macht man sich erstmal gar nicht klar, was Teilzeit für langfristige Folgen hat.“ Mandy Mewes droht die Armut nicht erst im Alter, sondern schon jetzt. Die heute 47-Jährige war jahrelang Gutverdienerin mit Dienstwagen, regelmäßigen Urlaubsreisen und schicker Wohnung.
Mit der Geburt ihrer Tochter und der Trennung vom Partner kam der finanzielle Absturz: „Wir müssen jeden Cent zweimal umdrehen. Ein Besuch im Eiscafé ist für mich heute ein kaum bezahlbarer Luxus.“ Studentin Laura Stuhldreier will gar nicht erst in eine solche Situation kommen. „Wenn’s um die eigenen Finanzen geht, sollte jede Frau selbst aktiv werden“, findet die 22-Jährige. Jeden Monat legt sie kleinste Beträge ihres Studentenbudgets in Aktien an. Was erstmal nach sehr wenig aussieht rechnet sich langfristig sehr wohl. Eine „ZDF.reportage“ über Frauen in der finanziellen Armutsfalle. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 12.01.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Do. 09.01.2025 ZDFmediathek Selbstständige am Limit – Viel Arbeit für zu wenig Geld
Folge 294 (30 Min.)Selbstständigkeit? Das war einmal! Daniela E. muss ihren Kiosk schließen.Bild: ZDF und Enrico Demurray202.400 Kleinunternehmen wurden 2023 aufgegeben, 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Kosten explodieren, die Einkünfte bleiben schmal. Selbständige in der Krise. Ohne kleine Läden aber drohen deutsche Städte zu Geistersiedlungen zu werden. Die meist inhabergeführten Unternehmen haben mit immer mehr Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Mieten steigen mancherorts extrem, während die Kunden ihr Geld zusammenhalten. Mit ihrem Kiosk am S-Bahnhof Wolfratshausen bei München hat Daniela E. schon schwere Zeiten überstanden, Ende 2024 wird sie nach sieben Jahren schließen müssen.
„Die Leute schauen aufs Geld und sparen. Und den Preiskampf mit Großen kann ich nicht durchhalten. Es ist so viel zusammengekommen, ich muss dann sagen nee, nicht mit aller Gewalt, es geht nicht mehr.“ Die Gründe: Eine Mieterhöhung, weniger Kundschaft, verringertes Interesse an gedruckten Zeitungen und Zeitschriften. Dabei ist der Kiosk eine Institution. Jeden Tag versammelt sich hier eine Gruppe von Menschen, die am Kiosk ihr Feierabendbier trinken.
Daniela muss schließen – für die Stammgäste ein herber Verlust. Ein erschwinglicher, sozialer Treffpunkt ist verloren. Vor einigen Jahren übernahm die 54-jährige Nimet Soylu in Dortmund ein Schneideratelier. Es war ihr Traum, den sie sich erfüllte, die Landung in der Realität aber war ernüchternd. Viel Arbeit, wenig Anerkennung, das Geld reicht gerade so, um die Kosten zu decken. Manche Kunden beschweren sich über Preise „Wenn die sich ein Teil für 20 Euro kaufen, dann heißt es oft: ‚Wieso ist die Änderung so teuer?‘“ 940 Einwohner hat das Dorf Tetenhusen in Schleswig-Holstein.
Der Bäcker hat 2023 geschlossen. Acht Gasthöfe in der näheren Umgebung haben schon aufgegeben. „Zum Fuchsbau“ gibt es noch. Früher hatte Hermann K. jeden Tag geöffnet und gekocht. Jetzt nur noch an zwei Tagen die Woche. Um die Pacht zu bezahlen, musste er sich etwas einfallen lassen: Catering-Service für Feste, Kurierfahrten für Pakete, 60–70 Stunden arbeitet er die Woche, nur so geht es. Die „ZDF.reportage“ zeigt, wie kleine Läden und Betriebe ums Überleben kämpfen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 19.01.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 17.01.2025 ZDFmediathek Verheiratet, geschieden, Single: Arrangierte Ehe: Mit 36 endlich frei
Folge 295 (30 Min.)Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. Die Serie „Verheiratet, geschieden, Single“ bietet einen tiefen und unterhaltsamen Blick in das Leben geschiedener Menschen um die Dreißig. Mit intimen Einblicken in ihre persönlichen Geschichten erzählt die Serie von Liebe, Trennungen, Neuanfängen und dem Alltag als Alleinerziehende oder als Teil neuer Partnerschaften. Unerfüllte Erwartungen treffen auf die Möglichkeit, neue Lebenswege zu erkunden. Die Folge begleitet Fahima, die nach einer 16-jährigen Ehe den Mut gefunden hat, sich von ihrem kontrollierenden Ehemann zu trennen.
Die alleinerziehende Mutter von vier Kindern erzählt von ihrem Kampf, sich von traditionellen patriarchalischen Strukturen zu lösen, um ein Selbstbestimmtes Leben zu führen. Mit der Unterstützung ihrer Schwester wagt sie den Neuanfang, trotz vieler Herausforderungen, wie finanzieller Engpässe und psychischem Druck. Parallel blicken wir auf Kaja, die sich nach einer schwierigen Ehe nicht nur von ihrem Ex-Partner, sondern auch von finanziellen Altlasten befreien muss. Die Content-Creatorin erzählt von schlaflosen Nächten und der Unterstützung, die sie von engen Freundinnen erhielt, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Ihre beste Freundin organisierte für sie eine Scheidungsparty, die symbolisch für Kajas Neubeginn steht. Außerdem lernen wir in dieser Folge Tosca kennen, die sich gerade von ihrem deutlich älteren Ex-Partner scheiden ließ. In einer neuen Beziehung hofft sie nun auf die Erfüllung ihres Kinderwunsches. Die ZDF.reportage über Erfahrungen, Hoffnungen und Plänen nach einer gescheiterten Ehe. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Do. 30.01.2025 ZDFinfo Verheiratet, geschieden, Single: Neuanfang als schwuler Vater
Folge 296 (30 Min.)Jede dritte Ehe in Deutschland wird geschieden. „Verheiratet, geschieden, Single“ bietet einen tiefen und unterhaltsamen Blick in das Leben geschiedener Menschen um die 30. Mit intimen Einblicken in ihre persönlichen Geschichten erzählt die Reportage von Liebe, Trennungen, Neuanfängen, dem Alltag als Alleinerziehende oder als Teil neuer Partnerschaften. Unerfüllte Erwartungen treffen auf die Möglichkeit, neue Lebenswege zu erkunden. In dieser Folge erzählen Patrick, Kaja und Tosca von ihren Herausforderungen und Chancen nach der Scheidung.
Patrick, ein alleinerziehender Vater von zwei Pflegekindern, reflektiert über den Mut, den Schritt der Trennung zu gehen und sich selbst zu finden. Kaja genießt ihr neues Single-Leben und baut sich eine eigene Existenz auf, während Tosca gemeinsam mit ihrem neuen Partner den Wunsch nach einer Familie verfolgt und als Abschluss des alten Lebens ihr Brautkleid in Flammen aufgehen lässt. Diese Folge zeigt: Scheidung ist kein Ende, sondern kann auch ein Neuanfang sein. Die „ZDF.reportage“ über Erfahrungen, Hoffnungen und Pläne nach einer gescheiterten Ehe. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Do. 30.01.2025 ZDFinfo Inflation – Wenn vom Geld nichts übrig bleibt
Folge 297 (30 Min.)Der Lebensmitteleinkauf wird zum Kostentreiber. Inflation betrifft besonders Familien.Bild: ZDFinfoSteigende Preise belasten Familien und Unternehmen in Deutschland. Das drückt auf die Stimmung und macht gerade den Ärmeren das Leben schwer. Im Jahr 2024 stiegen die Verbraucherpreise in Deutschland um „nur“ 2,2 Prozent. Zusammen mit den teils hohen Raten der Vorjahre aber ergibt sich ein Kaufkraftverlust von fast 15 Prozent in den letzten fünf Jahren. „Vor allem die kleinen Leute, die weniger haben, trifft die Inflation besonders hart.“ sagt Leonie S., eine Auszubildende aus Nordhessen. Seit eineinhalb Jahren spart sie für ihren Führerschein. „Ich kann nur Fahrstunden nehmen, wenn ich das Geld dafür habe“, sagt sie.
Mit durchschnittlichen Kosten von 3.000 bis 3.500 Euro allein in ihrer Region wird der Führerschein zu einem finanziellen Kraftakt – in Großstädten kann er sogar bis zu 5.000 Euro kosten. Auch Familien der Mittelschicht kämpfen mit den steigenden Preisen. Jule und Manuel aus Brandenburg wollen ihrem kleinen Sohn eine gesunde Ernährung ermöglichen. Doch Mutter Jule beschreibt, wie schwierig das geworden ist: „Ich stand im Laden und hab mir den Kassenzettel geben lassen, weil ich dachte, das kann nicht sein, dass es so teuer ist.“ Manuel, der täglich zwei Stunden nach Berlin pendelt, fühlt sich von der Inflation überrollt: „Es ist, als wäre die Arbeit plötzlich weniger wert, nicht weil der Arbeitgeber den Lohn kürzt, sondern wegen den äußeren Zuständen.“ Alleinstehende Rentnerinnen wie Brigitte J. aus München haben oft keine Reserven, um die gestiegenen Kosten aufzufangen.
Sie verbringt viel Zeit damit, günstige Angebote für ihren Einkauf zu suchen. Die Wirtschaft bleibt ebenfalls nicht unberührt. Thorben Schröder, ein Gastwirt aus Nordrhein-Westfalen, musste seinen Mittagstisch einstellen: „Generell haben sich alle Dinge, die wir hier brauchen – Personal, Energie, Waren – sehr, sehr stark verteuert.“ Stattdessen kocht er jetzt für Kindergärten, um den Betrieb am Laufen zu halten.
Nach einem Jahrzehnt sinkender Reallöhne stiegen diese 2024 erstmals leicht an, jedoch nicht genug, um die Verluste der letzten Jahre auszugleichen. Das Ergebnis: Viele Menschen sparen, was wiederum die Wirtschaft schwächt. Die Folgen der Preissteigerungen sind allgegenwärtig und belasten Gesellschaft und Unternehmen gleichermaßen. Die ZDF.reportage unterwegs zu Menschen, denen die Inflation die Luft zum Atmen nimmt. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 02.02.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 31.01.2025 ZDFmediathek Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 20.02.2025Erschöpfte Willkommenskultur – Integration am Limit
Folge 298 (30 Min.)Sportlehrer Jan Buchholz hat viele Schüler, auch aus Flüchtlingsfamilien, aber keine Sporthalle in der er unterrichten kann.Bild: ZDF und i&uTVKriegsflüchtlinge und immer mehr Asylbewerber treffen auf überlastete Behörden. Die Willkommenskultur in Deutschland ist erschöpft – die Integration am Limit. Die Stimmung ist schlecht, bei Kommunen, die an der Unterbringung von Geflüchteten verzweifeln, bei Beratungsstellen, die Flüchtlinge in Arbeit bringen wollen und bei den Geflüchteten selbst, die sich integrieren wollen, aber unter den starren Regeln leiden. „Wir sind am Limit! Wir schaffen es nicht mehr“, sagt Achim Brötel, Vorsitzender des Deutschen Landkreistags. Unterwegs in seinem Heimat-Landkreis im Neckar-Odenwald gibt Brötel offen zu, dass die Kapazitäten bei der Aufnahme Geflüchteter nahezu erschöpft seien, und die Politik endlich die Migration stärker begrenzen müsse.
Jeden Monat kommen in die 7000 Einwohner Gemeinde 50 neue Geflüchtete. Die Herausforderungen sind enorm: Die Unterstützung der Ehrenamtlichen ist kaum noch da, zudem gibt es zu wenig Sprachkurse. Und, so ein Mitarbeiter, könne man sich „grundsätzlich schon mal fragen, was vor allem junge Männer in unserem Dorf die ganze Zeit machen sollen, denn arbeiten dürfen sie ja nicht.“ Im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt kommen auf die rund 180.000 Einwohner gut 16.000 Menschen, die keinen deutschen Pass haben.
Die Leiterin der Ausländerbehörde, Nicole Wenzel, erfährt mit ihren gut zwei Dutzend Mitarbeitenden Tag für Tag, wie kraftraubend die Arbeit ist. Alle hier sind motiviert, aber „ohne Geld, ohne das Personal, stoßen wir hier täglich an unsere Grenzen“, sagt Wenzel. Die Ausländerbehörden müssen heute fast doppelt so viele Ausländer verwalten wie noch vor zehn Jahren. Der Frust ist auch bei den Menschen in den Ämtern groß, das legt eine Studie nahe.
Denn ausgerechnet dort, wo der Fachkräftemangel gelöst werden soll, fehlt es an Personal. Auch die Situation an Deutschlands Schulen ist alarmierend. Dort fehlt es schon jetzt an bis zu 40.000 Lehrkräften. Schulleiterin Christiane Gühmann ist mittendrin in diesem System. Von den Grundschülern in der Essener Karlsschule haben etwa 60 Prozent einen Migrationshintergrund. „Zuwanderung ist herausfordernd, vor allem für eine kleine Grundschule wie unsere“, sagt Gühmann. Zu wenig Platz und zu wenig Personal. Eine Sporthalle fehlt, so dass der Sportunterricht regelmäßig auf den Fluren stattfinden muss.
„Wie wollen wir hier alle Kinder ordentlich ausbilden, geschweige denn gut integrieren?“ Ratlosigkeit, auch wenn sie sich mit viel Engagement gegen die Probleme stemmen. Serdar Kazanci betreibt in Berlin-Kreuzberg einen Fischimbiss. Als Sohn eines türkischen Gastarbeiters ist er in Deutschland geboren, hat aber einen türkischen Pass: Serdar sieht unkontrollierte Zuwanderung kritisch und ist mit der Migrationspolitik der Regierung unzufrieden: „Ich bin ja selbst Ausländer, für mich ist jeder willkommen in Deutschland.
Aber auch nur soweit, wie er sich an die Gesetze hält und an die gesellschaftlichen Normen.“ Gleich nebenan betreibt Ercan Yaşaroğlu ein Café und stößt in die gleiche Kerbe. Yaşaroğlu kam 1982 als politscher Flüchtling aus der Türkei nach Kreuzberg und nahm 1987 die deutsche Staatsbürgerschaft an. Die Männer sind sich einig: „Wenn die Regierung so weitermacht, machen sie unser schönes Deutschland kaputt.“ Dabei steht für die beiden eines fest: „Ohne Einwanderung würde unser Land gar nicht funktionieren.“ Eine ZDF-Reportage über erschöpfte Helfer und Migranten in Deutschland. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 09.02.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 07.02.2025 ZDFmediathek Hauptsache Schnee! Winter in Schladming
Folge 299 (30 Min.)Berge, Schnee und Sonnenschein – der Winter in Alpen kann märchenhaft schön sein.Bild: ZDF und Leo SporsBerge, Schnee und Sonnenschein – der Winter in den Alpen kann märchenhaft schön sein. Der Skizirkus in Schladming erfordert täglich harte Arbeit – erst eine gewaltige Logistik sorgt fürs perfekte Urlaubserlebnis. Das kostet. Ob auf dem Berg oder im Tal, auf der Piste oder auf der Hütte – am Werk ist eine riesige Maschinerie an Technik und Personal. Arbeiten im Skigebiet, das klingt erst mal verlockend: tolle Aussicht, gute Laune – ein Job, der Spaß machen könnte. Aber kellnern im Urlaubsparadies – das ist auch hart verdientes Geld.
Jana aus Regensburg jobbt auf der Schafalm in Schladming. Die Studentin arbeitet dort in der Wintersaison. Das bedeutet: den ganzen Tag auf den Beinen, Essen und Getränke schleppen, drängelnde Gäste, lange Schichten. Aber es lohnt sich, die Bezahlung ist ordentlich – und Trinkgeld gibt’s obendrauf. Es sind keineswegs nur Studenten, die sich etwas dazuverdienen wollen, manche Kollegen kommen von weit her oder nehmen sich extra Urlaub für den Job im Schnee. Tageskarte, Ausrüstung, Unterkunft oder die Jause auf der Skihütte – als Tourist muss man mittlerweile tief in die Tasche greifen, so ein Skiurlaub geht ins Geld.
Für eine vierköpfige Familie ist die Pauschalreise ins Warme wohl häufig günstiger als die Ferien im Schnee. Gut, dass es Wintercamping gibt: In Ramsau liegt der Beach-Campingplatz. Idyllisch am Fuße des Dachsteins. Die Wohnwagen stehen im meterhohen Schnee, und der Weg zum Bad ist immer eine Überwindung, aber Campingfreunde sind hart im Nehmen. Und was gibt es Schöneres als einen Grillabend in eisiger Kälte? Kein Wunder, dass der Campingplatz bei Deutschen beliebt ist.
Die „ZDF.reportage“ wirft einen Blick hinter die Kulissen des Schladminger Skibetriebes: Horden von Pistenraupen arbeiten nachts für den perfekten Untergrund. Bei Schneemangel sorgt ein ausgeklügeltes Schneekanonensystem für weiße Pracht auf Knopfdruck. Die Wintermacher von Schladming, das sind die Pistenretter, die Köche und Kellner, die Mitarbeiter an der Gondel, das Servicepersonal in den Hotels, die Heli-Crew vom Christophorus 14 und viele mehr. Tausende Menschen sorgen dafür, dass das Winterwunderland jedes Jahr wieder funktioniert. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 09.03.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 07.03.2025 ZDFmediathek Eltern hinter Gittern
Folge 300 (30 Min.)Eltern hinter Gittern. In einigen Fällen sind die Kinder mit im Gefängnis.Bild: i& u TV / KArin Wendland / ZDFBei rund 100.000 Kindern in Deutschland sitzt ein Elternteil im Gefängnis. Für die betroffenen Familien ist es ein Schock, wenn Vater oder Mutter zu Haftstrafen verurteilt werden. In Haft ist der Kontakt der Gefangenen zu ihren Kindern eingeschränkt. Manche Gefängnissen haben wöchentliche Besuchszeiten, anderen Anstalten erlauben lediglich eine Stunde pro Monat. Viele Häftlinge empfinden das als härtere Strafe als die Gefängnisstrafe. Statt Einfamilienhaus und Familienalltag sitzt Sascha K. jetzt zusammen mit Schwerkriminellen in der JVA Meppen ein.
21-mal ist er ohne Führerschein gefahren, außerdem hat er Kfz-Schilder manipuliert. Für diese Urkundenfälschung und sein notorisches Fahren ohne Führerschein kam er schließlich hinter Gitter. Der Gefängnisalltag ist dem Familienvater fremd. Doch er muss sich damit abfinden, dass er zusammen mit Drogendealern und Mördern seine Haftstrafe verbüßen muss. Jetzt versucht er, so oft wie möglich am Familientag der JVA Meppen teilzunehmen, um seine beiden Söhne und seine Frau zu sehen und mit Ihnen Zeit zu verbringen.
Diese Aktion der JVA Meppen findet mehrmals im Jahr statt und soll Inhaftierten die Möglichkeit bieten, Kontakt mit den Familien zu halten. „Es ist eine schwierige Zeit“, stellt auch Nico S. fest. Der Betrüger sitzt hinter Gittern und sieht seine elf Monate alte Tochter nicht oft. Er leidet darunter, dass er die ersten Schritte seiner Tochter verpasst, nicht mitbekam, wie sie die ersten Worte gesprochen hat oder der erste Zahn kam. Und bei Besuchen im Knast fremdelt seine Tochter, weiß nicht, dass er ihr Papa ist, und das schmerzt sehr.
In der JVA für Frauen in Vechta sitzt Ramona M. ein. Sie wurde wegen mehreren Betrugsfällen verurteilt. „Am Tag meiner Verhaftung habe ich erfahren, dass ich schwanger bin.“ Die damals 27-Jährige musste ihren Partner und die drei Kinder zurücklassen, kam in den geschlossenen Frauenvollzug nach Vechta. Hinter Gittern bringt sie auch ihr viertes Kind zur Welt. „Mein Sohn kennt nichts anderes. Er ist hier im geschlossenen Vollzug aufgewachsen.“ Möglich macht das eine eigene Mutter-Kind-Abteilung in der JVA für Frauen in Vechta.
Insgesamt neun Haftanstalten dieser Art gibt es unter den 172 Justizvollzugsanstalten in Deutschland. Das Ziel ist es, Mütter gemeinsam mit Ihren Kindern unterzubringen. Damit soll trotz Haft die Mutter-Kind Bindung ermöglicht werden. Romina M. ist für diese Chance dankbar. „Doch es war nicht einfach. Es gibt viele schlimme Momente und viele schöne Momente. Und man muss einsehen, dass man ganz allein dafür verantwortlich ist.“ Eine „ZDF.reportage“ über Familien, bei denen Mama oder Papa eine Gefängnisstrafe verbüßen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 23.03.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 21.03.2025 ZDFmediathek Arbeiten – Lohnt sich das?
Folge 301 (30 Min.)Immer mehr Menschen in Deutschland fragen sich: Lohnt sich Arbeit?Bild: ZDF und Christoph Bühl„Arbeiten, um zu leben, oder leben, um zu arbeiten?“ Bei steigenden Kosten fragen sich immer mehr Menschen: Lohnt sich meine Arbeit für das, was mir netto am Monatsende übrig bleibt? Die Generation der Boomer möchte ihre verbleibende Lebenszeit genießen und überlegt oft, früher aufzuhören. Die Generation Z hingegen fordert eine klare Work-Life-Balance. Kann das im Zeitalter des Arbeitskräftemangels gelingen? „Wer will sein Leben nur auf die Arbeit ausrichten?“ Die 26-jährige Maximiliane aus der Generation Z arbeitet als Studienassistentin im Deutschen Herzzentrum in München und pendelt dafür weite Strecken.
Um mehr Freizeit zu gewinnen, erwägt sie, ihre Stunden zu reduzieren – selbst wenn das einen Gehaltsverlust von rund 200 Euro monatlich bedeutet. Weniger Arbeit, mehr Lebensqualität? Auch im Freundeskreis ist dieser Gedanke ein Dauerthema. Für Ingo und Barbara hingegen ist das deutsche Gehaltssystem nicht mehr akzeptabel. Die beiden haben beschlossen, nach Neuseeland auszuwandern, wo Ingo als Physiotherapeut bessere Gehälter und geringere Steuerabgaben erwartet. „Die Bezahlung in Neuseeland ist tatsächlich deutlich besser.
Und die Verträge sind meist unbefristet.“ Doch während das Paar nach einer höheren Lebensqualität strebt, verliert Deutschland dringend benötigtes medizinisches Fachpersonal. Der 59-jährige Michael wiederum sehnt sich nach dem Ruhestand, doch dieser liegt für ihn noch acht Jahre entfernt. „Ich kenne zu viele, die von ihrer Rente kaum noch etwas hatten.“ Ein vorzeitiger Ausstieg wäre zwar möglich, aber mit Einbußen verbunden. Ist ihm die Freiheit das wert? „Wir haben Sachen im Schrank, die sind noch aus meiner Kindheit.
Die trägt jetzt meine Tochter.“ Eileen, alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, arbeitet im Niedriglohnsektor. Trotz ihrer 30-Stunden-Woche bleibt ihr kaum mehr als der Betrag, den sie mit Bürgergeld hätte. Doch für sie zählt mehr als das Einkommen: „Das ist eine Haltung zum Leben. Es macht das Leben lebenswerter, wenn man sagen kann: Hey, das habe ich mir selbst erarbeitet.“ Die „ZDF.reportage“ beleuchtet verschiedene Lebensentwürfe und zeigt, wie unterschiedlich Menschen in Deutschland das Thema Vollzeitjob angehen: Ist er erstrebenswert oder eine Last? (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 30.03.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 28.03.2025 ZDFmediathek Jung und kriminell – Wenn Kinder Täter werden
Folge 302 (30 Min.)Mobbing, Raub und Körperverletzung – die Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen nimmt zu.Bild: ZDFMobbing, Körperverletzung, Drogendelikte und Raub. Laut Polizeilicher Kriminalitätsstatistik hat die Gewaltbereitschaft von Kindern und Jugendlichen in Deutschland zugenommen. Der Anteil tatverdächtiger Kinder bis 13 Jahren ist in den letzten fünf Jahren um 43 Prozent gestiegen. Es gibt mehr Gewalttaten, mehr Raub und Körperverletzung. Konsequenzen oder Strafen schrecken die Jugendlichen offenbar nicht ab. Im sächsischen Plauen terrorisiert eine Bande Minderjähriger wochenlang die Kleinstadt. Die Gruppe besteht aus etwa 30 Jugendlichen im Alter von zehn bis 15 Jahren – darunter Deutsche und Jugendliche mit Migrationshintergrund.
Auf ihre Kappe gehen Einbrüche, Raubüberfälle und Körperverletzungen. Geschäftsmann Jörg Rödel ist eines der Opfer der Bande. Sein Selfservice-Kiosk wurde bereits vier Mal ausgeraubt. Laut eigenen Angaben entstanden dem Geschäftsmann knapp 10.000 Euro Schaden. Obwohl die Polizei in Plauen durch erhöhte Präsenz und einer eigens geschaffenen Ermittlungsgruppe die Lage verbessern konnte, will der junge Kioskbesitzer einige seiner Automaten nun woanders aufstellen.
Die Berliner Friedrich-Bergius-Schule hat gerade Schlagzeilen gemacht, denn die Lehrer dort haben sich mit einem Brandbrief über die chaotischen Zustände an der Schule an die Schulaufsicht gewandt. Sie klagen darin über aggressive Schüler, Gewalttaten und Mobbing. Ein richtiger Unterricht sei kaum noch möglich. Es vergehe kein Tag ohne Beleidigungen und Bedrohungen von Lehrern. Seit Januar 2025 ist Engin Çatik nun neuer Schulleiter. Er hat bereits an anderen Schulen der Stadt gezeigt, wie man solche Probleme lösen kann.
„Mir ist herbe langweilig, ist schon scheiße hier“, sagt Macadon über seine aktuelle Situation. Der Auszubildende sitzt gerade im Jugendarrest von Nordrhein-Westfalens Landeshauptstadt Düsseldorf. Wegen gefährlicher Körperverletzung wurde er zu sieben Tagen Arrest verurteilt. Der Jugendarrest soll ein Vorgeschmack auf eine richtige Gefängnisstrafe sein und die Jugendlichen abschrecken. „Ich baue auf jeden Fall keine Scheiße mehr. Man lernt aus seinen Fehlern“, gibt sich der 19-Jährige geläutert.
Auch die 18-jährige Tara war schon einmal im Jugendarrest. Ihren ersten Diebstahl beging sie im Alter von zehn Jahren. Einbruch, räuberischer Diebstahl und Hausfriedensbruch stehen bei ihr im Strafregister. „Das war nicht cool, und das wird mir jetzt im Nachhinein echt vieles schwerer machen. Schließlich habe ich jetzt ’ne riesige Akte“. Taras Mutter Eli musste jahrelang hilflos mit ansehen, wie ihre Tochter immer krimineller wurde. Heute ist sie froh, dass ihre Tochter den Weg aus der Kriminalität geschafft hat.
Tara möchte den Schulabschluss nachholen und eine Ausbildung zur Köchin machen. Heiko Teggatz von der Deutschen Polizeigewerkschaft warnt, es müsse etwas passieren. „Das große Problem, das Polizei und auch Justiz haben, ist eben genau die Tätergruppe unter 14 Jahren, weil es dort schlichtweg keine Strafmündigkeit gibt.“ Teggatz sagt weiter, das Alter für die Strafmündigkeit müsse herabgesetzt, die Regelung an die heutige Zeit angepasst werden. Eine „ZDF.reportage“ über junge Menschen, die bereits früh auf die schiefe Bahn geraten sind. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 06.04.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 04.04.2025 ZDFmediathek Jung und verschuldet – Leben auf Pump
Folge 303 (30 Min.)Wegen zu hoher Konsumschulden musste Jasmin Privatinsolvenz beantragen.Bild: ZDF und Pia Osterhaus / creaframeKnapp sechs Millionen Menschen sind in Deutschland überschuldet. Vor allem in der Altersgruppe der unter 30-Jährigen steigen die Zahlen in den letzten Jahren besonders stark. Viele junge Menschen haben vor allem Konsumschulden angehäuft. Über „Kaufe heute, bezahle morgen“-Angebote von Finanzdienstleistern kaufen viele Markenkleidung, Spielekonsolen oder die neuesten Handys. Johann war 17, als er sich Hals über Kopf verschuldete. Innerhalb von nur einer Woche bestellte er online einen Fernseher, einen Laptop, Kleidung und einiges mehr.
Plötzlich stand er bei einem Finanzdienstleister mit mehr als 20.000 Euro in der Kreide. Mithilfe seiner Mutter nahm er einen Kredit auf, um umzuschulden. Einige Nebenjobs haben dem heute 19-Jährigen geholfen, die Schulden bis auf etwa 5000 Euro zu reduzieren. Die 23-jährige Jasmin hat lange versucht, ihr Schuldenproblem allein in den Griff zu bekommen. Heute bereut sie, nicht früher zu einem Schuldnerberater gegangen zu sein, sich beraten zu lassen und den Weg in die Privatinsolvenz zu gehen. Etwa 16.000 Euro Schulden hat sie gemacht und sich selbst etwas „verbaut“, wie sie erklärt.
Trotzdem schöpft sie auch Hoffnung, dass sie nach der Insolvenz wieder neu anfangen kann. Kelly aus Hannover hat etwa 4000 bis 5000 Euro Schulden angehäuft. Genau weiß sie es gar nicht. Wegen der zusätzlich angefallenen Inkassogebühren hat sie den Überblick verloren. Die Auszubildende ist jeden Monat knapp dran. Die Angebote der sogenannten Pay-Later-Anbieter im Internet waren so verlockend, dass sie in die Schuldenfalle geriet. Schuldnerberater Matthias Klusmann sagt, die Privatinsolvenzen seien im Vergleich zum letzten Jahr um etwa 20 Prozent angestiegen.
Was er jedoch vor allem bemerkt, ist die Zunahme von Verschuldung bei Menschen jungen Alters: „Das liegt an den Verlockungen des Internets, dass ich per Mausklick kaufen kann, dass ich Dinge kaufe, die ich gar nicht wirklich brauche. Aber wenn der Schuh nicht eine gewisse Anzahl an Streifen hat, dann bin ich da mit dem Freundeskreis durch“. Viele seiner Mandanten begleitet Klusmann in die Privatinsolvenz. Eine „ZDF.reportage“ über junge Menschen, die sich früh verschuldet haben. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 27.04.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 04.04.2025 ZDFmediathek Jung und weiblich – Zwischen Girl Boss und Tradwife
Folge 304 (30 Min.)Frauen im Jahr 2025 – Was sind sie? Was stellen sie dar? Und wie präsentieren sie sich in den sozialen Medien? Die „ZDF.reportage“ begleitet drei Frauen mit unterschiedlichen Vorstellungen von und über die Frau von heute. Sie prägen jede auf ihre Art die weiblichen Rollenbilder im Netz. Mara Pischl arbeitet als Bauschreinerin und zeigt online, was ihr Daily Business ist – und dass man dabei sogar auch noch weiblich auftreten kann. Denn ihr Markenzeichen sind ihre künstlichen Fingernägel. Was sie damit alles machen kann, zeigt sie in der Reportage recht schnell: Schrauben aufdrehen, Silikon verfugen – und den Kollegen ärgern.
„Ich repräsentiere die Frau als starke weibliche Frau, die auch anpacken kann und sich die Hände schmutzig machen kann.“ Alles andere als eine Nebensache ist die Weiblichkeit für Carolina Tolstik. Sie macht sich gerne jeden Tag zurecht – vor allem auch für ihren Mann – und sie ist gerne Hausfrau. Eine Tradwife, wie die Amerikaner sagen. Unter diesem Hashtag ist sie in den sozialen Medien unterwegs. Caro filmt ihren Alltag, wie sie ihren Mann verwöhnt, sich für ihn hübsch macht und die Wohnung immer perfekt ordentlich hält.
„Es geht darum, dass der Mann den dominanten Part hat und die Frauen sehr fürsorglich sind.“ Diese kulturell durch ihre ukrainischen Wurzeln geprägte Einstellung spiegelt sich in ihrem Account wider. Caro will zeigen, dass das traditionelle Rollenbild der Hausfrau von einer modernen Frau gelebt werden kann. Ganz anders sieht es bei Lea Ernst aus. Sie möchte, dass jede Frau aus ihrer Komfortzone kommt und sich aufrafft, auch beruflich erfolgreich zu werden. Die studierte BWLerin findet klare Worte: „Was ich nicht will, ist dieses Rumgeheule.
Was ist dein aktiver Beitrag, das zu verändern? Denn sich ständig zu beschweren und mit dem Finger auf andere zu zeigen, das ist immer total einfach.“ Mit ihrem Instagram-Content wirbt Lea für ihre Online-Seminare, mit denen sie Frauen auf dem Weg in die Selbständigkeit begleitet. Die „ZDF.reportage“ blickt hinter die Hashtags und zeigt, was wirklich real ist, wie jede der drei Frauen ihr spezielles Frauenbild lebt. Drei Frauen, drei Social-Media-Accounts, drei spannende Lebensweisen als moderne Frau. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 04.05.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 04.04.2025 ZDFmediathek Jung und obdachlos – Leben auf der Straße
Folge 305 (29 Min.)Bild: ZDFSie sind kaum erwachsen, aber schon ohne feste Bleibe. Sie leben auf der Straße, in Notunterkünften oder Hilfseinrichtungen. Wohnungslose junge Menschen in Deutschland. Rund 530.000 Menschen gelten hierzulande als wohnungslos. Die Zahl derjenigen, die obdachlos sind, also auf der Straße leben, wird gegenwärtig insgesamt auf 47.300 geschätzt. Zu obdachlosen Jugendlichen gibt es keine belastbaren Zahlen. „Zeit zum Aufstehen!“, ruft André. Der 19-jährige Sandro erhebt sich träge aus seinem Schlafsack, er liegt vor einem Kaufhaus in der Nürnberger Innenstadt.
Seit drei Jahren lebt Sandro auf der Straße. „Ghost“ nennen sie ihn in der Szene, weil er schon als Jugendlicher immer wieder aus Heimen und aus Pflegefamilien abgehauen ist. Warum? „Viel zu viel Scheiße. In der Pflegefamilie: viel zu viel Scheiße, im Heim auch …“ Was wo genau passiert ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Hier vor dem Kaufhaus ist es wenigsten überdacht, ein wenig Schutz gegen den Regen und die Kälte. Ämtern und Institutionen traut Sandro nicht mehr über den Weg, er schlägt sich mit Schnorren durch.
Zum Überleben braucht er rund 10 bis 15 Euro am Tag. „Auf der Straße muss man abgehärtet sein, sonst überlebt man das nicht“, sagt er. Inzwischen hat er sich an dieses Leben gewöhnt. Eine eigene Wohnung oder eine Jugendhilfeeinrichtung kommt für ihn nicht infrage. Sandro hat sich mit seinem Schicksal als Straßenkind abgefunden. Joe aus Berlin ist vor einer Woche zu Hause rausgeflogen. Der 19-jährige Schüler geriet an falsche Freunde, wurde immer wieder kriminell.
Als er ohne Führerschein ein Auto auf den Namen seiner Mutter ausleiht und einen schweren Unfall baut, reicht es den Eltern. Sie setzen ihn auf die Straße. „Mama und Papa haben gesagt, dass ich jetzt raus gehen soll aus der Wohnung, dass ich daraus lernen soll und dass ich dann wieder kommen soll, wenn ich draus gelernt habe.“ Das Ganze ist eine Erziehungsmaßnahme, die aller letzte Chance, damit er nicht noch weiter in die Kriminalität abrutscht. Weil er nirgendwo sonst hinkann, hat sich Joe einer Obdachlosengruppe am Stadtrand von Berlin angeschlossen.
Der Verein „Little Home“ unterstützt hier Obdachlose mit kleinen Holzhütten – ein wenig Schutz vor der Kälte. Die zwischen drei und acht Quadratmetern großen Mobilheime sind ohne Heizung und Strom nur mit einer Campingtoilette und Feuerlöscher ausgestattet. „Für Joe ist es fünf nach 12“, sagt Sven Lüdecke vom Verein „Little Home“. „Eigentlich haben jungen Menschen wie er nichts auf der Straße verloren!“ Die Gründe für Straßenkarrieren sind vielfältig.
Zu den Hauptmotiven zählen: Familiärer Ärger, persönliche Probleme, auslaufende Hilfen oder Sanktionen durch das Jugendamt oder das Jobcenter. Die schwere Suche nach einer Wohnung erlebt auch die 22-jährige Bella aus Berlin. Über 100 Bewerbungen hat die junge Frau schon geschrieben. Sie lebt in einer Jugendhilfeeinrichtung, aus der sie schon bald ausziehen muss. „Es ist unmöglich, gegen die Menschenmassen anzukommen, der Druck ist enorm.“ Dass Bella in einer Einrichtung lebt, verschweigt sie lieber.
„Sonst haben die Vermieter wieder das klassische Stigma vor Augen: Junkie – hat nichts vor im Leben, will nichts erreichen.“ Dabei ist Bella engagiert, macht eine Ausbildung und absolviert dazu ein Fernstudium. Rund 650 Euro Miete könnte die junge Frau zahlen. Weil sie über Anzeigen und Suchplattformen nichts findet, hat sie sich entschieden, überall Zettel in ihrem Wohnbezirk aufzuhängen. Ein verzweifelter Versuch, aber sie will alles probieren. Die „ZDF.reportage“ über junge Menschen, die von Obdachlosigkeit betroffen oder bedroht sind. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 11.05.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 04.04.2025 ZDFmediathek Der Preis des Döners: Krisenbarometer Imbiss
Folge 306 (30 Min.)Beshann Ahmadi eröffnet in Leipzig einen neuen Dönerimbiss. Dabei setzt er auf Qualität, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten.Bild: ZDF und TVNDer Döner gehört zu Deutschlands beliebtestem Fast Food. Früher ein schneller, günstiger Snack für alle, heute gibt es einen saftigen Döner fast nur noch zu saftigen Preisen. Seit 2016 sind die Dönerpreise deutschlandweit um satte 75 Prozent gestiegen. Noch vor einigen Jahren gab es in vielen Teilen Deutschlands den leckeren Fladenbrot-Snack für rund drei Euro. Mittlerweile haben sich die Preise vielerorts nahezu verdreifacht. In Hannover im Stadtteil Ricklingen lockt Higdir Bibo seine Kunden mit Preisen wie vor zehn Jahren an. Einen einfachen Döner kriegt man bei ihm schon für drei Euro.
„Wenn viele Kunden kommen, viel Geld auch kommt. Wenn man es viel teurer macht, vielleicht weniger Leute kommen“, sagt der 45-Jährige. Bibo verkauft lieber viel für wenig als andersherum. Bei ihm funktioniert das Geschäft über die Menge, nicht über den Preis. Dass der Döner deutschlandweit beliebt ist, zeigt sich auch in Leipzig. Obwohl es dort bereits rund 125 Dönerläden gibt, eröffnet Beshann Ahmadi einen weiteren Imbiss. Der 25-Jährige setzt auf Qualität, um sich gegen die Konkurrenz zu behaupten.
Doch mit neun Euro ist sein Yaprak-Döner kein Schnäppchen. Bei den Zutaten muss er bereits wenige Wochen nach Ladeneröffnung feststellen: „Sachen, die ich vor anderthalb Monaten gekauft habe zu einem guten Preis, sind jetzt schon teurer geworden. Ja, und das macht mir schon Sorgen.“ Die steigenden Kosten bekommt auch Ferhat Bayanbas mit seinem Imbiss mitten auf der Reeperbahn zu spüren. „Für mich ist der Dönerpreis so wie Benzinpreis. Wenn der Döner preislich erhöht, dann weiß man, okay, im Land geht irgendwas schief“, sagt er.
Dort in Hamburgs Partyzone tummeln sich bis zu 50.000 Besucher an einem Abend. Vor allem Touristen und Laufkundschaft zieht es in Ferhats Laden. Und viele von ihnen gönnen sich noch mitten in der Partynacht einen Döner. Im Hotel „Kempinski Adlon“ in Berlin wird der teuerste Döner Deutschlands serviert. Stolze 37 Euro muss der Dönerliebhaber dort für den Fladenbrot-Snack hinblättern. Inzwischen ist es der beliebteste Snack in der Hotellobby und zeigt: Der Döner hat es inzwischen bis in die Spitzengastronomie geschafft. Die „ZDF.reportage“ blickt auf den Döner als Preisindex in Deutschland. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 13.04.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 11.04.2025 ZDFmediathek Die Kirmes-Anfänger: Kampf mit der Geisterbahn
Folge 307 (30 Min.)Jungunternehmer Aiko und Stefan: Lohnt sich der harte Neustart am Ende auch finanziell?Bild: ZDF und Lars TolisEin Leben zwischen Nervenkitzel und Existenzdruck: Aiko und Stefan Bartsch wagen den Sprung ins Schaustellerleben – mit einer eigenen Geisterbahn. Doch Zeitdruck, hohe Kosten und fehlendes Personal bringen ihr Geschäft und ihre Ehe ins Wanken. Das Ehepaar aus Wiefelstede gehört zu den wenigen Schaustellern ohne Kirmes-Herkunft. Sichere Jobs aufgegeben, volles Risiko: Von Nord nach Süd reist das „Spukschloss“ durch Deutschland – und jede Station wird zur Herausforderung für seine Besitzer. Ihr Traum beginnt mit einem Zufall: Als Aiko und Stefan von einer eingelagerten, 60 Jahre alten Geisterbahn hören, fackeln sie nicht lange.
Mit einem 180.000-Euro-Kredit kaufen sie die Anlage und renovieren sie in mühevoller Arbeit. Doch die Realität ist härter als gedacht. Enge Zeitpläne, hohe Kosten, kräftezehrender Aufbau – und sie müssen 10.000 Euro pro Standort einspielen, sonst lohnt sich der Betrieb nicht. Fehlendes Personal macht die erste Saison zusätzlich zur Zerreißprobe. Helfer Dominik will fest einsteigen, merkt aber schnell: Die Jungunternehmer sind anspruchsvoll und die Arbeit hart. Auch sein Nachfolger Joel kommt an seine Grenzen und verlässt das Unternehmen.
Besonders Aiko kämpft: Er trägt die Hauptverantwortung, plant den Ablauf und fährt als Einziger mit Lkw-Führerschein die Zugmaschine. Der Marktwechsel von Viersen nach Gronau wird zur Bewährungsprobe: Nur drei Tage für Abbau, Transport und Wiederaufbau – dann fällt auch noch der Strom aus. Aiko explodiert, sehr zum Missfallen von Stefan. Wie lange halten sie durch? Schaffen sie es rechtzeitig zur Herbstkirmes? Und lohnt sich der harte Neustart am Ende auch finanziell? Fortsetzung der „ZDF.reportage: Die Kirmes-Anfänger – Geisterbahn mit Startproblemen“ (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 20.04.2025 ZDF Jung und Chef – Next Boss Generation
Folge 308 (30 Min.)Noch nicht mal 30 Jahre alt und schon Chef oder Chefin. Wenn Kinder das Lebenswerk der Eltern weiterführen, ist es für beide Seiten kein einfaches Unterfangen. 90 Prozent aller Unternehmen in Deutschland sind Familienunternehmen. Sie erwirtschaften über die Hälfte aller Umsätze. Für die junge Chef-Generation ist der Druck extrem groß, das Unternehmen auch in der Zukunft erfolgreich zu führen. Bei Metzgermeister Dirk Hanten aus Erkrath bei Düsseldorf steht fest, dass Sohn Marius den Familienbetrieb in die fünfte Generation übernimmt. Der gelernte Metzgermeister und Fleischsommelier wollte eigentlich Schauspieler werden, entdeckte dann aber seine Liebe zum Metzgerhandwerk.
Inzwischen kann er sich nichts anderes mehr vorstellen. Nachhaltigkeit ist dem jungen Metzgermeister ganz wichtig. Lieber weniger Fleisch und dafür Hochwertiges vom Fachmann, ist sein Motto. Und der Juniorchef geht auch bei der Vermarktung neue Wege. Auf seinen Social-Media-Kanälen bewirbt er seine Produkte deutschlandweit. Ersatzteile, Autoverwertung, Recycling – das gibt es bei den Benders. Anna-Marie Bender ist 29 Jahre alt und hat das Familienunternehmen in Leverkusen im Januar 2025 übernommen. Jetzt ist sie verantwortlich für 26 Mitarbeiter und zwei Millionen Ersatzteile.
Anna-Marie hat Großes vor im Unternehmen, sie möchte viel verändern. Sie will in die Zukunft investieren – besonders der Auto- und Teilemarkt verändert sich bei E-Autos schnell. Seniorchef Peter Bender und seine Frau Gabriele arbeiten aber weiter im Unternehmen mit. „Ich helfe meiner Tochter noch so lange, wie sie mich hier duldet“, erklärt der Seniorchef. Anna-Marie ist dankbar für die Unterstützung ihrer Eltern, es nimmt auch etwas den Druck, der auf ihren Schultern lastet. „Ich weiß, dass meine Eltern immer hinter mir stehen“, sagt sie.
Bei der Großraum-Diskothek „Index“ in Schüttorf in Niedersachsen steht die nächste Generation in den Startlöchern, um den Partypalast zu übernehmen. Marius und Nils Bösch sind dabei, den Familienbetrieb zu übernehmen. Jedes Wochenende eine Party für vier- bis fünftausend Menschen zu organisieren, ist nicht so easy, wie es sich anhört, erklärt Marius. Hinzu kommt außerdem: Bei einem Familienunternehmen haben alle Mitglieder ein Mitspracherecht. Jeden Montag tagt der Familienrat. „Wir sind eine Familie, die eng zusammenarbeitet“, erklärt Nils Bösch. Montag bis Freitag wird vorbereitet, jeden Freitag und Samstag steigt die Discoparty. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 18.05.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 04.04.2025 ZDFmediathek Mittelstand in der Krise – Preise, Personal und Paragrafen
Folge 309 (30 Min.)Steigende Energiepreise, Inflation, Fachkräftemangel und wachsende Bürokratie: Kleine und mittlere Unternehmen bekommen das deutlich schneller zu spüren als große Firmen. Bereits 2023 hat das ZDF „Malocher“ aus dem Gewerbegebiet Rheinbach bei Köln in ihrem Alltag begleitet. 2025 schaut die „ZDF.reportage“ wieder vorbei und fragt nach, wie es ihnen aktuell geht und welche Erwartungen sie an eine neue Regierung haben. „Ich war noch nie so ratlos, wo die Reise hingeht“, sagt Claus Trilling. Er betreibt in der Region zwei Autohäuser.
Das eine läuft einigermaßen, das andere steckt in tiefroten Zahlen. Sein Vertragspartner fordert ihn auf, mehr E-Autos zu verkaufen. „Da kann ich nur drüber lachen. Die will keiner haben.“ Die Kaufzurückhaltung der Kunden sei regelrecht „brutal“, sagt Trilling. Tankstellenbetreiber Karl-Heinz Breuer schaut mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Dem großen verkehrspolitischen Projekt – weg vom Verbrennermotor, hin zur E-Mobilität – steht er sehr skeptisch gegenüber. Vor allem auch, weil die Verbraucher nicht mitziehen.
„In wenigen Jahren werden wir auf einem riesigen Berg von E-Autos sitzen“, prophezeit er. Breuer steht kurz vor der Rente und möchte seine Tankstelle in eine geordnete und krisensichere Zukunft überführen. Dafür will er seine langjährige Mitarbeiterin Renate Bach einarbeiten. Landschaftsgestalter Klaus Dietzler kämpft mit größeren Problemen als vor zwei Jahren. Ihm fehlen Aufträge, weil die gestiegenen Zinsen dafür sorgen, dass weniger gebaut wird – gerade im Einfamilienhausbereich.
Früher wurden die Gärten direkt mitfinanziert. Diesen „Luxus“ leisteten sich jetzt nur noch wenige. Dafür ist seine Firma nach wie vor mit Aufträgen im Flutgebiet um Bad Neuenahr beschäftigt, und er hat zudem Stammkunden, die ihn mit kleineren Arbeiten beauftragen. Auch die Spritkosten sind nach wie vor eine Herausforderung (1500 bis 2000 Euro pro Monat), zumal er sich seine Baustellen in einem immer größeren Umkreis suchen muss. Das wiederum führt zu Unmut bei seinen Angestellten.
Bei Ofenbauerin Sabine Finselberger hat der Generationswechsel bereits stattgefunden. Die Chefin ist in erster Linie Privatier, ihre beiden Söhne Kay und Nick führen die Geschäfte. Geblieben sind die Probleme, vor allem, gutes Personal zu finden, das dauerhaft an Bord bleibt. Einer der Arbeiter, den sie Anfang 2023 beschäftigte, hat nach sechs Monaten im Sommer 2023 gekündigt, weil er nach einem halben Jahr fast genauso viel Arbeitslosengeld wie Lohn bekommt und dafür aber nicht aufs Dach muss. Finselberger beklagt, dass das Nichtstun in Deutschland viel zu gut honoriert wird und das ganze System des Arbeitslosengeldes überdacht werden müsse: „Die politischen Rahmenbedingungen sind im Moment untragbar.“ Darüber hinaus sagt sie, dass alle Familienbetriebe gerade extrem unter der aktuellen Wirtschaftsflaute leiden und sie mitverfolgt, wie die Betriebe am Rande der Pleite entlangschliddern, weil Bürokratie und Arbeitskräftemangel sie in die Knie zwingen.
Die „ZDF.reportage“ begleitet „Malocher“ aus dem Gewerbegebiet Rheinbach bei Köln und zeigt, mit welchen Hürden sie tagtäglich zu kämpfen haben. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 25.05.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 23.05.2025 ZDFmediathek Deutschland packt an – Machen statt Meckern
Folge 310 (30 Min.)Inflation, Stillstand, Krise – und trotzdem gibt es Menschen, die sich nicht unterkriegen lassen. Sie starten neu, haben Ideen, schaffen Jobs. Was treibt sie an? Während die einen aufgeben, wagen andere mutige Schritte: eine Käsemanufaktur mitten in München, eine Autowerkstatt in Brandenburg, ein Satellitenspiegelhersteller in Jena. Sie zeigen: Mit Mut, Einsatz – und schmutzigen Händen – geht es auch anders. Norman Dittmann eröffnete vor zwei Jahren einen Kfz-Betrieb in Neuruppin – mitten in einer Zeit, in der die Zahl der Firmeninsolvenzen deutlich stieg.
In seiner Werkstatt steht heute ein schwarzer Mercedes aufgebockt, es wird ein Getriebe gewechselt – keine günstige Reparatur. Doch die Besitzerin zahlt ohne Murren und ist sehr zufrieden. Dittmann beschäftigt vier Mitarbeiter. Seine Haltung ist klar: „Einfach anpacken! Wir sollten wieder da hinkommen, dass es nicht schlimm ist, mit schmutzigen Händen nach Hause zu kommen.“ Auch in München trauten sich drei Familienväter, ihre beruflichen Positionen aufzugeben und eine Käsemanufaktur zu gründen. Vor den großen Schaufenstern bleiben Schulkinder stehen und schauen zu, wie die Männer in weißen Kitteln frisch geronnene Milch in runde Formen füllen.
„Klar ist es riskant, so etwas hochzuziehen, aber es läuft!“, sagt Molkereimeister Franz Stuffer. Auch am Wochenende müssen sie ran – der Käse im Keller braucht Pflege mit Salzlake. „Ist viel Arbeit, aber das stört mich nicht“, sagt Sebastian Kreuels. Und Johannes Klappacher ergänzt: „Man muss halt auch mal Unbequemes machen.“ Den Verkaufsstand am Viktualienmarkt zu bekommen, war nicht leicht – aber inzwischen stehen die Kunden dort Schlange.
Die Schliess- und Sicherungs-GmbH in Mühlhausen, die Komponenten für Schienenfahrzeuge herstellt, bekam vor ein paar Wochen einen Großauftrag aus den USA. Trotz zusätzlicher Zollgebühren – die trägt der amerikanische Auftraggeber – ist das Unternehmen gut ausgelastet. Mareike Hilke, Geschäftsführerin, sagt: „In den USA und im Ausland wird deutlich mehr in Bahninfrastruktur investiert als in Deutschland.“ Die Auftragsbücher sind voll, die 200 Arbeitsplätze im strukturschwachen Thüringen absehbar gesichert. „Gerade in Zeiten wie jetzt müssen wir doch zeigen, dass in Deutschland einiges vorangeht“, sagt Matthias Beier, einer der Gründer von SPACEOPTIX in Jena.
Das Unternehmen stellt Metallspiegel für Satelliten her und wurde vor fünf Jahren gegründet. Seitdem wächst es rasant – auch, weil Europa seit der Präsidentschaft Trumps entschlossener in den Aufbau eines eigenen Satellitensystems investiert. Frances Beier, zuständig fürs Marketing: „Hier haben 20 Leute einen Arbeitsplatz, und bald werden es mehr sein. Das motiviert mich, alles zu geben, oft länger als acht Stunden am Tag.“ Auch der Messtechnikhersteller Wenzel im Spessart zeigt, dass trotz Belastungen durch die Krise positive Entwicklungen möglich sind.
„Immer innovativ bleiben, anpacken und umsetzen“, sagt Chefin Heike Wenzel. Sie führte vor drei Jahren die Vier-Tage-Woche ein – mit Erfolg: Die Monteure arbeiten nun neun Stunden täglich. „Die Produktivität ist genauso gut geblieben und die Stimmung im Betrieb noch besser – eine Win-win-Situation.“ Die „ZDF.reportage“ zeigt Menschen, die in schwierigen Zeiten nicht jammern – sondern handeln. Mit Leidenschaft, Pragmatismus und Durchhaltevermögen gelingt es ihnen, trotz Gegenwind neue Wege zu gehen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 01.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 30.05.2025 ZDFmediathek Tatort Straße – Gefahr durch Raser
Folge 311 (30 Min.)Aufheulende Motoren, quietschende Reifen und illegale Straßenrennen – vor allem junge Männer messen sich gerne mit anderen „Auto-Posern“ und sorgen mit ihrem Lärm für Ärger bei Anwohnern. Auch mit Ampel-Duellen in der Innenstadt und verbotenem Kräftemessen auf der Autobahn sorgen die Raser für Gefahr. Bei der lebensgefährlichen Raserei gibt es jedes Jahr zahlreiche Unfälle mit unbeteiligten Schwerverletzten und Toten. Die 21-jährige Maya ist im vergangenen Jahr bei einem illegalen Straßenrennen ums Leben gekommen. Sie hatte gerade ihre letzte Prüfung zur Bankkauffrau bestanden und war auf dem Weg nach Hause, um mit ihrer Mutter zu feiern.
Zur gleichen Zeit lieferten sich zwei junge Männer einen riskanten Wettkampf auf der Schnellstraße, auf der auch Maya mit ihrem Motorrad unterwegs war. Bei einem Überholmanöver einer der Männer kam es zum Zusammenstoß. Maya hatte auf ihrem Motorrad keine Chance. Sie starb noch an der Unfallstelle. Ihre Mutter kämpft seither für Gerechtigkeit und strengere Gesetze gegen Autoraser. Jedes Jahr am Karfreitag vor Ostern trifft sich die Autotuner-Szene zum Saisonauftakt, dem sogenannten Car-Friday.
In Düsseldorf führte die Polizei am gleichen Tag eine Großkontrolle durch und nahm über hundert Fahrzeuge unter die Lupe. Mehrere Autos wurden dabei stillgelegt und Bußgelder und einige Strafanzeigen wegen illegaler Tuningteile an den Autos verhängt. Die Polizei mahnt: Es geht längst nicht mehr nur um Lärm, sondern auch um gravierende Sicherheitsrisiken für alle Verkehrsteilnehmer. Im Kölner Stadtteil Poll kämpfen die Anwohner seit Jahren gegen den Verkehr vor ihrer Haustür.
Direkt am Rheinufer hat sich eine Allee zum Treffpunkt für Raser und Poser entwickelt. Vor allem, wenn es dunkel wird, lassen die ungebetenen Besucher dort die Motoren aufheulen und veranstalten kleine Rennen. Nach einer Petition und der Berichterstattung durch die Lokalpresse hat die Stadt nun eine Schranke an der Straße angebracht, die immer vor dem Wochenende geschlossen wird, um die PS-Besucher davon abzuhalten, mit ihren getunten Karossen ins Viertel zu fahren. Eine „ZDF.reportage“ über Raser und Poser auf Deutschlands Straßen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 08.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 06.06.2025 ZDFmediathek Achtung Lärmbelästigung – Wenn die Stadt zur Partymeile wird
Folge 312 (30 Min.)Bild: ZDFAttraktiver Party-Hotspot oder Stadtlärm-Problem? Wo wildes Feiern auf Anwohnerbeschwerden trifft, eskaliert der Konflikt um Nachtruhe, Ruhestörung und Lärmbelästigung im öffentlichen Raum. Feierlärm an lauen Sommerabenden: Außengastronomie, volle Plätze und rücksichtslose Partygäste sorgen vielerorts für Stadtlärm, Müll, Urin und hitzige Debatten über die Grenzen der Feierkultur. Frankfurts Friedberger Platz zieht mit seiner lockeren Stimmung im Sommer oft Hunderte, manchmal auch Tausende an. Sogar der Bäcker an der Ecke verkauft hier Alkohol – bis 22 Uhr, dann ist Schluss, aus Rücksicht auf die Nachbarn, wie der Bäcker sagt.
Doch auch nach Ladenschluss geht das wilde Feiern weiter: Musik, Müllberge, fehlende Toiletten – die Nachtruhe bleibt auf der Strecke. Viele Anwohner klagen über dauerhafte Ruhestörung und Verschmutzung ihres Wohnumfelds. Die Partyfans dagegen fühlen sich im Recht: „Man darf halt nicht mitten in Frankfurt leben“ sagt einer, der anderswo wohnt, aber hier gern feiert. Köln: Am Brüsseler Platz im Belgischen Viertel geht es ganz ähnlich zu.
Auch hier versammeln sich an den Wochenend-Abenden viele Menschen, zu viele. Die Konsequenz: Die Gastronomen am Brüsseler Platz müssen ihre Außenflächen bereits um 22 Uhr schließen. Für Christian B., Mitbetreiber der Gaststätte „Tante Kurt“, bedeutet das 30 Prozent Umsatzeinbußen: „Mein Bruder und ich überlegen uns, wenn sich nichts ändern sollte, ob wir die Tante Kurt zum Ende des Jahres abgeben“. Unfair findet er, dass nach der Räumung des Platzes die Party in den Nebenstraßen weitergeht.
Dort darf Außengastronomie auch nach 22 Uhr noch offen sein. Ein anderes Problem ist, dass Alkohol längst nicht mehr nur in Kneipen verfügbar ist: „Wir haben viele kleine Läden, die nicht mehr existieren: Bäckereien, Metzgereien“ stattdessen kommen immer mehr Kioske – so berichten die Mitglieder der Interessengemeinschaft Bergisches Viertel. Sie fühlen sich nicht gehört und verdrängt: „Ich bin hier geboren, ich bin hier groß geworden und wir machen das Viertel doch aus“ klagt eine ältere Dame.
Auch in Frankfurt Alt-Sachsenhausen ist der Lärm ein Thema: Ballermann-Hits dröhnen bis zum Morgen, Beschwerden sind Alltag. Eine Anwohnerinitiative fordert endlich Maßnahmen gegen Stadtlärm, Kriminalität und Vandalismus – ohne die Feierkultur ganz zu verbannen. „Wir wissen auch, wir wohnen in einem Ausgehviertel, aber jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, der das Leben quasi unmöglich macht“ sagt uns ein Bürger. Tatsächlich haben Äppelwoikneipen hier eine lange Tradition, da ging es schon immer auch mal rauer zu.
Langsam aber seien die Zustände nicht mehr tragbar: dauernd Schlägereien, Erbrochenes und Urin vor den Hauseingängen – die Bewohner sind am Ende ihrer Nerven. Auch einige Gastronomen fordern ein Umdenken: „Ich hätte es gern wieder ein bisschen menschlicher in diesem Viertel. Sprich, nicht irgendwelche Kneipen, die sich gegenseitig mit Musik beschallen“ sagt uns ein Kneipenwirt. Die ZDF.reportage begleitet Anwohner, Gastronomen und Feiernde durch den nächtlichen Sommer – der Film spiegelt eine Diskussion um öffentlichem Raum, Anwohnerrechte und der Suche nach fairen Lösungen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 15.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 13.06.2025 ZDFmediathek Meine Heimat, keine Jobs – Angst um die Zukunft
Folge 313 (30 Min.)Jahrelang war die deutsche Industrie Garant für sichere Arbeitsplätze und boomende Regionen. Doch diese Gewissheit bröckelt. Werke schließen, Standorte werden verlagert, Jobs abgebaut. In vielen Familien bricht mit dem Arbeitsplatz auch ein Stück Identität weg. Wo früher Heimat und Arbeitsplatz untrennbar verbunden waren, entstehen jetzt Lücken, in Lebensläufen, in Stadtbildern, in sozialen Gefügen. Rene und Nina, Anfang 30, sind gerade Eltern geworden, haben ein Haus gekauft, beide arbeiten beim Autozulieferer „ZF Friedrichshafen AG“ in Eitorf. Doch beide werden 2027 ihren Job verlieren, weil das gesamte Werk dicht gemacht wird.
690 Jobs fallen dann weg, eine Katastrophe für die strukturschwache Region, weil viele weitere Jobs im Ort an dem Werk hängen. Beim Bäcker, dem Supermarkt oder dem Restaurant. Auch Patricia Düncher aus Würzburg steht vor einer ungewissen Zukunft. Die 58-Jährige arbeitet seit 42 Jahren beim Autozulieferer Brose – einst Siemens – und kommt mit ihrer Familie zusammen auf über 280 Jahre Betriebszugehörigkeit. Düncher, die von Kollegen wegen ihrer langen Betriebszugehörigkeit liebevoll „Mutti“ genannt wird, hat schlaflose Nächte, weil sie befürchtet, in ihrem Alter nach der Schließung ihres Betriebes Brose in Würzburg überhaupt keine Anstellung mehr zu finden.
Sofia Lange ist 25 Jahre alt und arbeitet im traditionsreichen Stahlwerk in Hennigsdorf, nördlich von Berlin. Schon ihre Großeltern und Eltern standen dort am Hochofen. Als sie die Ausbildung begann, war das ein stolzer Moment für die Familie. Heute steht die Produktion still, der Betrieb ist auf Kurzarbeit runtergefahren. Sofia kommt nur noch fünf Tage im Monat zum Betriebsgelände, um dort Rundgänge zu machen. „Ich kann meinen Job nicht ausüben, das macht mich fertig“, und „Ich will nicht wegziehen. Das hier ist meine Heimat“ sagt sie. Eine ZDF.reportage über verlorene Jobs und eine tiefgreifende Verunsicherung. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere So. 22.06.2025 ZDF Deutsche Streaming-Premiere Fr. 20.06.2025 ZDFmediathek
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