2020, Folge 106–128

  • Folge 106
    Mallorca – jedes Jahr genießen hier Millionen Deutsche Urlauber Sonne, Strand und Meer. Doch dieses Jahr ist alles anders. Auf der sonst so vollen Insel – gähnende Leere. Die Corona-Epidemie hat Europa fest im Griff. Die Urlaubssaison 2020 ist auch für alle, die auf der Baleareninsel von Urlaubsgästen leben, eine Katastrophe. Die erfolgsverwöhnten Gastronomen an der Playa de Palma kämpfen ums Überleben. Statt Urlaubern flanieren auf der Promenade lediglich ein paar Tauben. Viele Wirte, Hotelbetreiber und Boutiquebesitzer stehen vor dem Aus.
    Ein gespenstiges Bild für Peter Wackel. Wohl kaum jemand kennt die Gegend um die sogenannte Schinkenstraße so gut wie er. Seit über 20 Jahren ist Wackel eine feste Größe im Partygeschäft. Alles war vorbereitet – das große Saison-Opening im legendären „Bierkönig“. Für viele Deutsche jedes Jahr ein fester Termin im Urlaubskalender. Doch dieses Jahr haben alle ihre Mallorca-Reise erst mal storniert. Auch in Peter Wackels Party-Reiseunternehmen hagelte es Absagen.
    Hoffnung macht Wackel und allen anderen aber, dass Spanien ab Juli Touristen wieder die Einreise erlaubt. Somit hoffen viele, die Verluste doch noch ein wenig aufzufangen. Die Hotelbesitzer müssen sich zwar an strenge Regeln halten, haben sich aber auf Sommerurlauber vorbereitet. Die Gäste müssen digital einchecken, auf den Zimmern liegen Hygiene-Sets mit Masken und Hydrogel bereit. Handtücher und Fernbedienung sind eingeschweißt. Im Speisesaal sind Trennwände aufgebaut oder die Tische auseinandergeschoben, und Essen gibt es à la carte statt am Büfett.
    Der Mindestabstand zwischen den Liegen am Pool beträgt zwei Meter. Trotz aller Einschränkungen hoffen die Hoteliers, den Gästen den Urlaub so angenehm wie möglich zu machen. Für andere war die Ruhe während des Corona-Lockdowns ein kleiner Segen. Sandy und ihre Kollegen vom Naturschutzverein „Amics de la terra“ kämpfen seit Jahren gegen den Massentourismus auf der Insel. Zum ersten Mal seit vielen Jahren sind die Strände jetzt nicht überfüllt und die Straßen der Hauptstadt Palma fast leer.
    „Kein Müll, keine leeren Glasflaschen, keine Scherben … So sollte es eigentlich immer aussehen hier“, sagt Sandy. Ähnlich wie auch in Venedig oder anderen Touristen-Hotspots bemerken Umweltschützer, wie mit den ausbleibenden Touristen die Natur sich Teile der Insel zurückholt. Doch auch sie wissen, Mallorca lebt vom Tourismus. Und der soll jetzt langsam wieder losgehen. Eine „ZDF.reportage“ über Hoffnung und Frust auf der Deutschen liebsten Ferieninsel. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 19.07.2020 ZDF
    ursprünglich für den 26.07.2020 angekündigt
  • Folge 107
    Handwerk bedeutet früh aufstehen, körperlich arbeiten, die Hände schmutzig machen. Will man das? Ja. Junge Quereinsteiger backen, metzgern, tischlern mit Mut und innovativen Ideen. Tausenden Betrieben fehlt es an Nachwuchs. Viele Kunden wiederum setzen auf günstigere Produkte vom Discounter statt auf echte Handarbeit. Wer heute gegen die Billigkonkurrenz bestehen will, braucht Erfindungsreichtum. „Man muss schon ein bisschen ‚brotverrückt‘ sein. Wir alle haben Sauerteig in den Adern“, sagt Sebastian Däuwel von den „Brotpuristen“ in Speyer.
    „Wenn man hier wirklich nach Schema F arbeiten wollen würde, dann wäre man an der falschen Stelle.“ Rund 800 Brote backen er und seine acht Mitarbeiter pro Tag. Wenn die Bäckerei um 15:30 Uhr öffnet, stehen die Kunden schon Schlange. In sein Brot kommt nur das, was unbedingt nötig ist. Weniger ist mehr – so das Erfolgsrezept des Seiteneinsteigers. Absatzprobleme kennt Sebastian Däuwel deshalb ebenso wenig wie Nachwuchssorgen. Das liegt auch daran, dass bei ihm niemand im Morgengrauen in der Bäckerei sein muss.
    Auch am Wochenende wird nicht gearbeitet. In der Metzgerei Friedrichs in Köln setzen die beiden Brüder Sebastian und David Friedrichs auf Transparenz im wahrsten Sinne des Wortes. In ihrem Ladenlokal gibt es eine Art „Showroom“, in dem nicht nur Würste hängen, sondern auch mal ein halbes Schwein. Denn ihre Kunden wollen wissen, was auf dem Teller landet. Nachhaltigkeit und Tierwohl gehören zum Verkaufskonzept: Die Rinder kommen vom elterlichen Bauernhof. Die beiden Inhaber wollten eigentlich nie Metzger werden.
    David ist gelernter Zimmermann, Sebastian Notfallassistent. Die Idee für die Metzgerei war zunächst nur eine Schnapsidee – sie entstand im Urlaub nach einigen Drinks. Doch ihr Konzept ging auf, mitten in einer Zeit, in der immer mehr Metzgereien schließen müssen. Auch das Schreinerhandwerk hat es in Zeiten der großen Möbelhäuser und der weitverbreiteten Wegwerfmentalität nicht leicht. Ein Trend, dem Lisa Marie Martach und Ricarda Mayer mit der „Allgäuer Holzliebelei“ etwas entgegensetzen wollen.
    Vor zwei Jahren gründeten sie ihre Schreinerei im Allgäu, mit der sie sich auf Unikate aus Altholz spezialisiert haben. Denn „jeder alte Balken kann seine eigene Geschichte erzählen“, so die beiden Quereinsteigerinnen: Ricarda studierte ursprünglich BWL, Lisa Marie Architektur. Ihr neues Konzept macht Furore – schon ein Jahr nach Gründung wurden sie von der baden-württembergischen Handwerkskammer als „Persönlichkeiten des Handwerks“ ausgezeichnet. Die „ZDF.reportage“ begleitet junge Quereinsteiger in traditionellen Berufen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 26.07.2020 ZDF
    ursprünglich für den 19.07.2020 angekündigt
  • Folge 108
    Berühmt sind sie, manche sogar weltberühmt: deutsche Urlaubsorte. Ziele von Sylt übers Rheintal bis an die Zugspitze. Schon unsere Eltern waren da, und jetzt sind sie plötzlich wieder „in“. „Reiseweltmeister“ nennt man die Deutschen, aber schon vorher gingen sie auf Entdeckungstour – zwar „nur“ im eigenen Land, aber auch da gibt’s viel zu erleben. Ob Promis gucken in Kampen, Weinseligkeit in Rüdesheim oder royales Staunen auf Schloss Neuschwanstein. Die Reportage-Kameras des ZDF waren immer mittendrin. In den Sechzigern reist man bescheiden.
    Mit dem Fahrrad, der Bahn oder dem geliebten Käfer machen sich die Deutschen im eigenen Land auf den Weg: an die Nord- und Ostsee, in den Schwarzwald und in die bayerischen Berge. Oft nur für eine Woche oder kürzer. Das Geld saß schließlich nicht allzu locker damals – oft war nicht mehr drin als ein Ausflug übers Wochenende. „Aber die Menschen waren auch nicht so anspruchsvoll, mit dem Einfachen zufrieden“, weiß Erich Frosch. Er absolvierte damals eine Lehre zum Kellner in Rüdesheim. Frosch hat sie erlebt, die Kegelklubs und Herrenrunden.
    Geselliges Trinken war akzeptiert, die fröhlichen Zecher trugen ihren Teil zum weltweiten Ruf der Stadt Rüdesheim bei. Aber die Drosselgasse hat über die Jahre eine regelrechte Metamorphose durchlaufen: erst Magnet für feierfreudige Ruhrgebietler, später Modeziel bei Amerikanern, Japanern und Chinesen und jetzt ganz plötzlich wieder angesagt bei Corona-gebeutelten Deutschen. Schließlich liegt Rüdesheim im UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal – da muss man mal vorbeischauen. Auch die Zugspitze ist wieder fest in deutscher Urlauberhand.
    Unser höchster Berg ist seit jeher eine faszinierende Szenerie: den „Overtourism“ gab es dort schon, bevor er so hieß. Das gilt auch für Neuschwanstein – dem mystischen Felsenschloss des „Kini“. Millionen Touristen haben diesen Ort seit 1886 schon heimgesucht. Und die Einheimischen verdienen prächtig an dem Massenauflauf. Ob auf Deutschlands höchstem Gipfel oder an den Stränden des mondänen Sylt. Ob in Ludwigs Märchenschloss oder an den Ufern des Rheines – mehr als 50 Jahre Bilderschätze aus dem Archiv zeigen die Verwandlung deutscher Urlaubsparadiese. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 02.08.2020 ZDF
  • Folge 109
    Ferien im Corona-Sommer 2020: Die heißesten Wochen des Jahres dürften für Urlauber zum Stresstest werden: Denn wie geht das zusammen: Reiselust, Strandvergnügen und Abstandsregeln? Alle sehnen sich nach Abwechslung von den eigenen vier Wänden. Viele Deutsche planen Urlaub im eigenen Land. Ob längst geplante Auszeit oder spontaner Ausflug an die See: Die deutschen Küstenregionen wappnen sich für einen Besucheransturm. Der Timmendorfer Strand – Ausflugsziel für viele Tagestouristen, die bei gutem Wetter schnell mal an die Ostsee wollen. Aber nur wer im Voraus einen Strandkorb reserviert hat, darf ans Wasser, erklärt Strandkorbvermieter Bade.
    Zwar vergibt er noch 200 Handtuchplätze in seinem Abschnitt, aber sind die belegt, darf niemand mehr dazu. Das wird so manchen Ärger geben, fürchtet Bade: „Wer aus Hamburg mit der Familie anreist, eine Stunde im Stau stand und dann der 201. ist, der lässt sich nicht so einfach abweisen.“ Darum muss sich dann das Ordnungsamt vom Timmendorfer Strand kümmern. Bade hat schon Sorgen genug: mehr Hygienevorschriften, ständiges Desinfizieren, mehr Personal – und das bei sinkenden Erträgen.
    Für die Tourismus-Macher wird es ohnehin eine Verlust-Saison. Ob Hotelier, Surflehrer, Gastronom oder Strandkorbverleiher – sie alle haben einen Teil der Saison bereits verpasst und fürchten, dass die Einschränkungen sie noch tiefer in die roten Zahlen treiben. Das gilt selbst für die Zimmermädchen. Nur einmal die Woche dürfen die Zimmer gereinigt werden, bei der Abreise. Wenn die Hotelgäste nicht jeden Tag ein ordentliches Zimmer und ein gemachtes Bett vorfinden, dann gibt es auch kein Trinkgeld. Aber das ist ein wesentlicher Teil des Einkommens, denn die Löhne im Hotel- und Gaststättengewerbe sind niedrig.
    Dazu kommt, dass nur ein Teil der Betten überhaupt belegt werden darf. Im Hafen von Warnemünde liegt das Ausflugsschiff der Blauen Flotte, die „MS Mecklenburg“. Die Fahrten sind begehrt im Sommer 2020, denn viele Deutsche haben ihren Auslandsurlaub gestrichen. Im eigenen Land fühlen sie sich sicherer. Ferienziele vor der Haustür sind in diesem Jahr selbst für notorische Fernreise-Fans attraktiv. Die „ZDF.reportage“ reist entlang der Ostseeküste von Usedom bis Timmendorf und erlebt mit Urlaubern, Hotelpersonal und Anwohnern die schönste Zeit des Jahres. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 16.08.2020 ZDF
  • Folge 110
    Balkonien statt Spanien, Badesee statt Strand. 2020 haben viele Deutsche ihren Sommerurlaub gestrichen, verbringen ihre Ferien zu Hause: Baden, Sonnen, Grillen kann man auch daheim. Ob ein Sommertag mit Grillwurst und Bier im Park oder ein Treffen mit Freunden im angesagten Viertel während der launigen Freiluft-Saison, die Party-Gänger feiern, die Anwohner sind genervt. In München trifft man sich zum Chillen auf den Kiesbänken der Isar, am Flaucher. Die weitläufigen Ufer sind der In-Treffpunkt in der bayerischen Hauptstadt. Von hier ist es nicht weit in die Innenstadt, zu einem der angesagten Partyplätze.
    Vor allem das Glockenbachviertel ist beliebt. Hier wird die Nacht mit vielen Gleichgesinnten durchgefeiert. Leidtragende der Partys sind die Anwohner: Lärm und Trubel in der Nacht, Müll und Scherben am nächsten Morgen. Alle Städte stehen dieses Jahr vor besonderen Herausforderungen, nicht nur weil die Ordnungsdienste vermehrt Streife laufen müssen: Abstände kontrollieren, Masken anmahnen. Viele geplante Veranstaltungen sind aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt.
    Um trotzdem zusammenzukommen, treffen sich die Menschen in Parks und auf öffentlichen Plätzen. Nicht jeder nimmt dabei Rücksicht, Pizzakartons fliegen in die Grünanlagen, und mangels Toiletten wird der Park zum Klo. Doch es gibt auch das harmlose Freizeitvergnügen für die ganze Familie. Das „Düsselland“ ist eine Kirmes auf dem Düsseldorfer Messegelände. In Absprache mit dem Gesundheitsamt gibt es 20 Fahrgeschäfte und zehn Imbissbuden. 3500 Besucher dürfen gleichzeitig auf das 60 000 Quadratmeter große Gelände.
    Oder der Ausflug an den Badesee. Zu Spitzenzeiten pilgern rund 10 000 Menschen pro Tag an den Unterbacher See. Dieses Jahr erlauben die Hygienekonzepte jedoch nur maximal 2000 Besucher. Per Chip kann überprüft werden, wie viele Gäste sich auf dem Gelände befinden. Auch für die Patchworkfamilie von Michael und Partnerin Sabine gehört der See zum Ferienprogramm. Wegen Corona mussten sie ihren geplanten Türkei-Urlaub auf unbestimmte Zeit verschieben. Stattdessen heißt es jetzt Ferien im heimischen Erkrath bei Düsseldorf.
    Vor allem ihre Töchter Svenja und Lily freuen sich auf den sommerlichen Badespaß. Glücklich, wer einen Balkon hat: Familie Hauswald genießt die Sommertage gerne zu Hause. Mitten in der Innenstadt von Grevenbroich haben sie sich eine Freizeitoase erschaffen. Viele Pflanzen, der große Grill und ein Planschbecken, das von Sonnenkollektoren geheizt und im Dunkeln beleuchtet wird. Mit drei Generationen werden dann die heißen Tage auf der großen Dachterrasse genossen. Und damit verbringen sie, wie viele Deutsche dieses Jahr, den Sommer in der Stadt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 23.08.2020 ZDF
  • Folge 111
    Die „ZDF.reportage“ begleitet Badegäste und Schwimmmeister sowie die vielen anderen Helfer hinter den Kulissen in zwei der größten Bäder Deutschlands. Blauer Himmel, ein kühler Pool und ein Platz im Schatten. Klingt fast wie Urlaub. Doch der Badespaß hat 2020 seine Grenzen: schwimmen mit Einbahnstraßen-Regelung und Mindestabstand auf der Liegewiese. Bis zu 12 000 Besucher täglich zählt das Brentanobad in Frankfurt/​Main in Spitzenzeiten. Doch diesen Sommer dürfen höchstens 2000 Badegäste pro Tag in Deutschlands größtes Beckenbad.
    „Für jeden ist das Luxus – sich sein Plätzchen auszusuchen und zu sagen: Ich habe eine ganze Bahn nur für mich. Das bekommt man, glaube ich, nirgends. Außer im Corona-Sommer“, sagt Schwimmmeisterin Nicole Weist. Deutlich weniger Besucher und trotzdem deutlich mehr Arbeit durch die strengen Corona-Auflagen. Nicole Weist ist aber einfach nur froh, dass überhaupt wieder offen ist: „Wir haben fast alle nicht mehr damit gerechnet, dass es eine Freibadsaison geben wird in diesem Jahr.“ Schwimmen, planschen und erholen – mitten in einer Pandemie.
    Rein darf nur, wer online eines der limitierten Tickets ergattert hat. Zusätzliche Security sorgt dafür, dass niemand heimlich über den Zaun klettert, schließlich darf nur in Zeitfenstern geschwommen werden, und der Badebetrieb verläuft in zwei Schichten. Um 15:00 Uhr müssen die frühen Gäste schon wieder gehen. Nach dem Motto „Tropischer Urlaub – mit Abstand sicher“, lässt auch das „Tropical Island“ in Brandenburg nur noch eine begrenzte Anzahl an Besuchern ins Bad. Eine Autostunde südlich von Berlin hat auch Europas größter Indoor-Freizeitpark seine Tore wieder geöffnet.
    In der ehemaligen Zeppelinhalle fühlt es sich fast an wie am Meer: 350 Meter Sandstrand, ein „Regenwald“ mit 50 000 Pflanzen. Die Besucher können nicht nur die vielen Becken und Rutschen nutzen, sondern auch im „Tropical Island“ übernachten. Für viele ist das Bad in diesem Sommer eine Urlaubsalternative. Jedes Auto wird vor der Einfahrt auf das Gelände kontrolliert, rein kommt nur, wer vorab ein Onlineticket gebucht hat.
    Zuständig für das Sicherheitskonzept: Kathrin Rothe. Sie sorgt gemeinsam mit ihrem Team für den reibungslosen Ablauf und ist erster Ansprechpartner für Gäste und Mitarbeiter. Dazu gehört auch Marianne, seit 2016 arbeitet sie im „Tropical Island“. Ihre Erfahrungen mit den Gästen und Corona sind ganz unterschiedlich: „Manche vergessen die Abstandsregeln, andere legen da sehr viel Wert drauf.“ Die meisten Betreiber der rund 5500 Frei- und Hallenbäder (Quelle: Deutsche Gesellschaft für das Badewesen e.V.) stellen sich im Sommer 2020 der Herkulesaufgabe, den Besuchern dennoch den Badespaß zu ermöglichen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 30.08.2020 ZDF
  • Folge 112
    Wildschweine – hochintelligent und schwer zu fassen. Die Tiere vermehren sich seit Jahren. Jetzt sollen Zäune verhindern, dass Schweine aus Osteuropa nach Deutschland kommen. Doch ob die schlauen Wildtiere sich von solchen Grenzbefestigungen abhalten lassen? Viele glauben: Das Problem lässt sich so allein nicht lösen. Denn Ländergrenzen beeindrucken Schweine kaum. Vor allem aus Angst vor der Afrikanischen Schweinepest soll die Jägerschaft die Schwarzwildbestände dezimieren. Man befürchtet, dass die ansteckende Viruskrankheit auf Hausschweine übertragen wird.
    Seit die Tierseuche sich bis auf wenige Kilometer von Osteuropa aus der deutschen Grenze genähert hat, ist die Angst bei vielen Bauern groß. Sind ihre Bestände erst mal infiziert, kann Schweinefleisch kaum mehr exportiert werden. Das wäre wohl das Aus für viele landwirtschaftliche Betriebe. Die Bundesländer Bayern, Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wollen sich mit verschiedenen Zaunbauprojekten schützen und den Übertritt von infizierten Schweinen verhindern. Vorbild ist der Zaun, den Dänemark zu Deutschland gezogen hat.
    Doch das Schwarzwild sucht sich Umwege, und mancher Zaun wird schlicht umgeworfen oder untergraben. Schwarzwild-Experte Karl-Ernst Brehmer erklärt das intelligente Verhalten so: „Wildschweine sind die Art, die am stärksten von allen Wild-Arten in Mitteleuropa bejagt worden ist. Immer schon. Und das hat sie schlau gemacht.“ So haben sie auch gelernt, sich vortrefflich an unsere Kulturlandschaft anzupassen. Schweine nutzen die riesigen Mais-, Raps-, und Weizenfelder, um sich in bester Deckung neun Monate im Jahr satt zu fressen und sich ungestört zu vermehren.
    Zudem sorgen milde Winter dafür, dass die Tiere die kalte Jahreszeit besser überstehen. Es seien vor allem menschengemachte Umstände, die zum starken Anstieg der Schweinepopulation beigetragen haben, so die Deutsche Wildtierstiftung. Die „ZDF.reportage“ begibt sich auf die Spur der Schweine im Nordosten der Republik. Der Film erzählt von den dramatischen, aber bisweilen auch komischen Begegnungen mit den Wildschweinen und vom verzweifelten Versuch, die Afrikanische Schweinepest von den deutschen Tierbeständen fernzuhalten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 06.09.2020 ZDF
    ursprünglich für den 21.06.2020 angekündigt
  • Folge 113
    Bewaffnet mit Schutzkittel und Handschuhen legen sie los: öffnen Schubladen und Schränke, messen die Temperatur in den Kühltruhen. Die Kontrolleure wissen genau, wo man hinschauen muss. „Hygiene ist das A und O, egal ob man Marzipan herstellt oder Mettwurst.“ Karolin F. arbeitet seit sechs Jahren in der Lebensmittelüberwachung. In ihrem Beruf geht es vor allem darum, den Verbraucher vor gesundheitlichen Gefahren zu schützen. Die gelernte Konditormeisterin checkt regelmäßig, was über die Ladentheke geht oder aus der Restaurantküche kommt.
    Wie werden die Lebensmittel in der Küche verarbeitet und gelagert? Wo werden die Hände gewaschen, das Gemüse geschnitten, das Essen gebraten? Die Verbraucher erfahren von den teils skandalösen Zuständen in Betrieben nur im Einzelfall, wenn zum Beispiel Keime zu ernsthaften Erkrankungen und sogar Todesfällen führen. Solche Fälle versuchen Dr. Philipp Benz und seine Kollegen zu verhindern. „Für echte Lebensmittelsicherheit brauchen wir Kontrolle vom Stall bis auf den Tisch“, fordert Benz, der als stellvertretender Amtsleiter für Tiermedizin und Lebensmittelüberwachung im gesamten Rems-Murr-Kreis bei Stuttgart unterwegs ist.
    Veterinärmediziner Benz besucht regelmäßig Mastbetriebe, um die artgerechte Haltung der Tiere zu begutachten. Die Fachleute aus dem Rems-Murr-Kreis sind sich einig, dass es insgesamt zu wenig Kontrollen gibt. Zwar suche man Risikobetriebe, wo Fleisch, Eier oder Frischmilch verarbeitet werden, deutlich häufiger auf als andere. Doch fehle es an Personal für eine engmaschige Überprüfung.
    Der Bundesverband der Lebensmittelkontrolleure fordert seit Jahren eine nahezu Verdoppelung der Personalstärke in den Ämtern. Doch angesichts der klammen Kassen in den Kommunen bleibt diese Forderung unerfüllt. Lebensmittelskandale wie zum Beispiel den Fall Wilke, wo Vorschriften und Grundregeln der Hygiene augenscheinlich systematisch umgangen wurden, wird man mit gelegentlichen Stichprobenprüfungen auch in Zukunft nicht verhindern. Die „ZDF.reportage“ begleitet die Lebensmittelkontrolleure bei ihrer Arbeit. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 13.09.2020 ZDF
  • Folge 114
    Billige Milch, billiges Fleisch, schärfere Auflagen: Viele Bauern können sich den Beruf Landwirt nicht mehr leisten. Immer mehr Höfe werden aufgegeben. Die Bauern plagen Zukunftsängste. Noch nie haben sich in Deutschland so viele Bauern zu Protesten aufgemacht wie in den vergangenen Monaten. Tausende Landwirte machen ihrem Ärger Luft, bis vors Kanzleramt rollen die Traktoren. Sie beklagen eine aus ihrer Sicht falsche Agrarpolitik. Jetzt, zur Ernte, sind die meisten Landmaschinen wieder auf den Feldern. Einer von ihnen ist Harald H. aus Unterfranken. Mit 52 Jahren gibt er seinen Betrieb in dritter Generation auf, obwohl er noch weit von der Rente entfernt ist.
    Vieles hat er probiert, Tierzucht, Getreide, konventionell, Bio. Seine größtenteils gepachteten Felder sind auf stattliche 200 Hektar gewachsen. Doch es will sich einfach nicht mehr rechnen. „Meine Frau ist Erzieherin, sie arbeitet 25 Stunden in der Woche und bekommt am Ende bald mehr als ich!“ Ein letztes Mal fährt H. mit dem Mähdrescher raus. Die letzte Ernte will er noch einfahren, dann ist Schluss, und H. geht auf Jobsuche. Er ist nicht der Einzige.
    In den vergangenen zehn Jahren haben etwa 14 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern aufgegeben. Die Folge: Bundesweit beackern immer größere Lohnunternehmen die Felder. Kritiker sehen die Existenz der Bauern in Gefahr. Die 25-jährige Agrarstudentin Johanna Mandelkow aus Brandenburg sieht aber gerade in der modernen Landwirtschaft ihre Zukunft. Sie will auch nicht hinnehmen, dass Landwirte unter den Generalverdacht gestellt werden, Umweltzerstörer Nummer eins zu sein. Als sie im November 2019 eine Bauerndemo in Berlin angemeldet hat, wusste sie nicht, dass es die größten Traktor-Proteste in der Geschichte der Bundesrepublik werden würden.
    „Als ich die Bilder in der Nacht sah, war das einfach nur Gänsehaut“, sagt die bestens vernetzte Schweinezüchterin vom Verein „Land schafft Verbindung“. „Am meisten hat mich erstaunt, dass aus lauter Einzelkämpfern so eine Riesenbewegung wurde.“ Und so hat sich auch der 26-jährige Gonne M. aus Nordfriesland mit dem Traktor auf den Weg nach Berlin gemacht. „Auch, weil da endlich mal was los war“, sagt der Milchviehzüchter, der später einmal den elterlichen Hof übernehmen möchte.
    Wer ihn besucht, bekommt eine Ahnung davon, wie aufwendig Landwirtschaft sein kann, um eine Familie zu ernähren. Bei Milcherträgen von 21 Cent pro Liter schaffen es seine 150 Kühe kaum, die laufenden Kosten zu erwirtschaften. „Wenn wir nicht ein ordentliches Zusatzgeschäft aus Windkraft, Solar und Biogas hätten, wären wir schon längst Pleite gegangen“. Der Film erzählt von den Schwierigkeiten dreier Bauern und deren Familien, ihre Existenz zu sichern, von Zukunftssorgen und Strategien, sich in einer sich rasant wandelnden Landwirtschaft zu behaupten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 20.09.2020 ZDF
  • Folge 115
    Lange Schlangen, leer gekaufte Geschäfte – mit so einem Andrang haben Fahrradhändler nicht gerechnet. Auch vor Corona war Fahrradfahren bereits im Trend, besonders E-Bikes boomen. Jetzt während der Pandemie ist das Rad das Verkehrsmittel der Stunde und ein echter Krisengewinner. Manche schwingen sich aufs Rad, um dem Heimkoller zu entkommen und in Form zu bleiben, andere vermeiden öffentliche Verkehrsmittel aus Angst vor Infektionen. Auch Fahrrad-Rundreisen boomen im Sommer 2020. Ralf und Heike Dittmer haben mit Freunden eine sechstägige Fahrradtour durch den Naturpark Steigerwald gebucht, entlang des Mains nach Bamberg.
    Ralf ist schon seit vielen Jahren passionierter Radfahrer. Ihn wundert es nicht, dass jetzt, in Corona-Zeiten, immer mehr Menschen auf das Fahrrad umsteigen. Man ist immer in der Natur und tut zusätzlich noch etwas für seine Gesundheit, so Ralf. Ihre Fahrräder haben Heike und Ralf schon seit über zehn Jahren. Doch nun überlegen sie, ob sie auch auf ein E-Bike oder Pedelec umsteigen sollen.
    Bei Lucky Bike, mit über 20 Filialen in ganz Deutschland, kommen sie kaum hinterher. Geschäftsführer Christian Morgenroth sagt, früher sei das Geschäft eigentlich nur am Samstag so richtig voll gewesen. Jetzt stünden die Kunden die ganze Woche über Schlange. Für sein Wunschfahrrad muss mancher Wartezeiten in Kauf nehmen, wie beim Autokauf. Besonders E-Bikes sind der Renner. Auch in der Werkstatt sind die Wartezeiten lang. Ersatzteile sind häufig nicht verfügbar, da wegen Lieferengpässen aus China oder Kurzarbeit bei anderen Teileherstellern nicht geliefert werden kann.
    1885 eröffneten die Brüder Friedrich und Wilhelm Nevoigt bei Chemnitz ihre Fahrrad-Fabrik, im selben Jahr rollte das erste Fahrrad, das den Namenszug „Diamant“ trägt, vom Band. Heute sitzt die Firma Diamant Fahrradwerke GmbH im sächsischen Hartmannsdorf. Während des Lockdowns im Frühjahr 2020 hatte das Unternehmen Kurzarbeit angemeldet, doch nun steigt die Nachfrage wieder rasant an. 34 Modelle hat Diamant in diesem Jahr auf den Markt gebracht – vom Citybike über das Trekkingrad bis hin zum E-Bike.
    Von der ersten Idee bis zum fertigen Rad sind etliche Zwischenschritte erforderlich und diverse Mitarbeiter beteiligt: Produktmanager, Industriedesigner, Ingenieure, Grafikdesigner und Qualitätskontrolleure. 500 Mitarbeiter gibt es am Standort in Hartmannsdorf. Doch Fahrradfahren ist nicht nur die reine Freude. In der Stadt kann die Fahrt schon mal zum „Krieg auf zwei Rädern“ ausarten. Mit sogenannten Pop-up-Radwegen versuchen Großstädte wie Berlin, dem Kampf Auto gegen Fahrrad im Berufsverkehr Herr zu werden.
    Und nicht immer sind die Autofahrer die rücksichtsloseren Verkehrsteilnehmer. Noch schnell über die rote Ampel fahren, den Bürgersteig benutzen oder das Handy am Ohr: Mancher Radfahrer nimmt es nicht so genau mit den Verkehrsregeln. Neben einem Bußgeld können die Regelverstöße weitere unangenehme Folgen haben: Mindestens 2446 Radfahrer handelten sich 2019 einen Eintrag in die Flensburger Verkehrssünderdatei ein. Eine „ZDF.reportage“ über die Lust und den Frust am Radfahren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 27.09.2020 ZDF
  • Folge 116
    Die eigenen vier Wände sind in den vergangenen Jahren immer teurer geworden. Trotz günstiger Zinsen können sich deswegen immer weniger Menschen ein Eigenheim leisten. Wer den hohen Mietpreisen entgehen will und kein riesiges Vermögen hat, muss selbst anpacken. Nur die „Muskelhypothek“ kann den fernen Traum zur realistischen Möglichkeit werden lassen. Für viele Menschen in Deutschland ist genau das der Weg: In jeder freien Minute rackern sie sich auf ihrer Baustelle ab. Dafür verzichten sie auf Freizeit und Erholung, sie gehen kräftemäßig oft ans Limit. Janin und Falko aus Huy in Sachsen-Anhalt träumten von einem alten Fachwerkhaus mit viel Geschichte.
    In einer Internetauktion bekamen sie tatsächlich den Zuschlag für ihr Traumhaus. 60 000 Euro – ein echtes Schnäppchen für 350 Quadratmeter und 20 Zimmer. Allerdings nur auf den ersten Blick: Um hier wirklich wohnen zu können, muss komplett saniert werden. Der Polizist und die Einkäuferin kämpfen seither mit den Bausünden der vergangenen Jahrzehnte. Zentimeterdick wurden hier Tapeten, Plastikstuck und Spanplatten verbaut. Von der ursprünglichen Schönheit des Gutshofes von 1840 ist wenig geblieben.
    100 000 Euro haben die beiden für die Sanierung des Fachwerkhauses eingeplant. Janin und Falko wollen eine neue Heizung einbauen, die Böden schleifen, marode Balken austauschen und alles streichen. Ob sie das mit dem eingeplanten Budget alles hinkriegen, ist ungewiss. Ebenso der Zeitplan: In zehn Monaten sollte eigentlich alles fertig sein. Doch der liebenswerte Altbau hält ein paar Überraschungen bereit. Dimitrij und Helene dagegen haben sich für eine ganz andere Variante entschieden: Nicht sanieren, sondern selbst bauen ist ihr Plan. Mit einem „Bausatz-Haus“ hoffen sie, viel Geld zu sparen.
    Sie mauern tatsächlich selbst. Stein für Stein. Und das, obwohl weder Dimitrij noch seine Frau irgendwelche Erfahrungen im Hausbau haben. Er ist Chemikant, sie Hausfrau. Aber das Wagnis dürfte fast 100 000 Euro an Baukosten einsparen. Wenn alles gut läuft. Dann zahlen sie „nur“ 315 000 Euro für ihr Haus. Mehr können sie sich auch nicht leisten. Mit viel Optimismus und Wagemut gehen die Bauherren ihr Projekt an. Wie anstrengend der Traum vom Haus sein kann, erlebt die junge Familie allerdings schon bald. Die „ZDF.reportage“ zeigt Menschen, die für den Wunsch nach einem günstigen Eigenheim viel riskieren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 04.10.2020 ZDF
  • Folge 117
    Bauen boomt. Angesichts horrender Mieten in den Innenstädten erscheint vielen das eigene Heim im Umland als attraktive Lösung. Doch für einige endet das „Abenteuer Eigenheim“ im Ruin. Denn den Häuslebauern fehlt oft jede Erfahrung. Mängel und Murks können sie häufig erst erkennen, wenn es zu spät ist. Und dann ist guter Rat teuer – und Recht bekommen auch. IT-Spezialist Dirk A. hatte sich auf seinen Reisen durch die USA und Kanada in den amerikanischen Baustil verliebt. Auch seiner Frau Maria gefielen die gemütlichen und geräumigen Holzhäuser mit ihren großen Veranden.
    2018 wollte die Familie eigentlich in ihr neues Heim nahe Leipzig einziehen können. Doch es kam ganz anders: Zwei Jahre später befindet sich ihr Wunschhaus immer noch im Rohbau. Bis heute sind rund 340 000 Euro in ein Bauvorhaben geflossen, das absehbar nicht bewohnbar ist. Zusätzliche 191 000 Euro würde es laut Gutachter kosten, die Mängel zu beseitigen und das Haus fertigzustellen. Das Traumhaus wurde zum Albtraumhaus. Maria und Dirk A. wünschen sich heute, sie hätten sich auf das Abenteuer Eigenheim niemals eingelassen.
    „Jeder Besuch auf der Baustelle ist wie ein Stich ins Herz. Wenn es nicht auch um das Zuhause für unsere Kinder ginge, hätten wir schon längst aufgegeben.“ Eugenie und Alexander S. aus Rheinland-Pfalz wollten auf Nummer sicher gehen und Stress beim Hausbau auf jeden Fall vermeiden. Deshalb entschied sich das Paar mit zwei Kleinkindern für ein Fertighaus. Doch nach dem Einzug kam das böse Erwachen. Das Gebäude senkt sich zur Gartenseite – langsam und unerbittlich um inzwischen 15 Zentimeter in drei Jahren.
    „Die Wände wölben sich inzwischen sichtbar. Und wenn mein Vierjähriger im Wohnzimmer mit seinem Ball spielt, rollt der unweigerlich Richtung Terrasse“, klagt Eugenie S. Mehrere Bausachverständige haben Baumängel bestätigt, die zur Absenkung führen. Die ganze Statik droht sich zu verschieben. Doch die ausführenden Firmen fühlen sich nicht zuständig. Alexander S. ist verzweifelt: „Uns droht das Haus einzustürzen, doch niemand will die Verantwortung dafür übernehmen!“ Manuela Reibold-Rolinger, Fachanwältin für Baurecht, kennt die beiden Fälle und viele mehr.
    Sie sagt: Die meisten Bauherren bräuchten eigentlich dringend von Anfang an Unterstützung. Erfahrene Ratgeber, Sachverständige, die sie durch die gesamte Bauphase begleiten. Doch die meisten jungen Bau-Auftraggeber hätten wenig Geld und sparten leider oft an der falschen Stelle. Durch die fehlende Kontrolle der einzelnen Bauabschnitte falle es den Baufirmen mit ihren vielen Subunternehmern leicht, die Verantwortung für Schäden von sich wegzuschieben. Die „ZDF.reportage“ unterwegs zu Bauherren und -Herrinnen, deren Traum vom schönen Wohnen erst mal zerplatzt ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 11.10.2020 ZDF
  • Folge 118
    Das Frankfurter Bahnhofsviertel zählt zu den berüchtigtsten Gegenden Deutschlands. Rotlicht, Drogen und Gewalt – lange galten die Straßenzüge um den Bahnhof als „No-go-Area“. Doch seit einiger Zeit ist das Viertel in Bewegung. Die Rotlichtmeile ist plötzlich „in“. Und so prallen auf nur einem halben Quadratkilometer Fläche Welten aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Konflikte bleiben da nicht aus. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Szene-Bars und hochpreisige Restaurants eröffnet. Sie locken ein hippes Publikum in dieses verrufene Umfeld.
    Das Spektrum reicht von Koreanisch, Arabisch und Indisch bis zu Ostafrikanisch. Studenten feiern hier genauso wie Banker oder junge Kreative. Und sie bleiben längst nicht mehr nur für ein Bier oder ein edles Vier-Gänge-Menü: Inzwischen leben 3900 Menschen hier, über 50 Prozent mehr als noch 2007. Die „ZDF.reportage“ begleitet Frankfurter, die in diesem schwer kontrollierbaren Viertel leben und arbeiten. Viele haben sich hier etwas aufgebaut, sie wollen dem schlechten Ruf etwas entgegensetzen.
    Die Corona-Einschränkungen verändern den Stadtteil zusätzlich, teils zum Guten, teils zum Schlechten. Denn einerseits bleiben viele Rotlichtbetriebe zu, andererseits schienen zwischenzeitlich die Drogenabhängigen das Bild zu beherrschen. Langsam aber beginnt sich die Lage wieder etwas zu normalisieren, das Nachtleben nimmt wieder Fahrt auf. Zum Beispiel in den Lokalen der Brüder James und David Ardinast. Sie haben sich zu einflussreichen Gastronomen nach oben gearbeitet. Edel, fein und teuer, so könnte man ihr Angebot beschreiben.
    Ihre Bars und Restaurants sind echte Hingucker – genau zugeschnitten auf ein zahlungskräftiges städtisches Publikum. Am anderen Ende der Skala – der Yok Yok Kiosk von Nazim Alemdar. Seit 15 Jahren eine Institution im Bahnhofsviertel, ein Treffpunkt für alle Schichten. Banker und Obdachlose kaufen hier bei Nazim ihr Bier bei Tag und Nacht. Für Marita B. ist das Bahnhofsviertel dagegen der Ort, an dem sie fast zerbrochen wäre. 15 Jahre war sie alt, als sie das erste Mal Heroin konsumierte.
    Danach probierte sie alles aus, was es an Drogen gibt, pendelte zwischen Knast und der Straße. Seit sieben Jahren ist sie clean. Geholfen hat ihr die private Hilfs- und Entzugseinrichtung „Die Fleckenbühler“. Jetzt arbeitet Marita dort und hilft ehemaligen Abhängigen. Außerdem engagiert sich die 49-Jährige ehrenamtlich bei den „StreetAngels“. Einem Verein, der einmal in der Woche ins Bahnhofsviertel fährt, um Essen an die Bedürftigen zu verteilen. Der Film bietet Einblicke in eine eigene Welt, die für Außenstehende angsteinflößend und faszinierend zugleich ist. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 18.10.2020 ZDF
  • Folge 119
    Der Flughafen BER steht für kollektives Versagen von Politik, öffentlichem und privatem Bauwesen. Seit 2011 wurde die Eröffnung immer wieder abgesagt. Bislang neun Mal. Nun soll der neue Hauptstadtflughafen wirklich eröffnet werden: am 31. Oktober 2020. Die Reportage begleitet die letzten Schritte von der Dauerbaustelle zu einem internationalen Verkehrsflughafen. Künftig soll der BER Deutschlands drittgrößter Flughafen werden. Der Weg dorthin war lang und steinig: Nur drei Wochen vor dem geplanten Termin platzte im Mai 2012 die Eröffnung.
    Fehler beim Brandschutz galten als offizielle Begründung. Auf die Bruchlandung folgten Pleiten, Pech und Pannen: fehlende Genehmigungen, Baupfusch, Schmiergeldaffären, Kostenexplosion. Aus einst zwei Milliarden Euro Baukosten sind inzwischen sechs Milliarden Euro geworden. Das Großprojekt der Länder Berlin und Brandenburg sowie des Bundes droht, ein Milliardengrab für den Steuerzahler zu werden. Die Corona-Krise und der Einbruch der Fluggastzahlen verschärfen die Lage zusätzlich. Die Macher am BER stemmen sich gegen die Negativschlagzeilen.
    Die Flughafen-Manager Patrick Muller und Katy Krüger müssen nicht nur 1000 Mitarbeiter für ihren neuen Arbeitsplatz fit machen, sondern auch den Testbetrieb koordinieren. Über Monate prüfen mehr als 9000 Freiwillige, ob im BER jetzt wirklich alles funktioniert. Sind die Wege richtig ausgeschildert, hakt es an der Sicherheitskontrolle, quietschen die Gepäckbänder? Währenddessen koordiniert Katharina Jung auf dem Vorfeld ein Flugzeug-Ballett. Die 32-Jährige überwacht, wie Airbusse die Landepositionen auf dem Flugfeld proben.
    Als Umzugschefin der künftig größten Fluglinie managt sie Crews und Flotte. Ob die Jets unfallfrei am neuen Terminal andocken können, Be- und Entladung reibungslos funktionieren. Denn nach etlichen Jahren Bauzeit und Stillstand wird im harten Flugalltag jede Minute zählen. Es gilt, Verspätungen zu vermeiden. Keinen Fehler dürfen sich auch Polizeidirektor René Kexel und sein Team von der Bundespolizei erlauben. 1200 Beamte sollen künftig für die Sicherheit zuständig sein. Viele von ihnen waren bereits an den Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld im Einsatz.
    Der BER bedeutet für sie nun: längere und unbekannte Wege. Denn der neue Flughafen ist deutlich größer als die beiden alten. Kexel, der zuvor lange am Frankfurter Flughafen gearbeitet hat, gibt sich zuversichtlich, dass diesmal alles klappen wird. Der BER sei ein schöner und funktionaler Flughafen geworden. Trotz der katastrophalen Vorgeschichte. Die „ZDF.reportage“ von Carsten Behrendt und Sherin Al-Khannak nimmt die Zuschauer mit auf den letzten Metern der Verwandlung des BER von der Dauerbaustelle zum künftigen Hauptstadtflughafen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 25.10.2020 ZDF
  • Folge 120
    Der Kiosk ist für viele Menschen die Anlaufstelle für den ersten Kaffee des Tages und die Zigarette und den Snack zwischendurch. Vor allem aber der Ort, wo man sich zum wohlverdienten Feierabendbier und zum Plausch mit seinen Freunden und Nachbarn trifft. Doch dann brach die Corona-Pandemie aus und stellte den Alltag auf den Kopf. Viele Arbeitsstätten blieben geschlossen. Die Menschen verschanzten sich zu Hause. Der Treffpunkt Kiosk war plötzlich auf Eis gelegt. Die Kunden durften zwar noch einkaufen, aber Verweilen war verboten. Besonders für die Stammgäste war das ein großer Einschnitt.
    Für viele von ihnen bedeutete der Lockdown vor allem Einsamkeit, denn für sie ist der Kiosk der einzige Ort, wo ihr soziales Leben stattfindet. Stellvertretend für über 20 000 Kioske in ganz Deutschland besucht die Reportage zwei von ihnen und lässt erzählen, wie es den Menschen in den vergangenen Monaten in Zeiten von Corona ergangen ist. Im Kiosk „Ballerbude“ in Oer-Erkenschwick kehrt wieder Normalität ein – so empfinden es die Stammgäste jedenfalls. Denn sie können endlich wieder zusammen draußen sitzen.
    Selbst der Stammtisch am Freitagabend findet wieder statt. Kioskbetreiberin Naciye Aydemir ist erleichtert, denn sie saß wochenlang allein im Kiosk. Nicht nur die Umsatzeinbußen haben ihr in dieser Zeit zu schaffen gemacht, auch die Einsamkeit war kaum zu ertragen. Genauso erging es vielen ihrer Stammgäste. Inzwischen nehmen sie aber kaum noch Rücksicht auf Corona. Fast jeder hier ist Risikopatient. Allein zu Hause sitzen ist für die meisten aber noch schlimmer als die Angst vor COVID-19. Uwe weiß, dass er daheim noch mehr trinkt. Und Karin hat monatelang ihre Enkel nicht gesehen.
    So hat jeder gute Gründe, warum es im Kiosk immer noch besser ist als allein zu Hause. In Kaiserlautern hat „Karl der Große“, wie seine Stammkunden ihn nennen, ebenfalls eine harte Zeit hinter sich. Sein Kiosk „Lucky 27“ ist eine Institution im Brennpunkt Kalkofen in Kaiserslautern. Nach wochenlanger Schließung dürfen die Gäste zwar wieder in den Innenbereich an den Stammtisch. Aber seit die Infektionszahlen wieder hochgehen, schwebt ein zweiter Lockdown wie ein Damoklesschwert über ihnen. Außer dem Kiosk haben viele Kunden nichts und niemanden, wo sie hinkönnen.
    Die Corona-Krise ist gerade für die Armen und Alleinstehenden schwer auszuhalten. Deswegen haben sie sich trotzdem getroffen – anstatt im Kiosk tranken sie ihr Bier eben vor dem Kiosk. Doch das Ordnungsamt verhängte empfindliche Strafen. Nur eine Sache, die die Kioskbesucher im „Lucky 27“ in der Corona-Zeit nicht mehr nachvollziehen können. Die „ZDF.reportage“ berichtet, was Menschen in diesen Zeiten bewegt: über die Sorgen und Nöte, die sie haben, aber auch über die kleinen Freuden, die sie mit ihren Freunden beim „Kioskplausch“ teilen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 01.11.2020 ZDF
    ursprünglich für den 08.11.2020 angekündigt
  • Folge 121
    Der Bereitschaftsdienst der Kriminalpolizei ist jederzeit abrufbereit, ob nachts oder am Wochenende. Die Polizeibeamten des KDD sind häufig mit die ersten Ermittler am Tatort. Sie sichern Spuren, befragen die Opfer. Mord, Körperverletzung, Brandstiftung, Einbruch – die Kriminalhauptkommissare Sophie Löhr und Jascha Kok haben schon alles erlebt. Sie sind Kommissare beim KDD in Hannover, wo sich jedes Jahr 115 000 Straftaten ereignen. Die Polizisten arbeiten im Schichtdienst. Zum Einsatz fahren immer Zweier-Teams – ein Kriminalbeamter und ein Kriminaltechniker, der die Spuren sichert.
    Nahezu täglich untersuchen sie ungeklärte Todesfälle. Sie ermitteln bei Einbrüchen, sie besuchen die Opfer von Trickbetrügern und versuchen, mögliche Hinweise auf die Täter zu finden. An jedem Tatort wird das Geschehen mit Fotos genauestens dokumentiert. Mögliche Fingerabdrücke und DNA-Spuren werden von den Kriminalisten gesichert, um den Täter später zu überführen, wenn er der Polizei ins Netz geht. In Hannover häufen sich die Fälle von Trickbetrug.
    Die Opfer verlieren Bargeld oder Schmuck, die Täter hinterlassen kaum Spuren. Sie verstehen ihr Geschäft. In der Nachtschicht fallen plötzlich Schüsse. Ein unbekannter Täter schießt mit einem Luftgewehr auf Jugendliche. Glücklicherweise wird niemand schwer verletzt. Zusammen mit der Streifenpolizei wird der Schütze noch in der Nacht ermittelt, die Wohnung durchsucht, und die Waffen werden sichergestellt. In Cottbus wird währenddessen in der Nachtschicht ein gestohlener Tresor vor einem Supermarkt gefunden.
    Was hat es damit auf sich? Die Kriminaloberkommissarin Kerstin Münzer und der Kriminaltechniker Gerd Müller suchen mitten in der Nacht nach Spuren eines Einbruchs in der Nachbarschaft. Vergeblich. Schließlich werden Fingerabdrücke und DNA-Spuren am Tresor gesichert, der Tresor wird beschlagnahmt und für weitere Ermittlungen in die Kriminaltechnik gebracht. Die Teams in Hannover und Cottbus müssen außerdem nahezu jeden Tag Leichen untersuchen. Ist der Notarzt nicht sicher, ob der Mensch eines natürlichen Todes gestorben ist, muss der Kriminaldauerdienst nach Hinweisen auf ein Verbrechen suchen und den Toten gründlich auf Spuren von Gewalt untersuchen.
    „Das geht natürlich nicht spurlos an einem vorbei. Aber man muss lernen, sich innerlich von solchen Erlebnissen zu distanzieren“, sagt Kriminalhauptkommissarin Sophie Löhr. Die „ZDF.reportage“ begleitet die Beamten des KDD bei der Suche nach Spuren, die zur Aufklärung der Tat führen oder für ein späteres Gerichtsverfahren wichtig sein könnten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 08.11.2020 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 30.10.2020 ZDFmediathek
    ursprünglich für den 01.11.2020 angekündigt
  • Folge 122
    Überstunden, Doppelschichten, 24-Stunden-Bereitschaft: Der Medizineralltag in deutschen Krankenhäusern ist oft hart. Stellen bleiben unbesetzt. Klinikpersonal wird dringend gesucht. Patienten müssen versorgt, Schichtpläne befüllt werden. Viele Kliniken sind angewiesen auf Ärzte aus dem Ausland. Laut Bundesärztekammer lag die Zahl der in Deutschland tätigen ausländischen Mediziner 2019 bei annähernd 52 300. Vor zehn Jahren waren es knapp 20 000. Oberarzt Jenö B. arbeitet als Kardiologe in Montabaur in Rheinland-Pfalz. Für den Rumänen war es nicht leicht, in Deutschland Fuß zu fassen. Die Sprache war schwierig, die Familie und die Freunde fehlten.
    Die Klinik ist froh, dass Jenö B. in Deutschland geblieben ist, denn „ohne die ausländischen Kollegen würde hier gar nichts funktionieren“, sagt Tom Neumann, Sprecher des Krankenhauses Montabaur. Besonders Kliniken im ländlichen Bereich suchen ständig medizinisches Fachpersonal. Wolfgang Schober hilft mit, diesen Bedarf zu decken. Seine Vermittlungsagentur schult die Interessenten, damit sie Sprachprüfungen bestehen, und unterstützt beim bürokratischen Hürdenlauf für die Zulassung. Nach Deutschland kamen 2019 etwa 3800 Ärztinnen und Ärzte. Sie helfen hier, den Mangel auszugleichen, fehlen aber in den Krankenhäusern ihrer Herkunftsländer.
    Auf der anderen Seite zieht es deutsche Mediziner nach ihrer Ausbildung ins Ausland. Ein wichtiger Grund: bessere Bezahlung und mehr Freizeit. Deutsche Ärzte arbeiten gern in der Schweiz und den USA: 2019 waren es knapp 1100, die einen Job im Ausland annahmen. Für den Anästhesisten Dr. Manuel B., der in der Schweiz arbeitet, waren vor allem die Arbeitsbedingungen entscheidend, Deutschland zu verlassen. „Bereitschaftsdienste von 24 Stunden gibt es dort nicht“, sagt er, „auch die Überstunden sind gedeckelt.“ Die „ZDF.reportage“ auf deutschen Krankenhausfluren – bei Ärzten und Patienten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 15.11.2020 ZDF
  • Folge 123
    Rasen ist kein Kavaliersdelikt. Wer die Straße zur Rennstrecke macht, begeht eine Straftat. Was für Verkehrsrowdys Nervenkitzel heißt, bedeutet für Unbeteiligte oft Gefahr für Leib und Leben. Blitzstart an der Ampel, Kurven schneiden, gefährliche Überholmanöver: Vor allem junge Männer messen sich gerne mit anderen PS-Protzen. Und sie riskieren viel. Rasen ist eine Hauptursache für Unfälle mit unbeteiligten Schwerverletzten und Toten. Der unverschuldete Unfall dreier junger Frauen erschüttert die Menschen in der Region Rosenheim noch heute.
    Ein Golf-Fahrer kommt ihnen auf ihrer Spur entgegen, rast frontal in ihr Auto. Er hatte versucht, zwei BMWs zu überholen – vermutlich lieferten sich die drei Fahrzeuge ein Rennen. Zwei junge Frauen sterben. In Moers kommt eine zweifache Mutter ums Leben, weil ein Mercedes-Fahrer mit 167 Stundenkilometern durch ein Wohngebiet rast. Auf der A66 bei Frankfurt jagen drei Männer über die Autobahn – wie durch Slalomstangen überholen sie die anderen Wagen.
    Das Rennen endet mit dem Tod einer unbeteiligten Fahrerin. Immer wieder kommt es zu Unfällen mit Todesopfern nach illegalen Autorennen. Entsprechend hart greift das Gesetz mittlerweile gegen Raser durch. Im Juni 2017 verabschiedet der Deutsche Bundestag den §315d: Demnach sind verbotene Straßenrennen auch ohne konkrete Gefährdung strafbar. Bei Rennen mit Todesfolge sieht das Gesetz jetzt Haftstrafen von bis zu zehn Jahren vor. Vorher erhielten die Raser maximal ein Bußgeld in Höhe von 400 Euro und ein Fahrverbot von einem Monat.
    In Rosenheim sah die Polizei nach dem tragischen Unfall „hohen“ Handlungsbedarf. Nach dem Tod der beiden jungen Frauen wurde eine Ermittlungsgruppe gegründet, die sich speziell auf sogenannte Poser konzentriert: junge Männer, die sich mit ihren getunten Autos oder aufgemotzten Motorrädern Wettrennen liefern. Den Polizisten Daniel P. und Andreas P. geht es bei ihrer Arbeit vor allem darum, illegale Raserei von vornherein zu verhindern. Und der Paragraph 315d zeigt abschreckende Wirkung.
    Ermahnungen und Aufklärung im Vorfeld hätten leider nichts gebracht, erklärt Hauptmeister Andreas P.: „Denen muss es wehtun: also hohe Geldbußen, Führerscheinentzug, Stilllegen des Fahrzeugs. Nur durch diese Maßnahmen und ständige Kontrollen haben wir die Raser-Szene in Rosenheim in den Griff bekommen“. Die „ZDF.reportage“ begleitet die Rosenheimer Ermittlungsgruppe und geht der Frage nach: Lassen sich Raser durch mehr Kontrollen und härtere Strafen von ihren illegalen Rennen abhalten? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 22.11.2020 ZDF
  • Folge 124 (30 Min.)
    Es ist eine besondere Reise: quer über die Ostsee während der „Weißen Nächte“. Wenn die Nacht zum Tag wird, zeigt sich das Baltische Meer in besonderem Licht, als einzigartiges Naturkino. Zwölf Tage dauert die Kreuzfahrt. Entlang verträumter Landschaften führt die Route zu alten Hansestädten und berühmten Metropolen. Acht Häfen laden zum Landgang: bummeln in malerischen Gassen, staunen in prunkvollen Palästen – eine Reise in Kultur und Geschichte. Unterwegs auf den Spuren der Hanse und Zaren im Norden Europas. Ein lang gehegter Traum von Christa G. aus Brandenburg.
    Das Baltikum stand schon lange auf ihrer Wunschliste. Die Rentnerin reist allein, für sie kein Problem: „Ich genieße das Reisen, um mich weiterzubilden“, und an Bord findet sie viele Gleichgesinnte. Während die Reisenden an Land unterwegs sind, sorgt die Schiffsbesatzung für einen reibungslosen Ablauf. Das bedeutet Stress, vor allem für die Reiseleiter. Sind alle Ausflüge gut vorbereitet, funktioniert die Organisation vor Ort, und spielt das Wetter mit? Denn die Ostsee kann rau sein, und schlechtes Wetter schlägt nicht nur den Passagieren aufs Gemüt.
    Wer Sorgen oder Probleme hat, findet immer ein offenes Ohr bei Chefhostess Helga. Seit 20 Jahren schon ist sie auf Kreuzfahrtschiffen unterwegs und genießt ihren „Ferienjob“. Eigentlich könnte sie längst ihren Ruhestand genießen, aber es zieht sie immer wieder für mehrere Monate an Bord. Vor allem die älteren Gäste schätzen ihre Lebenserfahrung. „Die braucht man, um Verständnis für andere zu entwickeln“, weiß die erfahrene Kreuzfahrerin. Ob auf hoher See, in den Häfen oder beim Spaziergang durch die reizvollen Städte – das Baltikum ist eine besondere Entdeckungsreise. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 28.11.2020 ZDF
  • Folge 125
    Meist liegt er gleich um die Ecke, und er hat fast immer offen: Am Kiosk gibt’s alles was man braucht. Hier startet man den Tag mit einem Kaffee oder schaut auf ein Feierabendbier vorbei. Der Kiosk ist das Herz der Nachbarschaft. Hier trifft man Freunde und Bekannte, hier darf gelacht, gestritten und gelästert werden. Wer etwas über die Sorgen und Nöte der Menschen im Land erfahren will, der muss zum Büdchen kommen und hinhören. Der Kiosk ist mehr als ein kleiner Verkaufsladen für Zeitungen und Zigaretten. Hier kauft ein, wer im Supermarkt was vergessen hat, oder Lust auf ein Schwätzchen hat.
    Denn hier gibt’s die Neuigkeiten nicht nur aus der Zeitung sondern auch den Tratsch der Nachbarschaft. Der Kiosk ist vor allem Treffpunkt, um anderen Menschen zu begegnen und um zu reden. Viele Kioskbetreiber fördern das Mitteilungsbedürfnis ihrer Kundschaft durch Stehtische im Verkaufsraum oder Bänke vor dem Laden. Denn wer länger bleibt, konsumiert auch mehr. Und so sind diese Kioske für viele Menschen zu einem Wohnzimmer und Kneipenersatz geworden. Rund 23 000 gibt es von ihnen – deutschlandweit. Wir sind mit unseren Kameras regelmäßig in Kiosken in ganz Deutschland zu Gast und hören den Menschen bei ihren Diskussionen einfach nur zu.
    So erfahren wir, was die Menschen wirklich über die Themen denken, über die in den Medien berichtet wird, aber auch über die, die dort weniger vorkommen. Eine besondere Rolle nehmen die Kioskbetreiber ein. Sie sind oft Seelsorger und Sozialarbeiter in einem und meistens die Ruhe selbst. Durch ihre lange Berufserfahrung verfügen sie über jede Menge Menschenkenntnis. Sie wissen genau, wer wie tickt und wie seine Aussagen zu bewerten sind. Die Reportage vor Ort, „bei die Leut“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 29.11.2020 ZDF
  • Folge 126
    Bunte Lichter überall, der Duft gebrannter Mandeln in der Luft, im Becher dampft heißer Glühwein. Doch Corona verändert alles – die Besucher müssen mit Maske auf den Weihnachtsmarkt. Schon jetzt steht fest: Den Weihnachtsmarkt mit dichtem Gedränge und gemütlichem gemeinsamen Glühweintrinken wird es 2020 nicht geben. In den wenigen Städten, die Märkte ausrichten, geht es per Einbahnstraße und Abstand in die Glühweinzone. Rund 2500 Weihnachtsmärkte gibt es in Deutschland, normalerweise. Vor Corona lockten sie etwa 160 Millionen Besucher aus dem In- und Ausland in die geschmückten Innenstädte. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Hotellerie, Gastronomie und Schausteller.
    Doch viele Weihnachtsmärkte sind mittlerweile ganz abgesagt. Dabei haben sich die Budenbetreiber Hoffnung gemacht, mit dem Adventsgeschäft die Verluste des Corona-Jahres etwas auszugleichen. Manche erwirtschaften in den Weihnachtswochen ein Drittel ihres Jahresumsatzes. Die „Dortmunder Weihnachtsstadt“ soll stattfinden – wenn auch anders als gewohnt. Aufatmen bei Schausteller-Familie Arens. Seit drei Generationen sind sie auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt vertreten, blicken auf eine über 150-jährige Tradition zurück. Großmutter Heidi gilt mit ihrem Grillschinken-Stand als echtes Urgestein.
    Ihrer Enkelin Alicia macht die Situation am meisten zu schaffen. Als alleinerziehende Mutter muss sie sich und ihre sechsjährige Tochter mit den Einnahmen aus dem Weihnachtsmarkt durchbringen. Aus Sorge, mit ihrem eigenen Hirtenbrot-Stand in die Miesen zu geraten, wird sie 2020 im Glühweinstand ihres Vaters Patrick mitarbeiten. Seit 18 Jahren führt Patrick Arens diesen Stand. Er hofft, dass in diesem Jahr zumindest auf seine Stammgäste Verlass ist. Lebkuchen, Lichterglanz und eine Begegnung mit dem Christkind – Nürnberg richtet den wohl berühmtesten Weihnachtsmarkt in Deutschland aus, auch wenn das Christkind dieses Jahr nur virtuell zu den Besuchern sprechen kann.
    Die Idee hier: Die Buden werden über die Stadt verteilt, der Markt findet gleich auf vier Plätzen statt. Außerdem gibt es ein Einbahnstraßensystem, um das übliche Gedränge zu verhindern. Marktleiterin Christine Beeck ist gespannt, ob das Konzept aufgeht und vor allem, wie es bei den Christkindlesmarkt-Fans ankommt. Die „ZDF.reportage“ begleitet Menschen vor und hinter dem Tresen. Die einen kämpfen um ihr wirtschaftliches Überleben, die anderen wollen mit Glühwein, Bratwurst und Maske die Adventszeit feiern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 06.12.2020 ZDF
  • Folge 127
    30 Millionen Weihnachtsbäume werden durchschnittlich pro Jahr in Deutschland verkauft. Und jeder hat seine eigenen Vorstellungen, wie der perfekte Baum aussehen soll. In manchen Familien sorgt die Auswahl des Baumes jedes Jahr regelmäßig für familiären Sprengstoff. Während einige bis zum letzten Moment warten, gehen viele schon am ersten Advent los, um den schönsten Baum fürs Fest zu finden. In Unterfranken, im Ort Mittelsinn, befindet sich eines der größten Christbaum-Anbaugebiete in Deutschland. Auf einer Fläche von 250 Hektar wachsen die begehrten Tannen, 150 000 davon schmücken alljährlich zu Weihnachten die deutschen Wohnstuben und machen das kleine Dorf zum größten Anbaugebiet Süddeutschlands.
    Mit einer erfolgreichen Marketingidee haben sich die Christbaumverkäufer des Ortes zum „Christbaumdorf“ ausgerufen. Seitdem kommen die Leute in Massen ins „Christbaumdorf“, in der Hoffnung, dort den perfekten Baum zu finden. Am zweiten und dritten Adventswochenende herrscht in Mittelsinn so richtig Ausnahmezustand – denn dann kommen mehr als 10 000 Gäste ins „Christbaumdorf“, um über die Adventsmärkte zu bummeln und sich einen Baum auszusuchen.
    Ein Riesen-Spektakel. Die meisten Weihnachtsbäume wachsen auf Plantagen, heißen Nordmanntanne und sehen fast genormt aus. Aber in den Bayerischen Staatsforsten, im Revier Roth, bietet sich eine gute Alternative: wild gewachsene Fichten direkt aus dem Wald. Die müssen eh raus, und so hat jeder etwas davon. Etwa 300 Menschen – Mama, Papa, Oma, Enkel – machen sich da am zweiten Adventswochenende nachmittags auf eine geführte Wanderung tief hinein in den Wald.
    Nach etwa 20 Minuten erreichen sie eine Feuerstelle. Rund um diese herum darf alles geschlagen werden, was als Christbaum gefällt. Nachteil: Der Baum muss anschließend selbst zum Auto zurückgeschleppt werden. Zur Stärkung gibt’s vorher aber am Lagerfeuer Speis und Trank. Jan Kossack ist 50 Jahre alt und gilt als der Baumkönig von Berlin. Angefangen hat der ehemalige Ostberliner Jurastudent 1993 als Aushilfskraft auf dem Alexanderplatz.
    Heute beschäftigt Kossack 30 Männer an elf Verkaufsstellen, darunter im Wedding, in Neukölln und Hellersdorf. Anfang November geht es für den Weihnachtsbaumverkäufer richtig los. Die Verkaufsstellen müssen aufgebaut werden, Bäume, die Kossack schon im August persönlich in Dänemark ausgesucht hat, müssen angeliefert und aufgestellt werden. „Ich verkaufe etwas, das zu 100 Prozent positiv besetzt ist. Etwas, das die ganze Familie toll findet“, sagt Kossack. Eine „ZDF.reportage“ über den Kampf um den perfekten Weihnachtsbaum. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 13.12.2020 ZDF
  • Folge 128
    Das Christkind hat viele Helfer, 2020 aber sind besonders die Online- und Kurierdienste gefordert. Denn in Corona-Zeiten gehen viele vom Sofa aus auf Geschenkejagd. Bescherung frei Haus. Rund 350 Millionen Pakete versenden die Deutschen zur Weihnachtszeit. Infolge der Corona-Pandemie rechnet die Versandbranche mit einem neuen Pakete-Rekord. Shoppen und Schenken auf Distanz sorgen für Ausnahmezustand bei Post, Amazon & Co.Warum auch von Laden zu Laden hetzen, das Internet bietet doch einfach alles: von den sprichwörtlichen Socken bis zum komplett geschmückten Weihnachtsbaum. Den „All-inclusive-Baum“ verkauft Familie Kracht aus dem Sauerland.
    Verpackt im Karton mit Kugeln, Schleifen und Lichterkette, geliefert per Kurierdienst. Für die Zusteller ist so ein Paket extrem unpraktisch: groß und sperrig. Die Arbeit als Kurierfahrer ist schon in normalen Zeiten ein Knochenjob – aber die Paketflut an Weihnachten bringt die Zusteller an ihre körperlichen Grenzen. Bis zu 200 Pakete liefert ein Fahrer an einem Tag bis vor die Haustür. Treppe hoch, Treppe runter, rein ins Auto, raus aus dem Auto. Und manchmal vergebens – keiner zu Hause. Zum Schleppen kommt noch der Stress mit dem Parken. Auch für den größten Online-Versandhändler Amazon ist Weihnachten die umsatzstärkste Zeit des Jahres.
    Im Logistikzentrum Brieselang bei Berlin werden in der Adventszeit rund 100 000 Pakete verladen – pro Tag! In endlosen Regalreihen sind die Produkte aufgereiht, die „Picker“ sammeln die Ware ein und legen dabei bis zu 15 Kilometer am Tag zurück. Finden, einscannen, ab aufs Förderband zu den Packern. Über 650 feste Mitarbeiter und Hunderte Saisonarbeitskräfte sorgen dafür, dass die Geschenke rechtzeitig unterm Weihnachtsbaum liegen. Denn das Fest der Feste ist ein Termingeschäft: Bei der Feldpost in Darmstadt ist der „Einsendeschluss“ schon am 1. Advent.
    Sonst kommen die Geschenke für die Soldaten im Auslandseinsatz nicht rechtzeitig an. In 31 Einsatzgebieten warten deutsche Soldaten auf Post aus der Heimat. Und so duftet es im Depot wie in einer Parfümerie, denn die Liebsten zu Hause verpacken die Geschenke nicht nur liebevoll, die Briefe tragen oft auch den vertrauten Duft zum Partner in der Ferne. Die „ZDF.reportage“ begibt sich mitten in den Weihnachtsrummel zu den Logistikern des Versandhandels und begleitet die Menschen, die dafür sorgen, dass die Päckchen-Flut auch ankommt: die vielen Helfer des Christkindes. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 20.12.2020 ZDF

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