2021, Folge 129–150

1984-2017 unvollständig
  • Folge 129
    In Berlins Mitte, zwischen Staatsoper und Dom, thront nun ein Schloss. Heftig umstritten und teuer. Im Prachtbau hält künftig die Kultur Hof. Ein Prestigeobjekt für die Hauptstadt. Der Nachbau lässt Preußens Glanz und Gloria wiederauferstehen. 513 Fenster, goldene Kuppel, historische Fassade: rückwärtsgewandt, royaler Kitsch, so die Kritiker. Für die Fans ist das Schloss endlich wieder da, wo es hingehört. Der riesige Palast ist nur nach außen ein Schloss – hinter der Fassade verbirgt sich ein modernes Kulturzentrum: das Humboldt Forum. Die Besucher können ethnologische Sammlungen bestaunen.
    Objekte der Kulturen der Welt, darunter hoch umstrittene Exponate aus der Zeit des Kolonialismus. Auch das Land Berlin plant eine Ausstellung zur Geschichte der Stadt, und die Humboldt-Universität richtet einen „Ort des Wissens und der Wissenschaften“ ein. Der Umzug der einzigartigen Kulturschätze aus dem Ethnologischen Museum in das Schloss war ein Kraftakt. Riesige Objekte, wie die einzigartigen Südseeboote, wurden vorab in den Schlossbau gebracht. Dutzende Sattelschlepper und Tieflader transportierten Kisten bis zu 17 Metern Länge quer durch die Stadt.
    Kräne hievten sie durch eigens aufgelassene Öffnungen in den Bau, sie hätten nicht durch die Türen gepasst. Es war wohl der größte Umzug eines Museums, den es in Deutschland je gegeben hat. Mehrfach wurde die Eröffnung verschoben, jetzt ist es so weit, zumindest teilweise. Das Berliner Stadtschloss ist so groß wie ein Stadtteil mit 4000 Haushalten. Es steht mit Kuppel samt umstrittenem Kreuz nun wieder so da, wie es Mitte des 19. Jahrhunderts Berlins Stadtbild prägte. Die Adresse: ein Ort mit wechselvoller Geschichte.
    Nach der Sprengung des Schlosses errichtete die DDR-Führung den Palast der Republik am Spreeufer auf der Museumsinsel. Das ehemalige Haus des Volkes ist Geschichte – das Schloss soll nun zu einer neuen Begegnungsstätte werden. Die „ZDF.reportage“ blickt hinter die Kulissen des Mega-Bauprojekts und zeigt Ecken, die der Besucher nie zu sehen bekommt: Hinter der Schloss-Fassade verbirgt sich ein funktionaler Neubau mit modernster Technik. Die Reportage trifft Menschen, die zum Gelingen des Projekts beigetragen haben, und zeigt die ersten Besucher bei der Eröffnung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 03.01.2021 ZDF
  • Folge 130
    Auf den Gletschern in den Alpen liegt Neuschnee, die Skisaison könnte vielversprechend starten. Und das wäre wichtig. Denn die finanziellen Einbußen aus der vergangenen Saison sind immens. Allein in Österreich errechnen Marktforscher einen Umsatzverlust von 1,8 Milliarden Euro, davon 250 Millionen bei den Liftbetrieben. Über den Sommer haben die Skigebiete Hygiene-Konzepte erarbeitet: Maskenpflicht, Abstand, Desinfektion. Sicherheit hat Priorität. Das Wort „Après Ski“ nimmt hier längst keiner mehr in den Mund.
    Am Stubaier Gletscher kontrolliert die Gendarmerie die Einhaltung der Regeln. Die Botschaft ist klar: „Sicheres Skifahren ist möglich!“ Ein zweites Ischgl, wo sich im Winter 2020 viele Urlauber mit dem Virus ansteckten, soll unbedingt vermieden werden. Denn für viele Regionen ist der Skitourismus ein lebenswichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch Skifahren ist mehr als das. Frische Spuren in den Pulverschnee zu ziehen, ist ein Lebensgefühl: Viele Deutsche, die zum Saisonbeginn auf den Gletscher kommen, suchen die Freiheit und Weite der Berge.
    Zu Corona-Zeiten dringender denn je. Doch diesen Winter womöglich wieder vergeblich. Die Infektionszahlen steigen, schon Anfang November 2020 müssen Lifte und Hotels schließen. Österreich will durch strenge Maßnahmen im November die Skisaison ab Dezember ermöglichen. Der Tiroler Hotelier Thomas Fresser ist voller Hoffnung: „Wenn wir uns jetzt an alle Regeln halten, können wir in ein paar Wochen wieder aufsperren – dann ist die Skisaison gerettet.“ Sölden in Tirol.
    Hoteliers und Gastronomen stehen in den Startlöchern. Doch ob die Skisaison tatsächlich wie geplant starten kann, ist ungewiss. Während Deutschland, Frankreich und Italien die Lifte bis in den Januar 2021 geschlossen lassen wollen, sollen die Menschen in der Schweiz und Österreich Ski fahren dürfen. „Egal ob in Wien, Berlin oder München, die Menschen steigen in Busse und Bahnen – warum soll eine Gondelfahrt schlimmer sein?“, wundert sich Jack Falkner, der Herr der Söldener Bergbahnen.
    „Aber darum geht es jetzt gar nicht mehr. Jetzt geht es um Politik.“ In Österreich sollen die Lifte an Weihnachten öffnen dürfen, doch Hotels und Gastronomie bleiben geschlossen. Und: Wer aus einem Risikogebiet nach Österreich einreist, muss 14 Tage in Quarantäne. Damit ist das Weihnachtsgeschäft ruiniert. Für Sölden ist das eine Katastrophe – der Ort lebt fast ausschließlich vom Tourismus. Aber immerhin – während in der „Alpenrepublik“ an Weihnachten das Pistenvergnügen beginnen soll, stehen in Deutschland die Lifte still.
    Wer hierzulande auf den Berg will, muss zu Fuß hinauf. Skitouren dürften der Wintertrend 2020/​2021 werden – und eine Herausforderung für die bayerischen Bergwachten. Denn wo Tausende Bergverrückte auf Tourenski die Gipfel stürmen, sind viele dabei, die sich überschätzen. Es gibt kaum einen Wintersport, der kräftezehrender ist. Was bleibt, ist die Hoffnung von Hunderttausenden Skifahrern, dass im Januar 2021 alles besser wird. Eine „ZDF.reportage“ über die Skisaison 2020/​2021. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 17.01.2021 ZDF
  • Folge 131
    Wer sich impfen lassen will, braucht Geduld. Der Impfstoff ist knapp. Die Terminvergabe schwierig. Der Start der lang geplanten Massenimpfung in Deutschland verläuft schleppend. Dabei steht die Logistik in den meisten der rund 400 Impfzentren: Ärzte, Sanitäter und freiwillige Helfer halten sich für ihren Einsatz bereit. Denn, wo Lockdown und Maske noch wenig bewirken, verspricht der Piks in den Oberarm einen Ausweg aus der Pandemie. Über fünf Millionen Menschen gehören zur Altersgruppe 80 plus. Sie sind die Ersten in der Reihe für die Immunisierung.
    Nur die wenigsten von ihnen leben in einem Pflegeheim, wo die Impfungen geplant anlaufen. Wer zu Hause lebt, tut sich schwer, einen Impftermin zu vereinbaren, so wie Peter T. in Köln. Er ist 84 Jahre alt und gehört zur Hochrisikogruppe. Wie er für sich und Ehefrau Helma an einen Impftermin kommen soll, weiß der Rentner nicht. Sein Versuch, per Telefon einen Termin zu ergattern, endet ergebnislos. Dabei ist das für ihn zuständige Impfzentrum gerade mal acht Kilometer von seiner Wohnung entfernt.
    Seit Mitte Dezember steht in einer umgebauten Messehalle alles bereit, um bis zu 5000 Impfwillige täglich gegen das Virus zu immunisieren. Doch noch herrscht hier gähnende Leere. Das Serum ist erst für Anfang Februar angekündigt. Christian Miller, Leiter der Berufsfeuerwehr in Köln, hat das Impfzentrum mit seinem Team aufgebaut und wartet sehnsüchtig auf die Lieferung des Serums: „Wir stehen seit dem 15. Dezember 2020 bereit, warten aber noch auf den Startschuss des Landesgesundheitsministeriums. Wenn genug Impfstoff da wäre, könnten wir hier mehrere Tausend Menschen pro Tag impfen und damit vor COVID-19 schützen.“ Im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein in Koblenz läuft währenddessen das Impfen des Krankenhauspersonals auf Hochtouren.
    Chefarzt Dr. Samir Sakka und sein Team betreuen aktuell mehrere Corona-Patienten, die teilweise beatmet werden müssen. Im Koblenzer Klinikum ist die Impfbereitschaft unter den Mitarbeitenden sehr hoch. Laut Klinikleitung nehmen rund 80 Prozent des Personals die Impfung wahr. Auch die Stationsleiterin der Intensivmedizin, Regine Hammer, setzt große Hoffnung auf die Impfung: „Ich bin seit 30 Jahren in der Intensivpflege tätig, aber die Corona-Pandemie übersteigt alles bisher Erlebte und stellt für uns alle eine große Belastung dar.
    Ich erhoffe mir durch das Impfen etwas mehr Normalität – nicht nur bei der Arbeit. Wir haben alle Familien und Freunde, für die wir gesund bleiben wollen.“ Aber viele Menschen stehen dem Impfen skeptisch gegenüber. Sie sind gut organisiert. Auf einer Demo in Krefeld äußert Agnes L. ihre Sorge, dass der Impfstoff viel zu schnell entwickelt und nicht ausreichend getestet worden sei: „Die Nebenwirkungen und vor allem Langzeitfolgen sind doch noch gar nicht absehbar.
    Ich lasse mich auf keinen Fall impfen.“ Rentner Peter T. hält nicht viel von den Argumenten der Impfskeptiker. „Die Impfungen werden uns mehr Sicherheit geben. Wir werden uns trotzdem noch lange Zeit einschränken müssen, aber das Impfen ist der erste Schritt Richtung Normalität.“ Und deshalb versucht der 84-Jährige weiterhin, einen Termin im Impfzentrum zu bekommen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 24.01.2021 ZDF
  • Folge 132
    Kinderarmut. Seit Jahrzehnten ein Problem im Sozialstaat Deutschland, ein Skandal in den Augen vieler Experten. Jedes fünfte Kind ist von Armut bedroht. Die Bertelsmann-Stiftung kommt in einer Studie aus dem Sommer 2020 zu dem Ergebnis, dass die Zahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen zwischen 2,8 und 4,4 Millionen liegt. Durch die Corona-Krise spitzt sich das Problem weiter zu. Die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie treffen Eltern benachteiligter Kinder besonders hart. Sie arbeiten häufiger in Teilzeit oder als Minijobber und gehören zu den Gruppen, die als erste ihren Job verlieren, die kaum oder kein Kurzarbeitergeld erhalten.
    Sandra und Bert leben mit ihrem dreieinhalbjährigen Sohn im Hamburger Brennpunkt-Stadtteil Jenfeld. Sie sind verzweifelt, denn Bert hat seinen Job verloren. Nun steht die Familie ohne Einkommen da. Im Arbeitsamt erleben sie „keine Unterstützung“, sagen sie. Eine Familie im emotionalen Ausnahmezustand. Sandra hatte einen Nervenzusammenbruch: „Ohne Beruhigungsmittel geht es zurzeit nicht.“ Dazwischen der kleine Sohn, der unter der Situation leidet: „Für uns ist es gerade verdammt hart, uns richtig um unseren Sohn zu kümmern – so wie er es eigentlich verdient hat.“ Etwas Unterstützung erhalten sie von der „Arche“ in Jenfeld.
    Wie wichtig solche sozialen Einrichtungen sind, erlebt auch Nicole G. aus Weimar jeden Tag. Die alleinerziehende Mutter hat sieben Kinder im Alter zwischen 3 und 15 Jahren. Eine Großfamilie und alleinerziehend – nach der Bertelsmann-Studie treffen sie damit gleich zwei Armutsfaktoren. Aber Nicole ist stark. Trotz der hohen Belastung geht sie arbeiten – 35 Stunden in der Woche: „Ich will meinen Kindern etwas bieten und ihnen vorleben, dass sich Arbeiten lohnt.“ Doch die Corona-Krise ist ein schwerer Schlag für sie.
    Nicole ist in Kurzarbeit – das Geld fehlt an allen Ecken. Während die Mutter jobbt, müssen sich die Kinder selbst versorgen. Die neunjährige Johanna ist jeden Nachmittag mit ihrer Schwester im „Kinderhaus Weimar“. So entgehen sie der Enge ihrer kleinen 3,5-Zimmer-Wohnung und werden betreut: „Ich kann hier in Ruhe meine Hausaufgaben machen, und es ist schön, hier Freunde zu haben.“ Überleben im Chaos – das ist Alltag für Nicoles Kinder.
    In Ludwigshafen lebt Yvonne mit ihren drei Kindern Nele (5), Noel (9) und Luca (14). Seit 2017 musste die Familie einige Schicksalsschläge verdauen. Die Scheidung sowie lebensbedrohliche Erkrankungen ihrer Kinder Luca und Nele bedeuten harte Zeiten für alle. Die alleinerziehende Mutter sieht auch, dass ihre Kinder unter der finanziellen Situation leiden. Der kleine Noel schluckt alles runter, doch Luca ist da anders: „Mich nervt es richtig, dass wir immer so wenig haben, viel weniger als meine Freunde.“ Der 14-jährige Luca spielt seit Neuestem Fußball, und schon jetzt hat Yvonne Angst vor den vielen Anschaffungen, die damit einhergehen.
    Trikots, Schuhe und so weiter. Wie soll sie das bezahlen? Die „ZDF.reportage“ begleitet drei Familien, die von Armut betroffen sind. Der Film zeigt die Schicksale hinter der Statistik aus unterschiedlichen Perspektiven. Wie sieht Kinderarmut in Deutschland aus? Wie erleben die Familien ihren Alltag? Eine aufwühlende Reportage aus den Kinderzimmern in Deutschland. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 31.01.2021 ZDF
  • Folge 133
    Ob Umzug, Erbschaft oder Firmenpleite: Wer sein Geschäft aufgibt oder eine Wohnung auflöst, steht vor einer schwierigen Aufgabe. Was kann raus, was kommt mit, aufheben oder wegwerfen? Wer nicht selbst zum Müllsack greifen will, sucht Hilfe bei einem professionellen Entrümpler. Die Corona-Pandemie füllt die Auftragsbücher zusätzlich. Dabei entsorgen die Profis nicht nur altes Mobiliar, sondern räumen gleich ein ganzes Leben auf. Für die Eheleute Birgit und Michael D. zerbricht in diesen Tagen ein Lebenstraum. Zwei Hotels und ein Restaurant müssen sie schließen: „Wir haben hier so viel Herzblut reingesteckt“, sagt Birgit, „jetzt ist alles aus!“ Ihre Landgasthöfe in Trechtingshausen am Rhein haben einfach zu wenig Gäste.
    „Nie hätte ich gedacht, dass wir das aufgeben müssen!“ Corona hat diesen Traum zerstört. Im sonst so beliebten Urlaubsort im oberen Mittelrheintal bleiben seit dem zweiten Lockdown Mitte Dezember 2020 die Gäste aus. Ein besonderer Auftrag für Hans Henn: Seit 30 Jahren ist der Haushaltsauflöser im Rhein-Main-Gebiet unterwegs. Häuser entrümpeln, Geschäfte leer räumen, Wohnungen besenrein übergeben.
    Neben seiner professionellen Arbeit ist Henn oft auch ein wenig Seelsorger: „Vor allem, wenn alte Menschen ins Heim müssen und sich von ihren liebsten Dingen trennen, das ist oft schwierig. Da fließen viele Tränen, und ich muss trösten.“ Ein wenig Trost könnte auch Angelika B. in Schwerin brauchen. Die Witwe will elf Jahre nach dem Tod ihres Mannes ihr Haus aufgeben und in eine kleinere Wohnung ziehen. Diese Zeit brauchte sie, um sich emotional zu trennen, von allem, was sie sich zusammen mit ihrem Mann angeschafft hat.
    Da ist in 35 Ehejahren vieles zusammengekommen. Wohin mit den Hemden im Schrank, den Urlaubsfotos oder dem Schmuck? Angelika B. beauftragt den Entrümpler Angel Otto. Früher hatte der stämmige Mann ein Fitnessstudio, jetzt ist er Woche für Woche im Nordosten der Republik als Haushaltsauflöser unterwegs. Entrümpeln ist sein Traumjob, manchmal fühlt er sich als Schatzsucher: „Oft entdecken wir Dinge, die sind wirklich etwas wert.“ Ein neuer Auftrag führt ihn in eine kleine Dreizimmer-Plattenbauwohnung in Neubrandenburg.
    „18. Dezember 2020“ steht auf dem Abreißkalender in der Küche. Das war der Tag, an dem der 91-jährige K. seine Wohnungstür für immer zugemacht hat und ins Altersheim umgesiedelt ist. Den Mietvertrag aus dem Jahr 1990 hat der Sohn beim Ausräumen gefunden. „Besenreine Übergabe“ ist darin vermerkt. Das meiste, was die Kinder interessiert hat, haben sie schon rausgeräumt, vor allem die Bücher. Der Sohn geht mit Entrümpler Angel Otto die verbliebenen Gegenstände durch. Das Bild hier mit der schönen Frau drauf? „Ja, das soll meine Mutter sein, wir mochten das aber nie, weil sie so gar nicht getroffen wurde.“ Er ist nicht traurig über diesen Abschied.
    „Was will man mehr! Es ist ein Kapitel. Und das ging nun zu Ende.“ Das Wohnzimmer ist nun so leer wie damals, als seine Eltern hier einzogen. Zwei graue, vergilbte Kisten, darin ein „Apple II“, Baujahr 1980, den hat sich Angel Otto gesichert. Er wird versuchen, ihn zu verkaufen. „Im Internet werden dafür noch 600 Euro verlangt.“ Geht der noch? Angel und „Matze“, sein Mitarbeiter, prüfen die Funktion. Grüne Striche erscheinen auf dem Monitor. Mehr nicht. Kein gutes Zeichen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 07.02.2021 ZDF
  • Folge 134
    Geselligkeit in Corona-Zeiten? Beinahe unmöglich! Seit Anfang 2020 hält COVID-19 die Welt in Atem. Das Virus hat unser Leben komplett umgekrempelt. Amateursport im Verein, Karneval, Kirche und Familienfeste – nichts geht mehr. Die Pandemie hat seit dem Frühjahr 2020 Deutschland vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Die „ZDF.reportage“ hat Menschen seit dem Anfang der Krise begleitet. Eine Tradition steht still: Normalerweise laufen innerhalb Deutschlands Karnevalsgesellschaften jetzt die Vorbereitungen für die anstehenden „tollen Tage“. Doch nun müssen Karnevalisten auf ihre geliebte fünfte Jahreszeit verzichten.
    Zu Pandemie-Zeiten sind gemeinsames Schunkeln bei närrischen Sitzungen und ein „Dicht-an-Dicht“ bei Karnevalsumzügen unmöglich. Trotzdem wollen die „Fidelen Zunftbrüder“ aus Köln nicht ganz auf gute Laune und fröhliche Gemeinsamkeit verzichten. Präsident Theo Schäfges hat einen Plan: Mithilfe von hilfsbereiten Jecken will er altgedienten Mitgliedern und lieben Freunden einen karnevalistischen Gruß zukommen lassen. Dieser „Gruß“ wird persönlich in Form eines „Gute-Laune-Päckchens“ bis vor die Haustür geliefert.
    Wird es den Jecken so gelingen, die Karnevalsstimmung zu retten? Beim Amateursport steht man vor ähnlichen Herausforderungen. Ob Fußball, Hockey oder Handball – Kontaktsportarten sind momentan tabu. Christoph Schacht ist Jugendkoordinator des Saarbrücker Handballvereins Altenkessel. Er möchte mit kreativen Sportideen Jung bis Alt motivieren, am Ball zu bleiben. Anstelle normaler Trainings- und Spielabläufe stehen deshalb aktuell Online-Sporteinheiten oder Laufwettbewerbe an der frischen Luft auf dem Plan.
    Dabei können entweder Einzelne oder Gruppen Punkte sammeln und am Ende jeder Woche einen kleinen Preis gewinnen. Christoph Schacht hofft, dass durch Sport, Spiel und Motivation jedem Mitglied geholfen ist, körperlich und geistig fit zu bleiben, und das Gemeinschaftsgefühl in schweren Zeiten gestärkt wird. Für Pfarrer Christoph Rollbühler aus Köln bringen Krisen auch neue Möglichkeiten mit sich. An Online-Gottesdienste für Senioren oder virtuelle Märchen- und Bastelstunden für Kinder war vor dem ersten Lockdown im März 2020 nicht zu denken.
    Mittlerweile gehören sie für den evangelischen Pfarrer zum Alltag und werden gern angenommen. Eine weitere, sehr erfreuliche Entwicklung, die die Krise mit sich bringt, ist die ungebrochene Hilfsbereitschaft unter den Kölner Gemeindemitgliedern. Pfarrer Rollbühler freut sich über das Engagement. Gleichzeitig fragt er sich, ob die Menschen auch nach der überstandenen Krise hilfsbereit bleiben und den Kontakt zur Kirche suchen werden. Die „ZDF.reportage“ besucht Menschen, die der Krise trotzen, und zeigt Geschichten aus einem ungewöhnlichen Jahr, das vielen Menschen große berufliche und private Veränderungen beschert hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 14.02.2021 ZDF
  • Folge 135
    Ob in der Arbeitswelt oder in den Familien, ob Alt oder Jung: Corona hält Deutschland im Griff und stellt alle vor schwierige Herausforderungen. Unser Alltag hat sich drastisch verändert. Es ist nicht nur die Angst vor der Krankheit, die unser Leben einschränkt. Es ist die Sorge der Menschen vor Arbeitslosigkeit, finanziellem Absturz und Einsamkeit. Seit Anfang 2020 bestimmt Corona die Schlagzeilen. Es hat unser Leben geprägt. Der erste Hotspot im Land war der Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen. Schnell breitete sich das Virus über die Region hinweg aus und brachte die Mitarbeiter des benachbarten Gesundheitsamtes Aachen ordentlich ins Schleudern.
    Seither hat sich das Leben von Michael Ziemons komplett gewandelt. Der Leiter des Gesundheitsamtes und seine Kollegen scheinen seit Ausbruch der Pandemie in einer telefonischen Dauerschleife gefangen: in der Kontaktpersonen-Nachverfolgung. Eine schier unlösbare Aufgabe – nicht nur in Aachen. Die Sorge vor Krankheit und Ansteckung müssen vor allem die kleineren Selbstständigen hintanstellen. Viele versuchen, ihren Betrieb so gut es geht aufrechtzuerhalten, und gehen mitunter neue Wege, so wie Schuster Jürgen Bootz. In seiner Heidelberger Schuhmacherwerkstatt werden seit 1949 Schuhe repariert.
    Bootz hat das Traditionsgeschäft 1996 übernommen. Zwar trägt man im Homeoffice keine Schuhe, die meisten Kunden blieben ihm trotzdem treu. Um direkten Kontakt zu vermeiden, stellen sie ihre Schuhe nun draußen im Hof ab. Dort können sie kurze Zeit später repariert wieder abgeholt werden. Für Stammkunden schwingt sich Bootz auf sein Fahrrad und bringt die neu besohlten Schuhe bis an die Haustür. Der Schuhmacher bleibt auf diese Weise fit, und er betreibt eine neue Art der Kundenpflege. Gute Ideen sind eben gefragt: Der Bremer Gastronom Eliseo Di Paola hat sich für den Corona-Winter 2020/​2021 etwas Besonderes einfallen lassen.
    Normalerweise serviert er zu dieser Jahreszeit seinen Kunden originales Schweizer Käsefondue. Diesen Winter konnte das „Chässtübli“ jedoch nur wenige Tage öffnen. Damit die Gäste nicht auf die Schweizer Spezialität verzichten müssen, bringt er den Kunden das Essen nach wie vor an den Tisch. Aber nicht nach Hause, sondern ins mitgebrachte Wohnmobil. Der Service, den die Kunden aus dem Restaurant gewohnt sind, wird dabei erhalten: Regelmäßig kommt ein Mitarbeiter vorbei und fragt die Gäste in den Campern nach ihren Wünschen.
    Viele Geschäfte bangen um ihre Existenz. Maskenpflicht und Abstandsregeln vermiesen vielen Menschen den Einkaufsbummel. Das spüren vor allem die Läden in den Innenstädten. Oft bleibt die Kundschaft aus. Selbst Handwerksbetriebe können immer nur hoffen, dass ihre Mitarbeiter sich nicht anstecken. Schließlich sind sie auf Baustellen oder in Haushalten unterwegs. Die „ZDF.reportage“ besucht Menschen, die der Krise trotzen, und zeigt Geschichten aus einem ungewöhnlichen Jahr, das vielen Menschen große berufliche und private Veränderungen beschert hat. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 21.02.2021 ZDF
  • Folge 136
    6,85 Millionen Menschen sind nach aktuellen Statistiken in Deutschland überschuldet. Die Corona-Krise hat dieses Problem extrem verschärft, da sind sich die Experten einig. Über Geld und Schulden zu sprechen, fällt vielen Menschen schwer. Viele möchten nicht, dass Familie, Nachbarn oder Freunde von ihrer Situation wissen. Diese Erfahrung machen sowohl Gerichtsvollzieher als auch Schuldnerberater. „Auf uns rollte eine Schuldenwelle zu“, sagt auch Gerichtsvollzieherin Cornelia John aus Gießen. Mit der Pandemie im Jahr 2020 kamen Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Firmenpleiten, und schon jetzt hat die Justizbeamtin alle Hände voll zu tun.
    Als Gerichtsvollzieherin auf dem Land ist sie in ihrem Bezirk gut und gern 120 Kilometer pro Tag im Außendienst unterwegs. Im Auftrag des Amtsgerichts und im Namen der Gläubiger muss sie Schulden eintreiben, pfänden, Vermögensauskünfte einholen oder Wohnungen zwangsräumen. Und jeden Tag kommen neue Aufträge dazu. Auch die Schuldnerberatungen machen jetzt Überstunden. Im wohlhabenden München kommen Johann und Thomas Tillich mit ihrem familiengeführten Insolvenzcenter kaum noch hinterher: Die beiden versuchen, kleinen Firmen und Privatleuten aus der Schuldenfalle zu helfen, und bezeichnen sich selbst als „Gewinner der Krise“.
    Vom Schulkoch bis zum rumänischen Lkw-Fahrer – die Klienten stehen Schlange. Eines haben sie gemeinsam: Statt den Kopf in den Sand zu stecken und zu resignieren, versuchen sie, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und den Schulden die Stirn zu bieten. Eine „ZDF.reportage“ über Menschen „in der Schuldenfalle“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 28.02.2021 ZDF
  • Folge 137
    Ein Jahr Corona und viele Monate Lockdown liegen hinter uns. Bisher haben die Menschen die Regelungen der Regierung mitgetragen. Die überwiegende Mehrheit fand sie bisher auch richtig. Doch viele Berufsgruppen leiden sehr stark unter den Einschränkungen, darunter Gastronomen, Künstler, Selbstständige, Familien und Kinder. Mittlerweile haben viele das Gefühl, dass wir mit der Aussicht auf Impfungen und Tests doch bald aus der Krise kommen müssten. Gleichzeitig haben immer weniger Bürger Verständnis für immer neue Corona-Regeln, die unsinnig erscheinen oder aus „Absurdistan“ kommen könnten.
    In Hamburg machte eine Polizeistreife regelrecht Jagd auf Menschen, die im Park ohne Mund-Nasen-Schutz in den weitläufigen Anlagen spazieren gingen. Sogar ein Polizeihubschrauber wurde eingesetzt, um zu kontrollieren, dass Spaziergänger und Jogger in der Innenstadt und in Parks Masken trugen. In Düsseldorf herrscht an der Rheinpromenade ein Verweilverbot. Wer sich zwei Minuten auf eine der Parkbänke setzt oder stehen bleibt, um die Aussicht zu genießen, dem droht ein Bußgeld. Hinzu kommt, dass jedes Bundesland seine eigenen Regeln macht.
    Während in der Hansestadt Baumärkte und Gartencenter geschlossen bleiben, dürfen ein paar Kilometer südlich – in Niedersachsen – Heimwerker und Gartenfreunde shoppen gehen. Wochenmarkt-Beschickern ist es verboten, hinter ihrem Stand Kaffee zu trinken oder ins Brötchen zu beißen. Wer sich ein Eis kauft, muss bisweilen 50 Meter die Eisdiele hinter sich lassen und darf erst dort in die Waffel beißen, um nicht eine Verwarnung zu kassieren. Solche absurden Vorschriften verstärken die Corona-Müdigkeit und untergraben die sonst große Zustimmung zu den Anti-Corona-Maßnahmen.
    Staat und Gesellschaft drohen sich zu entfremden, Kopfschütteln schlägt zum Teil in Wut um. Die „ZDF.reportage“ schaut nach, wie die Stimmung in der Bevölkerung ist: Tragen die Menschen die Regelungen, die die Regierung trifft, weiter mit, oder gibt es vermehrt Kritik daran? Wissen die Menschen, was erlaubt ist – und was nicht? Finden sie die Bußgelder angemessen? Wie groß ist der Unmut, das es beim Impfen nicht schneller vorangeht? Wie Lockdown-müde sind die Menschen? Kippt die Stimmung? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 07.03.2021 ZDF
  • Folge 138
    Die Corona-Pandemie hat die erfolgsverwöhnte Sicherheitsbranche kräftig durchgeschüttelt. Discos, Messen, Volksfeste – viele klassische Aufträge sind weggebrochen. Doch Sicherheit ist nach wie vor ein großes Thema: Neuerdings stehen Security-Leute vor Supermärkten und Rathäusern, kontrollieren die Einhaltung von Corona-Schutzmaßnahmen in Bahnhöfen, Bussen und Bahnen. Ebenso in Innenstädten und sozialen Brennpunkten. Seit mehr als 20 Jahren sorgt Werner Möller von der WuVo Security GmbH in Köln für „höchste Sicherheit in unsicheren Zeiten“.
    Neben den üblichen Einsatzgebieten schickt Möller seine Männer auch „dahin, wo die Polizei sich schon seit Jahren nicht mehr blicken lässt“, erzählt er. In den sozialen Brennpunkten in Kölner Stadtteilen sorgen seine Mitarbeiter im Auftrag der Hausverwaltungen dafür, dass sich die Bewohner ohne Angst auf die Straße trauen. Die „ZDF.reportage“ begleitet Cem A., der seit vielen Jahren für die Firma arbeitet. Er ist häufig als Streetworker oder Sozialarbeiter gefordert und musste schon bei Revierkämpfen von Drogengangs Kopf und Kragen riskieren.
    Sein Kollege Ingo K. hat früher als Erzieher gearbeitet. Für Entlastung der Polizei bei ihren Ordnungsaufgaben sorgt in Freiburg der kommunale Vollzugsdienst (VD) – eine Art Stadtpolizei, die allerdings unbewaffnet ihre Arbeit verrichtet. Ramon O. und Sebastiano P. werden bei Ruhestörungen gerufen, sie verwarnen Wildpinkler und Müllsünder und machen im Moment vor allem Jagd auf Maskenverweigerer im öffentlichen Nahverkehr Freiburgs. An manchen Tagen registriert die Stadt im Breisgau mehr als hundert Verstöße.
    Mit der Einführung der FFP2-Maskenpflicht wartet eine neue Herausforderung. Vielerorts sind die Kommunen damit überfordert. Sicherheitsfirmen bieten sich da an, viele leben dieser Tage von den Aufträgen der öffentlichen Hand. Auch in Kamp-Lintfort setzt Bürgermeister Christoph Landscheidt (SPD) zur Unterstützung der Ordnungsämter auf privatisierte Sicherheit. Mit ihrer Anwesenheit erhöhen „Die Aufpasser“ das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung. Die „ZDF.reportage“ begleitet die Sicherheitsleute bei ihren oft heiklen Einsätzen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 21.03.2021 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 19.03.2021 ZDFmediathek
  • Folge 139
    Rund 4,4 Millionen Deutsche sind auf das Einkommen aus dem Minijob angewiesen, sie haben keine andere Arbeit. Darunter Alleinerziehende, Rentner und viele Studierende. Doch die Pandemie hinterlässt auch hier ihre Spuren. Seit dem Frühjahr 2020 sind allein im prekär beschäftigten Umfeld mehr als 850 000 Minijobs weggefallen. Neue Jobs werden kaum angeboten, denn viele Unternehmen wissen nicht, wie sie durch die Krise kommen. Besonders hart trifft die Corona-Krise 450-Euro-Jobber wie Djamila Kordus. Die Alleinerziehende musste sich von einem Tag auf den anderen um ihre kleine Tochter kümmern, weil die Kinderbetreuung in der Schule wegbrach.
    Sie konnte ihre Schichten in der Altenpflege deshalb nicht mehr erfüllen und verlor ihren Minijob. Die Berlinerin kann jetzt mit ihrem Gehalt als Lageristin kaum die Miete und die Lebenshaltungskosten aufbringen. Der Spagat zwischen notwendiger Sparsamkeit und dem Wunsch, ihrer Tochter Träume zu erfüllen, belastet Djamila sehr. Als Alleinerziehende muss sie vor allem eins sein: Überlebenskünstlerin.
    Denn eine Chance auf einen neuen Minijob hat sie, inmitten der Pandemie, kaum. Für viele ist der 450-Euro-Job kein kleiner Nebenverdienst, auf den sie locker verzichten können. Er ist zum Überleben notwendig. Teresa Fleer aus Osnabrück bangt deshalb um ihr Studium. Die 26-Jährige hat ihre beiden Minijobs durch den zweiten Lockdown im November 2020 verloren. Jetzt bleiben ihr nach Abzug von Miete und Studiengebühren nur knapp 200 Euro monatlich zum Leben. Ihr pensionierter Vater versucht, so gut es geht zu helfen, doch ohne Zuverdienst geht es nicht.
    Die Situation ist für Teresa belastend – ihr Lebensentwurf ist bedroht. Die Krise trifft auch die vierköpfige Familie Korff-Braun aus Frielenburg bei Kassel. Vater Claudio arbeitet glücklicherweise Vollzeit als Koch in einem Seniorenheim; doch sein zweites Standbein, den eigenen Catering-Service, musste der 51-Jährige schließen. Er hatte erst im März 2020 in einer Scheune eine Küche und einen Raum für Feste ausgebaut. Dann kam der erste Lockdown. Seitdem läuft im Bereich Catering nichts mehr, allein das reißt schon eine Lücke in die Haushaltskasse.
    Hinzu kommt, dass Susanne Braun als Heiltherapeutin keine Kunden mehr empfangen kann und nur noch telefonische Beratungen machen darf. Zurzeit verkauft sie nebenbei auf Provisionsbasis für eine Firma Küchengeräte. Die 50-Jährige hatte in ihrem Leben schon bis zu neun Jobs gleichzeitig, um über die Runden zu kommen. Auch der Corona-Krise will die Multijobberin trotzen: Aufgeben kommt für Susanne nicht infrage. Eine „ZDF.reportage“ über Minijobber in der Armutsfalle. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 28.03.2021 ZDF
    ursprünglich für den 07.03.2021 angekündigt
  • Folge 140
    Unternehmer Saygin Yalçin hat es in Dubai zum Selfmade-Millionär gebracht.
    Sie werden bewundert, bestaunt, aber auch skeptisch beäugt: Selfmade-Millionäre. Menschen, die es aus eigener Kraft geschafft haben, ein Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu sein. Wie leben diese Millionäre? In Saus und Braus? Ferrari, Lamborghini, Champagner-Partys, Villa am Meer? Oder Askese und enorme Disziplin? Packen sie immer noch selbst mit an? Es gibt ganz unterschiedliche Wege zum Erfolg. Nur eines ist sicher, von nichts kommt nichts! Saygin Yalçin (36) ist in Bremen aufgewachsen als Sohn türkischer Einwanderer. Seine Idee zum Millionenerfolg: Er hat das Internetshopping in den arabischen Ländern etabliert.
    Zuerst mit einem Online-Mode-Handel, heute mit einem Auto-An- und Verkauf im Internet. Ein rasanter Erfolg. Es gibt bereits 26 Niederlassungen, und jeden Monat werden es mehr. Mehr als 1000 Mitarbeiter beschäftigt der 36-jährige Deutsche in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Darum muss er im Büro den Überblick über die Zahlen behalten. Saygin Yalçin lebt heute in Dubai und ist ein Star in der Start-up-Szene, auch in Deutschland. Margot Schmitt (83) hat 1990 eine Lockenbürste erfunden und patentieren lassen, mit der jede Frau zu Hause ihre Haare selbst aufdrehen kann, so wie es sonst nur ein Friseur hinbekommt.
    Aber wie sollte die gelernte Friseurin die Produktentwicklung finanzieren? Ihr Ehemann, ein Großbauer aus der Eifel, wollte jedenfalls nicht einspringen. „Für die Entwicklungskosten kriege ich je zwei Trecker“, meinte er damals. Die Bank sprang ein. Zunächst lahmte der Verkauf, aber dann hatte Margot Schmitt die rettende Idee: Sie verkauft ihre „Traumrolle“ über Shopping-Sender. Das war ein voller Erfolg. Die Lockenbürste wurde ein Verkaufsrenner. Noch heute steht die 83-Jährige jede Woche eine Stunde im Fernsehstudio und preist ihre Produkte an.
    Stolz ist Margot Schmitt, weil sie beim Sender nach wie vor die Nummer-1-Verkäuferin von Haarprodukten ist. Inzwischen besitzt sie Mietobjekte und zwei private Wohnhäuser. Sebastian Meyer (28) kennt die YouTube-Gemeinde nur als „Rewinside“. Dort folgen dem gelernten Immobilienkaufmann mittlerweile 3,2 Millionen Abonnenten. Das Geheimnis seines Erfolges: Er spielt und kommentiert „Minecraft“ und „Fortnite“ und filmt sich dabei selbst. Damit hat er es inzwischen zu einem Millionenvermögen gebracht. Der Erfolg ist hart erarbeitet.
    Zehn bis 14 Stunden täglich produziert Sebastian YouTube-Videos und Live-Streams bei „Twitch“. Die Portale schalten Werbung vor seinen Beiträgen, und je mehr Fans sich die Filme ansehen, desto mehr verdient Sebastian Meyer. Vom Gewinn gönnte er sich ein Luxusauto und lässt sein Geld ansonsten in Immobilien anlegen. Zehn Objekte gehören dem YouTuber bereits. Seine Finanzen verwaltet seine Mutter, denn mit Buchhaltung und Rechnungen hat „Rewi“ nichts am Hut. Er ist lieber Fachmann für die Videogames. Die „ZDF.reportage“ begleitet Selfmade-Millionäre, die ganz unterschiedliche Wege zum Erfolg gefunden haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 04.04.2021 ZDF
  • Folge 141
    Kinnlinie stärken, Gesicht straffen – die Kundschaft von Schönheitschirurgen ist mittlerweile zu ein Drittel männlich.
    Besser sein. Fit, schön und erfolgreich: So wünschen sich viele ihr perfektes Ich. Es ist oft ein Wettbewerb gegen sich selbst: der Wunsch, sich zu optimieren. Apps und Smartwatches ermöglichen die ständige Überprüfung des eigenen Lebensstils. Bei Instagram wird die Perfektion dann präsentiert: Geklickt, geshared, geliked, neue Ideale sind omnipräsent. Was aber, wenn Leistungswille und Leistungsdruck zu Zwang werden? Felix ist 35 Jahre alt, aber er fühlt sich nicht so. Und er will auch nicht so aussehen.
    Doch Ampullen, Cremes und Beauty-Öle reichen ihm nicht. Seit etwa 15 Jahren lässt sich Felix von Schönheitschirurgen behandeln. „Ich habe schon mit Anfang 20 mit Botox angefangen. Meine Mutter kennt mich gar nicht anders.“ Stirn glätten, Kinnlinie stärken, Gesicht straffen – das steht bei seinem nächsten Besuch in der Schönheitsklinik an. Für Felix ist es wichtig, ein attraktives Äußeres zu haben. Das Verlangen nach Jugend und perfektem Aussehen spiegelt sich auch in den Statistiken wider: Immer mehr junge Menschen legen sich frühzeitig unters Messer, um attraktiver, frischer, fitter auszusehen.
    Rund ein Drittel der Kundschaft von Schönheitschirurgen ist mittlerweile männlich. Bei vielen hängt die Motivation auch mit dem Leistungsdruck zusammen, den sie im Job spüren. Neuerdings kommen die sozialen Medien als zusätzliche Kampfzone dazu. Eine perfekte Familie, hübsche Kinder, ein harmonisches Familienleben – so präsentiert sich Mom-Bloggerin Sarah ihren 53 000 Followern bei Instagram.
    Die 29-jährige ist Mutter von zwei Kindern und verdient mit ihrem Insta-Account richtig viel Geld. Täglich veröffentlicht sie Storys, Reels und Posts und ermöglicht ihren Fans dabei tiefe Einblicke in ihr Privatleben, in ihre Beziehung und in ihr Muttersein. „Abends tun mir oft das Handgelenk und der Nacken weh, weil ich so viel am Handy arbeite.“ Die Selbstvermarktung ist für Sarah zum Fulltime-Job geworden – ihr Insta-Profil strahlt Leichtigkeit und Freude aus – doch dahinter steht eine gut geölte Maschinerie, die die Insta-Mom rund um die Uhr unter Kontrolle haben muss.
    Rike treibt sich selbst zu sportlichen Höchstleistungen. Für die 39-jährige Polizistin steht Sport an erster Stelle. Mehrmals in der Woche geht sie zum Laufen, Schwimmen und Radfahren. Um ihr Trainingsziel zu erreichen, stellt sie Familie und Freunde oft hintan. Seitdem ich vor fünf Jahren am Ironman in Hawaii teilgenommen habe, hab’ ich noch eine Rechnung offen – mit meinem Endergebnis war ich überhaupt nicht zufrieden.“ Noch einmal ihre Bestzeit erreichen, das ist ihr großes Ziel.
    Bei Instagram kann Rike täglich sehen, welche sportlichen Höchstleistungen vollbracht werden – der Erfolg der anderen setzt sie zusätzlich zu ihrem eigenen Ansporn unter Druck. Die sozialen Netzwerke sind ein Schaufenster für das, was in unserer Gesellschaft als vorbildlich erachtet wird. Doch was, wenn das perfekte Bild der unvollkommenen Realität weichen muss? Die „ZDF.reportage“ begleitet die drei Selbstoptimierer in ihrem Alltag. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 11.04.2021 ZDF
  • Folge 142
    1986 wurde sie als Prestigeprojekt des Wohnungsbaus in der DDR fertiggestellt, die berühmt-berüchtigte „Platte“ in Marzahn. 100 000 Wohnungen wurden in nur 15 Jahren hochgezogen. Einst begehrte Wohnlage, nahm die Attraktivität der Hochhauswohnungen nach der Wende deutlich ab. Trotz ihres schlechten Rufs erlebt Deutschlands einst größte Plattenbausiedlung heute einen regelrechten Boom – und das nicht nur wegen der billigen Mieten. In der Marzahner Promenade 14 leben etwa 350 Menschen in 144 Wohnungen, verteilt auf 20 Stockwerke.
    In dem „Dorf hochkant“ läuft es auf den ersten Blick ganz gut. Doch Vandalismus, Ruhestörung oder kleinere Nachbarschaftsstreits gehören hier ebenfalls zum Alltag. Wie hat sich das Zusammenleben im Haus, das vor der Wende erbaut wurde, verändert? Hausmeister Thorsten Hauff kennt die 20 Stockwerke der Marzahner Promenade 14 wie seine Westentasche. Er ist „Hausi“ der alten Schule und hat das Haus und die Wehwehchen seiner Bewohner gut im Griff. „Du musst deine Arbeit lieben, wenn nicht, kannst du gleich zu Hause bleiben.“ Falsch entsorgter Müll, zugestellte Kellerräume und fast täglich neue Graffiti an den Wänden – Hausmeister Hauff hat alle Hände voll zu tun, das Gebäude in Schuss zu halten.
    Wenn es bei einem Mieter dann noch von der Decke tropft und eine Wohnungsübergabe im Kalender steht, kommt Hausmeister Hauff ganz schön ins Schwitzen. Doch auch er sieht nicht alles schwarz. Denn das Leben in der Platte hat auch seine schönen Seiten. Das weiß niemand besser als Bernd Engling. Als Haus-Chronist, Mietervorstand und Chorleiter der „Marzahner Promenaden-Mischung“ ist der 74-Jährige eine Schlüsselfigur der Marzahner Promenade 14. Seit 34 Jahren engagiert er sich für die Gemeinschaft im Haus, begutachtet als Teil des Mieterbeirats einmal im Monat den Zustand der Platte und leistet mit dem liebevoll eingerichteten Haus-Klub im 20. Stock einen unschätzbaren Beitrag zur Kultur im Gebäude.
    Veranstaltungen können hier wegen der Corona-Pandemie gerade nicht stattfinden. Bei einer abendlichen Jamsession mit Akkordeon und Saxofon wird es im Klub aber für kurze Zeit wieder sehr lebendig.
    Und wie erleben andere Bewohner die Gemeinschaft im Haus? Die zehnjährige Gloria Mukami aus Kenia lebt seit 2019 in Marzahn, singt im Chor „Marzahner Promenaden-Mischung“ bei Bernd Engerling, ist in Marzahn aber noch nicht ganz angekommen. Für Familie Rokosz aus Polen sollte Marzahn nur eine Zwischenstation sein, wurde dann aber zum Wohlfühl-Zuhause. Mutter Justina erzählt, warum sie heute nicht mehr aus Marzahn wegwill. Die „ZDF.reportage“ taucht ein in den Mikrokosmos einer Berliner „Platte“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 18.04.2021 ZDF
  • Folge 143
    Ostsee geht nicht? Dann eben Balearen! So denken viele Deutsche nach einem Jahr Pandemie. Kaum war die Reisewarnung für Mallorca aufgehoben, waren die Flüge ausgebucht. Der Ärger lässt nicht lange auf sich warten. Die einen befürchten ein Spreading Event. Die anderen können nicht verstehen, warum eine Auslands-Flugreise möglich ist, eine Fahrt in eine Ferienwohnung im Inland jedoch nicht. An deutschen Flughäfen ist die Stimmung angespannt. „Ich habe niemandem erzählt, dass wir nach Mallorca reisen“, solche Sätze fallen oft im Gespräch.
    Rund 40 000 Deutsche haben über Ostern 2021 das streng kontrollierte Einreise-Prozedere mit negativem PCR-Test und Gesundheitsformular auf sich genommen. Für Frederick, Mediziner aus Bayern, ist die Reise mehr als Urlaub, geradezu „eine Therapie nach dem langen Corona-Winter“. Auch Sina, Sonderpädagogin, findet die Situation unproblematisch: „Im Hotel und im Restaurant wird überall akribisch auf Hygiene geachtet. Gleichzeitig ist wenig los.
    Die Gefahr, mich hier anzustecken, ist definitiv geringer als daheim in Dresden.“ Die Corona-Regeln auf Mallorca sind tatsächlich streng. Überall im öffentlichen Raum herrscht Maskenpflicht. Cafés und Restaurants müssen die Zahl ihrer Gäste pro Tisch auf maximal vier Personen beschränken und um 17:00 Uhr schließen. Stefan Zaelke, Besitzer des In-Restaurants „Lila“ in Portals Nous, kann mit den Beschränkungen in seinem Lokal gut umgehen. „Auf unserer Terrasse ist genug Platz, um die Abstände einzuhalten.
    Und die meisten Gäste sind sehr kooperativ, selbst wenn es bei schönstem Wetter um 17:00 Uhr heißt: ‚Sie müssen jetzt gehen.‘“ Die Polizei kontrolliert die Gastronomie unnachsichtig, bei den geringsten Verstößen werden für Gäste wie Restaurantbetreiber gleichermaßen hohe Strafen fällig. Nach 22:00 Uhr herrscht eine generelle Ausgangssperre. Wer dann noch ohne triftigen Grund unterwegs ist, riskiert bis zu 3000 Euro Bußgeld. Von den angereisten deutschen Urlaubern hat kaum einer ein Problem mit der Ausgangssperre.
    Jana aus Bad Homburg ist mit ihren vier Kindern nach Mallorca gekommen. „Keiner von uns braucht Party am Ballermann. Alles, was wir uns wünschen, ist eine kleine Pause vom stressigen Mix aus Homeoffice und Homeschooling“, sagt die 52-Jährige. Zusammen mit ihren Töchtern macht sie einen Tauchkurs in El Arenal. An der berühmt-berüchtigten Partymeile, der Schinkenstraße, ist es ruhig. Alle großen Klubs, Bars und Diskotheken sind pandemiebedingt seit mehr als einem Jahr geschlossen.
    Viele von ihnen werden vermutlich auch nicht wieder aufmachen. Der wirtschaftliche Einbruch auf den Balearen ist enorm. 2020 kamen rund 80 Prozent weniger Touristen. Lluis Olivier vom Tourismusverband Soller ist überzeugt, dass Mallorca die Urlauber zum Überleben braucht, und engagiert sich in der Initiative „SOS Turismo“. „Jetzt ist die Zeit gekommen, um endlich neue Konzepte umzusetzen. Sicherer Tourismus auf Mallorca ist möglich – und nötig.“ Die Sicherheit ihrer Gäste hat auch für Ramona Koetting und Bruno Neuberger vom „Bikini Island & Mountain Hotel“ in Port de Soller hohe Priorität.
    Deshalb haben sie die Belegung in ihrem Haus freiwillig auf 50 Prozent begrenzt. Das deutsche Paar leitet das Hotel seit 2018. Die beiden hatten gerade richtig losgelegt, als Corona kam. Der Einbruch 2020 war hart. Über Ostern 2021 war ihre 50-Prozent-Kapazität dann wieder schnell ausgebucht. Ramona und Bruno haben Hoffnung und sind sich dennoch sicher: Die Pandemie wird den Tourismus auf Mallorca nachhaltig verändern. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 25.04.2021 ZDF
  • Folge 144
    Trickdiebe am Telefon und an der Haustür. Sie nutzen die Corona-Pandemie für ihre Zwecke aus. Dabei geben sie sich als Ärzte, als Polizisten oder Behördenmitarbeiter aus. Sie spielen mit der Angst ihrer Opfer, nutzen ihr Vertrauen aus und setzen sie systematisch unter Druck. Oft sitzen die Täterinnen und Täter in Callcentern im Ausland. „Ich hab nur noch geheult, und dann wollte ich sterben“, sagt die 70-jährige Giesela H. 22 000 Euro hat sie einem angeblichen Polizisten überreicht: Er war in Wirklichkeit ein Betrüger, und das Geld ist jetzt weg.
    Der Täter ist über alle Berge. Andere Opfer trifft es sogar noch härter. Denn haben die Anrufer einmal Erfolg, rufen sie ihre Opfer immer wieder an. Sandra Bathge von der Polizei in Hamburg kennt die Masche: „Wir hatten vor Kurzem eine Dame, die 55 Jahre alt ist und über einen längeren Zeitraum insgesamt knapp 300 000 Euro in Form von Bargeld und Schmuck an die Täter übergeben hat.“ Schon 2018 schätzten Experten den Schaden deutschlandweit auf 100 Millionen Euro im Jahr.
    Inzwischen sind in Hamburg die erfolgreichen Anrufe falscher Polizisten von 2019 auf 2020 um 55 Prozent gestiegen. Damit haben die Anrufe falscher Polizeibeamter längst den „Enkeltrick“ als häufigsten Anrufbetrug abgelöst. Ein verurteilter Trickdieb bestätigt: „Es ist ein Millionengeschäft. Es werden jetzt in dieser Minute Minimum fünf ältere Menschen angerufen.“ Die Polizei Hamburg steuert gegen: mit einer eigenen Fachdienststelle für Trickdiebstahl. Die Beamten besuchen Opfer, die gutgläubig ihr gesamtes Erspartes an die Verbrecher übergeben haben und die sich jetzt für ihre Leichtgläubigkeit schämen.
    Die Ermittler vernehmen dabei Zeugen, analysieren Handydaten sowie aufgezeichnete Telefonate und Videos aus Überwachungskameras. Außerdem verfügen sie über eine eigene Fahndungsabteilung, die auf Trickdiebe spezialisiert ist. Die Fahnder observieren zu Fuß und im Auto potenzielle Verdächtige und nehmen immer wieder Geldabholer auf frischer Tat fest. Das Problem: Die Drahtzieher sitzen meist in Callcentern im Ausland, etwa in der Türkei.
    Sie rekrutieren lokale Kleinkriminelle und schicken diese zur Geldabholung. Die „ZDF.reportage“ zeigt, wie die Banden strukturiert sind, wie gerissen sie vorgehen und warum es so schwer ist, die Drahtzieher zu überführen. Die Reportage ist nah dran an den Opfern, interviewt Täter und begleitet einen Gerichtsprozess gegen Trickdiebe. Vor allem macht die Reportage deutlich: Auf diese Betrugsmaschen kann jeder hereinfallen – es sei denn, man kennt die Tricks der Trickdiebe. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 02.05.2021 ZDF
  • Folge 145
    Die Ostseestrände Mecklenburg-Vorpommerns – seit Jahren das Lieblingsreiseziel der Deutschen – doch wegen Corona weitgehend geschlossen. Dabei ist die Sehnsucht nach Seeluft, Strand und Meer im entbehrungsreichen zweiten Jahr der Pandemie besonders groß. Weite Teile der Ostseeküste werden im Frühjahr 2021 zu einer riesigen Verbotszone erklärt. Verstärkte Polizeikontrollen vor der Küste: Wer sich nicht als Einheimischer ausweisen kann, wird wieder zurückgeschickt. Nur ein kleiner Kreis von Personen darf einreisen – für Besuche der Kernfamilie oder als Kurgast.
    Doch genau diese Bestimmungen ändern sich seit Ostern im Wochentakt, manchmal häufiger. Werden Dauercamper geduldet oder nicht? Müssen Zweitwohnungsbesitzer ausreisen, oder dürfen sie bleiben? „Mit meinem ‚B‘ am Nummernschild werde ich überall schon schräg angeschaut“, so empfindet es Thomas R., der zum Einkaufen lieber zu Fuß unterwegs ist, damit ihm keiner das Auto zerkratzt, wie er meint. „Dabei ist doch hier viel mehr Luft zum Atmen, mehr Platz, um sich aus dem Weg zu gehen, als in unserem Berliner Miethaus.“ Ein Nachbar auf dem Campingplatz Ückeritz findet, dass sie zu DDR-Zeiten mehr Freiheiten hatten als jetzt.
    „Da konnten wir wenigstens reisen, wenn auch nur in die andere Richtung!“ Dieter L. und Ute N. rechnen als Zweitwohnungsbesitzer auf der Insel Usedom jederzeit damit, dass sie ausgewiesen werden. „Das ist ein ganz schreckliches Gefühl, ja. Hoffentlich kommt keine Polizei, holt uns raus, und wir hätten dann den ganzen Weg umsonst gemacht.“ Die Stimmung ist nicht nur bei den wenigen Reisenden im Keller.
    Auch bei Einheimischen liegen die Nerven blank: Etwa 80 Prozent der Wirtschaft hängen an der Küste unmittelbar vom Tourismus ab. Zwar erhalten die meisten Betriebe staatliche Unterstützungen für einige laufende Betriebskosten. Doch wer zum Beispiel von einem kleinen Hotel leben muss, für das noch Kredite laufen, kommt jetzt in große Schwierigkeiten. Sonja S. betreibt ein solches Hotel mit sieben Zimmern auf Rügen. Schon zum zweiten Mal ist ihr im April die Hauptsaison weggebrochen. „Da ist das Haus normalerweise voller Heringsangler, aber von denen durfte ja niemand kommen.“ 100 Prozent Stornierungen.
    Totalausfall. Existenzsorgen. „Wir sind nur froh, dass wir unsere Schulden nicht bei einer Bank, sondern innerhalb der Familie haben. Andere wären in dieser Situation längst pleitegegangen.“ Leer gefegt auch „die Meile“ in Binz, wo sich Edelboutiquen und Luxushotels aneinanderreihen. Die Zeit der Schließung hat der örtliche Modezar und Multi-Geschäftsmann Ulf Dohrmann für den Umbau seiner Läden genutzt. Er ist ungewöhnlich nervös, denn für ihn steht gerade viel auf dem Spiel: „Ich gebe zurzeit jede Woche um die 100 000 Euro für bestellte Ware aus.
    Die muss ich abnehmen und bezahlen. Vertrag ist Vertrag. Aber wer soll die Klamotten kaufen?“ Am Strand, an der Promenade – gähnende Leere, keine Touristen. Nur kurz darf er öffnen, dann kommt, nach zwei Wochen, der nächste Lockdown. Die Mitarbeiter, gerade zurück aus der heimischen Isolation, gehen zurück in die Kurzarbeit. Die Reportage begleitet Menschen durch eine Zeit völliger Ungewissheit an einem Ort großer Sehnsüchte – den breiten Sandstränden der Ostsee. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 09.05.2021 ZDF
  • Folge 146
    Brücken und Straßen bröckeln, Großprojekte verzögern sich, die Digitalisierung bleibt auf der Strecke – in Deutschland klafft die Sanierungslücke. Der Investitionsstau in Städten und Kommunen erreicht mittlerweile den Rekordwert von 159 Milliarden Euro. Der Städte- und Gemeindebund beklagt: Deutschland lebt von der Substanz. Besonders groß ist der Sanierungsbedarf bei der Verkehrsinfrastruktur. Beispiel die A1 bei Leverkusen. Seit vielen Jahren ist die marode Autobahnbrücke über dem Rhein ein Nadelöhr. Pendler stehen auf der Brücke im Dauerstau.
    Lkw werden umgeleitet. Helmut Schmitz, Speditionsunternehmer aus Pulheim bei Köln, steht mit seinem Fahrer Thomas an der Deutschlandkarte in seinem Büro und plant die nächsten Routen. Genervt berechnet er die Kilometer der nächsten Speditionsfahrt. „Seit Jahren ist die Rheinbrücke wegen Einsturzgefahr für Lkw gesperrt. Das heißt, wir müssen dieses Verkehrsnadelöhr weitläufig umfahren. Wie viel Zeit und Geld mich das kostet, interessiert keinen!“ Rund 10 000 Euro kosten Schmitz die Umfahrungen und der Mehraufwand pro Monat.
    „Diese Dauerbaustelle ist für mich schlichtweg geschäftsschädigend!“ Auch Matthias Spengler ist hinsichtlich der nicht endenden Baustelle fassungslos. Er sowie 18 000 weitere Menschen aus der Region arbeiten bei den Ford-Werken direkt an der A1. Und er steht jeden Morgen und Abend auf der Brücke im Stau, denn wie die meisten seiner Kollegen pendelt er mit dem Auto: „Hier herrscht eigentlich rund um die Uhr Chaos. Ein täglicher Wahnsinn.“ Wie viele Leverkusener kritisiert Matthias nicht nur die Bauumstände, sondern das komplette Projekt: „Anstelle Millionen in dieses Pfuschprojekt zu stecken, hätte man lieber in eine zukunftsorientierte Tunnellösung investieren sollen!“ Wie bei so vielen Autobahnbaustellen in Deutschland ist ein Ende erst mal nicht in Sicht.
    Das Land Nordrhein-Westfalen hatte der bisherigen Baufirma gekündigt, weil sie mangelhaften Stahl aus China bestellt hatte. Jetzt soll eine neue Baufirma ihr Glück versuchen. Die geplanten Kosten haben sich mittlerweile verdoppelt.
    Auch in den Innenstädten gibt es Ärger mit dem Verkehr. Zum Beispiel in Esslingen in Baden-Württemberg. Wie viele Esslinger radelt Christian Henkel mit seiner kleinen Tochter im Anhänger täglich durch die Stadt zur Kita – und dabei auch über die Pliensaubrücke. Nach 13 Monaten Sanierung wurde die historische Fahrradbrücke im April 2020 wiedereröffnet und im August wieder geschlossen, da die Brüstung zu niedrig ist. „Da werden drei Millionen investiert, und dann passiert so ein Skandal!“, empört sich Henkel.
    Doch nicht nur die Esslinger Radfahrer leiden im Verkehr. Sabine Riedl ist ambulante Altenpflegerin und täglich mit dem Auto in der Stadt unterwegs. „Ich wohne außerhalb und arbeite in der Stadt. Bei meinen Touren plane ich für Staus und Umwege inzwischen jeden Tag mindestens eine Stunde zusätzlichen Puffer ein. Zeit, die mir niemand bezahlt.“ Im Schritttempo passiert sie mit zig anderen Pendlern die Adenauerbrücke. Hier wurde aus Sicherheitsbedenken das Tempo auf 30 km/​h gedrosselt. Zwischenzeitlich war die Brücke ganz gesperrt.
    „Da ist diese wichtige Zubringerbrücke nicht mehr sicher, und die planen jetzt eine Sanierung ab 2024. Dieses Chaos geht jetzt also noch über Jahre. Das ist doch einfach nicht zu glauben!“ Wer von Auto auf die Bahn umsteigen will, dem geht es kaum besser. In Deutschland sind 123 wichtige Städte und Gemeinden nicht an den Personenverkehr der Bahn angebunden. Mit der Neubelebung stillgelegter Eisenbahnstrecken könnten mehr als drei Millionen Menschen wieder ans Schienennetz angebunden werden.
    Laut einer „Reaktivierungsliste“ vom „Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV)“ und der „Allianz pro Schiene e.V.“ lassen sich 238 Strecken mit insgesamt 4016 Kilometern Länge wieder nutzen. Beispiel, der Regionalverkehr rund um Bad Sulza in Thüringen. Ende 2017 wurde die Bahnstrecke zwischen Buttstädt und Großheringen geschlossen. Seitdem braucht Elke Jung doppelt solange zur Arbeit. „Vor vier Jahren war das noch so einfach. Ich bin hier im Ort in Bad Sulza eingestiegen, einmal umsteigen in Großheringen, und dann war ich in 30 Minuten in Jena.
    Jetzt muss ich erst in den Westen nach Weimar.“ Auch wirtschaftlich haben Gewerbe in der Region durch die Stilllegung der Strecke Nachteile. Marion Schneider von der Therme in Bad Sulza sagt: „Wir haben eine Umfrage gemacht. Seit der Stilllegung haben wir hier im Bad wesentlich weniger Besucher aus Jena. Vielen ist es einfach zu umständlich, hierher zu kommen.“ Viele Städte und Gemeinden in Deutschland kämpfen um den Anschluss. Ganze Stadtviertel verfallen, die Kassen der Kämmerer sind leer.
    Wichtige soziale Einrichtungen wie Schulen oder Schwimmbäder werden nur mühsam oder gar nicht mehr instand gesetzt. Und in vielen Fußgängerzonen sieht es auch trostlos aus. Geschäfte stehen leer, Plätze sind verwaist oder laden nicht zum Verweilen ein. Auch Oldenburg litt wie viele andere Städte unter dem Leerstand in der Innenstadt. Besonders das ehemalige Hertie-Gebäude stand lange Zeit leer. Dann haben sich die Unternehmer der Stadt zusammengetan und in dem Gebäude im Zentrum das Core-Projekt gestartet.
    „Der klassische Einzelhandel hat keine Zukunft mehr, das lockt die Menschen nicht mehr an. Das zeigt sich jetzt mehr denn je. Wir wollten für alle Oldenburger einen Ort für Innovation, Arbeit, Gastronomie und Erlebnis schaffen“, erklärt Projektleiterin Lisa Bürger. „Wir haben hier im Zentrum jetzt einen Ort des Zusammenkommens, der die Leute, auch Unternehmer, wieder in die Innenstadt lockt.“ Das Projekt wird von vielen lokalen Unternehmern finanziell unterstützt. Auch über 100 Oldenburger haben sich bisher per Crowdinvesting an dem Projekt beteiligt. Eine „ZDF.reportage“, die zeigt, wo Deutschland es einfach besser machen kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 16.05.2021 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 14.05.2021 ZDFmediathek
  • Folge 147
    Vorschriften, Verordnungen, Gesetze – die Bürokratie hat uns Bürger fest im Griff: Wir stehen Schlange vor Schaltern, verzweifeln an Formularen. Regelwut statt Innovation bremst das Land. Bürokratie schafft Ordnung, weil sich alle an dieselben Regeln halten müssen: von A wie Altersgeldgesetz bis Z wie Zweitwohnsteuer. Doch so mancher Behördengang wird zur Geduldsprobe: Nach Stunden auf dem Amt fehlt am Ende immer noch ein wichtiges Dokument. Kein Wunder, dass viele Bürger einen Urlaubstag opfern, um ihr Auto anzumelden oder einen neuen Ausweis zu beantragen. Laufkundschaft ist bei den meisten Behörden nicht mehr gern gesehen.
    Auch eine Zulassung ist nur mit Terminvereinbarung möglich. Und das kann dauern. Mehrere Wochen sind keine Seltenheit, also übt sich Autohändler Foti in Geduld, wie jedes Jahr im Frühling. Auf dem Hof stehen die verkauften Neuwagen – im Geschäft die verärgerten Kunden. Die Lage ist für den Händler doppelt misslich: Er bekommt sein Geld erst, wenn die Fahrzeuge zugelassen sind. Die Bürokratie erstreckt sich auf alle Bereiche unseres Lebens. Vorschriften, Auflagen und Berichtspflichten sind allgegenwärtig. Oft wird in der Medizin mehr Aufwand für die Dokumentation als für Behandlung und Pflege betrieben: „Wenn ich mehr Geld dafür bekomme, einen Antrag für die Rentenversicherung auszufüllen, als einen Patienten zu Hause zu besuchen, dann stimmt da irgendwas nicht“, erklärt Rainer Albrecht.
    Der 50-Jährige ist passionierter Landarzt, betreibt seine Praxis seit 17 Jahren. Die überbordende Bürokratie ist der Grund dafür, dass Albrecht seine Zulassung zurückgibt. 2023 sperrt er seine Praxis in Oberostendorf zu. Auch das Handwerk klagt über eine allumfassende Dokumentations- und Nachweispflicht: Der Kassenbon beim Bäcker ist nur ein kleiner Teil der Pflichten und Regelungen.
    Tobias Exner verwaltet geradezu ein Aktenarchiv. Für jedes Backerzeugnis muss er die Zutaten dokumentieren und auch jedes Brot, das er der Tafel spendet, einzeln aufführen. Gerade hat Exner einen Bußgeldbescheid von der Hygienebehörde auf dem Tisch, weil auf dem Etikett für einen Mohnstollen kleine Fehler sind: „Konservierungsmittel“ anstatt „Konservierungsstoff“ hätte dort stehen müssen. Dokumentation ist wichtig, das sieht auch Exner ein, „aber muss alles so penibel sein?“ Unsere Bürokratie ist teuer und langsam, bringt uns um Fortschritt und Wohlstand, so die Kritik.
    Das zeigt sich vor allem bei der erneuerbaren Energie. Deutschland hat eine hoch entwickelte Photovoltaik-Technik. Doch private Häuslebauer, die ihren Strom auf dem eigenen Dach gewinnen wollen, verzweifeln oft an bürokratischen Hürden. Je nach Größe der Anlage sind sie plötzlich Energieerzeuger. Als Bauherr ist man am besten auch noch Jurist und Steuerfachmann, um das Beamtendeutsch im Kleingedruckten zu verstehen: „Sich rechtskonform zu verhalten wird zur Wissenschaft“, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 23.05.2021 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 14.05.2021 ZDFmediathek
  • Folge 148
    Marode Schulen und ramponierte Universitäten, Fachkräftemangel in vielen Branchen und eine digitale Infrastruktur, die Bürger und Unternehmer verzweifeln lässt. Deutschland 2021. Bildungsweltmeister und Forschungschampion – das war einmal. Längst sind andere Länder weiter, ob bei der Internetgeschwindigkeit oder darin, neue Produkte und Ideen für die Zukunft zu entwickeln und sie erfolgreich zu vermarkten. Und nicht nur Hightech-Unternehmen klagen. Installateur- und Heizungsbauermeister Christian Klemm in Düsseldorf macht sich Sorgen. „Uns fehlen Leute, ausbildungsfähige Schüler.
    Die Schulen entwickeln sich in die falsche Richtung, gleichzeitig werden die Berufe immer anspruchsvoller.“ Statt nur Muskeln, um die Badewanne in den dritten Stock zu tragen, brauchen die Azubis heute viel mehr technisches Verständnis, zum Beispiel um ein vernetztes Haus zu programmieren. Klempner, Sanitärinstallateure sowie Heizungs- und Klimatechniker sind schon jetzt die begehrtesten Arbeitskräfte in Deutschland. In keiner anderen Branche dauert es so lange, freie Stellen zu besetzen. Aber auch viele andere Branchen sind betroffen.
    56 Prozent der Unternehmen in Deutschland sehen den Fachkräftemangel als das größte Geschäftsrisiko. Zukunftsfähig sein, das ist auch für die Firmen im südhessischen Rimbach an der Bergstraße seit Jahren ein Thema. Hier hat unter anderem das Schwertransportunternehmen von Volker Bäuml seinen Sitz. Der ländliche Standort wird mehr und mehr zum Nachteil für den Unternehmer, denn Internet gibt es hier bislang nur im Schneckentempo. „Oft müssen wir Dateien über Nacht verschicken oder mit nach Hause nehmen, wenn wir dort eine bessere Verbindung haben! Die Politik hat jahrelang verschlafen und verkannt, wie wichtig das Thema ist!“ Unternehmer Bäuml ist darauf angewiesen, große Datenmengen fristgerecht zu verschicken.
    „Wenn das nicht klappt, verliere ich im schlimmsten Fall Aufträge.“ Auch in Sachen Bildung spielt Deutschland längst nicht mehr überall oben mit. Die „ZDF.reportage“ besucht Schulen und lernt die Sorgen von Eltern, Schülern und Lehrern kennen. Die größten Probleme neben der Digitalisierung: Lehrermangel, marode Gebäude und schlechte Ausstattung.
    Diese Sorgen kennt auch Volker Epping. Der Präsident der Leibniz Universität in Hannover beklagt den massiven Sanierungsstau in Niedersachsen. Er zeigt bröckelnde Fassaden, eine abgenutzte Mensa und Labore, die so baufällig sind, dass sie aus Sicherheitsgründen geschlossen werden mussten. „Das größte Problem ist, dass wir unseren Wissenschaftlern und den Studierenden nicht die notwendigen Einrichtungen zur Verfügung stellen können“, so Epping. Allein der Leibniz Universität fehlen laut Epping rund 420 Millionen Euro, um alle Gebäude zu sanieren.
    Lange galt Deutschland als ein weltweit angesehener Innovationsstandort, immer öfter hört man aber inzwischen kritische Stimmen: In der Werft Hermann Barthel in Derben entsteht derzeit unter der Leitung von Gerd Holbach, Professor am Institut für Land- und Seeverkehr der TU Berlin, ein weltweit einzigartiger Prototyp: ein Wasserstoff-Schubboot. Zukunftstechnologie pur: „Wir sind weltweit die Ersten, die ein solches Schiff bauen.“ Technisch eine riesige Herausforderung für Schiffsbauer und Ingenieure. Mindestens genauso steinig aber ist der Weg bis zum Projektstart.
    Anderthalb Jahre lang versuchen Prof. Gerd Holbach und sein Team, eine Zulassung zu bekommen. „Versuchen sie mal, in Deutschland etwas zuzulassen, was es nicht gibt. Das ist quasi unmöglich! Alle fanden die Idee super, aber zulassen wollte das Schiff niemand. Typisch deutsches, regulatives Denken, was uns immer wieder behindert.“ Die Folge der deutschen Fortschrittsfeindlichkeit: Top-Leute aus den Naturwissenschaften, der Medizin oder aus Ingenieurberufen kehren dem Land den Rücken und suchen ihr Glück im Ausland, wo bessere Arbeitsbedingungen herrschen oder die Löhne höher sind.
    Innerhalb des letzten Jahrzehnts haben im Durchschnitt pro Jahr rund 180 000 Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit ihre Heimat verlassen. Laufen Deutschland die schlauen Köpfe davon? Klar ist: Dreiviertel der Auswanderer sind Akademiker. Beliebtestes Land bei den Auswanderern ist die Schweiz. Für Experten wie Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel, ist das ein großes Problem: Für eine Volkswirtschaft wie die deutsche, die stark auf gut ausgebildete Menschen angewiesen ist, sei das keine gute Nachricht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 30.05.2021 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 14.05.2021 ZDFmediathek
  • Folge 149
    Spargel stechen, Erdbeeren pflücken: Es braucht viele fleißige Hände, damit Gemüse und Obst frisch in unsere Läden kommt. Tausende Helfer aus dem Ausland arbeiten hier sommers auf den Feldern. Zur Erntezeit wird jede Hand gebraucht. Doch in den vergangenen Jahren kamen immer weniger Saisonkräfte nach Deutschland. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 20.06.2021 ZDF
  • Folge 150
    Wasser ist lebenswichtig – und trotzdem gehen wir recht leichtfertig damit um. Feuchttücher in die Toilette, das Öl aus der Pfanne in den Abfluss, und Essensreste spülen wir im Klo hinunter. Ist das Wasser erst einmal durch den Abfluss und zu Hause nichts verstopft, macht sich niemand groß Gedanken, was mit dem Abwasser eigentlich passiert, denn aus dem Hahn kommt ja immer wieder frisches Wasser. Dafür sorgen die Kanalhelden. Installateur Sebastian Manteuffel und sein Team haben gut zu tun. Fast täglich werden sie zu einem Notfall gerufen.
    Entweder fließt in der Spüle das Wasser nicht ab, oder die Toilette ist verstopft. Manteuffel ist immer wieder erstaunt, was Leute ins Klo kippen und sich dann wundern, wenn kurz darauf alles verstopft ist. Die Kanalarbeiter der Wirtschaftsbetriebe Mainz kennen die Probleme auch nur zu gut. Salim Habib und seine Kollegen der Abwassersammlung beim Mainzer Wirtschaftsbetrieb kümmern sich um circa 840 Kilometer Kanalnetz und sorgen dafür, dass das Wasser von jedem Ort in Mainz zur Kläranlage gelangt.
    Durch Müll im Abwasser kommt es auf dem langen Weg zur Kläranlage immer wieder zu Verstopfungen. Wenn es hier hängt, wird es schnell unangenehm. Was er in den Kanälen findet, muss entfernt werden. „Man braucht nur in einem Wasserglas ein paar Feuchttücher, Haare, Öl und Dreck vermischen, das löst sich nicht auf, sondern es bildet sich ein kleiner Zopf. Genau dasselbe passiert auch in der Kanalisation. Nur da ist der Zopf auf einmal meterlang und kann ganze Pumpanlagen lahmlegen.“ Umso wichtiger ist die Reinigung.
    Egal ob bei Verstopfungen im privaten Bereich oder in der öffentlichen Kanalisation in Mainz. Um Höhenunterschiede zu überwinden, gibt es an vielen Stellen in der Mainzer Unterwelt Pumpwerke. Und bei flach gelegenen Städten und wenig Regen im Sommer muss da auch mal mit großen Saugspülwagen nachgeholfen werden. Mit ihnen werden die Kanäle durchgespült, Kamera-Roboter helfen, Schäden und Störungen zu ermitteln.
    „Alles, was kein Abwasser ist, stört uns.“ Und was stört, ist ganz schön kurios: Neben Handtüchern, Unterhosen, Gebissen und Strümpfen haben seine Kollegen schon ganze Bettlaken, eine Betonplatte und eine scharfe Handgranate gefunden. Habibs Einsatz ist durchaus nicht ungefährlich, sein Blick geht immer wieder auf das Gaswarngerät. Ein wichtiger Bestandteil eines Klärwerks ist der „Faulturm“. Für dessen Reinigung sind Industrietaucher wie Siegfried Richter und seine Tochter Catharina zuständig.
    Die Aufgabe des Tauchteams: den Turm im laufenden Betrieb der Kläranlage zu reinigen. Ohne Industrietaucher müsste man den gesamten Klärschlamm ablassen – das würde die Anlage zwei bis vier Monate lang stilllegen. Die Taucher sind günstiger und schneller. In der warmen Masse entfernen sie Ablagerungen, alles wird ertastet. Die 30-jährige Catharina ist eine der ganz wenigen „Faulturm“-Taucherinnen. Der Job ist hart, aber sie liebt die Herausforderung. Arbeiten im Abwasser, das machen die Kanalhelden, damit wir sauberes Wasser haben. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere So. 04.07.2021 ZDF

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