ZDF.reportage Folge 127: Zu hoch, zu breit, zu krumm
Folge 127
Zu hoch, zu breit, zu krumm
Folge 127
30 Millionen Weihnachtsbäume werden durchschnittlich pro Jahr in Deutschland verkauft. Und jeder hat seine eigenen Vorstellungen, wie der perfekte Baum aussehen soll. In manchen Familien sorgt die Auswahl des Baumes jedes Jahr regelmäßig für familiären Sprengstoff. Während einige bis zum letzten Moment warten, gehen viele schon am ersten Advent los, um den schönsten Baum fürs Fest zu finden. In Unterfranken, im Ort Mittelsinn, befindet sich eines der größten Christbaum-Anbaugebiete in Deutschland. Auf einer Fläche von 250 Hektar wachsen die begehrten Tannen, 150 000 davon schmücken alljährlich zu Weihnachten die deutschen Wohnstuben und machen das kleine Dorf zum größten Anbaugebiet Süddeutschlands. Mit einer erfolgreichen Marketingidee haben sich die Christbaumverkäufer des Ortes zum „Christbaumdorf“ ausgerufen. Seitdem kommen die Leute in Massen ins „Christbaumdorf“, in der Hoffnung, dort den perfekten Baum zu finden. Am zweiten und dritten Adventswochenende herrscht in Mittelsinn so richtig Ausnahmezustand – denn dann kommen mehr als 10 000 Gäste ins „Christbaumdorf“, um über die Adventsmärkte zu bummeln und sich einen Baum auszusuchen. Ein Riesen-Spektakel. Die meisten Weihnachtsbäume wachsen auf Plantagen, heißen Nordmanntanne und sehen fast genormt aus.
Aber in den Bayerischen Staatsforsten, im Revier Roth, bietet sich eine gute Alternative: wild gewachsene Fichten direkt aus dem Wald. Die müssen eh raus, und so hat jeder etwas davon. Etwa 300 Menschen – Mama, Papa, Oma, Enkel – machen sich da am zweiten Adventswochenende nachmittags auf eine geführte Wanderung tief hinein in den Wald. Nach etwa 20 Minuten erreichen sie eine Feuerstelle. Rund um diese herum darf alles geschlagen werden, was als Christbaum gefällt. Nachteil: Der Baum muss anschließend selbst zum Auto zurückgeschleppt werden. Zur Stärkung gibt’s vorher aber am Lagerfeuer Speis und Trank. Jan Kossack ist 50 Jahre alt und gilt als der Baumkönig von Berlin. Angefangen hat der ehemalige Ostberliner Jurastudent 1993 als Aushilfskraft auf dem Alexanderplatz. Heute beschäftigt Kossack 30 Männer an elf Verkaufsstellen, darunter im Wedding, in Neukölln und Hellersdorf. Anfang November geht es für den Weihnachtsbaumverkäufer richtig los. Die Verkaufsstellen müssen aufgebaut werden, Bäume, die Kossack schon im August persönlich in Dänemark ausgesucht hat, müssen angeliefert und aufgestellt werden. „Ich verkaufe etwas, das zu 100 Prozent positiv besetzt ist. Etwas, das die ganze Familie toll findet“, sagt Kossack. Eine „ZDF.reportage“ über den Kampf um den perfekten Weihnachtsbaum. (Text: ZDF)