Folge 114

  • Landfrust – Bauern unter Druck

    Folge 114
    Billige Milch, billiges Fleisch, schärfere Auflagen: Viele Bauern können sich den Beruf Landwirt nicht mehr leisten. Immer mehr Höfe werden aufgegeben. Die Bauern plagen Zukunftsängste. Noch nie haben sich in Deutschland so viele Bauern zu Protesten aufgemacht wie in den vergangenen Monaten. Tausende Landwirte machen ihrem Ärger Luft, bis vors Kanzleramt rollen die Traktoren. Sie beklagen eine aus ihrer Sicht falsche Agrarpolitik. Jetzt, zur Ernte, sind die meisten Landmaschinen wieder auf den Feldern. Einer von ihnen ist Harald H. aus Unterfranken. Mit 52 Jahren gibt er seinen Betrieb in dritter Generation auf, obwohl er noch weit von der Rente entfernt ist.
    Vieles hat er probiert, Tierzucht, Getreide, konventionell, Bio. Seine größtenteils gepachteten Felder sind auf stattliche 200 Hektar gewachsen. Doch es will sich einfach nicht mehr rechnen. „Meine Frau ist Erzieherin, sie arbeitet 25 Stunden in der Woche und bekommt am Ende bald mehr als ich!“ Ein letztes Mal fährt H. mit dem Mähdrescher raus. Die letzte Ernte will er noch einfahren, dann ist Schluss, und H. geht auf Jobsuche. Er ist nicht der Einzige.
    In den vergangenen zehn Jahren haben etwa 14 Prozent aller landwirtschaftlichen Betriebe in Bayern aufgegeben. Die Folge: Bundesweit beackern immer größere Lohnunternehmen die Felder. Kritiker sehen die Existenz der Bauern in Gefahr. Die 25-jährige Agrarstudentin Johanna Mandelkow aus
    Brandenburg sieht aber gerade in der modernen Landwirtschaft ihre Zukunft. Sie will auch nicht hinnehmen, dass Landwirte unter den Generalverdacht gestellt werden, Umweltzerstörer Nummer eins zu sein. Als sie im November 2019 eine Bauerndemo in Berlin angemeldet hat, wusste sie nicht, dass es die größten Traktor-Proteste in der Geschichte der Bundesrepublik werden würden.
    „Als ich die Bilder in der Nacht sah, war das einfach nur Gänsehaut“, sagt die bestens vernetzte Schweinezüchterin vom Verein „Land schafft Verbindung“. „Am meisten hat mich erstaunt, dass aus lauter Einzelkämpfern so eine Riesenbewegung wurde.“ Und so hat sich auch der 26-jährige Gonne M. aus Nordfriesland mit dem Traktor auf den Weg nach Berlin gemacht. „Auch, weil da endlich mal was los war“, sagt der Milchviehzüchter, der später einmal den elterlichen Hof übernehmen möchte.
    Wer ihn besucht, bekommt eine Ahnung davon, wie aufwendig Landwirtschaft sein kann, um eine Familie zu ernähren. Bei Milcherträgen von 21 Cent pro Liter schaffen es seine 150 Kühe kaum, die laufenden Kosten zu erwirtschaften. „Wenn wir nicht ein ordentliches Zusatzgeschäft aus Windkraft, Solar und Biogas hätten, wären wir schon längst Pleite gegangen“. Der Film erzählt von den Schwierigkeiten dreier Bauern und deren Familien, ihre Existenz zu sichern, von Zukunftssorgen und Strategien, sich in einer sich rasant wandelnden Landwirtschaft zu behaupten. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 20.09.2020ZDF

Cast & Crew

Sendetermine

Mo 21.09.2020
05:00–05:30
05:00–
So 20.09.2020
17:55–18:25
17:55–
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