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Folge 2556
* Polen: Rechtsruck in der Bevölkerung? Der deutliche Wahlsieg der rechtsnational ausgerichteten Partei PIS in Polen hat viele in den anderen europäischen Ländern hochgeschreckt. Das ARD-Team hat sich auf Spurensuche begeben, woher dieser Rechtsruck in der polnischen Bevölkerung kommen könnte. In der Gemeinde Kulesze Koscielne, einem Ort im ländlichen Osten von Polen, erzielt die PIS geradezu traumhafte Ergebnisse. Eine Opposition gibt es nicht. Die Menschen hier sehnen sich nach einer nationalen Identität. Alles, was mit der EU und den Flüchtlingen zu tun hat, ist ihnen fremd.
Sie haben Angst, fremdbestimmt zu werden. Doch während auf dem Land der Westen schon immer weit weg erschien, kippt nun auch die Stimmung in den Städten. Rechtsextreme Vereinigungen wie die allpolnische Jugend finden vermehrt Zulauf. Auch der 20jährige Jurastudent Kacper identifiziert sich mit deren Zielen. Und an der Universität ist er damit nicht allein. Die PIS versteht sich als Volksbewegung und nicht so sehr als eine Partei unter anderen. Sie will die hundertprozentige Macht, und viele, so erlebt es die ARD-Korrespondentin Griet von Petersdorff, haben nichts dagegen.
* Frankreich: Kampf um Windräder Manchmal zeigen sich die großen Stolpersteine der Klimapolitik bereits im ganz Kleinen. In den französischen Dörfern St. Clément und Lavoine in den Bergen der Auvergne zum Beispiel. Da sollten Windräder aufgestellt und sauberer Strom produziert werden. Der Bürgermeister von Lavoine fand das keine gute Idee. Die Menschen im Nachbarort St. Clément dagegen stellten Boden zur Verfügung für acht Windräder. Das allerdings entwickelte sich wie ein Lausbubenstreich: die Windräder, die man in Lavoine wegen des Lärms und der Landschaft nicht wollte, hört und sieht man jetzt nur von Lavoine aus.
Denn St. Clement liegt just hinter dem Berg, auf dessen Kamm es die Stromungetüme hat aufstellen lassen. Eine gemeinsame Umweltpolitik kann sich hier mitten in Frankreich keiner so recht mehr vorstellen, wie Mathias Werth berichtet. * USA: Außer Schießen nichts gelernt? Tödliche Polizeigewalt, dokumentiert auf Handyvideos, hat das Bild von Amerikas Cops drastisch verschlechtert. USA-Korrespondent Stefan Niemann wollte wissen, wie Polizisten in Amerika eigentlich ausgebildet und auf kritische Situationen vorbereitet werden.
Doch Anfrage um Anfrage nach einer Drehgenehmigung bei der Polizei wurde abgelehnt. Bis der Polizeipräsident von Milwaukee grünes Licht gab. Er will zeigen, dass seine Truppe nichts zu verbergen hat. Die Ausbildung beinhaltet nicht nur Schießtraining. Die Polizisten müssen sich auch in Rollenspielen üben, wie sie zum Beispiel Fälle von häuslicher Gewalt schlichten können. Außerdem werden künftig alle Cops mit sogenannten Körperkameras ausgestattet.
Nicht alle sind von dieser Neuerung überzeugt, aber Polizeipräsident Edward Flynn sieht keine andere Wahl: „Wir sind so unter Druck, dass wir jedwede Technik nutzen müssen, um die Rechtmäßigkeit unseres eigenen Handelns nachzuweisen.“ * China: Millionen Kinder, von ihren Eltern zurück gelassen Jin Han lebt nur eine Woche im Jahr mit ihren Eltern zusammen. Nur dann hat die Fünfjährige ein Familienleben, wie sie es von anderen Kindern kennt. Nur dann ist sie richtig glücklich. Den Rest des Jahres arbeiten Jin Hans Eltern in einem Restaurant in Peking, 1200 Kilometer entfernt.
So wie ihnen geht es Millionen Chinesen. Um Arbeit zu finden und etwas Wohlstand zu erreichen, ziehen sie in eine der großen Städte und lassen ihre Kinder auf dem Dorf zurück. Die hohen Lebenshaltungskosten und auch das Schulsystem lassen einen gemeinsamen Umzug in die Stadt nicht zu. Meist sind es die Großeltern, die sich um die Kleinen kümmern. Sie sind es auch, die die Tränen trocknen müssen, nach den abendlichen Telefonaten mit Mama und Papa. Das Schicksal vieler Wanderarbeiter und ihrer Familien. Mario Schmidt hat miterlebt, wie Kinder und Eltern unter der Trennung leiden. (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere So. 13.12.2015 Das Erste Folge 2557
Russland: Wenn die Reichen das Land verlassen – Die Rubljowka Chaussee in Moskau gilt als Russlands Straße der Reichen und Mächtigen. Wer hier wohnt, hat es geschafft. Vor nicht allzu langer Zeit haben Oligarchen und reiche Investoren noch fast jede Summe für diese exklusiven Lagen bezahlt. Auch Putin wohnt hier. Doch jetzt sind die Preise für die Luxus-Immobilien rasant gefallen. Viele Geschäftsleute wollen ihre Villen verkaufen, weil sie das Land verlassen. Die russische Wirtschaft ist auf Talfahrt, der Rubel schwach. Nur bei den Immobilienmaklern herrscht Hochkonjunktur – beim Angebot.
Aber die Reichen und Einflussreichen gehen nicht allein wegen der Wirtschaftskrise ins Ausland, sondern vor allem weil sie Angst vor zunehmendem Machtmissbrauch und Willkür der Behörden haben. Sie beklagen eine grassierende Korruption und die Rechtsunsicherheit im Land. Meinungsforscher sprechen von einer stillen Protestwelle gegen das Regime Putin. Seit in Russland die Angst vor einem Rückfall in die Zeiten der Sowjetunion wächst, stehen in der Rubljowka immer mehr „Schnäppchen“ zum Verkauf.
Madagaskar: Vanille – das schwarze Gold – Vanille, grün-schwarze Schoten, – weiß-beige-gelbes Edelgewürz. Gerade jetzt zur Vorweihnachtszeit darf keinem Kipferl die nötige Prise Vanille fehlen. Echte Vanille ist teuer und für die Erzeuger in Madagaskar daher wie schwarzes Gold: Schoten im Wert von hunderttausenden Euro liegen auf so mancher Plantage zum Trocknen in der Sonne. Ein Jahr dauert das Trocknen und Prüfen der Schoten, bevor die Vanille qualitativ einwandfrei und bereit für den Verkauf ist. Aber schon vorher benötigt die Pflanze beim Wachsen und Befruchten viel Pflege und Arbeit.
Kein Wunder, dass der Preis für das Gewürz enorm gestiegen ist – auf etwa 140 Euro für ein Kilo schwarze Vanille. China: Der letzte Parkfrisör – Yu Dianying ist einer der Letzten seiner Art: Auch mit 77 Jahren kommt er fast jeden Tag in den Xiangheyuan-Park in Peking, um seinen Kunden die Haare zu schneiden. Doch mit dem Alter muss auch Herr Yu kürzer treten: mehr als 20 bis 30 Kunden am Tag schafft er heute nicht mehr – früher waren es einmal bis zu 80. Sein Arbeitsplatz ist einzigartig und nachdem er früher fast 40 Jahre in einem staatlichen Frisörgeschäft gearbeitet hat, genießt er jetzt sein Dasein als freiberuflicher Parkfrisör.
Ans Aufhören mag Herr Yu nicht denken, denn genau wie seine Kunden sagt er: „Wenn man nichts tut, kriegt man schnell Demenz.“ Libyen: Leichte Beute für den IS? Nur ein paar Hundert Kilometer südlich von Sizilien braut sich etwas zusammen. Der sogenannte Islamische Staat erweitert seinen Machtbereich in Libyen und hat es auf die Ölquellen des Landes abgesehen.
Einwohner aus Sirt, die vor den Terrormilizen des IS geflohen sind, berichten schreckliche Ereignisse aus ihrer Heimatstadt. Viele wollen unerkannt bleiben, weil sie noch Verwandte unter IS-Kontrolle oder ganz einfach Todesangst haben. Im ganzen Land soll der IS Zellen gebildet haben, die Informationen sammeln. Libyen ist dabei, zu einem „Ersatzkalifat“ zu werden, da die Situation für die Extremisten in Syrien und im Irak immer schwieriger wird. Thomas Aders und seine Kollegen durften als erstes Fernsehteam ein Interview mit einem ranghohen „Emir“ des IS führen, einem engen Begleiter des selbsternannten „Kalifen“ des IS Abu Bakr al Baghdadi, der seit drei Monaten in einem Hochsicherheitsgefängnis an einem geheimen Ort in Libyen gefangen gehalten wird.
Das „Weltspiegel“team konnte auch den Piloten einer Helikopterstaffel begleiten und aufzeigen, wie die Armeen zweier verfeindeter Regierungen das Land in zwei große Teile auseinandergerissen haben. An der anarchischen Bruchstelle in der Mitte hat der IS die Gunst der Stunde genutzt, um in der Stadt Sirt seinen nächsten Brückenkopf zu errichten. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 20.12.2015 Das Erste Folge 2558
Schwerpunktsendung zum fünften Jahrestag des „Arabischen Frühlings“ Geplante Themen: – Syrien: Eine Kleinstadt wehrt sich „Die Welt erwartet ein glückliches Jahr 2016. Während die Syrer mehr Opfer zu erwarten haben. Trotzdem wünschen wir allen ein fröhliches neues Jahr.“ Das war die Video-Botschaft einer Gruppe von syrischen Aktivisten, die sich „Vereinigung der Revolutionären Büros“ nennt und in dem Kleinstädtchen Kafranbel im Norden Syriens residiert. Kafranbel hatte sich als eine der ersten syrischen Städte gegen den Diktator Assad erhoben.
Nach Besetzung durch Regimetruppen konnte die Freie Syrische Armee den Ort wieder befreien. Trotz Bomben, die Assads Flugzeuge immer wieder abwerfen, trotz Drohungen von islamistischen Milizen, die in der Gegend herrschen: Die Aktivisten der „Vereinigung der Revolutionären Büros“ kämpfen beharrlich für friedliche Veränderungen in Syrien, für Freiheit, Demokratie und Pluralismus. Und sie tun es mit ihrer besten „Waffe“: dem freien Wort. Ein Film von Mahmoud Al-Tamr und Esther Saoub, SWR Stuttgart – Nordsyrien: Kommt die Offensive? Die Erfolgsmeldungen häufen sich.
Im Irak erobern Regierungstruppen Städte zurück. In Nordsyrien sind kurdische Milizen auf dem Vormarsch und die Terrorkommandos des sogenannten „Islamischen Staates“ (IS) in der Defensive. Deutet sich damit eine Wende im Krieg gegen die Terrorgruppe an? ARD-Korrespondent Volker Schwenck (ARD Kairo) bereist Nordsyrien und berichtet von den Vorbereitungen für eine Offensive auf die Hauptgebiete des „IS“. In der Stadt Hasaka vereinigen sich arabische mit kurdischen Milizen.
Sie nennen sich „Demokratische Kräfte Syriens“ und wollen das Land von islamistischem Terror befreien. – Ägypten: Verratener Aufstand Fünf Jahre ist die arabische Rebellion jetzt schon alt. Fünf Jahre, in denen erst ein Diktator vertrieben wurde, dann ein islamistisches Regime an die Macht kam und dieses wiederum von einer Militärdiktatur abgelöst wurde. Fünf Jahre, die auch die Revolutionäre von einst in Ägypten ernüchtert haben. Nicht wenige sitzen in Gefängnissen, viele Kämpfer für demokratische Veränderungen haben aufgegeben, nur wenige trauen sich noch der staatlichen Repression etwas entgegenzusetzen.
ARD-Korrespondent Thomas Aders (ARD Kairo) berichtet über ein Land, über das sich eine bleierne Last gelegt hat. – Balkan: Der Flüchtlingstreck Der „arabische Frühling“ hat nicht nur den Nahen Osten erschüttert. Die Schockwellen, die vor allem die brutale Niederschlagung der Aufstandsbewegung in Syrien ausgelöst hat, sind bis nach Europa zu spüren. Millionen von Menschen sind auf der Flucht vor Krieg, Terror und Hunger. Eine ihrer Hauptrouten nach Europa führt über den Balkan.
Waren die Flüchtlinge bisher vor allem auf kriminelle Schleuserbanden angewiesen, um bis nach Deutschland, Österreich oder Schweden zu gelangen, so finden sie jetzt auf dem Balkan ein gut organisiertes, quasi staatliches „Schleusernetz“, das sie so schnell es geht, von Griechenland durch Mazedonien, Serbien, Kroatien und Slowenien bis nach Zentraleuropa transportiert. Über ein in Flüchtlingsfragen zerrissenes Europa und über das große Geschäft mit Flüchtlingen berichtet ARD-Korrespondent Till Rüger, ARD Wien.
– Frankreich: Jugend extrem Dschihadistischer Terror und Rechtsruck. Was ist in Frankreich los? Frankreich hat ein bitteres Jahr erlebt. Terror, erst gegen die Satirezeitschrift Charlie Hebdo, dann der blutige Anschlag in Paris im November und schließlich der historische Wahlerfolg des rechtsextremistischen „Front National“ bei den letzten Regionalwahlen. Vor allem Jugendliche haben ihre Stimme der extremen Rechte gegeben. Was haben junge Dschihadisten und junge Rechte gemeinsam? Warum radikalisiert sich scheinbar eine ganze Generation? Dieser Frage geht ARD-Korrespondent Mathias Werth, ARD Paris, nach. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 10.01.2016 Das Erste Folge 2559
Geplante Themen: – Türkei: Istanbul nach dem Terroranschlag Mehmet Ya?c? kennt Istanbul wie seine Westentasche. Der 47-Jährige ist seit mehr als drei Jahrzehnten Reiseleiter in der schönen Stadt am Bosporus. Seit Dienstag dieser Woche ist seine Welt nicht mehr in Ordnung – seit dem verheerenden Selbstmordanschlag, bei dem zehn deutsche Touristen den Tod fanden. Eine Kollegin von ihm stand nur wenige Meter von der Explosion entfernt. Nur durch Glück blieb sie unverletzt. Mehmet Ya?c? ist mit einer deutschen Frau verheiratet und spricht fließend Deutsch.
Mit vielen seiner deutschen Kunden haben sich über die Jahre echte Freundschaften entwickelt. Nun trauert er mit seinen Landsleuten um die Opfer des Terroranschlags. Mehmet Yagc? sieht sich als Mittler zwischen den Kulturen und hat sich auf Religionstourismus spezialisiert. Seine große Sorge gilt der Zukunft der Türkei. Er beobachtet eine zunehmende Islamisierung seiner Heimat. Der dem so genannten „Islamischen Staat“ zugeschriebene Anschlag ist für Mehmet Ya?c? indirekte Folge dieser von der amtierenden Regierung gesteuerten Entwicklung.
(Autor: Michael Schramm, ARD Istanbul) – Schweden: Schweigekartell um sexuelle Übergriffe? Nach den Ereignissen in der Silvesternacht in Köln wurde bekannt, dass auch in Schweden junge Mädchen bedrängt worden sind, unter anderem bei Open-Air-Konzerten in Stockholm. Die Polizei wusste von den Vorfällen, für die Migranten aus dem arabischen Raum verantwortlich gewesen sein sollen. Wie in Deutschland hat die Polizei auch in Schweden die Vorfälle verschwiegen. Jetzt ist die Polizeiführung in Bedrängnis.
Hat sie aus falsch verstandener Rücksichtnahme die Herkunft der Verdächtigen verschwiegen? Regierungschef Löfven hat die Polizei öffentlich kritisiert. Die rechten Schwedendemokraten sehen sich in ihrer fremdenfeindlichen Haltung bestärkt. Wie steht es um die Rechte der Frauen im modernen Vorzeigeland Schweden? (Autor: Clas Oliver Richter, ARD Stockholm) – Burundi: Warum Bürger zu Flüchtlingen werden Gestern ist es wieder passiert. Um zwei Uhr früh haben Polizisten ein Viertel in Bujumbura, Burundis Hauptstadt, gestürmt und junge Männer mitgenommen.
Ob sie je wieder lebendig auftauchen – keiner weiß es. Die Angst ist riesengroß. Ganze Straßenzüge sind leer – die Gewalt macht die Menschen zu Flüchtlingen. Bereits 200.000 Bürger sind schon in die Nachbarstaaten geflüchtet. Seit Präsident Pierre Nkurunziza widerrechtlich seine dritte Amtszeit angetreten hat, lässt er seine Gegner und Oppositionelle brutal verfolgen und töten. Zudem schürt das Regime den Hass zwischen Hutu und Tutsi. Viele erinnern sich an den Völkermord in Ruanda 1994 und befürchten einen neuen Genozid.
(Autorin: Shafagh Laghai, ARD Nairobi) – China: Die Eisfischer vom Chagan-See Die Männer sind „eisighart“: Bei minus 21 Grad ziehen die Fischer auf den zugefrorenen Chagan-See in Chinas nordöstlicher Provinz Jilin. Morgens in der Dunkelheit treffen sie sich und fahren dann, gezogen von ihren Pferden, eine Stunde über den riesigen See. Am Ziel angekommen fischen sie wie ihre mongolischen Vorfahren schon vor über 1000 Jahren: Sie breiten ein Netz unter dem Eis aus, das einen Quadratkilometer groß ist – nur mit Muskelkraft und der Hilfe der Pferde.
Dafür bohren sie ein Loch nach dem anderen durch das 50 Zentimeter dicke Eis. Am Nachmittag gibt es dann endlich den Lohn für die harte Arbeit: Tonnen von Fisch aus dem zugefrorenen See. (Autor: Mario Schmidt, ARD Peking) – Kenia: Die Heldin der Alten Joyce Wanjiku arbeitete im Ausland, als ihre Mutter an Krebs erkrankte und dann starb. Dieses Schicksal hat sie wachgerüttelt und mit ihrer Stiftung „Purity Elderly Care Foundation“ kümmert sie sich jetzt selbst zusammen mit freiwilligen Helfern um alleingelassene Alte.
Auch Betteln gehört zu ihrer täglichen Arbeit, um in Supermärkten Lebensmittel für die Menschen zu besorgen, die sich einen Einkauf nicht leisten können. Denn auch in Kenia sind die traditionellen Familienstrukturen aufgebrochen, viele Kinder leben nicht einmal mehr im selben Ort wie ihre Eltern und können sich deshalb auch nicht um sie kümmern. Ohne familiäre Unterstützung reicht die kleine staatliche Mindestrente hinten und vorne nicht. Joyce hilft den vereinsamten Senioren mit Unterstützung und menschlicher Zuwendung. (Autorin: Sabine Bohland, ARD Nairobi) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 17.01.2016 Das Erste Folge 2560
Geplante Themen: – London: Stimmung gegen Muslima Ruhi ist jung, ist Britin und trägt Kopftuch, wie viele Muslima im Königreich. Früher wurde das toleriert, doch mittlerweile sind Frauen wie Ruhi Zielscheibe von Angriffen. Ruhi erzählt, als sie in einem Vorstadtzug unterwegs war, kam ein Mann auf sie zu und forderte sie auf, den Zug zu verlassen. Er befürchtete, Ruhi könne alle Passagiere in die Luft jagen. Solche verbalen, aber auch körperliche Attacken haben seit den Anschlägen von Paris zugenommen, bestätigt die Polizei.
Die islamfeindliche Stimmung in Großbritannien ist angeheizt. Von der Regierung fühlen die muslimische Frauen sich im Stich gelassen. ARD Studio London/Julie Kurz – Marokko: Was Männer über Frauen denken Sie sollen für die massive Belästigung von Frauen in der Sylvester-Nacht verantwortlich sein – junge Männer aus den Maghreb-Staaten: Tunesien, Algerien und Marokko. Die Debatte, inwiefern kultureller Hintergrund und Religion, also der Islam, ihr Verhalten prägen, kocht hoch. Die Vielehe, die Verheiratung von Minderjährigen, häusliche Gewalt – all das gehört zu Marokkos Alltag.
Aber es gibt auch eine starke Zivilgesellschaft, die versucht, genau diese Mentalität zu ändern. ARD Studio Madrid/Stefan Schaaf – Kenia: Die Perlenmädchen Sie sind bunt und der Inbegriff von Schönheit für das Volk der Samburu im Norden Kenias: Perlen. Aber sie haben noch eine ganz andere Bedeutung: Schenkt ein Moran, ein junger Mann, einem Mädchen Perlen, heißt das, er darf Sex mit ihr haben, wann immer er will. Oft sind diese „Perlen-Mädchen“ erst 7, 8, oder 9 Jahre alt.
Die Samburu pflegen diese Tradition und Frauen haben da nicht viel zu sagen. Dagegen kämpft Josephine Kulea, selbst eine Samburu. Sie will die Perlenmädchen retten, und vor allem zur Schule schicken. ARD Studio Nairobi/Sabine Bohland – Afghanistan: Helden des Alltags „Kabul ist wie ein Gefängnis, überall nur hässliche Mauern“, sagen Omaid Sharifi und seine Freunde. Sie sagen auch: „Wir wollen unsere Stadt zurück.“ Deswegen nehmen sie sich etwas heraus, was unerhört scheint. Sie bemalen in ihrer Freizeit die Sicherheitsmauern von Kabul.
Mauern, die sonst vor Attentätern schützen. Es begann mit Augen. „Wir sehen euch“ wollen sie sagen – überall in Kabul, im ganzen Land, das als eines der korruptesten der Welt gilt. Die jungen Leute wollen das nicht akzeptieren. Sie wollen ihr Land verändern, ihre Botschaft: Korruption lässt sich nicht verstecken. ARD Studio Neu Delhi/Gábor Halász – USA: Trotz Arbeit kein Zuhause Allein in New York leben rund 60.000 Menschen in Obdachlosenheimen, 24.000 von ihnen sind Kinder.
Die Mitchells sind auf den ersten Blick eine ganz normale Familie: Vater Chequan arbeitet auf dem Bau, Mutter Kali in einer Kindertagesstätte, am Wochenende gehen sie mit den Kindern auf den Spielplatz. Was ihnen fehlt, ist ein eigenes zu Hause. Sie sind auf der Straße gelandet, als der Vermieter wieder einmal die Miete erhöhte, Mutter Kali gerade schwanger war und nicht mit verdienen konnte. Ironie des Schicksals: Der frühere Vermieter hat sein Haus jetzt der Stadt vermietet, die es in ein Obdachlosenheim verwandelte. Dem Eigentümer bringt das höhere Mieteinnahmen. ARD Studio New York/Jan Philipp Burgard (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere So. 31.01.2016 Das Erste Folge 2561
Geplante Themen: – Brasilien: Karneval der Korruption Brasilien ohne Karneval – das geht gar nicht, trotz der dramatischen Wirtschaftskrise im Land. Die Krise wird einfach zum Thema gemacht im bunten Treiben und das Gesicht des obersten Korruptionsermittlers avanciert zur beliebten Karnevalsmaske. Der Brasilianer mit den japanischen Wurzeln verdankt seine Prominenz den Politikern und Wirtschaftskapitänen, die unter seiner Leitung wegen Korruptionsverdachts festgenommen wurden. „O japones da Federal“, der Japaner der Bundespolizei, so wird er im Karneval besungen.
Brasilien leidet unter einer ausufernden Korruption, die für den wirtschaftlichen Niedergang des Landes mitverantwortlich gemacht wird. Von zwei der großen Ratingagenturen ist die bisher siebtgrößte Volkswirtschaft der Welt jetzt auf Ramsch-Niveau herabgesenkt worden. Autor: Michael Stocks, ARD Rio de Janeiro – Marokko: Wie Männer über Frauen denken Die Frauen in Deutschland – leichte Beute marodierender Horden nordafrikanischer und arabischer Asylsuchender und Flüchtlinge? Seit der Kölner Silvesternacht müssen vor allem junge Marokkaner zum Sündenbock für alles herhalten, was in der Flüchtlingspolitik falsch läuft.
Breit diskutiert wird jetzt, inwieweit kultureller Hintergrund und Religion, also auch der Islam, das Verhalten prägen. Deshalb hat ARD-Korrespondent Stefan Schaaf in Marokko recherchiert, wie dort das Verhältnis zwischen Mann und Frau funktioniert. Die Vielehe, die Verheiratung von Minderjährigen, häusliche Gewalt, all das gehört zu Marokkos patriarchal geprägtem Alltag.
Aber es gibt auch eine starke Zivilgesellschaft, die versucht, genau diese Mentalität zu ändern. Autor: Stefan Schaaf, ARD-Madrid – Bosnien-Herzegowina: Brückenkopf der Islamisten? Tag und Nacht patrouillieren Polizisten auf der Zufahrtsstraße zum abgelegenen Bergdorf Gornja Maoca in Nordbosnien. Ihr Auftrag: mögliche Sympathisanten der Terrormiliz IS aufzuspüren, die sich hierher zurückziehen wollen.
Rund 200 Menschen leben im Dorf, Islamisten, die sich selbst als Salafisten bezeichnen, mit ihren Familien. Polygamie ist erwünscht, die Frauen sind vollverschleiert, mit Fremden dürfen sie nicht sprechen. Nach Angaben der Sicherheitsbehörden in Sarajevo soll es schon mehr als zehn solcher Salafistendörfer in ganz Bosnien geben und weitere sollen in Gründung sein. Die Islamisten dort stehen dem Wahhabismus nahe, einer ultrakonservativen Glaubensrichtung des Islam, der vor allem in Saudi-Arabien verbreitet ist und seit dem Bosnienkrieg immer mehr Anhänger in der Region findet.
Den Behörden in Sarajevo ist klar, dass diese Islamisten verfassungsfeindlich sind, die Demokratie ablehnen, stattdessen der Idee eines weltweiten Kalifats unter der Herrschaft der Scharia anhängen. Nachdem diese Entwicklung lange geduldet wurde, will man eine weitere Verbreitung der Islamisten jetzt verhindern. Autor: Darko Jakovljevic, ARD Wien – USA: Geld verdienen mit Gefangenen Boombranche US-Gefängnisse: Mit knapp 2,3 Millionen „Kunden“ beziehungsweise Insassen gelten die Vereinigten Staaten als weltweit das Land, das die meisten eigenen Bürger hinter Gitter schickt: Die USA hat die zweithöchste Gefangenenrate der Welt, neun Mal höher als in Deutschland.
Fahren unter Alkoholeinfluss, Ladendiebstähle – es sind auch Bagatelldelikte, die viele Amerikaner in die Zelle bringen. Aufwändig und kostspielig für den Staat, der Gefängnisse immer öfter von privaten Firmen betreiben lässt.
Die sind eher an Profit als an Resozialisierung interessiert, zumal hinter einigen privaten Gefängnisgesellschaften mächtige an der Wall Street notierte Hedgefonds stehen. Lobbyisten sorgen mit angemessenen Spenden in Parteikassen dafür, dass das Geschäftsmodell profitabel bleibt, zum Beispiel mit staatlich garantierten Belegungsgarantien. Der „Weltspiegel“ blickt hinter die Kulissen eines lukrativen Geschäfts, bei dem die Schwachen auf der Strecke bleiben. Autor: Markus Schmidt, ARD New York – Ukraine: Überleben in der Grauen Zone Das Minsker Abkommen über einen Waffenstillstand in der Ostukraine hat wider Erwarten immerhin ein Jahr gehalten.
Die Realität vor Ort ist allerdings ernüchternd, besonders für die Menschen, die in der sogenannten „Grauen Zone“ leben, einer Pufferzone, die die beiden Konfliktparteien trennt. Wer hier in der Nähe der Frontlinie – zwischen Separatisten und ukrainischer Armee – seine Heimat hat, kann nur abwarten, alle Lebenspläne aufgeben, das Geräusch von Maschinengewehrsalven und Mörsergranaten ertragen, und damit seinen Frieden schließen.
Niemand glaubt an einen baldigen Ausweg. Die Front im Land ist zur Mauer im Kopf geworden – unüberwindbar, festgefroren. Sie trennt Straßen, Dörfer, Menschen. Golineh Atai erlebt auf ihrer Reise entlang der Frontlinie zerstörte und abgeschnittene Landstriche, wo Einwohner ohne Essenspakete nicht überleben können, trifft junge ukrainische Soldaten in ihren Stellungen und spricht mit Schülern im wieder eröffneten Militärinternat von Donezk. http://www.daserste.de/weltspiegel (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 07.02.2016 Das Erste Folge 2562
Malediven: Urlaubsparadies als Terroristenheimat Sie sind das Traumziel vieler Deutscher: die Malediven, unendliche Strände, türkisblaues Wasser. Etwa hunderttausend Bundesbürger reisen jedes Jahr in den islamischen Staat, der aus mehr als 1100 Inselgruppen besteht. In diesem Jahr sind die Malediven offizielles Partnerland der Internationalen Tourismusbörse ITB. Was viele nicht wissen: Von den Malediven ziehen vor allem junge Männer für den sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) in den Krieg, mehr als 200 Personen sollen es sein, für das kleine Land eine beachtliche Zahl.
Spricht man die Inselbewohner darauf an, schweigen viele. Schließlich stoppt die Polizei die Dreharbeiten des ARD-Teams und verhängt ein zehnjähriges Einreiseverbot für die Crew. Die Außenministerin verteidigte diesen Schritt vor wenigen Tagen ausdrücklich. (ARD Neu Delhi / Markus Spieker) England: Stimmung gegen Muslima Ruhi ist jung, Britin und trägt Kopftuch, wie viele Muslima im Königreich. Früher wurde das toleriert, doch mittlerweile sind Frauen wie Ruhi Zielscheibe von Angriffen. Ruhi erzählt, als sie in einem Vorstadtzug unterwegs war, kam ein Mann auf sie zu und forderte sie auf, den Zug zu verlassen.
Er befürchtete, Ruhi könne alle Passagiere in die Luft jagen. Solche verbalen, aber auch körperlichen Attacken haben seit den Anschlägen von Paris zugenommen, bestätigt die Polizei. Die islamfeindliche Stimmung in Großbritannien ist angeheizt. Von der Regierung fühlen sich die muslimischen Frauen im Stich gelassen. (ARD Studio London / Julie Kurz) Kenia: Die Perlenmädchen Sie sind bunt und der Inbegriff von Schönheit für das Volk der Samburu im Norden Kenias: Perlen. Aber sie haben noch eine ganz andere Bedeutung: Schenkt ein Moran, ein junger Mann, einem Mädchen Perlen, heißt das, er darf Sex mit ihr haben, wann immer er will.
Oft sind diese „Perlen-Mädchen“ erst 7, 8, oder 9 Jahre alt. Die Samburu pflegen diese Tradition und Frauen haben da nicht viel zu sagen. Dagegen kämpft Josephine Kulea, selbst eine Samburu. Sie will die Perlenmädchen retten und vor allem zur Schule schicken. (ARD Studio Nairobi / Sabine Bohland) Afghanistan: Helden des Alltags „Kabul ist wie ein Gefängnis, überall nur hässliche Mauern“, sagen Omaid Sharifi und seine Freunde. Sie sagen auch: „Wir wollen unsere Stadt zurück.“ Deswegen nehmen sie sich etwas heraus, was unerhört scheint.
Sie bemalen in ihrer Freizeit die Sicherheitsmauern von Kabul. Mauern, die sonst vor Attentätern schützen. Es begann mit Augen. „Wir sehen euch“, wollen sie sagen – überall in Kabul, im ganzen Land, das als eines der korruptesten der Welt gilt. Die jungen Leute wollen das nicht akzeptieren. Sie wollen ihr Land verändern, ihre Botschaft: Korruption lässt sich nicht verstecken. (ARD Studio Neu Delhi / Gábor Halász) USA: Trotz Arbeit kein Zuhause Allein in New York leben rund 60.000 Menschen in Obdachlosenheimen, 24.000 von ihnen sind Kinder.
Die Mitchells sind auf den ersten Blick eine ganz normale Familie: Vater Chequan arbeitet auf dem Bau, Mutter Kali in einer Kindertagesstätte, am Wochenende gehen sie mit den Kindern auf den Spielplatz. Was ihnen fehlt, ist ein eigenes Zuhause. Sie sind auf der Straße gelandet, als der Vermieter wieder einmal die Miete erhöhte, Mutter Kali gerade schwanger war und nicht mit verdienen konnte. Ironie des Schicksals: Der frühere Vermieter hat sein Haus jetzt der Stadt vermietet, die es in ein Obdachlosenheim verwandelte. Dem Eigentümer bringt das höhere Mieteinnahmen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 21.02.2016 Das Erste Folge 2563
Donald Trump feiert Sieg um Sieg. Seine Umfragewerte sind anhaltend hoch. Während zu Beginn seiner Kandidatur viele davon ausgingen, dass Trump ein vorübergehendes Phänomen auf der politischen Bühne sein würde, fragen sich inzwischen die Menschen, was wenn der Geschäftsmann sich wirklich als Kandidat der Republikaner durchsetzt und dann gar Präsident der USA wird? Amerika-Korrespondentin Ina Ruck versucht, hinter die Kulisse des provokanten Neu-Politikers zu schauen, und hat dafür unter anderem Trumps Biograph Michael d’Antonio getroffen.
Donald Trump glaube fest daran, als Mensch einzigartig und überlegen zu sein. Das erkläre Trumps Strategie in diesem Wahlkampf. Ob das auch bei den nächsten Vorwahlen verfängt, wird sich am sogenannten Super Tuesday zeigen. Äthiopien vor einer neuen Hungersnot? Hilfsorganisationen und die Vereinten Nationen warnen immer vehementer vor einer neuen Hungersnot in Äthiopien. Das Land leidet unter der schlimmsten Dürre seit Jahrzehnten. Das ARD-Team ist in die Afar-Region gefahren.
Und was es dort gesehen hat, hat die Kollegen tief erschüttert. Eine Krankenstation ganz ohne Wasser, Kinder, denen es sehr schlecht geht, sterbende Tiere. Ein Wassertransporter, dem sie begegneten, blieb mit mehreren Pannen liegen. Der Fahrer war völlig verzweifelt. Mitte der 1980er-Jahre gingen genau aus dieser Region dramatische Bilder von hungernden Menschen um die Welt. Jetzt ist die Gegend zur Roten Zone ernannt worden. Die Hilfe dort hat höchste Priorität. Alle fürchten eine Wiederholung. Während die einen vor allem das El-Nino-Phänomen für die Dürre verantwortlich machen, sagen andere, die Katastrophe sei zum Teil auch hausgemacht.
Wurden in dem wirtschaftlich zuletzt aufstrebenden Land die falschen politischen Entscheidungen getroffen? Afrika-Korrespondentin Sabine Bohland sucht nach Antworten. Algerien: Ein gelähmtes Land: Ist Algerien ein „sicheres“ Herkunftsland, so wie es die Bundesregierung erklärt hat? Stefan Schaaf ist mit seinem Team in den größten Staat Afrikas gereist, über den man in Europa nur so wenig weiß.
Bislang konnte sich das Regime den sozialen Frieden mit den Einnahmen aus den Gas- und Erdölvorkommen regelrecht erkaufen, doch nun ändert sich die Stimmung. Der Verfall des Ölpreises führt zu einer Verteuerung in fast allen Bereichen. Die Stimmung ist explosiv. Das spürte das Team beim Rundgang auf den Märkten von Algier. Doch jede Form von Protest ist verboten, das geistige Klima ist vergiftet. „Algerien ist ein Land, das durch die Angst gelähmt wird“, so Journalist und Schriftsteller Kamel Daoud.
Nichts bewege sich, weil alle Angst vor einer Wiederholung des Bürgerkriegs haben wie in den 1990er-Jahren. Daoud hat die dominierende Rolle des Islam in seiner Gesellschaft kritisiert und wurde deshalb mit einer Fatwa belegt. Er wird im eigenen Land als Nestbeschmutzer und im Ausland als „islamophob“ kritisiert. Deshalb ziehe er sich nun zurück. Das Interview mit der ARD sei erst einmal sein letztes gewesen, sagt er dem Team zum Abschied. China: Wanderarbeiter – erste Opfer der Wirtschaftskrise: Wanderarbeiter Yu Qidong kam vor über 20 Jahren als Wanderarbeiter nach Shenzhen.
Er war bitterarm und erlebte den beispiellosen Wirtschaftsaufschwung. Und jetzt bekommt er die Krise zu spüren. Er hat seit Monaten keine Arbeit, und das im Perlflussdelta im Süden Chinas, der einstigen Werkbank der Welt. Hier hat Chinas Aufschwung und Öffnung begonnen. Jetzt aber schließen immer mehr Fabriken. Unternehmer klagen über zu hohe Kosten. Die Jobs, die die Wanderarbeiter noch finden, reichen nicht zum Leben.
Yu Qidong klagt: „Ich bin zu alt, und wir können mit den Technologien nicht mehr umgehen.“ Er hofft, dass es bald wieder aufwärts geht. Die Wirtschaftskrise in China kennt viele Verlierer. Und die, die sich wehren und für ihre Rechte kämpfen, müssen damit rechnen verhaftet zu werden. Es gibt Nichtregierungsorgansisationen, die sich der Wanderarbeiter annehmen, eine rechtliche Vertretung organisieren. Doch ihr Engagement ist riskant, ein Drahtseilakt. Momentan duldet die Regierung in Peking keinerlei Widerrede.
Die Funktionäre sind nervös, aus Furcht vor sozialen Unruhen. Bangladesch: Die mutigen Surferinnen von Cox’s Bazar – Sumi Akter ist stolz. Die 13-Jährige konnte sich auf ihrem Surfbrett halten. „Bevor ich mit dem Surfen anfing, war ich ängstlich. Aber mit der Zeit hab ich mich geändert.“ Sumi ist selbstbewusster geworden, seit sie in Cox’s Bazar, im Süden von Bangladesh, surfen geht. Es war gar nicht so einfach, ihre Eltern davon zu überzeugen, sie diesen Sport ausüben zu lassen.
Sie leben in einer islamisch geprägten Männergesellschaft, in der Mädchen nicht für alle sichtbar im Meer Sport machen sollen. Nasima war eine recht erfolgreiche Surferin, doch dann wurde sie verheiratet. Seit sie Mutter ist, verbietet ihr Mann ihr das Surfen und droht ihr mit Schlägen, falls sie sich widersetzt. Ein Schicksal, das auch Sumi drohen könnte. Doch sie will sich wehren. Sie will weiter zur Schule gehen. „Ich heirate nur einen Mann, der mir erlaubt, mein eigenes Leben zu leben“, erzählt sie selbstbewusst Korrespondent Gábor Halász. Und dann wartet draußen im Meer schon die nächste Welle. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 28.02.2016 Das Erste Folge 2564
Türkei: Schlepper, Schlauchbootfabrikanten und Flüchtlinge: Seit Jahresbeginn kontrollieren türkische Polizisten verstärkt Küstenstraßen und Strandabschnitte am Mittelmeer. Offensichtlich ist das Bemühen der türkischen Behörden, Flüchtlinge daran zu hindern, nach Griechenland zu gelangen. Doch noch immer finden Schlepper ihre illegalen Wege. Schlauchboote voll mit Migranten legen nun überwiegend nachts ab. Eine regelrechte Schleuserindustrie ist an der türkischen Ägäis entstanden mit Hunderten von kleinen Fabriken, die Schlauchboote und Schwimmwesten herstellen.
Eine Reportage von ARD-Korrespondent Oliver Mayer-Rüth (ARD Istanbul) Kolumbien: Frieden für ein geschundenes Land: Sie nennen sich „Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“ – kurz FARC, und sind die älteste Guerilla-Bewegung Lateinamerikas. Was 1964 als Kampf gegen den kolumbianischen Staat begann, verwandelte sich in einen 52-jährigen schmutzigen Bürgerkrieg. Aus einer revolutionären Bewegung wurde ein kriminelles Kartell, das sich mit Drogenhandel, Erpressung und Entführungen finanzierte.
Die Auseinandersetzung zwischen FARC, rechten Paramilitärs und dem kolumbianischen Militär hat Tausende Menschenleben gefordert und Millionen von Bürgern aus ihren Dörfern vertrieben. Jetzt besteht Hoffnung auf ein Ende der Kämpfe. Noch im März will die kolumbianische Regierung einen Friedensvertrag mit der FARC schließen. Ihre Kämpfer sollen wieder in ein ziviles Leben zurückgeführt werden. Eine Reportage von ARD-Korrespondent Peter Sonnenberg (ARD Mexiko) China: Höher, größer, schneller – Die neue Megalopolis Peking erstickt im Smog; Peking ersäuft im Verkehr; Peking ist hoffnungslos überbevölkert.
Um von einem Stadtteil in den anderen zu kommen oder von einer Behörde zur nächsten oder von einem Krankenhaus zu einer anderen Klinik, braucht man oft eine Ewigkeit. In der chinesischen Hauptstadt zu leben und zu arbeiten, zerrt an den Nerven der Menschen. Was ist die Lösung? Eine neue urbane Superregion! Wie entfesselt lässt die chinesische Regierung gerade bauen: den weltgrößten Flughafen, mehrere 100 Kilometer U-Bahn und High-Speed-Strecken, die ganze Stadtverwaltung muss umziehen.
Vieles wird aus dem Zentrum an den Stadtrand verlegt. Entstehen soll eine Region von 130 Millionen Menschen, mit neuer Infrastruktur, in der alles mit allem intelligent vernetzt wird: Jingjinji heißt die neue Region, die die Hauptstadt wieder lebenswerter machen soll. ARD-Korrespondent Mario Schmidt (ARD Peking) über eines der ehrgeizigsten Infrastrukturprojekte der Welt. USA: Raus dem Dschihad: Es gibt junge Menschen, die sind verführbar.
Und es gibt radikale Verführer, die gezielt Schwachstellen ausnutzen. Von jungen Muslimen ist die Rede, von denen sich manche auch in den Vereinigten Staaten ausgegrenzt fühlen und Halt suchen. Und dabei über das Internet an militante Dschihadisten geraten. Dutzende von jungen Männern und Frauen sind in den letzten Jahren aus den USA nach Syrien, in den Irak oder auch nach Somalia gezogen, um in den Reihen islamistischer Terrorgruppen zu kämpfen. Humera Khan ist eine resolute Frau, die sich zum Ziel gesetzt hat, radikalisierte Jugendliche wieder aus den Fängen der extremistischen Anwerber zu befreien.
Humera Khan und ihre Mitarbeiter der Organisation Muflehun nutzen soziale Medien, um in heimlichen Kontakt mit gefährdeten Jugendlichen zu kommen und um sie Schritt für Schritt wieder zu „entradikalisieren“. Ein Bericht von ARD-Korrespondentin Ina Ruck (ARD Washington) Japan: Reise durch die Apokalypse: Fünf Jahre ist es her, als ein Erdbeben, der folgende Tsunami und die Reaktorkatastrophe von Fukushima nicht nur Japan für immer veränderte.
Über 100.000 Einwohner mussten evakuiert werden, eine ganze Region ist verseucht und die Folgen werden noch Hunderte von Jahren zu spüren sein. Arkadiusz Podniensinski ist ein polnischer Fotograf und Filmemacher, der sich darauf spezialisiert hat, nukleare Katastrophen zu dokumentieren. Zusammen mit unserem ARD-Korrespondenten Uwe Schwering (ARD Tokio) hat er sich jetzt in die rote Zone des Sperrgebietes von Fukushima begeben – in die Zone mit der höchsten Strahlenbelastung. Ein Blick in verlassene Atommeiler, auf entleerte und verstrahlte Felder. Ein Blick in die Apokalypse. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 06.03.2016 Das Erste Folge 2565
Kuba: Amerika kehrt zurück: Ein wahrlich historischer Besuch: Nach 88 Jahren kommt mit Barack Obama am Sonntagabend wieder ein US-Präsident nach Kuba. Zwar nähern sich beide Länder schon kräftig aneinander an, aber Kuba hat die Latte sehr hoch gelegt: Das Embargo soll weg, Wiedergutmachung gezahlt werden und die Bucht von Guantanamo soll von den USA zurückgegeben werden. Im Gegenzug erwähnt Obama immer mal wieder vorsichtig das Thema Menschenrechte. Auch wenn die gegenseitigen Erwartungen groß, ja vielleicht zu groß sind, Reisefreiheit, Zahlungsverkehr und Warenaustausch sind alltägliche Erleichterungen, die die Beziehungen der beiden Länder und ihrer Bürger massiv verändern werden.
Auch wenn die kubanische Staatsmacht ihr sozialistisches Wirtschaftsmodell gegenüber dem Klassenfeind verteidigen will, die kapitalistische Vorhut ist bereits unterwegs: Amerikanische Immobilienkäufer, die sich die Filetstücke in Havanna sichern wollen. Nicht unbedingt das, was sich die Kubaner von einem grundsätzlic hen Wandel auf ihrer Insel erwarten. Kuba im Umbruch.
Hoffnungen und Ängste im Vorfeld des Obama-Besuchs. Brasilien: Kampf gegen die Zika-Epidemie: Aus den Schlagzeilen, aber nicht aus der Gefahrenzone: die Zika-Epidemie. Das Virus ist inzwischen in über 40 Ländern aufgetaucht, am schlimmsten betroffen ist Brasilien mit 641 nachgewiesenen Mikrozephalie-Fällen und über 4200 weiteren Verdachtsfällen. Etwa 1,6 Millionen Menschen im Land sind vom Zika-Virus infiziert: Pedro Lukas wurde im Dezember in einem Armenviertel im Nordosten Brasiliens in Joao Pessoa mit Mikrozephalie geboren. Die Mutter Lidiane Oliveira hatte sich, wie man heute weiß, im zweiten Schwangerschafts-monat mit dem Zika-Virus angesteckt.
Meistens sind die Zika-Infektionen nur mit grippeähnlichen Symptomen verbunden. Gefährlich wird es aber für Schwangere, denn das Virus steht in Verdacht bei Babys Schädelfehlbildungen, die sogenannte Mikrozephalie, zu verursachen. Pedros Kopf ist viel zu klein; Behinderungen sind vorprogrammiert und die Ärzte vermuten, dass Pedro erblinden wird. Ein Forscherteam aus den USA und Brasilien ist im Nordosten des Landes unterwegs, um herauszufinden, warum dort ein Elternpaar ein Baby mit Mikrozephalie bekommt und das nächste nicht.
Gibt es womöglich noch andere Faktoren, wie Umwelteinflüsse, die Mikrozephalie auslösen? Taiwan: „Regenbogen-Opa“ rettet Dorf vor Abrissbirne: Fast 900 sogenannte Militärdörfer gab es einmal in Taiwan – für zwei Millionen Menschen, die 1949 mit Chiang Kai-shek von China nach Taiwan geflohen waren. Lediglich 13 dieser Siedlungen gibt es heute noch. Und in einer von ihnen ereignet sich jeden Tag ein farbenfrohes Wunder: Ex-Soldat Yong-Fu Huang, der „Regenbogen-Opa“, wie er in ganz Taiwan liebevoll genannt wird, hat „sein“ Dorf in einem metaphysisch-anarchischen Mix quietschbunt bemalt und so vor der städtischen Abrissbirne gerettet.
Der bunte Planet „Opa“ ist nun eine Attraktion für tausende Besucher täglich – verzauberte Fans einer Fata Morgana. Türkei: Krieg im Südosten: Fahriye Cukur kommt jeden Tag in die Stadthalle von Diyarbakir, um zu trauern – und um zu protestieren: gegen den Tod ihrer Tochter Rozerin.
Die 17-jährige Schülerin soll ein Opfer der Gefechte zwischen türkischem Militär und Kämpfern der verbotenen PKK sein. Die Mutter hält seit 40 Tagen zusammen mit anderen Müttern von vermutlich getöteten Kindern Mahnwache. Die Leichen ihrer Kinder sollen sich noch im abgesperrten Stadtgebiet befinden. Diyarbakir im kurdischen Südosten der Türkei: Militärfahrzeuge patrouillieren auf den Straßen, die Altstadt ist komplett abgeriegelt, alle paar Minuten sind Explosionen und Schusswechsel zu hören. Für die Bewohner ist das mittlerweile fast Alltag: Türkisches Militär liefert sich im Stadtzentrum seit Monaten heftige Gefechte mit Kämpfern der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.
Die Lage in der gesamten Region ist denkbar angespannt und spitzt sich seit den Terroranschlägen in Ankara, für die die Regierung kurdische Extremisten verantwortlich macht, weiter zu. Menschenrechtsorganisationen sprechen von über 200 zivilen Opfern; 25.000 Menschen sind bereits aus dem Stadtzentrum von Diyarbakir geflohen. Die verbliebenen Bewohner sind hilflos eingekesselt zwischen den Kämpfen von Militär und PKK.
Türkei: Mutiger Journalist gegen Erdogan: Was geschieht gerade in der Türkei? Eine Serie von Anschlägen erschüttert das Land, der Kampf der Regierung gegen die militanten Kurden entwickelt sich zum Bürgerkrieg, Zeitungen werden unter staatliche Kontrolle gestellt, die Pressefreiheit mit Füßen getreten und auch die Justiz kämpft auf scheinbar verlorenem Posten um ihre Unabhängigkeit. Und ganz besonders wegen der Flüchtlingskatastrophe ist die Türkei der geostrategische Akteur und Ansprechpartner Deutschlands und der Europäischen Union.
Wohin steuert aber Präsident Erdogan sein Land? Can Dündar scheint so etwas wie Erdogans ganz persönlicher „Staatsfeind Nummer Eins“ zu sein. Nach fast 100 Tagen Gefängnis ist der Chefredakteur der Tageszeitung Cumhuriyet vorläufig wieder in Freiheit. Und wie wenige – aufgrund seiner Courage und auch des investigativen Stils seiner Zeitung – ist Dündar dazu geeignet, die Türkei, ihr Verhältnis zur Europäischen Union und natürlich auch die Ziele von Präsident Erdogan zu analysieren. Oliver Mayer-Rüth konnte Can Dündar durch eine Türkei im Ausnahmezustand begleiten. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 20.03.2016 Das Erste Folge 2566
USA: Wenn der Boss bei der Familienplanung mitmischt – Eggfreezing-Partys sind in den USA angesagt. Zwischen Weißwein und Hähnchenspießen unterhalten sich junge Frauen über das Einfrieren von Eizellen. Und immer mer Arbeitgeber unterstützen die Pläne – und bezahen sie sogar. Belgien: Das verwundete Land – Ist Belgien ein „failed state“, wie nach den Anschlägen vor knapp zwei Wochen manche Beobachter provokativ schreiben? Brüssel-Korrespondenten Christian Feld hat sich auf Spurensuche begeben. Taiwan: Moderne Sklaverei – Misshandlung von Hausmädchen – Solekah kam aus Indonesien nach Taiwan, um als Pflegehilfe Geld zu verdienen.
Doch der ersehnte Job entpuppte sich als Hölle: Monatelang quälte die Arbeitgeberin sie, kratzte und schlug sie. Ihre Geschichte ist kein Einzelfall. Ägypten: Wenn Polizisten ungestraft foltern dürfen – „Ägypten ist kein Polizeistaat, Ägypten ist ein Staat für die Polizei“, sagt der Journalist Abdel Basset Kamel. Gewalt und Folter in Polizeirevieren waren auch vor der Revolution 2011 an der Tagesordnung – aber jetzt ist es schlimmer.
Panama: Indios erobern die Geschäftswelt – Die Embera-Indios haben ihr Schicksal selbst in die Hand genommen: Sie kauften eine Insel im Panamakanal. Ihre Haupteinnahmequelle ist der Tourismus – und sie bewahren so ihre Traditionen. Schnappschuss: Warum müssen Rinder für britische Gesetzestexte ihre Haut lassen? Im Palast von Westminster gibt es eine Archivkammer, in der bis unter die Decke 60.000 Dokumente aus mehr als 400 Jahren gestapelt sind. Was verbirgt sich genau dahinter? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 03.04.2016 Das Erste Folge 2567
Geplante Themen: – Kilis/Türkei: Mehr Flüchtlinge als Einwohner Die Grenzstadt Kilis in einer der ärmsten Provinzen der Türkei zählte einst rund 90.000 Einwohner. Inzwischen sind 130.000 syrische Kriegsflüchtlinge dazu gekommen. Das geht nicht ohne Probleme ab, aber irgendwie wird das Miteinander friedlich organisiert. Obwohl die Flüchtlinge schon die Mehrheit im Ort stellen, gab es bislang weder brennende Unterkünfte noch fremdenfeindliche Demonstrationen oder Übergriffe gegen Syrer. Der Bürgermeister der Stadt ist so stolz auf die funktionierende friedliche Koexistenz, dass er seine Stadt für den Friedensnobelpreis vorschlagen will.
Und Bundeskanzlerin Merkel hat er auch schon eingeladen, um seine Stadt weltweit als Platz des friedlichen Zusammenlebens bekannt zu machen. Autor: Oliver Mayer-Rüth / ARD Istanbul – USA: Die Bleikatastrophe von Flint „We are the United States!“ Wir sind doch die Vereinigten Staaten! sagt ein von der Bleivergiftung Betroffener. Was ist passiert? Sechs Millionen Einwohner in allen 50 US-Bundesstaaten werden mit Wasser versorgt, dessen Bleigehalt teilweise weit über den von der Umweltschutzbehörde EPA angegebenen Grenzwerten liegt.
2000 Wasserversorger sind betroffen, und das Thema hat es in den Präsidentschaftswahlkampf geschafft. Besonders extrem ist die Lage im nahe Detroit gelegenen Flint: Dort hatte man aus Kostengründen das Wasser aus einem chemisch belasteten Fluss entnommen, aber nicht entsprechend aufbereitet. Das aggressive „Trinkwasser“ löste Blei aus dem veralteten Rohrleitungsnetz, das schließlich innerlich und äußerlich bei Verbrauchern, den Familien in Flint, landete.
Die Stadt wurde zum Katastrophengebiet: die Nationalgarde musste die Haushalte kostenlos mit Trinkwasser versorgen. Aber selbst duschen ist mit dem bleihaltigen Leitungswasser nicht risikofrei. Und die erhöhten Bleiwerte zeigen gerade bei den Kindern der Stadt ihre fatale Wirkung. Autor: Ingo Zamperoni / ARD Washington D.C. – Indonesien: Die Insel-Hebamme von Pramuka All diesen Kindern hat sie auf die Welt geholfen: Siti Sumiyati, die Insel-Hebamme der Thousand Island Inseln in Indonesien.
Jedes Jahr hilft sie rund 90 Kindern auf die Welt, seit bald 50 Jahren. Jeder kennt sie und sie kennt jeden seit dem ersten Atemzug, seit sie mit ihrer Arbeit begann. Ihr Kreissaal liegt irgendwo im Ozean. Und strenggenommen ist es auch gar kein Kreissaal, sondern eine Holzhütte und erst seit neuestem ein karger Raum im Inselhospital. Jeden Tag klappert Ibu Siti mit ihrem Boot die Inseln rund um Pramuka ab. Sie hilft in der Schwangerschaft, bei Geburten und beim Umsorgen der Neugeborenen. Manchmal ist die Anreise abenteuerlicher als die Arbeit selbst.
Bei Wind und Wetter steigt sie ins Boot, bei hohen Wellen und im Sturm, in sengender Sonne und mitten in der Nacht. Durchnässt von Gischt und Wellen geht es dann erst richtig los, einen neuen Menschen zur Welt zu bringen. Autor: Philipp Abresch / ARD Singapur – Ägypten: Jasmin-Ernte im Mondschein Es ist die Symbolpflanze des „arabischen Frühlings“, des Aufstands der Bürger gegen autoritäre Regime in Nordafrika und auf der arabischen Halbinsel: der Jasmin. Gepflückt wird „der König der Düfte“ nachts, wenn der Mond scheint und die Jasminblüten voll geöffnet sind und ihren Duft verströmen.
Im ägyptischen Nildelta leben 50.000 Menschen von der Jasminernte: Sechs Monate lang wird sieben Tage in der Woche auf den Plantagen gepflückt – harte Arbeit und viel Schweiß für einen Hauch von teurem Duft. Die Spitzenaromen werden an die weltweit renommiertesten Parfumhäuser verkauft. In den schwierigen Zeiten, die Ägypten durchlebt, ist der Jasmin im Nildelta wichtiger denn je: Auf 300 Euro kann es ein Pflücker im Monat bringen – mehr als ein Lehrergehalt.
Autor: Thomas Aders / ARD Kairo – Israel: Wie der Terror das Land verändert Paris, Istanbul, Brüssel: Können wir Europäer nach den Terroranschlägen von den Israelis lernen, die seit Jahrzehnten unter der ständigen Bedrohung durch heimtückische Attacken leben und gegen den Terror kämpfen müssen? Werden auch bei uns schwer bewaffnete Soldaten und Polizisten genauso zum Straßenbild gehören wie Metalldetektoren an öffentlichen Einrichtungen? Wie verändert sich eine Gesellschaft in einer permanenten Terrorbedrohung? Bleibt der liberale Staat bei der Abwägung zwischen Freiheit und vermeintlicher Sicherheit auf der Strecke? Hochkonjunktur für Psychiater, wenn Ängste in Hysterie und Paranoia umschlagen? Kann der Alltag wirklich sicherer organisiert werden? Oder verheddern sich Terroristen und Sicherheitskräfte in einer gnadenlosen Spirale der Gewalt? Radikale Palästinenser greifen israelische Bürger jetzt auch vermehrt mit Messern und Fahrzeugen an und israelische Soldaten und Polizisten schlagen mit voller Härte zurück.
Autorin: Susanne Glass / ARD Tel Aviv (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 10.04.2016 Das Erste Folge 2568
* USA: Sehnsucht nach dem starken Mann – Bürgerwehren im Vorwahlkampf Sie sind weiß, freiheitsliebend und waffenverrückt. Manche gelten aber auch als rechtsradikale und rassistische Anhänger von Verschwörungstheorien. Mitglieder der Bürgerwehren, die es überall in Amerika gibt. Sie vertrauen nur ihresgleichen. Das politische Establishment verachten sie. Lee Miracle ist einer der informellen Anführer der „Southeast Michigan Volonteer Militia“. 49 Jahre alt, Nachtwächter und alleinerziehender Vater.
Werte, Traditionen und das Recht, Waffen zu tragen, bedeuten alles für ihn. Seine Kinder lernten schießen, bevor sie Radfahren konnten. Er selbst trainiert regelmäßig am Wochenende für den Ernstfall. Alle in der Bürgerwehr haben die Folgen der Wirtschaftskrise zu spüren bekommen. Gerade hier in Michigan, wo nur die blieben, die woanders keine Chance hatten. Sie fühlen sich von denen, die derzeit im fernen Washington das Sagen haben, vernachlässigt. USA-Korrespondent Stefan Niemann hat versucht, herauszufinden, was die Bürgerwehren umtreibt und warum es Kandidaten wie Donald Trump oder Ted Cruz mit ihren populistischen Parolen bei ihnen leicht haben.
* Russland: Kampf gegen Drogensucht Mit nur einem Klick bestellt Andrej Drogen im Internet, ganz so als bestelle er neue Schuhe oder ein T-Shirt. „Spices“ heißt die neue Modedroge in Russland. Eine Räuchermischung aus Kräutern, die mit Designerdrogen vermischt werden. „Spices sind billig, und man kriegt sie überall in Russland,“ schwärmt er geradezu.
Eine tödliche Droge, die schon nach kurzem abhängig macht. Und trotzdem kann Andrej sie über ein Portal im Internet online bestellen, an einem geheimen Ort abholen und dann zuhause zusammenmischen. Viele Abhängige begehen Selbstmord. Da die einzelnen Substanzen nicht illegal sind, ist es schwer dagegen vorzugehen. Die Streetworker der Stiftung „Stadt ohne Drogen“ in Jekaterinburg greifen daher hart durch. Wenn sie Dealer erwischen, besprühen sie sie mit Farbe und federn sie.
Dann liefern sie sie an die Polizei aus. Die Mitarbeiter der Stiftung sind ehemalige Junkies. Sie fordern neue Gesetze, um neu auf den Markt kommende Drogen leichter verbieten zu können. Nach Regierungsangaben gibt es in Russland 8,5 Millionen Drogenkonsumenten. Die Zahl steigt. Birgit Virnich über die verhängnisvolle neue Droge. * Polen: Allzeit bereit für die Katastrophe Konrad hat im Wald eine sogenannte „Evakuierungskapsel“ versteckt. Ein Messer, Birkenbaumrinde als Anzünder, Verbandsmaterial und vieles mehr.
Genug, um 72 Stunden zu überleben. Konrad ist einer von 80 000 sogenannten „Preppers“ in Polen. Tendenz steigend. „Prepper“, das kommt von „be prepared“, also „sei bereit“. Ein alter Pfadfinderspruch. Es geht um Menschen, die auf jede Form von Katastrophe vorbereitet sein wollen. Spinner und Verschwörungstheoretiker? Mitnichten. Bei vielen Polen nimmt die Angst zu: vor dem russischen Präsidenten Putin, vor Terroranschlägen, vor einem neuen Krieg.
Das Gefühl der Instabilität, das viele in ganz Europa spüren, zeigt sich in Polen besonders stark. Eine Kulturwissenschaftlerin erklärt das mit der polnischen Geschichte. Polen würden jederzeit mit etwas Schlimmem rechnen. Auch Adolf ist Prepper. Er stellt sogar eigene Medikamente in einem Labor her. Katarzyna und Artur organisieren Survival-Camps im Wald. Sie können schon lange nicht mehr alle Interessenten annehmen. Während „Prepper“ in anderen Ländern oft im Verborgenen bleiben, gehen die polnischen Vertreter bewusst an die Öffentlichkeit. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 17.04.2016 Das Erste Folge 2569
Frankreich – Wie werde ich ein guter Franzose? „Ich werde mein Bestes geben, die goldenen Regeln respektieren, mein Verhalten bessern und die Lehrer achten“, verspricht eine Schülerin der Saint-Exupéry-Schule in Asnieríers. Strenge Regeln, straffe Hierarchien – mit diesem Konzept sollen junge Franzosen aus benachteiligten Pariser Vororten eine Chance bekommen. Patrick Bergot war Manager für eine Londoner Bank, dann hat er umgesattelt. Nun vermittelt er statt Gewinnmaximierung preußische Tugenden. Mit Erfolg.
(ARD Studio Paris / Ellis Fröder) Mali – Timbuktu lebt und atmet Timbuktu, die alte Wüstenstadt, sie lebt wieder, die Menschen atmen auf. Drei Jahre ist es her, dass radikale Islamisten die Stadt mit ihrer Schreckensherrschaft terrorisiert haben. Heute patrouillieren UN-Blauhelmsoldaten im befreiten Timbuktu, um den Frieden zu sichern. Noch immer ist vor allem der Norden Malis bedroht von Anschlägen und Entführungen. Doch die Menschen schöpfen wieder Hoffnung. (ARD Studio Nairobi / Shafagh Laghai) Brasilien – Kampf um die Nuss Es ist ein Knochenjob, einer, den traditionell Frauen machen und damit den Lebensunterhalt ihrer Familien sichern.
In den Urwäldern Brasiliens sammeln und knacken sie die Nüsse der Babassupalme. Aus der Schale machen sie Holzkohle, aus den Kernen Kosmetika, Putzmittel und Speiseöl. Die Babassu sei die „Mutter der Armen“ sagen sie, denn sie sorge fürs Überleben. Doch nun wollen Großgrundbesitzer den Nuss-Sammlerinnen verbieten, die Wälder zu betreten. (ARD Studio Rio de Janeiro/ Michael Stocks) Gaza – Ein neues Leben Eher aus Versehen landet ein syrischer Flüchtling ausgerechnet in Gaza, diesem kriegsverwüsteten Streifen hinter hohen Mauern und Zäunen, wo die Arbeitslosigkeit bei 50 Prozent liegt.
Keine Chance, je wieder von dort weg zu kommen. Doch Warif Hamido aus Aleppo muss man sich als glücklichen Mann vorstellen. Stolz steht er in der Küche seines Restaurants und sagt:“ Wir sind in Gaza das erste syrische Restaurant in syrischer Hand.“ Außerdem habe er hier seine Liebe gefunden.
(ARD Studio Tel Aviv / Susanne Glass) Jemen – Hoffnung auf Frieden Es ist mit Abstand das ärmste Land der Arabischen Halbinsel. Seit eineinhalb Jahren wird im Jemen Krieg geführt zwischen den Huthi-Rebellen und einer saudisch geführten Militärkoalition. Tausende Menschen wurden getötet, Millionen sind auf der Flucht, mehr als 20 Millionen Einwohner sind dringend auf Unterstützung angewiesen. Am 10. April hat ein Waffenstillstand begonnen, doch ein dauerhafter Friede ist noch immer nicht in Sicht. (ARD Studio Kairo / Thomas Aders) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 24.04.2016 Das Erste Folge 2570
Mali: Frieden schaffen mit Waffen? Es ist noch nicht lange her, da eroberten islamistische Milizen fast den ganzen Norden des Landes. Erst französischen Soldaten gelang es, den Vormarsch bis auf die Hauptstadt Bamako zu stoppen und die Terrorgruppen zurückzudrängen. Eine Friedensmission unter Führung der Vereinten Nationen soll nun das Land wieder stabilisieren. Dabei sind auch deutsche Soldaten, die vor allem im gefährlichen Norden des Landes helfen sollen, die Bevölkerung zu schützen. Ein weiterer riskanter Auslandseinsatz der Bundeswehr. Allein in den letzten drei Jahren sind über 70 UN-Soldaten bei ihrem Einsatz in Mali getötet worden.
Ein unkalkulierbarer Einsatz? Droht den Deutschen und ihren Partnern ein neues Afghanistan? ARD-Korrespondentin Shafagh Laghai ist dieser Frage in Koulikoro und Gao, den Einsatzorten der Deutschen, nachgegangen. Österreich: Kehrtwende nach rechts? Tu Felix Austria: Glückliches Österreich. Wer würde das heute noch sagen? Das Land scheint gespalten und zerrissen. Zäune werden an der Grenze zu Ungarn und bald wohl auch am Übergang zu Italien – am Brenner – hochgezogen. Europagegner gewinnen an Zustimmung.
Rechte Sponti-Gruppen – wie die „Identitären“- veranstalten fremdenfeindliche Happenings. Und ein Rechtspopulist könnte bald der Präsident aller Österreicher werden. ARD-Korrespondent Till Rüger (ARD Wien) über ein Land in der Selbstfindung. USA: Schmerzmittel als Einstiegsdroge In kaum einem Land werden öfter starke Schmerzmittel legal verschrieben als in den USA. Und in kaum einem Land gibt es mehr Heroinabhängige als in den USA. Gibt es da einen Zusammenhang? Ja, sagen Ärzte und Wissenschaftler. Ja, sagt auch die Gemeinde Suffolk vor den Türen New Yorks.
Vier von fünf Heroinsüchtigen in der Region hätten zuvor starke Schmerzmittel genommen. Diese würden von Pharmafirmen aggressiv auf den Markt gedrückt. Somit seien auch die Pharmafirmen verantwortlich für die Drogenwelle im Land. Sie sollten auch für die sozialen Folgekosten aufkommen. ARD-Korrespondent Markus Schmidt (New York) über eine US-Gemeinde, die Pharmafirmen auf Schadenersatz verklagen will. Aleppo: Leben unter Bomben Es gibt die Hölle auf Erden. Die Hölle liegt in Aleppo. Genauer: Sie liegt in dem Teil der Stadt, die noch von Assad-Gegnern und Rebellen gehalten wird.
Fast täglich fallen Fassbomben, regelmäßig werden die wenigen noch bestehenden Krankenhäuser von Assads Flugzeugen beschossen, werden Bäckereien, Märkte angegriffen. Gezielt wird versucht, ziviles Leben in diesem Teil der Stadt unmöglich zu machen, die Menschen zur Aufgabe zu bringen. Mit Terror. Und doch harren immer noch Tausende aus. Darunter auch Aktivisten, denen es immer wieder gelingt, Filmmaterial aus der umkämpften Stadt herauszubekommen und der Welt zu zeigen, was es heißt, im Krieg zu leben und Widerstand zu leisten.
Ein Situationsbericht aus Aleppo, zusammengefasst von ARD-Korrespondent Volker Schwenck (Kairo). Nordkorea: Der fröhliche Schein Oft dürfen Journalisten nicht ins Land. Nordkorea hat sich fast komplett von der Welt abgeschottet. Diesmal ist aber einiges anders. Nach 36 Jahren findet wieder ein Parteitag der regierenden Arbeiterpartei statt. Machthaber Kim Jong Un hat eingeladen. Und ein paar Journalisten dürfen auch in das verarmte Land kommen und einer pompösen Selbstinszenierung beiwohnen. ARD-Korrespondent Philipp Abresch (Studio Tokio) hat sich auf den Weg nach Pjöngjang gemacht. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 08.05.2016 Das Erste Folge 2571
Österreich: Wer wird neuer Bundespräsident? Am Sonntag entscheidet sich, wer künftig in der Wiener Hofburg das Sagen hat, in einer hochspannenden Stichwahl zwischen dem früheren Parteichef der Grünen Alexander Van der Bellen sowie dem Rechtspopulisten Norbert Hofer von der FPÖ. Nicht zuletzt seit der Flüchtlingskrise und dem harten Kurs des EU-Mitglieds ist Österreich in den Blickpunkt gerückt. Für seine Politik wurde es von EU-Beobachtern kritisiert. Im Wahlkampf um das Bundespräsidenten-Amt hatte die FPÖ unter dem europakritischen Slogan ,,Österreich zuerst“ Stimmung auch in der Flüchtlingsfrage gemacht.
Am Sonntag wird nun feststehen, ob erstmals in der Geschichte ein Politiker der rechten FPÖ in die Hofburg einzieht, oder – auch das wäre ein Novum – ein früherer Parteichef der Grünen. Wir schalten live nach Wien zum ARD-Korrespondenten Michael Mandlik. Japan: Arbeiten bis zum Umfallen Der Japaner Taro lebt ein Doppelleben. Tagsüber Uni, nachts Konbini, einer von Japans Mini-Supermärkten, die es an jeder Ecke gibt. Schicht ist von abends zehn Uhr bis morgens um sechs, bis zu viermal die Woche.
Sein Stundenlohn beträgt knapp acht Euro, Überstunden fallen zahlreich an, bezahlt werden sie aber nicht. Gute Jobs sind in Japan eher rar und heiß begehrt. Fast 40 Prozent schuften schon ohne festen Vertrag, oft bis zum Umfallen. Eine ganze Generation in Japan läuft Gefahr, ein Schicksal zu teilen: schlecht bezahlt, später verarmt, unverheiratet, kinderlos. Die größte Sorge, der Bevölkerungsschwund, wird sich so wohl noch verschärfen. Autor: Uwe Schwering/ARD Studio Tokio Libyen: Ein bisschen Hoffnung im Chaos Der Uno-Sonderbeauftragte für Libyen sitzt nicht in Tripolis, sondern im Nachbarland Tunesien, aus Sicherheitsgründen.
Der Deutsche Martin Kobler fliegt mehrmals im Monat nach Libyen, er soll im Auftrag der internationalen Gemeinschaft helfen, aus Libyen einen Staat zu machen. Seit einigen Wochen gibt es eine Einheitsregierung. Von deren Erfolg, so Kobler, hänge wohl auch die weitere Zukunft des nordafrikanischen Landes ab. Er äußert sich leicht optimistisch. Doch aus Sicht vieler Menschen in Libyen ist die Regierung ein Kabinett von Marionetten, denn ins Amt kam sie mit Hilfe der Vereinten Nationen.
Libyen steckt im Chaos: Die Machtverhältnisse sind unklar, es gibt gleich drei Regierungen im Land. Außerdem hat sich der sogenannte IS im Bürgerkriegsland festgesetzt. Gleichzeitig warten zehntausende Flüchtlinge hier mit einem Ziel vor Augen: Europa. Autoren: Volker Schwenck/Kurt Pelda / ARD Studio Kairo Thailand: Kämpfen für die Freiheit In einem Gefängnis vor den Toren Bangkoks kämpfen die Häftlinge für ihre Entlassung – in einem Wettkampf in Muya Thai, dem Nationalsport Thailands, einer jahrhundertealten Kampfkunst.
Nur wer Chancen auf eine Profikarriere in Freiheit hat, darf an dem Programm teilnehmen. 18 Häftlinge, verurteilt zu Haftstrafen von drei Jahren bis lebenslänglich, wurden von den Wärtern ausgewählt. Sie dürfen an Training und Wettkampf teilnehmen. Wer gewinnt, wird früher entlassen. Das Programm wird staatlich finanziert, denn die Gefängnisse in Thailand sind überfüllt, die Haftstrafen oft sehr lang. Ein Jahr hat es gedauert, die Drehgenehmigung im Gefängnis zu erhalten.
Autor: Marc Schlömer Nigeria: Die Schattenseite des schwarzen Goldes Es klingt wie ein Lottogewinn: Erstmals hat eine Gemeinde im nigerianischen Nigerdelta eine Entschädigung von einem internationalen Ölmulti erstritten. Anfang 2015 zahlte der Konzern Shell der von Rohöl verseuchten Gemeinde Bodo 70 Millionen US-Dollar Entschädigung und versprach, die Umwelt vom Öl zu reinigen. Was hat die Gemeinde mit dem Geld gemacht, wir haben in Bodo nachgefragt. Gleichzeitig spitzt sich die Lage im Nigerdelta gefährlich zu. Denn an der Lebenssituation der Deltabewohner hat sich seit Jahrzehnten wenig geändert.
Öl in Nigeria ist Fluch und Segen zugleich. Trotz des Öl-Reichtums leben die Menschen hier in Armut und oft auch in verseuchter Umwelt. Immer wieder – wie vor wenigen Tagen auch – gehen militante Aktivisten auf die Barrikaden und verüben Sabotage-Akte, um diese Missstände anzuprangern. Auch ein Jahr nach dem Amtsantritt des neuen nigerianischen Präsidenten hat sich im Nigerdelta nichts zum Positiven verändert. Die Enttäuschung darüber ist gro ß, die Gewaltbereitschaft im Nigerdelta groß. Autorin: Sabine Bohland/ARD Studio Nairobi (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 22.05.2016 Das Erste Folge 2572
* China: Comeback der Seidenstraße Autor: Mario Schmidt Früher lebte Xing Aixiang als armer Bauer in der Oasenstadt Dunhuang. Heute verdient er sein Geld mit Touristen. Er organisiert Kameltouren und betreibt ein kleines Hotel. „Aus unserem Dorf reisen jetzt viele ins Ausland oder gucken sich China an. Uns geht es schon sehr gut,“ freut sich der 65jährige. Er und viele andere, die an der legendären Seidenstraße leben, profitieren von der Strategie der chinesischen Regierung, den alten Handelsrouten zwischen Asien und Europa neues Leben einzuhauchen.
Allerdings statt mit Kamelkarawanen, die nur dem Tourismus dienen, mit Hochgeschwindigkeitszügen und Schnellstraßen. 65 Länder liegen entlang der geplanten Routen. Falls die vagen Pläne tatsächlich umgesetzt werden, ein gigantisches Projekt, auf das Peking viel Hoffnung setzt: Denn Chinas Wirtschaft schwächelt und braucht dringend neue Absatzmärkte. Außerdem versucht China offenbar, seinen politischen Einfluss in der Region auszubauen. Nur offen sagen, tut das niemand, wie Mario Schmidt auf seiner Reise entlang der Seidenstraße erlebt hat.
* Nigeria: Ärztin, Hubschrauberpilotin, Unternehmerin – eine Frau glaubt an Afrika Autorin: Sabine Bohland Ola Orekunrin ist eine erfolgreiche Geschäftsfrau in Nigeria, und sie glaubt daran, dass afrikanische Unternehmer Afrika verändern können, dass Afrika es auch alleine schaffen kann, ohne die Hilfe von außen. Gerade mal 30 Jahre alt stemmt sie sich gegen die Übermacht der gängigen Afrikaklischees. Geboren ist Ola Orekunrin in London, aufgewachsen bei Pflegeeltern.
Sie studierte Medizin und war bereits mit 21 Jahren Ärztin. Nichts verband sie mit der Heimat ihrer leiblichen Eltern, mit Nigeria, außer einer sehr traurigen Erfahrung. Ihre Schwester starb in Nigeria, weil kein Krankentransport zur Verfügung stand. Da beschloss sie, etwas verändern zu wollen. Sie ging nach Nigeria und gründete in der Hauptstadt Lagos die „Flying Doctors“, keine Hilfsorganisation, sondern ein profitorientiertes Unternehmen. Afrika-Korrespondentin Sabine Bohland über eine Frau, die einen Unterschied macht. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 05.06.2016 Das Erste Folge 2573
Großbritannien: Das Referendum Kurz vor dem entscheidenden Referendum mit der Frage „BREXIT ja oder nein“, setzt der „Weltspiegel“ einen Schwerpunkt. Michael Strempel interviewt vor Ort den konservativen Abgeordneten und überzeugten Brexit-Befürworter Jacob Rees-Mogg. Wir liefern Analysen, fangen Stimmungen ein und blicken mit Hanni Hüsch nach Cornwall. Dort freut man sich zwar über die Strukturhilfen aus Brüssel, aber trotzdem wollen viele Menschen die Union verlassen. Andere wiederum stehen diesem Wunsch fassungslos gegenüber.
Autorin: Hanni Hüsch/ARD Studio London USA: Wie das Massaker von Orlando das Land spaltet Der Anschlag von Orlando hat das Land ins Mark getroffen. Mitten im Wahlkampf, mitten in einem heftig geführten Richtungsstreit, der die Gesellschaft schon jetzt politisch tief spaltet – und der längst nicht entschieden ist. Und jede der beiden Seiten sieht sich durch den Anschlag bestätigt. Die einen, die sich um Trump geschart haben, machen pauschal eine Religion für den Terror verantwortlich, wollen einen Einreisestopp für alle Muslime.
Die anderen fordern wie so oft schon ein schärferes Waffenrecht. Denn auch dieser Täter konnte problemlos ein Sturmgewehr kaufen, und das sogar, obwohl er im Visier des FBI war. Was ist los mit Amerika? Wie gefährlich ist der neue Populismus? Und wie verändern der Terror aber auch die Polemik gegen Fremde das Land? Präsident Obama hat die Amerikaner angesichts des schweren Anschlags zur Einheit aufgerufen – viel wahrscheinlicher ist aber, dass der Terror die Gesellschaft noch weiter spaltet.
Autorin: Ina Ruck/ARD Studio Washington Indonesien: Die Kinderjockeys Syahrul und Syahril sind Zwillinge. Die beiden sind erst neun Jahre alt. Aber sie riskieren alles, um bei Indonesiens traditionellen Pferderennen groß rauszukommen. Sie wollen um jeden Preis gewinnen. Denn mit dem Preisgeld ernähren sie die ganze Familie. Die Brüder leben auf Sumba, einer Insel im Osten Indonesiens. Die Menschen hier sind seit jeher verrückt nach Pferden. Ein richtiger Mann, heißt es, hat als erstes ein Pferd, dann ein Haus und erst als drittes eine gute Ehefrau.
Jedes Jahr im Frühsommer kommen die Pferdeliebhaber zu ihren Rennen zusammen. Es sind wilde Wettkämpfe. Alle Jockeys sind Kinder, die jüngsten sind gerade einmal vier Jahre alt. Denn je kleiner und leichter der Reiter, umso eher kommt das Pferd als erstes in Ziel. Die Pferderennen sind auch gefährlich. Syahril ist einmal in vollem Galopp vom Pferd gefallen und unter die Hufe der anderen Tiere geraten. Seitdem ist der Junge halbseitig gelähmt. Sein Bruder aber ist weiterhin jeden Tag auf der Rennstr ecke.
Autor: Philipp Abresch/ARD Studio Singapur Pakistan: Als Tourist durch Karachi Die bunten Busse sind ein erster Hingucker bei der Stadtrundfahrt durch Karachi, der gefährlichsten Stadt der Welt, wie viele behaupten. Jederzeit muss man in der zweitgrößten Stadt Pakistan mit einem terroristischen Anschlag rechnen. Doch die touristischen Bustouren für Einheimische sind bislang verschont geblieben. Ein Grund, weshalb Saima Manzoor hier ihren Geburtstag feiern will, um auch die schönen Seiten ihrer Stadt kennenzulernen. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 19.06.2016 Das Erste Folge 2574
Deutsche TV-Premiere So. 03.07.2016 Das Erste Folge 2575
Geplante Themen: – USA: Inselparadies vor dem Untergang 60 US-Bürgern, den Nachfahren indianischer Ureinwohner, droht, dass sie die ersten Opfer des Klimawandels im eigenen Land werden. Ihre Heimat, die Isle de Jean Charles, eine kleine Insel im Mississippi-Delta in Louisiana, wird im Wasser versinken. Verursacht wird der Untergang des Inselparadieses zum einen durch den Klimawandel in der Gestalt von Hurrikans und durch einen steigenden Meeresspiegel. Zum anderen hat das Absinken des Landes, beschleunigt durch die Öl- und Gasförderung, sowie die Eindämmung des Mississippis dramatische Auswirkungen auf die kleine Insel.
Mit 48 Millionen US-Dollar will die Regierung in Washington den Bewohnern bei der Umsiedlung helfen, doch längst nicht alle der 60 Bewohner wollen ihre Heimat verlassen. Autorin: Ina Ruck, ARD Washington D.C. – China: Eine Landärztin macht Mut Li Juhong ist Landärztin im Süden Chinas und kümmert sich um 1000 Patienten. Viele kommen aus den Dörfern der Region in die Praxis von Frau Li. Wer zu krank ist, wird von ihr trotz weiter Wege zu Hause besucht.
Diese zu bewältigen, ist für die 37-jährige Medizinerin nicht leicht, denn sie ist schwerbehindert. Im Kindesalter wurden ihr nach einem Unfall beide Beine amputiert. Mit ein Grund damals: die schlechte ärztliche Versorgung auf dem Land. Doch Frau Li ließ sich nie unterkriegen. Mit Unterstützung ihrer Eltern wurde sie Ärztin – trotz ihrer schweren Behinderung, die für sie kein Hindernis war und ist. Sie bewegt sich mit Hilfe von zwei kleinen Hockern oder wird getragen von ihrem Ehemann.
In den Dörfern schätzt und verehrt man sie als Medizinerin und als freundliche Frau mit mitreißend positiver Ausstrahlung. Autor: Mario Schmidt, ARD Peking – Italien: Parmesan von indischen Bauern Sukhraj Singh Brar ist Melker im norditalienischen Pessina Cremonese und hat eine gute Hand mit seinen Kühen. Vor 30 Jahren verließ er Indien und wanderte aus nach Italien, um in der Landwirtschaft zu arbeiten, so wie Tausende seiner Landsleute. Ohne sie gäbe es in der Region Bassa Padana in der Po-Ebene keine Milchwirtschaft mehr.
Die Einwanderer aus Indien ersetzen die Italiener, die nicht mehr in der Landwirtschaft arbeiten wollen. Gut integriert, besitzen einige der indischen Bauern inzwischen die italienische Staatsbürgerschaft und manche sogar Höfe in der Region. Jeden Sonntag treffen sie sich zum Gebet im Sikh-Tempel, dem größten in ganz Europa. Ein Erfolgsmodell für Integration? Offensichtlich ja, denn die Bürgermeisterin von Pessina Cremonese versucht weiterhin, Inder für ihre Gemeinde anzuwerben.
Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom – Irak: Die Sprengstoff-Fabriken des IS Innenansichten aus fünf Sprengstoff-Fabriken des IS Autor: Thomas Aders, ARD Kairo – Südafrika: Aids unter Kontrolle? Südafrika ist eines der Länder mit der höchsten AIDS-Rate. Im Kampf gegen AIDS spielen Prävention und Prophylaxe eine entscheidende Rolle. Medikamente mit retroviralen Wirkstoffen, die zur Behandlung von AIDS eingesetzt werden, können auch von Gesunden vorbeugend eingenommen werden.
So sollen Prostituierte, die zur Hochrisikogruppe für HIV-Infektionen und AIDS zählen, in Südafrika diese retroviralen Medikamente künftig auf Staatskosten erhalten. Studien, die ihre Wirksamkeit belegen, wurden bereits durchgeführt. Aber ist diese Art von Prävention – Einnahme von Medikamenten mit Nebenwirkungen durch Gesunde – langfristig medizinisch sinnvoll und finanzierbar? Ein wichtiges Thema bei der Welt-AIDS Konferenz, die am kommenden Montag in Durban (Südafrika) beginnt. Autor: Thomas Denzel, ARD Johannesburg http://www.daserste.de/weltspiegel (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 17.07.2016 Das Erste Folge 2576
Wenige Tage vor Beginn der Olympischen Spiele sendet der „Weltspiegel“ am 31. Juli 2016 um 19:20 Uhr aus Rio de Janeiro. Der Schwerpunkt liegt auf dem politischen und sozialen Wandel auf dem amerikanischen Kontinent. Brasilien: Besetzte Schulen „Nichts gibt es, was mich zur Schule zieht, außer meinen Freunden.“ Resigniert klingt, was viele Schüler in Rio de Janeiro derzeit erzählen. Die Mehrzahl der öffentlichen Schulen in katastrophalem Zustand, die Lehrpläne veraltet. Schüler, die sich keinen privaten Unterricht leisten können, haben kaum Chancen auf höhere Bildung oder auf einen qualifizierten Job.
Rio de Janeiro hat sich mit den olympischen Spielen übernommen, Geld für Infrastruktur, für Bildung, Verkehr und Soziales fehlt. Immer mehr Lehrer und Schüler protestieren dagegen, dass ihnen der Staat, so sagen sie, die Zukunft stiehlt. Allein in Rio haben sie seit einigen Monaten über 60 Schulen besetzt. Eine Reportage von Ute Brucker (SWR) Venezuela: Revolution gescheitert Seit er denken kann, nennen ihn die Leute „Che“. Weil er so revolutionär denkt und weil er ziemlich genauso aussieht wie sein großes Vorbild.
In Wirklichkeit heißt er Humberto Lopez, lebt und arbeitet in Caracas und hat noch ein zweites Idol: Hugo Chavez, den verstorbenen Präsidenten Venezuelas. Sie waren Weggefährten als die sozialistische Revolution das Land umkrempelte. Doch seit Chavez’ Nachfolger Nicolas Maduro regiere, habe sich das Land verändert. Menschen würden wieder hungern, die Korruption alles auffressen. Das Land stehe kurz vor dem Kollaps. Jeder, der Kritik äußere, würde eingeschüchtert und bedroht.
Sozialismus könne man das nicht mehr nennen. Eine Reportage von Peter Sonnenberg (ARD-Studio Mexiko) Chile: Bauen für Arme Er ist der Architekt der „halben Häuser“: Alejandro Aravena aus Chile. Der 49-jährige Architekt widmet sein Können dem Gemeinwohl. Er hat den sozialen Wohnungsbau in Chile revolutioniert. Nachdem verheerenden Erdbeben in der Hafenstadt Constitucion im Jahr 2010 half er, die Stadt wieder aufzubauen. Ganze Viertel wurden errichtet, bezahlbarer Wohnraum für Menschen geschaffen und das durch eine ökologische Bauweise.
„Es ist aber nicht so, dass wir nur ein halbes Haus bauen“, sagt er: „Wir stellen ein gutes, halbes Haus hin.“ Die Bewohner können dann mit ihrem eigenen Geld das Haus nach eigenen Vorstellungen weiterbauen. Probleme lösen, mutige Ideen entwickeln und immer eines im Auge behalten: Architektur muss stets das Ziel haben, die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Auch so kann ein moderner Architekt sprechen. Alejandro Aravana wurde kürzlich mit dem Pritzker Preis geehrt, einer Art Nobelpreis für Architektur.
Ein Bericht von Michael Stocks (ARD-Studio Rio de Janeiro) USA: Aufstand der Apachen „Wenn sie uns dieses Land nehmen, dann nehmen sie uns auch unsere Religion“. Wendsler Nosie ist ein Aktivist. Er war lange Häuptling der San Carlos Apachen. Sie leben in einem Reservat in Arizona. Etwas außerhalb ihres Gebietes, in Oak Flat, liegt ein Berg, der für sie heilig ist. Dorthin gehen sie zum Beten, dort finden wichtige Initiationsriten statt. Aber ausgerechnet dort will ein internationaler Konzern nach Kupfer schürfen.
Das Vorhaben wurde vom US-Kongress bereits gebilligt. Die Apachen sehen darin einen erneuten Angriff auf ihre Kultur. Wendsler Nosie trägt den Protest der Indianer bis nach Washington. Doch Gehör findet er kaum. Wie viele Indianer fühlen sich auch die Apachen an den Rand der US-amerikanischen Gesellschaft gedrängt. Eine Reportage von Stefan Niemann (ARD-Studio Washington) Peru, Brasilien: Schönheit und Zerstörung 6.200 Kilometer misst die Straße, die in Lateinamerika zwei Ozeane miteinander verbindet: die Transoceánica.
Atlantik und Pazifik sind über Asphalt miteinander verbunden. Wer entlang dieses riesigen Straßenbandwurmes fährt, erlebt atemberaubende Landschaften. Aber zugleich sieht er auch die Schattenseiten des wirtschaftlichen Aufbruchs von Peru und Brasilien: illegale Goldgräber, die riesige Waldflächen im Amazonasgebiet zerstören und die Umwelt mit Quecksilber verseuchen. Soja- und Baumwollfelder bis zum Horizont, riesige Rinderherden, für die Flächen gerodet wurden, die größer als manche Bundesländer in Deutschland sind. Eine Reisereportage zwischen Staunen und Entsetzen von Matthias Ebert (SWR) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 31.07.2016 Das Erste Folge 2577
Afghanistan – Kinder zwischen Krieg und Terror Fast täglich explodiert eine Bombe. Seit fast 40 Jahren lebt Afghanistan mit Krieg und Terror – mittendrin die Kinder. Ein Leben ohne Angst und Gewalt kennen sie nicht. Viele verlieren ihre Angehörigen oder werden selbst Opfer von Angriffen. Andere greifen zu Drogen oder werden als Selbstmordattentäter missbraucht. Wir treffen einen Jungen, der für die Taliban töten sollte, im letzten Moment hat er aber die Bombe nicht gezündet, denn im selben Moment sah er, wie Menschen beten. Autor: Gabor Halasz/ARD Studio Neu Delhi Russland – Der Bauernkrieg Gegen 900 Sicherheitsleute und die vielen Anwälte eines großen Agrar-Konzerns haben kleine russischen Bauern keine Chance.
Verzweifelt wehren sie sich gegen eine räuberische Landübernahme, wie sie es nennen. Die Polizei sei zwar auf ihrer Seite, könne aber gegen die Landräuber nichts unternehmen. Über 60 Hektar seiner Gerste habe ihm der Konzern schon gestohlen, sagt Bauer Juri Massenko. ARD-Korrespondent Udo Lielischkies und sein Team haben einen solchen Landraub vor Ort miterlebt.
Autor: Udo Lielischkies/ARD Studio Moskau China – Ein Roboter hilft beten Ein kleiner, gelber Robotermönch soll helfen, den Buddhismus neu zu entdecken. Bis in die 70er Jahre war der Glaube in China verboten. Jetzt erwacht das religiöse Leben. Zu Tausenden strömen die Menschen in die Klöster und fragen: „Wie geht das, glauben?“ Der Robotermönch und andere Cartoon-Figuren geben die Antwort. Im Kloster Long Quan treffen wir Mönche, die Wirtschaft, Grafik oder Design studiert haben und nun den Buddhismus lehren. Autorin: Annette Dittert/ARD Studio Peking Belgien – Sightseeing in Molenbeek? Nach den Anschlägen und Razzien in Brüssel ist der Tourismus in der belgischen Hauptstadt um gut 30 Prozent eingebrochen.
Restaurants und Hotels mussten aufgeben, Stadtführer wurden arbeitslos. Nur eine Attraktion boomt: Stadtteiltouren durch das berüchtigte Molenbeek, in dem einige Terroristen aufgewachsen sind und sich versteckt halten. Eine Art von Sensationstourismus oder der Versuch, die schönen Seiten dieses Stadtteils kennenzulernen? Autorin: Bettina Scharkus/ARD Studio Brüssel Südafrika – Der Heilerjunge Er ist elf Jahre alt, weiß und einer der begabtesten Schüler der traditionellen südafrikanischen Heiler.
Christentum und afrikanische Sangoma-Kultur ist für die Familie von Kyle Todd kein Widerspruch. Seine Eltern unterstützen ihn von Anfang an. „Vieles“, sagt sein Lehrer, „musste ich ihm gar nicht beibringen, wie z. B. die Knochen zu lesen.“ Doch ob er hauptberuflich Heiler werden möchte – da ist sich Kyle nicht sicher. Autohändler sei auch nicht schlecht, sagt er – und bringe vielleicht mehr Geld ein. Autor: Thomas Denzel/ARD Studio Johannesburg (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 07.08.2016 Das Erste Folge 2578
Geplante Themen: – Syrien: Waisenhaus im Untergrund Aleppo ist die Hölle. Und niemand entkommt ihr. Die Hölle: Das sind Fassbomben, Granaten, Gewehrkugeln. Das sind fast täglich Dutzende Tote, kaum Wasser, wenig zu Essen, selten Hilfe, kein Entkommen nach draußen. Das sind Hunderte von Kindern, deren Eltern umgekommen sind. Minderjährige, die schutzlos in zerbombten Häusern leben. Aber auch in der Hölle gibt es manchmal ein bisschen Glück: Im fast völlig eingeschlossenen und belagerten Ostteil der Stadt bieten hilfsbereite Menschen einigen Kindern Schutz in halbwegs sicheren Kellern.
Kleine Waisenhäuser in einer Stadt im Krieg. Volker Schwenck (ARD Kairo) bearbeitet exklusives Filmmaterial, das er von syrischen Medien-Aktivisten aus Aleppo bekommen hat. – Brasilien: Chronik einer angekündigten Krise Es könnte ihr letztes Wochenende als Präsidentin von Brasilien sein. Dilma Rousseff wurde bereits im Mai von ihrem Amt suspendiert. Viele rechnen damit, dass der Senat sie Anfang nächster Woche endgültig absetzen wird. Der Vorwurf: Korruption.
Doch findet tatsächlich ein politisch-sauberes Verfahren statt? Oder geschieht – wie manche politische Beobachter meinen – ein kalter Putsch von rechts? Das Land taumelt derweil immer tiefer in eine wirtschaftliche und politische Krise. Unser Korrespondent Michael Stocks (ARD Rio de Janeiro) auf einer schwierigen Spurensuche. – Senegal: Aufstieg durch Ringen Wer mit dem Rücken oder dem Kopf den Sand berührt, und sei es nur für einen Wimpernschlag, hat verloren. Daneben gibt es noch eine einfache Regel: Wer es vom Strand bis in die großen Stadt-Arenen schafft, kann viel Geld verdienen.
Tausende junge Männer träumen diesen Traum. Jeden Tag üben sie stundenlang am Strand von Dakar, der Hauptstadt des Senegal. Auch Calanda. Wie viele seiner Kumpane schlägt er sich mit Gelegenheitsjobs durch. In dem Armenviertel, in dem er lebt, hast du nur zwei Optionen, sagt er: Nach Europa fliehen oder Ringen. Um zu siegen besuchen sie Schamanen, lassen ihre Gegner verhexen und waschen sich mit geheimen Mixturen. Über Kämpfe bis zur Exstase berichtet Shafgah Laghai (ARD-Studio Nairobi) – USA: Keine Gnade für Sexualstraftäter Zwei Jahre Hausarrest, acht Jahre Bewährung, aber lebenslang am Internetpranger.
Chris hatte, als er 19 Jahre alt war einvernehmlichen Sex mit seiner minderjährigen Freundin. Chris muss seit seiner Verurteilung eine elektronische Fußfessel tragen. Er darf zwischen zehn Uhr abends und sechs Uhr morgens das Haus nicht verlassen und muss eine Vielzahl von weiteren Auflagen erfüllen. Im Internet bleibt seine Tat offiziell registriert – lebenslang.
Mit Foto, Privat-Adresse und Tathergang. Chris wohnt in einem Dorf mit weiteren rund 100 Sexualstraftätern. Niemand von ihnen ist rückfällig geworden. Keiner gilt als Serientäter oder als klinisch Pädophiler. Sie fühlen sich als ewig Ausgestoßene. Eine Reportage von Sandra Ratzow (ARD-Studio Washington). – Katar/Nepal: Die ausgebeuteten Wanderarbeiter Mit dem ersten Job in Dubai hat er Geld für einen Führerschein gespart. Seither fährt er Taxi. Erst in Saudi-Arabien, seit drei Jahren in Katar. Elf Stunden am Tag.
Damba Bahadur verdient damit rund 500 Euro im Monat. Geld, das er fast vollständig in seine Heimat Nepal schickt. Dort wohnen seine Frau und seine drei Jahre alte Tochter, die er bisher nur einmal gesehen hat. Dambar ist einer von 150 Millionen Menschen, die auf Jobsuche ihre Heimat verlassen haben. Ein Arbeitsmigrant, der im Akkord schuftet, um seiner Familie zu Hause ein besseres Leben zu ermöglichen. Esther Saoub (SWR) hat Damba bei seiner Arbeit in Katar und auf seiner ersten Heimreise nach Nepal begleitet. – Schnappschuss: Wie funktioniert die Kuh-Währung in Südafrika? (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 28.08.2016 Das Erste Folge 2579
Kapverden: Die Sandräuberinnen Schon seit sie Kinder sind, holen die Frauen auf den Kapverden Sand aus dem Meer. Eine schwere und gefährliche Arbeit, noch dazu illegal. Doch sie haben keine Wahl, andere Jobs gibt es nicht für sie. Der Sand wird als Rohstoff für Beton benötigt und die Nachfrage ist riesig. Denn gebaut wird derzeit mehr denn je in der ehemaligen portugiesischen Kolonie vor der Küste Senegals, da die Kapverden ihr touristisches Potenzial entdecken. Mit dem Sand der Strände werden immer mehr Hotelanlagen und Straßen gebaut, mit jetzt schon fatalen ökologischen Folgen: An vielen Stränden ist kaum noch ein Sandkorn übrig, die Küsten erodieren und das Meer nagt schon an den Fundamenten mancher Häuser.
Autorin: Shafagh Laghai, ARD Nairobi Indien: Der Visum-Tempel – Jobs im Ausland mit göttlicher Hilfe Der elefantengesichtige Ganesh gilt als Glücksgott, als guter Gott. In diesen Tagen wird in Indien zu seinen Ehren das größte religiöse Fest des Jahres gefeiert. Auch in der Hightech-Metropole Hyderabad, wo viele gut ausgebildete junge Menschen aus der IT-Branche auf einen guten Job im Ausland hoffen.
Wie aber an die begehrten Visa kommen? Hilfe versprechen die Priester des altehrwürdigen Balaji-Tempel. Ihr Gott soll schon Tausenden betenden und Geld spendenden Tempelbesuchern die gewünschten Papiere verschafft haben. Seitdem das Gerücht in Indien im Umlauf ist, wird der Pilgerstrom in Hyderabad immer stärker. Autor: Markus Spieker, ARD Neu Delhi Türkei: „Säuberungen“ im Reiche Erdogans Hakan Koçak hat jetzt viel Zeit für seine kleine Tochter.
Der 46-jährige Soziologie-Dozent hat gerade seine Arbeit an der Kocaeli-Universität verloren. Er ist nun einer von mehr als 2000 Journalisten, Künstlern und Wissenschaftlern, die seit dem Militärputsch Mitte Juli entlassen, suspendiert oder gar verhaftet wurden. Vielen von ihnen werden Verbindungen zur Gülen-Organisation vorgeworfen, die Präsident Erdogan für den versuchten Putsch verantwortlich macht. Aber der linksliberale Professor Koçak und einige weitere Akademiker seiner Uni, die ebenfalls gefeuert wurden, sagen, sie haben mit der Gülen-Bewegung nichts zu tun.
Der Grund für Koçaks Entlassung dürfte vielmehr sein, dass er im Januar gemeinsam mit über tausend Intellektuellen eine Friedenspetition zur Beendigung des Krieges im Südosten des Landes unterzeichnet hatte. Seitdem sehen sie sich einer Hetzkampagne ausgesetzt, einige der Unterzeichner wurden vorübergehend verhaftet oder mit Disziplinarverfahren ü berzogen.
Und einige im Zuge des Putsches entlassen. Autor: Oliver Mayer-Rüth, ARD Istanbul Iran: Todesstrafe im Kampf gegen Drogen Noch immer hofft sie, dass ihr Mann nicht hingerichtet wird. Doch jeden Moment muss die 26-jährige Parwaneh damit rechnen, dass ihr der Tod des Vaters ihrer beiden Kinder mitgeteilt wird. Der arbeitslose Mann hatte bei Gelegenheitsjobs auch als Kurier gearbeitet und dabei – unwissentlich sagt er – ein Paket mit Drogen ausgeliefert. Auf Drogenhandel und -schmuggel steht in Iran die Todesstrafe.
Aber es sind in erster Linie die kleinen Fische, die mit ihrem Leben für die harte Antidrogenpolitik bezahlen müssen. Im letzten Jahr wurden in Iran über 1000 Menschen hingerichtet, viele davon wegen Drogendelikten. Das Land ist nicht nur Drehscheibe für den illegalen Drogenschmuggel, sondern viele Iraner sind selbst drogenabhängig. Jetzt liegt nach internationalem Druck ein Gesetzentwurf vor, der die Todesstrafe in lange Haftstrafen umwandeln soll. Ob das für Parwanehs Mann im Gefängnis noch rechtzeitig kommt, bleibt eine Zitterpartie: Viele seiner Mithäftlinge wurden in den letzten W ochen hingerichtet.
Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran Südafrika: Morden für den Aberglauben Nyelisane Sidimela hatte ein Rendezvous mit ihrem Freund – sie trafen sich unter einem Baum in der Nähe ihres Dorfes. Die Angreifer schlichen sich von hinten an, verstümmelten ihren Begleiter und schnitten ihr bei lebendigem Leib die Lippen aus dem Gesicht. Sie überlebte schwer verletzt, ihr Freund starb.
Immer wieder kommt es in Südafrika zu solchen Ritualmorden. Dahinter steckt ein Aberglaube, der durch Symbole geprägt ist: Für geschäftlichen Erfolg etwa müsse ein Händler eine offene menschliche Hand im Boden vor dem eigenen Laden vergraben, dann werde viel Geld in seine eigene Hand fließen. Hat das Opfer einen sehr qualvollen Tod, dann gelten die Körperteile als besonders wirksam. Die meisten südafrikanischen Heiler lehnen diese mörderische Praxis ab – und doch werden immer wieder verstümmelte Leichen gefunden. Autor: Thomas Denzel, ARD Johannesburg (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 11.09.2016 Das Erste Folge 2580
Russland: Wachsen in der Wirtschaftskrise – eine Erfolgsgeschichte Russland 2016, ein neues Parlament wird gewählt, die Realeinkommen fallen, die Armut steigt und die Sanktionen gelten weiterhin. In diesen Krisenzeiten strahlt die Erfolgsgeschichte eines Managers aus Moskau umso heller. „Wir lieben Russland“ – so lautet einer der Slogans von Moskaus neuer Supermarktkette Wkuswil, frei übersetzt „Der Geschmack des Landes“. Statt Gewinn auf Teufel-komm-raus, Masse und billig – die eisernen Regeln des russischen Business – setzt Einzelhändler Andrej Kriwenko auf Menschenliebe, Qualität und Originalität.
In Moskau und Umgebung trifft er damit den Nerv der Kunden. Während in Russlands Rezession Milch mit Ammoniak, Antibiotika in saurer Sahne und feuerfangender Hüttenkäse Schlagzeilen machen, gibt es bei Wkuswil bei „schmeckt nicht“ das Geld zurück. Andrejs Manager sind Mitte 30 und welterfahren, seine Lieferanten arbeiten in Kleinbetrieben, die sich als Familien verstehen, die Verkäuferinnen verdienen überdurchschnittlich, die Kette mit ausschließlich einheimischen Produkten eröffnet über 200 Filialen bis zum Jahresende.
Sie alle begreifen sich als Stütze des Landes – und sind dankbar, dass Präsident Putin sie vor dem Chaos der 90er Jahre gerettet hat: „Wir sind auf einem guten Weg!“ (Autorin: Golineh Atai/ARD Studio Moskau) Live-Schalte zur Parlamentswahl – Einschätzungen, Trends von Udo Lielischkies, ARD-Studioleiter Moskau Thailand: Die Engel in der Rush-Hour Verstopfte Straßen, kilometerlange Staus, Chaos in Bangkok. Und mittendrin düsen Polizisten auf ihren Motorrädern zum Einsatzort.
Es geht um Sekunden. Die Männer sind Hebammen, unterwegs mit Blaulicht. Der König hat diese besondere Einheit ins Leben gerufen. Krisana ist einer davon, er hat schon 18 Kinder auf der Rückbank von Autos mitten im Straßenverkehr auf die Welt gebracht. Zweimal im Jahr trainiert die Polizei ihren Hebammen-Nachwuchs an der Uni. Krisana ist glücklich, wenn er gerufen wird: Ein Babyschrei und der Applaus der Schaulustigen ist für den Hebammen-Held von Bangkok der schönste Lohn.
(Autor: Philipp Abresch/ARD Singapur) Spanien: Politische Siesta Seit Monaten gibt es keine Mehrheit für eine spanische Regierung, politisches Chaos in der viertgrößten Volkswirtschaft der Eurozone. Ende des Jahres werden Neuwahlen erwartet, das wären die dritten Wahlen in einem Jahr. Politisch passiert in Spanien so gut wie nichts mehr, Gesetze können nicht verabschiedet werden – und wohl auch kein neuer Haushalt für 2017. Dringend von Brüssel angemahnte Reformen können nicht auf den Weg gebracht werden.
Wegen dieser Unsicherheit wird schon weniger investiert, bis zu acht Milliarden Euro, sagen Wirtschafts-Experten. Ein kleines Dorf muckt jetzt auf, Tabera de Abajo weigert sich, Wahlhelfer auszulosen, sollte die nächste Wahl auf den 25. Dezember fallen. Alle Gemeinderäte sprechen sich für einen Boykott aus, der Bürgermeister, ein Parteifreund des amtierenden Ministerpräsidenten Rajoy, bringt es auf den Punkt: ,,Das kann ich keinem meiner Nachbarn antun, dass sie an Weihnachten im Wahllokal sitzen müssen’’. Ein Land im Stillstand. (Autor: Stefan Schaaf/ARD Studio Madrid) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 18.09.2016 Das Erste
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