bisher 2964 Folgen, Folge 2581–2605
Folge 2581
Der Weltspiegel kommt an diesem Sonntag aus dem Baltikum. Estland, Lettland und Litauen liegen im Nordosten Europas, an einer Nahtstelle möglicher Konflikte zwischen dem Westen und Russland. Hier grenzen NATO und EU an Russland. Seit der Ukraine-Krise geht in den drei kleinen Ländern die Angst vor dem großen Nachbarn um. Das hat mit der Geschichte, der Herkunft der Menschen, ihren Gefühlen und oft auch der politischen Rhetorik zu tun. Die Hintergründe will der Weltspiegel auf einer Reise durch alle drei Länder erkunden; 25 Jahre, nachdem die Vereinten Nationen diese anerkannt haben.
* Estland: Aus Pflichtgefühl fürs Vaterland – die Bürgerwehr Kaitseliit Marianne ist 25 und arbeitet in ihrem „normalen“ Leben bei einem Online-Versand. Doch am Wochenende schlüpft sie oft in ein anderes Leben. Sie zieht die Uniform über, bemalt sich mit Tarnfarbe und übt schießen. Statt auszugehen engagiert sich Marianne in der Kaitseliit, der estnischen Bürgerwehr. So wie 25 000 andere Esten auch. Handwerker, Lehrer, Unternehmer – ein Querschnitt durch die Gesellschaft.
Sie bilden eine Freiwilligentruppe, vom Staat finanziert und zur Unterstützung der regulären Armee ausgebildet. Seit der Krise in der Ukraine finden diese Bürgerwehren im ganzen Baltikum großen Zulauf. „Ich mache es aus Pflichtgefühl fürs Vaterland“, sagt Marianne überzeugt. Clas Oliver Richter war bei einem Manöver an der russischen Grenze dabei. * Russland: Patriotismus in Kaliningrad Schon die Kleinsten sollen lernen, worauf es ankommt. Und so beginnt die Einschulung in Kaliningrad mit dem Singen der Nationalhymne.
Das neue Bildungssystem, erzählt eine Mutter, legt großen Wert auf patriotische Bildung. Das ist auch Familie Schustovoi wichtig. Sie sind vor kurzem aus Wladiwostok, also ganz aus dem Osten, nach Kaliningrad gezogen. Eigentlich wollten sie damit Europa näher kommen, doch seit die Stimmung sich verschärft hat, ist ihnen vor allem wichtig, sich ohne Einschränkung hinter den russischen Präsidenten zu stellen. Die Aufrüstung, die sie in ihrer neuen Heimat erleben, begrüßen sie.
Pjotr Schustovoi hätte sich auch vorstellen können, dass Russland noch härter auf die Sanktionen des Westens hätte reagieren können. Doch Birgit Virnich hat in Kaliningrad auch junge Menschen getroffen, die sich wünschen, dass ihr Land gegenüber Europa weniger aggressiv auftreten würde. * Lettland: Voller Misstrauen – die schwierige Beziehung von Letten und Russen „Riga, das ist meine Stadt,“ sagt Beata. Die junge Frau gehört zum russischen Teil der Bevölkerung, wie etwa die Hälfte der Menschen in der lettischen Hauptstadt.
Aber nicht alle geben so ein klares Bekenntnis zu ihrer Heimat ab. Seit der Unabhängigkeit des baltischen Staates leben Letten und russischstämmige Einwohner eher nebeneinander her als miteinander. Vor allem die Sprachtests, ohne die Russen nicht die lettische Staatsbürgerschaft bekommen können, egal wie viele Jahrzehnte sie bereits in Lettland leben oder ob sie gar im Land geboren sind, vertiefen die Spaltung. Rentner Sergej Tjulemin zum Beispiel lehnt es vehement ab, sich prüfen zu lassen. „Dann würde ich ja zugeben, dass ich ein Eindringling bin“, klagt der Mann, der als Kind in der Sowjetzeit mit seinen Eltern kam.
Er hat Verständnis für Russland, das dem Westen nicht mehr trauen könne. Demgegenüber stehen die Letten, die wiederum den Russen im eigenen Land nicht trauen. An der Sprache wird der ganze Konflikt deutlich. Wir sind doch so ein kleines Land, sagen sie. Wer, wenn nicht wir, soll unsere Sprache schützen? Eine vertrackte Situation. Dabei wollen die meisten der russischstämmigen Einwohner Lettlands nicht in Russland leben, wie Clas Oliver Richter herausgefunden hat. (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere So. 25.09.2016 Das Erste Folge 2582
Geplante Themen: – Jordanien – Schutz im Wüstenstaat Zu den Leidtragenden des Krieges in Syrien gehören vor allem die Kinder, auch unter den Flüchtlingen. Viele retten sich vor Tod und Gewalt in den Wüstenstaat Jordanien. ARD-Korrespondent Volker Schwenk hat drei Kinder getroffen, kleine Helden, die versuchen, ihr Leben ohne Eltern in einem fremden Land zu meistern. Der zehnjährige Bassil spielt Fußball – ohne Beine – und sagt: „Ich bin noch genau der Junge, der ich vor der Explosion war.“ Autor: Volker Schwenck/ARD Kairo – Gibraltar – Angst vor dem Brexit In der britischen Kronkolonie Gibraltar geht die Angst um.
Man fürchtet die Folgen des Brexit: steigende Lebenshaltungskosten, Einbrüche am Arbeitsmarkt. Mit 97 Prozent hat Gibraltar deshalb gegen den Brexit gestimmt. Ohne Zugang zum europäischen Binnenmarkt wären auch spanischen Städte hart getroffen. In La Línea, gegenüber von Gibraltar, liegt schon jetzt die Arbeitslosigkeit bei 35 Prozent. Wenn Tausende Spanier nicht mehr in Gibraltar arbeiten könnten, gingen in La Línea und anderswo endgültig die Lichter aus.
Autor: Stefan Schaaf/ARD Studio Madrid – Israel/Palästina – Eine Kinder-Reporterin stoppt Soldaten Sie ist zehn Jahre alt und schon so etwas wie ein Star – ein Kinderstar des Krieges. Janna Jihad Ayyad ist Jungreporterin. Auf Facebook hat sie 130.000 Fans. Janna lebt in Palästina, in Nabi Salih, wo Land, das einst in palästinensischem Privatbesitz war, von Israel zum Staatseigentum erklärt wurde. Aber, sagt Janna, Palästinenser seien stark wie Olivenbäume, und sie macht mobil gegen israelische Soldaten. Für viele Palästinenser und für ihre Familie ist das Mädchen längst politisches Kapital.
Autorin: Susanne Glass/ARD Studio Tel Aviv – Ukraine – Schneidern für den Krieg Es ist das wichtigste Nähkränzchen des Donbass-Krieges. In einem Hinterhof, fünfhundert Meter vom Kiewer Maidan entfernt, nähen 13 Frauen für den Krieg: Tarnanzüge, Überwürfe für Panzer und Gewehre. Es sind Ärztinnen, Lehrerinnen, Rentnerinnen. Sie verstehen sich als Patriotinnen und wissen, dass freiwillige Helfer wie sie, feste Stützen der mangelhaft ausgestatteten ukrainischen Soldaten sind.
Autorin: Birgit Virnich/ARD Studio Moskau – Vietnam – Nah am Herzen Im wahrsten Sinne des Wortes: herzergreifend. Der deutsche Manager Clauss Ruff hilft mit Spendengeldern aus der Wirtschaft herzkranken Kindern in Vietnam. Ohne seine, auch ganz persönliche Unterstützung hätten sie keine Chance. Er selbst sucht im ganzen Land betroffene Kinder und bringt sie in die Hauptstadt, wo sie operiert werden können. Philipp Abresch erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens vor und nach der OP, das mit Lebensmut und neuen Plänen in die Zukunft blicken kann. Autor: Philipp Abresch/ARD Studio Singapur (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 02.10.2016 Das Erste Folge 2583
China: Krebs – keine Heilung ohne Geld Zhang Wei hat Knochenkrebs. Zuhause, in der Provinz, konnten sie nichts für ihn tun, also kam er nach Peking, auf eigene Kosten. „Wir mussten fast die ganze Behandlung selbst bezahlen, weil wir auf dem Land wohnen und die Krankenversicherung dort für so gut wie nichts aufkommt.“ Eine Besonderheit des chinesischen Gesundheitssystems, die die armen Menschen auf dem Land benachteiligt. Hoffnung bietet da nur das Internet. Über spezielle Apps werden Spenden für Krebskranke gesammelt.
Dafür musste Zhang Wei seine ganze Krankengeschichte ins Netz stellen. Zhang Wie bekam ausreichend Spenden, um die Chemotherapie zu bezahlen. Für die kleine Hou Fei dagegen fließt kaum Geld. Das Mädchen leidet an Lymphknotenkrebs. Obwohl ihr Vater sie bei allen Apps angemeldet hat, geben nur wenige Menschen etwas. Mädchen seien in den Augen Spendenwilliger nicht viel wert, erklärt ein App-Betreiber. Annette Dittert hat die Verzweiflung der inzwischen hoch verschuldeten Eltern miterlebt, die nun sogar ihr Haus verkaufen wollen, um ihrer Tochter zur lebensrettenden Chemotherapie zu verhelfen.
USA: Wahlkampf im Wohnzimmer Unsere Kinder kriegt Ihr nicht! Das ist für viele Amerikaner, die ihre Kinder zuhause unterrichten, wie eine Art Leitsatz. Michael Donnelly ist einer dieser Amerikaner. „Es herrscht zu viel Sünde in unserem Land“, sagt der Anwalt und Familienvater. Er ist schon lange der Meinung, dass traditionelle amerikanische Werte mit Füßen getreten werden, christliche Werte vor allem. Deshalb haben Michael und seine Frau Patricia alle ihre sieben Kinder selbst zu Hause unterrichtet, statt sie in öffentliche Schulen zu schicken.
Rund zwei Millionen Kinder werden in den USA im Home Schooling unterrichtet. Solcher Hausunterricht ist mit bestimmten Auflagen legal, und zwar in allen Bundesstaaten. Was halten bibeltreue Christen wie die Donellys vom schrillen Präsidentschaftswahlkampf, vom pöbelnden Donald Trump, von der ungeliebten Hillary Clinton? Das hat sich Stefan Niemann gefragt. Ein Stimmungsbild aus Charlestown, West Virginia, in einer Zeit, die von einem regelrechten Wertekampf geprägt ist.
Philippinen – Wie viele Menschen passen auf ein Moped? Es sind ganz besondere Mopeds, mit denen sie auf der philippinischen Insel Mindanao die holperigen Straßen unsicher machen: sogenannte Habal Habal. Das steht für Personentransport auf Motorrädern und Mopeds. Robert Hetkämper war immer wieder erstaunt, wie viele Menschen auf so ein zweirädriges Gefährt passen. Für den Weltspiegel wollte er es jetzt genau wissen, vor allem wenn dann noch so ein europäischer Wohlstandsmensch mit auf dem Habal Habal sitzt.
Indonesien/China: Machtspiele im Paradies Die indonesische Fischereiministerin gibt sich kompromisslos: „Alles, was in unseren Wassern schwimmt, gehört uns. Und wer es sich nimmt, der wird versenkt.“ Eine Drohung, die sich vor allem gegen chinesische Fischerboote richtet. Immer wieder dringen Fischer in die indonesischen Gewässer vor, um dort zu fischen. Sie zerstören auch noch Korallenriffe. Die Stimmung ist angespannt. In diesen Tagen hält das Militär ein internationales Manöver ab.
Die kleineren Länder in der Region wollen dem Expansionsstreben von China etwas entgegensetzen. Bis hierher und nicht weiter, so die Botschaft. Ob das die Machthaber im fernen Peking abschreckt? Philipp Abresch erlebte, wie beide Seiten mit dem Säbel rasseln. Machtspiele, die leicht außer Kontrolle geraten können. Nigeria: Maiduguri trotzt Boko Haram Es war einer der erschütterndsten Momente, den Afrika-Korrespondentin Sabine Bohland und ihr Team in einer Krankenstation in Maiduguri erlebten.
Vor ihren Augen starb ein Mädchen, entkräftet, krank vor Hunger. Zehntausende haben sich vor der Terrorgruppe Boko Haram in die Provinzhauptstadt geflüchtet. Dort sind sie in Sicherheit. Die Armee konnte die islamistischen Terroristen zurückdrängen. Doch mit der Versorgung so vieler Menschen sind die offiziellen Stellen und die Hilfsorganisationen völlig überfordert. Es fehlt an allem. Auch weil die Menschen in der Region die Felder nicht mehr bestellen konnten, wegen des Bürgerkrieges. Aber es gibt eben auch das normale Leben in Maiduguri.
Und das will Fati Abubakar in ihren Fotos zeigen. Sie will die harte Realität nicht mit einem Zuckerguss überziehen, aber sie will eben auch die guten Dinge zeigen. Dinge, die angesichts des großen Elends in der nordnigerianischen Provinz Borno viel zu oft in Vergessenheit geraten. Nepal: Mit 69 auf die Schulbank Frühmorgens zieht Durga Kami die Uniform über und kämmt sich den Bart. Dann macht sich der alte Mann auf den 90 Minuten langen Weg ins Tal. Er ist fast 70 und will allen zeigen, wie wichtig Bildung ist.
Als Kind konnte Durga nicht zur Schule gehen, er war viel zu arm, aber ist es je zu spät, noch etwas zu lernen? Und so drückt der alte Mann jetzt gemeinsam mit Kindern aus der Gegend die Schulbank. Bei seinen Lehrern ist der ungewöhnliche Schüler beliebt, weil er so diszipliniert ist. Und die Mitschüler sind begeistert, wenn Durga in der Pause mit ihnen dem Fußball hinterherjagt. Durga Kami will einmal in seinem Leben Vorbild sein. Inzwischen ist er weit über die Grenzen seiner Heimat Nepal hinaus bekannt, wie Gabor Halasz erfahren hat. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 09.10.2016 Das Erste Folge 2584
Geplante Themen: – Shanghai/China: Wenn der Immobilienmarkt „in Flammen“ steht Wie Feng aus Shanghai, 31 Jahre alt, will heiraten und deshalb, wie die meisten Chinesen eine Wohnung kaufen. Der Makler bietet ihm eine kleine, abgenutzte, eher schäbige Wohnung im Schatten von Bürotürmen an: für über eine Million Euro. Keine Seltenheit in den Innenstädten der chinesischen Metropolen, wo die Immobilienpreise seit Jahren rasant steigen. Aber jetzt gehen sie durch die Decke. In Shanghai sind die Wohnungspreise allein in diesem Jahr um bis zu 30 Prozent gestiegen.
Während Normalverdiener an dieser Entwicklung verzweifeln, greifen Spekulanten weiter zu, in der Hoffnung, dass die Immobilienparty weitergeht. Experten warnen bereits vor einer gewaltigen Blase, die in Chinas Mega-Citys wie Shanghai oder Peking platzen könnte. Bei der Bedeutung des Immobilienmarktes für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wären die Schockwellen wohl auch weit über Chinas Grenzen hinaus zu spüren. Autor: Mario Schmidt, ARD Peking – Mittelmeer: Fregatte Augsburg gegen den IS Awacs-Aufklärungsflugzeuge der Nato mit deutschen Besatzungsmitgliedern werden demnächst auch im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) eingesetzt.
Bereits zum zweiten Mal hat Frankreich die deutsche Fregatte „Augsburg“ als Geleitschutz für den Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ angefordert. Im östlichen Mittelmeer schützt die „Augsburg“ mit 200 Mann Besatzung das französische Schiff, dessen Kampfflugzeuge IS-Ziele in Syrien und im Irak angreifen.
Nach den Terroranschlägen von Paris im November 2015 hatte der Bundestag den Einsatz bewaffneter deutscher Streitkräfte beschlossen. Deutschland und Frankreich wollen militärisch stärker zusammenrücken. Über die Arbeit der Bundeswehrsoldaten berichtet Ralph Gladitz exklusiv von der deutschen Fregatte. Autor: Ralph Gladitz, ARD München – Santander/Spanien: Die intelligenteste Stadt Europas Die Mülltonne quengelt, dass sie voll ist und geleert werden will. Freie Parkplätze bieten sich Autofahrern an und Sensoren entscheiden, ob Rasenflächen gesprengt werden.
Santander ist schon weit, was die Vernetzung einer Stadt mit Sensoren und eine kontinuierliche Datenauswertung betrifft, und gilt damit als eine „Smart City“, eine intelligente Stadt, die bestvernetzte Europas. Delegationen aus aller Welt informieren sich vor Ort über das Projekt. Und die Menschen? Die Bürger können mit Apps Probleme wie eine defekte Straßenleuchte melden und in Echtzeit verfolgen, wie ihr Hinweis verfolgt und erledigt wird.
Doch wie steht es mit dem Datenschutz und welche Gefahren drohen, wenn sich Hacker des Systems bemächtigen? Autor: Stefan Schaaf, ARD Madrid – Udaipur/Indien: Muttermilchspende in der Märchenstadt Udaipur, im Süden des Bundesstaats Rajasthan ist wegen seiner Paläste und Seen bekannt als die indische Märchenstadt. Doch die traumschöne Kulisse hatte auch eine dunkle Seite. Vor Jahren wurde einer der Seen als „Blut-See“ bekannt, weil in ihm viele weibliche Föten und Babyleichen gefunden wurden; auch in Indien zählen männliche Nachfahren mehr.
„Nicht wegschmeißen, sondern herbringen!“ Unter diesem Motto gründete ein Guru dann ein Waisenhaus für weibliche Frühchen und Säuglinge, um die Mädchen vor diesem grausamen Schicksal zu bewahren – mit Erfolg. Damit die Waisenkinder und auch Kinder, deren Mütter keine Milch haben, gut ernährt werden, gibt es als Ergänzung jetzt eine Muttermilchbank. Mütter spenden ihre Milch, die dann an bedürftige Säuglinge weitergegeben wird. Das Modell macht in ganz Indien Schule. Autor: Markus Spieker, ARD Neu Delhi (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 16.10.2016 Das Erste Folge 2585
Geplante Themen: – Irak: Mossul – militärische Gratwanderung Monate hat es gedauert, diesen Angriff vorzubereiten. Der Sturm auf die irakische Hochburg des sogenannten Islamischen Staates soll erfolgreich verlaufen, bis zu 40.000 Soldaten und Milizionäre sind beteiligt. Die irakische Armee hat ethnisch und religiös gemischte Einheiten gebildet und vorher genau festgelegt, dass weder schiitische Milizen noch kurdische Kämpfer bis in die Stadt vordringen sollen. In Mossul leben noch mehr als eine Million überwiegend sunnitische Muslime.
Der IS lässt sie nicht fliehen, die irakische Armee will verhindern, dass es nach einer möglichen Befreiung Mossuls zu religiösen Konflikten und Rachemorden kommt. Zusätzlich erschwert wird die militärische Operation durch die Tatsache, dass die 4.000 bis 5.000 IS-Kämpfer auf der anderen Seite nicht am Leben hängen: Für sie ist der „Märtyrertod“ erstrebenswert. Amir Musawy (SWR) hat Einheiten der irakischen Armee begleitet. – Irak: Inside Mossul Mehr als eine Million Zivilisten in Mossul leben seit zwei Jahren in Todesangst.
Der sogenannte Islamische Staat hat seine eigenen „Regeln“: Wer sie übertritt, kann auf der Stelle hingerichtet werden – wegen einer Zigarette oder weil er mit dem Handy telefoniert hat. Trotzdem bleiben Mobiltelefone die einzige Verbindung in die Außenwelt, ins kurdische Dohuk zum Beispiel. Hier leben Christen, die rechtzeitig fliehen konnten, und nun Angst um ihre zurückgebliebenen Angehörigen haben. Verlässliche Informationen aus Mossul sind sehr schwer zu bekommen.
Aber einigen Studenten in Dohuk gelingt es dennoch, über Umwege aktuelle Bilder, Videos und Nachrichten aus der Stadt herauszuschmuggeln. Vorsichtig formiert sich in Mossul selbst Widerstand gegen den IS. Eine Reportage von Alexander Stenzel (ARD Studio Kairo) – Großbritannien: Eine Insel macht sich klein „Meine Insel wird mir eng“, sagt ARD-Korrespondentin Hanni Hüsch. Seit Jahren berichtet sie aus ihrem geliebten Großbritannien. Doch seit dem Brexit-Beschluss spürt sie fast täglich, dass die Insel sich verändert, ihr fremder wird.
„Sie fühlt sich immer kleiner an, auch wenn sie jetzt wieder größer tönt“. Fremdenfeindliche Töne, schräge Ideen, Großmannsgerede, Abschottung gegenüber Europa. Fast schon verzweifelt wirkt da der Versuch des Londoner Oberbürgermeisters, sein eigenes Land an die Großzügigkeit und Weltoffenheit zu erinnern, die Great Britain einst groß gemacht haben. Eine Reportage von ARD-Korrespondentin Hanni Hüsch aus einem zerrissenen Land.
– Haiti: Menschengemachte Katastrophe? Wieder ein Hurrikan, wieder Hunderte Tote, wieder die Ernte zerstört, die Wellblechhütten niedergewalzt. Wieder Hunderttausende, die in Notunterkünften dürftig versorgt werden. Es ist, als würde sich in Haiti alle paar Jahre die Geschichte wiederholen. Das karibische Land wird regelmäßig von Naturkatastrophen heimgesucht. Aber warum ist Haiti so schutzlos? Warum gelingt es keiner Regierung, nachhaltig das Land aufzubauen? Warum werden die haitianischen Eliten immer reicher, während der Großteil des Volkes bitterarm bleibt? Warum grassieren in dem bettelarmen Land Korruption und Ineffizienz? Fragen, auf die ARD-Korrespondent Peter Sonnenberg (ARD-Studio Mexiko) bei seiner Reise durch das Katastrophengebiet Antworten sucht.
– Senegal: Der aussichtslose Kampf der Fischer Mor Mbengul fischt noch immer, wie er es von seinem Großvater gelernt hat. Und doch gibt es einen Unterschied: Seine Vorfahren konnten von dem Fang leben. Mor und seine Freunde nicht mehr.
Das Meer vor Senegals Küste ist abgefischt von internationalen Fangflotten. Ein Jahr lang haben Umweltorganisationen mit GPS und Satelliten-Nachverfolgungssysteme die großen Trawler aus China, Russland und der EU beobachtet. Sie haben festgestellt, dass die Großfischer weit mehr fischen als sie offiziell dürfen. Mit mafiösen Methoden versuchen viele, dies zu verschleiern. Senegals Fischer sind arbeitslos. Tausende wollen nach Europa fliehen, dorthin – so sagen sie – wohin ihr Reichtum schon abgewandert ist. Eine Reportage von Shafagh Laghai (ARD-Studio Nairobi) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 23.10.2016 Das Erste Folge 2586
Geplante Themen: – USA: Autos aus dem 3-D-Drucker Zuschauen wie das neue Wunschauto in einer von vielen Mikrofabriken ganz in der Nachbarschaft gefertigt wird? Eine neue Erlebniswelt für die ganze Familie, wenn der 3-D-Drucker im neuen Produktionsverfahren komplette Autoteile ausdruckt? Den alten Wagen dabei gleich wiederverwerten und umschmelzen lassen? Noch ist das Zukunftsmusik, aber eine amerikanische Firma bastelt bereits an einem Prototypen, bei dem das Chassis zu 100 Prozent gedruckt und dann mit dem Elektromotor zusammengebaut wird.
Ziel ist eine Revolution in der Autoherstellung, bei der die Massenfertigung in großen zentralen Werken durch Bedarfsfertigung in den sogenannten Mikrofabriken nah am Kunden ersetzt wird. Das würde nicht nur Arbeitsplätze in der Produktion kosten, auch Autohändler wären dann überflüssig. Gleichzeitig wird die Entwicklung selbstfahrender Autos und Gefährte im öffentlichen Nahverkehr vorangetrieben. In Mcity, einer Art Teststadt für selbstfahrende Autos in der Nähe von Detroit, forscht die Universität von Michigan auf Versuchsstrecken, wie sich unsere mobile Zukunft verändern wird.
Große Umwälzungen stehen an – schlechte Aussichten für Berufsfahrer, deren Arbeitsplätze durch die neue Technologie vernichtet würden. Autor: Markus Schmidt, ARD New York – Indien: Wenn der Doktor per Mausklick kommt Indien als riesiges Flächenland hat – wie Deutschland – Ärztemangel auf dem Land, freilich noch viel drastischer: ein Arzt kommt auf mehr als 10.000 zu versorgende Einwohner, in manchen Regionen gibt es überhaupt keine medizinische Versorgung.
Indien, hochentwickelt in der Computer- und Softwaretechnik, will das Problem jetzt mit innovativer Tele-Arbeit lösen. In entlegenen Gegenden werden digitale Servicezentren eingerichtet, die auch Tele-Medizin per Skype-Schalte anbieten, vorausgesetzt der Strom- und Internetanschluss funktioniert. Während hierzulande schon diskutiert wird, ob und wann die digitale Diagnostik Fachärzte ersetzen wird, machen Ärzte in Indien mit Hilfe des Computers jetzt ihre Ferndiagnosen und leisten so medizinische Grundversorgung für weite Teile des Landes.
In den Städten sichert das vielen Ärzten den Arbeitsplatz und ein gutes Einkommen. Aber wie fühlen sich die Patienten, wenn der Arzt mehrere Flugstunden entfernt ist? Autor: Markus Spieker, ARD Neu Delhi – Japan: Der Dorfretter von Tsukigi Weltweit wird befürchtet, dass die rasante technische Entwicklung immer mehr Arbeitsplätze vernichten wird. Die Japaner gewinnen diesem Aspekt aber eher positive Seiten ab.
Durch den massiven Bevölkerungsrückgang und die Überalterung des Landes fehlen schon jetzt viele Arbeitskräfte im Land. Da könnten die kleinen Roboter so manche Lücken füllen. Für das relativ neue Berufsbild des Dorfretters eignen sich die vorprogrammierten Maschinen aber nicht. Die fast 4000 von der Regierung eingesetzte Dorfretter – sehen sich einer japanischen „Mission Impossible“ gegenüber. Angesichts von Landflucht und einer rapide vergreisenden Bevölkerung sollen sie Dörfer vor dem Aussterben retten und mit neuem Leben füllen.
Der Jurist Hideto Ueji versucht das gerade im Dorf Tsukigi auf seiner Heimatinsel im Süden des Landes. Ein Wettlauf mit der Zeit. Es gibt viele Tsukigis im Land – Japan droht auszusterben. – Ägypten: Die Wut der Tuktuk-Fahrer Tuk-Tuk-Fahrer Mustafa Abdel Al Din Al Zim El Lisi ist mit einem Drei-Minuten-Video zu einer Internetberühmtheit geworden: In einer wutgeladenen Analyse schreit er die großen Probleme Ägyptens in die Kamera. Und tatsächlich befindet sich das Land in einer tiefen Wirtschaftskrise: Selbst Grundnahrungsmittel werden knapp und steigen im Preis; Spekulanten verschärfen die Lage.
Die Regierung gibt dagegen das Geld für nationale Groß- und Rüstungsprojekte aus. Für die Jugend gibt es kaum noch Perspektiven für ein normales Leben im eigenen Land – Auswandern scheint für immer mehr junge Menschen alternativlos zu werden. Bereits heute ist Ägypten nach Libyen das Land, über das die meisten Flüchtlinge aus vielen Ländern Afrikas über das Mittelmeer Italien und damit Europa erreichen.
Autor: Matthias Ebert, ARD Kairo – Ostkongo: Vergewaltigung als Machtstrategie „Ich glaube an Gott und an meine Waffe. Ich kann nicht mehr zählen, wie viele Menschen ich getötet habe. Immer wenn ich schieße, erinnere ich mich an meinen Mann.“ Justine, 22 Jahre alt, wurde im Rebellengebiet im Osten der Demokratischen Republik Kongo vergewaltigt, ihr Mann ermordet. In diesem rohstoffreichen Niemandsland herrscht permanenter Krieg zwischen rund 70 bewaffneten in- und ausländischen Milizen.
Sexuelle Gewalt ist dabei eine Kriegswaffe, Vergewaltigung für die Frauen eine Alltagserfahrung, die fast alle von ihnen trifft. Die Regierung des Kongo kann die Menschen hier nicht schützen. Auch die UN-Mission Monusco ist durch Übergriffe von Soldaten auf Zivilisten in Verruf geraten. Justine will kein Opfer mehr sein. Sie will Gerechtigkeit und Rache. Der brutale Krieg hat aus der jungen Mutter eine Mörderin gemacht. Doch eigentlich wäre Justine gerne eine ganz normale Frau, die sich für sich und ihr Kind eine sichere Zukunft wünscht. Autorin: Julia Leeb (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 30.10.2016 Das Erste Folge 2587
Deutsche TV-Premiere So. 06.11.2016 Das Erste Folge 2588
USA: „Trumpeln“ auf den Rechten der Indianer: „Es geht um unser Wasser, unsere Rechte und unsere Menschenwürde“, sagt der Stammesführer der Standing Rock Sioux – und meint eine Pipeline. Die Dakota Access Pipeline soll Rohöl von North Dakota zur Raffinerie in Illinois transportieren. Sie verläuft unter dem Missouri River, gefährdet also in hohem Maße das Trinkwasser, sagen Umweltschützer. Außerdem wird Land durchkreuzt, das den Sioux heilig ist. Seit Monaten läuft der Protest – niedergeschlagen mit Tränengas und Gummigeschossen.
Nun haben die USA einen neuen Präsidenten und dem gehören Anteile an der Firma, die die Pipeline baut. Sandra Ratzow (ARD-Studio Washington) hat Indianer und Umweltaktivisten gefragt, wie eine Zukunft mit Donald Trump aussehen wird. Mexiko: Angst an der Grenze: Sie sind vor Bandenkriegen und Naturkatastrophen aus ihren Ländern geflohen und haben es bis an die Grenze zwischen Mexiko und den USA geschafft. Nur warten sie in der Nähe der Grenzstadt Tijuana auf die Chance, illegal in das Land ihrer Träume einzureisen. Haitianer, junge Männer aus El Salvador und Honduras, und auch viele Mexikaner.
Seit dem Wahlsieg Donald Trumps macht sich unter ihnen Unruhe breit, ob sie es noch „rechtzeitig“ schaffen, bevor – wie angekündigt – das Grenzregime durch die künftige US-Regierung verschärft und vielleicht sogar eine stabile Mauer gebaut wird. Während die einen auf eine baldige Chance lauern, kommen andere desillusioniert zurück: Als Illegale abgeschoben aus den USA. Viele wollen es nicht erneut versuchen. Sie glauben, dass die Stimmung gegen Ausländer die illegal in den USA leben, immer aggressiver wird.
Joana Jäschke (ARD-Studio Mexiko) auf einer Grenzreise. Türkei: Geschundenes Kurdengebiet: Weitermachen oder hinschmeißen? Diese Frage stellt sich die prokurdische HDP-Partei in der Türkei, seit ihre Parlamentsabgeordneten festgenommen werden, weil sie angeblich die terroristische PKK unterstützen. Ziya Pir ist türkischer und deutscher Staatsbürger, wohnhaft in Diyarbakir. Er ist für die HDP Abgeordneter im türkischen Parlament; und er kämpft einen schier aussichtslosen Kampf für ein friedliches Zusammenleben in der Türkei.
In diesen Tagen fährt er in kurdische Dörfer, um mit der Basis zu beraten, wie Politik unter „Sultan Erdogan“ weitergehen könnte. Er trifft Menschen, die vor einem Jahr die Hoffnung hatten, dass es besser würde für die Kurden in der Türkei, und die nun mit immer neuen Anfeindungen und Ausgrenzungen zu kämpfen haben. Oliver Mayer-Rüth (ARD-Studio Istanbul) hat sich im kurdischen Gebiet der Türkei umgesehen. Polen: Rechtsdrall: Am 11. November feiert Polen den Tag seiner Unabhängigkeit. Und jedes Jahr nutzen rechte Gruppen den nationalen Feiertag, um zu zeigen wie stark sie mittlerweile sind.
Ob die „Allpolnische Jugend“ oder das „National Radikale Lager ONR“: Rechtsextreme Gruppierungen schaffen es mittlerweile leicht, Hunderttausende auf die Straße zu bringen, um gegen Fremde, Minderheiten und auch gegen Europa zu demonstrieren. Nicht nur die polnische Regierung driftet immer deutlicher nach rechts und polarisiert das Land, auch ein Großteil der Jugend wendet sich radikal dem Nationalen zu. Ein Bericht von Griet von Petersdorf (ARD-Studio Warschau).
Thailand: Die Schatztaucher von Bangkok: Seine Verbindung zur Oberwelt sind ein Plastikschlauch und ein altmodischer Taucherhelm: Sommat Saengthong taucht, seit er 15 ist. Er sucht nach Schätzen im Chao Phraya, dem Fluss der mitten durch die Millionenstadt Bangkok fließt. Die Schatztaucher finden Buddha-Statuen, Amulette, Münzen – bringen aber auch mal eine Kamera zurück, die Touristen ins Wasser gefallen ist. 30 Taucherfamilien gibt es in Bangkok, sie tasten in der dunklen Tiefe des Flusses nach Schätzen – früher fanden sie viel, heute weniger.
Aber noch leben sie davon, und zwar auf Pfahlbauten direkt über dem Wasser. In diesen Tagen trauern sie um König Bhumibol. Sumat hat ihn live gesehen, als er bei einer Schiffsparade direkt an den Häusern der Taucher vorbeigefahren ist. Eine Reportage von Philipp Abresch (ARD-Studio Singapur). Chile – Das nette deutsche Folterdorf: Nichts soll mehr an die grausame Geschichte dieses Ortes erinnern; an die Folterkeller, in denen hier politische Gegnern der Militärdiktatur gequält wurden, an die Kleinfabriken, in denen junge Menschen zur Sklavenarbeit gezwungen wurden, an die Missbrauchsskandale.
Auch der Name wurde geändert: „Colonia Dignidad“ hieß einst die berüchtigte Siedlung sektiererischer Auslandsdeutscher in Chile. Heute nennt sich das Areal „Villa Baviera“: Bayerisches Dorf. Man könnte es für eine Feriensiedlung halten, in der an manchen Tagen laut und ausgelassen gefeiert wird. „Ein Skandal“ sagt Adriana Bórquez, „das ist so als würde in Ausschwitz heute Kabarett gespielt.“ Adriana Bórquez wurde in den 70er Jahren in die Colonia deportiert und gefoltert.
Und tatsächlich erinnert im „Bayerischen Dorf“ Vieles an die Art, wie Deutschland mit der eigenen Geschichte in den Nachkriegsjahren umgegangen ist. Verdrängen, leugnen, nach vorne schauen. Wer in der Villa Baviera anders denkt, gilt auch heute noch als Außenseiter. Wie Doris und Joachim Zeitner. Über 40 Jahre lang waren sie eingesperrt, gepeinigt zur Sklavenarbeit gezwungen. Jetzt mussten sie 400 Kilometer weit weg ziehen. Um Abstand zu gewinnen von einem Ort, der sie dennoch nie mehr loslässt. Eine Reportage von Ulli Neuhoff (SWR) und Klaus Weidmann (SWR). Schnappschuss Ägypten: Was ist eigentlich ein Lochschneider? (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere So. 13.11.2016 Das Erste Folge 2589
* Jordanien: Lebensmut – Ein Junge gibt nicht auf Autor: Volker Schwenck Die Lebensfreude von Bassil hat ARD-Korrespondent Volker Schwenck bei seinem ersten Treffen mit dem zehnjährigen Jungen tief beeindruckt. Jetzt hat er das syrische Flüchtlingskind in der jordanischen Hauptstadt Amman wieder gesehen. Vor zwei Jahren ging Bassil mit zwei Freunden in der syrischen Stadt Deraa zum Supermarkt. Da lag ein interessanter Gegenstand am Straßenrand. Ein Freund hob ihn auf. Das Ding explodierte. Bassils Spielkameraden starben; er selbst verlor beide Beine und eine Hand.
Der interessante Gegenstand, der Bassils Leben für immer veränder hat, war eine Mine, ein Blindgänger, Streumunition, niemand weiß es so genau. Heute lebt der Junge bei einer privaten Hilfsorganisation. Er geht zur Schule, klettert auf Bäume und trainiert regelmäßig mit einem Schwimmlehrer. Das Ziel, eines Tages: die Paralympischen Spiele. „Ich bin noch genau der selbe Junge wie vor der Explosion,“ sagt er. Bassils Vater kam bei einem Bombenangriff ums Leben, seine Mutter sitzt mit den Geschwistern noch immer in Syrien fest.
Jordanien lässt kaum noch syrische Flüchtlinge ins Land. Mit geschätzt gut einer Million haben schon zu viele Syrer in dem Wüstenstaat Zuflucht gesucht. Bassil beteuert, er habe nur einen wirklichen Wunsch: „Ich möchte meine Mutter bei mir haben.“ * Ukraine: Korruption – Was bringt das neue Transparenzgesetz? Autor: Udo Lielischkies Wie kann ein Richter, der im Monat 2000 Euro verdient, zwei Häuser mit mehreren hundert Quadratmetern Wohnfläche besitzen? Das fragen sich Katia und Roman, zwei Aktivisten, die die neu gegründete, unabhängige Antikorruptions-Einheit bei ihren Recherchen unterstützen.
Sie haben vor allem korrupten Richtern und Staatsanwälten den Kampf angesagt. Und Verdachtsfälle gibt es viele. Der Stichtag war der 1. November. An diesem Tag mussten Beamte und Abgeordnete ihre Vermögensverhältnisse im Internet offenlegen. Das ist Teil des neuen Transparenz-Gesetzes. Mit großer Begeisterung haben die Abgeordneten im ukrainischen Parlament dieses Gesetz wohl nicht verabschiedet, aber der Internationale Währungsfonds hatte seine für die danieder liegende Wirtschaft benötigten Zahlungen gestoppt, als die Regierung nichts gegen die Korruption unternahm.
Jetzt aber greifen die ersten Maßnahmen. So müssen sich zum Beispiel alle Richter vor einer Kommission neu für ihr Amt qualifizieren. Und es gibt erste Urteile. Udo Lielischkies über den mühsamen Kampf gegen die Korruption.
* Großbritannien: Stürmische Zeiten – Die schrumpfende Insel Autorin: Hanni Hüsch Sie führt einen einsamen Kampf: Bryony Nierop-Reading, die letzte verbliebene Bewohnerin an der Küste vor Happisburgh. Sturm Xaver hat sich 2013 ihr Haus geholt, jetzt hängt auch die Garage fast schon über dem Abgrund. Bryony harrt noch in ihrem Wohnwagen aus, aber das wollen ihr die Behörden jetzt auch noch verbieten. Zu gefährlich. Das Meer holt sich das Land zurück. An der Küste von Norfolk rücken die Wellen immer näher an die Ortschaften.
Immer mehr Häuser werden unbewohnbar, verschwinden. Die Ursache für die dramatische Erosion? Der Klimawandel? Bryony fordert, dass die Wellenbrecher verstärkt werden. Andere sagen, es müsse viel früher angesetzt werden, indem vor allem etwas gegen den Klimawandel getan werde. Sonst könnte es auch die berühmten weißen Klippen von Dover eines Tages nicht mehr geben. Die Ironie der Geschichte sei, findet Bryony, dass ausgerechnet in den Nach-Brexit-Zeiten, wo Großbritannien wieder groß werden wolle, das Land schrumpfe. (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 20.11.2016 Das Erste Folge 2590
Italien: Referendum 4.12.16 – Aus für Renzi? Ursprünglich sollte die Volksabstimmung am 4. Dezember eine Entscheidung über eine Verfassungsreform sein. Doch Ministerpräsident Matteo Renzi hat sein eigenes politisches Schicksal mit dem Referendum verknüpft. Nun wird es nicht nur eine Richtungsentscheidung, sondern eine Abstimmung über die Stabilität Italiens, des Euros, ja, vielleicht sogar der gesamten EU. Denn ein „Nein“ würde Italien zumindest wirtschaftlich in noch größere Bedrängnis bringen.
Der Weltspiegel begleitet zwei Wahlkämpfer: Tobia Zevi von der Demokratischen Partei, der zu Fuß durchs Land reist, um die Menschen von einem „Ja“ zu überzeugen, während Architekturprofessorin Stefania Tuzzi leidenschaftlich für ein „Nein“ kämpft, weil sie überzeugt ist, dass die Verfassung alles hat, was Italien braucht. (Autor: Richard C. Schneider, ARD Rom) Russland: Trump als nationalistische Blaupause – make Russia great again „Glaubt wirklich jemand im Ernst, dass Russland die Wahl des amerikanischen Volkes beeinflussen kann? Ist Amerika etwa eine Bananenrepublik?“ Empört wies der russische Präsident unlängst Vorwürfe zurück, sich in den amerikanischen Wahlkampf eingemischt zu haben und lobte dann überschwänglich Wahlsieger Donald Trump.
Doch nicht nur Putin stellt sich öffentlich hinter den amerikanischen Milliardär: Russische Nationalisten setzen ganz auf Trump und hoffen jetzt auf Tauwetter im Verhältnis zu den USA und auf Aufhebung der Sanktionen.
Junge russische Patrioten gründen Netzwerke, um den Nationalismus zu fördern. Beflügelt vom Sieg Trumps und seinem Wahlkampfslogan „Make America great again“ wollen auch sie Russland wieder groß machen. Sie sehen die Zeitenwende gekommen, in der Populisten wie Putin, Trump und Marine Le Pen die Weltpolitik bestimmen werden. (Autorin: Birgit Virnich, ARD Moskau) USA: @realDonaldTrump – Wer ist dieser Mann wirklich? Donald John Trump, geboren am 14. Juni 1946 im New Yorker Stadtteil Queens.
70 Jahre alter milliardenschwerer Unternehmer und designierter 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Politisch betrachtet, der große Unbekannte. Seit er die Wahl gewonnen hat, lauert die Welt auf jeden seiner Schritte, auf jede Personalentscheidung und klopft jede seiner Aussagen darauf ab, ob da nicht vielleicht doch nur ein Tiger gesprungen ist und als Bettvorleger landen wird. Seine Geltungs- und Prunksucht versteckt er nicht, Weggefährten bezeichnen ihn als Narzissten, Rassisten und Fanatiker und berichten gleichzeitig über eine nahezu kindliche Begeisterungsfähigkeit.
Die ganze Welt fragt sich: Wie tickt dieser Donald Trump? Diese Frage hat der Weltspiegel zwei seiner intimsten Kenner und Biographen gestellt: David Cay Johnston, Pulitzer-Preisträger, Buchautor, Investigativ- und Wirtschaftsjournalist, der den künftigen US-Präsidenten seit 28 Jahren persönlich kennt, und Michael D’An tonio, ebenfalls Pulitzer-Preisträger, freier Journalist und Autor des Buchs „Die Wahrheit über Donald Trump“.
(Autor: Stefan Niemann, ARD Washington D.C.) Argentinien: Frauen gegen Machokultur Frauen werden geschlagen, unter Drogen gesetzt, brutal vergewaltigt, ermordet. Ein Problem, das in den Macho-Gesellschaften Südamerikas lange als Tabu galt. Aber in den letzten Monaten hat sich in der Region eine breite Protestbewegung gegen die noch zunehmende Gewalt an Frauen entwickelt. Unter dem Motto „Ni una menos“ („Nicht eine weniger“) gingen im Oktober Zehntausende Menschen in Argentinien auf die Straße, nachdem ein 16-jähriges Mädchen ermordet worden war.
Vor vier Jahren hatte der Nationalkongress bereits ein Gesetz verabschiedet, das häusliche Gewalt, Frauenmorde und Hassverbrechen gegen Frauen als eigene Kategorie, als „Femizid“, einstuft. Verändert hat sich dadurch allerdings nur wenig. Einige Frauen kämpfen mit aller Leidenschaft gegen die Gewalt gegen Frauen, so auch Monica Cunarro, Staatsanwältin in der argentinischen Hauptstadt. Sie hat dem Machismus in der Justiz den Krieg erklärt und gerade einen seltenen Erfolg erzielt: einen Mann mit der Höchststrafe lebenslänglich zu verurteilen für „Femizid“ – Frauenmord.
(Autor: Michael Stocks, ARD Rio de Janeiro) Afghanistan: Mädchenorchester Mit erst 18 Jahren ist Negin Khpalwak die erste Dirigentin Afghanistans. Gegen den Willen und sogar trotz Morddrohungen eines Teils ihrer Familie hat sie den Nordosten Afghanistans verlassen, um in der Hauptstadt Kabul Musik zu studieren. Sie lebt gefährlich, denn in ihrer Heimatregion dürfen Mädchen nicht einmal zur Schule gehen und schon gar nicht musizieren.
200 Schüler und Schülerinnen sind am Nationalinstitut für Musik eingeschrieben und werden von den besten Musiklehrern des Landes unterrichtet – mitten im afghanischen Alltag zwischen Morddrohungen der Taliban und Anschlägen. Alle Musikschülerinnen sind entschlossen, Afghanistan nicht den Rücken zu kehren, sondern mitzuhelfen beim Aufbau. Und Negin ist ihr Vorbild, das der ganzen Welt zeigt, was in afghanischen Frauen steckt, wenn man sie frei aufspielen lässt. (Autor: Markus Spieker, ARD Neu Delhi) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 27.11.2016 Das Erste Folge 2591
Kuba: Letzte Ehre für Fidel Mit einem großen Trauerakt nimmt das Land Abschied vom máximo líder, Fidel Castro. Staats- und Regierungschefs aus aller Welt werden erwartet. Für die Kubaner ist es die Chance, ihrem langjährigen Revolutionsführer die letzte Ehre zu erweisen. In den Tagen davor wird die Urne mit Castros Asche quer über die Karibikinsel nach Santiago de Cuba gebracht. In verschiedenen Ortschaften auf dem Weg sind Trauerveranstaltungen geplant. In Santiago soll Fidel Castro am Sonntag dann bestattet werden. England: Bittere Armut wegen Bürokratie Es ist der Stoff für einen Film.
In Großbritannien sorgt das Werk des Regisseurs Ken Loach ,,I Daniel Blake’’ für mächtig Wirbel und Aufregung: Eine Story über Briten, die täglich durch das soziale Netz rutschen, da dieses kafkaeske Züge hat, sozial Schwache nicht an die Hand nimmt, sondern eher fallen lässt. Die Realität in England abseits des Films ist teils sogar noch schlimmer, sagen viele, ,,Real Daniel Blakes’’ gebe es an vielen Orten im Königreich. Und nach dem Brexit-Votum der Briten wird sich die Situation für die Betroffenen wohl nicht bessern, der Abstieg in die Armut droht.
Charlotte Hughes will das nicht hinnehmen, jede Woche steht sie vor dem Arbeitsamt, informiert Jobsuchende über ihre Rechte, wie man sich gegen Sozialkürzungen wehren kann. ARD Studio London/Autorin: Julie Kurz Österreich: Bundespräsidentenwahl Die Österreicher wählen einen neuen Bundespräsidenten: Droht womöglich ein Rechtsruck? Norbert Hofer von der FPÖ tritt gegen den Grünen-Kandidaten Alexander van der Bellen an. Wir schalten zu ARD-Korrespondent Michael Mandlik nach Wien mit aktuellen Zahlen.
Österreich: Trump-Effekt in der Alpenrepublik? In der ersten Runde der Bundespräsidentenwahl im Frühjahr räumte die rechtspopulistische FPÖ vor allem in Regionen ab, die lange Zeit fest in den Händen der Sozialdemokraten waren. Beispiel: die Obersteiermark. Die Arbeiterschaft alter Industrieregionen rutscht nach rechts, und das liegt nicht unbedingt an der Arbeitslosigkeit. Die Bevölkerung schrumpft in diesen Gebieten, vor allem junge Menschen ziehen weg, zurück bleiben große Zukunftsängste.
ARD Studio Wien/ Autor: Till Rüger Kongo: Das schwarze Gold für Handys Mehr als 80 Millionen Menschen, eines der rohstoffreichsten Länder der Welt und seit Jahren Kämpfe zwischen Rebellen- und Regierungstruppen. Vor allem der Osten der Demokratischen Republik Kongo kommt nicht zur Ruhe. Das liegt auch an hochwertigen Erzen wie Coltan, die dort abgebaut werden. Ohne diesen Rohstoff kann heute kein Smartphone hergestellt werden. Oft werden die Minen von Rebellen kontrolliert, die sich so ihren Kampf finanzieren. Einige Minen wurden jetzt jedoch als „konfliktfrei“ zertifiziert, das heißt, die Rebellen haben hierauf keinen Zugriff, Kinderarbeit ist verboten.
Möglich wurde das, weil ein Gesetz aus Amerika und nun auch aus der Europäischen Union Unternehmen vorschreibt, nachzuweisen, woher sie ihre Rohstoffe beziehen. Damit soll verhindert werden, dass die Firmen den bewaffneten Konflikt im Kongo finanzieren. Doch welche Wirkung haben die Gesetze? Wie sieht der Alltag für die Menschen in den Minen aus? Tausende schürfen hier jeden Tag nach dem ,,schwar zen Gold’’ für Handys.
Die meisten Arbeiter verdienen mit ihrem Job nur wenig Geld, ihre Lebenssituation hat sich auch mit dem Gesetz nicht groß verbessert, sagen sie, aber immerhin müssten sie jetzt keine Angst mehr vor Übergriffen der Rebellen haben. ARD Studio Nairobi/Autorin: Shafagh Laghai Kanada: Vom Grizzly-Jäger zum Bären-Freund British Columbia, die kanadische Provinz an der Westküste, ist einer der ganz wenigen Plätze auf der Welt, wo der Grizzly noch „zum Spaß“ gejagt werden darf. An die 50.000 Dollar muss ein Trophäenjäger auf den Tisch blättern, wenn er als Ausländer eine der seltenen Jagdlizenzen kaufen will.
Gegen diese Jagd auf Tiere hat sich ein breites Bündnis aus Naturschützern und Ureinwohnern, den First Nations, zusammengetan. Mike Willie, Häuptling der Kwakiutl, gelingt es, dem passionierten Jäger Brent Sheppe die Grizzlyjagd auszureden. Für beide ist das der Beginn einer Freundschaft. Für die First Nations geht es um weit mehr als nur um den Schutz der Grizzlys. Sie kämpfen für ihre Landrechte. Sie haben nie einen Vertrag unterschrieben, mit dem sie ihr Land an die Regierung abtreten. ARD Studio New York/Autor: Markus Schmidt (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere So. 04.12.2016 Das Erste Folge 2592
Syrien: Aleppo vor dem Fall Es sieht ganz nach einer Wende im syrischen Bürgerkrieg aus. Wenig fehlt noch, dann ist die zweitgrößte Stadt Syriens wieder völlig unter Regierungskontrolle. Die einstige Rebellenhochburg Aleppo gleicht im Osten einer Trümmerlandschaft. Zerbombt und weitgehend menschenleer. Nur noch wenige Viertel werden von Rebellen gehalten. Die Menschen, die dort noch aushalten, stecken zwischen den Fronten fest. Es ist ein Leben in der Hölle. Die, die in den letzten Tagen fliehen konnten, wissen nicht, was sie im regierungskontrollierten Westteil Aleppos vom Assad-Regime zu erwarten haben.
Die UN befürchtet, dass Hunderte junger Männer nach ihrer Flucht aus Ost-Aleppo verschwunden seien, und spricht von möglichen Internierungen und Folterungen. ARD-Korrespondent Alexander Stenzel (ARD-Studio Kairo) mit einer Reportage aus Aleppo. Er sagt: „Ich habe noch nie eine so zerstörte Stadt gesehen.“ Jemen: Der vergessene Krieg „Selbst wenn der Krieg einmal vorüber ist, wird es keine Aussöhnung mit Saudi-Arabien geben.
Wir werden uns rächen.“ Hamid Galib ist Krankenpfleger in Sa’da, der Hauptstadt der Houthi Rebellen im Norden Jemens. Sein Sohn kam mit fünf weiteren Verwandten bei einem Luftangriff des saudischen Militärs ums Leben. In Jemen tobt ein Bürgerkrieg, in den sich Saudi-Arabien und weitere Golfstaaten einmischen. Ein Krieg, auf den die Welt nicht schaut, in dem Tausende ihr Leben verloren haben, Hunderttausende auf der Flucht sind, Millionen hungern. ARD-Korrespondent Volker Schwenck (ARD-Studio Kairo) mit einer Reportage aus einer Gegend, in der Menschen Müll verbrennen, um darin Brot zu backen.
Myanmar: Sterne, die vom Himmel fallen Immer im November, wenn der Mond rund und voll zu werden beginnt, dann startet im Nordosten Myanmars das Tazaundangi Festival – das Festival des Lichts. Vorwiegend junge Shan-Männer haben zuvor monatelang fantasievolle Ballone gebastelt, die sie bei Vollmond in den Himmel steigen lassen. Es sind Fesselballone, die kilogrammschweres Feuerwerk mit sich tragen – und in der Höhe spektakulär explodieren.
Ein Feuerwerk, als würden Sterne vom Himmel fallen. Bestaunt, bejubelt und beklatscht von tausenden Besuchern. ARD-Korrespondent Philipp Abresch (ARD-Studio Singapur) hat sich von dem traditionellen Fest faszinieren lassen. Ukraine: Pizza Veterano Yurij bekommt den Krieg nicht mehr aus dem Kopf. Er hat im Osten der Ukraine gekämpft, er hat sein Leben riskiert, er ist zurückgekehrt zu seiner Familie nach Kiev. Er hat versucht, wieder zivil zu leben. Es gelingt ihm nicht. Er macht seinen Körper wieder fit.
Er will zurück in den Krieg. Dort sei alles leichter, sagt er. Viele junge ukrainische Männer sind Kriegsveteranen und traumatisiert. Psychologische Hilfe bekommen sie kaum. Der Staat ignoriert ihre Probleme. Auch Leonid Ostaltsev hat das erlebt. Seine persönliche Antwort darauf: Er machte eine Pizzeria auf: „Pizza Veterano“. Von außen ein normaler Laden. Doch hier trägt der Pizzabäcker Flecktarn. Alle Mitarbeiter sind Kriegsheimkehrer. „Jeder, der bei ‚Pizza Veterano‘ arbeitet, hat das Gleiche durchgemacht.
Wir verstehen uns“, sagt Leonid. In Militärkreisen hat sich seine Idee längst herumgesprochen. Pizza Veterano – inzwischen ein Treffpunkt für Veteranen und Soldaten auf Front-Urlaub. Mit Pizza gegen das Trauma und zurück ins Leben. Eine Reportage von Joana Jäschke (SWR Stuttgart) Kenia: Slum-Upgrade Boomtown Nairobi. Nahezu täglich entstehen neue, elegante Gebäude, Apartmentblocks und Einkaufszentren. Die kenianische Hauptstadt boomt. Jedoch nicht überall. Kenia ist berühmt für Safaris und die Big Five (Leopard, Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe).
In Nairobi, der Hauptstadt, hat das Wort „Big Five“ eine andere Bedeutung. Es steht für die fünf riesigen Slum-Gebiete der Hauptstadt. Etwa 60 % von Nairobis Bevölkerung lebt in Elendsvierteln, das sind zwei bis drei Millionen Menschen. Das sollte nun anders werden – mit einem Programm für ein „Slum-Upgrade“. Gut gedacht, aber nicht ganz so gut gemacht. Das Programm zur Stadtentwicklung stockt seit einiger Zeit. Über die Schwierigkeiten eines gutgemeinten Projektes berichtet ARD-Korrespondentin Susanne Bohland (ARD-Studio Nairobi). (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 11.12.2016 Das Erste Folge 2593
Deutsche TV-Premiere So. 18.12.2016 Das Erste Folge 2594
USA: Immobilienboom für Katastrophen-Refugien „Meine Kunden sind keine Verrückten, nur vorsichtiger als andere Menschen“, sagt Chris Walch. Er ist Immobilienmakler im Norden von Idaho und hat sich auf einen wachsenden Markt spezialisiert: sogenannte Prepper oder Survivalists, die in den abgelegenen Nordwesten der USA ziehen, um sich vor möglichen Katastrophen aller Art zu schützen – Naturdesastern, aber auch gesellschaftlichen Zusammenbrüchen oder einem Bankenkollaps. „Meine Kunden wollen unabhängig sein“, sagt der Makler, der sich auch selbst als Survivalist versteht.
In Zeiten gesellschaftlicher Umbrüche und Terrorangriffe läuft das Geschäft mit den Preppern. Nicht nur spezialisierte Immobilienagenturen sind entstanden, auch spezielle „Supply Stores“ für Prepper und Radiostationen gibt es in Idaho. Und in Survivalkursen bekommt man das nötige Grundwissen beigebracht, um in der Einöde zu überleben. Geschätzte drei Millionen Prepper gibt es in den USA bereits. Aber viele, die nach Idaho ziehen, suchen noch mehr: Una bhängigkeit von der Politik in Washington, von einem Staat und seinen Behörden, die sie als immer übergriffiger empfinden.
Zurück zu den Anfängen der Nation, als die Pioniere im amerikanischen Westen sich nur auf sich selbst verließen! Das Weltspiegelteam ist unterwegs mit dem Immobilienmakler, besucht Prepper und nimmt an einem Survival Camp teil. (Autorin: Sandra Ratzow, ARD Washington D.C.) Rom: Mafia, Müll, Verkehrskollaps – 2017 soll alles besser werden Sie waren immer so stolz auf ihre Hauptstadt, diese prunkvolle Schönheit der Antike.
Doch mittlerweile sind sich die Italiener von Bozen bis Palermo einig: „Rom? Das ist doch total chaotisch!“ Müll, Schlaglöcher, Verkehrschaos, Korruption und Mafia, dazu noch hohe Wohnungspreise – die italienische Hauptstadt hat für die Italiener selbst nicht nur an Glanz verloren, viele schreckt sie sogar ab. Doch 2017 soll jetzt alles besser werden. Nachdem auch die neue Stadtverwaltung die Hoffnung auf Besserung im vorigen Jahr schnell enttäuschte, wollen jetzt junge Römerinnen und Römer selber anpacken: Straßen, Plätze und ganze Viertel sollen saniert werden und in den Schulen werden die Kinder über die Methoden und Gefahren der Mafia informiert.
Mit viel Eigeninitiative wollen die Bürger das Leben in ihrer Stadt verbessern und so auch dafür sorgen, dass die ewige Stadt weiterhin ein Magnet für Millionen Touristen bleibt. (Autorin: Ellen Trapp, ARD Rom) China: Rote Karte für Mätressen – zweite Chance für die Ehe Reichtum und Macht verführen überall und natürlich auch in China: Viele Männer, die es sich leisten können, halten sich eine Xiaosan, eine Zweitfrau, auch „die kleine Drei“ oder „die zweite Brust“ genannt.
95 Prozent der Kader der Kommunistischen Partei sollen Mätressen haben. Nun reagiert der chinesische Markt mit Agenturen, die die Geliebten ausschalten und den Mann wieder in den sicheren Hafen der Ehe zurückführen sollen. Ein aufwendiger, fast geheimdienstartiger Service mit dem Ziel den „Feind“ zu überlisten und zur freiwilligen Aufgabe zu bewegen. Das hat seinen Preis: Bis zu 50.000 Euro muss die betrogene Ehefrau für eine zweite Chance für die Ehe berappen.
Einblicke, ob und wie das funktioniert, erhielt das Weltspiegelteam bei der führenden Agentur „Krankenhaus für die Ehe“ in Shanghai. (Autor: Mario Schmidt, ARD Peking) Weltweit: Bitcoins – das Geld der Zukunft? Welche Währung hat ihren Wert im Verhältnis zum Euro im vergangenen Jahr glatt verdoppelt? Der Bitcoin, die digitale Online-Währung, mit der man im deutschen Alltag als Zahlungsmittel noch kaum in Berührung kommt. Je unsicherer die Zeiten, desto größer scheint die Nachfrage nach dem digitalen Geld zu sein, dass für die meisten noch immer ein Buch mit sieben Siegeln ist.
Bitcoins werden allein durch die Rechenleistung von Computern erstellt, sind unabhängig von Regierungen und kommen völlig ohne herkömmliche Banken aus. Stattdessen schließen sich Menschen weltweit in einem dezentralen Computer-Netzwerk zusammen und „schürfen“ neues Geld, wozu weltweit riesige energiefressende Rechenzentren erforderlich sind. Wie genau das funktioniert, zeigt das Weltspiegelteam, dass erstmals in einem versteckten Serverpark auf Island drehen durfte, wo der Strom wegen der heißen Quellen besonders günstig ist.
Der genaue Standort muss aus Angst vor Spionage geheim bleiben. (Autorin: Annette Dittert, ARD Hamburg) Afghanistan: Mädchenorchester Mit erst 18 Jahren ist Negin Khpalwak die erste Dirigentin Afghanistans. Gegen den Willen und sogar trotz Morddrohungen eines Teils ihrer Familie hat sie den Nordosten Afghanistans verlassen, um in der Hauptstadt Kabul Musik zu studieren.
Sie lebt gefährlich, denn in ihrer Heimatregion dürfen Mädchen nicht einmal zur Schule gehen und schon gar nicht musizieren. 200 Schüler und Schülerinnen sind am Nationalinstitut für Musik eingeschrieben und werden von den besten Musiklehrern des Landes unterrichtet – mitten im afghanischen Alltag zwischen Morddrohungen der Taliban und Anschlägen. Alle Musikschülerinnen sind entschlossen, Afghanistan nicht den Rücken zu kehren, sondern mitzuhelfen beim Aufbau. Und Negin ist ihr Vorbild, das der ganzen Welt zeigt, was in afghanischen Frauen steckt, wenn man sie frei aufspielen lässt. (Autor: Markus Spieker, ARD Neu Delhi) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 08.01.2017 Das Erste Folge 2595
Pakistan: Terror gegen Sufis Sie singen von Liebe und sie ernten Hass. Seit vielen Jahrhunderten gibt es den Sufismus in Pakistan, eine mystische Form des Islam. In heiligen Schreinen feiern Sufis und zahlreiche Anhänger ihren Glauben, singend und betend, oft, bis sie in einen tranceartigen Zustand verfallen. Radikalen Islamisten sind das gemeinsame Feiern von Männern und Frauen und die liberale Auslegung des Islam ein Dorn im Auge. Terrorgruppen wie der IS und die pakistanischen Taliban verüben immer häufiger Anschläge auf prominente Sufi-Geistliche.
Doch die Pilger wollen sich nicht einschüchtern lassen. Sie treffen sich weiter zu Hunderttausenden. Ihre Botschaft – so sagen sie – ist Liebe. Liebe, die den Hass besiegen wird. Eine Reportage von Markus Spieker (ARD-Studio Neu Delhi) Türkei: Istanbuls verglimmender Glanz Es ist derzeit nicht leicht, Gesprächspartner zu finden. Menschen, die sich bereitwillig zur politischen Situation befragen lassen. Die Angst schwingt immer mit. Selbst in der einst weltoffenen Metropole Istanbul.
Die Stadt ist verwundet durch die vielen Terroranschläge. Aber auch durch eine schleichende Islamisierung. Wo einst Partys und laute Feste angesagt waren, herrscht nun oft bedrückende Stille. Die Türkei verändert sich gerade radikal. Staatspräsident Erdogan will die Verfassung und das politische System umkrempeln, noch mehr Macht auf sich konzentrieren. Kritische Stimmen landen schnell hinter Gefängnismauern. Eine Reportage von Oliver Meyer-Rüth (ARD-Studio Istanbul) Thailand: Die Transgender-Fabrik Die schönsten Frauen in Thailand, so heißt es, sind meistens Männer.
Ladyboys werden sie oft genannt. Frauen, die als Männer auf die Welt kamen. Wer meint, im falschen Körper geboren zu sein, für den gibt es in Bangkok ein breites Angebot: Hochglanz-Kliniken für zahlungskräftige Ausländer, in denen Transgender ein neues Leben mit neuem Geschlecht beginnen können. Für die weniger betuchten Patienten – oft Einheimische – bieten kleine Hinterhof-OPs eine erschwingliche und nicht ganz ungefährliche Alternative.
Eine Reportage über eine regelrechte Industrie der Geschlechtsumwandlung von Philipp Abresch (ARD-Studio Singapur) Venezuela: Der tiefe Sturz Der einzige Markt, der in Venezuela blüht, ist der Schwarzmarkt. Alles ist knapp in dem lateinamerikanischen Land, das immer noch reich an Öl ist, aber am Rande des Ruins steht. Gelähmt durch einen politischen Streit zwischen linker Regierung und rechter Parlamentsmehrheit. Und regiert von einer offenbar unfähigen Politikerklasse, steuert Venezuela immer tiefer in die Krise.
Je größer der Mangel, desto größer auch die Gewalt. Kein Tag, an dem in den Stadtviertelen von Caracas nicht dutzendfach gemordet wird. Oft sind es politisch-motivierte Verbrechen. Ein Bericht von Peter Sonnenberg (ARD-Studio Mexiko) Schottland: Die Trump-Mauer Es könnte ein Paradies sein. Ein Haus, nah an der Küste, freier Blick auf das Meer. Das war einmal. Bis Donald Trump nach Schottland kam und in der Nähe von Aberdeen einen Golfplatz anlegen ließ.
Seitdem versperrt ein bis zu sechs Meter hoher Erdwall vielen Einwohner die freie Sicht. Sie nennen sie die Trump-Mauer und ihren Erbauer einen Lügner. Er habe Investitionen versprochen und Hunderte von Arbeitsplätzen. Doch geschehen sei wenig. Anspruch und Wirklichkeit klafften – so sagen sie – bei dem neuen US-Präsidenten weit auseinander. Über einen bizarren Streit berichtet Julie Kurz (ARD Studio London). USA: Millionen sammeln im Silicon Valley Es gibt merkwürdige Pilgerstätten in der Welt: Eine davon ist Silicon Valley, das Tal der Erfinder, der Geldgeber und der Startups.
Tausende deutsche Unternehmer – ob klein oder groß, ob mit oder ohne Kapital – reisen jährlich in das kalifornische Technologie-Mekka, um zu lernen, wie man erfolgreich Geld für eigene Projekte sammelt und wie kleine Startups zu großen werden. Kurz: wie Unternehmen Schritt halten können mit der digitalen Welt. Manche deutsche Unternehmer bleiben gleich da, weil sie nur in den USA eine Chance sehen, ihre Ideen auch umzusetzen. Eine Reportage von Marion Schmickler (WDR) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 15.01.2017 Das Erste Folge 2596
Geplante Themen: – USA: Angriffe von rechts Wer in Montana lebt, ist es gewohnt, dass alles so bleibt wie es ist. Die überwiegende Mehrheit hier ist weiß und gottesfürchtig. Doch inzwischen ist nicht mehr alles wie es einmal war und besonders die Nächstenliebe in Gefahr. Immer häufiger werden Familien mit ausländischen Wurzeln verbal angegriffen. „Du kannst der großartigste Mensch unter den Lebenden sein, sogar ein Genie, aber du wirst nicht hier sein, denn dieses Land ist unseres“, erklärt Richard Spencer, Kopf der rechtsextremen, sogenannten Alt-Right-Bewegung und selbst ein Sohn Montanas.
(Jan-Philipp Burgard/ARD Studio Washington) – Irak: Rückkehr nach Mossul Der Kampf um Mossul ist noch längst nicht beendet, auch wenn die irakische Armee Erfolge meldet. Vor allem der Westen der Stadt ist fest im Griff der sogenannten IS-Terrormiliz. Aber nach einer Erklärung der irakischen Armee ist aktuell der ganze Osten der Stadt in der Hand der irakischen Sicherheitskräfte. Doch die Stadt ist teilweise stark zerstört.
Es gibt kein fließendes Wasser, keine Krankenhäuser. Trotzdem kehren immer mehr Menschen, die aus Ost-Mossul geflohen waren, zurück. Die irakische Armee wird als Befreier begrüßt und gefeiert. (Volker Schwenk/ARD Studio Kairo) – Tunesien: Aus der Provinz in den Jihad Auffallend viele junge Männer starten von hier nach Libyen, ihr Ziel: Kampf für den sogenannten „heiligen Krieg“ Jihad. Offenbar ist Ouslatia, ein kleiner Ort in Tunesien und Heimat des Berlin-Attentäter Amis Amri ein Ausgangspunkt für Jihadisten.
ARD-Korrespondent Stefan Schaaf sucht nach Gründen bei der Familie von Amri und bei Angehörigen anderer verschwundener Jugendlicher. Aus dem Gefängnis in Italien soll Amri um seine Rückkehr gebeten haben, doch die Behörden hätten nicht reagiert. Wohl auch, weil der Widerstand gegen die Rückkehr der Jihadisten nach Tunesien weiter wächst. (Stefan Schaaf/ARD Studio Madrid) – Frankreich: Hilfe für die Gendarmerie Sie sind alle zwischen 17 und 27 Jahre alt und haben sich freiwillig zur französischen Nationalgarde gemeldet: rund 15.000 junge Männer und Frauen, eine Reservistentruppe zur Verstärkung der Gendarmerie.
Die ist durch den Ausnahmezustand und die Terrorbedrohung an die Grenze ihrer Belastbarkeit gelangt. Die junge Truppe soll ihnen einfachere Aufgaben im Alltag abnehmen. Wir begleiten July, eine alleinerziehende Mutter, die ihr Land aktiv unterstützen und schützen will. (Mathias Werth/ARD Studio Paris) – Russland: Surfen im Eis „Solange keine Hunde durch die Luft fliegen, ist alles okay“, sagt ein Sprichwort in Kamtschatka, der riesigen russischen Halbinsel, die näher an Tokio und Seattle liegt als an Moskau.
Das Klima ist erbarmungslos, die Beringsee rau, der Winter neun Monate lang und es herrscht Eiseskälte. Ausgerechnet hier entsteht ein Surferparadies: „Arktisches Surfen“ in Sibirien – ein Genuss, behaupten die Surf-Freaks. Das sei der beste Kick seines Lebens, ein Kampf mit sich selbst, sagt einer der Sportler. Mächtige Wellen und eine atemberaubende Landschaft seien der Lohn. (Birgit Virnich/ARD Studio Moskau) (Text: Tagesschau24)Deutsche TV-Premiere So. 22.01.2017 Das Erste Folge 2597
Deutsche TV-Premiere So. 29.01.2017 Das Erste Folge 2598
Serbien: Undichte Balkanroute Ahmad Usmani ist 19 Jahre alt. Vor einem Jahr besaß er noch einen Handyshop in Jalalabad, Afghanistan. Dann wurde er von der Taliban angegriffen, schwer verletzt. Schließlich hat er Afghanistan verlassen und konnte sich bis nach Serbien durchschlagen. Seit 3 Monaten sitzt er in Belgrad fest. Wie Tausende anderer Flüchtlinge auch. Ihre Unterkunft: eine Lagerhalle, ohne Toilette, ohne Strom, ohne fließendes Wasser. Es ist eiskalt. Will Ahmad duschen, muss er sich bei einem ambulanten Arzt eine Bescheinigung holen, dass er Läuse habe.
Nur so kann er alle paar Wochen einmal eine mobile Duscheinheit benutzen. Manchmal gibt es Tage ohne eine warme Mahlzeit. Ahmad wartet darauf, dass er einen Schleuser findet, der ihn weiter nach Westeuropa bringen kann. Die serbischen Behörden schauen weg. Darko Jakovljevic (ARD Wien) über ein Flüchtlingsschicksal auf der Balkanroute Südafrika: Bleichmacher für die Karriere Norma ist 23, lebt im Township Diepsloot bei Johannesburg und bleicht seit drei Jahren ihre Haut. Sie stammt ursprünglich aus Zimbabwe und ist nun außergewöhnlich hellhäutig für eine Frau aus dem südlichen Afrika.
Norma hat einen besonderen Grund, „weißer“ aussehen zu wollen: Angst vor Fremdenfeindlichkeit. Immer wieder gab es Gewalt schwarzer Südafrikaner gegen Neuankömmlinge aus Nachbarländern. Und es gibt ein zweites Motiv: Viele Frauen, die sich bleichen, glauben, sie hätten größere Karrierechancen. Die Kehrseite: Seit Norma die Creme anwendet, ist ihre Haut sehr empfindlich geworden – bei Sonnenschein schmerzt sie stark. Viele der Bleichmittel stehen im Verdacht, Krebs zu erregen und sind deshalb in Südafrika verboten: Doch gehandelt werden sie weiter – illegal.
Eine Reportage von Thomas Denzel (ARD Johannesburg) Kaschmir: Konflikt ohne Ende Sie sind verheiratet und doch durch eine Demarkationslinie getrennt. Mushaal Malik ist eine bekannte Künstlerin und lebt im pakistanischen Teil Kaschmirs. Ihren Mann, Yasin Malik bekommt sie so gut wie nicht zu Gesicht. Er lebt im indischen Teil Kaschmirs. Er sieht sich als eine Art Ghandi, der auf friedlichem Weg die Wiedervereinigung des geteilten Kaschmirs erreichen will.
Sehr oft wird er deshalb eingesperrt. Die Familie ist zerrissen wie das Gebiet, in dem sie leben. Kaschmir: Das sind mehrere Kriege, tausende Tote, Waffenstillstände, die nicht halten, weil zwei Atommächte – Pakistan und Indien – um das Territorium streiten. Seit 70 Jahren. Markus Spieker (ARD Neu Delhi) über einen Konflikt, der einfach nicht enden will Russland: Die Mammuts kommen Der Klimawandel lässt den Boden der russischen Permafrost-Regionen immer weiter auftauen. Immer mehr Knochen und Kadaver von den Eiszeit-Einwohner der sibirischen Tundra kommen so zum Vorschein: Mammuts.
Während die Einwohner der russischen Teilrepublik Jakutien mit dem Ausgraben von Mammutstoßzähnen viel Geld verdienen, sammelt die Akademie der Wissenschaften in Jakutsk die Tier-Kadaver. Sie wollen sie wieder zum Leben erwecken. In Jakutsk, der kältesten Stadt Russlands, verwirklichen Mammut-Forscher ihren Traum von einem internationalen Forschungszentrum und Mammut-Gen-Labor. Ihre Hoffnungen knüpfen sie besonders an die Entdeckung von Butterblume, ein auffallend gut erhaltenes Mammutweibchen, das sie 2013 auf der sibirischen Novosibirsk-Halbinsel mühsam ausgruben.
In der Geschichte der Paläontologie ist „Butterblume“ ein Unikum, weil es rotes Muskelfleisch aufweist und nicht gefrorenes Blut in seinen Adern hat. Wenn die Forscher im Blut des Tieres tatsächlich noch eine l ebende Zelle entdecken können, dann sind die Chancen für ein Klon-Experiment groß. Vielversprechender sind jedoch Versuche, das gesamte Erbgut der Mammuts zu entschlüsseln, und DNA-Sequenzen in die Elefanten-DNA einzubringen.
Die Rückkehr der Mammuts scheint nur eine Frage der Zeit. Eine Reportage von Golineh Atai (ARD Moskau) Israel/Palästina: Das geteilte Dorf Barta’a ist ein kleines Dorf und hat für die Region ein typisches Schicksal. Es ist seit 1949 geteilt. Eine Hälfte liegt auf palästinensischem Gebiet, die andere auf israelischem. Auf der einen Seite gibt es einen grünen, auf der andere einen blauen Ausweis. Die einen werden „arabische Israelis“ genannt, die anderen „Palästinenser“. Aber irgendwie sind sie auch vereint.
Über Familienbande, die oft stärker sind als politische Grenzen. In Barta’a wächst jedes Wochenende der kleine Grenzverkehr zu einem großen Gewimmel an: Wenn Israelis auf die palästinensische Seite drängeln, um auf Bazaren billig einzukaufen und wenn Palästinenser dem Rummel entkommen und auf die andere Seite zu ihren Verwandten fahren wollen. Zumindest dann, wenn sie den Checkpoint passieren dürfen. Kompliziert? Ja! Aber auch ein faszinierendes Schauspiel, das zusammenführt, was getrennt wurde. Eine Reportage von Susanne Glass (ARD Tel Aviv) Schnappschuss aus Ägypten: Was ist ein Lochschneider (Matthias Ebert) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 05.02.2017 Das Erste Folge 2599
Geplante Themen: – Rumänien: Ein Sport-Blatt kämpft gegen Korruption Die rumänische Sportzeitung „Gazeta Sporturilor“ berichtet nicht nur über Fußballergebnisse und andere Sportarten. Korruption im rumänischen Alltag ist häufig ein Thema der Zeitung, die durchschnittlich 30.000 Exemplare verkauft. Vor allem Skandale im Gesundheitsbereich erscheinen regelmäßig im Blatt. Und das zu Zeiten, wo täglich aufgebrachte Rumänen vor den Regierungssitz ziehen und demonstrieren. Hunderttausende in einem europäischen Land, sie prangern lautstark die Korruption an.
Einer von ihnen ist der Obsthändler Constantin. Er erlebt, wie im Alltag geschmiert wird. Autor: Till Rüger/ARD Studio Wien – China: Showdown mit Donald Trump US-Präsident Donald Trump zeigt China die kalte Schulter. Im Wahlkampf drohte er mit Strafzöllen und ging das Land scharf an. Die Regierung in Peking hält sich mit Kommentaren zurück und will erst sehen, was Trump von seinen Ankündigungen tatsächlich umsetzt. Viel steht auf dem Spiel: Es könnte zum Handelskrieg zwischen der größten und der zweitgrößten Volkswirtschaft kommen – mit Folgen für die ganze Welt.
Und wenn Trump bei Taiwan oder im Südchinesischen Meer den Bogen aus Pekings Sicht überspannt, kann es auch noch schlimmer kommen. Chinas Unternehmer bereiten sich unterdessen auf die Strafzölle vor. Amerika ist ihr größter Exportmarkt. Langfristig werde der US-Präsident mit seiner Abschottungspolitik keinen Erfolg haben, da sind sich alle einig. Autor: Mario Schmidt/ARD Studio Peking – USA: Rodeo-Kids aus Texas Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen drei texanischen Brüder Ridge (8), Rowdy (10) und Riggen (14) auf Pferden und Stieren.
Ein gefährlicher Sport, bei denen manche Kinder bei Stürzen schon schwer verletzt wurde. Die drei Brüder lernen Rodeo-Reiten und nehmen an Wettkämpfen in Texas teil – wenn sie gewinnen, locken Punkte harte Dollar. Damit die Bildung nicht auf der Strecke bleibt, werden sie zu Hause von ihren Eltern unterrichtet, hier lernen sie neben Mathe auch einiges über die amerikanische Politik und ihre Präsidenten.
Natürlich auch über Donald Trump, „Der will die Mauer bauen“, sagt der Jüngste. Ihre Eltern sind Anhänger des jetzigen Präsidenten. Eine amerikanische Lebensgeschichte in turbulenten politischen Zeiten. Autor: Jan Philipp Burgard/ARD Studio Washington – Gazastreifen: Junge Palästinenser sind wütend auf Hamas Er ist der Che Guevara des Gaza. Mohamad Taloly sieht seinem Idol nicht nur sehr ähnlich. Der charismatische 25-Jährige ist auch entschlossen, für seine Überzeugungen zu kämpfen.
Gemeinsam mit Freunden hat Mohamad die erste große Demonstration in Gaza gegen die radikalislamische Hamas organisiert. Zehntausende protestierten gegen die anhaltende Stromkrise und die insgesamt miserablen Lebensbedingungen, für die sie die politische Führung verantwortlich machen. Seit Wochen gibt es täglich nur stundenweise Strom. Die Hamas regiert in Gaza seit 2007 mit eiserner Hand. Politische Gegner verschwinden in Gefängnissen, werden gefoltert. Mohamad weiß das.
Trotzdem will er das Leben unter menschenunwürdigen Bedingungen in Gaza nicht mehr einfach so hinnehmen. Autorin: Susanne Glass/ARD Studio Tel Aviv – Ruanda: Drohnen retten Menschenleben Drohnen töten Menschen bei Militäreinsätzen. Im afrikanischen Ruanda gibt es ein Projekt, das mit Hilfe der Flugkörper Menschenleben retten soll. Die Drohnen fliegen in entlegenste Winkel von Ruanda und werfen dort Blutkonserven ab, gekühlt in speziellen Boxen. Blutbanken gibt es in Afrika nur wenige. Amerikanische Technikfreaks basteln in der ruandischen Hauptstadt Kigali jetzt an der Zukunft der medizinischen Versorgung.
Digitalisierung und technischer Fortschritt sind Lieblingsthemen der Regierung. Das Projekt in Ruanda ist auch eine Spielwiese für Logistiker. Ein großes us-amerikanisches Transportunternehmen ist finanziell an dem Drohnenexperiment beteiligt. Autorin: Sabine Bohland/ARD Studio Nairobi – Indien: Mumbai – das Müllparadies Vor zwei Jahren erfüllt sich Rechtsanwalt Afroz Shah seinen Lebenstraum. Er kauft sich ein Apartment mit Meerblick.
Dann die Überraschung: Die Strände sind größtenteils vermüllt. Der Inder handelte, jedes Wochenende räumen jetzt er und einige Nachbarn den Abfall weg. Mittlerweile ist daraus wohl die größte Strand-Reinigungs-Bewegung der Welt geworden, erzählt er. Auch prominente Schauspieler aus der Bollywood-Filmindustrie machen mit. Über zehntausend Tonnen Müll werden pro Tag in Mumbai produziert. Und Müllhalden gibt es viel zu wenige. Denn die Stadt liegt auf einer Halbinsel und hat chronische Platzprobleme. Darunter leidet auch der Tourismus. Autor: Markus Spieker/ARD Studio Neu Delhi (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 12.02.2017 Das Erste Folge 2600
Geplante Themen: – New York: Protest und Widerstand – wie eine Stadt sich politisiert „Was wir anhaben ist politisch, wir denken politisch, schaut uns an – wir sind Illegale.“ Eine politische Modenschau in New York. Kleidung mit eindeutig politischen Botschaften, designt von der Künstlerin Maria des los Angeles. Mit elf Jahren haben ihre Eltern sie aus Mexiko nach Kalifornien geschmuggelt. Heute lebt sie in New York ohne Papiere, ohne Arbeitserlaubnis. Eine von vielen, die gegen die Politik des neuen Präsidenten Trump kämpfen wollen.
Hunderttausend gingen hier schon auf die Straße und viele von ihnen wissen, dass das allein nicht reichen wird. Auch die Schüler Max und Eliajah sind dabei, ihre Altersgenossen zu mobilisieren: „Wir Jugendlichen sind doch die Hauptbetroffenen dieser reaktionären Politik. Wir sind jung und haben mehr Kraft als die Alten, um uns zu wehren.“ Zwei Beispiele von vielen in New York. Keine Frage – die Stadt politisiert sich. Autor: Markus Schmidt, ARD New York – Gambia: Flucht um jeden Preis – Dörfer ohne Männer Es herrscht Aufbruchstimmung in Gambia: Nach 22 Jahren Diktatur hat das Land eine neue demokratisch gewählte Regierung.
Auch im Dorf Kafuta ist die Freude darüber groß. Zum Feiern haben sich jedoch nur Frauen und Kinder versammelt, denn in Kafuta gibt es kaum noch Männer: Die sind fast alle weg – in Europa oder auf dem Weg dahin. Einer der Wenigen, die noch im Dorf geblieben sind, ist der 20-jährige Amadou. Doch auch er macht sich bereit für die lange und gefährliche Reise.
Denn auch von der neuen Regierung erwartet er so schnell keine Jobwunder. Schon hat der „Marabou“, halb Imam – halb Zauberer, Amadou gegen teures Geld Koranverse und Kräuterwasser als Schutz mit auf den Weg gegeben und ihm geraten, am 18. Februar aufzubrechen. Dann wird er einer von über 100.000 Gambiern sein, die ihr Land bereits verlassen haben. Deren Auslandsüberweisungen machen ein Fünftel der Wirtschaftskraft Gambias aus. Autorin: Shafagh Laghai, ARD Nairobi – Griechenland: Eigeninitiative statt Lagerkoller – wie Flüchtlinge ihr Camp selbst organisieren Elf Millionen Einwohner und 62.000 Flüchtlinge: Eigentlich sollte Griechenland mit der Unterstützung internationaler Hilfsorganisationen diesen Menschen Schutz, Unterkunft und Versorgung bieten können.
In den staatlichen Flüchtlingslagern, besonders auf den Inseln, ist die Lage im kalten Winter allerdings katastrophal. Besser haben es Nesar Radin und seine beiden Söhne aus Afghanistan getroffen: Eine knappe Stunde außerhalb von Athen sind sie im Camp Oinofyta der US-amerikanischen Hilfsorganisation „Do your part“ untergekommen.
Dort, zusammen mit 600 anderen Flüchtlingen, leben sie das Motto des Camps: „Trage deinen Teil dazu bei.“ Sie organisieren ihre Unterkünfte selbst, bauen Möbel und unterrichten ihre Kinder in einer eigenen Schule. Und den Menschen im Lager – Leiterin Lisa Campell nennt sie nicht Flüchtlinge, weil sie Menschen wie sie sind – tun die Arbeit und das Gefühl, für sich selbst sorgen zu können, gut.
Autorin: Ellen Trapp, ARD Athen – Südafrika: Wenn der Pastor mit Insektenspray „heilt“ „Es schmeckt wie Saft“, sagt Chimane Bereng lächelnd. Eben hat er einen kräftigen Schluck Domestos genommen. „Domestos macht mich stark, ich fühle Gottes Kraft!“ Dann muss er sich übergeben. „Gut so!“, ruft Pastor Sipho Mphakathi. „Lass die bösen Geister raus!“ Mphakathi ist einer von Dutzenden neuer Prediger in Südafrika, die ihren Anhängern Reinigungsmittel, Benzin oder Insektenspray verabreichen – alles im Namen Gottes.
„Die Menschen sehnen sich nach intensiven religiösen Erfahrungen“, erklärt der Psychologe Leonard Carr den neuen Trend. „Deshalb sind sie für solche Rituale zu begeistern.“ Vor allem aber sei Religion ein gutes Geschäft, weiß Solomon Ashoms: „So wetteifern die Kirchen um Aufmerksamkeit, Anhänger und damit letztendlich um Geld“, sagt er. Ashoms ist einer der schärfsten Kritiker der neuen Propheten und hat selbst erlebt, wie hart der Markt der Religionen umkämpft ist: Wegen Morddrohungen hat er mittlerweile Südafrika verlassen.
Autor: Thomas Denzel, ARD Johannesburg – China/Nordkorea: Familienschicksal am Grenzfluss Kim Zhukil bleibt nichts als der Blick hinüber über den Yalu-Fluss auf seine alte Heimat, Nordkorea. Dort drüben lebt auch seine Schwester. Hier in Dandong, auf der chinesischen Seite des Grenzflusses, gibt es eine große Gemeinde von ausgewanderten und geflüchteten Nordkoreanern.
Der nordkoreanische Staat betreibt im chinesischen Dandong sogar mehrere Restaurants als kulinarische Vorposten des Reichs Kim Jong Uns. Die Grenzstadt gilt als Nabelschnur Nordkoreas zu China. Und vor einigen Jahren gab es große Hoffnungen auf einen regulären kleinen Grenzverkehr und große gemeinsame Wirtschaftsprojekte im Grenzgebiet, die sich allerdings nicht erfüllten. Die nordkoreanische Gemeinde in Dandong feiert in diesen Tagen das Frühlingsfest – ein Moment, an dem die Familien zusammenkommen und mehr denn je auch an ihre Verwandten auf der anderen Seite des Flusses denken. Autorin: Sascha Storfner, ARD Peking (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 19.02.2017 Das Erste Folge 2601
Deutsche TV-Premiere So. 26.02.2017 Das Erste Folge 2602
Kenia: Wie Menschen und Tiere unter der Dürre leiden / Kühe auf dem Grünstreifen einer Hauptverkehrsstraße in Nairobi – auch für Kenia ein ungewöhnlicher Anblick. Weil in vielen Landesteilen Dürre herrscht, kommen die Massai mit ihren Viehherden in die Hauptstadt, um dort noch ein wenig Nahrung für ihre Tiere zu finden. Williamson Parkirey hatte schon drei Viertel seiner Kühe verloren, bevor er mit dem Rest der Herde nach Nairobi gewandert ist. Er hat schon einige Dürren durchgestanden, aber diese empfindet er als besonders bedrohlich: „Früher gab es selbst in der Trockenzeit ab und zu Regen, aber diesmal nicht“, erzählt er uns.
Auch im Tsavo-Nationalpark ist es heiß und knittertrocken. Seit vielen Monaten hat es keinen Tropfen geregnet, die meisten Wasserquellen sind ausgetrocknet. Das Tsavo-Ökosystem ist die Heimat von Kenias größter Elefantenpopulation, schon in normalen Zeiten bedroht von Wilderei, Klimawandel, Bevölkerungsdruck und dem Bau einer neuen Schnellbahn. Jetzt kommt noch die Dürre dazu. Kleinbauer Patrick fährt mit seinen Wasserlastern in den Tsavo-Park, um die Tiere vor dem Verdursten zu retten.
Eine harte Zeit für Mensch und Tier. (Autorin: Sabine Bohland, ARD Nairobi) Südafrika: Wenn der Pastor mit Domestos „heilt“ / „Es schmeckt wie Saft“, sagt Chimane Bereng lächelnd. Eben hat er einen kräftigen Schluck Domestos genommen. „Domestos macht mich stark, ich fühle Gottes Kraft!“ Dann muss er sich übergeben. „Gut so!“, ruft Pastor Sipho Mphakathi. „Lass die bösen Geister raus!“ Mphakathi ist einer von Dutzenden neuer Prediger in Südafrika, die ihren Anhängern Reinigungsmittel, Benzin oder Insektenspray verabreichen – alles im Namen Gottes.
„Die Menschen sehnen sich nach intensiven religiösen Erfahrungen“, erklärt der Psychologe Leonard Carr den neuen Trend. „Deshalb sind sie für solche Rituale zu begeistern.“ Vor allem aber sei Religion ein gutes Geschäft, weiß Solomon Ashoms: „So wetteifern die Kirchen um Aufmerksamkeit, Anhänger und damit letztendlich um Geld“, sagt er. Ashoms ist einer der schärfsten Kritiker der neuen Propheten und hat selbst erlebt, wie hart der Markt der Religionen umkämpft ist: Wegen Morddrohungen hat er mittlerweile Südafrika verlassen.
(Autor: Thomas Denzel, ARD Johannesburg) Russland: Straflager wegen Protestplakat – Der Fall Dadin / Tagelang wartet seine Frau Anastasia Sotowa in der Eiseskälte vor einem Straflager in Sibirien auf die Freilassung ihres Mannes: Der 34-jährige Ildar Dadin war wegen der Teilnahme an friedlichen Einzelprotesten im Dezember 2015 zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
Er hatte mehrmals friedlich, leise – aber beharrlich – mit Plakaten gegen die Politik Putins demonstriert. Dafür landete er in einer Strafkolonie in Karelien, wo einst auch der berühmte Erzfeind Putins Chodorkowski eingesessen hatte. Dadin berichtete in Briefen an seine Frau von Folter und Misshandlungen. Sein Fall schlug international hohe Wellen: Schließlich widerrief das Oberste Gericht die Haftstrafe. Für russische Menschenrechtler ein exemplarischer Fall, der auch ganz normale Bürger einschüchtern soll.
Nachdem zunächst politische Aktivisten und Politiker aus dem Weg geräumt worden seien, werde dem Land nun signalisiert: Es kann jeden treffen. Verhaltet euch lieber ruhig, seht fern, fallt lieber nicht auf! (Autorin: Birgit Virnich, ARD Moskau) Iran: Der Hüter der verborgenen Kunstschätze / Jeden Tag, seit fast 40 Jahren, geht Firouz Shahbazi den langen spiralförmigen Gang hinunter in den Keller des Museums für zeitgenössische Kunst in Teheran. Hier wacht er über eine der größten Sammlungen moderner Malerei, fernab der Öffentlichkeit.
Noch unter dem Schah war er als Fahrer eingestellt worden. Farah Diba, die ehemalige Kaiserin, hatte die legendäre Kunstsammlung in den 1970er Jahren, einer Zeit der Modernisierung des Landes, zusammentragen lassen. So fanden Werke von Andy Warhol, Miro, Roy Lichtenstein, Braque, Rauschenberg, Munch, Chagall und vielen anderen internationalen Künstlern ihren Weg in den Iran. 1979, nur gut 15 Monate nach Eröffnung des Museums, kehrte Ayatollah Khomeini, die Symbolfigur der Revolution, aus seinem Exil in Paris zurück.
Ab diesem Zeitpunkt wurde alles, was mit dem Westen in Verbindung gebracht wurde, verachtet, verbannt und zerstört. Die Museumsmitarbeiter wurden entlassen. Nur Firouz Shahbazi durfte bleiben. Der Fahrer, der damals von Kunst keine Ahnung hatte, fühlte sich von da an für die Kunstwerke verantwortlich und passte gut auf sie auf – bis heute. (Autorin: Natalie Amiri, ARD Teheran) Japan: Sechs Jahre nach Fukushima – Rückkehr der Evakuierten? / Der 68-jährige Hiroshi Kanno soll zurück nach Iitate, in seinen Heimatort.
Der war nach dem Atomunglück von Fukushima 2011 geräumt worden. Der japanische Staat sowie die lokalen Behörden werden Ende März die Evakuierungsorder für große Teile der weitläufigen Dorfgemeinde mit ihren ehemals 6000 Einwohnern wieder aufheben. Nach jahrelangen Dekontaminierungsarbeiten ist nach offiziellen Aussagen ein Leben in den Wäldern und Hügeln Ostjapans wieder möglich. Kanno und viele andere Bewohner misstrauen den Behörden jedoch.
Kannos Dosimeter misst im zweiten Stock seines verlassenen Wohnhauses noch immer das Sechsfache des staatlichen Grenzwerts. Und die Umweltorganisation Greenpeace hat bei Langzeitmessungen in Iitate Hotspots mit bis zum Hundertfachen entdeckt. Die Regierung wolle nur die Botschaft verbreiten: Auch eine solche Katastrophe ist zu bewältigen, nichts Schlimmes ist geschehen – meint Kanno und will deshalb mit seiner Familie in Fukushima-Stadt bleiben, wo sie sich eine neue Existenz aufgebaut haben. Bis hierher hatte es die radioaktive Wolke nicht geschafft. Doch der Schmerz über die verlorene Heimat wird sie nie verlassen. (Autor: Uwe Schwering, ARD Tokio) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 05.03.2017 Das Erste Folge 2603
Serbien/ Mazedonien: Die Toten der Balkanroute Manche sind erfroren, manche vor Erschöpfung zusammengebrochen. Manche wurden Opfer von Gewaltverbrechen und manche wurden nachts, als sie entlang der Eisenbahnlinien liefen, von einem Zug erfasst und getötet. Es gibt viele Tote auf der Balkanroute. Und das Gemeinsame ist: Es wird kaum über sie berichtet. Oft kümmert es die staatlichen Behörden nicht einmal, wer die Menschen sind, die auf der Flucht ihr Leben verloren haben. Schnell begraben, schnell vergessen. Wären da nicht private Flüchtlingshelfer, die Gräber pflegen, Identitäten feststellen und den Toten ein würdiges Gedenken geben wollen.
ARD-Korrespondent Darko Jakovljevic (Studio Wien) hat in Mazedonien und Serbien recherchiert und ergreifende Schicksale dokumentiert. Niederlande: Rechtsruck trotz wirtschaftlichem Aufschwung? Arie und Harma Kempinga leben in Westholland. Er arbeitet als Taxifahrer, sie in Teilzeit als Briefträgerin. Sie haben drei Kinder. Durch einen Fehler der Steuerbehörde – nicht durch eigenes Verschulden – haben sich bei ihnen Schulden aufgehäuft.
Sie sind total enttäuscht von der jetzigen Regierung, die, so sagen sie, nie etwas für Familien wie ihre etwas getan habe. Im Gegenteil, die Preise für Wohnen und Lebensmittel steigen, durch die Gesundheitsreform müssen sie jetzt auch viel mehr zu Medikamenten etc. dazu zahlen, doch ihre Löhne sind kaum gestiegen. So können sie ihre Schulden nicht abbezahlen. Von den etablierten Parteien wenden sie sich ab. Bei der anstehenden Parlamentswahl werden sie entweder für die Partei des Rechtspopulisten Geert Wilders stimmen – aus Protest gegen „die da oben“.
Oder sie werden erst gar nicht wählen gehen. Die Niederlande stehen vor einer richtungsentscheidenden Wahl. Bettina Scharkus (ARD-Studio Brüssel) geht der Frage nach, warum sich in dem Land trotz wirtschaftlich guter Daten so viele Menschen „abgehängt“ fühlen. Sudan: Der vergessene Konflikt Auf jedem Dorfplatz gibt es Erdlöcher, in die die Menschen hineinspringen, wenn sie wieder das Geräusch eines Flugzeuges hören. Ein Geräusch, das fast alle traumatisiert hat.
Dann wissen die Dorfbewohner, dass gleich wieder Bomben fallen, dass Splitter fast waagrecht durch die Luft fliegen und dass es wieder Opfer geben wird. Wie schon seit 16 Jahren. So lange schon gibt es Krieg in den Nuba-Bergen, im Süden von Sudan. Das Regime des Langzeitherrschers Umar al-Bashir hat den Dschihad gegen einen Teil seiner eigenen Bevölkerung ausgerufen und terrorisiert sie mit Bomben und Raketen. Nicht einmal die wenigen Krankenhäuser und Schulen werden verschont. Militante Rebellengruppen haben sich gebildet und kämpfen für Autonomie.
Sie sagen, es sei ein Kampf ehemaliger Sklaven gegen die einstigen Sklavenhalter im arabischen Norden. Dazwischen eine Bevölkerung, die kaum weiß, wovon sie sich ernähren soll. „Weltspiegel“-Reporterin Julia Leeb mit einer exklusiven Reportage aus einer Gegend, in die sich nur wenige Journalisten trauen. USA: Wahrheit und alternative Fakten Viele Journalisten in den USA leben in einem Dilemma. Selbst wenn sie gegen offensichtliche Lügen und Halbwahrheiten des US-Präsidenten Donald Trump Fakten setzen, transportieren sie indirekt dessen Lügen weiter.
Wie also damit umgehen, wenn die eigene Regierung Unwahrheiten zu „alternativen Fakten“ deklariert? Wenn Reporter zu „Volksfeinden“ erklärt und sogar von offiziellen Pressekonferenzen ausgeschlossen werden? Wie kann dann eine öffentliche Meinungsbildung funktionieren? Eine Analyse von ARD-Korrespondentin Ina Ruck (ARD-Studio Washington) Kolumbien: Unruhe in den Friedenszonen „Wir haben unseren Teil des Friedensvertrags eingehalten, doch der Staat tut nichts.
Wir haben die Waffen noch nicht abgegeben, weil Container fehlen, um sie einzusammeln. Längst müsste Kolumbien Häuser, Straßen und Toiletten für die Camps bauen. Doch es geschieht kaum etwas.“ Die Klage führt ein Kommandant der FARC, der sogenannten Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens. Seit einigen Monaten ist der Friedensvertrag in Kolumbien unterzeichnet. Er soll einen der ältesten Bürgerkriege der Welt endgültig beenden. Doch in vielen Friedenszonen rumort es. Bauern wehren sich, ihre Coca-Pflanzungen zu zerstören, wie es der Friedensschluss vorsieht.
„Wir können Coca erst vernichten, wenn wir von legalen Produkten leben können“ – behaupten sie. Dazu kommt die Angst der lokalen Bevölkerung. Rechte Paramilitärs dringen immer stärker in befriedete Gebiete ein. Sie wollen das Geschäft mit Coca übernehmen und Steuern eintreiben. Friedensaktivisten werden gezielt angegriffen und manchmal auch getötet. Eine Reportage von Matthias Ebert (ARD-Studio Mexiko) Schnappschuss: Der Feuerfriseur – Wieso stylt ein Friseur in Gaza seinen Kunden die Haare mit Feuer? (Suanne Glass, ARD Tel Aviv) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 12.03.2017 Das Erste Folge 2604
Tunesien: Europas Grenzschützer Die mehr als 300 km lange Grenze Tunesiens mit Libyen ist die verwundbare Flanke des Landes. Von Libyen aus kommt bislang ungehindert Schmuggelware durch die Wüste nach Tunesien und Terroristen nehmen diesen Weg. Ein Sandwall und ein tiefer Wassergraben sollen das verhindern. Gleichzeitig soll diese Grenze mit deutscher und amerikanischer Überwachungstechnologie ausgestattet werden. Als erstes ausländisches Team darf die ARD dort drehen. (Autor: Stefan Schaaf / ARD Studio Madrid) Jemen: Ein zerstörtes Land 7700 Tote, darunter mehr als 1500 Kinder, und mehr als 42.000 Verletzte.
Seit September 2014 bekämpfen sich die Truppen des sunnitischen Präsidenten und die vom Iran unterstützen schiitischen Huthi-Rebellen und andere Milizen. Seitdem ein von Saudi-Arabien geführtes Militärbündnis die Präsidententruppen unterstützt, hat sich der Konflikt weiter verschärft. Luftangriffe zerstören auch zivile Ziele: Straßen, Brücken, Fabriken, Strom-Kraftwerke – ein klarer Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht.
Vor allem aber leiden die Menschen Hunger und haben keine Medizin. (Autor: Alexander Stenzel / ARD Studio Kairo) USA: Der Klimajunge „Die Erde ist unsere Mutter, wir werden nicht noch eine haben“, singen die jungen Demonstranten. Ihr Anführer, Xiuhtezcatl Martine,z ist erst 16 Jahre alt, aber schon jetzt ein Star der amerikanischen Umweltbewegung. Die erfährt gerade großen Zulauf, seit Präsident Trump im Amt ist. Die vorwiegend jungen Leute kämpfen dabei nicht nur mit Worten, sondern auch vor Gericht mit Paragrafen.
Xiuhtezcatl, der Junge mit den aztekischen Wurzeln, hat die US-Regierung verklagt, weil sie gegen sein verfassungsmäßiges Recht auf Leben und Freiheit verstoße. (Autor: Jan-Philipp Burgard / ARD Studio Washington) Russland: Schattenwirtschaft der Garaschniki Es gibt zwei Besonderheiten in Uljanowsk: Lenin ist hier geboren, und es gibt besonders viele Garagen. Die Autos werden aber draußen geparkt. In den Garagen schrauben, hämmern und sägen die sogenannten Garaschniki.
Schwarzarbeiter, die keinen Rubel Steuern zahlen. Ihr Geschäftsmodell stammt aus der ehemaligen Sowjetunion, und je länger die Wirtschaftskrise in Russland anhält, desto mehr boomt die Schattenwirtschaft. 40 Prozent der russischen Bevölkerung arbeiten inzwischen schwarz. (Autor: Birgit Virnich / ARD Studio Moskau) Japan: Low-Techland Der Kontrast modernster Technologien und traditioneller Gewohnheiten ist im schnell vergreisenden Japan riesig. Vieles, das in der Welt durch zunehmende globale Konkurrenz schon weggefegt wurde, wird auf der „Insel Japan“ lange bewahrt.
Im Büro kommt man gern auch mal ohne Tageslicht aus, die Arbeit ist papierlastig, die Bürokratie ineffizient. Der alte Taschenrechner darf nicht fehlen. Japanische Angestellte leben in ihrer Firma, persönliche Kontakte und häufige Meetings sind daher wichtiger als neueste Computernetzwerke oder eine „Cloud“. (Autor: Uwe Schwering / ARD Studio Tokio) Uganda: Schach ist ihr Leben „Ich habe mich anfangs gar nicht für das Schachspielen interessiert“, erzählt Phiona, „aber es gab dort ein bisschen was zu essen.
Deshalb bin ich geblieben.“ Zum Glück, denn schon bald spielt die neunjährige Phiona, die nicht mal lesen und schreiben kann, besser als alle anderen Kinder im Slum. Sie gewinnt die ugandischen Juniormeisterschaften und reist zu den Olympischen Spielen nach Sibirien. „Manchmal hat es sich angefühlt wie im Märchen“, sagt sie. Und das fand wohl auch Hollywood. Denn Phionas Geschichte wurde von Walt Disney verfilmt und kommt am 20. April in die deutschen Kinos. (Autorin: Shafagh Laghai / ARD Studio Nairobi) (Text: ARD)Deutsche TV-Premiere So. 19.03.2017 Das Erste Folge 2605
Deutsche TV-Premiere So. 02.04.2017 Das Erste
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