WDR Story Folge 26: Das tote Kind am Strand – Bilder der Flüchtlingskrise
Folge 26
Das tote Kind am Strand – Bilder der Flüchtlingskrise
Folge 26
Ein totes Kind am Strand. Ein Syrer, der die Bundeskanzlerin zum Selfie überredet. Ein verängstigter Junge, der aus einem Bus gezerrt wird, vor dem ein wütender Mob tobt. Bilder, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben. Sie stehen für dramatische Momente – als vor fünf Jahren fast eine Million Flüchtlinge nach Deutschland kamen. Für „Die Story“ machen sich die Autoren Bamdad Esmaili und Matthias Fuchs auf die Suche: Was sind die Geschichten hinter den Bildern? Was ist damals wirklich passiert? Was ist aus den Menschen auf den Fotos geworden, wo sind sie heute? Und wie hat sich ihr Leben entwickelt, nach dem Sommer, in dem Bundeskanzlerin Angela Merkel „Wir schaffen das“ in die Fernsehkameras sprach? Anas Modamani lebt und studiert in Berlin, 2015 machte er mit Merkel ein Handyfoto. „Durch das Selfie habe ich Freundschaften gefunden und die Sprache gelernt.“ Die Aufnahme von damals hat ihm aber nicht nur Glück gebracht. Sein Bild wurde im Netz verbreitet und er als Terrorist beschimpft. Modamani ging gegen Facebook vor Gericht. Andrea Pfannes sollte in Bayern 2015 die Grenze sichern. Die Begegnung mit Tausenden hilfsbedürftigen Menschen hat sie
beeindruckt – und auch ihre Arbeit bei der Polizei verändert. Sie versucht, junge Kollegen dazu zu bringen, ohne Vorurteile mit Flüchtlingen umzugehen: „Es gibt immer zwei Seiten, es steht immer ein Mensch dahinter“, sagt sie. Die Story-Autoren begegnen Helfern vom Münchner Hauptbahnhof, die damals Teddys verteilt haben – und sich heute noch darüber wundern, dass Afghanen Angst vor Sprudelwasser haben. Sie treffen auf mittlerweile perfekt integrierte Flüchtlinge, die sich über bayerisches Essen freuen, aber auch auf solche, die in fünf Jahren kaum Deutsch gelernt haben. Immer wieder stellen sie dabei eine Frage: „Wir schaffen das – haben wir es geschafft?“ Dabei entsteht ein besonderes Bild – gezeichnet durch die Geschichten der Menschen, deren Bilder die Krise prägten. Fünf Jahre nach der Flüchtlingskrise hat sich die Welt verändert und scheint doch auch gleich geblieben zu sein. Denn die Situation an der Grenze zwischen Türkei und Griechenland hat sich zugespitzt, es gibt keine funktionierenden Lösungen in Europa, wie Flüchtlinge aufgenommen und verteilt werden können. Und auch 2020 warten und hoffen Tausende Menschen darauf, nach Europa zu kommen. (Text: WDR)