Niederlande ungefiltert: Wer seid ihr wirklich?
Folge 17 (45 Min.)Es ist eines der beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen. Schöne Küsten, lebhafte und malerische Innenstädte, windgeprägte Landschaften. Millionen Deutsche machen jedes Jahr Urlaub in den Niederlanden. Die Menschen dort: nett, offen und unkompliziert, so zumindest das Bild das viele Deutschen von ihren Urlaubsreisen mitnehmen. „Lange war mein Eindruck, dass das, was aus den Niederlanden zu uns rüber schwappt, bunt, neuartig und manchmal etwas verrückt ist,“ sagt ARD-Korrespondent Tobias Reckmann. Aber: Bei der letzten Parlamentswahl haben 26 Prozent der Niederländer rechtspopulistische Parteien gewählt, besonders viele die Partei von Geert Wilders; der selbst ist schon seit Jahren eine feste Größe in der niederländischen Politik.
Sind unsere Nachbarn also gar nicht so bunt und tolerant? Wie ticken sie wirklich? ARD Niederlande-Korrespondent Tobias Reckmann will hinter die Kulissen der Urlaubs-Fassade schauen und reist nach Volendam. Die Kleinstadt liegt vor den Toren Amsterdams, ist ländlich geprägt und eine Hochburg der Rechtspopulisten.
Fischverkäufer Jaap Schilders’ Familie wohnt schon seit Generationen hier. Er wünscht sich in eine Zeit ohne EU-Fischfangquoten zurück – und vor allem ohne Windräder in der Nordsee. „Die würde ich am liebsten wieder abreißen“, sagt er. Und auch sonst, wenn man mit ihm durch den Ort schlendert, begegnet man erstaunlich oft der Haltung „früher war alles besser“. Landwirte, die ihre Betriebe nicht auf klimaschonend umstellen wollen. Rentner, die befürchten, dass Zuwanderer ihre Fahrräder stehlen, und Fußballfans, die es gut finden, eine verschworene Gemeinschaft zu sein, in der eben nicht einfach jeder mitmachen kann.
Woher kommt die Sehnsucht nach früher, der Wunsch, das Rad lieber wieder etwas zurückzudrehen, anstatt womöglich noch weiter nach vorne? Viele berichten von einem rasanten Wandel, den das Land in den vergangenen Jahrzehnten durchgemacht hat. Ein extremes Bevölkerungswachstum und auch Zuzug – mittlerweile hat jeder Dritte in den Niederlanden einen Migrationshintergrund. Dem Land fehlen 400.000 Wohnungen.
Jack Deen und Donna Schilders finden beide keine Wohnung – sie sind Mitte zwanzig, haben Vollzeitjobs und können sich trotzdem den Auszug von zu Hause noch nicht leisten. So wie ihnen geht es Tausenden. Welche Perspektive haben sie? Nur wenige Kilometer von Volendam entfernt, liegt Amsterdam. Die bunte, quirlige Metropole, die jedes Jahr von Millionen Touristen besucht wird. Doch von denen, die im Zentrum und entlang der Grachten unterwegs sind, verirrt sich kaum einer in den Norden und Nordwesten der Stadt, zu den Plattenbauvierteln.
Hier leben vor allem Migranten, die in Orten wie Volendam fast gar nicht zu finden sind, in ghettoähnlichen Verhältnissen. Es wirkt wie ein anderes Land – eine andere Facette der Niederlande. Tobias Reckmann ist auch hier unterwegs und erfährt, dass die verschiedenen Kulturen kaum Austausch untereinander haben. Die WDr Story“Niederlande ungefiltert: wer seid ihr wirklich?“ verlässt die Touristenpfade, hinterfragt Klischees und entdeckt ein Land und seine Menschen, die uns vermeintlich so vertraut – und doch so anders – sind. (Text: WDR)Deutsche TV-Premiere Mi. 22.10.2025 WDR Ausgebremst – Wie Ford unter die Räder kommt
Folge 18 (45 Min.)„Entschieden wird hier schon lange nichts mehr, alles, was gemacht wird, kommt aus den USA“, so sieht Spiros D. die Situation bei seinem Arbeitgeber, den Kölner Ford-Werken. Früher war er Vorarbeiter im Motorenwerk, doch das gibt es nicht mehr, heute arbeitet Spiros im Lager der neuen Batteriemontage. Der Kölner Autobauer Ford, mit den derzeit noch 11.500 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber der Stadt, steckt tief in der Krise. Die guten Zeiten, als hier über 50.000 Menschen Arbeit fanden und Verkaufsschlager wie den Kleinwagen Fiesta bauten, sind lange vorbei.
Seit Jahren fährt Ford mit seinem Kölner Werk hohe Verluste ein, werden Arbeitsplätze gestrichen, ganze Abteilungen abgeschafft. Inzwischen hat Ford auch das hiesige Management entmachtet und zuletzt immer mehr Kompetenzen in die USA verlagert. Dabei investierte Ford noch vor zwei Jahren knapp 2 Milliarden Dollar, um in der europäischen Zentrale in Köln ausschließlich E-Autos zu bauen – und statt günstige Autos für jedermann sollten es nun Premium-SUV für Gutverdiener sein.
Ford möchte zukünftig in Deutschland vor allem „ikonische“ Fahrzeuge verkaufen, die die amerikanische DNA in die Köpfe der deutschen Autofahrer bringen. Firmenmotto: From America – For America. Aber die neuen E-Modelle Capri und Explorer verkaufen sich schlecht. Immer wieder gab es Kurzarbeit, bis Ende 2027 werden in Köln weitere 2.900 Arbeitsplätze gestrichen. Inzwischen geht unter den verbliebenen Ford-Arbeitern die Angst um, das Werk könnte in die Insolvenz rutschen.
Was würde dann aus den 11.500 Beschäftigten und ihren Familien? Das Ford-Management im fernen Dearborn im US-Staat Michigan hüllt sich zu der Zukunft seines deutschen Tochterunternehmens in Schweigen. Die WDR-Story geht den geschäftlichen Verflechtungen des US-Präsidenten mit der Ford-Motor-Company nach, die viel weitreichender sind, als bislang bekannt. Dabei zeigen wir, wie sehr die America-First-Politik des selbsternannten Dealmakers Trump inzwischen Entscheidungen des Ford-Managements beeinflusst. (Text: WDR)Deutsche TV-Premiere Mi. 29.10.2025 WDR Trumps USA – United States of Angst
Folge 19 (45 Min.)Sie surfen dieselbe Welle, aber sie leben in komplett getrennten Welten. Huntington Beach ist die offizielle Surf City der USA – und extrem konservativ mitten im liberalen Kalifornien. Vanessa, Jerry, Charlie, CJ und ihre Freunde stürzen sich, so oft es geht, mit ihrem Brett in den Pazifik am sensationellen Sandstrand von Huntington Beach. Aber wenn es um Politik geht, stehen sich hier am Strand zwei Surf-Cliquen gegenüber, die sich nichts zu sagen haben. Charlie und CJ haben Trump gewählt, sind tiefgläubig. Ein Jahr nach der Wahl sehen sie Trump mit gemischten Gefühlen – aber mit seiner harten Abschiebepolitik punktet Trump bei ihnen.
Aus ihrer Sicht geht die Gewalt im Land vor allem von den Linken aus. Für Vanessa und ihre „LatinX-Surf Gang“ hat sich das Klima seit der Wahl spürbar verändert. Seit Trump regiert, wird ihr Alltag dominiert von Angst. Angst, auf der Straße aufgegriffen zu werden trotz Pass, Angst vor offenem Rassismus, Angst, nicht mehr für Überzeugungen eintreten zu dürfen. Wie werden sie in Zukunft leben? Für die Konservativen um Charlie und CJ ist der ermordete Charlie Kirk ein Märtyrer und ihr absoluter Hero. Sie haben Donald Trump gewählt – gegen Wokeness, für die Wirtschaft, für Law and Order – aber ein Jahr nach der Wahl fehlen ihnen konkrete Verbesserungen.
Wie sehen sie in die Zukunft? In der „Weltspiegel Doku“ steigt ARD-Korrespondentin Kerstin Klein ein in den Mikrokosmos Huntington Beach – eine extrem republikanische Stadt in einem extrem demokratischen Bundesstaat. „Trumps USA – United States of Angst“ zeigt die Lebenswirklichkeit der Surferinnen und Surfer und wie sie auf ihr Land heute blicken. Ihre Reaktionen auf ein Jahr Trump könnten unterschiedlicher nicht sein. Oder? Kerstin Klein wagt am Ende das Experiment: Gelingt es – wenigstens für ein paar Stunden, oder auch für die Zukunft – die unversöhnlichen und so unterschiedlichen Surf-Gangs zusammenzubringen für einen echten Dialog? (Text: WDR)Deutsche TV-Premiere Mi. 12.11.2025 WDR