Folge 3653

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    Strategien gegen den Fachkräftemangel Noch nie zuvor hatten so viele Menschen eine Arbeit – und das trotz der zuletzt sehr verhaltenen Konjunkturaussichten. Dennoch bleibt der Fachkräftemangel in Deutschland ein Dauerthema. Verschiedene Unternehmen versuchen mit eigenen Initiativen Abhilfe zu schaffen. Die Zahlen klingen erschreckend: Wirtschaftsforscher behaupten, dass der Fachkräftemangel aufgrund des demografischen Wandels immer weiter zunimmt. Angeblich sollen bis 2025 sechs Millionen Fachkräfte in Deutschland fehlen.
    Kritische Stimmen bezweifeln diese Angaben, der Fachkräftemangel sei ein Mythos der Personalchefs. Veränderter Arbeitsmarkt „Die Zahl ist tatsächlich sehr überhöht“, sagt Professor Dr. Gerhard Bosch vom Institut für Arbeit und Qualifikation an der Universität Duisburg-Essen. „Man muss unterscheiden zwischen einem Fachkräftemangel und einem Mangel an Personal allgemein“, führt er aus. Gerne wird dies in einen Topf geworfen, vor allem bei Beschäftigungsmodellen, die nicht mehr funktionieren.
    Als Beispiel nennt er die Leiharbeitsbranche, die ständig auf der Suche nach Arbeitskräften sei. Dort werden hohe Qualifikationen verlangt – ohne entsprechende Bezahlung. Jeder dort Angestellte versuche wegen der schlechten Arbeitsbedingungen so schnell wie möglich wieder aus der Leiharbeit herauszukommen. Außerdem verändern sich stets die Rahmenbedingungen, da sich der Arbeitsmarkt kontinuierlich im Wandel befindet: Die Zahl der Jugendlichen verringert sich, und bei sinkenden Arbeitslosenzahlen können die Unternehmen nicht mehr aus dem Vollen schöpfen.
    „Sie müssen sich die Fachkräfte durch eine gute Ausbildung selbst heranziehen und das Potenzial in der eigenen Belegschaft ausschöpfen“, sagt Gerhard Bosch. Mangel in vielen Branchen Dabei betrifft der Fachkräftemangel nicht nur Computerspezialisten, sondern zieht sich durch die gesamte Wirtschaft. „Bei den Ingenieuren, im Gesundheitswesen und auch im mittleren Bereich, vor allem bei den industriellen Berufen, werden wir das Problem haben“, skizziert der
    Experte.
    Heutzutage meine jeder, einen Universitätsabschluss machen zu müssen. Dadurch fehlen in den mittleren Bereichen gut ausgebildete Kräfte. In bestimmten Bereichen, wie in der Metall- und Elektrobranche, seien die Ausbildungen teuer, da werde zu wenig investiert, so Bosch. Angesichts eines erwarteten Überschusses von 1,3 Millionen An- und Ungelernten bis zum Jahr 2025, fordert er: „Wir müssen in die kommende Generation viel mehr investieren und die Zahl der Ungelernten deutlich verringern.“ Bosch macht einen besonders schwerwiegenden Fehler im System aus: „Der anhaltende Drang auf die Universitäten führt zu einer Schwächung unserer Wirtschaft in den mittleren Funktionen.
    Wir brauchen neben den Planern auch die Macher“, sagt Bosch. Dabei seien gute Facharbeiter zum Beispiel im Maschinenbau oder in der Elektrotechnik gefragt, im Gesundheitssektor im Bereich der Pflege. Hinzu kommt: Viele Studierte landen ohnehin in den mittleren Funktionen, da es in den höheren Bereichen nicht genügend Stellen gibt.
    Dies führt wiederum zu Frustration. „Dabei muss man sagen, dass die mittleren Funktionen in Deutschland anspruchsvoller sind als in anderen Ländern, weil wir eine bessere Berufsausbildung haben“, ergänzt der Experte. Potenzial besser nutzen Gerhard Bosch fordert, jungen Leuten, die bisher der Ausbildung fern blieben, mehr Aufmerksamkeit zu schenken. „Die größte Arbeitsmarktreserve sehe ich bei den Frauen“, sagt er. „Wir bezahlen viele Steuergelder dafür, dass Frauen in Minijobs hängen bleiben.
    Viele wollen gerne mehr arbeiten, doch die Anreize müssen besser werden.“ Zudem habe sich die Methode, Stellen von unten heraus zu besetzen, etabliert. „Mitarbeiter mit Potenzial sind hochmotiviert, wenn sie die Chance zum Aufstieg bekommen“, ergänzt Bosch. Auch im Hinblick auf die Anerkennung von Ausbildungen, die im Ausland absolviert wurden, tue sich einiges, so der Experte. „Inzwischen besteht ein Anerkennungsanspruch, der aber noch zu wenig genutzt wird. Man sollte mehr auf den Qualifikationen aufbauen, die die Ausländer schon mitbringen“, fordert Bosch. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Di. 09.12.2014 ZDF

Sendetermine

Di. 09.12.2014
09:05–10:30
09:05–
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