Rituale strukturieren das Leben der Menschen seit Jahrtausenden. Sie bilden gemeinschaftliche Zusammenhänge und strukturieren den Lebenslauf, auch wenn manche Rituale heute sinnlos erscheinen. Und doch möchte selbst in einer säkularen Gesellschaft kaum jemand auf den weihnachtlichen Christbaum oder die kirchliche Trauung verzichten. „Menschen brauchen Rituale“, so das Ergebnis einer groß angelegten Untersuchung der Universität Heidelberg zum Thema „Ritualdynamik“. Rituale geben dem Einzelnen Sicherheit und reduzieren die Komplexität des Lebens, weil man weiß, dass es die Taufe, Firmung beziehungsweise Konfirmation und die Ehe gibt. Dabei
sind Rituale abhängig vom kulturellen Hintergrund. So gilt in Europa das Händeschütteln als übliche Form der Begrüßung, nicht aber in Japan, wo dem Gegenüber durch eine tiefe Verbeugung Respekt gezollt wird. Auch Parteitage und politische Veranstaltungen sind durchzogen von standardisierten Verhaltensweisen und weisen ritualisierte Strukturen auf. Besonders interessant wird es, wenn sich Rituale verschiedener Kulturen und Lebensweisen miteinander vermischen – wie beispielsweise im Sufi-Schrein von Mira Datar, Nordindien, wo im Prozess der Heilung sowohl auf magisch-religiöse Riten wie auf westlich-psychiatrische Methoden zurückgegriffen wird. (Text: 3sat)