Seit vor etwa 65,5 Millionen Jahren nahe der Halbinsel Yucatan ein Mereorit einschlug, hat sich das Leben auf der Erde nicht mehr so verändert wie durch das Handeln des Menschen. Während die Umbrüche in der Antike noch weitgehend regional blieben, verändern die zunehmend schnelleren technologischen Entwicklungen der letzten 250 Jahre die Umwelt in einem bislang nicht gekannten Ausmaß. Die fundamentalen Eingriffe des Menschen in die Natur spiegeln sich im CO2 Anstieg, in der Versauerung der Meere, dem Korallensterben, den Monokulturen in der Landwirtschaft, dem Artensterben, dem Kahlschlag der Regenwälder und dem Ausbau der Metropolen. Da all diese Einflussfaktoren des Menschen sich auch auf der Oberfläche der Erde abbilden und geologisch nachweisbar sind, schlug der Chemie-Nobelpreispräger Paul Crutzen zur Jahrtausendwende vor, diese Entwicklungen als ein neues geologisches Erdzeitalter zu betrachten, das er „Anthropozän“ nannte. Seitdem versuchen Natur- und Geisteswissenschaftler zu verstehen, welche Prozesse diese neue Epoche bestimmen und ob sich die Vorgänge noch
beeinflussen lassen. Ist der Mensch dabei, die Natur abzuschaffen und sie durch kulturelle Formen zu ersetzen, um dem gesamten Planten sein Bild aufzuzwingen? Gert Scobel und seine Gäste begeben sich auf Spurensuche und hinterfragen Wert und Nutzen eines geologischen Theorieansatzes. Ist „Anthropozän“ nur ein Deckmantel für das ökologische Denken und die Grenzen des Wachstums, oder schließt das Phänomen auch Wirtschafts- und Sozialkritik mit ein? Was können im Licht interdisziplinärer Forschung andere Wissenschaftsdisziplinen mit dem neuen Denkmodell anfangen? Ist in Wahrheit die treibende Kraft hinter den geologischen, klimatischen und biologischen Veränderungen des Planeten vor allem die Wirtschaft? Und wenn das so ist – warum belasten wir die Erde immer mehr, obwohl wir seit Jahren um die Gefahren und Risiken eines Klimawandels wissen? Wie lässt sich ein nachhaltigerer Umgang mit Ressourcen umsetzen? Müssen wir mehr Verantwortung nicht nur gegenüber unserer Umwelt sondern auch gegenüber Gesellschaft und Wirtschaft übernehmen, um etwas zu verändern? (Text: 3sat)