Schau in meine Welt! Folge 4: Die ockerroten Mädchen vom Kaokoveld
Folge 4
Die ockerroten Mädchen vom Kaokoveld
Folge 4 (25 Min.)
Im abgelegenen Kaokoveld, ganz im Norden Namibias, an der Grenze zu Angola, leben die Himba noch völlig autark, wie ein Bilderbuchvolksstamm, in einer anderen, längst vergangenen Zeit. Mit Beginn der Morgendämmerung stehen Ngiti und Uekurunda jeden Tag auf. Die eiskalte Nacht, in der die Temperatur bis zum Gefrierpunkt fallen kann, haben die Mädchen eng aneinandergekuschelt im Oganda verbracht. In dem winzigen Heimatdorf von Ngiti und Uekurunda gibt es keinen elektrischen Strom oder fließend Wasser, der Tagesablauf wird durch den Sonnenstand bestimmt und für die Morgentoilette haben die Kinder kein Wasser. Wegen der langen Trockenzeit ist es viel zu kostbar, um sich damit zu waschen!Ngiti und Uekurunda sind beste Freundinnen – sie machen alles gemeinsam. Morgens kümmern sich die beiden als Erstes um ihre Ziegenherde und nach dem Melken der Kühe schütteln sie die Milch in einer Kalebasse so lange, bis daraus Butter wird. Die Butter wird nicht nur zum Kochen verwendet, auch eine Hautcreme mischen die Mädchen daraus. Die Creme schützt vor Moskitostichen und verleiht ihnen den wunderschönen charakteristischen ockerroten Hautglanz. Ngiti und Uekurunda haben sich, wie alle jungen Mädchen, zwei große Zöpfe nach vorne in das Gesicht geflochten. Sie symbolisieren Rinderhörner und sollen die Mädchen besonders stark wirken lassen, damit sie den Herausforderungen des entbehrungsreichen Lebens im Kaokoveld gewachsen sind. Doch langsam beginnt bei den Himba ein neues Zeitalter. Unaufhaltsam dringt die Zivilisation auch in ihr Heimatland, das Kaokoveld, vor. Aber es gibt Hoffnung: In mobilen Zeltschulen,
speziell auf die Bedürfnisse der Nomaden ausgelegt, werden die Kinder unterrichtet, um sich in der neuen, modernen Welt behaupten zu können. Ngiti und Uekurunda dürfen sogar in ihrer traditionellen Kleidung erscheinen, brauchen keine unbezahlbare und ungewohnte Schuluniform zu tragen. Vor ihrem Dorf wurde kürzlich ein Zelt aus schwerem Canvas aufgebaut – ihre Schule. Viele unbekannte Dinge kamen in ihr Leben: Stühle und Tische, eine Tafel, Stifte und Papier, alles Sachen, die sie nicht kannten und bislang in ihrem Leben auch nicht brauchten. Ngitis und Uekurundas Leben ändert sich außerdem noch in einem ganz anderen Bereich: Früher tauschten sie ihre Ziegen gegen Zucker, Tee und Perlenschmuck ein. Jetzt bekommt Ngiti erstmals Geld für den Verkauf einer ihrer Ziegen. Doch der Wert des farbigen Papiers ist ihr noch nicht bekannt. Zum Glück hat Ngiti den Umgang mit Zahlen in der Schule schon etwas gelernt und ist vorsichtig. Mit dem Geld möchte sie zusammen mit ihrer Freundin zum allerersten Mal in die einzige Stadt des Kaokovelds, nach Opuwo, um dort für sie unbekannte Waren und Lebensmittel zu kaufen und auszuprobieren. Zusammen mit ihrer Freundin macht sich das Nomadenmädchen auf den Weg nach Opuwo. Kalebassen mit Trinkwasser und Schlafdecken werden geschultert, dann startet ihr abenteuerlicher Marsch in die Moderne. Nach drei Tagen Marsch dann das: Noch nie haben die beiden Teerbelag unter ihren Füßen gespürt, erst recht nicht so viele Autos gesehen und auch noch keine so großen Gebäude! Dazu die vielen Menschen, die ganz anders aussehen: eine völlig unbekannte, neue Welt. (Text: KiKA)