planet e. pandemie, Folge 1–6

  • Folge 1 (30 Min.)
    Die Mehrheit der Deutschen ist für eine verpflichtende Impfung gegen das neue Coronavirus. Doch einen Impfstoff gibt es bisher nicht. Und eine überstürzte Entwicklung birgt neue Risiken. Obwohl das Virus erst seit wenigen Monaten bekannt ist, arbeiten weltweit bereits mehr als 70 Einrichtungen – darunter auch deutsche Firmen – an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen SARS-CoV-2. Normalerweise braucht die Impfstoffherstellung 10 bis 20 Jahre. Doch diesmal soll es schneller gehen. In nur wenigen Monaten könnte es einen Impfstoff gegen das Coronavirus geben, sagen einige der Forscher.
    Andere widersprechen, glauben nicht, dass vor Ablauf eines Jahres ein Präparat vorliegt. Fakt ist: Die Forschungen laufen auf Hochtouren, Milliarden werden investiert – auch in der Hoffnung auf satte Gewinne. Doch warum gibt es derart widersprüchliche Aussagen? „Gegenwärtig sehe ich, dass alles so in Panik verfallen ist, dass die Versuchung groß ist, die Entwicklungszeit zu verkürzen, indem wir Qualitätsstandards reduzieren“, befürchtet Prof. Gerd Antes, Mathematiker und Biometriker. Und das würde bedeuten: Ein schnell verfügbarer Impfstoff brächte möglicherweise neue, unkalkulierbare Gesundheitsgefahren.
    Prof. Klaus Cichutek, seit 2009 Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts, dem Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, sieht dagegen keine Hinweise auf fehlende Verlässlichkeit: „Grundsätzlich lassen wir dieselbe Sorgfalt walten wie auch sonst. Beschleunigung heißt nicht, dass wir mehr Risiken eingehen wollen.“ Biotech-Firmen tüfteln etwa mithilfe von Zellkulturen an komplizierten Wirkstoffen und Therapien. Das gilt als teuer und aufwendig – weshalb die Unternehmen auf viel Geld von Investoren angewiesen sind.
    Zuletzt hatte das Mainzer Unternehmen BioNTech für Aufsehen gesorgt, da es deutschlandweit zum ersten Mal einen gentechnisch hergestellten Impfstoff-Kandidaten gegen das Coronavirus an Menschen testen darf. Auch die Tübinger Biotech-Firma CureVac forscht an einem Corona-Impfstoff auf gentechnischer Basis und könnte bei positivem Verlauf im Frühsommer 2020 mit klinischen Tests anfangen. „planet e.“ fragt nach, wie der Stand der Impfstoffentwicklung ist, welche Risiken damit verbunden sind und welchen Beitrag eine flächendeckende Impfung im Kampf gegen das Coronavirus überhaupt leisten kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 03.05.2020ZDF
  • Folge 2 (30 Min.)
    Sie sind bunt, niedlich und – gefährlich: exotische Wildtiere. Fast immer sind Frösche, Hörnchen oder Gürteltiere virenverseucht. Und landen trotzdem in deutschen Wohnzimmern. Das Coronavirus hat den Sprung vom Tier zum Menschen geschafft und hält die Welt in Atem. Doch welche Viren schlummern noch in exotischen Tieren? Und welche Gefahr bedeutet der Import der Tiere in deutsche Wohnzimmer? Artenschützer und Virologen fordern eine strengere Regulierung. Tiger, Kobra, Fledermaus und Flughund – im Internet lassen sich lebende exotische Tiere aus aller Welt erwerben.
    Und unter bestimmten Bedingungen dürfen sie auch ganz legal in privaten Haushalten in Deutschland gehalten werden. Worüber viele sich jedoch keine Gedanken machen: Viele Tiere stammen aus der Wildnis. Sie sind Träger zahlreicher Viren, Bakterien und Parasiten. Exotische Tiere können exotische Krankheiten ins heimische Wohnzimmer einschleppen. Artenschützer schlagen Alarm. Zum einen werden seltene Arten bedroht, indem Händler sie in den Heimatländern aus der Wildnis entnehmen. Zum anderen besteht ein Gesundheitsrisiko bei all denen, die nicht wissen, was sie sich da ins Haus holen.
    So starben im Jahr 2015 drei Menschen in Sachsen-Anhalt, die privat exotische Hörnchen hielten. Als Grund für die tödliche Erkrankung konnte das Friedrich-Loeffler-Institut schließlich ein Virus ausfindig machen, das von den Tieren auf die Besitzer übertragen worden war. Ein Bündnis aus zwölf Tier- und Artenschutzverbänden fordert nun ein umfassendes und sofortiges Einfuhrverbot für lebende Wildtiere nach Deutschland – mit nur wenigen Ausnahmen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 10.05.2020ZDF
  • Folge 3 (30 Min.)
    Die Welt steht still. Die Natur kann sich erholen. Auf den ersten Blick hat der Lockdown positive Folgen für die Umwelt. Aber geht es der Tierwelt wirklich besser als vor der Corona-Krise? Nicht nur wir Menschen erleben in der Corona-Krise einen Wandel, sondern auch die Tierwelt. Leere Zoos und Nationalparks, dafür volle Wälder. Was kommt den Tieren dabei wirklich zugute, und wo tauchen neue Probleme auf? Erik Meyer ist einer der letzten Fischer im Kieler Hafen, der noch mit seinem Boot rausfährt. Die Nachfrage nach Fisch ist eingebrochen, die Preise sind im Keller.
    Gefangen wird nur noch zu Forschungszwecken. Was die Existenz vieler Fischer bedroht, ist auf der anderen Seite eine gute Nachricht für die Fische, sagt Rainer Froese vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung: „Corona könnte das schaffen, was unsere Politiker nicht geschafft haben: ein Ende der Überfischung im Jahr 2020.“ Mehrere Tausend Kilometer entfernt kämpft der bekannteste Nationalpark Afrikas ums Überleben. Der Serengeti Nationalpark ist normalerweise ein beliebtes Reiseziel für Safari-Urlauber.
    So beliebt, dass die Natur des Parks durch die Masse an Touristen in Bedrängnis geriet. Jetzt herrscht überall Leere. Die Tiere haben so zwar die Möglichkeit, sich endlich einmal ungestört zu bewegen. Aber die Leere bringt auch Gefahren mit sich: Die Wilderei und das illegale Abholzen von Bäumen im Schutzgebiet nimmt zu, denn die Menschen vor Ort suchen verzweifelter denn je nach einer Einnahmequelle. Gleichzeitig fehlt dem Park Geld, um die dringend benötigten Ranger zu bezahlen.
    Keine Touristen, kein Geld, keine staatliche Unterstützung – Christoph Schenk von der Zoologischen Gesellschaft befürchtet, dass der Natur- und Tierschutz in Tansania und in vielen anderen Ländern durch die Corona-Krise auf der Agenda ganz nach unten rutscht. Andrang dagegen in unseren Wäldern: Sie sind so gut besucht wie nie. Für Förster Götz von Bülow sind das nicht unbedingt gute Nachrichten. Er macht sich Sorgen, dass die Tiere im Wald durch den Ansturm der Menschen während der Brutsaison nicht genügend Ruhe finden.
    Bei seinem Rundgang versucht er, die Menschen zur Vernunft zu ermahnen, und spricht rücksichtslose Waldbesucher an. Offenbar scheinen viele Menschen ein neues Gefühl für die Natur zu entwickeln. Arnulf Köhncke, Experte für Wildtierhandel beim WWF, sieht etwa schon jetzt ein neu erwachtes Interesse am Artenschutz. Aber kann dieses Interesse auch in Taten umgesetzt werden? „planet e. pandemie“ ist als sechsteilige Sonderausgabe der Umweltdokureihe angelegt und beleuchtet weltweit verschiedenste Auswirkungen und Hintergründe der Corona-Krise. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 17.05.2020ZDF
  • Folge 4 (30 Min.)
    Der Lockdown hat positive Folgen: Weniger Flüge, weniger Autofahrten senken den CO2-Ausstoß. Die Umwelt atmet auf. Doch wird die Erholung auch von Dauer sein? Wofür Klimaschützer seit Jahren eintreten, ging seit Ausbruch der Corona-Pandemie blitzschnell. Bisher ein kurzfristiger Effekt. Experten schmieden Pläne: Was können wir aus der Krise lernen, damit die Umwelt auch nachhaltig profitiert? Dr. Josef Aschbacher hat die ganze Welt im Blick. Er ist Leiter des „Earth Observation Programmes“ der European Space Agency (ESA). Seit Verschärfung der Corona-Krise kann er auf den Satellitenbildern Spektakuläres beobachten: Über China und auch über Europa ist die Konzentration von schädlichem Stickstoffdioxid schon nach einigen Wochen deutlich zurückgegangen.
    Für Josef Aschbacher noch lange kein Grund, aufzuatmen. Aber er ist zuversichtlich: Die Corona-Krise könnte bei vielen Menschen einen Bewusstseinswandel einleiten. Das Mobilitätsverhalten hat sich seit den Ausgangsbeschränkungen durch Corona drastisch verändert. Keine Fernreisen mehr, weniger Nutzung von öffentlichem Nahverkehr, dafür wieder mehr Nutzung des Autos und des Fahrrads für kurze Strecken. Aber was passiert, wenn die Krise überstanden ist? Für Mobilitätsforscher Stefan Gössling hängt das von verschiedenen Faktoren ab.
    Eins sieht er sicher: Wir können viel lernen für die Mobilität nach Corona. Unter anderem auch, dass nicht jede Fernreise unbedingt notwendig ist. Trotz des großen Forschungsinteresses kommt bei vielen die Sorge auf, dass die Klimapolitik in Krisenzeiten vernachlässigt und der Wirtschaft Vorrang eingeräumt wird. Jakob Springfeld hat vor der Krise die Demos für „Fridays for Future“ in Zwickau organisiert. Auf den Straßen demonstrieren, das ist momentan unmöglich. Für Jakob und seine Mitstreiter aber kein Grund, stillzuhalten. Weltweit rufen sie zu einem erneuten Klimastreik auf – und zwar online. Funktioniert ihr digitaler Protest? (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 24.05.2020ZDF
  • Folge 5
    Das Coronavirus zeigt die Zerbrechlichkeit der Weltwirtschaft. In vielen Ländern steht die Produktion still. Globale Lieferketten sind unterbrochen; Industrien starren in den Abgrund. Jahrzehntelang galt das Mantra der Wirtschaft: Arbeitsteilung. Die Industriestaaten produzieren Hightech, die Schwellenländer übernehmen die Produktion der einfachen oder Vor-Produkte. Weil die Arbeitslöhne dort unschlagbar niedrig sind. Die Lieferketten wurden immer länger, und Lagerkosten sparte man sich durch Just-in-time Anlieferung.
    Die „Geiz ist geil“-Mentalität funktionierte jahrelang und bescherte der Weltwirtschaft steigende Umsätze. So verschränkt wie die Weltwirtschaft heute ist, so verletzlich hat sie sich seit Mitte März 2020 gezeigt. „Die Corona-Krise wird die Deglobalisierung rasant beschleunigen“, sagt Prof. Dr. Dalia Marin von der Ludwig-Maximilians-Universität München, eine Expertin für Internationale Wirtschaft. Die Firma medika Medizintechnik aus dem bayerischen Hof ist einer der größten Händler für Medizinprodukte und vertreibt normalerweise Atemschutzmasken.
    Doch diese werden vor allem in China produziert, ihre Herstellung kostet wenige Cent. Genau dieses Kostendenken hat sich in der Krise als fatal herausgestellt, weil ihre Produktion größtenteils zum Erliegen gekommen ist. Mit 60 Standorten in 20 Ländern gehört die Firma Dräxlmaier zu den Top-Zulieferern der Autoindustrie. Im Zuge der Corona-Krise mussten jetzt fast alle Standorte schließen; parallel zum Produktionsstopp in den großen Fabriken der Automobilhersteller.
    Anfang Mai 2020 soll die Produktion wieder hochgefahren werden. Dafür müssen jedoch die Lieferketten weltweit wieder funktionieren. Und das ist fraglich. Im Jahr 2019 wurden Nahrungs- und Futtermittel im Wert von rund 49,2 Milliarden Euro nach Deutschland importiert. Deutschland ist in vielen Bereichen großer Nettoimporteur von Lebensmitteln, da Produkte wie Südfrüchte, Kaffee, Tee oder Kakao und landestypische Qualitätsprodukte nur importiert werden können.
    Auch Tomaten. Tomatenprodukte wie Tomatenmark, -soße, -saft und Ketchup stammen meist nicht aus Italien oder der Provence: Neben Kalifornien gehört längst China zu den größten „Industrietomaten-Produzenten“ und Herstellern von Tomatenpüree. Gegen die Großmacht der internationalen Produzenten können einzelne, mittelständische Unternehmen kaum etwas unternehmen. „planet e.“ forscht nach, wie eng verzahnt die globale Welt ist und ob sich die deutschen Firmen aus dieser Abhängigkeit überhaupt lösen können. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 07.06.2020ZDF
  • Folge 6
    Die Modebranche leidet heftig unter der Corona-Krise. Hersteller wie Händler sitzen auf Millionen unverkaufter Kleidungsstücke. Eine ganze Saison droht wegzubrechen. Immer mehr Kollektionen, immer schneller, immer billiger: Vor der Corona-Krise gehörte es zum Geschäftsmodell der Branche, den Konsum anzuheizen. Was Umweltschützer seit Langem kritisieren, wird jetzt zum existenziellen Problem. Während des Shutdowns waren die Geschäfte dicht, und selbst nach der Öffnung kaufen die Kunden deutlich weniger Kleidung. Die Folge: Die Händler bleiben auf der Frühjahrsmode sitzen. Der Handelsverband Textil hat Ende März 2020 vor „gigantischen Mengen unverkaufter Ware“ gewarnt.
    Was passiert damit? Eine Möglichkeit: die nicht verkäufliche Neuware an Bedürftige zu spenden. Doch trotz Spende wird die Umsatzsteuer fällig. Dadurch ist Spenden für Unternehmen in der Regel teurer als Entsorgen. Die Entsorgungskosten für Neuware liegen laut einer Umfrage der Universität Bamberg im Schnitt bei weniger als einem Euro pro Artikel. Unter Massen an Textilien leiden in der Corona-Krise nicht nur diejenigen, die sie produzieren und verkaufen. Die Altkleidercontainer sind so voll wie nie, weil viele die Zeit der eingeschränkten Kontaktmöglichkeit offenbar zum Aussortieren nutzen.
    Normalerweise werden die kostenlos eingesammelten Altkleider nicht nur auf dem Secondhandmarkt in Deutschland verkauft, tonnenweise gehen sie auch nach Osteuropa oder Afrika. Der Handel mit Altkleidern ist ein internationales Geschäft, und genau das wird jetzt in der Krise zum Problem: „Der globale Handel mit Secondhandbekleidung ist aufgrund von Grenzschließungen faktisch ausgesetzt“, sagt Thomas Ahlmann von FairWertung. Die Folge: Auch bei gemeinnützigen Sammlern und Sortierbetrieben stapeln sich Berge von Textilien, die Betriebe geraten durch die Krise wirtschaftlich unter Druck.
    Das System der kostenlosen Altkleidersammlung ist in Gefahr. Am schlimmsten aber leiden Menschen in den Produktionsländern. Tausende Mitarbeiter von Textilfabriken wurden im Zuge der Krise entlassen, weil westliche Unternehmen Aufträge storniert haben. Die weltweiten Lieferketten der Textilindustrie stehen schon lange in der Kritik wegen niedriger Löhne und Ausbeutung. Corona bringt sie zum Zusammenbruch. „planet e. pandemie“ forscht in der Modewelt nach und fragt, was die Branche tun kann, um langfristig mehr Nachhaltigkeit zu etablieren. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSo 14.06.2020ZDF

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