Der Oktopus gilt als Delikatesse – ob gegrillt, gekocht oder als Calamares. Doch die steigende Nachfrage hat Folgen: In mehreren Regionen Europas wird der intelligente Kopffüßer überfischt. Besonders im Mittelmeerraum schrumpfen die Bestände dramatisch. In Griechenland wird oft mit verbotenen Fallen gefangen. Gemeinsam mit der Küstenwache hat Sea Shepherd Tausende dieser Fallen vom Meeresgrund entfernt – ein Einsatz gegen Umweltkriminalität. Ob gekocht, gegrillt oder als Salat – rund ums Mittelmeer gehört Oktopus zu den beliebtesten Meeresfrüchten.
Auch in Deutschland landet er häufig als Calamares aus der Tiefkühltruhe auf dem Teller. Doch woher stammen die Tintenfische eigentlich – und wie steht es um ihre Bestände? Ein Team von „planet e.“ begibt sich auf eine investigative Reise entlang der Küsten Europas und Afrikas. In Galizien, Nordwestspanien, befinden sich mehrere große Fischverarbeitungsbetriebe, die Oktopusse zerlegen, einfrieren und für den internationalen Markt – auch für Deutschland – vorbereiten. Der Fang unterliegt strengen Regulierungen, denn die natürlichen Bestände schrumpfen rapide.
Um die hohe Nachfrage zu decken, greifen die Fabriken zunehmend auf Importe aus afrikanischen Gewässern zurück. Ein Konzern plant, Oktopusse in Aquakultur zu züchten. Doch das Vorhaben stößt auf heftige Kritik von Umweltschützern – das Projekt wurde vorerst gestoppt. Die Zucht von Oktopussen ist ethisch und ökologisch bedenklich: Die Tiere sind hochintelligent und empfindsam, leiden in Gefangenschaft unter Stress und es gibt keine humane Schlachtmethoden. Zudem belastet ihre fleischbasierte Ernährung die Meeresökosysteme und widerspricht nachhaltiger Aquakultur.
Im Mittelmeer wird der Gemeine Krake (Octopus vulgaris) vielerorts gefangen. In Griechenland etwa kommen spezielle Plastikfallen zum Einsatz, die an kilometerlangen Grundleinen auf dem Meeresboden liegen. Ein lokaler Fischer zeigt dem Kamerateam, dass die Ausbeute immer geringer wird – eine direkte Folge der Überfischung. Die ökologischen Folgen sind bereits sichtbar: In Italien breitet sich die invasive Blaukrabbe unkontrolliert aus. Sie zählt zu den Lieblingsspeisen der Kraken – doch ohne natürliche Feinde zerstört sie nun den Muschelanbau im Po-Delta.
Die Muschelfarmer stehen vor einer existenziellen Krise. Könnte die Rückkehr der Oktopusse die Lösung sein? Eine Organisation aus Österreich testet genau das vor der kroatischen Insel Krk. Dort untersuchen Forschende, ob sich Kraken in künstlichen Unterschlüpfen ansiedeln, vermehren und langfristig zur Stabilisierung des Ökosystems beitragen können. Die Versuche stehen noch am Anfang, doch die Hoffnung ist groß: Ein nachhaltiges Modell für den gesamten Mittelmeerraum könnte entstehen. (Text: ZDF)