2022, Folge 191–209

  • Folge 191
    Die sichere Versorgung mit Lebensmitteln galt lange als selbstverständlich. Doch Kriege, Krisen und Klimawandel können das schnell ändern.
    Bis 2050 wird die Weltbevölkerung auf knapp zehn Milliarden Menschen anwachsen. Vor dem Hintergrund von Ukraine-Krieg, Coronakrise und Erderwärmung zeigt „plan b“ Lösungen, wie unsere Ernährungssicherheit auch in Zukunft gewährleistet werden kann.
    Maximaler Ertrag auf minimaler Fläche, dazu noch ressourcenschonend – das verspricht die Vertical Farm, die Anders Riemann in Kopenhagen betreibt. Sie stellt nach neuesten Studien eine überzeugende Alternative zur konventionellen Landwirtschaft dar. In Riemanns Indoor Farm wächst Gemüse auf 14 Etagen. 800 Kilogramm Salat werden hier pro Woche geerntet. Der Energieverbrauch ist gigantisch, und doch produziert die Farm zu 100 Prozent klimaneutral. Landwirtschaft ohne Land – für Riemann die große Chance für die Zukunft: „Gerade die Coronapandemie und der Krieg in der Ukraine haben uns gezeigt, wie verwundbar unsere Lieferketten in der Lebensmittelproduktion sind. Wir brauchen Lebensmittelproduktionen direkt vor Ort in den Städten, als Teil der Infrastruktur.“
    In einem „Zukunftsgarten“ erforscht Urte Grauwinkel von „Zukunftsspeisen“, welche Pflanzen im Osten Deutschlands neu angebaut werden könnten, um den geänderten klimatischen Bedingungen wie Starkregen, Trockenheit und langer Hitze zu begegnen. Sie experimentiert unter anderem mit Kichererbsen, Hirse, Amaranth, Quinoa und Hanf. Gelingt der Anbau einer möglichst großen Vielzahl an klimaresistenten und für die Ernährung sinnvollen Pflanzen auch bei uns? Gerade in Krisenzeiten macht das unabhängiger von Importen aus anderen Ländern.
    Eines der zukunftsträchtigsten Lebensmittel gedeiht im Meer: Algen. Sie gelten als besonders klimafreundlich, resistent und wertvoll für die menschliche Ernährung. Die Wassergewächse enthalten neben zahlreichen Mineralien und Spurenelementen auch hochwertige Proteine und Omega-3-Fettsäuren – ähnlich wie Fische, die sich von ihnen ernähren. Warum also nicht gleich das Original selbst essen? Das würde die überfischten Bestände schonen und ist überdies besonders gesund. In Asien haben Algen längst Tradition, doch hier in Europa kämpft das Superfood noch mit dem Vorurteil, es schmecke nicht.
    Joost Wouters will das ändern. Dazu hat der ehemalige Manager eines großen Softdrink-Herstellers die „Seaweed Company“ gegründet, die Algen-Farmer und Lebensmittelindustrie zusammenbringt. Teil der Produktpalette, die er mit entwickelt hat, sind Chips, Fondue und Burger aus Seetang. Er ist überzeugt: „Algen können so gut schmecken und in unserem Ernährungsplan einen echten Unterschied machen!“ Der Unternehmer erntet dazu verschiedene Algen in Europa – vor allem an den Küsten Irlands und der Niederlande. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 09.07.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 14.06.2022 ZDFmediathek
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 18.06.2022
  • Folge 192
    Faire Bezahlung für Frauen und Männer, gute Vereinbarung von Familie und Beruf: an vielen Arbeitsplätzen auch heute noch ein Wunschtraum. Dabei gibt es sie schon längst, die besseren Jobs.
    Für „plan b“ treffen Antonia Lilly Schanze und Anne Thiele Menschen, die viele Hürden erlebt und gemeistert haben: Sie ebnen Frauen den Weg zur Gründung, bieten Angebote für arbeitende Eltern und beschreiten unkonventionelle Wege für eine bessere Arbeitswelt.
    Eine Pionierin für mehr Job-Zufriedenheit ist die 37-jährige Unternehmerin und Autorin Tijen Onaran aus München. Sie weiß aus eigener Erfahrung, wie es ist, als einzige Frau im Raum nicht ernst genommen zu werden, erlebte, wie sich Misserfolge anfühlen. Aber gerade deshalb fing sie an zu kämpfen: „Viel Aufstieg bedeutet immer auch viel Abstieg“, meint sie, doch es seien diese Momente des Scheiterns, die sie dahin brachten, wo sie heute ist. Um anderen den Einstieg in die Selbstständigkeit zu erleichtern, ruft sie ein Support-Netzwerk für gründungsinteressierte Frauen ins Leben. Heute teilt sie erfolgreich ihr Wissen, investiert in Start-ups anderer Frauen und vernetzt Gründerinnen.
    Die Vision von einer faireren Arbeitswelt teilt auch das Berliner Unternehmen einhorn. Das junge Team rund um die Gründer Waldemar Zeiler und Philip Siefer, beide Jahrgang 1982, produziert faire, vegane Kondome und Periodenprodukte. Und macht dabei fast alles anders, als man es kennt. Das 20-köpfige Team entscheidet zum Beispiel selbst über Gehälter und die Anzahl der Urlaubstage. Außerdem haben die Mitarbeitenden ein Vetorecht gegen Langeweile, um eingefahrene Strukturen im Büroalltag zu durchbrechen. Einhorn ist auch Vorreiter beim Thema Transparenz, bei allen wichtigen Themen reden alle einhörner mit.
    Täglich wurde die 44-jährige Rechtsanwältin Sandra Runge aus Berlin mit Benachteiligungen von Frauen konfrontiert: „Ich stand in Gerichtssälen und habe immer wieder den Kopf geschüttelt und mir überlegt: Was läuft hier eigentlich schief?“ Als ihr selbst direkt nach der Elternzeit gekündigt wird, macht sie aus ihrer Not eine Tugend und gründet den Blog smart-mama.de. Dort klärt sie Eltern über arbeitsrechtliche Themen auf und setzt sich erfolgreich für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein. Doch es bleibt nicht nur bei Aufklärung im Netz, Sandra Runge will auch ganz praktisch etwas tun: Coworking Toddler heißt das von ihr gegründete Projekt, das auch Eltern mit unregelmäßigen Arbeitszeiten eine gute Betreuung für ihre Kinder bietet. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 16.07.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 15.07.2022 ZDFmediathek
  • Folge 193
    Die Urlaubsangebote sind heute unendlich. Doch ein Kurztrip nach Malle, Skiurlaub oder Fliegen passen schlecht zu einem klimafreundlichen Lebensstil. Dabei geht Reisen auch nachhaltig.
    Heißt das, wir müssen auf manche Urlaubsformen verzichten, um das Klima zu schützen? Für „plan b“ besuchen Antonia Lilly Schanze und Anne Thiele Visionäre, die kreative Alternativen zu umweltbelastenden Reisen anbieten – für ein ruhiges Gewissen im Gepäck.
    Urlaub machen und Gutes tun, das muss man doch miteinander verbinden können – dachte sich vor vier Jahren eine Gruppe von Studierenden rund um Nils Lohmann und Alexander Haufschild. Daraus entsteht die Idee von socialbnb: Auf einer Online-Plattform lassen sich Unterkünfte bei sozialen und ökologischen Projekten buchen. Mit ihrem Urlaub finanzieren Reisende nicht nur einen guten Zweck mit, sondern erleben auch hautnah, wie das Projekt der lokalen Community nützt. „So können wir eine neue Form des nachhaltigen Tourismus etablieren, von dem alle Beteiligten profitieren“, sagt das Gründerduo.
    Robin Wenger und Matthias Niederhäuser sind leidenschaftliche Piloten. Doch Fliegen gilt als Klimakiller. Das aber soll nicht so bleiben. Deshalb ist es den beiden ein Herzensanliegen, auf nachhaltige Alternativen für den Luftverkehr aufmerksam zu machen – zum Beispiel auf Flugzeuge mit Haifischhaut. Für ihre Kampagne Diamondo Earthrounding umkreisen die beiden Schweizer die Erde in einem Leichtflugzeug und steuern Initiativen und Unternehmen wie Synhelion in Jülich an. Dort sollen synthetische Kraftstoffe aus Sonnenlicht und CO2 hergestellt werden. Rund um den Globus gibt es viele gute Ideen für eine nachhaltige Luftfahrt.
    Noch aber ist es nicht so weit. Also komplett auf Fliegen verzichten? Aber wie trotzdem weit reisen? Elias Bohun will nach dem Abi Sri Lanka entdecken. Für den Fridays-for-Future-Anhänger ist das Flugzeug keine Option mehr. Deshalb fährt der 19-Jährige mit dem Zug nach Asien, 16 Tage lang. Ein großes Abenteuer, das ihn auf eine Geschäftsidee bringt. Er gründet mit seinem Vater Matthias die Plattform Traivelling, auf der Reisende weltweite Zugfahrten buchen können. Denn die Planung solcher Reisen ist gar nicht so einfach. Nachhaltig Reisen heißt also nicht Verzicht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 23.07.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 15.07.2022 ZDFmediathek
  • Folge 194
    Eine Rente, die zum Leben reicht, Sicherheit im Ruhestand: für viele Ältere eine Selbstverständlichkeit, für viele Jüngere ein ferner Traum. Wie schaffen wir mehr Generationengerechtigkeit?
    Die Interessen junger Menschen werden bei politischen Entscheidungen wenig berücksichtigt. Dabei sind sie es, die morgen mit den Entscheidungen von heute leben müssen. Antonia Lilly Schanze und Anne Thiele treffen Menschen, die die Welt gerechter machen möchten.
    Einer von ihnen ist Wolfgang Gründinger. Der Politik- und Sozialwissenschaftler bezeichnet sich selbst als „Zukunftslobbyist“, Demokratieforscher und Anwalt der Jugend. „Ich möchte Deutschland enkeltauglich machen“, so lautet sein Hauptziel. Dazu zählt für den 37-Jährigen auch der Kampf gegen den Klimawandel. Gründinger ist überzeugt: „In einer Demokratie bedeutet Masse auch Macht.“ Deshalb setzt er sich auch für eine Senkung des Wahlalters ein.
    Für die Interessen der Jüngeren engagiert sich auch Sophie Howe. Dafür übt sie in Wales ein Amt aus, das es so in Deutschland noch gar nicht gibt. Die 45-Jährige ist „Future Generations Commissioner“, eine Art Lobbyistin für die zukünftige Generation. Alle Gesetzesvorlagen der walisischen Regierung werden von ihr dahingehend überprüft, ob sie die Interessen der Jüngeren auch genügend berücksichtigen: „Die Jüngeren sollten eine gute Zukunft haben können, unabhängig davon, wann und wo sie geboren sind“, meint sie. Die britische Zeitung „The Guardian“ bezeichnete Sophie Howe gar als die „weltweit erste Ministerin der Ungeborenen“.
    Nur wer genügend Geld hat, kann sich etwas aufbauen und auch im Alter gut leben. Davon ist Michael Bohmeyer überzeugt. 2014 gründete der gelernte Programmierer ein erfolgreiches Start-up. Aus dem Unternehmen ist der 38-Jährige mittlerweile ausgestiegen und erhält jeden Monat circa 1000 Euro Gewinnausschüttung – eine finanzielle Grundsicherung, die sein Leben positiv veränderte: „Das war ein spektakuläres, neues Gefühl, es setzten Souveränität und Ruhe ein.“ Dieses Gefühl gibt er jetzt weiter: Sein Verein „Mein Grundeinkommen“ verlost jeden Monat eine einjährige finanzielle Grundsicherung, an bis zu 25 Bewerberinnen und Bewerber. Finanziert wird das Projekt allein durch Spenden – über Crowdfunding nimmt der Verein monatlich bis zu einer Million Euro ein. Sein großes Ziel lautet: ein Grundeinkommen für alle – von der Politik garantiert. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 30.07.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 15.07.2022 ZDFmediathek
  • Folge 195
    Reich oder Arm, Rechts oder Links, Hetero oder LGBTQ*: Die Fronten in unserer Gesellschaft verhärten sich. Dabei wissen Menschen seit eh und je: Wenn sie zusammenhalten, erreichen sie mehr.
    Wie gelingt es uns als Gesellschaft, wieder mehr „Wir“ zu leben? Die Reporterinnen Antonia Lilly Schanze und Anne Thiele stellen Personen und Projekte vor, die festgefahrene Strukturen durchbrechen und unser Zusammenleben erneuern. Und sie zeigen: Es geht.
    In der Werbebranche erlebt Sina Trinkwalder einen Arbeitsmarkt, der keine Schwächen verzeiht: Was zählt, sind Leistung und Erfolg. Ein Schlüsselerlebnis bringt die heute 44-Jährige zum Umdenken. 2010 gründet sie eine Firma, in der die Menschen arbeiten, die sonst in Personalabteilungen aussortiert werden: Langzeitarbeitslose, Alleinerziehende, Alte, Kranke, Migranten oder Leute mit Lücken im Lebenslauf. Ihr Social Business manomama wird das erste öko-soziale Textilunternehmen Deutschlands. Heute beschäftigt sie 120 Menschen, „die wachsen, wenn man sie wachsen lässt“, sagt Trinkwalder.
    Kristina Lunz wächst in einem kleinen Dorf in Franken auf, studiert als erste in ihrer Familie, schafft es an die Universität Oxford. Während ihres Diplomatie-Studiums fällt ihr auf, dass Literatur, Forschung und Politik überdurchschnittlich von Männern geprägt sind. „Diese Herrschaften dachten, dass ihre Realität die Realität aller Menschen ist. Das ist eine große Fehlannahme!“, erinnert sie sich. 2016 gründet Kristina Lunz als Co-Founderin die weltweit erste Organisation für feministische Außenpolitik, das Centre for Feminist Foreign Policy. Ihr Ziel: Patriarchale Systeme beseitigen, an ihrer Stelle neue, gleichberechtigte Strukturen aufbauen und auch die weibliche Perspektive in die Außenpolitik einbeziehen. Lunz arbeitet für die UN und baut ein Frauennetzwerk für das Auswärtige Amt auf.
    „Wir bauen uns die Welt, wie sie uns gefällt“: utopisches Wunschdenken aus einem Kinderlied? Nein, sagen die Dorf-Gründerinnen und -Gründer aus Hitzacker. Mitten im Wendland baut die Gruppe ein Mehrgenerationendorf, in dem die Werte Nachhaltigkeit, Solidarität und Generationengerechtigkeit gelebt werden. Die 71-jährige Rita Lassen ist von Anfang an dabei und arbeitet seit über sechs Jahren an ihrem Traum, einen Ort für 100 junge, 100 ältere und 100 geflüchtete Menschen zu errichten.
    Andere schauen auf Probleme – „plan b“ zeigt Lösungen! Denn es gibt sie, jede Menge kluge Köpfe mit Ideen, die alle voranbringen. Die „plan b“-Reporterinnen Antonia Lilly Schanze und Anne Thiele treffen in der zweiten Staffel der Reihe Menschen, die mit Mut und viel Kreativität für eine bessere Zukunft kämpfen. In vier konstruktiven Dokumentationen zeigt „plan b“ an ihrer Seite Leute, die mit innovativen Konzepten für Gleichberechtigung und mehr Zufriedenheit im Job sorgen. „plan b“ trifft auf Visionärinnen und Visionäre, die echte Gemeinschaft leben und begegnet Frauen und Männern, die sich für mehr Chancen für Kinder einsetzen. „plan b“ ist mit Menschen unterwegs, die zeigen, dass Sonne, Strand und spannende Städte auch in Zeiten des Klimawandels mit gutem Gewissen Urlaubsziele bleiben können. Kurzum: „plan b“ zeigt – „Da geht was, Deutschland!“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 06.08.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Fr. 15.07.2022 ZDFmediathek
  • Folge 196
    Fast 40 Grad Hitze bereits Mitte Juni, dazu Waldbrände in Brandenburg: Droht 2022 wieder eine Dürre, die Ernten, Wälder und unsere Grundwasserreserven gefährdet? Wie wappnen wir uns dagegen? Deutschland ist eigentlich kein trockenes Land. Doch der Regen fällt oft nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Kluge Köpfe suchen nach Wegen, das wertvolle Nass aus Himmel und Erde zu bewahren – für die Äcker, für das Klima und sogar unsere Toiletten. Die Brandenburgerin Maria Giménez ist fest entschlossen, ihre Äcker so wenig wie möglich künstlich zu bewässern.
    „Wenn wir so weitermachen, führt das direkt in die Katastrophe“, sagt Giménez. „Dann haben wir unser Grundwasser bald aufgebraucht, und nichts wächst mehr. Wir müssen jetzt den Schalter umlegen und unsere Landwirtschaft nachhaltig reformieren.“ Und genau das tut sie auf ihrem Hof in Märkisch Wilmersdorf – 320 Hektar ausgetrocknete „Brandenburger Steppe.“ Ihr großer Plan: Agroforstwirtschaft. Sie pflanzt Bäume auf ihren Äckern. Die sollen das Wasser im Boden halten und einen kühlenden Effekt auf die Landschaft haben. „Die beste Bewässerung baut man nicht, die pflanzt man“, sagt die Biobäuerin.
    Zwischen ihren Bäumen weiden 26 Hochlandrinder und versorgen den Boden mit natürlichem Dünger. „Wenn ich ein intaktes Bodenleben habe, dann kann die Erde viel mehr Wasser speichern und Dürrezeiten besser überstehen“, sagt die Pionierin, die mit ihrem Gemüse sogar Berliner Sterne-Restaurants beliefert. In Dürresommern haben Waldbrände leichtes Spiel. Die meterhohen Flammen richten enormen Schaden an. Neben der Gefahr für Mensch und Tier sind sie auch für den CO2-Gehalt in der Atmosphäre eine Katastrophe.
    Alexander Held weiß, wie Bäume vor Bränden geschützt werden können: mit Feuer. Er brennt trockene Gräser, Sträucher und Büsche gezielt ab. So findet das Feuer weniger Nahrung und kann sich nicht so leicht im Wald ausbreiten. Außerdem entsteht Platz: für jungen, hitzeresistenteren Mischwald anstelle der anfälligen Monokulturen. Der Experte für Feuerökologie gibt sein Wissen auf einem internationalen Workshop für präventives Abbrennen in Portugal weiter. Denn in ganz Europa werden Waldbrände zu einer wachsenden Bedrohung. Wenn Judith Breuer im Bad den Abspülknopf drückt, hört man kein Wasser rauschen, sondern nur ein Saugen.
    Sie hat zu Hause eine Vakuumtoilette wie im Flugzeug. „Am Anfang war das schon komisch und etwas laut“, sagt die junge Mutter. Mittlerweile aber hat sich die Familie daran gewöhnt und ist stolz auf ihren Beitrag zum Umweltschutz. Wasser sparen, das ist das große Thema in ihrem Hamburger Wohnquartier Jenfelder Au. Nicht einen Tropfen Wasser zu vergeuden, sondern so viel wie möglich im Kreislauf wiederzuverwenden – das ist die Vision des „HAMBURGER WATER Cycles“. Pro Tag ließen sich so in einer Großstadt wie Hamburg 54 Millionen Liter Trinkwasser sparen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 20.08.2022 ZDF
  • Folge 197
    Immer wieder Schmerzen, und die Medizin ist ratlos: Bis zur richtigen Diagnose haben Menschen mit seltenen Krankheiten oft eine jahrelange Leidensgeschichte hinter sich. Vier Millionen Menschen in Deutschland sind betroffen. Doch für sie gibt es Hoffnung: Eine bessere Vernetzung, neues medizinisches Wissen und eine informierte Öffentlichkeit können helfen. Schon als Kleinkind bekam Angelina die Diagnose Rheuma. Doch so richtig passten die Symptome nie. Trotzdem folgten zahlreiche Behandlungen und Operationen. Nichts half dauerhaft. Aber Angelina gab nicht auf und landete schließlich bei Prof. Ralf Oheim und Dr. Nicole Muschol am Centrum für Seltene Erkrankungen im Universitätsklinikum Hamburg.
    Ihre jahrelangen Zweifel erwiesen sich als richtig. Das Ärzteteam konnte bei der 33-Jährigen die seltene Krankheit Mukopolysaccharidose feststellen: eine Speicherkrankheit, bei der sich Zuckermoleküle nicht normal abbauen, sondern im Körpergewebe ansammeln. Die Diagnose macht Mut, denn ihre Krankheit ist mit einer speziellen Therapie behandelbar. Das größte Problem bei seltenen Krankheiten ist noch immer die lange Zeit bis zu einer Diagnose. Fast fünf Jahre dauert es im Schnitt. Um das zu verkürzen, setzt das Frankfurter Referenzzentrum für Seltene Krankheiten (FRZSE) auf ein ungewöhnliches Modell: Studierende leisten medizinische Detektivarbeit – mit frischem, unvoreingenommenem Blick.
    Studentin Emily Brandt und Kommilitone Firat Erinc kümmern sich in Frankfurt um die Fälle, bei denen andere Ärzte nicht mehr weiterwissen. Für die beiden ist das eine verantwortungsvolle Aufgabe, aber auch ein wichtiges Training für die Zukunft. In Frankreich ist das Thema präsenter. Und das vor allem dank der Organisation AFM Téléthon. 1958 wurde sie als Patientenvereinigung für Betroffene mit seltenen neuromuskulären Erkrankungen gegründet.
    Daraus ist ein landesweit bekanntes Organisations- und Forschungsnetzwerk entstanden, das im Alltag unterstützt, aber auch in eigenen Laboren zu Medikamenten und Therapiemöglichkeiten forscht. Das Besondere: AFM wird ausschließlich von Spenden finanziert und zu einem großen Teil von Freiwilligen getragen. Das Highlight jedes Jahr ist der Téléthon: ein 30-stündiger Spendenmarathon im französischen Fernsehen. Jérôme Nicolas ist jedes Jahr dabei. Schon als Kind hat er Kuchen für Spendenaktionen gebacken. Heute leitet er die „DNA-Schule“. Für ihn ist die Mission klar: die Öffentlichkeit über seltene Krankheiten aufklären. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 27.08.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Mo. 22.08.2022 ZDFmediathek
    Deutsche TV-Premiere ursprünglich angekündigt für den 12.03.2022, dann für den 02.07.2022, dann für den 09.07.2022
  • Folge 198
    In welche Familie ein Kind geboren wird, wo es aufwächst und zur Schule geht, was es später mal verdient: All das beeinflusst die Gesundheit ein Leben lang – und sogar den Tod. Frauen mit niedrigem Einkommen leben laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts fast viereinhalb Jahre kürzer als Gutverdienerinnen, arme Männer sterben sogar knapp neun Jahre früher als reiche. Doch es gibt Wege, diese Zusammenhänge zu durchbrechen. Ärzte und Sozialarbeiter, Pflegekräfte und Therapeuten kämpfen an unterschiedlichen Orten für das gemeinsame Ziel: Gesundheit für alle – unabhängig von Einkommen, Herkunft und Bildung.
    „Unsere Idee ist, dass man ein soziales Stadtteilzentrum mit einem Gesundheitszentrum verbindet“, erklärt Eva Weirich. Zusammen mit 25 Mitstreitenden aus verschiedenen Disziplinen hat die Gesundheitswissenschaftlerin ein Kollektiv gegründet, das in Berlin-Neukölln ein neuartiges Zentrum aufbaut. Der Ansatz: Nicht nur Medikamente verschreiben, sondern die gesamte Lebenssituation in die Therapie einbeziehen.
    Dabei arbeiten die Ärzte eng mit Psychotherapeuten, Sozialarbeitern und Pädagogen zusammen. Kommt der Bluthochdruck vielleicht von Problemen mit dem Vermieter? Oder verursachen Konflikte in der Familie die chronischen Kopfschmerzen? Neben medizinischer Versorgung bietet das Stadtteilgesundheitszentrum Hilfestellungen im Alltag. Allen Kindern eine gesunde Zukunft ermöglichen – das hat sich das Gesundheitsamt in Amsterdam auf die Fahnen geschrieben. „Man sieht, dass finanzielle Probleme Einfluss darauf haben, was auf den Tisch kommt und was die Kinder zur Schule mitnehmen“, beobachtet Gaby Etman, Leiterin der De Buikslotermeer-Schule im Norden der Stadt.
    Daher gibt das „Amsterdam Healthy Weight Programm“ strenge Regeln für die Pausensnacks vor: Softdrinks, Kuchen und Kekse sind verboten, in den Frühstücksboxen sind nur Obst, Gemüse und Vollkornbrot erlaubt. Daneben gibt es für Kinder mit sportlichen Defiziten Förderunterricht. Jedes Jahr investiert die Stadt außerdem zweieinhalb Millionen Euro in Maßnahmen wie bessere Spielplätze, günstige Sportangebote in Vereinen und Kochkurse für Eltern.
    Das Ziel: Bis 2032 soll kein Amsterdamer Kind mehr zu dick sein. „Wir wollen den Zusammenhang zwischen Armut und Krankheit aufbrechen und alle auf die gleiche Art und Weise behandeln“, erklärt Antonio Panarello seine Mission. Der Gynäkologe kämpft am Ospedale Evangelico Betania im neapolitanischen Stadtteil Ponticelli für das Wohl junger Frauen – und der nächsten Generation.
    Hier, in einer der ärmsten Gegenden Italiens, gibt es deutlich mehr Teenager- und Risikoschwangerschaften als im Rest des Landes. Sexualaufklärung gehört daher zum Konzept der Klinik, außerdem eine häusliche Betreuung der Familien durch Sozialarbeiter. Weil viele Patientinnen den Weg in die Klinik nicht finden, ist Panarello regelmäßig mit einem Gesundheitsmobil im Viertel unterwegs und hält kostenlose Sprechstunden. „Unser Ziel ist, dass alle gleichermaßen behandelt werden“, erklärt der Gynäkologe, „das ist die humanistische Pflicht des Arztberufes.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 03.09.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Mo. 29.08.2022 ZDFmediathek
  • Folge 199
    Selbst scheinbar geschlechtsneutrale Bereiche unserer Gesellschaft sind von der männlichen Perspektive geprägt, machen das Leben für Frauen mühsamer oder gar gefährlich. Geht das nicht besser? It’s a man’s world! Frauen bekommen falsche Diagnosen, weil ihr Herzinfarkt andere Symptome zeigt. Sie werden im Auto schwerer verletzt, weil Crashtests nur männliche Körper abbilden. Unsere Stadtplanung wird den Bedürfnissen moderner Familien nicht gerecht. Eva Kail hat ihr Leben dem Ziel gewidmet, das zu ändern: Die Raumplanerin gestaltet im neuen Wiener Quartier „Seestadt Aspern“ quasi die Blaupause einer Stadt für alle.
    Mit einer Mischung aus Wohnungen, Arbeitsplätzen und Geschäften, mit Freizeitangeboten und Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Mit ihr erleben die Zuschauer, wie ein Haus so konzipiert wird, dass sich Grundrisse und Zuschnitte an die sich ändernden Bedürfnisse von Familien anpassen. Sie dringt darauf, dass Spielplätze auch Mädchen Spaß machen, dass Grünanlagen dem Sicherheitsbedürfnis von Frauen entsprechen, dass Co-Working-Spaces Eltern die Berufstätigkeit erleichtern.
    Dabei ist ihr wichtig, dass es beim Konzept des Genderdesigns nicht um Frauenförderung geht. Ihre Arbeit soll das Leben für alle verbessern. Auch Astrid Linder und Lotta Jakobsson sind Pionierinnen auf diesem Feld. Die Arbeit der beiden Schwedinnen rettet Frauen sogar das Leben: Astrid Linder hat den ersten weiblichen Crashtest-Dummy entwickelt. Auch wenn der Einsatz weiblicher Dummys in der EU noch immer nicht verpflichtend ist, arbeitet die Forscherin mit ihrer Kollegin Lotta Jakobsson – Leiterin der Abteilung Unfallvermeidung bei Volvo – an Crashtests, die Autos für Frauenkörper sicherer machen.
    Bis heute erleiden Frauen schwerere Verletzungen der Halswirbelsäule, weil sich gerade der Fahrersitz des Autos vor allem für Männer eignet. Die Zuschauer sind dabei, wenn die schwedischen Ingenieurinnen eine neue Generation Dummys entwickeln und erproben, die auch für Frauen mehr Sicherheit schafft. Bei Petronela Sandulache gibt es einen tragischen Hintergrund für ihre Arbeit: Die Italienerin hat ihre Mutter verloren, weil deren Beschwerden beim Arzt nicht als Herzinfarkt erkannt wurden.
    Ihr Züricher Start-up CorDiFio arbeitet an einer App, die Frauen sowie Ärzten und Ärztinnen die richtigen Informationen an die Hand gibt, um das künftig zu verhindern. Gemeinsam mit einer ihrer Testerinnen – einer schwangeren Frau mit erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen – begleiten die Zuschauer die nächsten Entwicklungsschritte auf dem Weg zu besseren Diagnosen, für Frauen und Männer. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 10.09.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 06.09.2022 ZDFmediathek
  • Folge 200
    Was wäre der Sommer ohne Musik? Doch ein Konzert schluckt viel Energie: Wasser, Catering, Technik. Ganz zu schweigen vom Müll, den die Besucher produzieren. Geht das nicht auch anders? „plan b“ begleitet Pioniere, die die Konzertreihe einer großen deutschen Band nachhaltig organisieren wollen. Einen Gitarrenbauer, der zeigt, wie man auf Tropenhölzer verzichten kann. Und den ersten Klub, der die Wärmeenergie der tanzenden Menge nutzen will. Wenn es um Musik und Party geht, stand Nachhaltigkeit lange nicht auf der Agenda. Nach der Corona-Zwangspause soll das nun anders werden, davon sind Sarah Lüngen und Katrin Wipper überzeugt.
    Mit ihrer Agentur „The Changency“ wollen sie auf der ganz großen Bühne zeigen, wie Nachhaltigkeit funktionieren kann. Davon begeistert war von Anfang an die Band SEEED. Dabei geht es nicht darum, „die grünste Band der Welt zu sein“, sondern lediglich darum, einen Samen zu säen: „Plant a SEEED“ – so das Motto. „Ein großes Experiment“, bekennen die beiden Berlinerinnen, „sowohl für uns, als auch für die Band.“ Denn Erfahrungswerte oder gar wissenschaftliche Studien, was wirklich funktioniert, gibt es bisher noch nicht.
    Wie kann man die Fans dazu bringen, klimafreundlich anzureisen, weniger Kippen und Müll wegzuschmeißen? Soll es nur vegetarisches und veganes Essen geben? In der Berliner Wuhlheide wird das nun wissenschaftlich untersucht. Thomas Sakschewski, Professor für Veranstaltungsmanagement an der Berliner Hochschule für Technik und seine Studierenden testen unter Laborbedingungen: 5 Tage SEEED! 5 Mal 17.000 Menschen. Dann können sie empirisch belegen, was nur „greenwashing“ ist und was Veranstaltungen wirklich klimafreundlicher macht.
    Mit diesem Thema hat auch die Band Coldplay zu kämpfen. Sie hatte angekündigt, erst wieder auf Tour zu gehen, wenn ihre Konzerte „klimaneutral“ sind, aber gerade bei Anreise der Fans und Transport ihres Equipments gestaltet sich das schwierig. Bis dahin leisten sie „Ausgleichszahlungen“ an ökologische Projekte. Ein Puzzle-Stück in ihrem umfangreichen Nachhaltigkeitsprogramm ist ein „Energy Floor“ – ein kinetischer Tanzboden, der die Energie der Tanzenden in Batterien speichert. Erfinder Michel Smit aus Rotterdam will damit „Menschen zu mehr Nachhaltigkeit verführen“ – also spielerisch bewusst machen, was überhaupt nachhaltig wäre.
    Ein Leuchtturmprojekt, dem Coldplay eine Plattform gibt, damit sich diese Ideen weiter entwickeln und durchsetzen können. Großveranstaltungen sind ein wirksamer Hebel, aber auch kleine, eher leise Bereiche leisten ihren Beitrag, wie etwa der Instrumentenbau. Dort läuft eigentlich nichts ohne Tropenholz. „Fast keine Gitarre kommt ohne Palisander, Rosenholz & Co.aus“, weiß Armin Hanika, renommierter Gitarrenbauer aus dem fränkischen Baiersdorf.
    Dabei stehen viele dieser Tonhölzer unter Artenschutz. „Doch eine Gitarre ohne Tropenholz gilt immer noch als minderwertig.“ Obwohl es schon längst Alternativen gibt: Hanika setzt auf Thermoholz. Er lässt heimische Hölzer wie die Elsbeere künstlich altern, veredelt sie also. Ob die Gitarre, die er daraus für einen Profi-Gitarristen baut, auch klanglich besteht, wird sich zeigen. Auch wenn es für Hanika „nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist, angesichts der Flut an Billig-Gitarren, die in Fernost produziert werden“, zeigen Visionäre wie er, wie es anders, wie es nachhaltiger geht. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 17.09.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Mo. 12.09.2022 ZDFmediathek
  • Folge 201
    Recycelte Herzschrittmacher und leichtere Krankenhauskittel: Die Medizin wird grün, auch weil der Klimawandel dazu zwingt. Pioniere kämpfen gegen Verschwendung im Gesundheitswesen. Krankenhäuser gehören zu den größten Müllproduzenten in Deutschland. Viele Schadstoffe fallen nur dort an, wie klimaschädliche Narkosegase. Doch es gibt Rezepte für mehr Nachhaltigkeit. Die Medizin soll Menschen gesundmachen, aber die Umwelt nicht krank. Europas größtes Universitätsklinikum hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Die Berliner Charité will klimaneutral werden. Dafür hat sie eine Taskforce ins Leben gerufen.
    Die sucht in allen Abteilungen nach Klimakillern im Klinikalltag, nach großen und kleinen Hebeln, bei denen sie ansetzen kann. Etwa bei Narkosegasen. Manche übersteigen die Treibhauswirkung von CO2 um das 2540-fache. „Wenn ich sieben Stunden Narkose mache mit Desfluran“, sagt die Nachhaltigkeitsforscherin Dr. Susanne Koch, „dann könnte ich mit dem Auto von Berlin bis nach Westafrika fahren, um den gleichen CO2-Fußabdruck zu verursachen.“ Bisher werden die klimaschädlichen Gase direkt in die Atmosphäre geleitet. Doch das will sie ändern und prüft verschiedene Filter-Innovationen.
    Ihr Ziel: wiederverwenden statt in die Atmosphäre leiten. Der renommierte Kardiologe Dr. Carsten Israel ist Chefarzt des Evangelischen Klinikums Bethel in Bielefeld. Jeden Tag setzt er Patienten Herzschrittmacher ein. Die meisten Geräte überleben ihre Träger. Sie werden den Toten entnommen und teuer entsorgt – während Menschen in ärmeren Ländern sterben, weil sie sich keinen Herzschrittmacher leisten können. Dr. Israel macht Schluss mit dieser Vergeudung. Er sammelt gebrauchte Geräte, entkeimt und implantiert sie aufs Neue. In Deutschland ist das verboten, in Ostafrika werden sie dringend gebraucht.
    Deshalb operiert Dr. Israel dort in seinen Ferien ehrenamtlich Herzkranke. „Wie furchtbar muss sich ein Vater in Kenia vorkommen, wenn er weiß, seine Tochter braucht einen Schrittmacher, aber weil er es nicht schafft, das Geld herbeizuschaffen, stirbt seine Tochter. Dass wir da Leuten helfen, dass die überhaupt noch leben – das ist so etwas Tolles!“ Der kleinen Mercy hat der deutsche Arzt eine Kindheit geschenkt. Ohne ihn hätte sie ihren 14. Geburtstag nie gefeiert. In der Mülldeponie Forchheim liegen Schätze im Wert von vielen Tausend Euro: weggeworfene Medikamente.
    Für Professor Markus Heinrich von der Universität Erlangen sind sie kein Abfall, sondern ein wertvoller Rohstoff. Der pharmazeutische Chemiker und sein Team extrahieren daraus Wirkstoffe, die sie sonst für durchschnittlich 60 Euro pro Gramm teuer kaufen müssten. Das innovative Verfahren gewinnt die Wirkstoffe aus Medikamenten in höchster Reinheit zurück – und ist so vielversprechend, dass sich sogar die Pharmaindustrie dafür interessiert. Das Recyceln von Medikamenten könnte Milliarden sparen und wäre ein Riesenerfolg – auch für die Umwelt. Eines von vielen neuen Rezepten für eine nachhaltige Medizin. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 24.09.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 20.09.2022 ZDFmediathek
  • Folge 202 (30 Min.)
    Für ein Lebensmittel ist Deutschland weltberühmt: Brot, in über 3000 verschiedenen Sorten. Wer sich gesund ernähren will, schaut genau hin: Welches ist gesund – und wie wurde es gebacken? Denn Brot ist nicht gleich Brot. Wie gesund ein Laib ist, hängt von der Qualität der Rohstoffe und einer schonenden Verarbeitung ab, die den Aromen und der Bekömmlichkeit zugutekommt. Das kostet Zeit, die sich viele nehmen: Selbst Brot zu backen, liegt im Trend. Grit Steußloff aus Rostock bietet Workshops für Backbegeisterte an.
    Eine Leidenschaft, die viele während der Coronapandemie neu entdeckt haben. Vor allem der Sauerteig, der nicht dank Hefe, sondern mit Milchsäurebakterien aufgeht, hat eine wachsende Fangemeinde und schon fast so etwas wie Kultstatus. Im „Sommerspezial-Kurs“ soll ein Roggenschrotbrot gebacken werden. Auch die 34-jährige Elisa Zeitke will dort noch mehr Kniffe für eine gesunde Ernährung lernen. Für Bäcker Heiner Beck ist eine wichtige „Zutat“ für gesundes Brot: eine lange Teigruhe. Denn ohne die wird Brot für viele unbekömmlich.
    Doch es ist das Getreide, das viele Konsumentinnen und Konsumenten als Ursache vermuten, egal ob Glutenunverträglichkeit oder Verdauungsprobleme: Weizen hat einen schlechten Ruf. Damit will Bäcker Beck aufräumen, gemeinsam mit dem Getreideforscher Friedrich Longin von der Uni Hohenheim. Derzeit testet das Team verschiedene Leinsamen-Sorten – auch in Hinblick auf die verdauungsfördernde „Schleimigkeit“. Neben dem Getreide, den Zutaten und der Backkunst trägt für die Brüder Jens und Thorsten Eiling auch das richtige Mahlen zu einem gesunden Brot bei.
    Sie betreiben eine Bio-Mühle und testen eine neue Mehlsorte: ein extrafeines Vollkornweizenmehl aus sogenanntem Populationsweizen – einer Kreuzung mehrerer Weizensorten, die dem Klimawandel besser standhalten soll. Die große Frage für die beiden Müller: Lässt sich damit gut backen? Brot-Blogger und Arzt Björn Hollensteiner macht den Back-Test. Wird das Brot aus dem neuen Mehl hinreichend fluffig? Sonst lässt sich auch das gesündeste Brot nicht verkaufen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 01.10.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Mo. 26.09.2022 ZDFmediathek
  • Folge 203
    Raus aus der Energiekrise, unabhängig von Öl und Gas – klimaneutral. Eine Lösung verspricht Wasserstoff. Lange wurde die Technologie vernachlässigt, jetzt starten Pioniere durch. „plan b“ ist dabei, wenn das erste Wasserstoff-Flugzeug zu einem Testflug abhebt und wie in der Schweiz eine Wasserstoff-Infrastruktur aufgebaut wird. Und zeigt, was jeder in Deutschland tun kann, um zu Hause das ganze Jahr über die eigene Solarenergie zu nutzen. Einen langen Atem brauchen die Visionäre in der Wasserstoff-Branche. Die meisten tüfteln schon seit Jahrzehnten an ihren Innovationen, wie Zeyad Abul-Ella.
    Er will „den Gebäudesektor revolutionieren“. Denn der ist einer der größten fossilen Energiefresser. Mit seinem Team von HPS hat der gelernte Bauingenieur einen Stromspeicher entwickelt, der überschüssige Solarenergie das ganze Jahr über speichert – dank Wasserstoff. Der heißt dann „grüner Wasserstoff“, weil er im Gegensatz zu „grauem“ aus regenerativen Energiequellen wie der Sonne stammt. Die eigentlichen Pionierinnen und Pioniere sind für Abul-Ella aber seine Kunden, wie zum Beispiel eine Familie bei Rostock, die sich den Stromspeicher installieren lässt, um damit klimaneutral und unabhängig zu sein.
    „Damit nachhaltige Lösungen auf dem Markt eine Chance haben, braucht es solche Menschen, die davon überzeugt sind und nicht nur auf die Kosten schauen“, das ist Abul-Ellas Credo. Das Ruder in die eigene Hand nehmen und nicht darauf warten, dass die Politik etwas tut, das ist auch Martin Osterwalders Überzeugung. Zusammen mit anderen Unternehmern aus der Schweiz hat er den Förderverein „H2 Mobilität Schweiz“ gegründet, um „den Klimawandel zu stoppen“ und eine eigene Wasserstoff-Infrastruktur für den Schwerlastverkehr aufzubauen.
    „Eine Herkulesaufgabe! Gerade Transport und Logistik sind für mehr als 20 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich. Bis unsere Lebensmittel also in den Supermarkt kommen, haben sie einen gewaltigen CO2-Fußabdruck“, weiß Osterwalder, CEO des gleichnamigen Familienunternehmens. Jahrzehntelang hat es Geschäfte mit Benzin, Diesel & Co.gemacht, nun will der Junior auf Wasserstoff umrüsten. „Aber das muss sich auch rechnen, um eine Chance zu haben.“ Das Start-up „H2 Energy“ ging in Vorleistung, hat selbst Wasserstoff-Trucks in Asien bestellt.
    So wurde die Schweiz zur Testregion für die Lkw-Hersteller. Die ersten fahren schon auf den Straßen, schaffen aber auch neue Herausforderungen: „Für die Trucks brauchen wir viel mehr grünen Wasserstoff.“ Den wollen sie regional erzeugen, zum Beispiel im Wasserkraftwerk Kubel, das gerade mit einem Elektrolyseur umgerüstet wird. Läuft alles nach Plan, soll im Spätsommer 2022 die erste Charge „grüner Wasserstoff“ an die Tankstellen gehen.
    Von dieser Infrastruktur kann Josef Kallo auf dem Flughafen in Friedrichshafen nur träumen. Den „grünen Wasserstoff“ haben sie in Tanks eigens anliefern müssen. Vollgetankt kann das erste Wasserstoff-Flugzeug, die „HY4“, theoretisch 1500 Kilometer fliegen. Noch ist es ein Viersitzer, Kallos Ingenieure tüfteln aber schon an einem 40-Sitzer. Mit dem Testflug von Friedrichshafen zurück zum Heimatflughafen Stuttgart sammeln sie auch wertvolle Daten dafür. Kallo und seine junge Crew teilen eine gemeinsame Vision: „Irgendwann wollen wir alle mit Wasserstoff emissionsfrei in den Urlaub fliegen.“ Die Wasserstoff-Revolution ist also in vollem Gange. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 08.10.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 04.10.2022 ZDFmediathek
  • Folge 204
    Tiere lieben und trotzdem Fleisch erzeugen: Das muss kein Widerspruch sein. Immer mehr Bäuerinnen und Bauern stellen das Tierwohl in den Mittelpunkt ihrer Landwirtschaft. Die Massenproduktion von Billigfleisch hat fatale Folgen für die Umwelt und für die Tiere. Doch gutes Fleisch muss nicht unbedingt bio sein. Neue Haltungsformen zeigen, wie es mehr Schweinen, Rindern und Hühnern besser gehen kann. Die 49-jährige Landwirtin Gabriele Mörixmann aus dem niedersächsischen Melle hat schon immer in der Schweinehaltung gearbeitet. Überzeugt hat sie keines der bestehenden Haltungskonzepte.
    Also hat sie eine Stallwelt rund um das Schwein geschaffen, die auch in kein Biosiegel passt. „Wir als Familie haben für uns beschlossen, dass wir Fleisch nur noch von Tieren essen wollen, von denen wir wissen, dass sie ein gutes Leben hatten.“ Ihre Schweine haben mehr Platz, als selbst in der höchsten Haltungsstufe vorgeschrieben. „Aktivstall für Schweine“ heißt das Konzept, bei dem die Tiere jederzeit die Sau rauslassen können. Benedikt Bösel (37) setzt auf seinem Hof im brandenburgischen Alt Madlitz auf ziemlich wilde Rinder.
    Als der frühere Finanzberater den elterlichen Ackerbaubetrieb an einem der trockensten Standorte Deutschlands 2016 übernommen hatte, wurde ihm schnell klar: Die Folgen des Klimawandels und eine nur auf Ertrag ausgelegte Landwirtschaft haben die Böden ausgelaugt. Nur eine Kreislaufwirtschaft kann den Hof retten, in der die Nährstoffe, die mit jeder Ernte vom Acker geholt werden, über die Rinder wieder zurück in die Böden gelangen. Sein Konzept hält die Rinder auf Trab. Wie einst in der Prärie sind sie in ständiger Bewegung und wechseln die Weideflächen.
    Der niederländische Hühnerhalter Ruud Zanders (49) hat gemeinsam mit Freunden ein neues Konzept für eine nachhaltige Eierproduktion entwickelt: Die Hühner füttert er nur noch mit Lebensmittelresten aus Großbäckereien. Damit vermeidet er zwar Lebensmittelverschwendung, erhält aber dennoch kein Biosiegel – das gibt es nur bei ökologisch erzeugtem Futter. In seinen Ställen haben die Hühner Platz, aber sind sie auch glücklich? Das will er herausfinden – gemeinsam mit Verhaltensbiologen der Uni Wageningen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 15.10.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 11.10.2022 ZDFmediathek
  • Folge 205
    Fast jedes zweite Produkt in deutschen Supermarktregalen enthält Palmöl. Für seinen Anbau werden riesige Flächen Regenwald gerodet und damit auch die Lebensräume vieler Tiere vernichtet. Der ungebremste Ausbau der Plantagen bedroht die Artenvielfalt auf der Erde und schadet dem Klima. Doch Alternativen könnten den Raubbau an der Natur jetzt beenden. Wie mit Ölen, gewonnen aus Abfällen und Palmöl, für die kein Baum mehr gefällt werden muss. Tag für Tag bleiben jede Menge Brötchen und Brote in den Bäckerei-Auslagen liegen, so auch bei Bäcker- und Konditormeister Ludovic Gerboin im bayerischen Moosinning.
    Doch was damit tun? Durch einen Zufall lernt er Thomas Brück kennen, Professor für synthetische Biotechnologie an der Uni München. Der sucht dringend nach einem Rohstoff, um einen Palmölersatz zu kreieren. Und so wird nach langer Tüftelei aus altem Brot eine Alternative zum Palmöl: das Hefeöl. Dafür röstet und schreddert Bäcker Gerboin sein trockenes Brot, danach wird es in einem speziellen Verfahren fermentiert.
    „Unser Hefeöl ist haltbarer als Palmöl und kann bis zu 60-mal wiederverwendet werden“, weiß Thomas Brück. Im indonesischen Teil der Insel Borneo ernährt Kleinbäuerin Sulastri Rahmawati mit ihrer Palmölplantage ihre sechsköpfige Familie: „Ohne Palmöl können wir nicht leben.“ Wie sie sind weltweit Millionen Menschen abhängig von der Superpflanze. Denn die Palme hat einen immensen Flächenertrag, der dadurch die steigende Nachfrage nach Pflanzenfetten decken kann. Als Teil einer Kooperative kultiviert sie seit 20 Jahren Ölpalmen.
    Bisher wurde dafür der Regenwald gerodet, Pestizide und Kunstdünger kamen zum Einsatz. Doch nun geht die Kooperative neue Wege: Sie will dauerhaft nachhaltig produzieren und soziale Standards schaffen. Auch wenn Ölpalmen nachhaltig angebaut werden, fallen auf den Feldern riesige Mengen Ernteabfälle an. Der Rheingauer Unternehmer Markus Matuschka von Greiffenclau hat mit thailändischen Partnern ein Verfahren entwickelt, um aus den leeren Obsttrauben der Ölpalme einen neuen Rohstoff herzustellen, der Holz und Papier ersetzen kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 22.10.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 18.10.2022 ZDFmediathek
  • Folge 206
    Es ist der größte Umbruch in der Geschichte der Autoproduktion: Die Elektromobilität soll Klimaretter werden. Damit das auch gelingt, muss E-Auto fahren einfach und bezahlbar bleiben. Das Kraftfahrtbundesamtes meldet immer neue Rekorde an neu zugelassenen Elektroautos. Trotzdem gibt es noch immer viele Bedenken: zu geringe Reichweiten, zu wenig Ladesäulen und teure Strompreise stehen der E-Auto-Revolution im Wege. Roland Schüren (56) aus Hilden in Nordrhein-Westfalen setzt schon seit Jahren auf das Fahren mit Strom. Als Bäckermeister und Unternehmer sorgte er für seine eigene Energiewende.
    Seinen ganzen Lieferfuhrpark hat er mittlerweile umgestellt, um seine Filialen CO2 neutral beliefern zu können. Den Strom für die elektrischen Transporter produziert er größtenteils selbst. „Ich möchte zeigen, dass E-Mobilität funktioniert und für alle geh“, lautet sein Credo. Deswegen hat er für seine Kunden Ladesäulen mit 21 Anschlüssen vor seiner Hauptfiliale errichtet und er möchte noch mehr: An einem Autobahnkreuz zwischen Düsseldorf und Köln baut er gerade einen der größten Ladeparks für E-Autos in Europa.
    „Nur wenn wir eine vernünftige Infrastruktur schaffen und jeder die Möglichkeit hat, ohne Probleme sein Auto zu laden, hat die E-Mobilität eine Zukunft.“ In den Niederlanden gibt es nicht nur zehnmal so viele Ladesäulen pro E-Auto wie in Deutschland, in unserem Nachbarland soll schon bald auch ein neues revolutionäres E-Auto auf den Markt kommen: der Lightyear 0 – eine Limousine, deren Dach mit Solarzellen ausgestattet ist. Die jungen Autobauer von Lightyear haben in den letzten zehn Jahren geschafft, was allen anderen Autokonzernen bisher nicht gelungen ist: Ein Auto zur Serienreife zu bringen, das sich selbst laden kann, wenn die Sonne scheint – ohne Ladesäulen.
    „Unser Ziel ist es einen Solar-E-Volkswagen zu entwickeln, damit jeder mit kostenlosem und umweltfreundlichem Strom Auto fahren kann“, sagt der 32-jährige Martijn Lammers, einer der Unternehmensgründer. „Ein E-Auto ist teuer! Wie sieht es mit den Kosten aus? Wie weit komme ich damit? Taugt das überhaupt, wenn ich auf dem Land wohne? Ich kenne inzwischen jede Frage zur E-Mobilität“, sagt Lisa Bohm und steuert mit ihrem E-Auto eine der wenigen Ladesäulen in ihrem Heimatort Rellingen bei Hamburg an.
    Die 35-Jährige ist Expertin für E-Mobilität, berät Privatleute, Gemeinden und Firmen, die ihren Fuhrpark umstellen wollen. Auf YouTube informiert sie ganz praktisch zu Kosten und Nutzen und hat den Verein „electrified women“ mitgegründet. „Jeden Tag gibt es neue Entwicklungen, das ist spannend und ich bin mittendrin in dieser bahnbrechenden Technikbewegung und will andere davon überzeugen.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 29.10.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 25.10.2022 ZDFmediathek
  • Folge 207
    Karsten Ellenberg baut auf seinen Feldern 35 unterschiedliche Kartoffelsorten an und arbeitet parallel an immer neuen Züchtungen.
    Ob gepellt oder gedämpft, aus der Pfanne oder dem Backofen, als Pommes oder Krokette: Die Deutschen lieben Kartoffeln und verspeisen pro Kopf fast 60 Kilo jedes Jahr. Weltweit ist die nährstoffreiche Knolle eines der wichtigsten Grundnahrungsmittel. Doch Produktion und Verarbeitung sind oft wenig nachhaltig. Gleichzeitig bringt der Klimawandel neue Herausforderungen. „plan b“ zeigt Menschen, die diesem mit Erfindungsreichtum begegnen. Einer von ihnen ist Karsten Ellenberg. Der Biolandwirt kämpft für mehr Vielfalt auf Acker und Teller.
    Während im Supermarktregal meist nur wenige ähnliche Hochleistungssorten großer Saatgutunternehmen zu finden sind, baut Ellenberg eine Vielfalt alter und neuer Sorten an und züchtet selbst die unterschiedlichsten Knollen. Seine gelb-, rosa- oder sogar violettfleischigen Kartoffeln vertreibt er als Speisekartoffeln und als Saatgut für andere Kartoffelbauern. Dabei geht es Ellenberg auch um Unabhängigkeit von Chemiekonzernen und Zuchtgiganten. Denn seine biologisch gezüchteten Sorten sind besonders resistent gegen Krankheiten und Klimaveränderungen und wachsen auch ohne Pestizide.
    Zudem zahlen Landwirte, die bei Ellenberg Saatgut kaufen, nur einmal und dürfen seine Kartoffeln dann auch selbst vermehren. Große Saatgutunternehmen lassen sich den Anbau in den Folgejahren immer wieder neu bezahlen. Auch für Anna und Sönke Strampe ist Unabhängigkeit ein großes Thema. Das Ehepaar baut in der Lüneburger Heide Süßkartoffeln an und leistet damit Pionierarbeit. Denn die stärkehaltige Knolle hat längst Einzug in deutschen Küchen gehalten, muss aber vorwiegend importiert werden – vor allem aus den USA.
    Dabei lässt sich die Süßkartoffel dank steigender Temperaturen inzwischen auch hierzulande kultivieren. Noch ist das wegen mangelnder Erfahrungen ein risikoreiches Unternehmen, das viel Geduld und Kreativität erfordert. Doch genau darin liegt für Landwirt Strampe der besondere Reiz: „Man braucht eine Vision und kommt damit öfter mal an seine Grenzen. Und dann wirds interessant.“ Von den fast 60 Kilogramm Kartoffeln, die in Deutschland pro Kopf und Jahr gegessen werden, landet mehr als die Hälfte in verarbeiteter Form auf unseren Tellern.
    Besonders beliebt sind Pommes – die gleichzeitig besonders klimaschädlich sind. Denn Frittieren und Tiefkühlen sind energieintensiv, was mit einer schlechten CO2-Bilanz zu Buche schlägt. In der Kartoffelmanufaktur Pahmeyer haben sie ein Rezept dagegen: Hier laufen die Fritten als Frischprodukt vom Band. Das kostet deutlich weniger Energie als die übliche Tiefkühlung.
    Die Idee hatte Sohn Max, der als Nachhaltigkeitsmanager des Familienbetriebs noch mehr erreichen will. Schon jetzt produzieren die Pahmeyers ihre Pommes nur mit regionalen Rohstoffen, haben eine hofeigene Photovoltaik- und Biogasanlage mit Wärmerückgewinnung. Aber noch sieht der 22-Jährige das Unternehmen nicht am Ziel: „Wir sind in der Landwirtschaft direkt von den Konsequenzen des Klimawandels betroffen, aber haben als produzierendes Unternehmen gleichzeitig die Verantwortung und den Hebel etwas zu verändern.“ (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 05.11.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 01.11.2022 ZDFmediathek
  • Folge 208
    Unsere Energieversorgung ist schmutzig, teuer und bringt uns in fatale Abhängigkeiten. Seit den explodierenden Öl- und Gaspreisen ist klar: Die Energiegewinnung muss künftig anders aussehen. Drei Pioniere zeigen, wie wir eine klimafreundliche und krisensichere Energieversorgung schaffen können. Die Vereinbarkeit von Klimaschutz und Versorgungssicherheit ist eine lösbare Aufgabe – man muss es nur tun. Martin Lass hat schon vor Jahren erkannt: Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit sind keine Gegensätze. Als Landwirt betreibt er auf seinem Familienhof eine Biogasanlage, die in Zeiten der Krise einen Boom erlebt.
    Sein Vater hat einmal gesagt: „Jede Generation bei uns macht etwas Neues.“ Das hat sich Martin Lass zu Herzen genommen und sorgt dafür, dass nachhaltige Energie speicherbar wird. Und zeigt in der Gemeinde Gettorf, wo er schon sein ganzes Leben wohnt, dass es regionale Lösungen gibt, die oft besser sind, als darauf zu warten, dass große Versorger endlich nachhaltige Energie bereitstellen. Dank einem Biogas- und Wärmespeicher ist die Energie und Wärme dann nutzbar, wenn sie auch benötigt wird. Auch Cornelius Paul hat den Grundstein seiner Idee vor mehreren Jahren gelegt: Solardachziegel.
    Während Elon Musk noch immer an seinem Solar Roof feilt, hat Cornelius Paul schon 600 Häuser mit seinen Solardachziegeln gedeckt. Wer es nicht weiß, sieht es kaum. Die Dachziegel sehen aus, wie Dachziegel eben aussehen – nur dass sie Solarzellen eingebettet haben. Doch von der ersten Idee bis zum heutigen Produkt liegt ein langer Weg, viel Schweiß und Kopfzerbrechen. Und trotz des fertig entwickelten Produkts, einiger Solardächer als proof of concept, hat er das gleiche Problem wie alle, die etwas bauen wollen: die fehlenden Handwerker.
    Dass aus Krisen auch Chancen erwachsen können, davon ist Lars Angenent überzeugt. Der niederländische Mikrobiologe und Bioingenieur forscht an der Universität Tübingen zu Mikroben. Winzig kleine Lebewesen, die eines unserer größten Probleme lösen könnten: die Speicherung erneuerbarer Energie. Und die Umsetzung ist simpel: Durch Windstrom erzeugter Wasserstoff kann gewissermaßen an die Mikroben verfüttert werden, die dabei CO2 binden und Methan, also Biogas, produzieren. Ein großer Schritt in die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und in eine sichere Versorgung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 12.11.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 08.11.2022 ZDFmediathek
  • Folge 209 (30 Min.)
    Perlen, Gold und Diamanten – Schmuck ist ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. Eins macht ihn für viele noch wertvoller: wenn er ohne Schaden für Mensch und Natur hergestellt ist. Gold aus alten Handys, nachhaltig gezüchtete Perlen, synthetische Diamanten und fairer Handel machen es möglich, bei der Gewinnung von Rohstoffen keine Ökosysteme zu zerstören und Menschen auszubeuten. Glanzstücke, die man mit gutem Gewissen verschenken kann. Jörg Gellner stellt in zweiter Generation wertvollen Perlenschmuck her. Seine Perlen stammen nicht aus umweltschädlicher, chinesischer Massenzucht.
    Im Gegenteil: Sie dienen sogar der Natur. Denn Gellner kauft bei Perlenzüchter Justin Hunter auf der Südseeinsel Savusavu, die zu den Fidschi-Inseln gehört. Der hat sich selbst strenge Umweltregeln auferlegt. Sein „Environmental Code“ sorgt für eine ökologisch intakte Unterwasserwelt, denn sie ist die Voraussetzung für natürlich wachsende Perlen. Die sind eine Rarität: In nur einer von 10.000 Austern wächst eine Perle heran, und dafür braucht sie auf natürlichem Wege drei bis sechs Jahre Zeit.
    Hunters Vision: „Nur ein gesundes Öko-System bringt gesunde „Früchte“ hervor“. Seine Perlen schimmern in vielen verschiedenen Perlmuttfarben. Für Jörg Gellners Schmuckmanufaktur in Pforzheim kommen keine anderen in Frage. Die Berlinerin Guya Merkle geht beim Thema Gold andere Wege: „Wir haben bereits genug Gold auf der Welt geschürft, keiner muss mehr in den gefährlichen und menschenverachtenden Goldminen arbeiten.“ Für ihre Schmuckkollektion verwendet sie recyceltes Gold aus alten Handys, und die Aktivistin geht noch weiter: Sie setzt sich für die Schließung aller Kleinbergbau-Minen weltweit ein.
    Das ist ihr bei einigen schon gelungen. In Uganda sorgt sie mit ihrer Stiftung „Earthbeat Foundation“ dafür, dass Menschen, die so ihre Arbeit verloren haben, ein anderes Einkommen erwerben – durch Bienenzucht. Diamanten aus dem Labor: Darauf setzt Schmuckdesignerin Helge Maren Hauptmann aus Ulm. „Es gibt keinen erkennbaren Unterschied, es sind echte Diamanten – eben nur gezüchtet und nicht in der Natur gewachsen“, sagt Hauptmann.
    Die sogenannten synthetischen Diamanten hinterlassen zwar einen CO2-Fußabdruck, aber einen geringeren als den, den Abbau und Transport der Edelsteine aus Minen weltweit verursachen. Die Herstellung in einem Schweizer Labor ist zwar technisch aufwändig, schont aber Umwelt und Menschen in Afrika. Denn dort ist der Abbau ein schmutziges Geschäft – nicht umsonst spricht man von Blutdiamanten. Die Nachfrage nach sauberen Diamanten steigt enorm, denn sie sind auch noch günstiger. Schmuck mit reinem Gewissen ist kein purer Luxus. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-Premiere Sa. 19.11.2022 ZDFDeutsche Streaming-Premiere Di. 15.11.2022 ZDFmediathek

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