Zum Thema Schein fällt jedem sofort eine Redewendung ein: „Der Schein trügt“, sagt man. Aber der Schein ist ambivalent, sonst würden wir ihn nicht als solchen erkennen. Er verleitet uns, auf ihn hereinzufallen, er zeigt uns jedoch gleichzeitig, dass dem so ist. Der untreue Ehemann beispielsweise verrät sich, wenn er ausweichende Antworten gibt und seiner Frau dabei nicht in die Augen sieht. Wenn der Pokerspieler blufft, verrät ihn die Schweißperle auf seiner Stirn, die er nicht kontrollieren kann. Der
Schein trügt, aber da wir ihm nur manchmal auf den Leim gehen und wir oft das Trügerische an ihm erkennen, täuscht der Schein nur scheinbar. Diese These erläutern Raphaël Enthoven und sein Gast Alexander Schnell, Lehrbeauftrager an der Universität Toulouse Le Mirail, anhand von Platons berühmter Schrift „Das Gastmahl“ sowie Spinozas Ethik. Dem Begriff des Imaginären und seines Gegenpols, des Realen, geht die philosophische Diskussion anhand der Schriften Descartes auf den Grund. (Text: arte)