Warum erscheint uns die Natur manchmal erschreckend fremd und dann wieder seltsam vertraut? Der Mensch eignet sich die Natur an; er personifiziert sie, besingt sie, verschmutzt sie und unterstellt ihr unwiderlegbare Gesetze, die vor allem für ihn selbst zu gelten scheinen. Ist die Natur vielleicht nichts anderes als ein riesiger Spiegel, in dem sich der entwurzelte Mensch, der Stadtmensch, selbst betrachtet? Raphaël Enthoven und sein heutiger Gast Michel Serres diskutieren über die ambivalente Beziehung, die
den Menschen an die Natur bindet. Serres argumentiert mit Auguste Comtes kühner Behauptung, die Natur sei ein vom Menschen geschaffener Fetisch: Der Mensch hat die Welt gestaltet, dennoch hat sie die Macht über ihn behalten und scheint sich sogar zu rächen. „Der Ekel“ von Jean-Paul Sartre, das düstere Gemälde „Duell mit Knüppeln“ von Francisco de Goya und sogar Mary Shelleys „Frankenstein“ sind weitere Schlüsselbilder der verworrenen Beziehung zwischen Mensch und Natur. (Text: arte)