Dieser Misserfolg hielt den Kölner Sender lobenswerterweise nicht davon ab, 2014 einen Aufruf an Autoren und Produzenten zu starten, die Ideen für neue Sitcoms einreichen sollten. Dieser Sitcom-Pitch war nach Senderangaben äußerst erfolgreich und es gingen rund 330 Konzepte ein. Nach gründlicher Sichtung die nach Ansicht des Senders vielversprechendsten Stoffe zur Weiterentwicklung ausgewählt. Drei Formate wurden auserwählt, die das Programm des Kölner Senders bereichern sollen. Das erste ist die Serie „Magda macht das schon!“, die ab heute Abend (5. Januar) immer donnerstags um 21:15 Uhr in Doppelfolgen zu sehen sein wird. Mit der neuen Staffel von „Der Lehrer“, die zuvor um 20:15 Uhr startet, sollte zumindest aus Quotensicht nicht allzu viel schiefgehen.
„Magda macht das schon!“ erzählt von einer osteuropäischen Pflegekraft, die zum unverzichtbaren Mittelpunkt einer überforderten deutschen Großstadtfamilie wird. Magda (Verena Altenberger) ist sexy, kann zupacken und braucht dringend einen Job. Die „polnische Pflegekraft mit Herz und Schnauze“ stellt sich quasi selbst zur Pflege der invaliden, aber keineswegs altersmilden Waltraud Holtkamp (Hedi Kriegeskotte) ein. Es prallen zwei Welten aufeinander: Magda kennt für jedes Problem mindestens drei Lösungen, während die Holtkamps dauerüberfordert sind. Neben Oma Waltraud sind da noch die perfektionistische Cornelia (Brigitte Zeh), ihr tiefenentspannter Mann Tobias (Matthias Komm), die pubertierende Tochter Leah (Charlotte Krause) und der jüngere Sohn Luca (Luis Kain). Mit ihrer impulsiven Art wirbelt Magda das Familienleben ihrer neuen Arbeitgeber gehörig auf.
In der ersten Folge verliert Magda ihren bisherigen Job – durch eine beherzte Ohrfeige für einen lüsternen, älteren Grabscher – und stolpert gleich in den nächsten, als sie in einen Streit von Rezeptionistin Cornelia und ihrem Ehemann gerät, dem Aufzugtechniker Tobias. Die sind sich uneins darüber, wie sie die Pflege von Cornelias verunglückter Mutter stemmen sollen. Magda bringt sich selbst ins Spiel. Tobias ist begeistert davon, das Problem los zu werden. Doch Cornelia weiß: Ihre Mutter verträgt es gar nicht, wenn sie von anderen nicht mit dem gehörigen Respekt behandelt wird. Und gerade mit polnischen Pflegekräften verbindet sie keine guten Erinnerungen …
Tiefgründigen Humor dürfen die Zuschauer bei der neuen Serie aus dem Hause RTL nicht erwarten – bedauerlicherweise, denn gerade nach der langen Pause hätte der Kölner Sender die Chance ergreifen können, humortechnisch neue Wege zu gehen und sich den Vorbildern aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien anzunähern. Stattdessen verharrt „Magda macht das schon“ produktionstechnisch und inhaltlich in längst überholten Gefilden. Althergebrachte Ausländerklischees werden bedient und kein müder Kalauer wird in der Serie ausgelassen. Zudem werden gesellschaftliche Missstände – wie eben die Ausbeutung polnischer Hilfspflegekräfte – in der Serie schlichtweg gar nicht kritisch hinterfragt.
Es wirkt beinahe so, als wolle sich RTL bewusst nicht weiterentwickeln, aus Angst man könnte sein Stammpublikum mit progressiver, zeitgemäßer Comedy verschrecken. Lieber kramt man noch einmal in abgestandenden Gags auf „Alles Atze“-Niveau. Es mutet befremdlich an, dass diese Serie tatsächlich zu den besten drei Sitcom-Konzepten aus 330 Einreichungen gezählt haben soll … Ob es die beiden anderen angekündigten Sitcoms „Triple Ex“ und „Nichttotzukriegen“ besser machen werden, bleibt abzuwarten.
Glenn Riedmeier ist seit Anfang 2013 als Journalist bei fernsehserien.de tätig und dort vorrangig für den nationalen Bereich zuständig. Er schreibt News rund um das aktuelle Fernsehgeschehen und verfasst Kritiken, vor allem zu relevanten Starts aus der TV-Unterhaltung. Darüber hinaus führt er Interviews mit bekannten TV-Persönlichkeiten. Unter anderem sprach er bereits mit Bastian Pastewka, Jürgen Domian, Stephanie Stumph, Fritz Egner, Jochen Bendel, Beatrice Egli, Collien Ulmen-Fernandes, Carolin Kebekus und Torsten Sträter. Des Weiteren verfasst er zu besonderen Anlässen wie Jubiläen von TV-Sendern oder -Formaten ausführliche Rückblicke und Specials – aus einem nostalgischen und zugleich kritisch-informierten Blickwinkel. Schon seit frühester Kindheit war der 1985 geborene Münchner vom Fernsehen fasziniert. Am Wochenende stand er freiwillig früh auf, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Seine Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben. Darüber hinaus begeistert er sich für Gameshows wie „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“ und ist mit hoher Expertise gleichzeitig Fan und kritischer Beobachter der deutschen Schlagerwelt. Auch für Realityformate wie „Big Brother“ und „Die Verräter“ hat er eine Ader – auf rein krawalliges Trash-TV kann er dagegen verzichten. Im Comedy-Bereich begeistert er sich vor allem für Sitcoms, Stand-up-Comedy und Late-Night und hält diesbezüglich auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den USA offen.
Leider ist die Comedyserie völlig unkomisch. Das Ganze wirkt auf mich wie gewollt aber nicht richtig gekonnt. Handelt es sich zum Teil um Laiendarsteller oder wurde nur zu wenig geprobt? Fehlte das Geld für gute Gagschreiber? Auch der gekünstelte Akzent ging mir nach kurzer Zeit auf die Nerven.