TV-Kritiken zur US-Season 2016/​17

US-Season 2016/​2017: Ein kurzer Blick auf die neuen US-Serien – von Bernd Krannich

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 02.10.2016, 19:56 Uhr

„Speechless“ABC


Worum es geht: Maya DiMeo, die Mutter eines Teenagers mit einer schweren körperlichen Entwicklungsstörung sowie zweier weiterer Kinder, macht mit ihrem Starrsinn nicht nur ihre eigene Familie verrückt. Sie will ihrem Sohn JJ, der im Rollstuhl sitzt und stumm ist, sich aber über einen Laserpointer und eine Buchstaben- und Wort-Tabelle verständigen kann, eine möglichst normale Schulbildung ermöglichen. Das bedeutet aber häufig, dass ihre beiden jüngeren Kinder und ihr Ehemann hintenanstehen müssen. Mayas Kampfesgeist für ihren Sohn ist ihr mittlerweile so in Fleisch und Blut übergegangen, dass sie sich mit jedem zofft, der zu einem Thema anderer Meinung ist – auch Polizisten, die sie wegen einer klaren Geschwindigkeitsübertretung anhalten.

Mayas jüngster Geniestreich: Sie hat einen Schulbezirk gefunden, bei dem JJ ein Dolmetscher gestellt würde. Das bedeutet aber für den Rest der Familie, dass sie (mal wieder) umziehen müssten – in einen wohlhabenden Wohnbezirk, wo die Familie sich nur eine regelrechte Bruchbude leisten könnte. Zudem bedeutet das für Sohn Ray – in der Serie die Identifikationsfigur für die Zuschauer – dass er aus der Gegend wegziehen muss, wo er endlich einen Freund gefunden hat. So verspricht Vater Jimmy seinem Sohn Ray: Wenn er sich nicht eingewöhnen kann, spricht der Vater ein Machtwort und überzeugt Maya, dass die Familie den Umzug rückgängig macht.

Auch die anderen Familienmitglieder haben ihre Probleme. JJ etwa ist ganz und gar nicht zufrieden mit der uncoolen Dolmetscherin, die ihm zur Seite gestellt wurde und treibt seine Scherze mit ihr. Auch die Schule weist sich als kaum auf den auf einen Rollstuhl angewiesenen JJ eingerichtet. Im Verlauf der Auftaktfolge arrangieren sich jedoch alle mehr oder minder mit der neuen Situation, und JJ findet im bisherigen Hausmeister der Schule einen angemessen coolen Dolmetscher und jemanden, der als Schwarzer selbst Erfahrungen damit hat, ein gesellschaftlicher Außenseiter zu sein.

Die Stars: Die durchsetzungsstarke Familien-Mutter Maya wird von Filmdarstellerin Minnie Driver („Good will Hunting“) gespielt, die nach einem früheren TV-Gastspiel mit „The Riches“ zuletzt mit „About a Boy“ ins Fernsehen zurückkehrte. Ehemann Jimmy wird von John Ross Bowie porträtiert, der hierzulande vermutlich vor allem als Wissenschaftler Barry Kripke aus „The Big Bang Theory“ bekannt sein dürfte. Der zweitälteste Sohn Ray wird von Mason Cook dargestellt, der zuletzt eine Hauptrolle als Sean Beans Seriensohn in „Legends“ hatte. JJs neue Stimme, der Hausmeister Kenneth, wird von Cedric Yarbrough porträtiert. Der war lange Zeit Castmitglied bei „Reno 911!“ und zuletzt als Angestellter im Möbelgeschäft bei „Die Goldbergs“ für ABC in einer wiederkehrenden Rolle mit von der Partie war.

Kurzkritik: „Speechless“ fügt sich sehr gut in die Reihe der Comedy-Serien von ABC am Mittwoch ein. Gezeigt wird eine recht ungewöhnliche Familie, die in ihrem Leben einen eigenen Groove gefunden hat. Dabei wird zwar einiges Gewicht auf die Schwierigkeiten einer Familie mit einem Kind mit besonderen Bedürfnissen gelegt, aber vermieden, das Thema zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen: Auch die anderen Familienmitglieder haben ihre Sorgen und Probleme ebenso wie ihre Mechanismen, damit umzugehen. Insofern unterscheidet sich die Serie nicht von anderen Familien-Sitcoms, die ABC am Mittwochabend zeigt.

Im besten Sinn einer Familien-Comedy sind es dabei nicht nur die Eltern, die ihren Kindern Lebensweisheiten mit auf den Weg geben, sondern auch die Kinder, die mit ihrer Weltsicht den Eltern (und der Gesellschaft) noch einiges mitzugeben haben.

Manko der Serie einstweilen ist, dass es zwar mehrere Momente für wohlige Seufzer gegeben hat, aber noch nicht ganz so viel zum laut loslachen.

Meine Wertung: 3/​5

zurückweiter

weitere Meldungen