Die deutschen TV-Tops des Jahres 2017

Fernseh-Höhepunkte im Rückblick

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 26.12.2017, 09:00 Uhr

Persönliche Favoriten – Teil 2


Ruck Zuck

RTLplus/​Frank Hempel

Gleich vier Gameshow-Klassiker hat der Spartenkanal RTLplus vor einem Jahr zurückgeholt. Am gelungensten ist nach wie vor „Ruck Zuck“. Das Spielprinzip ist zeitlos, temporeich und macht auch heute noch Laune. Moderator Oliver Geissen ist nicht nur mit den Regeln vertraut, sondern hat auch sichtlich Spaß an der Show. In der in diesem Herbst ausgestrahlten dritten Staffel hat sich das Team perfekt eingespielt. Geissen fiebert mit den Kandidaten mit, führt souverän durch die Sendung und lässt an den richtigen Stellen die eine oder andere flapsige Bemerkung fallen – ohne dass dies peinlich wirkt, wie bei manch anderem RTLplus-Kollegen. Heidewitzka!

Keep it in the Family

RTL/​Guido Engels

Im Sommerprogramm hat RTL eine neue Familienshow mit Daniel Hartwich gestartet. In „Keep it in the Family“ traten drei Familien in mehreren Spielrunden gegeneinander an, wobei den Kindern besonders viel Entscheidungsgewalt beigemessen wurde. Die zweistündige Freitagabendshow geriet überraschend kurzweilig. Besonders amüsant war die Spielrunde „Omi klärt auf“, eine Art „Dingsda“ mit Seniorinnen. Fünf Großmütter sollten den Familien so gut wie möglich Begriffe des modernen Lebens erklären. Der eigentliche Clou der Show bestand in der Preisvergabe. Nach jeder absolvierten Spielrunde traten zwei Prominente auf die Bühne und stellen zwei Gewinne vor. Sie versuchten die Kinder von den Vorzügen ihrer Preise (z.B. eine Städtereise nach Pisa vs. ein Jahresvorrat Pizza) zu überzeugen. Die Kinder durften letztendlich bestimmen, welcher Preis genommen wird. Anschließend legten sie einen Hebel um, wodurch der Prominente, der seinen Preis nicht an den Mann bringen konnte, durch eine Falltür im Boden versank.

Achtung, die Dietrichs kommen!

RTL II

Immer wieder versucht sich RTL II an eigenproduzierter Comedy, was in den seltensten Fällen gelingt. Doch mit dem Format „Achtung, die Dietrichs kommen! – Das Leben der etwas anderen Millionärsfamilie“ bewies der Sender Selbstironie. Es handelte sich um eine Satire auf Millionärs-Doku-Soaps à la „Die Geissens“. Die Comedians Markus Krebs und Christiane Olivier verkörperten das Ehepaar Dietrich aus dem Ruhrpott, das überraschend 13 Millionen Euro geerbt hat. Zusammen mit Tochter JayJay und Sohn Niko wollen Vater Jürgen und Mutter Vera bei den oberen Zehntausend mitmischen – doch überall, wo die Dietrichs auftauchen, bricht Chaos aus. Das Versteckte-Kamera-Format der härteren Gangart hatte durchaus seinen Reiz, wenngleich es zeitweise zu sehr über die Stränge schlug.

Sträters Männerhaushalt

WDR/​Melanie Grande

Als Horror- und Comedy-Schriftsteller sowie Poetry Slammer und Kabarettist hat sich Torsten Sträter in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Seit 2016 präsentiert er seine eigene Fernsehshow im WDR. In „Sträters Männerhaushalt“ lädt der Mann mit der markanten Mütze und der sonoren Stimme in seine Bude, um lässige Gespräche zu führen. Sträter verspricht „kein Geplänkel, hohles Zeug oder Abfragen von einstudierten Fragen“. In Einspielfilmen stellt er außerdem verborgene Schönheiten des Ruhrgebiets vor, gibt in der Rubrik „Nähen, Bügeln, Dosenbier“ wertvolle Haushaltstipps für Männer und präsentiert als Anchorman „Nachrichten aus der Region“.

Die Pierre M. Krause Show

SWR/​Stephanie Schweiger

Kaum zu glauben: Seit mittlerweile zwölf Jahren moderiert Pierre M. Krause seine kleine, aber feine Late-Night-Show versteckt im Spätprogramm des SWR Fernsehens. Wöchentlich ist „Die Pierre M. Krause Show“ jeweils dienstags um 23:30 Uhr zu sehen. Ohne großen Hype hat sich Krause im Hintergrund des TV-Geschäfts in den letzten Jahren zu einem äußerst unterhaltsamen Comedian und Moderator gemausert und präsentiert momentan die einzige deutsche Late-Night-Show nach dem klassischen amerikanischen Vorbild: Standup-Monolog, Kurzreportagen und Sketche, eine Showband, pro Sendung einen Talk- und Musikgast und Studioaktionen. Der späte Sendeplatz dieses versteckten Juwels im Regionalprogramm erlaubt Krause und seinem Team weitgehend Narrenfreiheit und ermöglicht eine experimentelle Spielwiese. Trotzdem hätte seine Show größere Aufmerksamkeit verdient.

Ringlstetter

BR/​Markus Konvalin

Seit rund einem Jahr moderiert der bayerischer Kabarettist, Musiker und Schauspieler Hannes Ringlstetter seine eigene Talkshow im BR Fernsehen. In „Ringlstetter“ empfängt er immer donnerstags um 22:00 Uhr zwei illustre Gäste. Zuvor liefert er sich stets einen unterhaltsamen Schlagabtausch mit Sidekick Caro Matzko und präsentiert Einspielfilme und Sketche. Produziert wird die Show federführend von David Schalko und John Lueftner, die auch für die ORF-Latenight-Show „Willkommen Österreich“ mit Dirk Stermann und Christoph Grissemann verantwortlich zeichnen.

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Über den Autor

Glenn Riedmeier ist Jahrgang ’85 und gehört zu der Generation, die in ihrer Kindheit am Wochenende früh aufgestanden ist, um stundenlang die Cartoonblöcke der Privatsender zu gucken. „Bim Bam Bino“, „Vampy“ und der „Li-La-Launebär“ waren ständige Begleiter zwischen den „Schlümpfen“, „Familie Feuerstein“ und „Bugs Bunny“. Die Leidenschaft für animierte Serien ist bis heute erhalten geblieben, zusätzlich begeistert er sich für Gameshows wie z.B. „Ruck Zuck“ oder „Kaum zu glauben!“. Auch für Realityshows wie den Klassiker „Big Brother“ hat er eine Ader, doch am meisten schlägt sein Herz für Comedyformate wie „Die Harald Schmidt Show“ und „PussyTerror TV“, hält diesbezüglich aber auch die Augen in Österreich, Großbritannien und den Vereinigten Staaten offen. Im Serienbereich begeistern ihn Sitcomklassiker wie „Eine schrecklich nette Familie“ und „Roseanne“, aber auch schräge Mysteryserien wie „Twin Peaks“ und „Orphan Black“. Seit Anfang 2013 ist er bei fernsehserien.de vorrangig für den nationalen Bereich zuständig und schreibt News und TV-Kritiken, führt Interviews und veröffentlicht Specials.

Lieblingsserien: Twin Peaks, Roseanne, Gargoyles – Auf den Schwingen der Gerechtigkeit

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Genial daneben ist für mich nicht mehr top. Es geht den Leuten nur um die Selbstdarstellung. Dabei bleibt der Schmäh auf der Strecke

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