The Good Guys – Review

von Ralf Döbele

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 25.05.2010

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Bradley Whitford, Colin Hanks

„The Good Guys“ ist komplett überzeichnet und steht dazu. Die Verfolgungsjagden und Schießereien nehmen sich dabei selbst so wenig ernst, wie man es vielleicht seit den endlosen Rasereien in „Ein Duke kommt selten allein“ nicht mehr auf dem Bildschirm gesehen hat. Aber in Zeiten von bedeutungsschwangeren „C.S.I.“-Ermittlern und deren technokratischen Erkenntnissen ist dies ebenso erfrischend, wie Dan Starks Misstrauen gegenüber allem, was es in seiner Blütezeit beim Police Department noch nicht gab: DNA-Spuren? Sicher nicht zuverlässig. Computer? Was, wenn sie sich gegen einen wenden? Eine einfache Tankstellen-Kasse? Die Verkörperung des modernen Übels.

Bradley Whitford und Colin Hanks füllen ihre Rollen nicht nur bis zu den Fingerspitzen mit Leben, sie bilden auch das klare Herz des Formats, das so mit ihnen steht und fällt. Whitford, der hier auch als Produzent fungiert, ist Serien-Fans unvergessen als der exzentrische Josh Lyman, der seine Assistentin in „The West Wing“ hin und wieder zur Verzweiflung trieb. Danach hatte der mit „Studio 60 On The Sunset Strip“ leider weniger Erfolg. Matt Nix brauchte wirklich jemanden wie ihn, einen totalen Sympathieträger, um den extrem schmuddeligen, ewig gestrigen und mit Porno-Schurrbart ausgestatteten Dan Stark zu einem potentiellen Publikumsliebling zu machen. Dieser Balanceakt glückt hier bravourös.

Colin Hanks hat das vergangene Fernsehjahrzehnt vor allem mit Gastauftritten zugebracht, nachdem er als Alex Whitman die Fans der Kultserie „Roswell“ begeisterte. Hanks ist als Jack Bailey ebenso perfekt besetzt. Seine Frustration über seinen aktuellen Job und die daraus resultierende Abneigung gegen Dan wandelt sich im Laufe des Piloten langsam aber sicher zur der Erkenntnis, dass vielleicht doch ausgerechnet sein oller, abgehalfterter Partner der Schlüssel zu den Karrieresprüngen sein könnte, nach denen er sich so sehnt. Über gewöhnliches Vitamin B wird das kaum gehen. Auf diesem Gebiet hilft ihm lediglich seine Ex-Freundin, die Staatsanwältin Liz Traynor ab und zu weiter. Zwischen den beiden sprühen zwar nicht gerade die Funken wie wild, dennoch ist da noch etwas, dass sie verbindet. Ob es Gefühle sind oder einfach nur angenehme Erinnerungen, wird hier noch nicht klar. Und auch wenn Liz die beiden Partner vor deren Chefin Lt. Ruiz für ihr draufgängerisches Vorgehen abwatscht, so lobt sie ihren Ex-Freund später im Privaten doch für die gute Arbeit. Ob Jack ein solches Lob schon einmal für das strikte Befolgen der Regeln erhielt? Wohl kaum.

Colin Hanks, Jenny Wade, Diana-Maria Riva, Bradley Whitford

„The Good Guys“ ist eine schnelle Action-Farce zum Wohlfühlen, aber trotzdem gibt es hier auch einige Schwächen, an denen Matt Nix und Co. noch arbeiten müssen. Die Geschichte vom verschwundenen Drogengeld und dessen Jäger ist nicht besonders originell und obwohl die Action-Sequenzen recht witzig anzusehen sind, ein oder zwei weniger hätten es auch getan. Auf Dauer, über eine ganze Staffel hinweg, ließe sich so ein Tempo ohnehin nicht durchhalten. Vielleicht wollte man hier einfach nur beim Piloten alles geben. Eine noch stärkere Fokussierung auf die ungleichen Alltagsmomente zwischen Dan und Jack wäre hier sehr hilfreich, denn irgendwie ist man enttäuscht, sobald sich die Handlung zu lange von den beiden wegbewegt. Auch Lt. Ruiz und Liz kommen hier noch viel zu kurz. Mehr Aufgaben für die beiden Damen im Team und weniger Zeit für die austauschbaren Drogenkartell-Machos hätte hier schon viel bewirkt.

Inhaltlichen Schwächen werden hier aber nicht nur durch die hervorragende Besetzung, sondern auch durch eine rasante Bildsprache ausgeglichen. So überzeugt „The Good Guys“ durch eine dichte Atmosphäre, die durch sehr schöne, aber nicht übertriebene Beleuchtung angereichert wird. Auch der narrative Aufbau überrascht durch so manchen Zeitsprünge, die jeweils elegant durch raffinierte Bildschnitte eingeleitet werden. Die Namens- und Ortseinblendungen wirken zudem wie eine schamlose Veralberung der bekannten Titelkarten ? la „Law & Order“. Statt schwermütigem „Chung Chung“ werden hier die Locations per Abzug-Klicken und Pistolenschuss quasi auf den Bildschirm gefeuert.

Einen Platz auf dem Herbst-Sendeplan von FOX haben die „Good Guys“ bereits sicher. Die nächsten Episoden sind ab Montag, dem 7. Juni auf dem Network zu sehen, jedoch ab Herbst wird das neues Zuhause von Dan und Jack der Freitagabend um 21:00 Uhr sein. Bleibt zu hoffen, dass die beiden trotz schwachem Start bis dahin noch eine größere Fangemeinde mobilisieren können. Schließlich haben es Serien am Freitagabend auf US-Networks nie besonders leicht und ein verfrühtes Ende unserer guten Jungs wäre wahrlich ein herber Verlust. Vor allem für Zuschauer, die sich nach den amerikanischen Wohlfühl-Krimis der 70er und 80er Jahre sehnen, die einfach nur ein bisschen stimmigen Spaß haben wollen und für alle, die den Unterschied zwischen „CSI“ und „Navy CIS“ nicht kennen – und darauf auch keinen Wert legen.

Meine Wertung: 4/​5

Autor: Ralf Döbele

Alle Bilder: © 2010 FOX Broadcasting Company

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

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