Serienpreview: „Burn Notice“ – Review

In Ungnade gefallener Spion ab 28. September auf VOX

Ralf Döbele
Rezension von Ralf Döbele – 12.09.2009

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Sharon Gless NBC Universal, Inc.

Der große Pluspunkt von „Burn Notice“ ist, dass Michaels Abenteuer als mittelloser Rückkehrer mit einer gehörigen Portion Humor und Ironie erzählt werden. Spaß steht auf jeden Fall im Vordergrund und den hat man, vor allem Dank der hervorragenden Besetzung. Jeffrey Donovan vereint die Rauheit eines abgebrühten Geheimagenten mit dem jungenhaften Charme, den er braucht um an sein Ziel zu kommen. Mit seinem Grinsen kommt er weit – außer bei seiner Mama, versteht sich. Sharon Gless, legendär als blonder Teil des Krimi-Duos „Cagney & Lacey“, schafft es mühelos die Zuschauer zum Lachen zu bringen und Madeline gleichzeitig Tiefe zu verleihen. Sie ist offensichtlich verletzt darüber, dass sich ihr Sohn kaum je bei ihr meldet und sie nicht einmal wirklich weiß, was er eigentlich tut. Sie verbirgt es zwar gut hinter kettenrauchender Exzentrik, doch eine gewisse Traurigkeit ist trotzdem zu spüren. Letztendlich macht es einfach Spaß Gless mit ganzer Spielfreude wieder auf dem Bildschirm zu sehen.

Das Gleiche trifft auch auf Gabrielle Anwar als Fiona zu. Anwar hinterließ einen bleibenden Eindruck als dickköpfige Schwester von King Henry in „Die Tudors“, starb aber leider in der ersten Staffel einen viel zu frühen Serientod. Die kämpferische und gefährliche Fiona scheint ihr auf den Leib geschrieben und man darf mit Freude erwarten wie sich die knisternd-platonische Beziehung zwischen Ex-Freundin und Ex-Spion weiter entwickelt.

Burn Notice NBC Universal, Inc.

Im Gegensatz zu Michael, der sich noch sichtlich unwohl als Rückkehrer in Miami fühlt und am liebsten gleich wieder weg will, könnte Sam Axe wohl kaum etwas dazu bewegen das sonnige Lotterleben aufzugeben. Bruce Campbell („Brisco County, Jr.“) ist in den ersten Folgen nicht viel mehr als Michaels Stichwortgeber. Sam bringt ihm seinen ersten Kunden, seine erste Unterkunft. Aber er ist auch so etwas wie ein putziges, abschreckendes Beispiel. Obwohl Michael Sam wirklich gern hat, will er sicher nichts weniger als so wie er mit Bierbauch und abhängig von Gespielinnen in Miami herumlungern, ohne Hoffnung wieder von seinen ehemaligen Auftraggebern anerkannt zu werden.

Doch wer sind Michaels Auftraggeber überhaupt? Das wird zunächst nicht klar, die CIA ist es jedenfalls nicht. Nach und nach werden wir garantiert mehr über die Vergangenheit des kaltgestellten Spions erfahren. Der eigentliche rote Faden der Serie liegt aber bei der Frage, wer Michael auf die schwarze Liste gesetzt hat und warum. Jedenfalls wird er in Miami bereits wieder beobachtet. Irgendwer hat ein Auge auf ihn. Doch ist das gut oder schlecht? Michaels Wunsch die „Burn Notice“ wieder loszuwerden und in den aktiven Dienst zurückkehren dürfte sich jedenfalls nicht so schnell erfüllen. Schließlich hat der Kabelsender USA seinen Sommerhit bereits für eine vierte Staffel verlängert.

Gabrielle Anwar und Jeffrey Donovan NBC Universal, Inc.

‚Sommerhit‘ ist vielleicht genau die richtige Bezeichnung für „Burn Notice“. Es gibt jede Menge wunderschöne Bilder aus Miami, das Format wird dort vor Ort gefilmt und das sonnige Lebensgefühl der Stadt fungiert fast als fünfte Hauptfigur. Ansonsten stehen hauptsächlich Humor und Action im Vordergrund, aber immer noch geschickt genug dosiert, damit die Figuren nicht in Zweidimensionalität oder triefender Hochglanzoptik versinken. „Burn Notice“ vermeidet diesen Fehler und schafft es dennoch seine Unbeschwertheit zu bewahren.

Gerade diese Unbeschwertheit weckt dann auch Erinnerungen an richtig gutes Abenteuer-Fernsehen aus den 80er Jahren. Überkommt Sie auch ab und zu Sehnsucht nach den Zeiten des „A-Teams“, des „Colts für alle Fälle“ oder der „Drei Engel für Charlie“? Falls ja, dann könnten die Abenteuer von Michael und Fiona als sonniger Sonderfall im heutigen Dickicht zelebrierter Fernseh-Düsternis genau das Richtige sein.

Meine Wertung: 4/​5

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Über den Autor

Ralf Döbele ist Jahrgang 1981 und geriet schon in frühester Kindheit in den Bann von „Der Denver-Clan“, „Star Trek“ und „Aktenzeichen XY …ungelöst“. Davon hat er sich als klassisches Fernsehkind auch bis heute nicht wieder erholt. Vor allem US-Serien aus allen sieben Jahrzehnten TV-Geschichte haben es ihm angetan. Zu Ralfs Lieblingen gehören Dramaserien wie „Friday Night Lights“ oder „The West Wing“ genauso wie die Prime Time Soaps „Melrose Place“ und „Falcon Crest“, die Comedys „I Love Lucy“ und „M*A*S*H“ oder das „Law & Order“-Franchise. Aber auch deutsche Kultserien wie „Derrick“ oder „Bella Block“ finden sich in seinem DVD-Regal, das ständig aus allen Nähten platzt. Ralf ist als freier Redakteur für fernsehserien.de tätig und kümmert sich dabei hauptsächlich um tagesaktuelle News und um Specials über die Geschichte von deutschen und amerikanischen Kultformaten.

Lieblingsserien: Six Feet Under, Star Trek – Enterprise, Aktenzeichen XY … Ungelöst

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Nun, Herr Döbele, über  Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten. Das gilt nicht nur für die Speisen, die jeder bevorzugt, sondern auch für andere Dinge, die das Leben bereichern können; oder die das eben nicht tun. Zu letzteren gehört für mich diese Serie "Burn Notice", die aktuell bei Nitro wiederholt wird.


    Das liegt nicht nur an den Protagnisten, die mir mehr oder weniger unsympathisch erscheinen. Ganze drei Folgen habe ich mir von dieser Serie, "created" von Matt Nix, angetan. Wenn man "created" als Euphemismus für "zusammengeklaut" nimmt, dann mag das hinhauen. 
    Schon in diesen wenigen drei Folgen, die ich  ansah, grüssten Magnum, Miami Vice, A-Team, MacGyver...die Liste liesse sich mit Sicherheit fortsetzen. 
    Alles schon mal dagewesen, und zwar besser!
    Ist Ihnen das als alter Serien-Aficionado nicht aufgefallen?


    Von mir gäb's für dieses Machwerk jedenfalls keine Sternchen.

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