Hans Meiser: „Eigentlich müsste der ganze Sender abgesetzt werden“

Moderator äußert sich zu RTL, „Notruf“ und Jan Böhmermann

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 11.06.2022, 09:00 Uhr

Hans Meiser – Bild: TVNOW
Hans Meiser

Zu den prägenden Gesichtern aus der Anfangszeit von RTL gehört zweifelsohne Hans Meiser. Der heute 75-Jährige moderierte bei dem Kölner Sender zunächst ab 1984 als Anchorman die Nachrichtensendung „7 vor 7“ und danach „RTL Aktuell“, bevor er von 1992 bis 2006 das Magazin „Notruf“ sowie von 1992 und 2001 den nach ihm benannten Daily-Talk „Hans Meiser“ präsentierte. Seitdem seine Verträge von RTL 2010 beendet wurden, ist er nicht mehr gut auf den Sender zu sprechen. Über seine Zeit bei RTL und andere Themen spricht der inzwischen nicht unumstrittene Moderator ausführlich im Interview mit Frank Battermann im Podcast „Die Fernsehschatztruhe“, das ab sofort auf allen gängigen Portalen sowie bei YouTube verfügbar ist.

Hans Meiser war eigentlich gerade dabei, sich vom Fernsehen zu verabschieden und zurück zum Radio zu gehen, als ihn der damalige RTL-Chef Helmut Thoma mit der Idee der täglichen Talkshow überzeugte. Wir sind dann am 14. September 1992 gestartet und hatten eine Quote von Minus Nullkommasoundsoviel Prozent. Das hat sechs Wochen lang gedauert und dann plötzlich schoss die Quote nach oben. Dann war es die erfolgreichste Talkshow, die jemals im deutschen Fernsehen gelaufen ist, erläutert Meiser. Wir hatten bis zu 48,6 Prozent Marktanteil. Das heißt, jedes zweite Gerät, das in Deutschland lief, war auf RTL eingeschaltet.

Das Ziel der Talkshow bestand darin, normale Menschen ins Fernsehen zu bringen und mit ihnen zu reden. In dem Zusammenhang konstatiert Meiser: Wir haben nie in der Zeitung annonciert. Ich hatte die besten Redakteure, die es in dem Genre gibt. Die hatten unglaublich viel Zeit für ihre Arbeit und dafür, die entsprechenden Gäste zu finden. Als Alleinstellungsmerkmal stellt er heraus: Sendungen, die vielleicht auch justiziabel hätten werden können, haben wir immer live gemacht. Ich habe sowieso über 75 Prozent aller Sendungen live gemacht.

Das Aus der Sendung schildert er wie folgt: Er wurde angerufen und ihm wurde mitgeteilt: Du, wir stellen das ein und wir machen da was anderes. Als er fragte: Und was machen wir dann?, folgte der Satz: Das musst du dir überlegen, du kannst dir ja ’nen anderen Sender suchen. Laut Meiser sei man auch mit anderen Mitarbeitern so umgegangen. Die Geschäftsführung hat sich überhaupt nicht gemeldet bei mir. Spöttisch stellt er fest: Die Meiser-Talkshow ist abgesetzt worden wegen Erfolglosigkeit – mit etwas über 13 Prozent. Heute hat der Sender im Tagesdurchschnitt zwischen 6 und 8 Prozent. Also eigentlich müsste der ganze Sender abgesetzt werden.

Die Idee zu „Notruf“ hatte kein Geringerer als Rudi Carrell, der das Format „Rescue 911“ aus den USA adaptieren wollte. Als er es Hans Meiser vorschlug, hatte der Moderator zwei Bedingungen: Erstens: Bei mir wird keiner sterben. Und zweitens: Wir werden keine Originalaufnahmen zeigen, wir werden alles nachstellen. Wir können mit den Originalleuten reden, mit denen Interviews führen, aber wir werden keine Originalbilder zeigen. Zu sehen waren deshalb nachgestellte Unfälle und Rettungsaktionen. Ich war so etwas Ähnliches wie das Betriebsfernsehen für die fünf großen Rettungsorganisationen, so Meiser in der „Fernsehschatztruhe“. Aus Kostengründen wurden zunächst auch amerikanische Fälle gezeigt, jedoch in einer leicht bereinigten Version.

Vor fünf Jahren geriet Hans Meiser in die Kritik und verlor daraufhin seine Tätigkeit beim „Neo Magazin Royale“. Regelmäßig trat er in Jan Böhmermanns Show in der Figur des „kleinen Mannes“ auf, der völkisch-rechtspopulistische Aussagen tätigte. In einem Artikel sei Meiser damals dafür sowie für seine Werbetätigkeit für angeblich unseriöse Finanzprodukte scharf kritisiert worden. Herr Böhmermann hat mich aufgrund dieses Satzes dann rausgeschmissen.

Dies wiederum ärgerte Hans Meiser, denn: Die Texte, die ich bei Böhmermann verbraten habe, waren Texte, die Herr Böhmermann geschrieben hat. Meiser geht sogar noch härter ins Gerichtet und behauptet: Herr Böhmermann lügt schlichtweg und sagt die Unwahrheit, wenn er sagt, er wehrt sich dagegen, weil: Er hat das geschrieben. Bei den Texten, die ich da verlesen musste als der kleine Mann, habe ich immer gesagt: ‚Nee, das sage ich nicht. Und das sage ich nicht.‘ Und dann hat er das umgeändert. Ich habe wortwörtlich Texte vorgelesen von Jan Böhmermann, der sich als der Hüter der deutschen Politik darstellt. Der Mann ist einfach unehrlich und hat gelogen. Fertig, aus.

Die offizielle Version las sich damals jedoch völlig anders, denn die Zusammenarbeit mit Hans Meiser wurde seitens des „Neo Magazin Royale“ nicht aufgrund der Texte des „kleinen Mannes“ und auch nicht aufgrund von fragwürdigen Finanz-Werbespots beendet, sondern weil Meiser Artikel und Videos für das Portal watergate.tv produzierte, auf dem rechtspopulistische Verschwörungstheorien verbreitet werden. Wir hatten die unausgesprochene aber klare Vereinbarung, dass Hans Meiser neben dem NEO MAGAZIN ROYALE in keinem zweiten unseriösen Internetformat zu sehen ist, lautete damals die ironisch formulierte Begründung. Wir möchten die Unglaubwürdigkeit von Hans Meisers Verschwörungsformaten durch den schlechten Ruf unserer Sendung nicht länger gefährden. (fernsehserien.de berichtete)

Auch abgesehen von Jan Böhmermann lässt Hans Meiser kein gutes Haar am Fernsehen von heute: Es gibt schlichtweg zu wenig Leute, die von Fernsehen oder von Hörfunk eine Ahnung haben. Deswegen hören sich auch alle Privatsender in Deutschland letztendlich gleich an. Die Stimmen sind austauschbar, die Themen sind austauschbar, die Musik ist austauschbar. Wenn ich nicht ein Radio-Data-System mit Schrift auf dem Display hätte, wüsste ich gar nicht, welchen Sender ich eingeschaltet habe.

Im Podcast spricht Frank Battermann Hans Meiser auch auf das tragische Geiseldrama von Gladbeck an, bei dem sich nicht nur RTL, sondern auch andere Sender eine reißerische und fragwürdige Berichterstattung leisteten. Das ist eine der verlogensten Diskussionen oder Geschichten, die ich in der Branche erlebt habe, lautet Meisers Urteil. Was genau er damit meint, wie er auf seine Anfänge bei Radio Luxemburg und RTLplus zurückblickt, ob er sich heute noch eine Show wie „Quiz Einundzwanzig“ vorstellen kann und weshalb „Naked Attraction“ für Hans Meiser die größte Scheiße ist, die er je im Fernsehen gesehen hat, verrät er im Interview von „Die Fernsehschatztruhe“.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Diese täglichen Talkshows sind zu Recht ausgestorben, nur beim OFF leistet man sich noch dieses unerträglich indiskrete, Menschen vorführende Format. Die Moderatorin .schmeichelt und lügt den Leuten ins Gesicht. Bin gerade einmal reingeraten zu einer Sendung mit einer unfaßbar faltigen, offenbar uralten Frau, unansehbar häßlich und die Karlich meinte, mit 70 schaust du wunderschön aus.
    • am

      Hä, wie? Was? RTL? Kann man das essen? Kenn ich nicht.
      • am

        Als er noch dort war galt für Ihn halt das Sprichwort "Welches Brot ich ess, dessen Lied ich sing". Jetzt wo er schon lange abgesetzt ist, spritz er Gift. Nicht gerade Erwachsen so ein Verhalten.
        • am

          "Es gibt schlichtweg zu wenig Leute, die von Fernsehen... eine Ahnung haben"

          Offenbar aber von der Interpretation von Marktanteilen auch!
          Dachte, das hätte er in Jahrzehnten Tätigkeit bei RTL gelernt...
          • am via tvforen.de

            Lustig finde ich, dass er seine 'Quote' von 2001 mit den Quoten von heute vergleicht, die selbstverständlich niedriger sind als vor über 20 Jahren. Und am Ende wurde die Show siche rnicht nur deswegen, sondern wohl eher wegen drohender Themenlosigkeit eingestellt.
            • am

              Ist es Verbitterung, ist es Altersweisheit? Keine Ahnung, aber Recht hat er. Nur sollte er nicht von "Privatsendern" reden. Da ist nichts privat, das sind Medienkonzerne, die Werbung senden und mit so genanntem Programm unterbrechen.
              • am

                Am Anfang kündigte Meiser immer "Knabberwerbung" dazwischen an und das waren wirklich nur ein paar Minuten. Heute werden wir 10 Minuten - und mehrmals in jeder Sendung - mit Fußpilz, Inkontinenz, Durchfall, Mundgestank, Scheidentrockenheit und Impotenz bombardiert.
            • (geb. 1974) am

              Würde es jemand merken, wenn RTL wegfallen würde?
              • am

                Ja, alle Dumpfbacken, für die die anderen Sender zu intelligent sind.
              • (geb. 1967) am

                hahahahahahaha.......neeeeeeeeeeee, gaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaanz bestimmt nicht!!! DAS ist soooo genial deine Antwort!!!
            • am via tvforen.de

              Unabhängig von der Person Meiser hat er in einem Punkt recht. Es wäre wahrlich kein Verlust, wenn RTL morgen von der Bildfläche verschwände. Und die ganzen anderen Asisender können gleich mit in der Versenkung verschwinden
              • am via tvforen.de

                J_Doe schrieb:
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                > Unabhängig von der Person Meiser hat er in einem
                > Punkt recht. Es wäre wahrlich kein Verlust, wenn
                > RTL morgen von der Bildfläche verschwände. Und
                > die ganzen anderen Asisender können gleich mit in
                > der Versenkung verschwinden

                In dem Punkt erhälst du meine volle Zustimmung.
              • am via tvforen.de

                Hitparadenfan schrieb:
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                > J_Doe schrieb:
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                > > Unabhängig von der Person Meiser hat er in
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                > > Punkt recht. Es wäre wahrlich kein Verlust,
                > wenn
                > > RTL morgen von der Bildfläche verschwände.
                > Und
                > > die ganzen anderen Asisender können gleich mit
                > in
                > > der Versenkung verschwinden
                >
                > In dem Punkt erhälst du meine volle Zustimmung.

                Im Prinzip JA würde ich mal sagen. Aber ihr dürft nicht immer von euch (uns) ausgehen. Es gibt durchaus Menschen, die leider durch dieses TV-Programm angesprochen werden und dadurch Unterhaltung und Entspannung finden. Auch wenn die Kommerzsender sich dieses Publikum mit Hilfe einer jahrzehntelangen Bildungspolitik, die den Namen nicht verdient, selbst herangezüchtet haben. Ohne RTL & Co. hätten wir diese Leute mit Baseball-Schlägern in den Händen auf der Straße und die hätten alle noch 27 Nachkommen zuhause - wollt ihr das? Ich will jetzt nicht soweit gehen zu sagen: Ohne RTL & Komplizen würde es zum Bürgerkrieg kommen, aber die Nutzerzahlen von Netflix sind rückläufig. Bei den Milliardenschulden, die dieser Konzern alljährlich angehäuft hat könnten sie unter Umständen schnell Pleite sein. Dann rettet RTL und Astra-Pils uns ARTE-Konsumenten das Eigenheim. Denkt mal drüber nach! ;-)
            • (geb. 1990) am

              "Es gibt schlichtweg zu wenig Leute, die von Fernsehen oder von Hörfunk eine Ahnung haben. Deswegen hören sich auch alle Privatsender in Deutschland letztendlich gleich an. Die Stimmen sind austauschbar, die Themen sind austauschbar, die Musik ist austauschbar.."


              besser kan man es nicht sagen allein der chef von pro 7 sat 1 trift das zu der beide sender kategorisch kaputt macht mit seiner "mehr shows und trash tv" gedönse, macht er beide sender zu billigen rtl klonen.......der typ muss endlich entlassen werden und  jemand mit ahnung von gutem tv (wie drei serien tage und nur eine show pro monat und weniger joko und klaas) wiederzurück keheren zur alten stärke die pro 7 ausgemacht hat.......rtl sender dazu braucht man nichts mehr sagen die meister des trash fernsehens....
              • am via tvforen.de

                Was ist der Meiser doch für ein scheinheiliger, schmieriger Typ. Jahrelang hat er sich von dem Sender die Tasche vollstopfen lassen und nun wettert er gegen seinen einstigen Arbeitgeber, weil er (evtl. sogar noch mit Rollator) unbedingt zurück will. Typisch Reporter! Hat er nicht genug Geld angespart, um sich ein sorgenfreies Rentnerleben zu ermöglichen?
                Aber in einem hat er Recht: "Naked Attraction" ist wirklich der größte Sch....
                • am via tvforen.de

                  WilliWinzig schrieb:
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                  > ... Typisch Reporter! ...

                  Typisch Reporter? Was ist das denn für eine dämliche Verallgemeinerung?
                • am via tvforen.de

                  Otto Klein schrieb:
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                  > WilliWinzig schrieb:
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                  > > ... Typisch Reporter! ...
                  >
                  > Typisch Reporter? Was ist das denn für eine
                  > dämliche Verallgemeinerung?

                  Pass auf, alter Freund. Oder was hälst du von den Reportern zur Gladbeck-Geiselnahme? Nicht nur die BILD-Reporter, alle anderen Reporter haben an dem Ausgang gewaltig Dreck am Stecken.
                • am via tvforen.de

                  Auch ich war vor einigen Jahren mal längere Zeit für einen bestimmten Auftraggeber tätig (und habe dabei nicht schlecht verdient). Folglich darf ich mich nun bis ans Ende meines Lebens - nein besser: aller Tage - nicht negativ über ihn äußern. Auch nicht, wenn er sich seither verändert hat. Und schon gar nicht, wenn man mich dazu auffordert, über die Zeit damals und heute zu plaudern. Sonst bin ich ein scheinheiliger, schmieriger Typ.
                • am via tvforen.de

                  WilliWinzig schrieb:
                  -------------------------------------------------------
                  > Pass auf, alter Freund.

                  LOL. Ist Dir eigentlich nicht selbst diese pseudo-agressive Anmache peinlich?


                  > Oder was hälst du von den
                  > Reportern zur Gladbeck-Geiselnahme? Nicht nur die
                  > BILD-Reporter, alle anderen Reporter haben an dem
                  > Ausgang gewaltig Dreck am Stecken.

                  Na und? Es gibt in jedem Berufsstand schwarze Schafe. Was soll mir diese Geschichte jetzt besonderes in diesem Zusammenhang sagen? Alle Reporter sind böse, weil die in Gladbeck böse waren? Was für eine seltsame Argumentation...

                  Ich könnte Dir jetzt Beispiele über hervorragende "Reporter"-Arbeit nennen; ich bezweifle aber, dass Du dadurch Deine Vorurteile ablegst.
                • am via tvforen.de

                  Besserwisserin schrieb:
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                  > Auch ich war vor einigen Jahren mal längere Zeit
                  > für einen bestimmten Auftraggeber tätig (und
                  > habe dabei nicht schlecht verdient). Folglich darf
                  > ich mich nun bis ans Ende meines Lebens - nein
                  > besser: aller Tage - nicht negativ über ihn
                  > äußern. Auch nicht, wenn er sich seither
                  > verändert hat. Und schon gar nicht, wenn man mich
                  > dazu auffordert, über die Zeit damals und heute
                  > zu plaudern. Sonst bin ich ein scheinheiliger,
                  > schmieriger Typ.

                  Hans Meiser hat RTL aber mitgeprägt, weder seine Talkshow, noch Notruf waren anspruchsvolle oder hochqualitative Sendungen, er hat die Daily Talk Welle losgetreten und Notruf ist nicht weit von aktuellen Dokusoaps entfernt, dann war da noch die Pannenshow mit Birgit Schrowange aka "Wir kalauern und durch diverse clips" um billig ne Stunde Sendezeit zu füllen.
                  Es ist nicht so das er gegen das Trash TV gekämpft hat, er hat mitgeholfen es zu etablieren, alles was er jetzt sagt, hätte er schon in den 90ern sagen können ... hat er aber nicht. Es wirkt also schon etwas scheinheilig, wenn die Kritik erst kommt, wenn er kein Geld mehr damit verdient.

                  Ich erinnere mich noch an den einzigen Kommentar, den meine Mutter jemals zu Notruf abgab, "So ein Blödsinn!", als sie mit der Fernbedienung auf den Fernseher zielte und ihn ausschaltete. Zwar nur eine Anekdote, aber schon ein Hinweis das Hans Meiser damals nicht das Gesicht der anspruchsvollen Unterhaltung war.

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