„FreeESC“-Absage: ProSieben verzichtet erneut auf Raabs ESC-Alternative

„Aus organisatorischen Gründen“ kein Musikwettbewerb

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 15.05.2023, 12:57 Uhr

Conchita Wurst und Steven Gätjen moderierten den „Free European Song Contest“ – Bild: ProSieben/Martin Ehleben/Benedikt Müller
Conchita Wurst und Steven Gätjen moderierten den „Free European Song Contest“

2020 und 2021 fand auf ProSieben der „Free European Song Contest“ statt, der eine eigene Alternative zum altehrwürdigen Eurovision Song Contest darstellte. Im letzten Jahr fiel der von Stefan Raab ins Leben gerufene Wettbewerb aus. Dafür sollte er 2023 zurückkehren – und das sogar „internationaler denn je“, wie der Sender im Juni 2022 bei den Screenforce Days ankündigte. Das Finale des „echten“ ESC am vergangenen Samstag nutzte ProSieben nun, um fast nebenbei bei Twitter verlauten zu lassen: Weil immer wieder nachgefragt wird: Aus organisatorischen Gründen wird es 2023 leider keinen #FreeESC auf ProSieben geben.

Was genau dahintersteckt, darüber kann nur spekuliert werden. Im vergangenen November berichtete die BILD über die angeblichen Pläne zum #FreeESC, der nach Informationen der Boulevardzeitung größer aufgezogen werden sollte als bisher. Demnach habe es in Budapest ein Geheimtreffen von Stefan Raab, ProSieben-Chef Daniel Rosemann und Verantwortlichen anderer europäischer Sender gegeben, wo der Plan eines eigenen, internationalen ESC präsentiert wurde. Die BILD berichtete weiter, dass der #FreeESC im Oktober 2023 in der Kölner Lanxess Arena stattfinden sollte. Im Gegensatz zu den beiden bisherigen Ausgaben sollten dann tatsächlich Acts aus verschiedenen Ländern teilnehmen. Geplant war mutmaßlich, dass nicht nur ProSieben die Live-Show in Deutschland überträgt, sondern das Sendesignal an die Heimatsender der teilnehmenden Länder verkauft wird.

ProSieben hielt sich damals mit Informationen bedeckt und wollte die Gerüchte nicht bestätigen. Ein Sendersprecher wurde in der BILD mit den Worten zitiert: Wir freuen uns auf den #FreeESC 2023. Die Fragen ‚Wann?‘, ‚Wie?‘ und ‚Wo?‘ werden wir rechtzeitig beantworten. Nach der nun erfolgten Absage dürfte sich das Thema zumindest für das Jahr 2023 erledigt haben.

Der #FreeESC wurde von Stefan Raab und ProSieben 2020 ursprünglich als Ersatz für den wegen Corona ausgefallenen ESC auf die Beine gestellt. Nur wenig später wurde allerdings die offizielle Ersatzveranstaltung „Europe Shine a Light“ angekündigt, die unglücklicherweise am gleichen Tag wie der #FreeESC lief. 2021 ging ProSieben dem direkten Duell aus dem Weg und veranstaltete seinen #FreeESC eine Woche vor dem nun wieder stattgefundenen ESC.

Wie beim großen ESC traten auch beim #FreeESC Musikacts stellvertretend für ihr Land in den Wettbewerb und kämpften um die begehrte Höchstwertung von zwölf Punkten. Bislang handelte es sich allerdings um eine nationale Produktion, die nur in Deutschland, Österreich und der Schweiz übertragen wurde. Um dennoch einen internationalen Flair zu kreieren, wirkten vorwiegend Künstler mit, die zwar in Deutschland leben, aber Wurzeln im jeweiligen Teilnehmerland haben. So waren unter anderem Mandy Capristo und Jasmin Wagner dabei. Doch auch internationale Stars wie Amy Macdonald, Milow und die Mighty Oaks wirkten mit. Als Sieger ging 2020 Nico Santos hervor, 2021 gewann Rea Garvey.

Zuschauer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz konnten per Telefon und SMS abstimmen. Die Punktevergabe aus den restlichen Ländern erfolgte hingegen – augenzwinkernd und höchst subjektiv – stellvertretend durch „lokale #FreeESC-Sympathisanten“, die eine Verbindung zum jeweiligen Land besaßen. Als Moderationsduo führten in beiden bisherigen Ausgaben Conchita Wurst und Steven Gätjen durch die Sendung.

Während der erste #FreeESC 2020 mit 2,57 Millionen Zuschauern und 19,2 Prozent Marktanteil in der jungen Zielgruppe ein voller Erfolg war, gingen die Zahlen 2021 deutlich zurück. Die zweite Ausgabe sahen 2021 nur noch 1,38 Millionen Menschen, der Zielgruppen-Marktanteil belief sich auf 11,8 Prozent.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    1. Raab ist nicht der, für den manche ihn halten (habe meine eigene Erfahrung in der Hinsicht gemacht). 2. ESC ist EBU-Sache. Nur weil Mr. Raab meint verzweifelt irgendwie wieder ins Rampenlicht rücken zu müssen, wird dadurch eine gute Show.
    Allein schon die Tatsache, das wieder mal Pro.7 den aktuellen Erfolg des ECHTEN-ESC ausnutzt, um irgendwas über ihr Plagiat verlauten lassen zu müssen, ist nicht nur verzweifelt, sondern auch Peinlich. Sind es nicht (meist) die Privaten, die uns den Kanditaten bescheren, der uns dann dort vertritt? Wenn sie das schon nicht hin bekommen, wieso glauben die, das im großen Rahmen umsetzen zu können?
    • (geb. 1980) am

      Nun, dass ist aber traurig. Ich habe mich auf einen weitere europäischen Wettbewerb außerhalb der üblichen EBU Sender gefreut und war gespannt, wie man sich wohl im privaten TV präsentieren würde. Vielleicht könnte es aber auch ein Indiz dafür sein, dass Stefan Raab sich doch nochmal um den "echten" ESC kümmern möchte?
      • am

        Ich habe mich sowieso immer gefragt, was der Quark eigentlich sollte? Ich meine, Raab hat großartige Shows ins Leben gerufen wo leider Pro7 nicht das Niveau (mal abgesehen von Schlag den Star) nicht halten konnte. Aber solch eine billige, kleine und völlig unnötige ESC-Kopie brauchte kein Mensch.
        • am

          Ja, sowas von schade...!
          Hätte gerne Lucy von den No Angels wieder für Bulgarien antreten sehen. Oder Joey Kelly für Irland, oder irgendein Schlagersternchen, die einen russischen Ur-Opa hatte für Russland - achne, die wurden ja disqualifiziert. Und einen Super-Star für Deutschland von der Kategorie Helge Schneider oder Barbara Schöneberger. Sooo. so schade...
          *IRONOE OFF*

          Diese üble Verlade der Zuschauer kann man sich echt sparen!

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