2020/2021, Folge 1–18

  • Folge 1
    Streit um ein norddeutsches Idyll: wie umgehen mit dem Sönke-Nissen-Koog? Sönke Nissen: Bislang galt der nordfriesische Ingenieur als fortschrittlicher Pioniergeist. Er baute Anfang des letzten Jahrhunderts im staatlichen Auftrag Eisenbahnen im damaligen Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia. Mit dem Geld, das er dort verdient hatte, kehrte er zurück und unterstützte in seiner Heimat die Bauern dabei, der Nordsee Land mit Deichbau abzuringen. Er gab so viel, dass ein ganzer Koog nach ihm benannt wurde: der Sönke-Nissen-Koog.
    Bis heute ein norddeutsches Idyll. Doch jetzt zeigen historische Forschungen, dass Sönke Nissen beim Gleisbau in Afrika Zwangsarbeiter beschäftigt und deren Leiden und Sterben für den Erfolg des Eisenbahnbaus in Kauf genommen hat. Er war Kolonialherr. Wie umgehen mit den dunklen Schatten der Vergangenheit? Das „Kulturjournal“ ist auf dem Sönke-Nissen-Koog unterwegs und fragt nach dem richtigen Umgang mit dem kolonialen Erbe. Brauchen wir einen Denkmalsturz? Hamburg und sein koloniales Erbe Was tun mit den Denkmälern von Kolonialherren und Sklavenhändlern? In Hamburg gibt es zahlreiche Zeugnisse des kolonialen Erbes.
    Darunter Straßen, die nach Männern benannt sind, die in der Kolonialzeit Verbrechen begangen haben. Initiativen wehren sich schon lange gegen diese zweifelhaften Ehrungen, auch das „Kulturjournal“ hat schon darüber berichtet. Passiert ist bislang wenig. Doch jetzt wird im Zusammenhang mit der Black-Lives-Matter-Bewegung intensiv über diese Frage diskutiert. Und auch über das große Bismarck-Denkmal in Hamburg wird gestritten.
    Schließlich habe der Politiker, so Kritiker, Deutschland zum Kolonialreich gemacht. Das „Kulturjournal“ begleitet Millicent Adjei, die sich in verschiedenen kritischen Dekolonisierungsbewegungen in Deutschland engagiert, durch Hamburg, und sie erklärt, warum sie einen anderen Umgang mit unserer Geschichte fordert. „Ich habe geliefert“: Iris Berben zum 70. Geburtstag Ihren ersten Fernsehauftritt hatte sie im NDR: In einem Beitrag über Hippies von 1967 ist Iris Berben zu sehen, wie sie Blumen verteilt.
    Danach folgten Rollen in legendären Serien wie „Die himmlischen Schwestern“, „Sketchup“, „Rosa Roth“ sowie zahlreiche Kino- und Fernsehfilme. Iris Berben ist seit Jahrzehnten eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen in Deutschland und eine öffentliche Figur: Sie engagiert sich politisch, mischt sich ein. Und sie gilt noch immer als eine der attraktivsten Frauen, auch wenn sie manchmal bewusst gegen dieses Image angespielt hat.
    Am 12. August wird Iris Berben 70 Jahre alt. Das Erste zeigt aus diesem Anlass ebenfalls am 12. August den Fernsehfilm „Mein Altweibersommer“ (20:15 Uhr). Darin spielt Iris Berben eine Frau, die im Leben noch einmal neu anfangen will. Das „Kulturjournal“ spricht mit der Ausnahmeschauspielerin über ihre Karriere: „Ich habe geliefert“, sagt sie. Von Hamburg in den Syrienkrieg: der Spielfilm „Nur ein Augenblick“ Seit Jahren sind die Bilder der Kämpfe in Syrien zu sehen, die Geschichten Geflüchteter zu hören.
    Und trotzdem ist der Krieg für viele Menschen weit weg. Der Spielfilm „Nur ein Augenblick“ schafft es, einem den Konflikt nahe zu bringen. Und er macht deutlich, warum ein Mensch zur Waffe greift: Im Mittelpunkt steht ein junger Syrer, der in Hamburg wohnt. Er führt hier ein normales Leben, studiert, hat eine schwangere Freundin. Doch dann erfährt er, dass sein Bruder, ein Rebell, in Syrien im Gefängnis ist. Er beschließt, nach ihm zu fahnden und ist plötzlich mitten drin im Kriegsgeschehen.
    Und die ZuschauerInnen mit ihm. Regisseurin Randa Chahoud hat für ihren Film intensiv recherchiert, die Tochter eines Syrers und einer deutschen Politikwissenschaftlerin beschäftigt sich seit Ausbruch des Bürgerkriegs mit dem Konflikt. Ihr Film „Nur ein Augenblick“ kommt am 13. August ins Kino. Endlich wieder Konzerte: Igor Levit und das NDR Elbphilharmonie Orchester Lange gab es in der Elbphilharmonie keine Konzerte, auch nicht seitens des Residenzorchesters. Das Coronavirus hat die Pause des Konzertbetriebes erzwungen.
    Doch zum Ende einer Konzertsaison, die in ihren letzten vier Monaten zum Erliegen gekommen ist, hat sich das NDR Elbphilharmonie Orchester noch einmal mit den gebotenen Abstands- und Hygienemaßnahmen und ohne Publikum zusammengefunden. Unter Leitung des Chefdirigenten Alan Gilbert und mit Starpianist Igor Levit zeigt das NDR Elbphilharmonie Orchester, wie man dem Virus trotzen kann: mit gemeinsamem Musizieren! Das „Kulturjournal“ spricht mit Levit über den Geist der Kunst und Musik, nicht nur in Zeiten von Corona.
    Im Anschluss an das „Kulturjournal“ zeigt das NDR Fernsehen ab 23:15 Uhr das Konzert in Fernsehfassung. Ausgeladen: Warum eine Kabarettistin erst nicht in Hamburg auftreten sollte Eigentlich sollte Lisa Eckhart Mitte September an einem Literaturwettbewerb in Hamburg teilnehmen. Eigentlich. Doch dann wurde die österreichische Kabarettistin vom Harbour Front Literaturfestival, auf dem sie aus ihrem neusten Buch lesen sollte, wieder ausgeladen. Denn der Veranstalter erhielt Warnungen, dass eine Veranstaltung mit ihr gesprengt werden könne unter Gefährdung der Beteiligten.
    Durch potenzielle Gewalt von links. Nur warum? Der Grund ist ein Auftritt von Lisa Eckhart, der fast zwei Jahre her ist. Im September 2018 trat sie in der Sendung „Mitternachtsspitzen“ im WDR auf und ging darauf ein, dass einige prominente „MeToo“-Verdächtige Juden seien. Ihre Erkenntnis: „Denen geht’s wirklich nicht um Geld. Denen geht’s um die Weiber, und deshalb brauchen sie das Geld.“ Es sei „nur gut und recht, wenn wir den Juden jetzt gestatten, ein paar Frauen auszugreifen.
    Mit Geld ist ja nichts gutzumachen.“ Einige jüdische Organisationen kritisierten diesen Auftritt, Eckhart wurde Antisemitismus unterstellt. Und nun hat mögliche Gewalt zuerst verhindert, dass sie in Hamburg bei der Veranstaltung auftreten wird. Gerade am Wochenende dann aber der Sinneswandel: Nun soll sie doch auftreten. Was denn nun? Das „Kulturjournal“ spricht mit dem Veranstalter Nikolaus Hansen und einem Vertreter des Bundesverbands der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. über die Ausladung. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 10.08.2020NDR
  • Folge 2
    Wieso steht das da? Giganten am Meer: das neue Kurzentrum auf Sylt
    Einst standen hier schmucke kleine Häuser, nun drei Apartmentblocks mit über 500 Wohnungen. Immerhin: direkt am Meer. Und zwar in Westerland auf Sylt. Das sogenannte neue Kurzentrum prägt den Ort, es thront quasi über der Promenade, gibt ihr ein Gesicht. Ein hübsches? Darüber lässt sich trefflich streiten. Der Grundstein dafür wurde 1966 gelegt. Drei Jahre später war der Gigant am Meer fertig. Die dafür zuständige Stuttgarter Baufirma Bense wollte nach dem Erfolg mit dem Kurzentrum noch höher hinaus. Das Hotel Atlantis sollte mit 100 Metern Höhe das größte Gebäude der Insel werden. 33 Stockwerke, 3.000 Betten, 1.500 Parkplätze in der Tiefgarage.
    Ein noch größerer Gigant. Doch dagegen formierte sich eine Bürgerinitiative, die schließlich mithilfe des Landes Schleswig-Holstein den Bau verhindern konnte. Das „Kulturjournal“ erzählt in der dreiteiligen Reihe „Wieso steht das da? Giganten am Meer“ die Geschichte des Kurzentrums auf Sylt und wie in Westerland fast noch ein weiterer Gigant entstanden wäre. In den anderen beiden Folgen in den darauffolgenden Wochen widmen sich die Beiträge dem vom dänischen Architekten Arne Jacobsen geplanten Ferienzentrum auf Fehmarn und dem Hotel Maritim in Travemünde.
    Wie G20 eine Familie veränderte: Katrin Seddigs Roman „Sicherheitszone“
    Es sollte ein friedlicher Gipfel werden, so kündigten die Verantwortlichen im Vorfeld an. Gekommen ist es anders: Beim G20-Gipfel in Hamburg 2017 gab es schwere Krawalle und Gewalt zwischen Polizei und Demonstrierenden. Besonders umstritten war die Auflösung der Demonstration Welcome to hell. Schriftstellerin Katrin Seddig hat die Auseinandersetzungen zwischen BefürworterInnen und KritikerInnen zum Thema ihres neuen Romans gemacht: „Sicherheitszone“. Sie beschreibt den Gipfel aus der Perspektive einer Familie, die ohnehin schon auseinanderbricht: Der Vater hat eine Geliebte und ist ausgezogen, die Mutter sucht einen Neuanfang im Leben und die Geschwister haben sich voneinander entfremdet.
    Denn der Sohn ist Polizist, bereitet sich auf seinen Einsatz beim Gipfel vor, die Tochter engagiert sich bei Jugend gegen G20. Am Beispiel dieser Familie erzählt Katrin Seddig von den verschiedenen Fronten in der Gesellschaft, sie zeigt alle Seiten mit ihren jeweiligen Widersprüchen und blinden Flecken. „Sicherheitszone“ (Rowohlt Berlin) ist ein großer Familienroman und eine G20-Geschichte zugleich, das „NDR Buch des Monats“.
    Der Mann an der Harfe: Star-Musiker Xavier de Maistre
    Die Harfe ist nicht unbedingt das richtige Instrument, wenn man als Musiker eine Solokarriere machen will. Und auch das Standardrepertoire ist für sie sehr begrenzt. Der französische Harfenist Xavier de Maistre hat es trotzdem versucht und Weltkarriere gemacht. Neben klassischen Kompositionen, zum Beispiel von Debussy oder Smetana, spielt er auch Flamenco oder zeitgenössische Musik. Beim diesjährigen Schleswig-Holstein Musik Festival ist er Porträtkünstler. Wegen Corona mit weniger Auftritten als geplant, aber er spielt unter anderem mit dem Mahler Chamber Orchestra oder Daniel Hope. Am 29. August wird de Maistre in der Elbphilharmonie auftreten, im Oktober erscheint sein neues Album mit Rolando Villazón. Das „Kulturjournal“ porträtiert den ungewöhnlichen Musiker.
    Von Hamburg in den Syrienkrieg: der Spielfilm „Nur ein Augenblick“
    Seit Jahren sind die Bilder der Kämpfe in Syrien zu sehen, die Geschichten Geflüchteter zu hören. Und trotzdem ist der Krieg für viele Menschen weit weg. Der Spielfilm „Nur ein Augenblick“ schafft es, einem den Konflikt nahezubringen. Und er macht deutlich, warum ein Mensch zur Waffe greift: Im Mittelpunkt steht ein junger Syrer, der in Hamburg wohnt. Er führt hier ein normales Leben, studiert, hat eine schwangere Freundin. Doch dann erfährt er, dass sein Bruder in Syrien im Gefängnis ist. Er beschließt, ihn zu besuchen und ist plötzlich mitten drin im Kriegsgeschehen. Und die ZuschauerInnen mit ihm. Regisseurin Randa Chahoud hat für ihren Film intensiv recherchiert. Sie ist selbst Tochter eines Syrers und einer deutschen Politikwissenschaftlerin, beschäftigt sich seit Ausbruch des Bürgerkriegs mit dem Konflikt. Ihr Film „Nur ein Augenblick“ ist seit dem 13. August im Kino zu sehen. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 17.08.2020NDR
  • Folge 3
    Wieso steht das da? Giganten am Meer: der Hochhauskomplex von Arne Jacobsen auf Fehmarn
    Es sind drei Türme, auf der einen Seite komplett ohne Fenster, zur Meerseite voll mit Fenstern. Das Versprechen: jedes Zimmer hat Meerblick. Der Name: IFA-Fernblickhäuser. Und der ferne Blick geht von Burgtiefe auf Fehmarn raus auf die Ostsee. Entworfen haben sie niemand Geringeres als der dänische Designer und Stararchitekt Arne Jacobsen und sein Partner Otto Weitling. Der Plan für diese Häuser entstand in den 1960er-Jahren. Es war das Jahrzehnt, als die Fehmarnsundbrücke gebaut und damit die Insel mit dem Festland verbunden wurde. Der Tourismus fing an zu boomen, Unterkünfte mussten her. Der Plan der Architekten: Respekt für die Landschaft und behutsame Eingriffe.
    So schufen sie auch ein „Haus des Gastes“ als Zentrum und ein Wellenbad. Und eben die drei Türme. Nur sollten die mit vier Stockwerken eigentlich wesentlich niedriger ausfallen. Doch das Baukonsortium drängte auf mehr Zimmer, um wirtschaftlicher zu sein. Das Ergebnis: Statt vier Etagen wurden es ganze 17. Nun stehen diese drei Klötze seit den 1970er-Jahren am Südstrand von Fehmarn. Das „Kulturjournal“ widmet sich in seiner dreiteiligen Reihe „Wieso steht das da? Giganten am Meer“ diesen Fernblickhäusern, spricht mit Insulaner*innen, Urlauber*innen und Denkmalschützer*innen über diese gleich drei Giganten.
    Corona und die Schule: Wie klappt der Unterricht im Ausnahmezustand?
    In Niedersachsen beginnt das neue Schuljahr nach den Sommerferien am 27. August. In Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg läuft der Unterricht schon wieder. Es war ein Schulstart mit mulmigem Gefühl: Wie lang wird es gut gehen bis zur nächsten Schulschließung? Lehrer*innen fürchten, sich anzustecken und fühlen sich nicht gut vorbereitet auf die neue Situation. Schüler*innen schwitzen unter Masken und können sich kaum auf den Lehrstoff konzentrieren. Und viele fürchten, zurück ins Homeschooling zu müssen. Dazu die uneinheitlichen Regelungen. Das „Kulturjournal“ hat an zwei Schulen in Wedel den Unterricht im Ausnahmezustand beobachtet.
    Graphic Novel über Depressionen: Ambra Durantes „Black Box Blues“
    Was Depressionen genannt wird, ist für Ambra Durante ein leeres Wort, ein Stempel, den sie nicht benutzen will. Eine erst 19 Jahre alte Autorin und Comiczeichnerin aus Mecklenburg-Vorpommern, die ihre Gefühle in der berührenden Graphic Novel „Black Box Blues“ (Wallstein Verlag) zeigt. Sie hat gezeichnet, als es ihr schlecht ging. Worte waren zu schal, zu pauschal für diese Phasen tiefster Dunkelheit. Zeichnen als existenzieller Versuch der Selbstrettung. So eindringlich in Text und Bild, dass es einen umhaut. Extrem persönlich, aber auch hilfreich für andere Betroffene und für ihre Familie, der das Buch half, besser zu verstehen, was in ihr vor sich ging.
    Die Bürger*innen und ihr Künstler: Ernst-Barlach-Ausstellung in Güstrow
    „Barlachstadt“ nennt sich die Stadt Güstrow stolz, viele Menschen hier fühlen sich dem Künstler und Schriftsteller verbunden. Ab 1910 lebte Ernst Barlach (1870 – 1938) in der mecklenburgischen Residenzstadt. In dieser Zeit wurde er vor allem mit seinen Skulpturen zu einem renommierten und vielfach geehrten Künstler. Als die Nazis an die Macht kamen, galt Barlach plötzlich als entarteter Künstler und durfte nicht mehr ausstellen. Heute gibt es in Güstrow die Ernst Barlach Museen. Für eine Sonderausstellung zum 150. Geburtstag des Künstlers durften die Bürger*innen der Stadt Exponate einreichen, Erinnerungsstücke und Kunstwerke, sich mit dem Werk auseinandersetzen, wie zum Beispiel mit der Skulptur „Der Schwebende“, die im Güstrower Dom hängt. Das „Kulturjournal“ stellt die Ausstellung vor und trifft zwei Künstler*innen, die Arbeiten dafür ausgesucht haben: „Barlach im Alltag – Alltag bei Barlach“ (bis 27. September). (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 24.08.2020NDR
  • Folge 4
    Wieso steht das da? Giganten am Meer – Das Maritim in Travemünde Das 36-stöckige Maritim in Travemünde bietet einen traumhaftem Blick auf die Ostsee und war einst das „Leuchtfeuer des Westens“ im ehemaligen „Zonenrandgebiet“ der Lübecker Bucht. Die siebziger Jahre Hotelvision mit Pool, Kongresszentrum und angeschlossenen Apartments mit eigenem Eingang ist heute denkmalgeschützt. Es ist vielleicht nicht mehr ganz so strahlend wie damals, aber immer noch in Betrieb und beliebt. Von Beginn an als Bau umstritten, ragt der Gigant hoch über die Silhouette des altehrwürdigen Seebades heraus.
    Zum Abschluss seiner dreiteiligen Reihe „Wieso steht das da? – Giganten am Meer“ ergründet das „Kulturjournal“ diesen Hotelturm, spricht mit Gegnern und Denkmalschützern, Bewohnern und dem ersten Hoteldirektor. Ein hanseatischer Mythos – Der Großsegler „Peking“ kommt zurück nach Hamburg Einer der letzten legendären Frachtgroßsegler der Hamburger Laeisz-Reederei kommt restauriert und frisch lackiert in seinen Heimathafen. Am 7. September wird die „Peking“ in Hamburg einlaufen, eine Viermastbark von 1911, die zum Publikumsmagnet des künftigen Hafenmuseums werden soll.
    Doch der imposante maritime Eyecatcher, zählt auch zu einer der dunklen Seiten der Hamburger Geschichte: Die „Peking“ transportierte Salpeter aus Chile nach Deutschland. Sie gehörte zu einem immer effizienteren System der Ausbeutung von Menschen und Bodenschätzen und machte das reiche Hamburg noch reicher. Um welchen Preis – auch davon soll das neue Museum erzählen. Von Kriegskindern und Kindeskindern – Der Roman „Nebelkinder“ von Stefanie Gregg Es ist ein Buch gegen das Schweigen über Traumata, Verluste und Unverständnis.
    Ein Buch von der Sehnsucht nach Sicherheit, nicht formulierter Bedürfnisse. Ein Buch über Kriegskinder und deren Kinder, die Enkel der Kriegsgeneration – die eigentlich nichts mehr mit dem Zweiten Weltkrieg zu tun haben. Und doch hat die Autorin Stefanie Gregg, selbst Kriegsenkelin, jetzt darüber den berührenden Roman „Nebelkinder“ geschrieben. Ein Familienroman, der sich über drei Generationen spannt – und in dem sie versucht, alles das zur Sprache zu bringen, was vorher wohlweislich nie erzählt wurde. Für das „Kulturjournal“ trifft Julia Westlake am Vorabend des Jahrestages des Kriegsausbruchs am 1. September 1939 Stefanie Gregg, um mit ihr über die Schatten der Vergangenheit zu sprechen und wie schwer es ist, sie abzuschütteln.
    Eine Stadt und ihr Trauma – Ein Roman über den Massenselbstmord in Demmin In der vorpommerschen Stadt fand im Mai 1945 einer der größten Massensuizide der deutschen Geschichte statt. Hunderte Menschen brachten sich in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs aus Angst vor der anrückenden Roten Armee um. Die Einwohner erhängten sich, erschossen sich oder ertränkten sich im Fluss. Über dieses Drama wurde zu DDR-Zeiten geschwiegen, die Geschichte passte nicht zur Freundschaft mit der Sowjetunion.
    Erst nach dem Mauerfall begann zögerlich die Aufarbeitung und es entstanden Dokumentarfilme und Sachbücher. Diese Geschichte beschäftigt die Menschen in Demmin noch heute. Die Autorin Verena Keßler hat jetzt den Roman „Die Gespenster von Demmin“ vor dem Hintergrund des Massensuizids geschrieben. Im Mittelpunkt steht eine alte Frau, die den Massenselbstmord noch selbst erlebt hat und ein junges Mädchen, das den Tod seines Bruders verarbeiten muss. Ein eindrückliches Buch, in dem es auch darum geht, wie die Wunden oder Narben des Krieges bis heute wirken. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 31.08.2020NDR
  • Folge 5
    Glückliche Kühe gegen Massentierhaltung: Streit um Kinderbücher Der Biohof in bunten Farben, die Massentierhaltung in Grau. Glückliche Schweine auf der Wiese, gesichtslose Schweine im Stall. Weil das Kinderbuch „Alles lecker!“ industrielle Tierhaltung kritisierte, protestierten Bauern im vergangenen Jahr gegen den Klett-Kinderbuch-Verlag. Nachdem der Verlag die Bücher überarbeitet hat, protestierten vor kurzem unter anderem Tierschützer*innen. Und nun hat der Verlag ein neues Buch zum Thema veröffentlicht: „Das wahre Leben der Bauernhoftiere“.
    Die fast fotorealistischen Bilder von Lena Zeise zeigen die Tiere nicht gutgelaunt auf der grünen Wiese, sondern laut Verlagsbeschreibung „so, wie sie heute wirklich leben“. Doch wieder gibt es Streit um das Buch. Warum polarisiert das Thema Tierhaltung so stark? Das Kulturjournal spricht unter anderem mit Vertreter*innen des Verlages und des Vereins Animal Rights Watch. Gefahr für die Meinungsfreiheit? Cancel Culture und die Folgen Cancel Culture, das heißt auf Deutsch so viel wie „Kultur absagen“ oder auch „Abbruchkultur“: Menschen oder auch Organisationen, denen beleidigende, diskriminierende Äußerungen bzw.
    Handlungen vorgeworfen werden, sollen dafür boykottiert werden. Die Forderung ihrer Kritiker: deren Bücher sollen nicht gedruckt, deren Auftritte abgesagt werden. Das Phänomen trat zuerst in Amerika auf, aber inzwischen gibt es auch Fälle in Deutschland. Es betraf die Kabarettistin Lisa Eckhart, Dieter Nuhr oder auch Regisseur Woody Allen, dessen deutsche Ausgabe seiner Autobiografie verhindert werden sollte.
    Ist das eine berechtigte öffentliche Sanktion? Oder wird dadurch die freie Diskussion eingeschränkt? Der Streit darüber ist Thema der aktuellen NDR Debatte mit dem Titel „Cancel Culture – lieber absagen als aushalten?“. Im „Kulturjournal“ diskutieren die Journalisten Sascha Lobo (u.a. Blogger) und Ulf Poschardt (Chefredakteur „Die Welt“). Die Suche nach dem Sinn im Unsinn. Helge Schneiders neues Album Gerade ist er 65 Jahre alt geworden und hat sich und seinen Fans zum Geburtstag ein neues Album geschenkt. Für „Mama“ hat er nicht nur die Songs geschrieben, sondern auch von der Rumbarassel bis zum Jagdwursthorn alle Instrumente selbst eingespielt.
    Von Rente kann also keine Rede sein. Helge Schneider, Allroundtalent aus Mülheim an der Ruhr, is back! Mit seinem schrägen Humor, legendär die Songs „Katzeklo“ oder „Fitze Fatze“, begeistert er seit Jahren ein Millionenpublikum. Immer wieder verblüfft er damit, wie viel Sinn er im Unsinn entdeckt. Gerade hat er seine Tournee begonnen. Am 9. September ist er in Hamburg zu Gast. Das „Kulturjournal“ mit einem Beitrag über einen Entertainer, für den Witz und Welterkenntnis ganz nahe beieinander liegen.
    „Grandma Freud“: Film über das Leben der Sexualtherapeutin Ruth Westheimer Herzerfrischendes Lachen, den Schalk im Nacken und keine Angst vor Tabus: Wenn sie vor ihr Publikum tritt, wirkt Ruth Westheimer auch heute noch wie ein junges Mädchen. Mit 92 Jahren hält sie Vorträge über Sex, schreibt Bücher und unterrichtet. In den USA hat sie längst Kultstatus. Und auch hierzulande gilt sie als Grande Dame der Sexualtherapie.
    Ihr ganzes Leben lang hat sie klar Stellung bezogen, während der Aids-Hysterie gegen Homophobie gekämpft, sich in der Abtreibungsdebatte für die freie Entscheidung der Frauen engagiert und queere Rechte verteidigt. Auch heute noch ist sie da, wo es brennt. Kurz vor ihrem 92. Geburtstag am 4. Juni nahm sie in New York an den Protesten der „Black Lives Matter“-Bewegung gegen Rassismus und Polizeigewalt teil. In „Fragen Sie Dr. Ruth“ erzählt Regisseur und Produzent Ryan White mit Archivmaterial, aktuellen Interviews und animierten Passagen ihr bewegtes und bewegendes Leben.
    Ende August ist der Dokumentarfilm in den Kinos gestartet. Flucht aus Hannover: Roman über den Künstler Kurt Schwitters Er wollte eine neue, eine freie Kunst: Der Dichter, Grafiker und Maler Kurt Schwitters (1887 – 1948) schuf in Hannover mit seinem „Merz“ eine eigene Form, angelehnt an „Dada“. Abfall, Reklame, Zeitungsausschnitte, für ihn alles Material für Collagen und eine große Raumskulptur, den „Merzbau“. Doch die Nazis bannten seine Kunst als „entartet“ und Schwitters musste fliehen: zuerst nach Norwegen, dann nach England.
    Im Exil lebte der Künstler in Armut, zwischenzeitlich war er sogar in einem Internierungslager. Die Schriftstellerin Ulrike Draesner hat nun einen Roman über die Flucht und die letzten Lebensjahre von Kurt Schwitters veröffentlicht. Für die leidvolle Fluchtgeschichte und für sein einzigartiges Werk hat sie eine eigene, poetische Sprache gefunden: „Schwitters“ (Penguin Verlag) ist das „NDR Buch des Monats“. Das „Kulturjournal“ trifft Ulrike Draesner im Sprengel Museum Hannover, wo heute viele seiner Werke und auch eine Rekonstruktion des Merzbaus zu sehen sind. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.09.2020NDR
  • Folge 6
    Der Meeresspiegel steigt: beeindruckender Dokumentarfilm über eine weltweite Bedrohung Es steht außer Frage, dass der Meeresspiegel steigt. Nur wie viele Zentimeter oder gar Meter werden es? Wissenschaftler*innen auf der ganzen Welt sind auf der Suche nach der richtigen Prognose. Wenn sie sich verschätzen, sind die Kosten immens hoch. Allein die Küstenstädte könnten jedes Jahr Schäden von einer Billion Dollar haben, glauben die Forscher*innen. Und auch, dass es Gebiete geben wird, die in der Form wie heute nicht gehalten werden können.
    Wie also können die Küsten vor dem Wasser geschützt werden? Und vor allem: bis zu welchem Anstieg des Meeresspiegels? Der Film „66 Meter“ geht dieser Frage mit beeindruckenden Bildern und schockierenden Fakten nach. Er läuft jetzt auf dem internationalen Green Screen Naturfilmfestival in Eckernförde, dem größten dieses Genres in Europa. Vom Ernährer des Landes zum Buhmann der Nation: ein Buch über Bauern Früher wurden die Bauern geachtet, denn man hat sie gebraucht: Sie ernährten die Menschen in der Stadt. Heute gibt es Lebensmittel en masse auf dem Weltmarkt, und viele Bauern fühlen sich von der Politik gegängelt und von den Städtern als Umweltsünder oder Tierquäler verachtet.
    Die Autorin und Journalistin Uta Ruge ist selbst auf einem Bauernhof in Niedersachsen groß geworden und hat nun ein Buch über den Wandel der Landwirtschaft geschrieben: In „Bauern, Land“ (Kunstmann Verlag) erzählt sie am Beispiel ihres Heimatdorfes Neubachenbruch im Landkreis Cuxhaven, wie das Leben auf dem Land sich radikal verändert hat; von der Ansiedlung und Urbanmachung des Moores im 18. Jahrhundert über die Industrialisierung des Ackerbaus, die EU-Agrarpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg bis zum heutigen Höfesterben.
    Die Historie verknüpft sie mit persönlichen Erinnerungen aus ihrer Kindheit und dem Alltag der Bauern heute. Das „Kulturjournal“ trifft sie auf dem heimatlichen Bauernhof, der heute von ihrem Bruder bewirtschaftet wird. Die großen Verlierer? Kinobetreiber*innen und Corona Endlich, dachten sich die meisten Kinobetreiber*innen, als sie nach rund drei Monaten in ihren Kinosälen wieder Publikum empfangen durften.
    Unter strengen Hygienevorschriften, versteht sich. Und von Bundesland zu Bundesland verschieden. Doch die Lage ist alles andere als entspannt für die Betreiber*innen: die Säle können mit Einhaltung des Mindestabstandes von 1,5 Metern nur zu 20 Prozent gefüllt werden. Das Publikum kommt sehr zögerlich, zu sehr hat es sich ans Streaming auf der heimischen Couch gewöhnt. Und vor allem braucht es neue, gute Filme. Die sind derzeit auch Mangelware. Sind also die Kinobetreiber*innen die großen Verlierer in Zeiten von Corona? Das „Kulturjournal“ fragt nach in Rendsburg und Osnabrück, stellvertretend für den ganzen Norden.
    „Das Meer in meinem Zimmer“: eine Familiengeschichte an der Nordsee Ein beeindruckender Familienroman, in dem das norddeutsche Wattenmeer eine ganz besondere Rolle spielt: Jana Scheerer erzählt in ihrem Buch „Das Meer in meinem Zimmer“ (Schöffling & Co.) von einer Familie, die auf einer Nordseeinsel lebt. Der Vater ist psychisch krank, besessen auf der Suche nach einem Schiffswrack. Die Familie leidet unter seinen Obsessionen.
    Schriftstellerin Jana Scheerer beschreibt einfühlsam aus der Kinderperspektive, was es bedeutet, mit einem kranken Vater aufzuwachsen und mit einer Mutter, die Probleme lieber ausblendet. Obwohl das Thema ernst ist, erzählt Jana Scheerer mit Leichtigkeit und immer wieder auch mit Situationskomik. Das „Kulturjournal“ trifft die Autorin und stellt ihren Roman vor. Exil in Deutschland: Aktion der Körber-Stiftung zum Ankommen in Deutschland Vor fünf Jahren sagte Angela Merkel den mittlerweile historischen Satz: „Wir schaffen das!“.
    Aber wie haben es diejenigen geschafft, die seit fünf Jahren hier sind? Welche Herausforderungen hatten sie zu bewältigen, welche Gedanken beschäftigen sie? Ein philippinischer Bischof, ein iranischer Journalist und ein afghanisches Model erzählen von den Schwierigkeiten des Alltags im deutschen Exil und vom Verlust ihres früheren Lebens. Es sind drei von 1,6 Millionen Menschen, die seit 2015 in Deutschland Zuflucht gefunden haben. Gerade sind ihre Gesichter zu sehen auf großen Plakaten im Rahmen einer Kampagne der Hamburger Körber-Stiftung mit dem Titel „Neues Leben im Exil“. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 14.09.2020NDR
  • Folge 7
    Hass im Netz: Warum gerade Frauen zur Zielscheibe werden Die Fridays-For-Future-Aktivistin Luisa Neubauer erlebt mit jeder öffentlichen Äußerung eine weitere Steigerung des Shitstorms im Netz. Die Kommentare verunglimpfen meist nicht ihre politische Meinung, sondern ihre Person. Sie sind oft sexistisch, erniedrigend und richten sich gegen sie als Frau. Janine Wissler, Fraktionsvorsitzende der Partei Die Linke in Hessen und Kandidatin für den Bundesvorsitz ihrer Partei, ist Empfängerin mehrerer Drohschreiben mit dem Absender NSU 2.0. Darin: Beschimpfungen und die Drohung, dass ihr am „Tag X“ die Polizei nicht helfen werde.
    Der „Tag X“ ist eine rechtsterroristische Idee, die einen Bürgerkrieg herbeisehnt, in dem alle Gegner umgebracht werden. Wissler gehört zu den engagiertesten Kämpferinnen gegen Rassismus und Rechtsextremismus. Die meisten Empfänger*innen der inzwischen zahlreichen Hassschreiben des NSU 2.0 sind Frauen. Doch wer sind die Hater, die Bedroher? Warum richtet sich der Hass so sehr gegen Frauen? Von wegen Gleichberechtigung! Frauen im Kunstmarkt Sie unterrichtet an der Hamburger Kunsthochschule, ist auf Messen vertreten, hat Einzelausstellungen.
    Angela Bulloch ist in der Kunstwelt angekommen und etabliert. Erst durch die Recherchen von „Kulturjournal“ hat sie angefangen, sich mit dem Fakt auseinanderzusetzen, dass es eine strukturelle Ungleichbehandlung von Künstler*innen gibt: Auf der ART COLOGNE im letzten Jahr wurden zu 76 Prozent Werke von Männern gezeigt und nur zu 24 Prozent von Frauen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 liegt der Gender Pay Gap in der Berliner Kunstszene bei 28 Prozent, somit verdienen Künstler*innen knapp ein Drittel weniger als Künstler.
    Warum ist das so? Das „Kulturjournal“ hat sich durch die Statistiken gewälzt und spricht neben Angela Bulloch noch mit einer Hamburger Galeristin. Feiern unter Corona-Bedingungen: Start des Reeperbahn Festivals Es ist das größte Clubfestival Europas: das Reeperbahn Festival. Über 100 Spielorte, über 50.000 Besucher*innen, 600 Konzerte. Vom 16. bis 19. September findet auch dieses Jahr das Reeperbahn Festival statt. Unter Corona-Bedingungen. Mit Maske und Abstand statt Tanzen und Menschenmassen.
    Wie ist es für Bands, unter solchen Bedingungen zu spielen? Wie empfinden die Besucher*innen das Feiern unter Hygienebedingungen. Das „Kulturjournal“ begleitet die Band Odd Couple bei ihrem Auftritt, spricht mit einem Tontechniker und dem Veranstalter des Reeperbahn Festivals. Abstand auf der Bühne: Spielzeitauftakt am Schauspiel Hannover Wie spielt man eine Liebesszene, wenn man auf der Bühne 1,5 Meter Abstand halten muss? Wie stellt man eine enge Freundschaft zwischen zwei Männern dar, die sich seit Kindertagen kennen, vertrauen? Wie sehr greift Corona in den Theateralltag ein? Das „Kulturjournal“ begleitet den Spielzeitauftakt mit der Premiere von „Don Karlos“ am Schauspiel Hannover (18. September) und spricht mit Schauspieler*innen, Regisseurin und Publikum.
    Menschenfreund mit Kamera: der Hamburger Fotograf Walter Schels An den Schwarz-Weiß-Bildern von Walter Schels kann man das Leben studieren: Er fotografierte die Hände von Prominenten und schaffte überraschende Einblicke in ihre Persönlichkeit. Er porträtierte Transmenschen auf dem Weg zur Geschlechtsangleichung.
    Er machte Fotos von schwerkranken Hospizbewohner*innen, vor und nach ihrem Tod. Der 84-jährige Fotograf, der für seine klaren, geordneten Bilder und seine eindrücklichen Porträts gefeiert wird, ist ein großer Menschenkenner und Menschenfreund. Aber auch seine Tierfotos sind herausragend, er fotografiert die Tiere, weil sie sich vor der Kamera nicht verstellen können. Jetzt veröffentlicht Walter Schels gemeinsam mit seiner Frau Beate Lakotta eine Auswahl aus seinem Archiv als Memory-Spiele. Anlass für einen Atelierbesuch in Hamburg. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 21.09.2020NDR
  • Folge 8 (40 Min.)
    Wenn Mütter Mütter mobben: das Phänomen Mom-Shaming Du stillst immer noch? Aber dein Kind ist doch schon zwei Jahre alt! Wie kann man denn wieder arbeiten gehen, ein Jahr nach der Geburt? Dein Kind braucht dich doch! Wie, du fütterst nur Gläschen? Das sind typische Aussagen, mit denen Mütter andere Mütter konfrontieren, sie für ihre Art der Erziehung kritisieren und damit beschämen. Solidarität zwischen Müttern, mitunter ein Fremdwort. Stattdessen hagelt es Kritik, von anderen Müttern, aus der eigenen Familie, von Fremden.
    Auf dem Spielplatz, im Supermarkt, in den sozialen Medien. Mom-Shaming heißt dieses Phänomen. Die vierfache Mutter und Therapeutin Katharina Pommer hat darüber ein Buch geschrieben: „Stop Mom Shaming“ (Goldegg Verlag). Reporterin Nadia Kailouli hat sie und andere Mütter getroffen und über Mütter-Mobbing de luxe gesprochen. Mehr als die Ulknudel der Nation! Dokumentarfilm über Helga Feddersen Im Fernsehen und im Theater spielte Helga Feddersen die Ulknudel und wurde dafür vom Publikum geliebt.
    Aber hinter der Figur der Ulknudel steckte ein verletzlicher Mensch und eine kluge ernsthafte Künstlerin: Als Autorin schrieb Helga Feddersen selbst Fernsehspiele, dichtete Songtexte. Als Schauspielerin war sie in Literaturverfilmungen wie „Die Buddenbrooks“ oder „Tadellöser & Wolff“ zu sehen, arbeitete mit Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder. Ihre Arbeit wurde immer wieder durch Krankheit erschwert. Und doch verausgabte sie sich für ihr Publikum. Mit nur 60 Jahren starb sie nach mehreren Krebserkrankungen.
    Der Film „HELGA. Die zwei Gesichter der Feddersen“ erzählt nun die wechselvolle Geschichte einer außergewöhnlichen Frau. Regisseur Oliver Schwabe sprach für das Porträt mit Freunden und Weggefährten wie Dieter Hallervorden oder Karl Dall. Die NDR Produktion läuft am 1. Oktober beim Hamburger Filmfest und am 6. Oktober im NDR Fernsehen. Weltpremiere auf dem Filmfest Hamburg: Spielfilm über Rainer Werner Fassbinder Er sollte in Cannes gezeigt werden und eröffnet nun das Hamburger Filmfest: „Enfant Terrible“, eine filmische Annäherung an Rainer Werner Fassbinder von Oskar Roehler (Kinostart 1. Oktober).
    Der Film ist eine große Verbeugung vor der Ikone des deutschen Films. Roehler zeigt den legendären Filmemacher, sensationell gespielt von Oliver Masucci, ausschließlich in seinem hermetisch wirkenden mehr oder weniger privaten Kosmos, mit seinem Ensemble, bei der Arbeit. Das „Kulturjournal“ diskutiert, ob die filmische Annäherung an Fassbinder gelungen ist.
    Initiative Wir sind der Osten: mit neuem Selbstbewusstsein im 30. Jahr der Wiedervereinigung Deutschland ist seit 30 Jahren wiedervereinigt. Doch noch immer ist nicht zusammengewachsen, was doch vermeintlich zusammengehört: Fast alle Statistiken zur Lage der Nation, welche Aspekte sie auch aufgreifen, zeigen ein geteiltes Land. Ostdeutsch zu sein, wird vielerorts als zweitrangig empfunden, ostdeutsche Geschichte und Perspektiven sind im öffentlichen Diskurs weniger präsent.
    Um dem entgegenzuwirken hat sich die Initiative Wir sind der Osten formiert. Das „Kulturjournal“ spricht mit einer der Gründerinnen, Melanie Stein, und diskutiert die Beweggründe, was schiefgelaufen ist und was sich ändern muss. Sexismus in der Kunst? Streit um Historiengemälde in der Kunsthalle Hamburg Ist das Gemälde sexistisch und muss dementsprechend offensiv mit einem erklärenden Begleittext versehen werden? Oder ist es nur Ausdruck seiner Zeit? In der Hamburger Kunsthalle ist das Monumentalgemälde „Der Einzug Karls V. in Antwerpen“ ab dem 1. Oktober wieder zu sehen, erstmals seit vier Jahren.
    Es zeigt unbekleidete Frauen zu Füßen eines männlichen Herrschers in Siegerpose. Deutlicher lassen sich Machtverhältnisse wohl nicht darstellen. Nicht nur aus heutiger Sicht. Und doch: wie dem Gemälde und seiner Entstehungszeit gerecht werden? Und wie mit dem heutigen Empfinden gegenüber einem politisch wenig korrekten Gemälde? Das „Kulturjournal“ bittet zum Schlagabtausch: Stevie Schmiedel vom Frauenrechte-Verein Pinkstinks und Alexander Klar, Direktor der Kunsthalle. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 28.09.2020NDR
  • Folge 9 (50 Min.)
    Sterben die deutschen Innenstädte? Das „Kulturjournal“ unterwegs in Norddeutschland 50.000 Geschäfte in den deutschen Innenstädten stehen vor dem Aus. Durch Corona. Davor warnt der Handelsverband Deutschland (HDE). Doch die Pandemie ist nicht das einzige Problem der Läden in den Fußgängerzonen. Auch der Strukturwandel im Einzelhandel und die Digitalisierung führen dazu, dass es mehr als fraglich ist, wie die Zukunft der Innenstädte in Deutschland aussieht. Denn schon jetzt gibt es, durch Corona noch einmal beschleunigt, geschlossene Warenhäuser, leer stehende Geschäfte, verrammelte Boutiquen im Zentrum vieler Städte.
    Bei einer Befragung aus dem vergangenen Jahr von mehr als 59.000 Innenstadtbesuchern in 116 Städten bekam die Innenstadt im Schnitt nur die Note „Drei plus“. Das Stadtzentrum muss sich neu erfinden. Nur wie? Das „Kulturjournal“ geht auf Spurensuche in Lübeck und Elmshorn. Zeitreise in die 1950er-Jahre: Neues von der Bestsellerautorin Carmen Korn Ihre „Jahrhundert-Trilogie“ machte Carmen Korn zur Bestsellerautorin: In drei Romanen („Töchter einer neuen Zeit“, „Zeiten des Aufbruchs“ und „Zeitenwende“) erzählte sie die Geschichte von vier Hamburger Frauen über mehrere Jahrzehnte.
    Die Art, wie sie dabei die große Zeitgeschichte mit den Erlebnissen ihrer Romanfiguren verbunden hat, begeisterte viele Leser*innen. Jetzt erscheint als Auftakt einer zweibändigen Drei-Städte-Saga der Roman „Und die Welt war jung“. Carmen Korn schreibt diesmal über drei befreundete Familien in Hamburg, Köln und San Remo. Es beginnt in den 1950er-Jahren.
    Und wieder verbindet die Schriftstellerin die großen Themen der Zeit wie den Wiederaufbau oder die Aufarbeitung des Zweiten Weltkriegs mit den persönlichen Geschichten der Familien. Um das Buch vorzustellen, trifft das „Kulturjournal“ Carmen Korn zu einer Zeitreise in die 1950er-Jahre. Am 15. Oktober wird Carmen Korn ihren Roman außerdem in der NDR Reihe „Der Norden liest“ in Hamburg vorstellen (19 Uhr im Theater im Park, Hamburg-Bergedorf). Die Lesung wird live als Stream auf ndr.de gezeigt. „I Am Greta“: Film über Gretas Kampf für das Klima Sie war 15 Jahre alt, als sie sich zum ersten Mal öffentlich für den Klimaschutz einsetzte.
    „Skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik fürs Klima) stand auf dem Plakat, mit dem sie sich am 20. August 2018, dem Ende der Sommerferien in Schweden, in Stockholm vor das Parlamentsgebäude setzte. Dort demonstrierte sie jeden Tag bis zur Wahl des Schwedischen Reichstags am 9. September 2018, danach einmal die Woche. Immer mehr Jugendliche schlossen sich unter dem Motto Fridays for Future an. Mittlerweile ist Greta Thunberg zur Ikone einer weltweiten Bewegung für den Klimaschutz geworden.
    Dafür wurde sie mit dem Menschenrechtspreis von Amnesty International und dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Das „Time Magazine“ kürte sie zur Person des Jahres 2019. Wie wurde aus dem schüchternen Mädchen eine weltberühmte Aktivistin und ein Vorbild für Millionen Menschen? Regisseur Nathan Grossman und sein Team haben Greta Thunberg über ein Jahr lang begleitet. Am 16. Oktober kommt „I Am Greta“ in die deutschen Kinos.
    Singen trotz Corona! Zu Besuch bei einem Chor Chorsingen in Coronazeiten? Wie soll das gehen? Wo doch Singen als besonders schlimme Virenschleuder gilt. Deshalb haben die Chöre in Norddeutschland eine coronabedingte Zwangspause eingelegt. Manche fangen jetzt unter strengen Hygienebedingungen wieder an zu proben. Die Risikopatienten bleiben zu Hause. Die anderen singen in kleineren Gruppen, zum Teil mit 2,5 Metern Abstand. Wie beim Kirchenchor in Rellingen in Schleswig-Holstein. Das „Kulturjournal“ begleitet den Kantor Oliver Schmidt, der seit zwei Wochen wieder mit seinem Chor im großen Gemeindesaal probt.
    Das „Kulturjournal“ zeigt, wie das geht und wie es sich für die Beteiligten anfühlt. Psychogramm zweier Kunstliebhaber: die Sammlung Helmut und Loki Schmidt Kunst gehörte zu ihrem Leben: Helmut und Loki Schmidt waren beide leidenschaftliche Sammler. Als Bundeskanzler ließ Helmut Schmidt vor dem Bonner Kanzleramt eine Bronzeskulptur des Bildhauers Henry Moore aufstellen, auf Staatsbesuch in der DDR fuhr er nach Güstrow, um sich die Skulptur „Der Schwebende“ von Ernst Barlach anzugucken.
    Und das Privathaus der Schmidts in Hamburg-Langenhorn ist voll mit Kunstwerken. Eigentlich gibt es keinen freien Fleck an den Wänden und in zahlreichen Vitrinen und Regalen sind diverse Objekte versammelt. Dabei ist in der Masse durchaus auch Klasse dabei: Werke von Barlach, Chagall, Goya, Kokoschka, Modersohn-Becker, Heinrich Zille. Erstmals ist die Privatsammlung des prominenten Ehepaares jetzt in einem Museum zu sehen, „Kanzlers Kunst“, ab 4. Oktober im Ernst Barlach Haus in Hamburg. Und das „Kulturjournal“ liefert das Psychogramm des prominenten Paares anhand seiner Sammelleidenschaft. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 05.10.2020NDR
  • Folge 10 (40 Min.)
    Zwischen Starkregen und Dürrephasen: Wie der Klimawandel Städte herausfordert Die Wetterextreme nehmen zu, auch hier im Norden. Die Sommer werden heißer, es gibt stärkeren Regen, mehr Wind und Orkane. Was heißt das für den Städtebau, für die Nachverdichtung, weil Wohnungen fehlen? Wird man es sich in Zukunft leisten können, so viele Flächen zu versiegeln, sodass Wasser nicht mehr ablaufen kann und kanalisiert werden muss? Wo und wie kann Wasser gebunden werden und bestenfalls auch nutzbar gemacht werden? Das „Kulturjournal“ fragt in seiner Reihe „Stadt, Land, Haus“: Wie sehr fordert der Klimawandel die Städte heraus? Die Grundlage des Lebens: der Dokumentarfilm „Unser Boden, unser Erbe“ Nur noch 60 Ernten hat die Welt vor sich.
    Dann sind die Böden so ausgelaugt, dass nichts mehr darauf angebaut werden kann. So die Vereinten Nationen. Der Film „Unser Boden, unser Erbe“ (seit dem 8. Oktober im Kino) richtet den Blick auf genau diese dünne Schicht Erde. Um nur zehn Zentimeter fruchtbare Erde zu bilden, braucht der Planet Erde 10.000 Jahre.
    Und die Menschen gehen damit so sorglos um, als wäre die Ressource Boden unerschöpflich. Doch das ist sie eben nicht. Was also tun? Das „Kulturjournal“ über einen Film, der deutlich macht, wie alle für die Fruchtbarkeit des Bodens verantwortlich sind. Auf den Spuren eines NS-Verbrechers: der Roman „Johanns Bruder“ Über 20 Jahre haben die Brüder sich nicht gesehen, dann treffen sie sich erstmals wieder: in einer psychiatrischen Klinik in Celle.
    Paul hat in einem Dorf in der Nähe 17 Hühnern den Kopf abgeschlagen, Johann wird als nächster Angehöriger informiert. Warum dieses Hühner-Massaker? Es hat mit Adolf Eichmann zu tun, einem der Hauptverantwortlichen des Holocausts. Der lebte nach dem Zweiten Weltkrieg einige Jahre in diesem Dorf versteckt als Hühnerzüchter. Paul ist besessen von den Verbrechen des Nationalsozialismus und überredet seinen Bruder nun zu einer Recherchereise. Auf der gemeinsamen Tour setzen die beiden sich auch mit ihrer eigenen Herkunft auseinander.
    Schriftsteller Stephan Lohse verbindet in seinem neuen Roman gekonnt die Geschichte einer dysfunktionalen Familie. „Johanns Bruder“ (Suhrkamp Verlag) ist ein faszinierender vielschichtiger Roman, das „NDR Buch des Monats“ im Oktober. Oper trotz Corona: Wie die Häuser im Norden sich dem Virus widersetzen Abstandsregeln, Maskenpflicht, strenge Hygienekonzepte mit konsequenten Wegeregelungen: In dieser Spielzeit geht es nicht nur um die Kunst auf der Bühne, sondern vor allem darum, wie der Konzert-, Theater- oder Opernbesuch ohne Gefährdung für die Gesundheit des Publikums organisiert werden kann.
    Die Häuser im Norden reagieren mit ganz unterschiedlichen Konzepten: Am Staatstheater Oldenburg hat sich die ganze Besetzung in Quarantäne begeben und wurde regelmäßig auf COVID-19 getestet, damit alle sich auch auf der Bühne berühren und umarmen durften. Die Staatsoper Hannover streamt Opernabende und hat ihren Spielplan angepasst: gezeigt werden Stücke mit kleiner Besetzung.
    Am Staatstheater Braunschweig feiert jetzt „Fidelio“ Premiere, eingerichtet in einer Fassung für „Harmoniemusik“, sprich für ein Kammerensemble. Das „Kulturjournal“ fragt im Rahmen von „Kultur trotz Corona – Neues Spiel“: wie funktioniert Oper in Zeiten der Pandemie? Wer bekommt den Deutschen Buchpreis? Der Gewinner-Titel im „Kulturjournal“ „And the winner is …“: 187 Romane wurden eingereicht für den Deutschen Buchpreis, jetzt stehen nur noch sechs davon auf der Shortlist: Die Bücher von Bov Bjerg („Serpentinen), Dorothee Elmiger („Aus der Zuckerfabrik“), Thomas Hettche („Herzfaden), Deniz Ohde („Streulicht“), Anne Weber („Annette, ein Heldinnen-Epos“) und Christine Wunnicke („Die Dame mit der bemalten Hand“).
    Der Preis, der mit 25.000 Euro für den/​die Sieger/​in und je 2.500 Euro für die anderen fünf Autor*innen der Shortlist dotiert ist, gehört zu den wichtigsten literarischen Auszeichnungen in Deutschland.
    Die bisherigen Gewinner haben es fast alle durch den Preis auf die Bestsellerliste geschafft. Am Montag. 12. Oktober, wird der Deutsche Buchpreis verliehen. Das „Kulturjournal“ stellt den prämierten Roman vor. Mehr als nur Modefotografie: die Fotos von Peter Lindbergh Kate Moss, Linda Evangelista, Naomi Campbell: Peter Lindbergh hatte sie alle vor der Kamera. In den 1990er-Jahren prägte er die Ära der „Supermodels“ und wurde weltweit zum führenden Fotografen.
    Dabei hatte er seine ganz eigene Vorstellung von Schönheit. Die Models sollten bei den Shootings vor allem eines sein: ganz sie selbst. Wie kein anderer schaffte er es, nahe an sie heranzukommen und ein Stück ihrer Seele sichtbar zu machen. Peter Lindbergh, der mit seinen Bildern die Schönheitsstandards in der Modefotografie neu definierte, war davon überzeugt, dass die Modefotografie mehr ist als die Präsentation von Mode. Dass sein Werk viel mehr umfasst als Mode, ist jetzt im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen: „Untold Stories“ (bis 1. November).
    Gezeigt werden rund 140 Arbeiten, viele davon zum ersten Mal. Peter Lindbergh hat die Schau, die zuerst im Kunstpalast Düsseldorf gezeigt wurde, selbst kuratiert, ihre Fertigstellung aber nicht mehr erlebt. Er verstarb am 3. September 2019 im Alter von 74 Jahren in Paris. „Der Norden liest“: Start der Herbsttour Auch 2020 geht das „Kulturjournal“ auf Lesereise: Am 15. Oktober startet die Herbsttour von „Der Norden liest“ mit Carmen Korn in Hamburg-Bergedorf.
    Auch Literatur-Stars Daniel Kehlmann und Uwe Timm, Musiker Achim Reichel und junge Autorinnen und Autoren wie Olivia Wenzel und Leif Randt sind in diesem Herbst dabei. Die Lesetour von „Kulturjournal“ und NDR Kultur führt durch zehn norddeutsche Orte, von Kiel über Stralsund bis nach Göttingen, und endet am 10. Dezember in Hannover. Thematisch geht es noch weit darüber hinaus: vom Nordpol bis nach Paraguay, von der Nachkriegszeit und den Swinging Sixties bis gegenwärtig ins Herz der Pandemie. Alle Lesungen werden im Internet gestreamt auf ndr.de/​dernordenliest. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 12.10.2020NDR
  • Folge 11 (40 Min.)
    Kinder und Hartz IV: Ein persönliches Buch und eine Dokumentation über Armut in Deutschland
    Die Kinderarmut in Deutschland nimmt immer weiter zu. Aber was bedeutet das? Armut als Stigma, als Scham, als Chancenvereitler und als Teufelskreis, darüber schreibt Anna Mayr in ihrem Buch „Die Elenden“ (Hanser Verlag). Als Tochter von zwei Langzeitarbeitslosen weiß sie, wie schwer es ist, dem System Hartz IV zu entkommen. Wie sich die Kinder fühlen und was sie denken, damit beschäftigt sich auch die Dokumentation „Generation Hartz IV – Kinder kämpfen für ihre Zukunft“ (26.10.2020 im NDR). Der aufrüttelnde Film versucht auch einen Weg aufzuzeigen, wie die Kinder einen Weg aus der Misere finden können.
    Ein Rock-Pionier aus dem Norden: Autobiografie von Achim Reichel
    Der ehemalige Frontmann der „Rattles“, Achim Reichel, ist 75 Jahre alt und hat außer dem Beat noch eine ganze Menge mehr in seiner Karriere produziert. Er war Krautrocker, außerdem Wiederentdecker von Shantys und deutschen Volksliedern. Er machte Songs mit Schriftstellern und produzierte Hits wie „Der Spieler“ oder „Aloha Heja He“. In seiner Autobiographie „Ich hab’ das Paradies gesehen“ (Rowohlt) blickt er zurück auf sein pralles Leben als Musiker. Das Kulturjournal trifft Achim Reichel zu einem gemeinsamen Spaziergang auf St. Pauli, dort wo alles begann. Und in der Reihe „Der Norden liest“ wird Reichel sein Buch am 24. Oktober in Göttingen vorstellen. Die Lesung wird live gestreamt im Internet unter ndr.de/​dernordenliest.
    Star-Schauspieler als Regisseur: Begegnung mit Moritz Bleibtreu
    So beginnt sein Albtraum: Die Ehefrau geht fremd mit einem Kleinkriminellen – das glaubt Hagen zumindest, gespielt von Moritz Bleibtreu. Vielleicht gaukelt sein verwirrtes Hirn ihm das aber auch nur vor, denn er hat ein Problem: massiven Schlafmangel. Immer mehr verwischen Traum und Wirklichkeit, seine Ehe leidet, und das Drama nimmt seinen Lauf, als er Kontakt zu eben diesem Kleinkriminellen bekommt. Der Thriller „Cortex“ (Kinostart: 22. Oktober) ist die erste Regiearbeit von Moritz Bleibtreu. Das Kulturjournal hat den Hamburger getroffen und über Traum und Wirklichkeit philosophiert.
    Vom Norden in die Welt: 75 Jahre NDR Elbphilharmonie Orchester
    Das NDR Elbphilharmonie Orchester wurde schon auf der ganzen Welt gefeiert. Es gastierte in den großen Konzerthäusern in Europa, tourte durch Asien und spielte sogar in New York vor der UNO. Auf Initiative der britischen Militärregierung in Hamburg gegründet, gab das Orchester am 1. November 1945 das erste Konzert. Damals noch unter dem Namen Sinfonie-Orchester des Nordwestdeutschen Rundfunks. Chefdirigenten wie Hans Schmidt-Isserstedt, Günter Wand, Christoph Eschenbach und Christoph von Dohnányi machten das Rundfunkorchester zu einem Klangkörper der Weltklasse. Es gab Konzerte mit Stars wie Maria Callas, Yehudi Menuhin oder Igor Levit. Das Kulturjournal blickt zurück auf die Geschichte des Klangkörpers, und am 26. Oktober (um 23:15 Uhr) sendet das NDR Fernsehen die Dokumentation „Vom Norden in die Welt – 75 Jahre NDR Elbphilharmonie Orchester“.
    Jim Knopf, Urmel und Co.: Ein Roman über die „Augsburger Puppenkiste“
    Jim Knopf, das Sams und Urmel aus dem Eis: Die Marionetten der Augsburger Puppenkiste haben viele Kinder und Erwachsene begeistert. Thomas Hettche erzählt in seinem Roman „Herzfaden“ (Kiepenheuer & Witsch) die Geschichte des Theaters und setzt der Tochter des Gründers, Hannelore Oehmichen, ein Denkmal. Hettche erzählt, wie ihre Familie nach dem Zweiten Weltkrieg in den Trümmern des zerstörten Augsburgs die Puppenkiste aufgebaut hat. In den folgenden Jahrzehnten hat Hannelore Oehmichen eine eigene Welt der Puppen geschnitzt. „Herzfaden“ ist auch ein Roman über den Zauber des Marionetten-Theaters. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 19.10.2020NDR
  • Folge 12 (30 Min.)
    Frauen kreiden an: Sexuelle Belästigung auf der Straße
    Geiler Arsch, Süße! Na, kommst du mit zu mir? Puppe, komm’ doch mal rüber! Das sind Beispiele für sexuelle Belästigung auf der Straße, die viele Mädchen und Frauen kennen. Der Fachausdruck dafür: Catcalling. Und das ist alles andere als eine Form des Kompliments. Im Gegenteil. Es ärgert, verunsichert, stört Frauen. Eine Studentin hat nun eine Petition an die Politik gestartet, damit eben diese Form der sexuellen Belästigung unter Strafe gestellt wird. Denn während in Frankreich, Portugal, Belgien und den Niederlanden Catcalling schon strafbar ist, ist es in Deutschland kein eigener Straftatbestand.
    2016 fing eine Studentin in New York an, derartige Belästigungen mit Kreide auf die Straße zu schreiben und das auf Instagram zu posten als eine Art Mahnmal gegen Catcalls. Inzwischen gibt es derartige Aktionen überall auf der Welt. Auch in Hannover. Das „Kulturjournal“ hat die Initiatorinnen in Hannover getroffen und mit einer Expertin darüber gesprochen, warum Männer meinen, Frauen auf der Straße so belästigen zu müssen.
    Gegen die Angst: Bessere Stadtplanung für Frauen
    Es gibt sie in allen Städten, wenig einsehbare Ecken, schlecht beleuchtete Unterführungen, dunkle Parks. Orte, an denen Menschen unwohl wird, viele Frauen Angst bekommen. Tatsächlich fühlt sich kaum eine Frau sicher, wenn sie in Städten unterwegs ist. Und das nicht nur im Norden, sondern weltweit, wie eine aktuelle Studie von Plan International zeigt. Dabei braucht es gar nicht so viel, um vor allem das subjektive Sicherheitsempfinden zu verbessern: ausreichend Licht, mehr Übersichtlichkeit. Doch warum wird das in der Stadtplanung so wenig bedacht? Das „Kulturjournal“ spürt in Hamburg der Angst nach, besucht die unwirtlichen Orte im Lebensraum Großstadt und spricht mit Maike Röttger von Plan International sowie einer Stadtplanerin, die schon seit Jahren in Wien für gendergerechte Stadtentwicklung sorgt.
    Kultur trotz Corona: Wie geht es Theatern und Konzertveranstaltern?
    Endlich wieder Kultur. Die Wiedereröffnung der Theater und Konzerthäuser nach den langen Schließungen wurde von Kulturschaffenden und Publikum lang ersehnt. Jetzt laufen die Vorstellungen seit einigen Wochen, aber die Coronamaßnahmen machen den Häusern weiter zu schaffen: massive Umsatzeinbußen, denn nur ein Bruchteil an Plätzen darf überhaupt verkauft werden. Und nicht alle Angebote werden angenommen, denn ein Teil des Publikums hat trotz strenger Hygieneregeln Angst vor Ansteckung. Lohnt es sich da überhaupt, in Coronazeiten Theater zu spielen und Konzerte zu geben? Das „Kulturjournal“ besucht das Landestheater Oldenburg und spricht mit einem Veranstalter über die aktuelle Situation. Ein Beitrag im Rahmen der NDR Debatte „Kultur trotz Corona – Wie viel können wir uns noch leisten?“.
    Tennisstar als Schriftstellerin: Treffen mit Andrea Petkovic
    Andrea Petkovic hat ihr Romandebüt hingelegt. In „Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht“ nimmt der Tennisstar die Leserinnen und Leser mit in die Welt eines faszinierenden Sports, der so unkontrollierbar und aufregend ist wie das Leben selbst. Klug, poetisch und mit viel warmherzigem Humor erzählt sie Geschichten aus ihrer Kindheit und Jugend. Das „Kulturjournal“ trifft die Neu-Schriftstellerin in einer Buchhandlung und (natürlich) auf dem Tennisplatz.
    Maximaler Zustand der Unruhe: Kunstpreis der Stadt Wolfsburg für Birgit Brenner
    Ihre Arbeiten sollen maximal beunruhigen, in ihrem Werk bearbeitet sie gesellschaftlichen Fragen und Probleme, ihre Kunst beschreibt eine Sicht auf die Welt, wie sie sein könnte. Dafür bekommt Birgit Brenner in diesem Jahr den Kunstpreis der Stadt Wolfsburg. In dem Zusammenhang zeigt sie neue Arbeiten, die für Wolfsburg entstanden sind: zwei Kurzfilme und eine Rauminstallation, die um die Themen Weltuntergang und Zerstörung kreisen und das nicht Wahrhabenwollen, das Davonlaufen vor Gefahr. Das „Kulturjournal“ war beim Aufbau der Ausstellung mit dabei und hat sich von Birgit Brenner ihre Sicht auf die Welt und ihre Kunst erklären lassen („Promise Me“, Städtische Galerie Wolfsburg, 24. Oktober 2020 bis 25. April 2021). (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 26.10.2020NDR
  • Folge 13 (30 Min.)
    Zu fett, zu mager, zu hässlich: Body Shaming in den Medien
    Wie kann sie sich mit Größe 40 in solch enger Hose vor die Kamera wagen? Was hat sie für schlimme Haare? Für solch ein Nase sollte er sich schämen! Mit solchen Kommentaren werden Frauen und Männer konfrontiert, die vor Fernsehkameras stehen oder in Sozialen Medien wie Instagram unterwegs sind. Das nennt sich Body Shaming, Diskriminierung, Beleidigung, Mobbing oder Demütigung von Menschen aufgrund ihres Aussehens. Denn das soll bitte perfekt sein, makellos, faltenfrei, fettfrei, cellulitefrei. Julia Westlake steht als Moderatorin schon seit Jahren selbst vor der Kamera, kennt den Druck, schlank sein zu müssen, jung.
    Doch wer will solch genormte Gesichter und Körper? Wer steuert das und was macht das mit den Menschen vor den Kameras? Und wie beeinflusst das wiederum das Körperbewusstsein der Zuschauerinnen und Zuschauer vor den Bildschirmen und das der Nutzerinnen und Nutzer der sozialen Medien? Julia Westlake hat dafür einige Prominente getroffen und sich mit ihnen über Body Shaming unterhalten, darunter Carolin Kebekus, Frauke Ludowig, Arabella Kiesbauer, der Entertainer Riccardo Simonetti und die Comedian Idil Baydar.
    Die Kultur vor dem Aus? Prominente Kulturschaffende zu den neuen Einschränkungen
    Für viele Kulturschaffende sind die angekündigten erneuten Einschränkungen eine Katastrophe. Ab Montag, 2. November, müssen Theater, Konzerthäuser, Kinos, Museen wieder schließen. Die Folgen für die Häuser, aber vor allem auch für freischaffende Künstler*innen, sind verheerend. Viele protestieren nun gegen die neuen Maßnahmen, denn die strengen Hygienekonzepte sollen doch eigentlich gerade verhindern, dass sich Menschen im Kino, Konzert oder Theater mit dem Coronavirus anstecken. Musiker Till Brönner veröffentlichte bei Facebook ein Protestvideo, in dem er über die desolate Situation der Veranstaltungsbranche spricht, sein Post wurde massenhaft geteilt. Wie geht es weiter mit der Kultur? Was befürchten Künstler*innen? Das „Kulturjournal“ spricht unter anderem mit Till Brönner, Serdar Somuncu und Katja Riemann.
    „Museumsdetektive“ in Mecklenburg-Vorpommern: der große Kunstraub der Stasi
    Die sogenannte Aktion Licht ist bis heute eine der geheimnisvollsten Stasioperationen der 1960er-Jahre. Am 6. Januar 1962 verschaffte sich das Ministerium für Staatssicherheit Zugang zu Banken und Sparkassen der DDR. Über 100.000 Bankschließfächer und Tresore wurden teilweise gewaltsam geöffnet. Die Stasi war auf der Suche nach Kunst- und Kulturgütern. Die Bilanz des Raubzuges: Hunderte Gemälde, wertvolle Handschriften, Porzellan, Schmuck und Briefmarken wurden beschlagnahmt. Gesamtwert: vier Millionen DM. Vieles wurde sofort in den Westen verkauft.
    Einiges ging an regionale Museen. Weil die Operation auch nach DDR-Gesetzen illegal war, vertuschte die Stasi die Aktion. In der über 100 Seiten langen Raubgut-Liste finden sich nur grobe Angaben, ganz selten ein genauer Bildtitel, nie ein Verweis, aus welchem Schließfach das Objekt gestohlen wurde. Eines der wenigen namentlich verzeichneten Bilder ist das Gemälde „Herzog Karl Ludwig Friedrich von Mecklenburg-Strelitz“. Ein gleichnamiges Bild befindet sich heute im Depot des Schweriner Museums.
    Das Bild ist stark beschädigt und muss lange zusammengefaltet gelagert worden sein. Das Schweriner Museum hat es in der Lost-Art-Datenbank, die vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste betrieben wird, als mutmaßliches Raubgut verzeichnet. Stammt es aus dem Raubzug der Stasi? Auch auf Rügen suchte die Stasi intensiv nach Wert- und Kunstgegenständen. Die Akten der dortigen Stasi sind erhalten und konnten komplett gesichtet werden. In dieser neuen Folge der „Kulturjournal“-Reihe „Museumsdetektive“ wird eine völlig unbekannte Geschichte erzählt.
    Jazz trifft Klassik: Nils Wülker und die NDR Radiophilharmonie
    Er ist einer der wichtigsten Jazz-Trompeter in Deutschland und immer offen für neue musikalische Wege: Nils Wülker. Er hat unter anderem mit dem Rapper Marteria, mit Max Mutzke oder Ute Lemper zusammengearbeitet. Souverän verbindet Wülker dabei ganz unterschiedliche Stile mit seinem eigenen Trompetenklang. Auf seiner neuen CD „Go“ kombiniert er Jazz mit Elektronik und für ein Konzert auch noch mit Klassik. Die Stücke der CD wurden für Orchester neu arrangiert. In Hannover spielt Nils Wülker gemeinsam mit der NDR Radiophilharmonie und Dirigent Patrick Hahn. Das „Kulturjournal“ hat die Proben begleitet und zeigt Ausschnitte aus dem Konzert. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 02.11.2020NDR
  • Folge 14 (30 Min.)
    Abstand durch Corona: warum Berührungen so wichtig sind
    Ein Küsschen auf die Wange zur Begrüßung, eine herzliche Umarmung, selbst einfaches Händeschütteln, in Zeiten von Corona kein Alltag mehr. Im Gegenteil. Abstand ist das Gebot der Stunde, Distanz, 1,5 Meter Abstand zwischen den Menschen. Dabei braucht der Mensch Berührungen, ein Bedürfnis, das schon von Geburt an in ihm angelegt ist. Der Tastsinn ist sogar nicht nur der erste Sinn, der sich im Mutterleib entwickelt, sondern vermutlich der letzte, der vor dem Tod eines Menschen verloren geht. Durch jede Berührung wird Oxytocin ausgeschüttet, Nervosität gelindert, Stress abgebaut. Was macht diese berührungslose Zeit mit jedem Einzelnen? Wird man nach der Pandemie gleich wieder zum „normalen“ Berühren zurückkehren? Das „Kulturjournal“ spricht mit einer Expertin und einer Frau, die unter dem Mangel an Berührungen leidet.
    Die größte Arktisexpedition aller Zeiten: Dokumentation über das Forschungsschiff „Polarstern“
    Es ist eine Expedition der Superlative: Von Herbst 2019 an driftete das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ eingefroren in einer Scholle durch das Polarmeer. An Bord: Hunderte Wissenschaftler*innen aus 20 Nationen, versorgt von einer internationalen Flotte von Eisbrechern, Helikoptern und Flugzeugen. Gemeinsam haben sie in der Arktis die Auswirkungen des Klimawandels untersucht. Denn die Veränderungen in der Arktis haben Folgen weit über die Region hinaus. Die Dokumentation „Erlebnis Erde – Expedition Arktis“ (Regie: Philipp Grieß) hat das Forschungsschiff und die Wissenschaftler*innen begleitet, zu sehen am 16. November, 20:15 Uhr, in Das Erste. Und der Film „Expedition Arktis – Wie Norddeutsche im Eis um unser Klima kämpfen“ stellt drei der Teilnehmenden in den Mittelpunkt, darunter Expeditionsleiter Markus Rex. Das NDR Fernsehen zeigt diese Dokumentation am 18. November, 21:00 Uhr.
    Tragik eines Raketenpioniers: der Roman „Die Erfindung des Countdowns“
    Schon als kleiner Junge träumte er davon, eine Rakete zu bauen, die bis zum Mond fliegen kann. Und später wusste Hermann Oberth auch, wie das geht, zumindest theoretisch. In der Praxis scheiterte er immer wieder: Seine Professoren in Göttingen erkannten seine Arbeiten nicht an. Für den legendären Filmregisseur Fritz Lang sollte er eine Rakete bauen, um dessen Film „Frau im Mond“ zu bewerben, doch ihm gelang nur das Modell, das im Stummfilm zu sehen ist. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete Oberth im Rüstungszentrum Peenemünde: Immer wieder bot er den Nazis seine Expertise an, die Rakete jedoch bauten andere. Der Hamburger Schriftsteller Daniel Mellem hat über diesen gescheiterten Pionier einen Roman geschrieben: „Die Erfindung des Countdowns“ (dtv). Die Geschichte eines Visionärs, der zum Getriebenen wird: Um seinen Traum zu verfolgen, vernachlässigt er Frau und Kinder und driftet auch politisch ab.
    Jazz trifft Klassik: Nils Wülker und die NDR Radiophilharmonie
    Nils Wülker ist einer der wichtigsten Jazz-Trompeter in Deutschland und immer offen für neue musikalische Wege. Er hat unter anderem mit dem Rapper Marteria, mit Max Mutzke oder Ute Lemper zusammengearbeitet. Dabei verbindet er ganz unterschiedliche Stile mit seinem eigenen Trompetenklang. Auf seiner neuen CD „Go“ kombiniert Wülker Jazz mit Elektronik und für ein Konzert auch noch mit Klassik: die Stücke der CD wurden für Orchester neu arrangiert. In Hannover hat Wülker sie gemeinsam mit der NDR Radiophilharmonie und Dirigent Patrick Hahn eingespielt. Das „Kulturjournal“ hat die Proben begleitet. Das Konzert ist auf ndr.de/​radiophilharmonie zu sehen.
    Auf den Spuren von Naziraubkunst: „Museumsdetektive“ in Hamburg
    Möbel, Musikinstrumente, Gemälde und Hausrat: Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges lagerten etwa 3.000 Kisten mit dem Besitz jüdischer Auswanderer im Hamburger Hafen. Doch ihre rechtmäßigen Eigentümer sollten ihr Hab und Gut nie zurückbekommen. Stattdessen beschlagnahmte die Gestapo die Kisten. Der Inhalt wurde im Auftrag der Oberfinanzdirektion Hamburg versteigert. Ein Großteil der Beute kam in Privathaushalte, aber zahlreiche Kunstschätze wurden auch von Hamburger Museen erworben. Einige Gemälde zum Beispiel befinden sich heute in der Hamburger Kunsthalle. Eine Sammlung der japanischen Teekultur ist heute im MARKK (Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt) zu finden. Jetzt begibt sich eine Provenienzforscherin aus Bremerhaven auf die Spur der Kisten und versucht ihren Weg nachzuzeichnen: vom Verlassen des Hauses bis zu den heutigen Besitzern des Umzugsgutes. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 09.11.2020NDR
  • Folge 15 (30 Min.)
    Schule in Zeiten von Corona: Wie geht es den Kindern?
    Am 16. März 2020 wurden die Schulen landesweit geschlossen und sollten sehr lange nicht wieder aufmachen. Erst am 25. Mai wurden zum Beispiel die Türen in Hamburger Schulen wieder geöffnet. Und das auch nur bis zu den Sommerferien, für die Schülerinnen und Schüler, nur an einem Tag in der Woche. In der gesamten Zeit zuvor war Homeschooling angesagt. Damit kamen die Kinder unterschiedlich gut oder schlecht klar: Einige standen erst gegen Mittag auf, spielten die ganze Nacht Computerspiele, verließen in der ganzen Zeit kaum das Haus, kamen nicht an die frische Luft, machten keinen Sport.
    Nach den Sommerferien ging der Regelbetrieb wieder los. Und auch im jetzigen sogenannten „Lockdown light“ gehen die Kinder weiterhin zur Schule. Die NDR Autorin Alexandra Bidian hat vier Schüler*innen der Stadtteilschule Mümmelmannsberg nun zum zweiten Mal getroffen, um zu sehen, wie es ihnen in dieser Pandemie ergeht. Zum ersten Mal hatte sie die Jugendlichen einen ganzen Monat lang vor den Sommerferien begleitet. Daraus entstand der Film „Gestern war alles normal“. Nun hat sie sie wieder aufgesucht, um zu sehen, wie sich die Schülerinnen und Schüler inzwischen im Regelbetrieb fühlen.
    Acht Monate ohne Tanz: Droht das Sterben der Clubs?
    Tanzen. Sich zur Musik gehen lassen. Die Nacht durch feiern. Mit vielen Menschen auf engem Raum. Klingt fast wie ein Relikt aus dunkler Vergangenheit. Denn Corona lässt genau das seit Monaten nicht zu. Die Clubs und Diskotheken konnten ihren Betrieb nicht wie normal weiterführen, mussten in Zeiten der Kontaktbeschränkungen schließen. Und auch außerhalb dieser Zeiten war Tanzen nicht möglich. Einige Läden versuchten sich als Bar, stellten Sofas auf die Tanzflächen. Doch wie wird es weitergehen? Wie wird die Clubkultur nach der Pandemie aussehen? Wird es ein Clubsterben geben? Dabei sind Clubs vielmehr als nur Orte zum Tanzen, sie sind Orte der Freiheit. In der ARD-Themenwoche geht es in diesem Jahr um unsere Zukunft: „#WIE LEBEN – bleibt alles anders“ lautet der Titel. Das „Kulturjournal“ fragt daher: Wie werden wir auch in der Hinsicht weiterleben, wie feiern, wie tanzen?
    „Museumsdetektive“: Wie geht Lübeck mit kolonialem Raubgut um?
    Es sind Relikte aus einer Kultur, die so nicht mehr existiert: Holzskulpturen, kostbare Schnitzereien und Ahnenfiguren der Pangwe aus Zentralafrika, ein ethnologischer Schatz, der in der Lübecker Völkerkundesammlung schlummert. Wie die Werke in die Hansestadt kamen, ist klar: Anfang des letzten Jahrhunderts schickte das damals stolze Völkerkundemuseum den Forschungsreisenden Günther Tessmann (1884 – 1969) auf eine Expedition, die nicht nur der Wissenschaft diente, sondern vor allem möglichst viele Werke für die große Sammlung sichern sollte. Handelt es sich bei den Objekten um Raubkunst? Das fragen sich jetzt „Museumsdetektive“ in Lübeck und Gabun und können dabei auf eine bemerkenswert gute Quellenlage zurückgreifen: Es gibt Tagebuchaufzeichnungen, Sammlungskataloge und viel originales Bildmaterial.
    Dabei stellt sich heraus: Die Geschehnisse von damals sind sehr viel komplexer als vermutet, die Antwort auf die Frage des rechtmäßigen Erwerbs der Gegenstände ist kompliziert. In der Reihe „Museumsdetektive – Auf den Spuren geraubter Kunst im Norden“ berichtet das „Kulturjournal“ in dieser Folge über den Umgang der Völkerkundesammlung der Lübecker Museen mit ihrem kolonialen Erbe.
    „Sei kein Mann“: Buch über toxische Männlichkeit
    Er hat das Buch geschrieben, das er als Jugendlicher gern gelesen hätte. Denn Jungen stehen unter enormem Druck, einem Männlichkeitsideal zu entsprechen, bei dem Gefühle als Schwäche ausgelegt werden, sagt JJ Bola. Geboren in Kinshasa im Kongo, ist er als Kind nach London gekommen und wuchs dort in einer Brennpunktsiedlung auf. Er arbeitete als Sozialarbeiter mit Jugendlichen, die psychische Probleme haben. Obwohl Männer in der Gesellschaft die privilegierteren Positionen haben, leiden doch viele unter den starren Erwartungen, an denen manche zerbrechen. „Dasselbe System, das Männer in der Gesellschaft bevorzugt, ist am Ende auch das System, das sie einschränkt, ihr Wachstum hemmt und schließlich zu ihrer Zerstörung führt“, schreibt Bola in seinem Buch „Sei kein Mann“ (Hanser). Der „Kulturjournal“-Buchtipp zum Internationalen Männertag am 19. November.
    Pilze statt Plastik: die Künstlerin und Forscherin Vera Meyer
    Vera Meyer ist fasziniert von Pilzen und will mit ihnen die Welt verändern. Die Forscherin und Professorin an der Technischen Universität Berlin arbeitet daran, Pilze als Werkstoff der Zukunft zu entwickeln, nachhaltig und ökologisch. Das Pilzmaterial soll Beton, Styropor oder Plastik ersetzen. Kleidung, Möbel, selbst Häuser sollen daraus gebaut werden, eine faszinierende Vision. Was viele Menschen nicht wissen: Schon jetzt gibt es Pilze in vielen Produkten, wie zum Beispiel in zahlreichen Medikamenten von der Antibabypille bis zum Blutdrucksenker. Auch als Künstlerin arbeitet Vera Meyer mit Pilzen, sie kreiert kleine Skulpturen als spielerische Hommage. Das „Kulturjournal“ porträtiert eine ungewöhnliche Frau mit einer klaren Mission: einer neuen Industrie der Pilze. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 16.11.2020NDR
  • Folge 16 (30 Min.)
    Aufregung um ein Sternchen: Wie sinnvoll ist der Genderstern?
    Gendern oder nicht gendern? Sternchen oder kein Sternchen? Darüber wird gerade heiß diskutiert. Denn so langsam hält ein Sternchen immer mehr Einzug in die deutsche Sprache: das Gendersternchen. Immer mehr Moderator*innen nutzen es. Dann heißt es in den Nachrichten im Radio oder Fernsehen zum Beispiel nicht mehr: die Wähler, sondern die Wähler*innen, samt Miniaturpause, die das Sternchen verdeutlichen soll. Und dieses Sternchen soll in Personenbezeichnungen neben männlichen und weiblichen auch andere Geschlechter und Geschlechtsidentitäten sichtbar oder hörbar machen. Doch ist das Sternchen das geeignete Mittel? Die Gesellschaft für deutsche Sprache beispielsweise spricht sich gegen die Verwendung aus, moniert zum Beispiel, dass beim Ignorieren der Genderpause nur noch die weibliche Form gesprochen wird, was dann wiederum auch nicht genderneutral ist.
    Luise F. Pusch, Mitbegründerin der feministischen Linguistik, würde am liebsten nur noch die weibliche Form benutzen. Generisches Femininum statt generischem Maskulinum. Wo es früher zum Beispiel „die Schüler“ hieß, soll es jetzt einfach „die Schülerinnen“ heißen und damit eben auch die männlichen Schüler gemeint sein. Die Schriftstellerin Nele Pollatschek dagegen möchte gar nicht Schriftstellerin, sondern lieber nur Schriftsteller genannt werden. Warum? Das „Kulturjournal“ spricht mit allen über ein kleines Sternchen, das für viel Diskussion sorgt.
    Kultur trotz Corona: Wie kommen die Galerien durch die Pandemie?
    Keine Vernissagen, keine Kunstmessen und kaum Publikumsverkehr. Die Hygienevorschriften treffen die privaten Kunstgalerien, aber immerhin dürfen sie noch öffnen, während die Museen im sogenannten „Lockdown light“ schließen mussten. Wie sehr beeinflusst Corona das Geschäft und wie kommen die Galerien durch die Pandemie? Das „Kulturjournal“ hat sich in der Szene in Hannover umgehört.
    Flucht als Menscheitsgeschichte: NDR Kultur Sachbuchpreis für Andreas Kossert
    Schon in der Bibel gab es Flucht und Vertreibung. Und tatsächlich zieht sich der Verlust der Heimat durch die Geschichte der Menschheit. Die Erfahrungen der Betroffenen sind ähnlich, die Gründe für die Flucht auch: Sie sind politisch, ethnisch, religiös. Und wenn die Menschen dann in Sicherheit sind, heißt das noch lange nicht, dass sie angekommen sind. Denn es zeigt sich, dass Willkommenskultur die historische Ausnahme ist. Andreas Kossert hat eine brillante Erzählung über das Schicksal von Geflüchteten und Vertriebenen geschrieben: „Flucht.
    Eine Menschheitsgeschichte“ (Siedler Verlag), für die er jetzt mit dem diesjährigen NDR Kultur Sachbuchpreis geehrt wird. Erstmals wird der Preis zwei Mal vergeben: Neben Kossert wird auch noch Caroline Criado-Perez für ihr Buch „Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“ (btb) ausgezeichnet. (Preisverleihung am 24. November ab 19 Uhr im Livestream unter NDR.de/​NDRkultur oder im Radio bei NDR Kultur.)
    Legaler Tausch oder ominöses Geschäft? „Museumsdetektive“ untersuchen deutsch-deutschen Kunsthandel
    Zwei Kugelkopfschreibmaschinen und ein Diaprojektor, das war der Tauschwert für ein Gemälde aus dem 19. Jahrhundert von Willem Gruyter. In den 1970er-Jahren ging das Bild, das die Geestemündung zeigt, vom Schifffahrtsmuseum Rostock in den Bestand des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven. Kunst gegen Sachwerte, deutsch-deutscher Kunsthandel möchte man meinen. War der Handel legal oder doch Abzocke des Westens angesichts des aus heutiger Sicht so geringen Tauschwerts? Und wie gelangte das Bild von der DDR in die BRD? Die „Museumsdetektive“ untersuchen die Hintergründe des ominösen Tauschgeschäftes und arbeiten dabei auch ein Stück Zeitgeschichte auf.
    Vom Wiederaufbau zur Studentenrevolte: der neue Roman von Christian Berkel
    Noch so ein schreibender Promi? Nein! Christian Berkel ist Schauspieler und er ist gleichzeitig ein guter Schriftsteller. In seinem ersten Roman „Der Apfelbaum“ erzählt er die Geschichte seiner deutsch-jüdischen Familie und hat damit einen Bestseller gelandet. Jetzt hat er die Fortsetzung veröffentlicht: „Ada“, geschrieben aus der Perspektive einer Frau, einer für den Roman erfundenen Schwester. Sie wächst auf im Schweigen der 1950er-Jahre, begehrt auf in den 1960er-Jahren: Rolling Stones, Drogen, Studentenrevolte. Die Geschichte einer Frau auf der Suche nach einem besseren Leben und nach ihrer wirklichen Identität zwischen Judentum und Christentum. Und gleichzeitig ist „Ada“ ein starker Roman über die deutsche Nachkriegszeit, die bis ins Heute nachwirkt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 23.11.2020NDR
  • Folge 17 (30 Min.)
    Islamismus an Schulen: Wie steht es um die Meinungsfreiheit?
    Am 16. Oktober 2020 ist der französische Lehrer Samuel Paty auf offener Straße in einem Pariser Vorort enthauptet worden. Er hatte in seinem Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit die Mohammed-Karikaturen verwendet, den Schüler*innen dabei freigestellt, den Klassenraum zu verlassen oder den Blick abzuwenden. Die Ermordung des Lehrers, für Experten kein Zufall. Denn schon lange fühlen sich Lehrkräfte in Frankreich von Islamisten eingeschüchtert. Wie sieht es in Deutschland aus? Hierzulande sei man von französischen Verhältnissen noch weit entfernt.
    Aber es mehren sich Anzeichen, dass es zu massiven Einflussnahmen auf Lehrerinnen und Lehrer kommt. Das reicht von Versuchen, den Essensplan zu beeinflussen, bis hin zu Versuchen, Unterrichtsgegenstände für tabu zu erklären. Darunter das Thema Israel oder auch die Evolutionslehre, so Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes. Das „Kulturjournal“ spricht mit ihm und einem Schulleiter und dem Psychologen Ahmad Mansour, der sich mit Projekten gegen Radikalisierung beschäftigt, über die Gründe und die Mittel dagegen.
    Flucht aus dem muslimischen Glauben: die Autobiografie von Amed Sherwan
    Es ist eine ungewöhnliche Fluchtgeschichte: Amed Sherwan musste seine Heimat Nordirak nicht wegen Krieg, Terror oder einer Naturkatastrophe verlassen. Er musste fliehen, weil er nicht mehr an den Islam glaubte und sich öffentlich dazu bekannte. Sherwan wuchs in einer streng muslimischen Familie auf, aber als Jugendlicher bekam er Zweifel an der Religion. Zum Test, ob Allah ihn bestrafen würde, zündete er mit 14 Jahren sogar den Koran an. Als er seine Abkehr von der Religion auf Facebook verkündete, ließ sein Vater ihn verhaften: Amed wurde gefoltert, musste ins Gefängnis. Nach seiner Freilassung flüchtete er, denn ein Leben im Irak als „Kafir“, als „Ungläubiger“, war nicht mehr möglich. Inzwischen wohnt Amed Sherwan in Flensburg und engagiert sich für Diversity. Seine Geschichte erzählt er in dem Buch „Kafir. Allah sei Dank bin ich Atheist“ (Edition Nautilus).
    Hand in Hand für Norddeutschland: Mitmachzirkus ABRAX KADABRAX für benachteiligte Kinder
    Ein rot-gelbes Zirkuszelt, darin lernen Kinder Akrobatik, Jonglage, Luftartistik und Balance. Ein Ort der Freude mitten im Osdorfer Born, einer Großwohnsiedlung in Hamburg, wo viele Kinder in Armut leben, vernachlässigt werden und kaum Freizeitangebote haben. Doch ABRAX KADABRAX bietet jedes Jahr über 1.000 Kindern und Jugendlichen Ablenkung. Der Zirkus macht die Kinder vom Osdorfer Born stolz. Und das Publikum lacht, staunt und applaudiert. Im Rahmen der Spendenaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ des NDR wird auch für dieses so wichtige Angebot für Kinder in Coronazeiten gesammelt.
    Vom Wiederaufbau zur Studentenrevolte: der neue Roman von Christian Berkel
    Noch so ein schreibender Promi? Nein! Christian Berkel ist Schauspieler und er ist gleichzeitig ein guter Schriftsteller. In seinem ersten Roman „Der Apfelbaum“ erzählt er die Geschichte seiner deutsch-jüdischen Familie und hat damit einen Bestseller gelandet. Jetzt hat er die Fortsetzung veröffentlicht: „Ada“, geschrieben aus der Perspektive einer Frau, einer für den Roman erfundenen Schwester. Sie wächst auf im Schweigen der 1950er-Jahre, begehrt auf in den 1960er-Jahren: Rolling Stones, Drogen, Studentenrevolte. Die Geschichte einer Frau auf der Suche nach einem besseren Leben und nach ihrer wirklichen Identität zwischen Judentum und Christentum. Und gleichzeitig ist „Ada“ ein starker Roman über die deutsche Nachkriegszeit, die bis ins Heute nachwirkt. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 30.11.2020NDR
  • Folge 18 (30 Min.)
    Was für ein Jahr! Der „Kulturjournal“-Rückblick 2020
    Was für ein Jahr! Ein Jahr, das geprägt war von Mindestabstand, Atemschutzmasken und Lockdown. Ein Jahr, in dem Kultur nicht wie sonst Kultur war und sein konnte. Die Kultur durfte nicht wie üblich stattfinden, musste sich neue Räume suchen, verlegte sich in Teilen ins Internet. Ein Jahr, in dem viele Kulturschaffende in Existenzängste gerieten. Ein Jahr, das gefühlt vor allem nur von der Pandemie geprägt war. Doch es gab auch noch andere Themen. Im „Kulturjournal“ sind Jubiläen gefeiert worden, es wurde geschaut, wie weit Deutschland in Sachen Gleichberechtigung inzwischen ist und wie es um den Kampf zur Rettung der Natur bestellt ist. Somit blickt das „Kulturjournal“ zurück auf ein in jeder Hinsicht außergewöhnliches Jahr.
    Herzenswärme to go: Der Songwriter Florian Künstler unterstützt Obdachlose in Lübeck
    Die Obdachlosenhilfe Lübeck e.V. versorgt ihre Schützlinge mit warmen Speisen, Getränken, Süßigkeiten und Kleidung. Bei Bedarf auch mit Isomatten und Schlafsäcken, die gerade in der kalten Jahreszeit lebensnotwendig sind. Jetzt bekommen die Obdachlosen auch Musik: vom Songwriter Florian Künstler. Der Lübecker Musiker begleitet den Kältebus mit seiner Gitarre. Er selbst wurde als Kind vernachlässigt, wuchs in Pflegefamilien auf, war kurz auch selbst obdachlos. Die Musik habe ihn gerettet, sagt Florian Künstler, der als Straßenmusiker anfing und jetzt Karriere macht. Zeit, etwas zurückzugeben, sagt er.
    Kommt das Geld wirklich an? Kulturschaffende und die Coronahilfe
    Die Liste liest sich gut: Hilfspaket für Solo-Selbstständige und Kleinstunternehmen, Kurzarbeitergeld, vereinfachter Zugang zur Grundsicherung, Liquiditätshilfen. Und natürlich die November-Hilfen, die auch noch für den Dezember angeboten werden. Mit diesen Angeboten will die Bundesregierung auch die Kulturschaffenden unterstützen, schnell und unbürokratisch und mit viel Geld. Doch kommt die Hilfe auch wirklich dort an, wo sie gebraucht wird? Das „Kulturjournal“ fragt nach: beim Bundesverband Freie Darstellende Künste e.V. und dem niedersächsischen Kabarett-Duo Das Geld liegt auf der Fensterbank, Marie. Wenn es doch nur so einfach wäre!
    Annäherung an den Vater: Michael Kleebergs persönliches Buch „Glücksritter“
    Wer war mein Vater und wie sehr hat er mich geprägt? Darum geht es in dem neuen Buch von Michael Kleeberg. Der Schriftsteller hat sich nach dem Tod seines Vaters 2014 intensiv mit dessen Geschichte auseinandersetzt und ein sehr persönliches und offenes Buch geschrieben: „Glücksritter“ (Galiani Berlin). Der Vater, 1931 geboren, stammt aus einfachen Verhältnissen und kämpfte sein Leben lang um den gesellschaftlichen Aufstieg. Geld war immer ein Thema, die Suche nach Anerkennung und gleichzeitig eine Vorstellung davon, dass die Kleebergs eigentlich etwas Besseres seien.
    Einfühlsam schreibt Kleeberg über die Kindheit und Jugend des Vaters im Dritten Reich, über spätere berufliche Niederlagen und darüber, wie der Vater am Ende des Lebens einem dubiosen Trickbetrüger zum Opfer fiel, weil er immer noch auf das große Los hoffte. Und oft geht es um die Konflikte, die beide miteinander hatten. „Glücksritter“ ist das „NDR Buch des Monats“ im Dezember. Das „Kulturjournal“ trifft Michael Kleeberg in Großhansdorf bei Hamburg, wo seine Eltern 35 Jahre lang gelebt haben. (Text: NDR)
    Deutsche TV-PremiereMo 07.12.2020NDR

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